Berlin, 21.April 2074

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Durch kleine Augen sah Joker zur schummrigen Beleuchtung innerhalb des Roadmasters. Er war zu müde um wach zu sein und zu angespannt um zu schlafen. Zäh wie warmer Gummi wanden sich in seinem Schädel Gedanken um den aktuellen Auftrag. Spaceboy war übereifrig, den Priester umlegen um weiter zu machen wäre akut die richtige Entscheidung gewesen, könnte aber gewaltig nach hinten losgehen. Wenn diese Sekte das mitbekäme würden alle weiteren Aktionen nur noch schwerer werden, mehr noch sie könnten ihre Weltuntergangsvorhaben noch schneller umsetzen. Gropiusstadt, da war sich Taresh fast sicher, war nur Teil der Fassade, maximal noch Rekrutierungsstätte. Schlauer wird man nur in dem vermeintlichen Kinderheim.

Aber die Indizien, Spaceboys Zufallsfund, sprachen dafür, dass hinter der Sekte tatsächlich mehr stünde als ein Haufen Irrer – zumindest ein Haufen Irrer mit paramilitärischem Hintergrund und äußerst gefährlichen Interessen. Es wäre vielleicht klüger nicht nur, unter dem Risiko Aufmerksamkeit zu erregen, weitere Informationen zu sammeln, sondern eher gleich quick and dirty zuzuschlagen, falls man entsprechende Hinweise fand. Solch weitreichende Entscheidungen konnte man aber nicht allein treffen, zumindest nicht wenn man für die Sauerei im Anschluss bezahlt werden wollte. Also erst einmal zu Harlekin fahren.

Die Augen des Straßensamurais wanden sich von der LED ab, durch das kleine Fenster des Roadmasters hinaus ins nächtliche Berlin. Sie rauschten vorbei an Falkensees Brachen, an Pennern und Straßenstrich, hinein ins pulsierende Neonlicht, rein ins niemals schlafende, glitzerndes Innere der Metropole. Mama Berlin, diese Stadt war eine Hure. Eine dicke, fette Hure. Für sie waren alle gleich, Norms, Kons, Anarchos – alle fickten sie und alle nährten sich zugleich an ihrem üppigen Busen. Sie war Mutter, Geliebte und Schwester in einem, man kam nicht von ihr los, selbst wenn man sie mit dem ärgsten Feind teilte. Ihr Leib war warm und bequem aber durchsetzt von Geschwüren, Geschwüren wie dieser Sekte. Einige dieser Wucherungen waren Harmlos und gehörten zum Bild Berlins genauso wie ihr aufgetakeltes Antlitz, die glänzenden Einkaufsmeilen der Konzernghettos und ihre feurigen Lenden, die wilden Partys in den Anarchoviertel. Andere Auswüchse waren bedrohlich. Sie waren große, wabernde Eiterbeutel, gefüllt mit genug Hass und Gift um die alte Hure dran ersticken zu lassen.

Für solche Zellen gab es nur eine Lösung, raus schneiden und zerquetschen. Wenn etwas die Stadt selbst bedrohte waren ihre Bewohner für einen kurzen Moment erstaunlich einig. Wie da einst zu den Eurokriegen. Das hier war vielleicht ganz so offensichtlich, aber spätestens seit just cause weiß jeder Berliner welch unkontrollierbare Folgen kleine fanatische Gruppen verursachen können. Die Konzerne warten doch nur auf den nächsten Spinner der dumm genug ist ihnen einen Vorwand zu liefern um gegen die verbliebenden Anarchos und vor allem die Vory, die hinter ihnen die Strippen ziehen, vorzugehen.

Vory? – Fuck warum war Joker eigentlich nicht vorher drauf gekommen. Russische Gesänge, ausgezeichnete Kontakte zur BERVAG und paramilitärische Attitüden? Viel stärker hätte man mit dem Zaun kaum winken können. Jetzt hieß es Sojanka essen oder testen wie hart Gargaris Eier tatsächlich waren. Joker wandte seinen Blick wieder nach vorn: „Keiler, kleine Planänderung. Kannst du ein Umweg nach Mahrzahn nehmen?“. In gebückter Haltung lief er vor zur Fahrerkabine und beugte sich zu dem Ork, wenngleich er laut genug für alle Chummer sprach. „Vielleicht haben wir nur nicht die richtigen Schieber bemüht, ich versuch mal die Sojankarussen aus dem Bett zu klinkeln.“

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Berlin, 30.4.2074, 7sins

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Der letzte Track war lahm, der letzte Drink schmeckte nicht, Joker war der letzte Gast auf seiner letzten Party. Es war schon heller Tag und wenn der wahre Anlass für die Abschiedsparty, nicht so verdammt bitter gewesen wäre, es wäre die Party des Jahrhunderts. Freier Eintritt, freie Getränke, freie Liebe - Live Acts und Show die ganze Nacht. Berlin rannte ihm die Bude ein. Noch einmal feiern als wenn es keinen Morgen gäbe. Doch der Morgen kam viel zu früh und unaufhaltsam - mit ihm das scheiß Gefühl.

Fick dich Goldi, fick dich Harlekin, fick dich Feuergeist – Joker war es egal welchen viel zu mächtigem Wesen er auf den Zeh getrampelt war. All diese Menschen, Elfen, Zwerge und Trolle, diese schönen Mädchen und Jungen die mit ihm feierten waren blind, taub und ahnungslos. Sie alle wurden zermahlen im Zusammenspiel der Mächtigen und wenn Taresh ihnen alles erzählen würde, was er wüsste, sie würden ihn nur milde belächeln und weiterfeiern. Welch‘ ein Segen Ahnungslosigkeit doch war, entweder würde etwas passieren und man hatte das Leben bis zu Letzt genossen, oder es würde nichts passieren und einfach nur weiterfeiern. So oder so, der Fluch der Ahnungslosigkeit war eigentlich der Segen der Sorglosigkeit.

Der Elf dachte an die Brand- und Nichtraucherbestimmungen der ADL als er sich mit den Rücken gegen den Tresen lehnte und eine Zigarette entzündete. Ab Morgen ist hier Rauchverbot, in seinem eigenen Club dürfte er sich keine Fluppe mehr anzünden. Nein – es war nicht mehr sein Club und er Morgen auch nicht mehr hier.

Taresh hatte seine Wohnung schon leer geräumt und zusammen mit der Ausrüstung der Sicherheitsfirmer verstaut. Nur Uwe-Uwe saß noch in einem Käfig neben ihm. Er hatte bei weitem nicht bekommen, was der Club anhand seiner Bilanzen wert gewesen wäre, aber das war immer noch wesentlich mehr, als eine Ruine zu besitzen. Selbst wenn seine schlimmsten Befürchtungen nicht wahr werden würden, er hatte einen Auftrag versaut, so richtig und keine Ahnung wie dieser Harlekin reagieren würde, wie nachtragend er war. Und wenn diese Sekte auch nur irgendwas Dummes versuchen würde, Prime wusste, dass Joker was wusste, irgendwie mit drin hing. Die Vory, zumindest die Guten wussten es wohl auch. Wenn die Kacke dampft würde man ihn suchen, da war ein Betrieb wie das Sevens nur unnötiger Ballast.

Theoretisch stand Spitzzahn ein Drittel des Verkaufspreises zu, andererseits hatte die Schlange dass, was sie investiert hatte, schon längst wieder raus. Man würde das wohl ausdiskutieren müssen. In jedem Fall hatte Joker ein mobiles Savehouse unterm Hintern und ein Finanz- und Aktienpolster um sich zumindest um Treibstoff und Essen keine Sorgen mehr machen zu müssen.

Joker hatte mehr Glück als der Großteil seines Teams gehabt. Viele von ihnen waren bestenfalls nur noch als Krüppel zu bezeichnen, wobei sich der Elf sowieso fragte wie man einen Sturz aus der Höhe überleben konnte. Sicherlich hatte der Geist irgendwas damit zu tun, aber warum er sie gerettet hatte und auch Keiler, Spaceboy und ihn verschonte, war ihm nicht ganz klar. Manche Sachen sollte man vielleicht besser nicht zu sehr hinterfragen.

Er wusste von Trids und Chummern das Körpermods jeglicher Art wohl Scheiße für Magier und Adepten sind. Er wusste das Spitzzahn alles sehr pragmatisch verarbeiten würde – Kitty war anders, emotionaler. Bevor er zum Krankenhaus fuhr um Lady ein zu sacken, wollte er noch ihre Köter zu ihr vorbeibringen, vielleicht hilft ihr es nicht wahnsinnig zu werden.

Der letzte Zug an seiner Zigarette. Der letzte Track war aus, der letzte Drink leer, Joker war das letzte Mal im 7sins.

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Autobahn, ADL 12.05.2074

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Sechs lange Sekunden und achtzig Meter später kam der Roadtrain aus der seichten Fahrt zum Stehen. Joker stieg aus der Zugmaschine, ging zur Leitplanke und Kotze in einem Schwall über sie. Der Elf richtete sich auf, nahm zitternder Hand ein Schluck Vodka aus dem Flachmann und Übergab sich daraufhin erneut. In seinem Magen zog sich alles zusammen, in seinem Kopf hämmerte es.

Eine nukleare Bombe wurde von Unbekannten in der Freistadt Berlin gezündet.

Es fühlte sich noch nie so schlecht an recht gehabt zu haben. Joker hatte nach dem Run alles richtig gemacht, seine Schafe, sein Vermögen und seine Chummer ins trockene gebracht. Er hat sich rechtzeitig die richtige Ausrüstung gekauft und die richtigen Einbauten machen lassen. In gewohnt pragmatisch kühler Berechnung hatte er alles verfickt nochmal richtig gemacht und das fühlte sich noch nie so verkehrt an.

Erschöpft, vollkommen ausgelaugt sackte der Elf auf dem Boden zusammen, lehnte den Kopf gegen die Leitblanke und Atmete tief durch. Viktor war tot, aber er hätte sein Laden wohl nie verlassen. Viele gute Bekannte waren tot, aber die eine Hälfte hätte ihn für einen Spinner gehalten und die andere Hälfte, ihm Fragen gestellt die er Hätte nicht beantworten können. Warum hat der Geist sie gehen lassen? Warum hat weder Harlekin noch Goldi reagiert? Wieviel Schuld trug Joker an der Sache und was hat er mit seinem Gewissen getan, dass er einfach so seine Sachen packen und verschwinden konnte.

Eine kleine Ewigkeit starrte gegen das mächtige Rad des Roadtrain, versuchte in diesem Chaos aus Selbsthass, Trauer, Wut, Fassungslosigkeit und Verzweiflung sich irgendwo wieder zu finden. Irgendwann aber, ganz unvermittelt, schloss er die Augen, atmete nochmals tief ein und aus und sprach dann ruhig, bestimmend zu sich selbst: „Stopp Taresh – du bist kein durchgeknallter Erzmagier, kein apokalyptischer Geist und erst recht kein verfickter Golddrache. Du bist nur ein Bauer in deren perversen Spiel, ein Bauer der den am Turm abgeprallt ist und zurückgeschleudert wurde. Zeit aufzustehen und wieder ins Spielfeld zu gehen.“

Etwas Zittrig noch erhob sich der Straßensamurai wieder, bewegte sich wieder auf seinen tonnenschwer ummantelten Fahrersitz. Mit dem starten des Motors leitete er einen Sprachruf auf die Ladeflächen: “Ich denke ihr habts gehört, ich fahr zum nächsten Stuffer und kauf ihn Leer, ihr könnt dort aussteigen oder mit mir nach Berlin fahren.“. Joker wahr sich einer Sache noch nie so sicher. Das war Berlin, Mama Berlin, ihr wurde vielleicht grad das Herz herausgerissen und der Kopf zermalmt, aber das würde die alte Hure schon nicht umbringen. Vielleicht hatte er nur dafür überleben sollen. Desteniy is a bitch, let us ride her.

-Ping, wir fahren nach Berlin-, sandte er noch in den Schwarzwald ehe er sich eine Zigarette anzündete. Kein Rauchverbot in Jokers Truck, es war die erste in seinem neuen Zuhause.

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Berlin Köpenick, 16.05.2074

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Das Verhältnis zwischen Kaffee und Schlaf war in den letzten vier Tagen äußerst ungesund gewesen. In der Momentanen Situation Berlins zählte das aber wohl als Luxusproblem.

Der Tag der Bombe selbst war es das reinste Chaos gewesen. Zuerst war es schwer überhaupt noch ein Schlupfloch in die Stadt hinein zu finden. Aber so schnell riegelten selbst Bundeswehr und MET keinen ganzen Plex ab. Joker war klar warum man verhindern wollte, dass jeder Trottel in die Fallout Zone fährt, er senierte eher darüber, warum man die Leute an der Flucht hinaus hinderte. Vielleicht wollte man eine Panik im Rest der ADL vermeiden, die Angst vor Verstrahlten oder man wollte verhindern das die verbliebenden Schätze der Stadt geplündert und fortgebracht würden. Vielleicht aber kannten die Mächtigen in ihren Kristalltürmen nur diese Antwort auf Probleme – Einmauern und wegsehen, sie haben es in der SOX so getan und auch in Berlin hatten sie es schon mal so getan.

Letztendlich war das Warum egal. Taresh hatte auf solche Entscheidungen eh keinen Einfluss. Zudem wusste er als Shadowrunner und als Berliner Kind, dass alle Mauern relativ sind. Viel erschreckender als die Absperrung der Stadt war der Zustand im Inneren. Dicke Rauchschwaden über der ganzen Stadt hatten den Frühlingsabend in eine gespenstische Nacht verwandelt, erhellt nur von lichterloh brennenden Häusern und den Scheinwerfern der wenigen noch funktionierenden, ziellos umherirrenden Fahrzeuge.

Über Falkensee fuhr er nach Spandau hinein. Taresh war diese Strecke schon oft gefahren, hatte aber das erste Mal das Gefühl, der Zustand der Häuser würde zum Zentrum hin immer weiter abnehmen. Noch ehe er die Altstadt Spandaus passierte gab es keine heile Glasscheibe mehr. Einige Häuser, vor allem hohe oder frei stehende, waren ganz oder teilweise zusammengestürzt. Sie lagen in Trümmern Als hätte sie eine riesige Abrissbirne von Osten her getroffen. Andere Gebäude brannten Lichterloh ohne dass weit und breit ein Löschzug zu sehen war. Auf den Straßen standen wild durcheinandergewürfelt Autos aller Größe, manche lagen auf der Seite, einige Jackrabbits gar auf dem Dach. Unter dem Geräusch von metallischem Kratzen bahnte sich der Roadtrain mühsam seinen Weg durch die Wracks.

Menschen aller Rassen rannten verzweifelt umher, sie schrien, weinten und starben auf offener Straße. Eine wilde Meute plünderte einen Stuffer und prügelte sich um Wasserflaschen und Soyriegel. Joker wurde bewusst dass es keinen Sinn machte weiterzufahren und der Parkplatz des Stuffers bot genug Platz zum Wenden wenn man die schmalen Begrenzungssteine ignorierte.

Joker war nicht ganz bewusst warum er weitestgehend ignoriert wurde. Lag es an der schweren Bewaffnung oder daran, dass die Leute noch zu Orientierungslos und verzweifelt waren. Sie luden die Hilfsgüter die sie auf der Fahr gekauft hatten Rasch aus und nur zögerlich kamen die Plünderer auf die Idee, diese zu nehmen statt sich um die letzten Stücke des Stuffers zu prügeln. Als alles abgeladen war, waren die Menschen glücklicherweise zu sehr damit beschäftigt die Ladung weg zu tragen, als das sie Irgendwer aufgehalten hätte. Die Rückkamera Zeigte dem Straßensamurai beim Verlassen des Parkplatzes noch, wie der Großteil der Ladung bereits fort war. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht einfach in die Stadt zu fahren um Soy und Wasser zu verteilen, selbst mit 12 Hängern voll Nahrung wäre das nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen.

Die Nacht über schliefen sie erst sehr spät. Keiler war aus dem Schwarzwald angerückt und hatte zusammen mit seinem Kumpel Kazim Hermann ein Kontakt zur MET 2000 hergestellt. Die Söldnertruppe war gerade dabei ein Basislager in Neuseddin zu errichten. Der Deal war mit den Jungs war einfach. Die Runner erhielten Hilfsgüter und Zugang zur Stadt und sollten diese in Köpenick verteilen. Dafür konnten sie in dem Basislager der MET ihre Ausrüstung Lagern und aufstocken. Natürlich profitierte selbst eine Truppe mit Jahrelanger Expertise in der SOX von einem kampferprobten Team, das so schnell samt Ausrüstung und Ortskenntnis zur Stelle und bereit war, in ein frisch verstrahltes Gebiet zu rennen. Doch Joker wollte im Moment nicht verhandeln, Schuldgefühl, Wut und ein ungewohnter Drang zu helfen zügelten seine sonst so maßlose Gier.

Nach nicht mal einer Hand voll Stunden Schlaf ging es dann am nächsten Tag, am ersten Tag nach der Bombe rein nach Köpenick. Zum Frühstück Soykaff, eine Kippe und zwei Jodtabletten. Der BMW und die Rennmaschine wurden zusammen mit den Verletzen Teammitgliedern im Lager gelassen, nicht zuletzt für mehr Stauraum. Zusammen mit ein paar Anhänger der MET die an den Truck geschlossen wurden ging es dann erst einmal auf den Ring. Der Roadtrain nahm in Neu Zittau eine Hausecke mit, kam aber ansonsten gut durch, nicht zuletzt weil Keiler vorweg die Straße freirammte. Über den Müggelheimer Damm ging es zum Volkspark Köpenick. Große Flächen, gut zu erreichen genug Platz für ein Lager und um den Roadtrain zu wenden.

Während die anderen unter Keilers Anleitung begannen mit Stacheldraht und Stromgeneratoren ein kleines Lager Aufzubauen schwang sich Joker auf seinen wilden Eber und fuhr in die Köpenicker Altstadt. Er hatte nicht lange gebraucht um zu finden wen er suchte. Die „Bürgerwehr Altköpenick“ wahr im Grunde genommen eine klassische alternative Gang, sie hatten Früher für ein gewisses Maß an Ordnung in ihrem Kiez gesorgt und dafür vor allen Gefallen und Essen statt direkt Schutzgeld erhalten. Ein Großteil ihrer Mitglieder wurde durch die Bombe in einer Kellerbar begraben doch die vier Menschen, der Zwerg und der Troll die verblieben waren, ließen sich schnell überreden bei der Bewachung und gerechten Verteilung der Vorräte zu helfen. Die Leute hier werden weniger Dummheiten versuchen wenn ihnen gegenüber bekannte Gesichter statt irgendwelche Runner oder MET Söldner stehen.

Seit dem hatte sich eine gewisse Routine eingeschlichen. Heute war der Abend des vierten Tags nach der Bombe. Keiler und PaulE kümmerten sich um den Transport der Hilfsgüter vom MET Basislager nach Köpenick hinein während Joker und die Ganger sich um die Bewachung und faire, rationierte Verteilung sorgten.

Gerade war der Straßensamurai mit dem Sturmgewähr in den Händen auf einem Rundgang durch die direkte Nachbarschaft. Unter seinem ledernen Cowboyhut betrachtete er durch die verspiegelten Schutzgläser seiner Gasmaske die kleine Straße durch die er streifte. Der leichte Wind lies nicht nur seinen Mantel wehen sondern blies auch Staub und Schmutz durch die Straßen. Radioaktiver Dreck, der Grund warum Joker wie es ihm von dem MET-Sani aufgetragen wurde, jedem der zu ihnen kam einbläute ständig die Gasmasken zu tragen, die sie verteilten.

Ein Drittel der Häuser war unbewohnbar oder nur noch ein Trümmerhaufen, ein weiteres Drittel schwer beschädigt und selbst beim Rest waren zumindest alle Fenster dahin. Dennoch war es hier, angesichts der Umstände, noch relativ ruhig. Die Köpenicker waren schon immer für ihre Verbundenheit, gute Nachbarschaft und Hilfsbereitschaft bekannt. Hinzu kam, dass Dank des Ökofables viele Überlebende Selbstversorger waren, auch wenn sie von der Druckwelle der Explosion hart getroffen waren, so war die Versorgungslage sicherlich besser als in anderen Vierteln der Stadt. Joker Hoffte nur, dass dies keine Raubzüge aus Gropiusstadt oder Mahrzahn provozierte.

Wenn Taresh mit den Überlebenden hier sprach oder ihnen nur in die Augen sah, dann wusste er aber nicht mehr ob die Versorgungslage tatsächlich ihr größtes Problem war. Die Leute waren aus ihrem Traum von einem alternativen, friedlichen Leben auf die brutalste, mögliche Art und Weise herausgerissen worden. Sie waren desillusioniert, verwirrt, verzweifelt – es war Joker als wären ihre Seelen, ihr Lebensmut, ihre Lebensfreude von der Druckwelle fortgeschleudert worden und ihre Körper in einen emotionslosen Überlebensmodus versetzt worden. Man konnte Häuser wieder aufbauen und Geschwüre herausschneiden, aber wenn Joker in die Augen dieser Metas sah, konnte er sich nicht vorstellen, dass Berlin jemals wieder so werden würde, wie vor der Bombe.

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Berlin, 18.Mai 2074

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Es war einer der Momente indem sich Joker die Gasmaske vom Gesicht nehmen wollte um noch schnell eine zu Rauchen. Der Straßensamurai war angespannt, er wusste nicht was ihn innerhalb des kleinen Einfamilienhauses erwarten würde, das er durch das Zielfernrohr seiner Desertstrike in diesen frühen Morgenstunden beobachtete. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt worden, nachdem sie wie alle in der beschaulichen Siedlung am Wasser zu Bruch gegangen waren. Die Graffitis, die von den Besetzern des Hauses groß auf die Wand gesprüht wurden sagten Joker nichts, was an und für sich gut war, da es wohl bedeutete, dass es eine Junge und unerfahrene Gang war.

Ihre Nachbarn hatten sich beim Verteillager beschwert, dass man ihnen den Großteil der Hilfspakete wieder abgenommen hatte. Joker war sich nicht sicher, ob es stimmte oder nur eine Geschichte war um etwas mehr zu ergattern, also hatte er Spaceboy gebeten den Leuten unauffällig nach zu gehen. “Drei Orks, zwei mit AKs einer mit einer Predator und zwei Trolle mit improvisierten Schlagwaffen.“, der Bericht des Blauhaarigen war pragmatisch kurz und emotionslos wie gewohnt, aber er enthielt alles was Joker wissen wollte.

Möglicher weise hätte er mehr Leute mitnehmen sollen. Aber die Bürgerwehr war im Lager eingebunden, Keiler und PaulE noch auf Tour, Hasie und Spitzzahn verkrüppelt, Kitty ausgeflogen, Panda zu Alt und Lady mangels jeglicher Matrix irgendwie fehl am Platz, abgesehen davon, dass sie psychisch nach dem ganzen Mist immer noch nicht auf den Beinen war. Es waren nur Er und Spaceboy, aber was soll’s, da drinnen waren nur eine Hand voll mies ausgerüsteter, unerfahrener Ganger, Jokers Chancen Standen schon deutlich schlechter.

Er hatte sich auf den Balkon eines halb eingestürzten Hauses fünfzig Meter weiter weg begeben, die Brüstung bot etwas Deckung und die Chamelonüberzüge verschleierten was von ihm noch zu sehen war. Noch ein Tiefer Atemzug, leider ohne Nikotin, dann ein knappes “Go.“ über den Mikrotranciver. Durch das Zielfernrohr sah Joker wie Spaceboy Ein Sixpack Bierdosen vor den Hauseingang stellte kurz und deutlich Klopfte und dann in einem schnellen Satz über die Gartenmauer zum Nachbargrundstück verschwand.

Es dauerte keine dreißig Sekunden, da öffnete ein Troll die Tür, leider aber hatte er scheinbar die Wahrnehmung eines Maulwurfs und trat mit einem Schritt vor die Tür das Sixpack Bierdosen in einem drei Meter bogen durch den Garten. Fünf Dosen platzten beim Aufprall auf den gepflasterten Weg, eine rollte bei Seite. Joker fluchte leise, soviel zum Plan, der Troll sah irritiert auf den Soykohol der gerade versickerte. Als er weiter vor trat folgte ihm ein Ork mit einer alten AK im Anschlag. Dieser sah sich deutlich aufmerksamer um während sein großer Kumpel sich gerade nach der verbliebenden Bierdose bückte. Vollidiot.

Mit einem dämlichen Grinsen hob der Troll die Bierdose auf, streckte sie in die Höhe und schien etwas zu dem Ork zu sagen. Besser jetzt als nie, “Zünde.“, flüsterte der Scharfschütze seinen Partner über Funkwellen zu und legte zugleich auf den Ork an. Der laute Knall musste wohl die gesamte Nachbarschaft aus den Betten gerissen haben. Vor allem aber verwandelte die Explosion der WiFi Granate den rechten Arm des Trolls in Hackepeter, der sich gleichmäßig im Garten verteilte. Der Einarmige selbst flog vier Meter nach hinten zu Boden und die Blut-Fontaine aus seiner Schulter räumte ihm wenige Überlebenschancen ein.

Angesichts des Krachs sinnierte Taresh für eine Sekunde darüber, warum er eigentlich ein Schalldämpfer benutzte. Ein kurzes, dumpfes Ploppen, die Kugel schlug in der Häuserwand ein, nachdem sie zuvor den Kopf des Orkes durchquert hatte, der leblos in sich zusammen sackte. Keine Drei Atemzüge Später stürmten die anderen drei Ganger vor die Tür, warum auch nicht, wenn meine Kumpels gerade vor der Tür wehrlos abgeschlachtet wurden, rennt man natürlich direkt vor die Tür, Vollidioten, Amateure - worüber hatte Joker sich eigentlich sorgen gemacht?

Während Spaceboy mit dem Schrothagel aus seinen Krimestoppers einen der Orks in ein Sieb verwandelte legte Joker auf den zweiten Troll an, der gerade einen Vorschlaghammer wütend Brüllend in die Luft gerissen hatte und auf Tareshs Partner hinter der Gartenmauer zustürmte. Das der wütende Kollos nur kurz zuckte, als ihn der Scharfschütze eine Kugel in die Schulter jagte, dann aber weiterstürmte, deutete darauf hin das er Mehr als nur die Lederjacke trug die Joker sehen konnte. Spaceboy war glücklicher weise schnell genug um den Ersten Schlag des Hammers mit einem Satz auszuweichen.

Leider war durch den Schlag des Trolls sein Kopf hinter dessen massivem Arm, für Abwarten war jetzt aber keine Zeit, so dass der Scharfschütze die nächste Kugel direkt in den großen Bizeps feuerte. Das der Troll laut aufschrie und seine Waffe fallen ließ deutete daraufhin, dass es wohl schmerzhaft war. Diesen Moment nutzte Spaceboy aus, machte ein Satz nach vorne und schlug den Troll von unten mit der Faust gegen das Kinn. Zum Unglück des Trolls schoss daraufhin der Sporn aus dem Arm des Weltraumkolonisten und bohrte sich durch Ober- und Unterkiefer in dessen zentrales Nervensystem.

Dem verbliebenden Ork ging das scheinbar alles viel zu schnell. Als er seine vier Kumpels neben sich verbluten sah hob er panisch die Hände nach oben und presste sich gegen die Häuserwand. Zwei silberne Augen sahen ihn ruhig an als sich ihr Besitzer sein Sporn von Blut und Hirn am Shirt seines Opfers befreite. Ein rot leuchtendes Auge projizierte seinem Besitzer die Smartlink-Zielmarkierung zwischen die Augen des Orks. Joker drückte ab, der Ganger rutsche an der Häuserwand herab, sein Kopf hinterließ am weißen Kalk eine rote Spur, Polizeigewalt war ein Scheißdreck dagegen.

Einundzwanzig Minuten später hielt der Wilde Eber im Volkspark Köpenick. Hinter ihm her geschliffen hatte er dreieinhalb Kilometer die Leiche eines Orks mit einem Loch zwischen den Augen. Weitere neun Minuten später baumelte diese Kopf über von einem Ast herab vor dem Verteilerlager, auf dem Schild um seinen Hals war in großen Lettern zu lesen: „Ich habe Hilfsgüter gestohlen.“.

Taresh war nicht so selbstherrlich zu glauben, dass das gerecht, angemessen oder fair war. Er hatte einem dummen Ganger in den Kopf geschossen, nachdem dieser sich ergeben hatte. Doch welche Wahl hatte er? Sie waren zu wenig Männer für regelmäßige Patrouillen oder gar um jemanden einzufangen und weg zu sperren – wohin auch? Er konnte nur ein Exempel statuieren und hoffen dass die Abschreckung Wirkung zeigte. Vielleicht rettet dieser Tote zehn weitere davor beim Versuch das Lager zu überfallen erschossen zu werden, vielleicht rette er tausende Köpenicker davor zu verhungern, weil die MET ihre Hilfslieferung wegen Überfällen einstellte. Es waren schwache Argumente, Joker wusste das, aber Alternativen sah er nicht.

Er wollte eine Rauchen, schonwieder, verdammte Gasmaske. Als er sich von der Leiche abwandte sah er in die verängstigten Gesichter einiger Überlebender. Eine Mutter drückte ihr schreiendes Kind in den Busen, bewahrte es vor dem Anblick der baumelnden Leiche. Verdammt – sie brauchten unbedingt mehr Männer.

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20.05.2074, Berlin, Das Köpenicker Lager

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Jokers Schläfen versuchten angestrengt sein Gehirn zu zerdrücken. Langsam richtete er sich auf und versuchte die Ereignisse der letzten Nacht zu sortieren. Alles begann gestern Abend, als die leeren Vodkaflaschen auf dem Boden noch voll waren.

Der Wagen war ziemlich ruhig gewesen. Panda spielte mit ein paar der Anderen Karten. Die Magier waren in ihren eigenen Behausungen und PaulE und Keiler verbrachten die Nacht im Neuseddiner Basislager. Nur Lady half Joker bei dem heldenhaften Versuch alle Probleme Berlins in Alkohol auf zu lösen. Anfangs redeten sie wie Meist über belangloses Zeug, die Situationen, die Funktion ihrer neuen Beine und welche der MET Soldaten am süßesten waren. Der Favorit des Straßensamurais hieß Sven, dass Nesthäkchen der Truppe, wenngleich die Hackerin ihn naiv und schmalbrüstig nannte. Lady war fest davon überzeugt, der durchtrainierte Leutnant der METler wäre die weitaus bessere Partie.

Nach dem die erste Flasche leer war, wurde es privater, so dass es nett war, Joker war Taresh und Lady war Johanna. Joker Erzählte von seiner Glücklichen Kindheit und Lady hörte zu. Der Elf löcherte sie mit Fragen über ihre und war unangenehm berührt als sie nach einigem Zögern und einigen Kurzen zögerlich zumindest in Bruchstücken und Andeutungen von ihren Jugend- und Kindheitsjahren erzählte. Bruchstücke die vieles erklärten und Joker nie wissen wollte. Das war dann die Art von Privat die nicht mehr Angenehm war, Joker spülte das doofe Gefühl mit Alkohol herab und erzählte dann in plötzlicher vodkagesegneter Vertraut- und Redseligkeit. Es brach aus ihm wie ein Wasserfall: Harald, Mama, Raven, Oni, Twix, Bigby, Wolf, Mystic und noch viele mehr. Namen die mit narbenden Erinnerungen verbunden waren.

Aus seiner Hosentasche zog Joker eine Schachtel Zigaretten und entzündete sich einen der Glimmstängel, Nikotin war ein altes Punkmittel gegen Katerschmerzen. Gedankenverloren starrte er gegen die Seitenwand des Wohncontainers und rekonstruierte weiter den gestrigen Abend.

Als Panda ins Bett wollte hatten sich Taresh und Johanna, dann in den hinteren Teil verzogen um den alten Mann nicht um seinen Schlaf zu bringen. Das war dann der Punkt an dem sie begonnen hatten über den Rest des Teams zu lästern, über die Freaks und Magier und darüber wie sie sich alle für unfehlbar hielten und ihre eigenen kleinen Pläne verfolgten. Das war dann der Punkt an dem Taresh sie in den Arm nahm und sich bei Johanna entschuldigte, sie damit herein gezogen zu haben, nicht vorsichtiger gewesen zu sein, Schuld am Verlust ihrer Beine zu sein und überhaupt niemanden hatte schützen zu können. Ihre großen grünen Augen sahen ihn lange an und die Tränen in ihren Liedern glänzten im hellen Licht. Das war dann der Punkt an dem sich ihre Lippen berührten, sie schmeckte nach billigem Vodka.

Taresh wusste nicht wie groß der Anteil von Neugier, Alkohol und Schuldgefühl war, an allem was dann folgte. Er wusste nicht ob sie leise genug waren damit der alte Mann nichts mitbekam, aber Joker war auch nicht der Mann der sich wegen dergleichen schämte. Eher schämte er sich vor Johanna, er wusste bereits, dass es für ihn was einmaliges war, aber nicht ob sie es auch wusste. Neben ihn regte sich ein verchromtes Bein und der Blick über die Schultern sah in die verkaterten Augen der Hackerin. „Hey,“ kam nur über seine Lippen, dann bot er ihr stumm eine Kippe an, altes Punkmittel gegen Kater.

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Berlin Gropiusstadt 27.5.2074

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Verteillager Gropiusstadt, Joker hatte sich im Lagerzelt unauffällig zwischen einer Palette Soyriegel und Jodtabletten gestellt um die Gasmaske vom Gesicht zu ziehen und sich eine Fluppe zu entzünden. Er schloss die Augen, lehnte gegen die Vorräte und zog ruhig an der Zigarette. Langsam breitete sich der Rauch in seinen Lungen aus und vertrieb die leichte Unruhe. Wann hatte er eigentlich angefangen zu viel zu Rauchen, er frönte dem Laster eigentlich nur wenn er Trank, nach dem Sex oder wenn es auf Runs heiß zuging. Immer dann, wenn ihm Hormone, wenn ihn Adrenalin bis zum Limit durch den Körper schossen. Er rauchte in letzter Zeit wirklich viel.

Mit der gleichen Ruhe wie er einatmete stieß Taresh den Rauch wieder aus. Er hatte gerade zwei Orks getötet, war für den Tod zwei weiterer Metas mitverantwortlich wenn nicht sogar Hauptverantwortlich, das ist nichts neues, obgleich es ihm immer wieder näher ging als er es Irgendwem gestehen würde. Er hatte festgelegt die Ganger zu töten, er hatte das Go im Einsatz gegeben, er hat mit seiner Waffe die tödlichen Schüsse abgegeben, Leben beendet. Es gab dafür keine Rechtfertigung, nicht in einer guten und gerechten Welt – aber die Welt war weder gut noch gerecht.

Nachdenklich zog der Straßensamurai wieder an seinem Glimmstengel. Eine fundamentale Sache aber war anders. Joker betrachtete den simplen Stahlstern an seiner Brust, die MET hat ihn – mit erschreckend wenig zögern, eine Lizenz zum Töten ausgestellt. Juristisch gesehen war es die Bescheinigung darüber, Vertragspartner der MET2000 zu sein und im Rahmen von Aufträgen der Söldner das Kriegsrecht auszuüben. Was die juristische Verantwortung für alles was er und die anderen Chummer, ihre „Einheit“ im Auftrag der MET taten auf die MET zurückdelegierte. Es war völlig legal, Mord im Auftrag des Systems das Joker so oft bekämpft, beschimpft, verdammt und verlacht hatte. Nun war er zu einen von Hannovers Schergen geworden.

Ein neuer Zug vom Glimmstengel, was machte es schon für einen Unterschied, ob er nun für Verrückte, Unterweltgrößen, Schlipsträger oder Politiker tötete – sie alle hielten ihre eigenen Ziele für wichtiger als das Leben anderer Metas. Joker hielt Geld für wichtiger und weil sie zu feige, vorsichtig, bequem oder inkompetent waren passten ihre Interessen so gut zu seinen. Aber war es wirklich das Geld? Eine Million Euro in Aktien und Rohstoffen, gut gestreut, wenig Risiko, solide Dividende. Eigentlich könnte Joker sich zurückziehen und den Rest seines Lebens damit verbringen, die Erinnerungen an all seine Morde und Schandtaten mit Alkohol und Drogen zu bekämpfen. Er könnte sich in eine Partymetropole absetzen und seine Zeit mit Sex und Feiern verbringen bis irgendein dahergelaufener Runner den Bigby mit ihm machte.

Nein, das konnte er nicht, er hatte es auf Calm Paradies gemerkt, nach zwei Wochen bei denen die einzige Herausforderung war, das perfekte Gleichgewicht zwischen Alkohol, Sex und Erholung zu finden wäre er vor Langeweile fast gestorben. Er brauchte den Kick, vielleicht hörte sich diese Begründung nur dümmer an als zu behaupten, man täte es fürs Geld und so lange keiner über den geheimen Wertheim Found Bescheid wusste, würde diese Ausrede auch noch weiter funktionieren.

„Hier ist absolutes Rauchverbot!“, der etwas untersetzte aber breitschultrige Norm im MET Overall harschte Joker laut und Empört an. Seine Schultern waren nur spärlich dekoriert, einem „Freien Mitarbeiter“ gegenüber trat er dennoch sehr selbst sicher gegenüber auf. Dem Runner war das ziemlich egal, er hatte einen Fable für Autorität und klare Kommandostruktur, aber nur wenn sie von ihm ausging. Langsam zog er an seiner Zigarette, starrte den jungen Soldaten direkt an. Er stieß sich von der Soyriegelpaltte ab und wandte sich dem Menschen zu. Zweimetervier in Kampfstiefeln, Vollpanzerung, mit Staubmantel und Lederhut, vier schwere Pistolen ruhig in Holstern steckend und ein Sturmgewehr am Rücken. Der METler im Overall, mit einer Handfeuerwaffe an der Seite, blickte hinauf zu dem noch immer rauchenden Elfen. Die Selbstsicherheit aus seiner Stimme war deutlich reduziert: „Ein… ein Loch in der Zeltwand kann alles – kontaminieren…“. Taresh gefiel es wie leicht sich der Norm hatte einschüchtern lassen, Macht schmeckte immer, selbst wenn das kantige Soldatengesicht seinen Ansprüchen nicht entsprach. In aller Ruhe zog er ein letztes Mal an der Nikotinspritze, lies den verbleibenden Stummel dann fallen und zerdrückte ihn mit der hohen Sohle seines Stiefels auf dem Boden.

Wortlos wandte er sich ab, lies den Norm im Lager stehen und ging zu seinen Chummern zurück ins Fahrzeugzelt. Unübersehbar war der Bulle, Joker war sich nicht sicher ob dieser oder Hasi wohl der größere Freak war. Unauffällig war er auf keinen Fall, was an und für sich schlecht für einen Runner war, aber bei den Momentanen Aufträgen nicht ins Gewicht viel. Zu doof für die MET, das ist als wäre man zu dick fürs Fett-Camp. Aber sei es drum, der Bulle machte was man ihm sagte, zumindest wenn man es ihm langsam, klar und deutlich sagte. Und er schien ein Teamplayer zu sein, In Gropiusstadt war er nicht unkontrolliert losgestürmt sondern hatte Joker Deckung gegeben, das war gut, vielleicht wirklich brauchbares Material.

Über „die Neue“ war sich der Straßensamurai noch weniger im Klaren. Ihm war klar das die MET verzweifelt war wenn sie Leute wie dieses Team anheuerten, aber dass sie Leute anwarben, die behaupteten nicht einmal zu wissen wer sie sind, das war schon seltsam. Andererseits war das bei Kitty damals auch das Selbe. Wenn jemand seinen Hintergrund faket, dann mit einer die Geschichte die weniger seltsam ist. Zudem scheint sie technisch begabt zu sein, sie hat die Heckenschützen aufgespürt, die Kommlinks gestört und sogar ein Smartlink zertreten. Bleibt abzuwarten was sie sonst noch drauf hat.

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NYC - Manhatten 30.5.2074

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Laute Bässe hämmerten während im selben Takt grelles Licht durch sonst dunklen Raum flackerte. Kitty tanzte wild, Spitzahn war mit einer Dame an der Bar im Gespräch und Joker lag halb auf dem Sofa in der VIP-Lounge des Manhattaner Clubs. Er starrte unverfroren dem knackigem Hintern nach, der sich grad erhoben hatte um Taresh noch einen Drink zu holen, später in der Suite würde er sehen wollen, ob dieser mit ein wenig Handarbeit nicht denselben Farbton annehmen konnte, wie die immer wieder aufglühende Schamesröte auf den blassen Wangen des Jungen. Der Straßensamurai war nicht naiv genug um nicht zu wissen, dass diese von einer Schaar Naniten künstlich erzeugt wurde, aber er genoss diese Illusion durchaus.

Ein Zaghafter Biss in sein Ohr riss seine Aufmerksamkeit wieder auf den anderen Menschen in seinem Arm. Mit einer Geste gespielter Dominanz packte er den blonden Schopf und zog ihn ein symbolisches Stück von ihn weg: „Aufpassen Kleiner.“. Die beiden Eskorts sahen wirklich nahezu gleich aus, Zwillinge verkauften sich einfach besser und was ihnen an Verwandtschaft fehlte machten moderne Bodyshops wett. Taresh platzierte den Professionellen geschickt auf seinen Schoß und fing an sich mit seinen Lippen zu beschäftigen, während er zugleich seine Hände in der engen Hose des Menschen versteckte.

Trotz der sinnlichen Reize die ihm Geboten wurden, schweiften seine Gedanken ab, drei Tage zuvor hatten er und seine Chummer vier Metas getötet. Dennoch hatten sie – irgendwie gesehen- einen Tag später zwölf Leben gerettet, oder zumindest verschont, warum sie das Taten, war Joker noch nicht ganz klar gewesen. Es war eine sehr spontane, intuitive Eingebung. Wie ein Kind das sich entschied die Fliege nicht zu zerschlagen sondern nur aus den Fenster zu verscheuchen. Es Lag auch, an Hasis erfolgreicher Einschüchterung der Gruppe, er hatte den SURGE noch nie so erlebt, es war eine nützliche neue Seite, wenn auch zugleich leicht verstörende. Taresh fragte sich ob der Bulle sowas auch konnte, aber wahrscheinlich war er für das Konzept jemanden gezielt zu verängstigen schon zu einfach gestrickt. Wenigstens als Lastochse und Gulliöffner war er primer geeignet.

Wenn alle so klar berechenbar wären, wären die Runs teilweise um einiges einfacher. Von einem Astronaut wie Spaceboy hätte er zumindest erwartet, dass er ein Laster fahren kann – bloß nie an den Roadtrain lassen. Was ihn aber mehr als Spaceboys Fahrkünste irritieren waren seine Motive. Unbedingt zurück zu SK? War die Firmenindoktrinierung so effektiv, dass sie selbst hielt nachdem man fallengelassen wurde und so klar das hässliche Gesicht grenzenloser Konzerngier gesehen hatte? Oder war es eher Jokers eigene, alternative Prägung die das Konzernbürgertum für ihn so scheinheilig und abwegig machten? Schwierige Fragen und Joker wusste nicht ob er die Antwort wirklich wissen wollte.

Aber Spaceboy war nicht der einzige Runner über den sich der Straßensamurai den Kopf zerbrach. Gerade als er anfing Vertrauen zur Neuen zu fassen machte ein kurzer Nebensatz alles wieder zu Nichte. Wie sie Kitty in Sachen Aufträge und Gefahren zu Recht wies, das klang zu professionell, zu abgebrüht für jemanden Harmlosen aus dem Nirgendwo, der vermeintlich alles vergessen hat. Er musste Lady und Panda bitten mehr über sie heraus zu bekommen, irgendwas stimmte mit ihrer Geschichte nicht.

Kitty selbst machte Joker noch mehr sorgen. Nicht nur das die Strahlung selbst ihr zu schaffen machte, ihre Fähigkeiten einschränkte, ihre ständige Fokussierung auf das Wohl ihrer Köter war ungesund, sie war nicht bei der Sache, aber sie schien generell seit Skyfall nicht mehr dieselbe zu sein – wie auch. Wobei Taresh nicht wusste was sie mehr zu schaffen Machte, ihre Plastikmöpse, die Bombe oder ihre Schuldgefühle.

Letzteres traute er Spitzzahn nicht zu, aber auch er war deutlich Verändert. Er spürte wohl die Erschütterung des Vertrauens, das Joker solange in seine Professionalität und Integrität gesetzt hatte. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn der Schamane einfach abgehauen wäre, eigentlich hatte er fest damit gerechnet. Nun stand ein schwelendes gegenseitiges Misstrauen im Raum, vor allen zwischen den einstigen engen Partnern. Beide wussten, dass sie moralisch flexibel genug und fähig wären den jeweils anderen aus dem Weg zu räumen. Mit dem Verlust ihrer gegenseitigen ökonomischen Abhängigkeit war viel von dem Verschwunden was sie einst zusammengeschweißt hatte. Nun testeten beide vorsichtig aus, wieweit sie sich noch aufeinander verlassen konnten.

Zumindest zu Keiler hatte er mittlerweile ein solideres Vertrauen aufgebaut. Der Söldner hatte andere Perspektiven aber letztendlich oft dieselbe pragmatische Sichtweise wie Joker. Vielleicht war er manchmal noch zu Adrenalingetrieben, das hatte die Aktion mit dem Troll und den Roadmaster wieder einmal bewiesen, aber das war eine Eigenschaft die Joker auch nur zu gut von sich selbst kannte.

Auch PaulE scheint sich immer besser ins Team einzufügen, sein mannigfaltiges Technisches Wissen ist nützlich, er scheint den Skyfall besser als andere verarbeitet zu haben und ist in seiner Denkweise und Moral oft mit der Keiler und Joker auf einer Linie. Nur von seiner Persönlichkeit gab er wenig Preis, womit Taresh Leben konnte, er musste mit ihn arbeiten und nicht wilde Feste feiern können.

Apros wilde Feste – der Elf Schüttelte die Gedanken an Arbeit, an das Team fort. Einen Moment lang Berlin vergessen – einen Moment dekadenter Genuss –wieder einmal.

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Die Beschleunigung des Suborbitalfliegers drückte Joker in den Sitz. Für den Ticketpreis von drei Riesen – je Flug – hätte er sich auch einem regulären Linienflug in der First Class mit weitaus mehr Beinfreiheit und mindestens drei Gänge Menü buchen können. Aber bei einen zwei Tagesausflug waren die je zwei statt acht Stunden Flugzeit das deutlich stärkere Argument. Taresh schloss die Lider und warf einen Blick auf die digitale schimmernde orange Null auf seinem Cyberauge. Vor drei Tagen hatte er auf dem Credstick in seiner Tasche noch zwanzig Tausend Euro gehabt, jetzt war er leer.

Neben den Flügen gingen viertausend für die Juniorsuite des Ritz drauf, drei sechs für die Limosine, den bewaffneten Chauffeur und den orkischen Bodyguard. Jeweils ein Riesen verdienten sich die beiden blonden Schönheiten, die ihm nicht von der Seite gewichen waren, zuzüglich der zehn Prozent für ihre Vermittlungsagentur. Das restliche Geld war irgendwo in Nobelessen, Eintrittsgeldern, Magnumflaschen, Wellnessgebühr und Trinkgeldern versickert. Wenn es etwas gab, das Joker mit mehr Effizienz betreiben konnte, als in den Schatten gutes Geld zu verdienen, dann war es außerhalb der Schatten Geld gut auszugeben. Er hatte in zwei Tagen verprasst, wovon er sonst zwei Monate Lebte – und er lebte weder schlecht noch billig.

Kurz sinnierte Taresh darüber nach, was ihn dazu trieb, aus all diesem Elend zu fliehen, 48 Stunden lang sich die maximale Dröhnung an Luxus und Dekadenz zu besorgen, nur um dann wieder ohne Zögern zurück ins Elend zu gehen. Ein Teil von ihm wollte einfach nur Spaß, ein anderer Teil all das Elend für einen Moment vergessen – auch wenn das kaum möglich war, selbst auf dem Timesquare warb auf AR unterstützen Riesenbildschirmen eine dicke Orkin im Fummel theatralisch um Spenden für die Opfer Berlins während Bilder der zerstörten Stadt im Hintergrund liefen. Aber das waren nur alles nur Teile der Antwort, die der Elf nicht vollständig fand, nicht bevor sich die Anstrengung des intensiven Feierns bemerkbar machte und er sanft in den Sessel gedrückt für den Rest des Fluges einschlief.

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Berlin Köpenick, 01.06.2074

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Trockener, radioaktiv verseuchter Staub legte sich auf Jokers schwere Stiefel, es war erstaunlich wie schnell vor allem die Nebenstraßen verdreckten ohne nennenswerten Autoverkehr und Stadtreinigung. Aber das Problem war nicht einmal ästhetischer Natur. Wechselnde Winde wehten immer wieder Asche, Dreck Trümmer und Müll aus den Innen Zonen nach Köpenick hinein, ließen die Geigerzähler immer wieder ekstatisch ticken. Es bildeten sich regelrechte Hotspots, Strahlungscluster.

Fegen würde wohl mehr aufwirbeln als fortbringen, aber wenn er eine Handvoll Pumpen, Generatoren und Hochdruckreiniger auftreiben würde, dann könnte man die Gegend mit sauberen Wasser aus der unteren Spree absprühen, hinein in die Kanalisation und die obere Spree Richtung Elbe und Nordsee – nachdem der Fluss Mitte durchkreuzte war er eh faktisch verseucht. Das würde das Strahlenproblem keinesfalls lösen, zumindest aber lindern, verschieben und verdünnen.

Kurz blickte sich Taresh verstohlen um, sah nach ob er unbeobachtet war, dann nahm er die Gasmaske ab und begoss sich mit etwas Wasser aus der Trinkflasche das Gesicht, nahm auch einen Schluck. Diese Verdammte Hitze konnte doch kein Meta aushalten. Er lief schon den ganzen Tag durch die Köpenicker Altstadt. Aber bis auf ein paar Leichen die er verbrennen ließ und ein Streit zwischen Hausbesetzern und Hauseigentürmer war es ruhig geblieben. Joker konnte dem alten Normehepaar klar machen, dass es auch ihre Sicherheit erhöht wenn die junge türkische Familie nun im Erdgeschoss wohnte, war immerhin besser als irgendwelche Punks oder Schläger und das es praktisch wäre, da sie für die Alten die Rationen mitbringen könnten.

Was hatte er auch erwartet? Bankraub, Postkutschenüberfälle und Salonschlägerein? Das war hier kein schlechter Westerntrid und er nicht John Wayne. Genau – er richtete seinen Cowboyhut, polierte mit den Ärmel sein Sheriffstern und setzte die Gasmaske wieder auf. Vielleicht, hoffentlich, brachte es schon etwas einfach nur Präsenz zu zeigen, unterwegs zu sein Auf den Straßen und den Leuten zuzuhören. Aber dazu waren er und seine Chummer zu wenige Leute und auch immer wieder durch Aufträge verhindert.

Es kam nichts drum herum, sie brauchten mehr Leute. Heute Nachmittag wollte Joker ein Stückweit das Spreeufer abgehen und sehen ob er noch Lebenszeichen der Spreeratten findet, morgen wollte er sich auf sein Bike schwingen und die weitere Umgebung abfahren, vielleicht bis an den Rand von Lichtenberg und die Ohren aufsperren was mit Kreuzholz passiert ist. Vielleicht sah er auch sonst ein paar fitte Metas die er für ein wenig Ausrüstung und Direktversorgung überreden konnte mit zu helfen.

Neben Männern brauchten sie noch ein Lokales Überwachungsnetz, selbst mit mehr Leuten konnten ihre Augen und Ohren nicht überall sein, aber mit ein paar strategisch platzierten Sensoren und der Verteilung von einfachen Funkgeräten an aufmerksame Nachbarn konnte man schon ein gutes Netz einrichten – aber das waren alles Investitionen, die man nicht mal eben aus der Tasche schüttelte. Es fehlte Joker also nicht nur an Männern, sondern auch an Geld – nein das klang zu pessimistisch – Joker hatte jede Menge Potential und Möglichkeiten entdeckt – damit konnte er schon eher leben.

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Email an die Büros des Einsatzleiter von Berlin der MET 2000 General Mark Rötcher, den Oberkommandierenden von Berlin der Bundeswehr General Pepe Gioaglia und die Sonderbeauftragte der Regierung der ADL Cassandra Martinshof. Matrix 02.Juni 2074:

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Sehr geehrte Frau Martinshof,
Sehr geehrter General Gioaglia,
Sehr geehrter General Rötcher,
Sehr geehrte Damen und Herren,

wir alle wurden durch die Atomexplosion in Berlin gleichermaßen schockiert und betroffen. Sie als erfahrene Soldaten und wir als Sicherheitsdienstleister kennen das hässliche Gesicht von Tod und Terror. Die eingeleiteten Sofortmaßnahmen zur Realisierung des Mammutprojekts der Sicherung, Versorgung und Evakuierung Berlins konnten nur durch eine Kooperation der Bundeswehr und der MET 2000 bewerkstelligt werden.

Jedoch zeigt sich bereits in dieser frühen Phase Ihres Auftrages, dass Ihre Einheiten und Maßnahmen bei der Wahrnehmung juristischer und polizeidienstlicher Aufgaben zur Wahrung der inneren Ruhe gerade in ehemals alternativ bis anarchistisch geprägten Bezirken auf Probleme Stoßen, die sich nur durch massive Investitionen beheben lassen.

Wir als unabhängig Sicherheitsdienstleister können dank fundierter Ortskenntnisse, juristischer Ausbildung, hochspezialisierter Ausrüstung und mannigfaltiger Erfahrung hier aushelfen. Wir kennen die örtlichen Strukturen und sind bestens vernetzt. Wir haben viele Aktivposten mit einem alternativen Hintergrund und können so einen direkten und reibungslosen Zugriff auf die örtliche Bevölkerung gewährleisten.

Für gewöhnlich sind Sicherheitsdienstleister auf diesem Niveau eine so intensive Investition, dass sie sich für langfristige Aufträge nicht rechnen. Dank unseres revolutionären Sicherheits- und Finanzierungskonzeptes das auf eine mannigfaltige Mischkalkulation setzt können wir Ihnen aber ein außergewöhnliches Angebot unterbreiten.

Die B.C.B Security GmbH übernimmt für Sie die juristischen, polizeidienstlichen und sicherheitsrelevanten Aufgaben in einem Modellprojekt in Berlin Köpenick. Wir konzentrieren dafür die Überlebende Bevölkerung durch unkomplizierte Umsiedlungsmaßnahmen auf das Köpenicker Kerngebiet zur besseren Überwachung und Sicherung. Zugleich wird durch uns ein leichtverständlicher Verhaltenskodex basierend auf den gültigen Gesetzen der ADL erstellt, verbreitet und umgesetzt.

Da die momentane Situation und gesellschaftliche Prägung des Einsatzgebietes eine ausgeprägte Verwaltung und Bürokratie und damit die Erfordernisse der Judikative der ADL nicht zulassen, bieten wir an im Auftrag der ADL Justizvollzugs Marschalls einzusetzen, die aufgedeckte kriminelle Handlungen schnell, unbürokratisch und vor allem kostengünstig abwickeln. So kann schnell und mit geringen Investitionen die Ordnung wieder hergestellt werden.

Wir gehen aktuell in Berlin Köpenick von rund 6000 Überlebenden aus. Für deren Sicherheit und Ordnungsrelevante Aufgaben wir 20 Sicherheitsmänner sowie 5 Justizvollzugs Marschalls einsetzen müssten. Diese Dienstleistung bieten wir ihnen im Rahmen des Modellprojektes für glatte 95.000 Euro Monatlich und den Zugriff auf die logistische Unterstützung der im Rahmen der Hilfsmaßnahmen Berlins an. Wesentlich Kostengünstiger und effektiver als Mitbewerber.

Für weitere Details, Fragen oder Verhandlungen stehen wir jederzeit zur Verfügung.

Für Sicherheit und Ordnung und mit freundlichen Grüßen,
Taresh Wertheim
Geschäftsführer B.C.B Security GmbH

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Ein Riesen für ein Treuhandkonto, ein weiteren als Gebühr für das gründen einer Stiftung als Körperschaft und einen dritten zum Schmieren um den ganzen Prozess zu beschleunigen. Am Ende blieben noch zwanzigtausend die Lady verbraten konnte um den Werbeslogan mit dramatischer, heorischer Musik untermalt an prominenten Stellen in die Matrix zu setzen.

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„Seid Helden!

Ihr Völker der Welt! Schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht aufgeben dürft und nicht aufgeben könnt! Die Opfer von Berlin hungern, sie leiden an der Strahlung, sie sterben qualvoll an den Folgen von Terror Hass und Gewalt!

Rettet sie! Ihr habt die Macht ihr Leid zu lindern und Leben zu retten. Sei Heute ein Held und rettet mit euer Spende Leben.

Sei ein Held!”

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Der Spot verlinkte auf das Treuhandkonto und zugleich auf eine Matrixpräsenz die neben weiteren Bildmaterial und Danksagungen auch den genauen Spendenzweck aufführte:

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Wir konzentrieren unsere Hilfsarbeit auf Berlin Köpenick und errichten dort Notunterkünfte, die neben gefilterten Wasser und Strom auch wärme vor dem kommenden Winter und das dringend notwendige Maß an Strahlenschutz bilden. Wir arbeiten hierbei eng mit anderen Hilfsorganisationen, der Versorgenden MET 2000 und örtlichen Sicherheitsdienstleistern zusammen.

Wenn wir genug Geld für Unterkünfte sammeln können wollen wir auch ein Klinikum und eine Schule einrichten sowie beginnen die Köpenicker Altstadt von der Strahlenbelastung zu befreien.

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Sehr geehrter Herr Wetheim,

wir begrüßen ihre große Einsatzbereitschaft und ihr Engagement bezüglich der Sicherung des Verwaltungsbezirks Köpenick. Jedoch müss wir ihnen mitteilen, dass gegenwärtig ihr Angebot nicht in die Agenda des ADL-Notfallplans passt. Sobald die aktuelle Phase abgeschlossen ist, werden wir jedoch eine Ausschreibung für öffentliche Aufgaben tätigen und ihr Engagement entsprechend berücksichtigen.

Mit freundlichen Grüßen
i.A. Maximilian Köster

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Stiftungsbericht von Lady vom 10.6.2074

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Seit dem Veröffentlichen des Spots am 3.6.2074, sind 2.500 Nuyen eingegangen. Wenn dieser Trend anhält, können wir bis zum Ende des Monats mit 10k rechnen.

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Kurznachricht an Lady 11.6.2074

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Anhängend hast du weitere zweieinhalb Riesen. Reinvestier das zusammen mit den bisheriegen Einnahmen in ein Werbebericht darüber, wie wir bisheriege Spenden in medizinische Güter investiert haben. Ebenfalls anhängend hab ich ein paar Videoaufnahmen wie wir Med.-Kram von den Guhlen an die Leute verteilen. Dramatische Musik und so noch. Wenn du Hilfe brauchst frag die Neue sie wollte sich noch einbring mit Matrixgedöns.

-J

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Hamburg 06.07.2074

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Die ungeniert übergewichtige Verwaltungsfachangestellte hatte eine orange Nickelbrille, die schon aus der Mode war, als sie von billigen atzlanischen Arbeitskräften zusammengesetzt war. Die Menschin linste über den Rand ihrer Brille, wahrscheinlich weil sie durch die speckigen Kunststoffgläser nicht mehr als zu viel sah. Als sie sich vorbeugte um Taresh, der ihr gegenübersaß, die nächste Frage zu stellen, legte sie die Masse ihres glücklicherweise verhüllten Busen auf ihrem Schreibtisch ab. „Greta Buchlowski, Verwaltungsfachangestellte“, stand auf einem AR-Schild auf ihrem Busen. Das AR-Schild schimmerte orange, wie Greta Buchlowskis unmodische Nickelbrille.

„Ihr letzter Professor Herr Wertheim?“, der Elf wusste nicht ob sie sich jedes Mal vorbeugte, weil sie ihn sonst in dem Großraumbüro nicht verstand, oder weil sie auf subtile Weise versuchte mit dem gut 20 Jahre jüngerem Mann zu flirten. Auf alten Schiffen lernt man segeln, auf diesem stirbt man wohl eher an Scorbut oder Syphellis. Joker schluckte kurz, lehnte sich soweit es ging in dem Vollplastikstuhl zurück und antwortete Knapp: „Tot.“.

Verwaltungsfachangestellte Greta Buchlowski nickte mit ihrem schwabbeligen Kinn und harkte mit sturem Bürokratismus nach: „Herr oder Frau?“. Verwirrt blinzelt brachte Taresh nur ein kurzes „Was?“ hervor. „Herr oder Frau Professor Tott?“. Kurz spielte der Elf mit dem Gedanken Herr zu antworten, besann sich aber rechtzeitig darauf, dass es um den Fortlauf seines Studienplatzes ging. Er räusperte sich und drückte das Rückrad wieder durch: „Weder noch, ich meine er ist tot, gestorben, nicht dass er Tott heißt. Herr Professor Max Hubert, aber wie gesagt tod. Sie wissen Doch – Berlin.“.

„Oh…“, das aufgesetzte lächeln aus dem Gretas Gesicht verschwand für einen Moment ehe sie Joker mit Beileid und Bedauern überhäufte, ehe sie ihm versicherte, dass für Umschreiber aus Berlin auf Grund der besonderen Tragik der Situation alles besonders erleichtert werde. Taresh ertrug das Aufnahmegespräch mit dem Ergebnis, dass er ab sofort Student von BWL und Jura in Hamburg war. Er konnte wie gehabt die Vorlesungen und Aufgaben über die Matrix erledigen und musste nur spezielle Prüfungen in Hamburg selbst ablegen. Das war aber auch kein größeres Problem, mit der Mjöllnir war die Strecke in knappzwei Stunden zu schaffen. Zum Abschluss kam Taresh nicht drum herum Greta dann doch die Hand zu geben. Er hatte den Eindruck am liebsten hätte sie ihn aus lauter vorgetragener Trauer an ihren massiven Busen gedrückt, darum kam er dann aber glücklicher weiser herum.

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11.07.2074 Berlin Müggelheim Friedhof

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Vielleicht war das ganze dezent übertrieben. Jokers Blick glitt über das weiße Marmorfreske auf dem massiven Gedenkstein. Es war eine Szene aus Burdens Hell. Tareshs Mutter und Viktor hinter dem Tresen und Harald an der Tür. Goldletter auf den Seiten des Sockels führten nicht nur ihre Namen sondern auch die von vielen anderen, von Oni, Twix, Raven, Mopps, Yoshi und Yve. Vor dem Gedenkstein standen under Glashauben zarte Orchiden in verschieden Farben.

Er musste Kitty ziehmlich überreden ihm so spontan dreißig Tausend Euro zu leihen, Joker konnte selber kaum verstehen woher dieses plötziche Bedürfnis hatte seiner Trauer einen Ort zu geben. Der Elf war nie religös gewesen, dennoch viel ihm kein anderer Ort, als ein Friedhof ein. Um aber am Rand des zerstörten Berlins einen Platz auf einem Friedhof zu bekommeen, wenn man nichteinmal Mitglied der Gemeinde war, erfoderte großzügige Spenden. Von den Kosten für den massiven Gedenkstein und dem Marmorfresken einmal ganz zu schweigen.

Mit seinem Kommlink machte er noch ein Foto von dem Stein und sendete ihn über das Satelitenuplink an Kitty, sollte sie zumindest sehen wofür sie ihm soviel Geld lieh. Dann schlurfte er langsam mit hängenden Schultern fort.

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