Fürstenwalde Juli 2074

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Der Straßensamurai führte den kleinen Punk durch das Erdgeschoss des kleinen Fürstenwälder Einfamilienhauses. „Das Bad oben, die Etagen WCs und die Waschküche im Keller sind komplett neu gemacht. Eine neue Einbauküche in schwarz und Anthrazit ist bestellt, oh und seit heute Morgen ist auch ein Generator und eine große Batterie in der Garage installiert, keine Blackouts also.“. Man brauchte schon viel Vorstellungskraft um in dem raufaserkahlen Raum mit den scheinbar wahllos aus der Wand kommenden Rohren, sich eine moderne Einbauküche vorzustellen.

Unbeeindruckt davon erzählte Joker begeistert weiter gestikulierte dabei wild in alle Richtungen: „Der Durchgang führt direkt in die Essecke des Wohnzimmers und hinter der Tür ist eine Wendeltreppe in den Keller, direkt zu Lager und Waschküche. Oben gibt es neben dem Bad ein großes Schlafzimmer und ein kleineres Zimmer, dass ich später mal als Büro einrichten will. Aber das Beste kommt noch – komm mit ich zeig’s dir.“. Mit großen Schritten ging Joker über den Hausflur hinab in den Keller. Der „Hobbyraum“ maß allein knapp fünfzig Quadratmeter, auch wenn der Elf weder Modelleisenbahn noch Briefmarkensammlung hatte, so wusste er doch ganz genau, wie er den Raum nutzen wollte.

Mit der Faust klopfte er gegen die blanke Betonwand und fuhr weiter fort: „Solider Stahlbeton, kein Plastbeton oder Spritzbeton oder sonst irgendein Mist wie sie ihn Heute verbauen. Die Wände und Decken halten ordentlich was aus, kein Problem ein paar große Haken hier oben reinzudrehen und ein Sling auf zu hängen und genug Platz für alle erdenklichen, anderen Spielzeuge ist auch.“ Yoshi grinste zwar kurz zuckte dann aber wieder mit den Schultern: „Klingt alles gut und schön Großer, aber was hat das mit mir zu tun?“.

Langsam nickte Joker, mehr wohl zu sich selbst, er war sich bewusst, dass nun wohl der schwerste Teil seines Plans anstünde. Aus der Manteltasche zog der Elf einen großen braunen Briefumschlag, ausgebeult vom Inhalt. Während er langsam weitersprach klammerte er sich halb an den unscheinbaren Umschlag. „Hör Yoshi – als ich dich damals raus warf hat mir das wesentlich mehr wehgetan als ich dir oder sonst irgendwem eingestanden hatte. Ich bereue, dass ich so reagiert hab, aber ich war damals auch einfach nicht bereit Verantwortung zu übernehmen.“, einen Augenblick lang sah der Straßensamurai betreten zu Boden dann wieder auf: „Aber seitdem ist viel passiert, ich weiß inzwischen was ich will und ich bin bereit alles dafür zutun was in meiner Macht steht und das ist nicht gerade wenig.“ .

Mit der spitzen Zunge leckte sich der Elf kurz über die breiten Lippen und holte noch einmal tief Luft eh er weitersprach: „Yoshi ich will dich. – Wir beide wissen, dass ich, auch wenn ich es von dir erwarte, dir weder Treue noch Ehrlichkeit versprechen kann, das passt weder zu mir noch zu dem, wie ich mein Geld verdiene. Ich werd‘ die meiste Zeit nicht da sein und wenn ich mal hier bin, dann wahrscheinlich viel zu kurz. Aber ich kann für dich Sorgen, kann dich beschützen und dafür sorgen, dass dir nichts was du jemals brauchst fehlt. Ich bin inzwischen stark genug dich zu lieben – auf meine Weise.“.

Beinah verlegen sah sich Taresh nun Kurz um, obgleich es völlig offensichtlich war, das sie allein waren. Dann drückte er dem kleinere Elfen den Briefumschlag in die Hand, da drin eine beinah echte SIN, ein Credstick, ein Halsband und eine Keuschheitsschelle. Vielleicht war die Auswahl etwas krass, aber Joker wollte unmissverständlich klar machen, was er erwartete. Immer noch perplex blickte Yoshi in die Tüte, dann wieder mit noch mehr Verwirrung auf zu dem Größeren. Der Straßensamurai konnte seinen Blick nicht deuten und leise fragte der Kleinere: „Warum? – Joker warum das alles auf einmal?“.

Die Frage, die der Edelpunk selber nicht ganz beantworten konnte. Warum das alles auf einmal? Als er Yoshi wiedergesehen hatte traf es ihn wie der Blitz, die Gefühle von damals waren wieder da, als wär es gestern gewesen. Aber deswegen kauft man keine Einbauküche aus dem Versandhandel. Die Wahrheit war das Joker Schiss bekam. Berlin lief langsam aus dem Ruder. Die MET verlor die Kontrolle und sein Team bestand zur einen Hälfte aus Neulingen den er noch nicht traute und zur anderen Hälfte aus Chummern die ausgebrannt und distanziert waren.

Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, dass er Keiler inzwischen für den fähigsten und vertrauenswürdigsten von Allen hielt. Ausgerechnet der Ork, von dem er sich anfangs sicher war, dass er an Jokers Stuhl sägte. Kitty und Spitzzahn waren beide nach Skyfall ausgebrannt, leer, unbrauchbar – und damit meinte er nicht einmal ihre offensichtlichen Verletzungen, sondern vielmehr die Veränderung ihres Wesens. Burn out? Keine Ahnung, Joker war kein Psychologe, aber solche Aktionen wie während der Pioniersicherung waren hochgradig unprofessionell und gefährlich.

Spaceboy hatte selber von sich gesagt, das seine wahre Treue nur SK gehört. Und Hasi war undurchsichtig zurückhaltend wie eh und je. Die anderen drei waren immer noch neu und nur bedingt vertrauenswürdig. Polly doof wie das Gras was er fraß. Jane, bei der er sich nicht sicher war, was gefährlicher war: eine Hackerin die nichts von ihrer Vergangenheit weiß oder eine die nichts von ihrer Vergangenheit erzählen wollte und PaulE der nur aufzublühen schien wenn es darum ging etwas zu zerlegen oder zusammen zu setzen.

Auf kurz oder lang war dieses Team nicht, was er sich als Chummer erträumt hätte, es war auch nichtmehr das Team, das er im letzten Frühjahr noch stolz „sein“ Team genannt hatte. Das war ein Haufen Freiberufler, die das Schicksal zu denselben Jobs geführt hatte und Joker wusste nicht wie lang dieser lose Bund noch hielt. Das war der Grund, warum er sich mit einmal Gedanken um das danach und daneben machte. Ewig auf Raststätten hausen war auch kein Leben. Er konnte nicht auf alle Zeit in dem Truck leben, wer würde das schon wollen. Taresh wollte eine Zuflucht, ein spießiges Haus mit weißen Wänden, mit spießigem Garten samt Plastikzwerge und einem spießigem SM-Keller mit Liebesschaukel. Und er wollte dass jemand wartet wenn er dort nach Hause kommt, vielleicht nicht Frau und Hund aber zumindest Yoshi, der war wie beides in einem.

„Joker?“, der kleine Punk riss Taresh aus den Gedanken, er blinzelte, nickte und antwortete schließlich: „Warum? Ich will ein Zuhause Yoshi und ich will das dort jemand wartet den ich Liebe.“. Der Elf atmete tief durch, das war‘s, er hatte alles getan, alles Gesagt was er sagen wollte.

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A9 28. Juli 2074

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Die Kraft der Beschleunigung drückte den Elfen fest in den geschwungen Sportsitz. Über die A9 donnerte der rubinrote Westwind 3000. Der Wagen war eigentlich zu Teuer für das Leben das Johannes führte, aber er wollte damit seine Depression überwinden, oder zumindest versuchen die Lebensfreude zu kompensieren die durch die Berliner Apokalypse verloren ging. Also hatte er ein Leasingvertrag ausgehandelt, der den Supersportwagen halbwegs erschwinglich machte, zumindest wenn ihm sein guter Freund Joker noch ein paar Credsticks zusteckte.

Der leichte Nieselregen hinderte das rote Geschoss nicht über den Asphalt zu heizen. Das laute Röhren des Motors ließ jeden wissen wie dick die Eier oder zumindest die Brieftasche seines Fahrers waren. All diese kleinen Aushilfsbonzen in ihren BMWs und diese Prolls in ihren aufgebohrten Hondas ließ Johannes hinter sich. Am unteren Rand der Windschutzscheibe warf die AR eine einkommende Nachricht hinein. Absender Anton Bolk: „Was hält mein großzügiger Meister von einer immergrünen Hecke, drei Meter hoch für den gesamten Garten. Alles zusammen. 2400 Euro, aber es gibt eine 0% Finanzierung über 12 Monate. Bitte? – Anton.“. Johannes musste schmunzeln, die Nachricht war befremdlich, aber es gefiel ihm, dass sein Lebensgefährte die neue Situation, die neuen Regeln so schnell annahm. Warum er aber eine Hecke für zweieinhalb Tausend Eier brauchte war ihm nicht ganz klar.

Mit einer Geste aus dem Handgelenk heraus erschien eine schmale AR-Tastatur über der Mittelkonsole und der Hobbyrennfahrer Tippte seine Frage nach dem Sinn der Hecke als Antwort an seinen Anton zurück. Es dauerte keine Minute da kam eine neue Nachricht herein: „Damit mich keiner von den Nachbarn sieht wenn ich nackt euren Garten pflege?“. Das amüsierte Schmunzeln auf Johannes breiten Lippen wandelte sich zu einem dreckigen Grinsen. Ihm war bewusst, dass er in gewisser Weise manipuliert wurde, aber es war ihm relativ gleich solange es auf diese gewisse Weise geschah. Wieder tippte seine Rechte auf der Mittelkonsole eine Antwort.

Was dann aber plötzlich folgte geschah extrem schnell, in wenigen Sekunden, auch wenn der Elf – Synapsenbeschleunigung und Adrenalinschub sei Dank – erstaunlich viele Details wahrnahm. Zuerst zog ihn sein Vierpunktgurt gewaltsam in den Sitzt zurück, eine Mechanik ausgelöst durch den Crashsensor des Sportwagens, der wiederum Ansprang, weil der weiße Merceds, der just noch links vor ihm war, gerade auf die rechte Spur direkt vor den Westwind ausscherte. Der Crashsensor irrte sich nicht. Die flache, rote Schnauze des Sportwagens rammte mit beinahe ungebremsten 320 Stundenkilometer gegen das deutlich langsamere Heck der weißen Limousine. Zwar hatte der Crashsensor auch ein Bremsvorgang eingeleitet, aber der zeigte bei der ungünstigen Mischung aus Geschwindigkeit, Nässe und verbleibenden Sekundenbruchteilen keine effektive Wirkung.

Die Wucht des Aufpralls bremste die Front des Wagens zwar rapide ab, das PS-geladene Heck wollte sich davon aber nicht beirren lassen und weiter seiner Bewegung folgen. Es kam wie es kommen musste, das hintere Ende des Sportwagens schleuderte in die Höhe und drehte sich zugleich ein. Johannes Braun sah zuerst den Asphalt unter sich als sein Wagen für einen Sekundenbruchteil senkrecht stand, dann überschlug er sich im Flug, drehte sein Heck in Fahrtrichtung ein und Flog mehrere Meter durch die Luft. Für den kurzen Moment des Fluges sah Johannes die Welt auf den Kopf stehen, sah wie der Mercedes eine Pirouette drehte um sich dann unelegant in die Leitplanke zu legen.

Noch bevor der Westwind mit dem Dach die Straße berührte wurde der Blick jedoch von einem blitzschnell aufspringenden, weißen Luftkissen versperrt. Sechs autonome Airbags füllten den Innenraum des Wagens aus, dann schlug er krachend wieder auf die Autobahn ein und schlitterte auf dem Dach noch gut zwanzig Meter über den Asphalt. Der Kopf des Fahrers wurde durch den Aufprall erst Richtung Boden, dann wieder nach oben gezerrt. Trotz der vielen Luftkissen war die Bewegung an und für sich schon zu viel gewesen, es wurde schwarz vor Johannes Brauns Augen.

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Postfach Johannes Braun, 31. Juli 2074

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Sehr geehrter Herr Braun,
wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass, nach Auswertung aller Fahrzeugschreiber und der durch ALI gelieferten Verkehrsinformationen, die von den beteiligten Versicherungsgesellschaften eingesetzten Gutachter in Kooperation mit der zuständigen Autobahnpolizei, zu einer außergerichtlichen Einigung gekommen sind.

Der Einigung zugrundeliegendes Gutachten fassen wir Ihnen wie folgt zusammen:

• Die Hauptschuld (60%)wurde beim Halter des Mercedes CLK 170T mit dem amtlichen Kennzeichen HH - GH 2569 gesehen. Die ausgewerteten Daten zeigen, dass der Fahrer sich vor dem Ausscheren auf die rechte Spur nicht versicherte, dass diese frei und befahrbar ist. Erschwerend hinzukommt, dass der Fahrer in Kenntnis der Risiken elektronische Fahrhilfen abgeschaltet hatte.[/*]
• Ihnen wird eine Teilschuld (40%) zugesprochen, da Sie wider besseren Wissens nicht eine den Verkehrs- und Witterungsbedingungen angemessene Geschwindigkeit einhielten und zudem zum unmittelbaren Unfallzeitpunkt mit dem Fahrzeugkommlink über die AR interagierten.[/*]

Es wurden folgende Schäden im Sinne ihrer Teilkaskoversicherung festgehalten:

1. Ein Eurocar Westwind 3000, Premiuminterieur, BJ 2074, Totalschaden, Restwert - 95.000,-€[/*]
2. Ein Mercedes CLK 170T, Standardversion, BJ 2073, ökonomischer Totalschaden, Restwert - 25.000,-€[/*]
3. Bergung und Entsorgung zwei Fahrzeuge a 2.500,-€ - 5.000,-€ [/*]

Es ergibt sich eine Gesamtschadensumme von 125.000,-€. Die Schuldanteiligen 40% in Höhe von 50.000,-€ werden zu 50% durch Ihre Teilkaskoversicherung übernommen. Wir stellen ihnen die restlichen 25.000,-€ der Schadensumme mit einem 14 Tägigen Zahlungsziel in Rechnung. Bitte überweisen sie unter Angabe der Fallnummer (ASEJB834001280774) auf anhängendes Konto.

Es wurden folgende Schäden im Sinne ihrer Haftpflichtversicherung festgehalten:

1. Notwendige Ausbesserungen an Autobahn und Leitsystem - 15.000,-€
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2. Stationäre Behandlung des Fahrers des Mercedes CLK 170T – 10.000,-€[/*]

Es ergibt sich eine Gesamtschadensumme von 25.000,-€. Die Schuldanteiligen 40% in Höhe von 10.000,-€ werden Komplett durch Ihre Haftpflichtversicherung übernommen.

Wir machen Sie an dieser Stelle nochmals darauf Aufmerksam, dass Ihr Schadensersatzanspruch auf körperliche Schäden durch Ihre Weigerung gegen ärztlichen Rat sich am Unfallort oder Stationär eingehend untersuchen zu lassen verfallen ist.

Sollten Sie dieser außergerichtlichen Einigung ganz oder teilweise wiedersprechen, bleibt ihn die Möglichkeit beim Bundesverkehrsgericht Klage einzureichen. Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass wir in diesem Fall keine Rechtskosten oder eventuell durch richterlichen Schuldspruch entstehende höhere Schäden übernehmen. Unsere Forderungen bleiben vom Rechtsweg unberührt.

Mit freundlichen Grüßen,
Stefanie Neumann
Versicherungskaufrau
Allianz SE
Ein Unternehmen des FBV

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//Vorwarnung - die ersten 10 Abschnitte sind heiße Luft, für Kospieler interessant ist im grunde genommen nur der kursive Monolog.

Fürstenwalde 29.Juli 2074

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Sein Schädel brummte noch immer, Schleudertrauma hatte der Sanitäter vor Ort gemutmaßt, aber Joker war bei Sinnen genug gewesen um jegliche genauere Untersuchung ab zu lehnen. Nicht, dass er nicht an die Wunder der modernen Medizin glaubte, aber die DNA-Spuren von Johannes Braun mussten in keiner Datenbank aufkreuzen. Nun genoss er zwar keine hochpotente Pharmazie aber zumindest einen zuckersüßen Yoshi der ihn umsorgte, als wäre der Straßensamurai von einer Sturmkanone durchsiebt worden, dabei hatte er doch nur Kopfschmerzen. Beschweren aber würde er sich kaum.

Wenn Joker damals schon gewusst hätte, wie ausgeprägt die devote Seite des kleinen Punks war, vielleicht wäre vieles anders gelaufen. Nicht dass es schlecht ist, wie es ist, aber der Weg dorthin war weit von dem entfernt, was sich Taresh es gewünscht hatte. Musste erst eine ganze Stadt zerstört werden, damit er sein kleines Paradies fand? Das Schicksal ist eine räudige Hündin – in Englisch klang das irgendwie treffender.

Die Tasse Tee in Yoshis Händen verströmte einen Duft, so fruchtig und intensiv, dass jeder Zweifel an seiner künstlichen Herkunft sofort verflog. Der junge Elf brachte die Tasse seinen vermeintlich schwer kranken Patienten, der nach seinem Morgenbad nun einem Pascha gleich im weißen Frottiermantel auf seinem Bett lag und sich vom Tridprogramm berieseln lies. Der klischeehafte Apron, den der kleinere Elf trug, diente wohl mehr Jokers Unterhaltung als dem tatsächlichen Schutz bei der Hausarbeit, vor allem da Yoshi sonst faktisch unbekleidet war.

Joker nahm die Tasse mit einer Hand ab und stellte sie auf den Nachttisch, ohne seine Augen von der belanglosen Dokumentation über die Eurokriege ab zu wenden. Es dauerte ein paar Momente, bis er bemerkte, dass der kleine Elf immer noch neben den Bett stand. Die Arme hinter dem Rücken wippte er langsam, ungeduldig mit den Füßen auf und ab. „Bist du schon fertig?“, Taresh klang harscher als er eigentlich wollte. Es war nicht so, als ob er nicht unglaublich wertschätzte und genoss was Yoshi alles für ihn tat und wie er sich gab, aber der Straßensamurai hatte noch Schwierigkeiten seine eigene Rolle in diesem Spiel auszuloten. Wie hart konnte Joker seinem geliebten Gespielen gegenüber sein, ohne dass ihre Beziehung kalt oder lächerlich zu werden drohte?

Die Antwort des kleineren war deutlich weicher und Sanfter, Joker könnte fast meinen wie Musik in den Ohren, aber das wäre viel zu Kitschig, als das der Edelpunk diesen Gedanken überhaupt formen könnte. „Ja - Herr.“, Anfangs hieß es noch fast immer Meister, aber das war auf Dauer zu dick aufgetragen und nur Großer wie früher passte noch weniger zu ihrer neuen Beziehungsform. „Auch das Bad?“, hakte der Pascha im Bademantel nach, wandte sein Blick nun auch vom Trid. Nicht dass es ihm wirklich interessierte ob das Bad nun heute geputzt wurde oder nicht – es war nicht so als würde er den Unterschied bemerken. Er hatte sich aus seiner Zeit als Clubbetreiber angewöhnt alles zu hinterfragen, allein um den Eindruck zu erwecken alles zu Prüfen und von allem Ahnung zu haben, die Masche funktionierte meistens sogar, zumindest bei Yoshi, der eifrig nickte, schien sie zu wirken: „Ja Herr!“.

„Gut.“, für einen bittersüßen Moment ließ Taresh seine Antwort knapp und kalt im Raum stehen, sah wieder auf den Trid und spielte mit Yoshis Erwartungen wie mit einem Fisch an der Angel. Dann, mit einer kleinen Geste, indem er mit der flachen Hand auf die Matratze klopfte, auf die freie Fläche zu seiner Rechten, gab Joker ihm das Zeichnen, auf dass dieser gewartet hatte. Nahezu mit den Reflexen eines Riggers hüpfte der Kleinere aufs Bett, legte sein Kopf auf die kräftige, frottiergepolsterte Schulter und schmiegte sich eng an die Seite des Straßensamurais, der seinen rechten Arm um ihn legte, ohne seinen Blick von den Archivaufnahmen russischer Panzer zu nehmen.

Die beiden Elfen lagen in stiller Zufriedenheit eine Weilen nebeneinander. Der Größere sah Trid und der Kleinere den Größeren an. Irgendwann richtete Yoshi sein Kopf auf, blickte Joker direkt in die Augen. Er schien über etwas gegrübelt zu haben, zumindest sah er sehr nachdenklich zum anderen Elfen. Taresh hob die rote gefärbten Augenbrauen als sich ihre Blicke. Einen Moment lang schien es eher als versuchte Yoshi seine Unterlippe zu essen, bevor er seinen Mut doch zusammennahm und fragte: „Jok... – Meister?“ Yoshi schien sich selbst kurz auf die Zunge zu beißen aber sein Angebeteter gab nur ein fragendes „Yoshi?“ zurück woraufhin dieser fortfuhr: „Ich weiß ihr könnt nicht von eurem Job erzählen und ich weiß ja auch worum es ungefähr geht, das weiß jeder der einmal Karl Combatmage gesehen hat, aber ich mach mir doch sorgen wenn euch sowas passiert.“

Mit liebevoller Geste strich der Kleine über die breite Stirn des Edelpunks um zu verdeutlichen was er meinte. Joker hatte zwar nicht behauptet, das sein Schleudertrauma von einem Run stammte, er hatte aber auch nicht erzählt das es nur ein Autounfall gewesen war. Wer weiß was sich Yoshi in seiner Fantasie zusammengereimt hatte. Der Straßensamurai schmunzelte sachte, beugte sich vor und legte mit sein breiten Lippen einen sanften Kuss auf den strubbeligen Haarschopf der auf Yoshis Haupt in allen Farben des Regenbogens schimmerte. Als er sich wieder in die Kissen lehnte hakte er nach: „Worauf willst du hinaus Yoshi?“.

„Ich weiß nicht recht, könnt ihr mir nicht wenigstens ein bisschen was von euer Arbeit erzählen? Vielleicht nicht von den Aufträgen, aber vielleicht von euren Kollegen – den ~Chummern~?“. Joker legte die Stirn in Falten. Das war eine ungewöhnliche Frage und eigentlich wollte er das Leben von Joker und Johannes Best möglich trennen. Aber das war eh nicht möglich ohne Schizophren zu werden und außerdem tat es ihm vielleicht ganz gut einmal mit jemanden zu reden, der nicht teil des Teams war. Er nickt schließlich: „Nagut…“.

Während Tareshs Blick zur Decke wanderte um seine Gedanken besser zu ordnen bette Yoshi seinen Kopf auf Jokers Brust, lauschte seiner Stimme während er zugleich die Vibration des Torsos beim Sprechen spürte.

„Am längsten von allen kenne Ich …. Lutzie, eine öhm -Katzenschamanin, eine Zicke vor den Herrn, aber eine Liebenswerte. Sie ist wie eine kleine nervige Schwester, von der man nicht so richtig weiß, warum man sie überhaupt mitnimmt wenn man mit den coolen Kids spielen geht, aber wenn ihr jemand zu nahe kommt dann versohlt man demjenigen den Hintern bis er nicht mehr laufen kann. Ich kenn sie noch aus meinen Zeiten auf der Straße, hab‘ sie mal aufgelesen und seitdem hängen wir halt gemeinsam rum. Das sie Zaubern kann ist ganz praktisch.

Der andere Zauberer unser Gruppe ist Spitzz- … ohr – ein ... Elfen…. Zauberer. Naja wie auch immer, ein Schlitzohr, ich hab mit seiner Hilfe jede Menge Geld gemacht, weil er skrupellos und pragmatisch genug ist ökonomisch sinnvolle Entscheidungen zu treffen die moralisch nicht immer unbedenklich sind. Mittlerweile ist er aber ziemlich abgedriftet und ich weiß nicht wie vertrauenswürdig er noch ist.

Dann ist da der... Kurt – unser Fahrer und so. Ein Ex-soldat und damit der einzige Vollprofi im Team –also neben mir natürlich. Neulich bin ich mit ihm nen‘ Rennen auf dem Ring gefahren, er hat‘s geschafft mit irgendeinem krassen Renntruck schneller zu sein als mein Bike. Zum Glück ist es zurzeit den Bullen scheiß egal was auf dem Ring passiert.

Der andere Ex-Soldat ist doof wie Stroh -…. Ein troll namens Manfred – Manfred das Mammut. Muskeln wie ein Elefant aber das Hirn von nem‘ Spatzen. Zumindest macht ihn seine Einfältigkeit gut steuerbar und er hat Kameradschaftssinn, genauso wie Kurt – diese Ex- Soldaten lassen ungern wen zurück.

Unser zweiter Muskelprotz ist … Klaus das…. Känguru – ein Kängurusurge der wahnsinnig gut Boxen kann. Aber wahrscheinlich wegen seiner ganzen Mutationen so sozial verkrüppelt ist das er kaum was von sich Preis gibt, bleibt eher introvertiert.

Ich weiß zwar nicht so genau warum, aber ein Astronaut haben wir auch, der heißt ähm… Astro-men. Wenn wir mal nicht im Weltall sind fungiert er als Kundschafter und so. Bissel verschrobener Typ, glaubt an die Konzernideologie wie ein Kind an den Weihnachtsmann.

Zwei Leute für die Technik haben wir auch noch, ….Oleg unser Mechaniker der nur doofe Witze raushaut oder aus Scheiße Gold bastelt und - Jolanta unsere Matrixverantwortliche von deren Vergangenheit niemand was weiß, inklusive ihr selbst.

Das ist so der Kern, zumindest derer die mit draußen die Jobs erledigen.“, Joker beendete seine Erzählung und Blickte wieder von der Decke herab zu seinem Freund. Dieser war gerade dabei verträumt den Gürtel des Bademantels um seinen Finger zu wickeln. „Yoshi?!“, Taresh zog wieder Fragend die Brauen hoch. Der kleine Elf ließ beinah ertappt den Gürtel los und blickte hinauf. „Hm was?“, „Hast du überhaupt zugehört?“, „Ja… natürlich! - Herr.“. Joker schmunzelte sachte, ahnungslos darüber ob es stimmte, aber war das wichtig? Hauptsache er konnte sich bei jemand auslassen, der in all der Scheiße da draußen nicht mit drinsteckte. Ob Yoshi nun lauschte und begriff wovon Joker sprach oder ihm nur das Gefühl vermittelte zuzuhören war da im Grunde genommen egal.

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This date, this time

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Es gab nur die Wahl die Gasmaske ab oder die Waffe aus dem Holster ziehen. Entweder Joker rauchte jetzt eine oder er stürmt diese Suppenküche und exekutiert jeden verdammten Metamenschen in dieser Suppenküche. Der Geigerzähler des Streetsams bewegte sich in einen – zumindest für ihn – unbedenklichen Bereich, Glück für die Scum of Recreation.

Die Gasmaske abgezogen, die Fluppe im Mund und entzündet starrte er weit in die Ferne, vorbei an dem AR Bild aus dem Tacnet und durch die Mauer der schmalen Gasse in der er hockte. Wärme und hochpotente Aromen liebkosten jedes Kapillar seine Lungen. Er stellte sich vor wie er seine Revolver zum Glühen brachte, wie er die fanatischen Gedanken dieser Vollidioten mittels Hochleistungsgeschossen aus ihren Köpfen befreite und zugleich ihre nutzlosen Gehirne im Raum verteilte. Wenige blau qualmende Atemzüge nur, dann normalisierte sich Tareshs Puls merklich, dann verschwand der rote Schleier von seinem Blick wieder.

Nur ein Haufen Idioten, ahnungslose Mittläufer die statt den harten Parolen eines Drill-Sargents oder den süßen Verheißungen eines Konzern-Werbemanagers zufällig dem fanatischen Bullshit eines radikalen Predigers verfallen sind. Sie haben den Tot so sehr verdient wie die Konzernsklaven in ihren Schlipshalsbändern oder die Anarchopunks die Antriebs und Perspektivlosigkeit mit Freiheit verwechselten. Sie fügten sich einfach nur in das System, dass sie Fütterte, schmiegten sich an die Brust, die sie nährte.

Vom Stengel war kaum mehr als ein Stummel übrig. Wenn an jemanden Kugeln verschwenden, dann an die Hurensöhne, die für diesen ganzen Mist verantwortlich sind. Acht flammen und eine Oberleuchte, das war doch zumindest ein Hinweis. Joker wettete dass die Schlitzaugenbraut, auf die. sie lauerten, eine von ihnen war. Jetzt hieß es abwarten und dann sich beherrschen, beherrschen sie nicht auf die brutalst möglich Weise zu schänden.

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Dort, dann

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Der Roadmaster ruckelte immer wieder stark, es war dunkel und stickig im inneren des Transporters. Schweigende Anspannung einte die Chummer bis Joker – soweit es bei der niedrigen Decke möglich war – aufstand und verkündete, es sei Zeit. Er ging zur Tür des Fahrzeuges, neben ihn stand Spitzzahn, er trug einen feinen Rheingold Anzug, weißes Sakko purpurnes Hemd, schmeichelnder Schnitt. Der Straßensamurai öffnete mit einem Ruck die Tür des Roadmasters, und starrte hinaus, draußen rauschte laut der Wind, sie flogen in zehn tausend Metern Höhe und Jokers Augen blickten auf dicke, grüne Strahlenwolken die unter ihnen schwebten.

Spitzzahn folgte dem Blick Jokers, er lachte kurz, erstickt, er lachte, wie er immer Lachte und meinte dann zu Taresh: „Ey, Alter – dafür bin ich nicht ausgerüstet.“. Der Kämpfer sah kurz zu dem Magier und erwiderte dann gleichgültig: „Nicht mein Problem“, dann packte er Spitzzahn an der Schulter und stieß ihn hinaus. Ohne zu schreien fiel der Magier hinab in die Tiefe.

Joker schnaubte und blickte neben sich, er kannte den gutaussehenden, sportlichen Kurden. Raven schüttelte enttäuscht den Kopf: „Boss, wirklich was sollte das? Erst treibst du ein Keil zwischen mich und Kitty und dann gehst du vor wie ein brunftiges Nilpferd. Hast du wirklich geglaubt das funktioniert?“. Taresh erwiderte ihm nichts, starrte ihn nur wütend an, bevor er auch den Kurden an der Schulter hinaus in die Tiefe stieß.

„Für ein paar Creds, echt ja?“, die tiefe, raue Stimme gehörte einem alten Troll. Bigby blickte aus müden, traurigen Augen zu Joker: „Du wirst genauso Enden wie ich Junge, für ein paar Creds.“ Trotz der Masse des Trolls viel es Joker nicht schwer ihn aus dem fliegenden Roadmaster zu stoßen.

Als Taresh wieder den Kopf zur Seite drehte stand neben ihn Twix, das rosa Stoffschwein fest in den Händen. Von ihrer Stirn, oder besser gesagt dem Loch in dieser, floss zäh Blut herab. Sie zischte Joker nur ein bissiges „Verräter!“ entgegen, dann, noch ehe ihr Mörder sie herausstoßen konnte sprang sie lachend aus dem Flugzeug.

„Versteckst du dich eigentlich immer noch in der hintersten Reihe sobald es heiß wird?“, zu Joker sprach ein verwesender Samurai, Oni war der erste gewesen der unter Jokers Verantwortung gefallen war. „Los Komm schon, stoß mich herab – ist doch egal was da lauert Hauptsache es bleibt fern von dir.“. Das ließ sich der Schütze nicht zwei Mal sagen, er packte den Guhl und stieß ihn aus dem Roadmaster.

Kurz sah er Oni noch nach dann trat er zurück und wollte die Luke wieder schließen. Als er hinter sich blickte erstarrte er. Dort, inmitten des Ganges, stand in einer Kittelschürze bekleidet eine Blasse, erschöpfte Maria Wertheim. Ihr rechter Arm war mit einem Gummischlauch abgebunden, ihr blondes Haar war zerzaust. „Warum Taresh, warum hast du deine Mama im Stich gelassen? Hast du nicht gemerkt dass alles, was ich brauchte ein bisschen Liebe war? Warum Taresh, warum denkst du immer nur an, dich?“ Sie sah ihren Jungen direkt an, blickte zu ihm aus tränengefüllten Augen. Joker hatte all seine Gleichgültigkeit, all seine Coolnes verloren, er stolperte zurück und viel durch die offene Tür hinab in die Tiefe.

Es dauerte keine zwei Sekunden da schwebten neben ihm im freien Fall all jene traurigen Gestalten die er hinab gestoßen hatte. Mit Zombiehaften Stöhnen und Ächzen streckten sie ihre Hände nach ihrem Peiniger aus. Kurz bevor jedoch die ersten Finger Jokers Bein greifen konnten zog dieser die Reißleine seines Fallschirms, gleitete sanft durch giftigte Wolken und sah seine Opfer ungebremst herniederstürzen. Als sie aufschlugen, explodierten sie in hell orangen Feuerbällen, einer nach dem anderen ging in einem großen Knall auf und schließlich vereinten sich die Explosionen und mutierten zu einer Riesigen Feuersäule, bildeten den so typischen Pilz einer atomaren Detonation.

Die Sprengung vernichtete das nächtliche Berlin unter ihm. Wo eben noch ein Meer aus neonfarben erleuchteten Häusern war, da war nach Sekunden nichts mehr als Asche und Glut. Wo eben noch Leben pulsierte da legte sich nun die Totenstille hernieder. Etwas unelegant aber sicher auf zwei Beinen landetete Joker in der Asche. Sein Fallschirmrucksack schien wie von selbst von ihm gefallen und der Elf schrittdurch ein Heer aus aschegleichen Gestalten. Einige kannte er, flüchtige Bekannte, Kollegen, Liebschaften, andere völlig fremd. Doch ihnen allen gleich war der Schrecken in ihren verbrannten Gesichtern.

Joker stoppte als er vor Yve stand. Warum hatte er nicht einmal jene gerettet, die ihm seine Taschen gefüllt hatten, mit denen er zusammen Gelacht und Geflucht hatte. Er hatte sie verkauft, es brauchte nur eine Zahl und ein paar Nullen und sie waren wertlos für Taresh gewesen. Mit zitternder Hand griff er nach aschegleichen Wange des einst blonden Barkeepers. Als seine Fingerspitzen den verbrannten berührten fiel er mit einmal zusammen. Nicht nur er allein, auch alle Verbrannten um ihn herum. Sie zerfielen und lösten sich auf in eine Flut aus Asche. Meterhoch türmte sich die verbrannten Überreste der Millionen Seelen auf und stürzten dann in einem riesigen Schwall auf Joker herab. Er schlug wild mit den Armen um sich ruderte, um nicht zu ertrinken, doch dann war alles Schwarz und voller Asche sein Mund.

Hustend und Keuchend richtete Taresh sich auf. Er saß in seinem Bett, in seinem Truck. Langsam, unsicher drehte er sich und setzte sich an die Kante seines Bettes. Sein Blick viel auf den Nachtisch: Ein halbvoll gefüllte Flasche Vodka und ein ganz voll geladener Revolver. Mit zitternder Hand Griff er nach der Vodkaflasche, drehte sie auf und nahm einen großen Schluck.

„Glaubst du wirklich, dass das die richtige Wahl war?“ Joker zuckte erschrocken zusammen als er Spitzzahn sprechen hörte. Er ließ die Flasche fallen und sah neben sich die bläulich schimmernde Gestalt des Magiers sitzen.

„Ey – Alter – erschreck mich nicht so.“, fuhr der Straßensamurai den Geist an. „Wofür Lebst du Joker? Warum lässt du so viele Leiden? Hast du eine Ahnung wie viel Wissen, wie viele Erkenntnisse mit mir verloren gegangen sind, wegen deiner arroganten Inkompetenz?“; Spitzzahn klang sauer, kein Wunder – er war Tod. Der Geist führte eine einzige Bewegung mit der Hand aus und die Außenwände des Trucks verschwanden. Joker saß auf seinem Bett direkt vor ihm der riesige Kratersee der Bombe und aus dem Himmel fielen schreiende Metas, fielen hinab direkt in die schwarze Brühe.

Die Beine an sich gezogen fragte Joker panisch: „Ich träume noch oder? Spitzzahn ich träume noch?“. Der Magier lachte kurz, erstickt, er lachte, wie er immer Lachte und erwiderte dann: „Die Frage kann nur von einem Idioten wie dir stammen. Die Antwort ist schon allein wegen dem möglichen Mangel an Wahrheit vollkommen irrelevant. Viel wichtiger ist die Frage, wann du endlich beginnst die Konsequenzen für deine idiotischen Entscheidungen zu übernehmen? Du wolltest immer nur Macht, Einfluss und Kontrolle Joker, aber du rennst vor den Konsequenzen davon, du bist nicht stark genug deine Fehler zu ertragen. Werde erwachsen Joker, sei ein einziges Mal ein Mann und zieh endlich die Konsequenzen aus deiner vernichtenden Inkompetenz.“.

Mit diesem Satz erhob sich der Geist, ging zum und nahm den Revolver am Lauf um ihn mit dem Griff voran Taresh zu reichen. Dieser griff ihn mit Zitternder Hand, atmete tief durch und richtete dann den Lauf gegen seine Schläfe. Der Daumen spannte den Hahn und der Zeigefinger legt sich langsam um den Abzug. Spitzzahn lachte kurz, erstickt, er lachte, wie er immer Lachte und verhöhnte Joker weiter: „Na los, beweis mir ein einziges Mal, dass die kleine Schwuchtel Eier hat.“. Tareshs Zeigefinger spannte sich an, der Abzug löste aus, der Hahn knallte vor.

Schweißgebadet raste Jokers Oberkörper auf. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er sich um. Kein Spitzzahn. Die Uhr in seinem Cyberauge gab 03:34 an. Fuck – gegen diesen Traum war jeder Horrorchip eine Pfadfinderausflug. Joker Taumelte zum Bad um wieder klar zu kommen - Wasser, Pissen, Schlaftablette – Spitzzahn war Tod, aber kein Grund Morgen unausgeschlafen zu sein.

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2.7.2074

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Es goss wie aus Eimern. Früh war die finstere Nacht an diesem Sommerabend hineingebrochen, denn dunkle Sturmwolken hatten sich vor die Abenddämmerung gelegt wie ein Theatervorhang aus schwarzem Samt der vorzeitig fällt und so das Bühnenstück des Tages für beendet erklärt. Mit der Dunkelheit kam auch der Sturm. Heftige Windböen trieben Dreck und Geröll durch die verbliebenden Straßenschluchten Köpenicks. Nur wenige Blitze erhellten jäh die dunkle Nacht, doch ihr Donnern grollte so nah und gewaltig, dass Mann und Maus sich in ihre Löcher verkrochen und ihrem Gott in den Ohren lagen es möge doch bald die Sonne wieder scheinen. Der Sturm, die Naturgewalt war pervertiert. Von dem was die Bombe dem Astralraum angetan hatte war sie zu einem mächtigen Ungeheuer geworden. Das fauchend und wütend über der Stadt einen diabolischen Reigen tanzte.

Um an diesem Abend durch die Ruinen der Stadt zu ziehen, man musste schon ausgesprochen dumm oder mutig sein. Eine Mischung aus beidem war besonders geeignet für die Streife, auf der sich Joker befand. Er hatte seinen Klischeehaften Cowboyhut fest an den Kopf, direkt an die gehärtete Gasmaske gebunden, dennoch zerrte der Wind kräftig an der Kopfbedeckung. Der Sturm wollte seinen Tribut einholen und so schlackerte die breite Lederkrampe heftig bei jeder Böe. Taresh war ausgesprochen dankbar für die eng anliegende Isolierung seiner Panzerung, die ihm ersparte von innen genauso Nass zu sein, wie von außen. Ziellos stapfte er durch den Regen, langsam kamen Zweifel in ihm auf, was er hier draußen machte. Wenn es noch stärker regnen würde, er müsste anfangen zu schwimmen.

Gleich in welchem Sichtmodus er sich bewegte, das kalte Nass, dass sich in unendlichen Mengel vom Himmel ergoss, verhinderte, dass er mehr als ein paar Meter weit sehen konnte. Wenigstens eine Taschenlampe hätte man mitnehmen sollen. Nur ein weiterer Blitz erleuchtete die düstere Szenerie für einen Augenschlag. Dort wo dunkle Ruinen scharfe Silhouetten warfen, die wie urige Monster die nassen Gassen flankierten, sah Taresh im kurzen Schein der grellen Gewitterentladung drei Schatten stehen. Die Größte so massiv, dass es wohl ein Troll sein musste, auch die Zweite mit kräftigen Kreuz wenn gleich mindestens drei Köpfe kleiner. Nur die dritte Gestalt deutlich kleiner, deutlich schmaler als die Schatten ihr gegenüber.

Von Neugierde erfüllt, wer in dieser unwegsamen Nacht seiner Wege zieht, näherte sich Joker der Gruppe. Mühsam gegen die nassen Peitschenhiebe des Sturms ankämpfend. Obgleich er kaum weiter als zehn Schritt von den Dreien entfernt stand schien keiner von ihnen den Straßensamurai zu bemerken, nicht das er besonderen Wert auf Heimlichkeit gelegt hätte, doch der Sturm hätte vermutlich auch ein Drachenpaar beim Balztanz jede notwendige Diskretion verschafft. Die kleinste Gestalt hielt in einer Hand ein schwaches Licht wie es von einem Kommlinkbildschirm oder einer altersschwachen Taschenlampe kommen mag. Die andere Hand klammerte ein in Silberfolie eingeschweißtes Paket, unverkennbar eine der SK-Tagesrationen. Taresh konnte so nah nun selbst trotz der schlechten Lichtverhältnisse beobachten wie der mittelgroße Schatten das Paket an sich riss und in beinah gleicher Bewegung die kleine Gestalt unsanft zu Boden stieß.

Auftritt für Scheriff Joker, er räusperte sich - nichts geschah – kein Wunder, schluckte doch der Sturm den Großteil aller Geräusche. Dann halt auf Cowboyart. Der Straßensamurai zog seine Revolver, richtete einen aus der Hüfte heraus auf den Troll und den anderen am ausgestreckten Arm in die Luft. Ein lauter Knall, viel kürzer, näher und punktueller als das Grollen des Donners und drei Gestalten unterschiedlicher Größe warfen ihren Blick zu dem vom Regenwasser triefendem Schützen.

Nun richtete Joker beide Revolver auf die vermeintlichen Aggressoren. Ein Wink mit der Hand, ein Wink mit dem Lauf ihnen klar zu machen, dass sie bei Seite treten sollen. Der Troll antwortete indem er seine Abrissbirnengleichen Fäuste gegeneinander schlug. Taresh hatte wenig Lust auf einen physischen Schlagabtausch, ein freundlicher Schuss vor den Latz würde seine Argumente sicherlich verdeutlichen. Er Legte an, jeweils zwei Finger breit vor den Zehenspitzen der beiden Schlägertypen die ihn gerade Abschätzend musterten. Der Mittlere, ein Ork wohl, zog einen lächerlich primitiven, nageldurchzogenen Holzbalken hervor während der Größere wild mit dem Fuß aufstampfte, ungeduldig wie ein Stier vor dem Matador. Das Smartlink zeigte den kleinen roten Punkt des wahrscheinlichen Projektileinschlags genau dort an, wo der Straßensamurai ihn haben wollte. Ein zufriedenes, selbstherrliches Lächeln legte sich auf die Lippen unter Jokers Gasmaske.

Ein Sekundenbruchteil bevor sich in den neuralen Verbindungen des Elfen der Schießbefehl formte kam es mit einer weiteren heftigen Windböe zu plötzlich eintretender Finsternis. Die Schwärze war überraschend und allumfassend, weder Auge, Cyberlinse noch Waffenkameras zeigten mehr als absolut Nichts. Selbst auf Wärmesicht sah man nichts als einen tief dunkelblauen Schleier. Verwirrung, der Hauch von Panik flog durch Jokers Adern, bevor der durch Kampferfahrung und GenTech gestraffte Kriegsgeist wieder die Kontrolle über den Elfenschützen übernahm. Joker schlug etwas unkoordiniert mit den Armen, schaffte es so aber zu erkennen und zu bekämpfen was über ihn gekommen war.

Über den Straßensamurai klebte ein altes, nasses Bettlaken, angepresst durch den Wind hatte es ihm jegliche Sicht für einen Moment geraubt. Ein Moment der lang genug war, dass der wartende Stier los preschte. Der Troll hatte in weniger als drei Sekunden bewiesen warum Kraft gleich Masse mal Beschleunigung ist. Als er auf den nicht einmal halb so schweren Taresh prallte schleuderte es diesen ohne weiteres durch die Luft, erst die gemauerte Hauswand, vier Meter hinter seiner ursprünglichen Position bestimmte abrupt das Ende seines Fluges. Joker war noch dabei die Situation zu erfassen, abzuwägen ob seine kreischenden Rückenschmerzen und der Drang sich auf dem Boden zu winden oder sein Fluchtinstinkt überwogen, als er den wütenden Troll erneut auf sich zustürmen sah.

Es glich eher einem verzweifelten Fallenlassen als einem gewandten Ausfalls als der noch benommene Joker dem Fuß seines Gegners auswich. Der übergroße Treter penetrierte unbarmherzig die Wand und hinterließ ein großes Loch, wo eben noch der Kopf des Straßensamurais anlehnte. Glücklicher weise hatte sich der Schläger dadurch selbst ein wenig ausmanövriert. Taresh nutzte die Gelegenheit, als der Troll dabei war sein Fuß aus der Wand heraus und selbige damit halb ein zu reißen, richtete der Schütze seine immer noch eng umklammerten Revolver auf den Fleischberg. Dieser hatte seinen Fuß gerade befreit und beide Fäuste zu einem vernichtenden Schlag gehoben, als zwei beinah parallele Pulverküsse das Schicksal des Trolls besiegelten.

Verwunderung, entsetzen, tiefe Trauer – das waren die drei kurz aufeinanderfolgenden Gesichtsausdrücke des sterbenden Ungetüms. Die massiven Löcher in der Brust hatten ungeachtet von Demalpanzerung, Fett- und Muskelmasse nicht viel vom Herzen übrig gelassen. Unglücklicher Weise entschieden sich über 400 Kilo Kampfgewicht in die Richtung des Elfen zu kippen. Eine Rolle zur Seite sollte Joker davor bewahren als Flunder zu enden, dies gelang allerdings nur teilweise. Jokers Mantel klemmte unter dem Kadaver und der baumstammdicke Oberarm flog ihm unsanft auf den Torso. Während er noch dabei war sich von dem Trollbiceps zu befreien sah er den Ork mit erhobener Waffe auf ihn zustürmen, durch das plötzliche Ableben seines Partners erstaunlich gereizt. Mit einmal wirkte der martialische nageldurchzogene Prügel weitaus bedrohlicher.

Kaum mehr als vier Meter vor Taresh schaffte es dieser sich zu befreien und auf zu springen. Manöverplan: Ein Hechtsprung zur Seite, die Revolver wieder ziehen und den Primaten penetrieren. Es blieb beim Plan. Als er zur Seite hechtete stellte er unsanft fest, das seine am Gürtel mit Gummibändern geschnallten, geliebten Revolver noch immer unter dem toten Fleischklops klemmten. Normalerweise dienten die Gummibänder dazu, ein Verlust der Waffen im Kampfgetümmel zu vermeiden. Nun sorgten die praktischen Bänder dafür, dass der Elf an der Hüfte zurück auf den Hosenboden an die Trollleiche heran gezerrt wurde.

Wie auf dem Präsentierteller saß er da und der Ork mit dem Nagelschläger nahm das Präsent an. Die Wucht der Keule traf Joker ungebremst von links. Das Glas der Gasmaske gab trotz seiner Härtung nach und einer der Nägel bohrte sich durch die Rüstkunststoffschicht und die Dermalverkleidung durch Jokers Wange, riss unsanft mit seiner Rostigen Spitze einen Schlitz in das Gesicht des Elfen Joker schmeckte Blut in seinem Mund, doch der Adrenalinrausch in seinem Körper verhinderte das Empfinden von Schmerz. Der Ork riss schreiend seine Nagelkeule erneut hoch.

„Fick - dich.“, knurrte Joker, und dankte dem Universum für seine Synapsenbeschleunigung, Hyperschilddrüse und Muskelstraffung. Noch bevor sein Gegner zum nächsten Schlag ausholte hatte, hatte der Straßenscheriff sein Kampfmesser gezogen erst hoch gerissen und dann mit voller Wucht dem Schläger durch den grauen Gummistiefel in den Fuß gerammt. Der Ork jaulte auf und wollte sein Bein wegziehen, doch der Elf hielt dagegen mit dem Resultat, dass sich die Klinge weiter durch orkischiche Muskeln und Sehnen schnitt.

„Fick – dich!“, knurrte Joker erneut stemmte sich auf und lagerte die Messerklinge um, von dem Fuß des Schlägers in dessen Eingeweide. Der erste Stich eröffnete lediglich neue Einblicke in das Innere des Orks, doch spätestens mit dem dritten Stich ließ er seine Darmschlingen liederlich heraushängen. Erst ließ er seien Nagelkeule Fallen, dann sackte er zusammen. Joker beugte sich herab und bearbeitete den leblosen Körper noch ein paar brutale Male mit dem Kampfmesser. Schließlich, als der Elf außer Atem und der Ork nahezu zerlegt war, richtete er sich wieder auf.

„Fick… dich….“, knurrte Joker erschöpft, spuckte die blutigen Überreste an, verstaute sein Kampfmesser und zerrte dann seien Revolver aus dem Troll hervor. Der unermüdlich weiter schütternde Regen hatte das meiste Blut abgewaschen, ehe es an dem Straßensamurai anheften konnte. Nur aus dem frischen Schlitz an der linken Wange floss ein kleines Rinnsal roter Suppe. Langsam blickte Joker sich um und stapfte dann Zielsicher zu der kleinen Gestalt, deren Wärmesignatur in der dunklen Ecke kauerte, in der das Schauspiel begonnen hatte.

Kurz vor ihr blieb er stehen, zu seinen Füßen die in Silberfolie verschweißte SK-Tagesration, achtlos fallen gelassen im Gefechtseifer. Zehn verfickte Euro und dafür zwei Idioten weniger, Joker sollte sich ernsthaft nicht mehr unter Wert verkaufen, er spürte seine Rückenschmerzen von dem Aufprall gegen die Wand als er sich herunterbeugte und das Paket aufhob. Einen Schritt weiter auf die Gestalt zu, dann streckte er ihr das Paket entgegen, soll nicht alles umsonst gewesen sein.

Für einen Augenblick geschah nichts, dann zögerlich kam die Gestalt näher, nahe Genug als das Jokers elfisches und künstliches Auge sie nun erkennen konnte. Besser gesagt ihn wohl. Der schmächtige Elf vor ihm hatte eine karamellfarbene Haut, zwei große haselnussbraune Augen, schmale Brauen und Stirn und regennasse, schwarze Haare. Bemerkenswert vor allem da auf dem schönen Gesicht aus der zerzausten Frisur heraus zwei schwarzpelzige hundegleiche Ohren hervorlugten. Teils weil ihm der Anblick des SURGs wirklich gefiel, teils um weniger bedrohlich zu wirken, versuchte Taresh zu lächeln, was ihm, dank der durchschnitten Wange, wohl im wahrsten Sinne des Wortes nur Halb gelang.

Der Junge zögerte kurz, dann sprang er mit einmal auf und Joker an. Es mag Schicksal oder Glück gewesen sein das der Straßensamurai diesmal zu perplex wahr um mit Abwehr zu reagieren, ehe er sich versah hing der gerade Gerettete an seinem Hals, umklammerte diesen mit schmalen, zitternden Armen. Etwas betölpelt stand Taresh mit dem kleinen SURGE im Regen. Dann legte er zögerlich seinen rechten Arm um ihn und hörte in sein Ohr ein kleinlautes „Danke…“.

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„Es ist nicht so wie du denkst.“, Taresh rollte mit den Augen als er auf Jakobs strengen Blick genervt antwortete. Was glaubte der alte Mann eigentlich, ihm in seiner eigenen Küche so früh morgens so vorwurfsvoll an zu starren, Panda war nicht sein Vater. Der alte Mann brummte und zog die Augenbrauen hoch, sagte aber anfangs nichts. Erst als Joker den Kaffeepott, an dem er gerade noch genippt hatte, auf den schwarzen Marmortresen des Wohntrucks knallte um den strengen Blick des Älteren ab zu wehren antwortete dieser in ruhigem Ton: „Ich bin nicht über Nacht taub und dumm geworden Junge.“.

Resignierend ließ sich der Straßensamurai auf einen der Hochhocker fallen: „Es ist zumindest nicht so, als wenn ich es geplant hätte.“, Joker schwieg kurz, betrachtete nachdenklich das mit Milch gestreckte Innere seiner Tasse, das helle, weiche Braun fast wie Karamell, fast wie seine Haut. Schließlich setzte er nach: „Hör zu Panda, ich - ich denk er ist etwas Besonderes.“. Panda war nicht sein Vater, aber wohl am näher daran als sonst irgendein Meta. Wieder brummte der alte Schieber, nahm ein Schluck von seinem hellgrünem Tee und stellte das erstaunlich echt wirkende Glastassenimitat dann wieder auf die passende Untertasse. „Wie alt ist er Joker?“. Ertappt biss sich der Elf auf die Unterlippe. Viel zu zögerlich antwortete er: „Acht…zehn?“. Diesmal lachte Jakob tief und konterte scharf: „Sechzehn, Joker -höchstens.“. „Und wenn? Bist du jetzt bei der Sitte?“.

Panda brummte, Joker wurde wieder frech, dann musste er ihm eben die Leviten zu lesen. Der alte Mann beugte sich vor, verengte die ergrauten Augenbrauen, warf die Stirn in wulstige Falten und sprach in tiefen, tadelndem Ton: „Hör zu Junge, du trägst hier die Verantwortung für die Leute die hier leben, für Johanna, für mich, für Kitty, Roger und den Rest deiner Chummer auch. Also reiß dich am Riemen. Du kannst nicht einfach jeden Straßenstricher ins Camp abschleppen nur weil der nächste Puff hundert Kilometer weg ist.“. Tareshs Antwort ließ auf sich warten, er wich Jakobs Blick aus indem er noch einen Schluck von seinem Kaffee nahm, doch erwiderte dann fast schon schmollend wie ein gescholtener Teenager: „… er ist kein Stricher. Er heißt Ali.“.

Jakob schnaufte, als er sich wieder in seinen Hocker sacken ließ. Wollte ihn der Edelpunk nun Narren halten? „Sei nicht so naiv Junge, nur weil Creds hier kaum zählen heißt das nicht, dass sich ein paar junge, hübsche Dinger nicht für ein paar warme Mahlzeiten eine trocknen Schlafplatz und etwas Schutz prostituieren.“. Die Antwort Jokers darauf war ein Griff nach seinen Kippen bevor er in Unterhose und Shirt gehüllt den Wagen verließ, nur mit dem Kommentar eine Rauchen zu gehen. Er suchte Ruhe vor den beißenden Wahrheiten des Pandabären.

Seinen betrübten Blick wieder in sein karamellfarbenes Heißgetränk werfend dachte Taresh still über die Worte des alten Mannes nach, sachlich, logisch betrachtet hatte er Recht. Aber die Welt war ebnend keine blanke Analyse von objektiven Argumenten. Langsam zog er an der brennenden Zigarette, atmete immer wieder ein und aus und sah dem kleinen Camp und der Straße davor beim Aufwachen zu bis sein Kaffee kalt und seine Zigarette abgebrannt war. Durch das Öffnen der Tür des Wohncontainers auf dessen Gitterstufen er saß, wurde er wieder aus seiner Trance gerissen, schnipste den Stummel fort und warf einen Blick über die Schulter.

Über die kalte, eiserne Treppe tapsten vorsichtig zwei kleine, nackte, karamellfarbene Füße. Jokers Blick wanderte langsam die schlanken, haarlosen Beine hinauf, die niemals hätten Enden sollen bis der wunderschöne Anblick abrupt, ab der Mitte des Oberschenkels aufwärts, von einem dem Träger viel zu großen schwarzen T-Shirt verhangen wurde. Taresh bemerkte den pelzig schwarzen Hundeschwanz der der von Alis Steiß herab bis zu den Kniekehlen reichte beinah nicht mehr. „Hey,…“, sagte der kleinere Elf kleinlaut als er sich vorsichtig neben den Straßensamurai setzte, seine Beine eng vor sich an den Körper zog und das Kinn auf die Knie abstürzte. „Hey.“ erwiderte Joker und bemerkte beim dem Versuch das erste Mal heute zu lächeln, dass seine Wange trotz der Notversorgung gestern noch immer schmerzte.

Eine Zeit lang saßen die beiden Elfen schweigend auf der Treppe, völlig ruhig, nur der schwarze Hundeschwanz pendelte nach einer Weile langsam hin und her, hielt erst inne als der Surgeling mit seinen Haselnussaugen plötzlich zu Taresh sah: „Tuts noch weh?“. Joker blinzelte eh er begriff und sich nachdenklich über die frische Narbe strich: „Nein – nicht wirklich – auch wenn Yoshi sicher sauer wegen der Narbe sein wird.“. Wieder schwiegen beide Kurz, bis diesmal der größere den kleineren abschätzend musterte und Fragte: „Tut es dir denn noch weh?“. Ali sah kurz verwundert und errötete dann schlagartig als er verstand was Joker meinte. Er versteckte das Gesicht und die Scharm die auf diesem geschrieben stand hinter seinen angezogenen Beinen und sein Schwanz legte sich eng die Wirbelsäule hinauf an den Rücken. Schließlich aber schüttelte er sachte den Kopf. Der rothaarige Punk schmunzelte und fuhr dem schwarzhaarigen Elf durchs Haar, kraulte liebevoll die spitzen Hundeohren bis der kleinere Elf den Kopf wieder Drehte und sein Gesicht zeigte: „Joker, - wer ist Yoshi?“. Der beinah autarke, schwarze Hundeschwanz wickelte sich dabei um Alis Bauch.

Irgendwelchen Mist zu erzählen war eigentlich keine Option, eine Geschichte zu konstruieren, noch eine Identität zu erschaffen würde Taresh nur schizophren machen. Entweder Ali würde die Wahrheit akzeptieren oder es könnte sowieso nicht funktionieren. „Yoshi Ist mein Freund, - mein …Geliebter.“. Während sich Alis pelzige Steißverlängerung noch enger ums einen Bauch legte hakte er mit einem etwas Ahnungslosem blick nach: „Dann ist er Teil deines… Rudels?“. Blinzelnd wie immer wenn er etwas nicht gleich verstand blickte Taresh zu dem Elfen neben sich der schließlich erläuterte: „Na dein Rudel Großer, der Opa da drin und die Kuh die da grad versucht das Fresspaket auf zu reißen und der Ork der da an seinem Pimptruck rumschraubt … und bei so vielen Karren wie ihr hier habt sicher noch mehr.“.

Dem Fingerzeig zu Polly und Keiler im Camp mit den Augen folgend schmunzelte Joker, sein Rudel? So konnte man Chummer und Freunde natürlich auch nennen, zögerlich nickte er schließlich. „Ja,… Ja ein Teil meines Rudels. Auch wenn er nicht hier lebt – und auch wenn ich den Spaß den ich mit Yoshi hab – den ~wir~ gehabt hatten mit denen nicht teile… Zum Glück.“ Der Punk grinste breiter als es seiner Wange gut tat als er wieder zwischen Keiler und Polly sah bevor seine Aufmerksamkeit wieder seinem Nebenmann galt. Ein helles, ehrliches Lachen von Ali, dann sah er sich erst verstohlen um und legte dann seinen Kopf gegen die Schulter des weitaus kräftigeren Runners. Sein eigenwilliger Schwanz schlang und wand sich um Bauch und Torso, strich unruhig auf und ab bis er die Stille brach: „Joker, … kann ich? ...kann ich Teil deines Rudels sein?“.

Zwei nussbraune Augen blickten in einem sprichwörtlichem Hundeblick hinauf zu dem Scharfschützen: „Ich mein wenn du das Alphatier hier bist dann … ich kann Zaubern! … oder ich könnte wie dein Yoshi? ...“. Alis Karamellbraune Haut bekam wieder diesen putzigen Rotton und beschämt wandte er seinen Blick ab. „Keine Angst,“, entgegnete Taresh als er seinen Arm um den Surgeling legte. Er wollte gerade irgendwelche schnulzige Romantik vortragen als er gedanklich über Alis Nebensatz stolperte: „Du bist ein Magier?“. Der Kleine nickte, eher vorsichtig und mit entschuldigendem Blick. „Oh…“, Jokers Gesichtszüge hellten auf, dass eröffnete natürlich ganz neue Möglichkeiten. Kurz grübelte er, fuhr dann jedoch mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen fort: „Was ich sagen wollte – ich werde dich unter keinen Umständen wieder gehen lassen. Du bleibst hier und keine Angst vor dem alten Mann, auch der kann nicht ewig so brummelig sein.“.

Während Alis Hundeschwanz begann rechts ausschlagend zu wedeln legte sich ein breites, glückliches Lächeln auf seinen Mund. Auf Jokers Oberschenkel abstützend streckte er sich hoch und legte dem Punk kurz seine Lippen auf die Wange. Dieser lächelte schief, stürzte die Reste des kalten Kaffees herunter und drückte sich dann Vorsichtig hoch. „Ich muss eben mit Panda reden.“, Taresh hatte den Griff der Tür schon in der Hand als er nochmal hinab sah: „Ach, eins noch - wie Alt bis du eigentlich?“. Etwas ratlos zuckte Ali mit den Schultern: „Siebzehn – glaub ich, – Wieso?“. „Ach – nicht so wichtig.“, Joker winkte ab und betrat sein mobiles Heim wieder.

Die Tür war geschlossen, Jakob saß immer noch am Tresen und blätterte in einer AR Zeitschrift, Johanna lag im Nachthemd mit einer geschälten Mohrrübe auf dem Sofa vor dem Trid, tauchte das Gemüse in ein Glas Nuss-Nougat-Creme und biss ab. Taresh holte tief Luft und sah dann zu Jakob: „Erstens: Du hast recht damit, dass ich mir meiner Verantwortung bewusster sein muss und du hast damit recht, dass ich nicht einfach irgendwelche Fremde warum auch immer ins Lager mitbringen kann.“, der Edelpunk schien leicht nervös, schätzte erst einmal die relativ verhaltene Reaktion des alten Mannes ab bevor er weiterfuhr: „Zweitens: Ali ist siebzehn, er ist Magier und er bleibt hier uns. Und Drittens: Ich denke es wird Zeit das wir für euch beide ein eigenen Wagen kaufen, ich brauch einfach mehr - Freiraum.“. Man konnte an dem erleichtertem Ausatmen erkennen wie schwer dem Straßensamurai diese Ansage viel, obgleich Panda es vollkommen gelassen aufzunehmen schien. Nur Johanna blickte leicht irritiert von ihrer Soap auf und wedelte mit einer Schokoladenverzierten Möhre: „Ali? Wer zum Heck ist Ali?“.

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Die nacht vom 4. zum 5.7. 2074, Früstenwalde

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Langsam löste Joker das dunkle, weiche Seil, das die beiden zarten Körper zusammen gebunden hatte. Mit den Fingerspitzen fuhr er die Spur der Kordel nach, massierte sanft die Druckstellen aus der alabasterweißen und karamellbraunen Haut. Es kommt erstens anders und zweitens als man denkt. Ali davon zu überzeugen, zuerst einmal eine Nacht ohne Joker im Camp zu bleiben, damit dieser anfangs allein mit Yoshi sein und reden konnte, war wesentlich schwerer gewesen, als Yoshi klar zu machen, dass sich noch für jemand anderes zu interessieren, noch jemand anderes zu lieben und zu begehren nicht bedeutete, dass Tareshs Herz für seinen kleinen Punk weniger stark schlug oder dieser den Straßensamurai nicht satt machen würde. Als die beiden Geliebten dann auf einander trafen, war es auch mehr Ali der eifersüchtig – nein neidisch auf den mittlerweile türkieshaarigen schien als umgedreht. Yoshi kannte Joker länger, besser – wusste was er wollte bevor es dem Straßensamurai selber klar war.

Achtlos warf der Pascha das Seil beiseite, nachdem er es vollkommen beiden Gespielen gelöst hatte, irgendwer anders würde es Morgen früh schon aufräumen. Yoshis Augen waren bereits geschlossen, ruhig und gleichmäßig war sein Atem doch noch immer glänzten Schweißperlen auf seinem Antlitz wie Perlen auf strahlend weißem Marmor. Joker war Glücklich, ruhig, ausgeglichen. Ali lächelte wissend, und sein buschiger Schwanz wedelt ruhig zur rechten Seite hin. Der kleine Türke war nicht der Gesprächigste, aber der beste Zuhörer. Er verstand wie Taresh sich fühlte, selbst wenn es ihm wie so oft selbst nicht klar war.

‚Danke Herr‘, schallte es ruhig in Jokers Kopf und er lächelte Sanft, beugte sich vor, Küsste die Stirn des kleinen Hundeschamanen der diese Worte in seinem Kopf klingen ließ und konzentrierte sich seinerseits auf den Satz ‚ Schlaf jetzt besser‘. Ali schloss die Augen und bette sein Haupt auf der Schulter des Straßensamurais. Joker musste sich erst an diese Kommunikationsform gewöhnen. Es war ungewohnt – aber durchaus praktisch, der Runner hatte schon wieder weitaus mehr im Sinn als Bettgeflüster. Anders als Yoshi, der das geheime Heim, den sicheren Hort hütete würde ihn der Schamane auf Runs begleiten, eben wegen seiner Fähigkeiten Leute – ihre Gedanken und Gefühle – zu durchschauen und dies Joker so unauffällig zu vermitteln.

So schnell konnte es geschehen. War er eben noch mit Leib und Seele bei der schönsten Sache der Welt, so waren nun seine Gedanken schon wieder in die Arbeit abgestürzt. Neu Golm 2.0, und das mit einem Halb ausgetauschten Team. Spitzzahn war tot, Paule abgetaucht, Spaceboy versuchte nur noch zu SK zu kommen. Die die übrig waren nicht mehr dieselben. Kitty war gereizt und zickte alle nur noch an. Lady war wütend und litt an Stimmungsschwankung und Geschmacksverirrung, wahrscheinlich hatte sie auch neurologisch was abbekommen. Keiler hatte es als einzigen positiv verändert, näher an die Gruppe geschweißt. Hasie schien alles in sich rein zu fressen.

Dafür waren nun vier neue dabei. Jack der trinkende Illusionist eignete sich hoffentlich zumindest zum Geister erschlagen oder als Kugelfang. Jane hatte ihr Können im Kampf die Feindtechnik zu stören bereits unter Beweis gestellt und konnte zumindest auch eine Waffe halten. Ähnlich praktisch im Kampf war Polly, und sei es nur um als mobile Barrikade verwendet zu werden. Schließlich natürlich noch Ali, der auch meinte gegen Geister Kämpfen zu können, auch wenn Joker ihn lieber hinten halten würde um sich auf seine antimagischen Fähigkeiten zu verlassen.

Mit einem Mörser anklopfen und dann auf alles zu schießen was sich bewegt war ein erstaunlich simpler Plan für den sonst so analytischen und vorsichtigen Taktiker. Joker fragte sich ob es wirklich das beste Vorgehen war oder er sich von seiner eigenen Wut trieben lies. Aber egal wieviel Alternativen er im Geiste durchspielte, alle hatten nur noch mehr tödliche Variabeln als die gute alte quick n‘ dirty Variante.

Ein schwerer Atemzug ging durch Taresh Nasenlöcher, es würde haarig werden, Bblutig und anstrengend. Aber es war notwendig, mehr als ein Auftrag, es war notwendig um einen Schlussstrich unter den Skyfall zu ziehen. Die letzte große Unbekannte war der verdammte Geist und die Fragestellung wie viel das Team ihm schuldete, diese Fragestellung bereitete dem Elf noch ein Magengeschwür. Er blinzelte einige Male und sah dann wieder von Yoshi zu Ali. Sie trugen jetzt dieselben Halsbänder, zu zeigen, dass sie zu Joker gehörten, ja das war ein schönerer Gedanke zum Einschlafen, Taresh schloss endlich die Augen.

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Joker verschwindet mit Ali und leichtem Gepäck am Vormittag des 7.7.2015 mit seinem BMW. Im Taknet steht folgende Nachricht:

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Chummer, Freunde, Gefährten:
wir haben gestern sehr gut funktioniert. Das gesamte Team. Zwar ist mir bewusst, dass sich jeder nur angesichts der Situation im Rahmen seiner Möglichkeiten einbringen kann und ich will auch nicht den Eindruck erwecken, dass es jemanden gäbe mit dessen Leistung ich nicht zufrieden war, aber dennoch kann ich nicht anders als ins besonderem die beeindruckenden Leistungen von Keiler und Roger hervor zu heben. Ein Hooverpanzer und ein Geist dieser Größe sind bei weiten keine alltäglichen Gegner. Dies sind – waren – hoch Risiko Gegner, die nur mit Mut, schwerem Gerät und den richtigen Fähigkeiten besiegt werden konnten. Wir können Dankbar sein, dass ihr dies eingebracht habt. Aber ich will auch nicht zuletzt Kitty sagen, dass sie ihren Hund in Zukunft öfter mitnehmen sollte, in der nachträglichen Betrachtung war er ausgesprochen Hilfreich.

Die letzten Tage, Wochen und Monate, die Zeit seit der Bombe, war für uns alle ausgesprochen anstrengend doch mit dem letzten Auftrag haben wir in gewisse Weise Schlussstrich gezogen. Die Bilanz: Nichts was wir taten oder noch tun werden wird jemals die zwei Millionen Toten zurückholen, Berlin wieder errichten oder all das Leid aufwiegen, das unser Scheitern zwar nicht verursacht aber zumindest nicht verhindert hat. Dennoch haben wir wenigstens verhindert, dass die treibenden Kräfte hinter diesen Gräueltaten ihre Ziele erreichen konnten. Wir haben uns dadurch neue Verbündete (ARGUS & MET2k) aber auch neue Feinde (Evo, die Russen (Vory?)) gemacht, aber das ist immer eine Folge davon, in den Schatten zu rennen.

Ich persönlich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich weiß, dass ich für die nächste Zeit Abstand von den Schatten suchen werde. Ersteinmal werde ich mit meinen Jungs für zwei Wochen auf einer geheimen Südseeinsel abtauchen, ohne auch nur einen Gedanken an euch Nervtöter oder all den Wahnsinn hier zu verschwenden. Auch danach werde ich – zumindest für die nächsten paar Monate den Kopf unten halten und nicht für Jobs zur Verfügung stehen. Primär werde ich mich um Geschäftliche Dinge kümmern – meine Schäfchen ins Trockene bringen und ein paar Leute gewinnbringend herumkommandieren. Seht euch einfach mal im Herbst in der nahe HH nach einem Autohof namens „Alt Berliner Residenz“ um.

Bis dann, lasst euch nicht erwischen,
JK

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Anhängend ist noch jeweils eine als privat gekennzeichnete Nachricht (Auser für Ikarus/Jack):

Zitat von @Panda

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Alter Mann, ich weiß ich war in letzter Zeit nicht einfach, vielen Dank dafür, dass du mich wieder auf Spur geschickt hast. Hast du drüber nachgedacht dein Laden wieder zu eröffnen? Ich hätte da ein Angebot mit besagtem Autohof. Ich bräuchte eh noch Investitionskapital. Wenn du 100 Riesen locker machst verspreche ich dir eine Jährliche Dividende von ca. 12% + ein Lagerraum und genug Publikums und Warenverkehr Drumherum das du wieder in Ruhe deinen Geschäften nachgehen kannst. Hört sich das gut an? Wir können drüber reden wenn ich wieder im Land bin. Pass auf dich und Johanna auf – Taresh.

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Zitat von @Lady

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Hey Johanna. Ich weiß, dass die Vereitlung der Pläne der Russen, Evos oder wem auch immer nur ein schwacher Trost ist für das Leid, dass dir wiederfahren ist seit dem du uns begleitet hast. Ich weiß nicht warum du bei uns geblieben bist, wahrscheinlich hätte ich an deiner Stelle schon das halbe Team inklusive mir, Kitty und Spitzahn gegeakt (naja das mit SZ hat sich ja auch von selbst erledigt). Wie dem auch sei, ich bin extrem dankbar dafür, dass du dich nicht nur dafür entschieden hast keine Rache zu üben, sondern auch noch bei uns zu bleiben und uns weiterhin zu unterstützen. Du bist eine unglaublich starke, loyale und gute Frau – vergesse das bitte nie, ich werde es zumindest nicht tun.
Falls du noch nicht weist wo es dich hinzieht. Besagter Autohof wird – wenn ich Jane überzeugen kann – eine Elektrobude mit beinhalten. Jakob macht hoffentlich auch mit, ich denke dort könntest du erstmal ein wenig zur Ruhe komm? Wir reden wenn ich zurück bin – cu Taresh.

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Zitat von @Kitty

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Hallo Kleine, streichel‘ dein Flozirkus von mir, hab in der Taknetauswertung gesehen das er es war der mich geheilt hat, der Geist davor hatte mich echt übel getroffen. Ich hoffe du findest etwas Erholung nach all dem kranken Scheiß der passiert ist und kannst mit den Eingriffen anfangen. Lass dir von niemanden vorschreiben was du tust um dich wohl zu fühlen – nur du allein weist was gut für dich ist. Und mach dir keine Vorwürfe mehr wegen Skyfall, Fehler geschehen, auch schreckliche Fehler geschehen, Vorwürfe und Selbstzweifel machen sie nicht wieder gut. Sei Dankbar dafür, dass dir das Schicksal eine zweite Chance geschenkt hat. Jemand mächtiges da draußen will scheinbar nicht auf dich verzichten, ich zumindest bin ihm dankbar dafür.
Meld dich bei mir wenn du dich Erholt hast. Alles Gute, dein Joker

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Zitat von @Keiler

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Tu mir bitte ein Gefallen: Falls ihr das Lager abbrecht park den Roadtrain in dem Lagerhaus das als Lager Magdeburg im Navi angegeben ist. Der Vermieter weiß Bescheid. Ach und was die Autos aus Neu Golm angeht. Geb doch einen der Humvies an diesen Jahrmarktsmagier, wir sollten ihn uns vielleicht warmhalten. Den Anderen und den LKW verscherbel mit Pandas Hilfe und teil das Geld auf. Aber vor allem: Fahr in die Heimat, Sauf was Gutes und leg irgendein scharfes Fahrgestell tiefer. Du hast es dir mehr als verdient.
Wenn ich wieder im Land bin müssen wir mal über mein neues Projekt reden. Ich hätte da noch eine Lagerhalle frei, wenn du so ca. 100K locker machen kannst, kann ich dir davon eine große Autowerkstatt verschaffen die anfangs rund 1k abwirft und in ein paar Jahren mal so 3-4k im Monat? Rentenfond? Überlegs dir! Cu JK.

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Zitat von @Roger

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Danke das du die Hackfresse von Geist die mich angegriffen hat erledigt hast. Du kannst gerne noch ein paar Tage in meinem Container penn, aber sei so gut und such dir in naher Zukunft ein gemütlichen Kaninchenbau mit ordentlich Möhren und süßen Bunnys. Wenn sich der Staub gelegt hab besuch mich doch mal auf dem Autohof. Machs gut – JK.

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Zitat von @Jane

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Ich trau dir immer noch nicht – aber inzwischen auf demselben Level wie allen anderen Chummern auch. Du hast dich in den letzten Aufträgen mehr als bewiesen, vielen Dank dafür. Im Lager steht ein lackierter Humvie, Spitzzahns alte Karre. Ich hab deinen Kommlink alle Zugriffsrechte gegeben – nicht das du dir das nicht auch hättest allein geben können, aber ja er gehört offiziell dir. Wenn jemand ein Problem damit hat, sag ihm er soll das mit mir klären. Ansonsten: Für mein neues Projekt such ich noch Mieter & Investoren. Hast du schon mal drüber nachgedacht deine Verdienste zu waschen und an zu legen? Geb mir 100k und ich verschaff dir dafür en Elektroschrauberbude die du nutzen kannst und die erstmal ~1k/mntl später in ungefähr 16Jahren das 3-4 Fache abwerfen wird. Lady würde vielleicht auch mit machen – rede ggf. mal mit ihr drüber? Wir können Details besprechen wenn ich wieder da bin.

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Zitat von @Polly

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Lieber Polly: Du bist ein Starker und tapferer Krieger. Es ist schön, dass du bei uns bist. Vielen Dank. Wenn ich wieder in Deutschland bin, gehen wir ein leckeres Steak essen.
Ich habe eine schöne Idee: Wenn du mir mit 150.000€ hilfst einen neuen Betrieb zu eröffnen, zahle ich dir für den Rest deines ganzen Lebens jeden Monat 1.500€ zurück. Das wäre doch super!
Wir reden dann beim Steak darüber. Bis dann, der Joker.

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Ocean Palace, Mittelmeer, 10.07.2015

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Von wegen Südseeinsel – so ein Quatsch die Ocean Palace war ein strahlend weißer Luxusliner und schwamm im Mittelmeer, aber diese Falschangabe war nicht einmal beabsichtigt gewesen. Joker hatte ursprünglich wirklich vor gehabt weiter weg zu fliegen. Aber Yoshi kam dann mit diesem Last-Minute Queer-Reisen an, und das Portal schlug dann die schwule Kreuzfahrt vor. Hauptsache warm, Vollpension und Ruhe, dachte sich Taresh und buchte eine freie Juniorsuit. Keine zickenden Weiber, kein unheimlicher Hase, kein strohdoofer Polly und vor allem kein verstrahltes, zerstörtes Berlin voller Fanatiker und Geister.

Die Bilder der Kreuzfahrt in der AR Werbung zeigten viele junge, fröhlich lachende, gut gebaute und spärlich bekleidete Meta-Männer in mehr oder minder verfänglichen Posen. Die Realität sah dann zu Jokers Leidwesen doch etwas anders aus. Der altersdurschnitt der Gäste lag wohl irgendwo zwischen Ende dreißig und Anfang fünfzig und auch wenn man hier alles Präsentierte, was moderne Bodyshops so hergaben, in die Kategorie jung und gutaussehend passte nur das Personal. Eigentlich hätte dem Casanova das egal sein können, hatte er doch Yoshi und Ali dabei und damit mehr als genug Vergnügungsmöglichkeiten für die zwei Wochen gehabt. Leider wurden aber gerade die beiden zum Problem. Der Fakt, dass beide den Altersdurschnitt deutlich unterboten und zudem ihre Gestalt in einem Hauch von Bademode nicht nur ihrem Taresh gefiel, rief dessen rasende Eifersucht auf den Plan.

Gleich am ersten Tag hatte Johannes Braun ein sehr ernstes Gespräch mit dem Sicherheitsoffizier des Schiffes Herrn Torgau, warum es absolut nicht in Ordnung sei einem anderem Gast die Nase zu brechen, nachdem dieser Ali auf den Hintern geklatscht hatte. Doch nicht zuletzt wegen des erheblichen Unterschieds in der Kabinenkategorie zwischen dem Grapscher und dem Schläger blieb es dann aber auch nur bei einer Verwarnung.

Gerade hatte Joker für einen Moment ab geschalten, still und sanft trieb er in seiner schwarzen Short mit einer durchsichtigen Luftmatratze auf dem azurblauen Wasser des ovalen Schwimmbeckens vom Oberdeck. Der Pool war kleiner aber exklusiver als das Hauptbecken auf einem vorgelagerten Deck. Hier hatten nur Gäste mit einer gewissen Brieftasche Zugang, was weniger Haligali, Arschbomben und Sangira aus Eimern, aber mehr Ruhe, Wassergymnastik und Champagner aus Kristallgläsern bedeutete. Die sportliche, dunkle Sonnenbrille auf der Nase verbarg das seine Augenlider geschlossen waren und über sein Headwarekommlink lauschte Joker einen Stream des Berlinradios.

Am Poolrand, standen neben Tareshs leerer, weiß gepolsterten Bambusliege zwei baugleiche Modelle. Auf der einen, im Schatten, las ein blasser Elf mit weißem Halsband und einem Regenbogenfarbenden Irokesen ein AR Magazin. Mit der Hilfe von viel leichtem, weißem Stoff und noch mehr hochpotenter Sonnenschutzcreme versuchte er alles, um blos nicht braun zu werden. Im krassen Gegenteil dazu lag Ali mit nicht mehr als einem speziell UV durchlässigen String und seinem schwarzen Lederhalsband bekleidet den ganzen Tag in Sonne und genoss die Wärme. Er konnte sich nie lange mit einer Sache beschäftigen so wechselte er Ständig dazwischen zu Lesen, Musik zuhören, stupide aber bunte Gelegenheitsspiele auf dem Kommlink zu zocken, Yoshi zu necken oder Leute zu beobachten.

„Hi Kleiner.“, sagte der Mitvierziger Mensch, der sich gerade vor Yoshis Liege mit einer Flasche Schampus und zwei Sektgläsern gestellt hatte trug ein offenes Hawaiihemd und dazu passend unmodische Kakishorts. Der kleine Punk sah mit jetzt schon genervten Blick an dem Mensch hoch. Sein zu symmetrisches Sixpack und die ansonsten eher unförmige Statur mit den hängenden Schultern verrieten eigentlich jedem aufmerksamen Beobachter, dass seine Muskeln aus dem Katalog stammten.

Obwohl er so viele Euros für den Schaumwein gegeben hatte, schenkte ihm der Punk kaum Beachtung, rollte nur mit den Augen und warf den Blick dann wieder in Seiten der AR. Statt seiner antwortete der gut gebräunte Surgling zwei Liegen weiter. Ali hatte sich aufgesetzt und wedelte gelangweilt mit dem Schwanz hin und her während er warnte: „Ich würd das lassen.“. Auf die beinah schon aggressive Antwort: „Dich fragt aber keiner Doggyboy.“, zog der kleine leicht verschreckt Türke die Beine an den Körper und sah dann schweigend für einen Moment zu dem rothaarigen Punk im Pool.

Ungefragt, ungebeten und unbeirrt setzte sich der Mann zu Yoshi auf die Liege und fing an die Gläser zu befüllen. Er stellte eines neben sich auf den Boden und bat das andere dem Elf mit süffisantem Lächeln an. „Ich bin übrigens Tom.“. Der blasse Punk setzte den genervtesten Blick auf, den man während eines Luxusurlaubs im Petto hatte und erwiderte kalt: „Und ich vergeben.“. Tom, seine PAN gab ihn als Abteilungsleiter im FBV aus, lachte gekünstelt: „Ganz ruhig Kleiner ich will doch nur nett Plaudern.“.

Da lächelte der schlanke, blasse Elf dann mit einmal doch und Griff nach dem Sektglas. Ohne ein weiteres Wort hob er es wie zum Tosten. Abteilungsleiter Tom nahm seines wieder vom Boden und wollte anstoßen, das Eis schien gebrochen. Dann aber statt die Gläser klinge zu lassen Riss der Punk den Sekt hoch und schütte den Alkohol seinem Gegenüber direkt ins Gesicht. Dieser quittierte es mit einem lauten Aufschrei: „Du kleiner Mistkerl!“. Wütend hob er die flache Hand und setzte nach: „Ich werd‘s dir zeigen!“. Doch als er dem gelassen zusehendem Elf gerade eine Backpfeife geben wollte das ihm Hören und Sehen vergeht hielt jemand mit kräftigem Griff sein Handgelenk fest.

Irritiert sah Tom mit sektnassem Haar über die Schulter. Noch so ein Punk – aber deutlich größer und breiter als der auf der Liege. Er wollte aufstehen, sich befreien und diesem Idioten zeigen wo der Hammer hängt. Stattdessen zog der große Elf in dem Moment als der Mensch sich hochdrückte kräftig an dessen Arm. Tom bekam viel zu viel Schwung und einen Tritt in den Hintern. Ohne Chance sich noch halten zu können stolperte er mit lautem Platschen direkt in den Pool.

Joker griff die Schampusflasche neben der Liege und sah erst zu Ali, dann zu Yoshi, die beide ein amüsiertes Schmunzeln auf den Lippen trugen. „Kommt,“, meine ihr Retter und hob den Alkohol kurz hoch: „wir gehen aufs Zimmer.“.

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25.07.2074, Autohof Hamburg

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Der Kies des Autohofs knirschte unter Jokers Kampfstiefeln. Neben den Punk lief langsam der alte Mann, lies seinen kritischen Blick schweifen. Der Hof war groß, drei lange U förmig angeordnete, einstöckige Gebäude mit kleinen Gängen verbunden. Die Bausubtanz schien solide auch wenn hier und dort der Putz bröckelte.

„Also Junge, jetz‘ nochmal langsam – wie hast du dir das vorgestellt?“, Panda sah zu Joker auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Na – ganz einfach.“, Joker machte eine Geste, deute auf den gesamten Hof: „Dieser Hof gehört der Wertheim und Partner Investitionsgesellschaft mbH – Partner sind du mit deinen Hundert Tausend und der Ochse mit hundertfünfzig. Zusammen mit der halben Million von mir hat die WPI diesen Autohof gekauft.“

Kurz nickte Panda und brummte: „Soweit so gut.“. Joker nickte ebenfalls mehrmals: „Ja, ja ich weiß was du denkst das ist alles noch viel zu simpel als das in Genie wie moa‘ sich damit zufrieden geben würde.“ Er grinste kurz ehe er fortfuhr: „Also die WPI mbH nimmt sofort auf den Grundstückswert einen Kredit auf. 750 Tausend Euro über gut fünfzehneinhalb Jahre bei fünf Prozent – das sind Monatsraten von fünfeinhalb Tausend. Warum tun wir das? Ganz einfach weil wir Mieter brauchen den wir vertrauen können. Also locken wir uns welche.“

Mit beiden Händen deutete Joker auf die großen Hallen links und rechts von ihm: „Keiler und Jane investieren jeweils 100 tausend – zusätzlich geben wir ihnen je 375 Tausend von dem Geld das wir aus dem Kredit haben – zu dem niedrigerem Zinssatz den wir durch die Immobilie als Sicherheit bekommen haben. Das heißt sie können gleich wesentlich mehr Geld Investieren als sie eigentlich haben. Sie haben sofort ein große Auto- beziehngsweise Elektrowerkstatt und ein kleinen Gewinn. Später wenn der Kredit abgezahlt ist sogar noch mehr Gewinn. Zudem haben sie einen Vermieter der wenig Fragen stellt und wir haben Mieter die wenig Fragen stellen bezüglich unser eigenen Aktivitäten. Nicht zu vergessen, dass die Chummer dann Zugriff auf vertrauenswürdige Schrauber-Buden haben. Oh und du bekommst die richtige Basis für deine Geschäfte inklusive einem Lagerraum im Keller.“

Abermals nickte der alte Mann, hakte diesmal aber kritisch nach: „Junge – das klingt alles schön und gut aber du bist nicht Mutter Theresia. Warum das alles?“ Taresh erwiderte Pandas Frage mit einem gespielt enttäuschten Blick: „Hey, man darf doch seinen Chummern noch was gutes tun?“ Der Scheiber hob die Augenbrauen und warf dem Straßensamurai einen klassischen ‚Willst-du-mich-verarschen-Blick‘ zu, dieser grinste dann jedoch: „Naja sieh Panda, ich nehm‘ weitere hundert Riesen in die Hand und eröffne ein kleinen Club und puff dort in der Ecke.“ Er deutete auf den hinteren teil der rechten Halle und die rechte Seite des Mittelgebäudes.

„Der eigentliche Clou ist aber ein ganz anderer.“, der Elf schwieg kurz um künstlich Spannung zu erzeugen bis Panda ein kurzes „Nun?“ von sich gab. „Du erinnerst dich an unsere Passierscheine aus der Berlin heraus? Nun ein besonders gewiefter Geschäftsmann kann diese im Eintausch für Unterschriften auf sehr Arbeitgeberfreundliche Arbeitsverträge herausgeben. Sagen wir einfach die Jungs und Mädels aus dem Club und dem Puff beginnen ihrer Arbeitsleben mit fünftausend Minus die sie erst einmal abarbeiten müssen. Das drückt die Lohnkosten gewaltig und sollte mir über die Anlaufphase helfen.“

Stolz wie Bolle grinste Joker vor sich hin und wippte leicht auf und ab. Der Blick des Schiebers war deutlich skeptischer. „Das ist Lohnsklaverei Joker.“, erwiderte er dem Jungspund. Dieser zuckte mit den Schultern: „Ich habe nie behauptet ein Heiliger zu sein, aber sie’s so – ist immer noch besser als das gefakte Spiel was Goldie mit den Tagesrationen innerhalb Berlins mit ihnen abzieht. Hier sind sie raus aus der Toxzone, haben klare Bedingungen und ein Ziel vor Augen. Ich meine bei mir sind sie nach zwei Jahren bereits frei – eh ich meinte nichtmehr verschuldet und vertraglich gebunden.“.

Langsam Schüttelte der Mensch den Kopf: „Eines Tages wirst du noch dein eigenen Kon gründen Junge.“

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August 2074; Alt Berliner Residenz, Hamburg

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Die dreieinhalb Liter preisoptimierten Soybiers hatten nicht nur die Voraussetzung für die Rückeroberung geschaffen, sondern vor allem die Bereitschaft dazu enorm gefördert. Wie Ali meinte, es stinkt hier nach fremdem Revier, hatte Joker erst gar nicht ganz begriffen, worauf er hinaus wollte. Erst als der Schamane seinem Meister spüren ließ, was er roch, die Territorialmarkierung eines Hundes, verstand Joker. Nun Tapste der Streetsam zu später – nein mittlerweile früher – Stunde, leicht angetrunken, leicht gangunsicher aber stark motiviert von einer dunklen Ecke des Autohofs zur nächsten und markierte sorglos summend wieder sein Revier.

Gedanklich ersann er einen Plan zur Vermeidung zukünftiger illegaler Besitzansprüche. Jane und Lady könnten ihm bestimmt einen Bewegungsmelder gesteuerten Ultraschall Pfeifer anbringen, das sollte Kittys Köter in Zukunft auf spur halten. Trotz automatischer Rechtschreibkorrektur verfasste er den beiden einhändig während des fröhlichen Urinierens folgende Kurznachricht: „Guten Mögen, Joket baut euer Hilft. Mach mit an jede Hausecke ein Ultraschwall gerne Kizzys Hundert mit Bewährungsmelder. Hab aller schön massakriert . Besser Tank!“. Zufrieden steckte er sein Kommlink ein und schwankte in Richtung seines Wohncontainers.

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Universität Hamburg, 30.10.2074

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„Herr Tah-resch Wertheim? Herr Wertheim bitte.“, Taresh blickte auf als die kratzende Stimme aus dem einfachen Lautsprecher klang und korrigierte den Sitz seiner mit dem Sakko farbgleichen, nachtblauen Krawatte über dem anthrazitfarbene Hemd. Er war kräftiger gebaut, knalliger frisiert und rheingoldexklusiver gekleidet als die meisten seiner Kommilitonen. Langsam erhob er sich, schritt den von billigen Plastikstühlen gesäumten Weg über den Turnhallenparkettimitatboden entlang bis zu der improvisierten Bühne aus Sperrholz verkleideten Europaletten. Ein untersetzter Norm mit aschgrauem Haar überreichte Ihm eine bordeauxfarbene Mappe aus falschem Papier in der sicher Geschützt eine Bachelorurkunde aus echtem Papier ruhte.

Der Elf konnte die kratzige Stimme des Mannes nun zugleich von diesem Selbst und den Lautsprechern neben der Bühne hören: „ Für ihre Arbeit über die ‚Die Senkung der Steuerlast durch die Optimierung von Rechtsform und Firmensitz für kleine und mittelgroße Firmen‘ sowie für ihre zuvor erbrachten Studienleistung überreicht ihn die Universität Hamburg den Bachelor in Betriebswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft.“. Ein kurzer Händedruck, ein gerauntes Danke, dann verschwand Taresh mit seiner eher symbolischen Urkunde wieder zurück auf seinen Platz.

Es kostete ihn erhebliche Mühen nicht vor Ende der zähen Veranstaltung den Saal zu verlassen, heimlich kontrollierte er die Bilanzen des Autohofs um nicht an Langer weile zu sterben. Der Club machte bei weiten nicht den Reibach, den das 7sins eingespielt hatte. Aber das waren andere Zeiten und Möglichkeiten gewesen. Hier in Hamburg drangen sie auf einen existierenden Markt ein. Zudem hatten sie noch nicht mal eröffnet gehabt, da hatten die Likedeeler schon die Hand aufgehalten. Aber lieber mit ein paar Exrunnern kooperieren als mit den Vory, zumindest nach allem was in Berlin geschehen war. Bedachte man dies, konnte sich Joker nicht über die Finanziellen Ergebnisse beschweren. Vierzehn Tausend blieben unterm Strich jeden Monat übrig, neun wenn er alle Teilhaber ausgezahlt hatte. Das reichte für ein bequemes Leben aus dem Container heraus, aber wer will schon ewig in einem Container hausen?

Noch ehe Joker noch Zukunftspläne schmieden konnte erhoben sich die frisch gebackenen Bachelors um ihn herum. Endlich schien die Veranstaltung vorüber, nicht schnell genug konnte der Streetsam sich aus der behelfsmäßig umgestalteten Turnhalle hinaus in die smogverhangene Freiheit der Hamburger Innenstadt begeben. Kurz entschuldigte er sich bei Ali, der seit einer gefühlten Ewigkeit im BMW gewartet hatte und mittlerweile sämtliche Funktionen des internen Entertainmentsystems ausprobiert hatte. Dann ging es mit Bleifuß die über 300km nach Fürstenwalde.

Das intensive Studieren der letzten Wochen wäre ohne die Naniten gar nicht möglich gewesen. Dennoch schlauchte es enorm teilweise zehn bis zwölf Stunden zu Lernen, nebenbei den Hof zu managen und Ali zu beschäftigen, der zwar loyal und anhänglich, aber in etwa so selbständig wie eine Drohne war. Die Anderen Mitbewohner auf dem Hof schien es ruhiger angegangen zu sein. Lady war sogar richtig gemütlich geworden, beinahe Fett – aber Joker war taktvoll genug ihr das nicht so direkt zu sagen. Wie dem auch sei, in verkehrsabhängigen drei bis vier Stunden würde er bei Yoshi sein und endlich mal wieder ein paar Tage ausspannen, danach – mal sehen.

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November 2074, Sugarbabe Club, Hamburg

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Rotes Kunstleder, goldfarbene Fassungen und plüschige Kissen in Leopardenmuster. Das Sugarbabe konnte Puffiger kaum sein. Taresh empfand es als taktisch kluge Wahl, eine junge Tänzerin im Westernkostüm für die Stange auf dem Tisch des kleinen Separees zu bestellen. Es gab Robert dem leicht stämmigen Ork mit dem mittelangem, braunem Haar und Ulrich dem kräftigen Mensch mit dunklem Straßenblond genug zu sehen. So konnte sich Joker auch in Ruhe mit Rebecca, der rothaarigen Menschin und einzigen Frau der Runde in Ruhe flirten. Es waren harmlose Neckereien, aber dennoch Sprüche die man lieber sagte, während nicht alle zuhörten.

Die Stimmung war ausgesprochen gut, nicht zuletzt dank der gerade angefangenen fünften Flasche Schampus. Das Sprudelwasser hatte einen guten Namen, eine gute Wirkung und einen guten Preis. Sicher wäre das Feiern im eigenen Club billiger gewesen und Joker machte gegenüber seinen Studienkammeraden kein großes Geheimnis aus seinen Geschäften. Aber dennoch entsprach die Alt Berliner Residenz nicht ganz dem Niveau der zukünftigen Hamburger Staatsanwalts, Anwalts und Juristenelite Hamburgs.

Am meisten unterschätzt war Robert, kaum einer traute dem Ork mit seinem leichten Bauch zu, mehr als drei zusammenhängende Sätze zu bilden. Sein messerscharfer Verstand und sein beißender Sarkasmus lockten so sein Gegenüber schnell aus der Reserve. Eigenschaften die ihm Später als Staatsanwalt sicher dienlich sein werden, aus diesem Berufsziel machte er auch keinen Hehl.

Ulrich war Jahrgangsbester gewesen, im Gymnasium, beim Bachelor und derzeit auch – genau wie sein Vater vor ihm. Er wollte nach einiger Zeit bei der Staatsanwaltschaft Richter der Strafkammer werden – genau wie sein Vater vor ihm. Es war nach zwei Flaschen Schampus kein Geheimnis mehr, dass seine Leistungen neben Talent vor allem auf Bodytech und Genware bestand. Methoden die Joker nur zu gut kannte. Im Gegensatz zu ihm konzentrierte sich Ulrich aber voll und ganz auf das Studium. Das nötige Kleingeld und die nötigen Genehmigung hatte er allein davon Papas Sohn zu sein.

Schließlich war da Rebecca. Ihre Fleißerfolge waren nicht so herausragend wie die ihrer Kommilitonen, aber die Adeptin hatte genug Charm und Redekunst um jemanden ein rostiges Dreirad als Oldtimerbike aus dem letzten Jahrtausend für viel Geld als Wertanlage zu verkaufen. Sie träumte von ihrer eigenen Kanzlei als Staranwältin und nur ein Narr hätte daran gezweifelt, das sie dies eines Tages erreicht.

Aber wie bei den meisten erfolgreichen Metas musste man nur tief genug graben damit braune Scheiße aus ihrer Vergangenheit quoll. Unser orkischer Freund hatte als Teenager Autos geknackt und sie dann bei illegalen Rennen geschottet. Nur viel Geld – bei der Mafia geliehen - konnte einen fähigen Hacker überzeugen seine Polizeiakte vor Studienbeginn zu Korrigieren. Ulrich stand auf die Art von Mädchen, die man nicht nach ihrem Ausweis fragte, weil eh nie jemand glaubte das sie schon achtzehn wären und sein Vater hatte schon mehr als einen Fehltritt gedeckt. Bei Rebecca hatte man besonders tief graben müssen, bis sich herausstellte, dass sie mehr als einmal ihre Leistungen nach Oben korrigierte, indem sie Dozenten durch ihre erwachten Fähigkeiten überzeugte.

Es war natürlich kein Zufall, dass dieser Illustre Kreis bei Alkohol und tanzenden Möpsen gemütlich beisammen saß. Es war genauso wenig ein Zufall, dass Joker über ihre Erfolge, hohen Ambitionen und dunklen Geheimnisse Bescheid wusste. Das war gut investiertes Geld gewesen, in eine Hackerin, die dank ihrer kranken Ernährungsfetische immer dicker wurde. Zuerst hatte sie die vier nur in ein Studiengruppe geschrieben, alles andere mussten dann Taresh Spendierhosen, sein Charm und ein Ali erledigen, der unauffällig zwei Tische weiter an seiner Diätcola nuckelte.

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08.12.2074, Alt Berliner Residenz, Hamburg

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Vater also, es war Joker schwer gefallen während des Einsatzes klar zu denken. Er hatte versucht sich nichts anmerken zu lassen, aber als Ali gemeint hätte, dass etwas nicht stimmt und Jane die Schützen ausgemacht hatte, spielte in Taresh Geist ein Film ab, wie der kleine Spatz den Johanna in sich trug ohne Vater in einer Gosse aufwuchs, Autos Knackte und sich mit irgendwelchen Kanacken zusammen BTLs reinzog.

Auf wie vielen Ebenen dieser Gedankengang falsch war, wurde ihm erst am Abend klar. Nun saß er mit einer fetten Zigarre und einem sanften Brandy in dem Büro des Autohofs. Es war illusorisch anzunehmen, das Joker ein vollwertiger Vater sein könnte, selbst wenn er nicht von einer unerfahrenen Schmidt oder irgendjemand anderes gegeekt werden würde. Sein Lebensstil, seine Beziehungn, sein kriminelle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, seine Waffensammlung und die Leute die ihm nachstanden – die Liste der guten Argumente warum der Straßensamurai ein schlechter Vater sein würde war lang und solide. Dennoch wollte und konnte sich Taresh nicht ganz aus der Verantwortung stehlen.

Die Tabakblätterhülle der Zigarre knisterte kaum hörbar als der Elf langsam daran zog. Die Wangen des Edelpunks füllten sich mit schweren rauch den er langsam wieder Auspaffte. Seine tiefblauen Augen überflogen langsam die Zeilen des gedruckten Vertrages vor ihm. Die schwarzen Lettern sprachen davon, dass Taresh die Vaterschaft anerkannte und von Geburt bis zum 21. Lebensjahr des Kindes Unterhalt in Höhe von dreitausend Euro monatlich zahlen würde. Das Sorgerecht würde bei Lady liegen, doch der Vater hätte ein uneingeschränktes Umgangsrecht und wäre alleiniger Sorgerechtsnachfolger wenn Johanna verhindert wäre oder versterben würde, unabhängig von jeweiligen anderen Verwandtschaftsverhältnissen.

Es war Joker durchaus bewusst, dass die Angelegenheit damit nicht geregelt wäre. Er müsste sich um Aspekte der Sicherheit kümmern und irgendwann würde der Junge zur Schule gehen und es würde bestimmt keine dieser miesen staatlichen sein. Doch das waren alles Aspekte die man außervertraglich hätte regeln können. Mit viel Fingerspitzengefühl öffnete Joker seinen hochwertigen Vertragsfüller. Die goldene Feder kratze elegant über das weiße Platt und das Papier saugte gierig die blaue Tinte auf – es war beschlossen.

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