Sam Cooke ,du singst über Unfähigkeit in Geschichte, Wissenschaft, Sprachen, Biologie.....passt irgendwie zu mir."But I do know that I love you..." Ja du hast Recht, nur nicht in dem das Du mich liebst, also nicht Du, aber du weisst schon wer. Der ist bis zu beiden Ohren in diese Tussi verknallt. Soll er doch mit diesen süßen Jungs in die Kiste gehen, soll er doch....aber es macht mich fertig das er so viel Zeit mit ihr verbringt. Ich hab absolut kein Recht darauf das er seine Zeit nur mit mir verbringt – ich weiss – aber es tut trotzdem weh. Vielleicht sollte ich mich einfach aus dem Staub machen und ihn nicht weiter belästigen. So schnell wie ich in seinem Leben aufgetaucht bin, so schnell bin ich weg. Guter Abschluss. Er hätte dafür Verständnis.Konsequenz zeigen. Meine Gefühle stehen meiner Professionalität sicher klar im Weg, er hasst das.

Er hat auch kein Verständnis dafür das Prinz und Fin meine Familie sind. Er macht sich aus dem Staub, aber die Beiden lassen mich nicht allein für so ein blondes Gift. Wären sie nicht da, hätte ich mir längst die Kugel in den Kopf gejagd, die immer noch in meiner Pistole schläft, und auf ihren Einsatz wartet.

Seit Skyefall ist alles anders, alles. Ich fühle mich, als hätte man mir einen Teil meiner Seele aus dem Körper gerissen, ich bin ein Scheiss-, vor sich hinrostender Roboter, der noch nicht einmal funktioniert. Hätte ich damals gewusst das es noch schlimmer kommen kann, ich hätte sicher abgedrückt. Ich habe eine Scheiss-Angst, um mich herum leuchtet es, während ich als totes wertloses Stück Metall durch die Asche laufe die ich verbockt habe. Die Schreie der Toten, Sterbenden und Leidenden spüre ich jede Sekunde – da nutzt auch kein Strahlenschutzanzug.Da ist nichts wo ich mich verstecken kann vor dem was ich bin. Aus meinem Inneren wächst ein klebriges, schwarzes Geschwür, lähmt mich und verstopft meine Sinne. Hindert mich beim Luftholen, wie schwarzes Pesch in meiner Luftröhre. Ansonsten ist da nur Leere die ich spüre. Ich vermisse ihn so unsäglich das ich mich absolut lächerlich mache in dem ich ihm auch noch hinterher renne.Machen wir uns nichts vor. Ich bin ihnen im Einsatz blos im Weg – zu doof mich mit meiner eigenen Waffe zu erledigen, geschweige denn jemand Anders damit zu treffen. Für Einsatztaktiken fehlt mir jegliches Gefühl- was man leicht und unweigerlich an jetzigen Zustand Berlins ablesen kann. Dazu so unsportlich wie man nur sein kann...und das was von meiner Magie übrig geblieben ist, ist lächerlich. Sam Cooke, hast du schon einmal eine mit Öl verklebte Möwe gesehen, die überzogen mit einer klebrigen Masse am verdreckten Strand liegt? Das bin ich, wenn ich versuche hier Magie zu wirken. Ich muss mich an irgendwas aus diesem Sumpf herraus ziehen, aber ich weiss nicht an was. Prinz, Fin – ich kann nicht mehr.

Kitty lag mit einer Flasche Soyrum auf dem Boden ihres Wohncontainers. Die Tür war zu und die Beiden Hunde hetzten über das Laufband. Ein gleichmäßiges Rattern, das durch die Behausung dröhnte zeugte davon, das die Beiden Vierbeiner nicht halb so unsportlich waren, wie ihre Menschliche Gefährtin. Prinz spürte das etwas nicht in Ordnung war, aber was war hier schon in Ordnung. Er verstand Kitty schon seit einiger Zeit nicht mehr, er verstand auch nicht warum er nicht raus an die Luft durfte. Aber rennen konnte er immerhin. Vor ihm gaukelte ihm ein großer Wandbildschirm vor, das er über eine Wiese rannte. Ein Fuchs hetzte vor ihm davon. Er wusste nicht wie er ihr helfen konnte, er hatte zunächst versucht die Tür aufzumachen, hinter der Kitty verschwunden war, aber die war unerbittlich – die Türe. Also tat er das was ihm übrig blieb. Zu rennen. Der Welpe leistete ihm eine Weile Gesellschaft, legte sich dann aber unter eine Kommode – zum Nachdenken.


Der MP3 Player dröhnte „The Town I loved so well“. Kitty fiel die Flasche aus der Hand und schlug rollend an die Metalltür, Ihr Kopf sackte besinnungslos nach Vorne. Oh seelige Ohnmacht.

New York – Manhatten

Kitty legte ihren Kopf in den Nacken und schaute in die Flucht des Gigantischen Hochhauses in das sie gleich hinein gehen würde. Das Gebäude von Docwagon war Riesenhaft. Sie schaute sich noch einmal um - als ob ihr Jemand folgen würde. Dann zuckte sie mit den Schultern und wagte sich in die Eingangshalle. Sie hatte sich einen Termin besorgt. Joker schlief warscheinlich in seiner Suite, müde vom Flug und einfach von seinem Stress den er hier abfeiern wollte. Sie sah richtig anständig aus. Baiger, kurzer Faltenrock, blaues Hemd und darüber ein Blau-weiss-braun karrierter Pullunder. Der Weisse Pudelrucksack den sie für wenig Geld an der Ecke erstanden hatte passte zu New York. Es fehlte nur noch der Regen, dann würde er so aussehen wie sie sich fühlte. Begossen.

Bald fand sie sich auf einer schwarzen Lederliege wieder. Das Licht war gedimmt und es roch nach Limonen und Äpfeln. Das Gespräch war hart, ehrlich und verzweifelt – aber es half ihr mit Jemand über ihre Probleme zu reden. Entweder würde sie eine Lösung finden oder sich vom höchsten Gebäude New Yorks stürzen. Keiner kannte sie hier und Joker war zu sehr damit beschäftigt an nichts stressiges zu denken. Sie war sehr direkt bei ihrem berichtartigen Gespräch, das sich anfühlte als hätte sie es auswendig gelernt, was der Psychiater schnell merkte und sie auch darauf ansprach und sie aufforderte lockerer zu werden. Sie war nervös, verzweifelt – und das objektive Aufzählen ihrer Probleme half ihr vor dem Fremden Mann nicht in Tränen auszubrechen. Sie war hier um sich helfen zu lassen, also tat sie wie ihr geheissen und lies sich auf den Herrn ein. Sie erfuhr das es einen Weg gibt ihr zu helfen, was ihr Problem mit Ihrem Körper angeht. Es würde Teuer werden, sie würde sich an einen Konzern wenden müssen. Docwagon, oder bei Ihr zuhause die BuMoNa konnten ihr helfen. Das Andere Problem liesse sich von Universal Omnitech beheben. Sie müsse einfach einen Weg finden, eine halbe Millionen Euro zusammen zu bekommen. Dann würde alles was sie bräuchte Zeit sein. Und eine Menge von Magischer Forschung um ihre fehlende Kraft wieder zu finden. Der Weg war schwer, aber begehbar. Sie müsse sich nur endlich zusammenreissen und ihre Fähigkeiten einsetzen. Was das andere Problem anging, fragte sie der Doktor was sie für ihn empfinden würde, oder was passieren würde wenn er nicht mehr da wäre. Das war der Punkt wo es zu viel wurde. Etwas kaltes Wasser und Sauerstoff halfen ihr sich wieder zu beruhigen. Der Doktor schaute sie ruhig an und sprach mit ihr. Da die Lösungen nicht aus ihr selbst herrauszukitzeln waren, machte er einige Vorschläge. Vor allem den, es nicht an Lady auszulassen, auch wenn es schwer fiel. Die Sitzung dauerte länger als erwartet ...


Manhatten, nachts
[AUDIOFILE, Bitte hören und dabei lesen]
https://www.youtube.com/watch?v=OnFsuVYf...t=RDgHojSlkso50

Heisse Rhytmen, dampfende Körper dicht gedrängt, sich aneinander reibend. Impulse gebend, Lenden an Lenden vibrieren im Takt zu harten Bässen. Testosteron geschwängerte Luft, sich hingebend dahin fliegend. Er stand auf der Empore und tanzte wie ein Junger Gott.

Sie bewegte ihre Hüften so lasziv wie eine Tempeltänzerin. Ihre freigelegten Hüften wurden von Händen gehalten die gierig jegliche Bewegungen von ihr verfolgten. Ihre Augen jedoch ruhten auf dem Tänzer auf der Ballustrade. Ihre langen kupferroten Haare flossen und krochen über ihre feuchte Haut wie Schlangen in einem undurchdringlichen Dschungle. Ihr Gang war katzenhaft, zielstrebig … dann umrundete sie ihr Opfer halb und näherte sich von hinten, gab sich dem Bass und dem ekstatischen Rhythmus hin. Es gab kein Denken mehr, nur noch die Hitze und die Bewegungen ihres Körpers die keine Fragen zuliessen. Sie waren eindeutig und reduzierten die Nacht auf das Wesentliche. Dicht an Dicht, was dem Gedränge des Clubs geschuldet war, verflossen die Grenzen und ihr Körper began seine Bewegungen zu ergänzen. Als sich ihre Augen trafen fühlte sie weder Zweifel, noch Furcht. Sie gab sich dem Moment hin, schaute ihn selbstbewust an und tanzte.

Kitty saß auf dem Boden ihres Luxus-Wohncontainers, die Beine ruhten auf einer Kiste, in der sie alles Mögliche eingeschlossen hatte. Irgendwie Symbolisch...obwohl es ziemlich idiotisch war das Zeug einzuschließen. Auch wenn er die Kiste aufmachen, und jedes Bild, jeden ungeschickten Brief an ihn lesen würde – er würde es schaffen es trotzdem nicht zu verstehen. Er tat ihr weh, mehr als er ahnte. Prinz Kopf lag auf ihrem Bauch, daneben lag Fin und döste.

Ihr Therapeut hatte ihr gesagt sie solle ihre Kraft nicht damit verschwenden, Lady zu hassen. Aber was sollte sie dann, sich darauf konzentrieren ihm zu zeigen, mit aller Gewalt,was sie wollte? Berlin war schon einmal in die Luft geflogen, diesmal würden ihre Gefühle einen größeren Krater produzieren. Sie spielte verschiedene Szenarien durch, die ruhigste dabei war eine schallende Ohrfeige auf ihrer Wange deren Wucht sie gegen die Wand werfen würde. Sie kam nicht umhin sich an die Wange zu fassen. „Autsch!“ Fin schaute fragend hoch, Prinz jaulte kurz. Kitty seufzte.

Joker hatte sie damals von der Straße gelesen, Der Punk war lustig gewesen, aufopfernd und hatte ihr immer Hoffnung vermittelt. Und vor allem hatte er ihr einen Grund gegeben zu kämpfen und zu leben. Klar, sie hatten sich von Ratten ernährt. Es war laut und dreckig gewesen. Aber er war da, voller Ideale und Ideen – er war immer in Bewegung und ...voller Überzeugung und Idealismus was den Kampf gegen ihre Feinde anging. Und jetzt? War es ihm wirklich wichtiger Ruhm, Ehre und Geld zu scheffeln, auf Kosten derer die eigentlich seine Hilfe gebraucht hätten..? Es tat ihr weh ihn so zu sehen. Gut...sie hatten Betäubungsmunition benutzt, aber es hatte dennoch Tote gegeben. Der Bau der Mauer musste verhindert werden. Wie konnte er es nur gutheissen diese Menschen einzupferchen bis sie elendig verrecken würden. Das schlimme daran war, sie war darauf angewiesen einen Haufen Geld zu verdienen um sich wieder aufrichten zu können. Aber würde es ihr wirklich helfen es auf Kosten so vieler Unschuldiger zu tun? Sie hatte nicht wirklich eine Wahl und das musste sie sich eingestehen. Die Welt war scheisse und sie würde anscheinend nur überleben wenn sie nicht ständig mit einem Maß an Moral messen würde, die dieser Situation nicht angemessen war.

Es klopfte. Drei Köpfe schnellten zur Tür, jedoch blieb Kitty still. Sie war nicht bereit sich mit irgendwem zu unterhalten, oder draussen irgendeinen Mist wegzuräumen der sie anwiederte. Sie sollte zu John nach Hamburg und sich mit ihm dort ein Leben aufbauen. Doch...sie konnte und wollte nicht von der Person weg, der ihr so sehr am Herzen lag. Wenn er schon der Grund war warum sie hier hier blieb, warum hörte sie nur jetzt nicht auf ihn. Er hatte vor zwei Jahren immer gewusst was richtig war, warum machten sich jetzt ständig zweifel breit wenn er etwas sagte. Sie wusste das sie sich entscheiden musste. Sie konnte das Team nicht im Stich lassen und Joker im Einsatz im unklaren dabei lassen ob er auf sie zählen konnte oder nicht. Das war ihr durchaus bewusst. Aber dort oben Im Helikopter war sie paralysiert gewesen, zu entsetzt über Jokers Wandlung als das sie sich bewegen konnte oder wollte. Mehr als ihren Leuten Markierungen im Tacnet zu erstellen war nicht möglich gewesen, selbst das hatte sie einiges an Kraft gekostet. So konnte es nicht weiter gehen und sie musste sich entscheiden.

Die Zeit verging, einige Dinge flogen an die Containerwand, was ihre beiden Hunde ziemlich verwirrte. Nur Prinz konnte die Anwandlungen seiner Gefährtin zu gut als sich lange darüber zu wundern. Als Kitty schliesslich ausgepowert auf ihr Bett fiel, musste sie sich eingestehen das sie das verdammte Geld brauchte. Diese gewaltige Summe war nichts, was sie aus dem Ärmel schütteln konnte und sie war verdammt nochmal darauf angewiesen. Sie biss sich auf die Lippen als ihr eine Träne über die Wange rollte. „So viel zu meinen Idealen...!“ Abgesehen davon, war der Gedanke, Joker hier alleine mit Lady zu lassen unerträglich für sie – auch wenn der Trottel dies nicht merkte oder es ihm einfach egal war. Sie spielte mit Prinz´Ohr während sie ihren Gedanken nachhing.
Sie wusste nicht wie lange sie im Container geblieben war. Ob es Stunden oder Tage gewesen waren. Sie wusste nur das sie primär Joker und Keiler , aber auch den Anderen zeigen musste das sie sich auf sie verlassen konnten. Die Anarchos hatten sie Als Konzern-Zicke bezeichnet, was taten Konzernmenschen anderes als fast alles für Geld zu tun. Nun...Helena war ein Konzernmädel durch und durch, und etwas von Helena steckte auch in Kitty. Sie musste es schaffen ihr Gewissen manchmal abzuschalten, wenigstens etwas, sonst würde das Ganze hier sie kaputt machen.

Also ab an die Arbeit und....zumindest das Problem mit Joker angehen...! Vielleicht konnte er sich ja dazu durchringen sie mal auf einen Tee zu besuchen, und zwar alleine.

Kitty schwang sich hinter Joker aufs Bike, ein Lied schwebte über der Szenerie – natürlich nur in ihrer Phantasie, Cool Rider aus Grease: If you really want to know, What I want in a guy... Well, I'm lookin' for a dream on a mean machine - With hell in his eyes. I want a devil in skin tight leather, And he's gonna be wild as the wind

Sie setzte den Helm auf, verschloss ihn. Legte den Kopf an ihn und ihre Arme um seine Taille, ihr Körper schmiegte sich dicht an den Seinigen. Sie hörte seine Worte welche wohl eine Einweisung waren, gaben ihr aber unverhofft eine Ausrede nah bei ihm zu sein, ohne das sie dafür eine Entschuldigung suchen musste. Er gab Gas, sie spürte das Rasen und Vibrieren des Motors welches sie Durchfuhr wie ein elektrisierender Blitz.Ihr war alles egal um sie herum, spürte die Bewegungen des Bikes, ihr Körper passte sich jeder Kurve an. Weg waren Lady und der ganze Mist um sie herum....Sie bemerkte das die Fahrt langsamer wurde, spürte immer noch die Wärme seines durchtrainierten Körpers – das Bike hielt an, sie hielt kurz inne und stieg mit einem strahlenden Lächeln unter dem Schutze ihres Helmes ab. Dankte ihm kurz für die Fahrt und schwebte auf Wolke Sieben.

Sie würde es ihm nicht gleich auf die Nase binden, es war gut so wie es gerade gewesen war. Eins nach dem anderen..!

Kitty knallte die Tür ihres Containers zu und schloss die Welt dort draussen aus. Sie blickte umher und kniete sich hin um Prinz und Fin zu begrüßen. Sie schloss die Augen und spürte das weiche Fell der Beiden an ihrem Gesicht. Als ihre Augen sich wieder öffneten blickte sie auf die Pflanzen, die sie überall in ihre kleine Wohnung integriert hatte, und das violette Licht, das sie von oben bestrahlte und nicht nur dem Grünzeug Leben verlieh. Langsam aber sicher kam etwas von ihrer alten Kraft zurück. Fin tat sein Bestes um das Chaos dort draussen zu kompensieren. Sie dachte über den anderen Wohncontainer nach, in dem jeder Meter von einem Anderen genutzt wurde, bevölkert von so Vielen, kein Wunder das sie sich begannen zu stapeln. Joker sah sich gewiss als Wohltäter, das er zum Stapeln sogar die zwei Meter freigab auf denen er lag. Sie musste grinsen als sie sich vorstellte, dass Joker ganz zu unterst auf seinem Bett lag, bedeckt von den nackten Leibern von Panda und all den Anderen... aber als sich Lady in ihre Phantasie drängte, unbekleidet und laszif ihre Gestalt an die seinige schmiegte trat sie ihren Mülleimer um, und der Inhalt verteilte sich durch den Container. Fin schaute sie schältend an, Prinz jaulte erschreckt auf. „Fin guck nicht so, ich hasse dieses Flittchen. Und ihn hasse ich auch – aufgeblasener Wichtigtuer von Aushilfscasanova.“ Er hatte sie dort draussen angeschrien als sie sich beschwert hatte. Warum diese vollkommen bescheuerte Frage ob sie sich das auch wirklich zu traute, sie hätte es ihm nicht vorgeschlagen wenn dem nicht so gewesen wäre – was für ein Idiot. Sie fragte sich warum sie sich das Alles hier noch antat. Sie war hier wegen ihm – er bestrafte sie mit Ablehnung und abwechselnd mit ignoranter Gleichgültigkeit. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen, das wusstse sie. Sie würde warten bis sie ihre Behandlung hier in Berlin antreten konnte, danach würde sie abhauen – egal wie, einfach nur weg.

Fins tiefe Augen ruhten auf ihr. „Kitty, und du meinst das löst irgend etwas?“ „ Fin, warum gehst Du mir jetzt auch noch auf den Geist.“ Fin knuffte sie unsanft mit seinem Kopf und ihre Gedanken wanderten. Joker hatte natürlich recht das es ziemlich Fehl am Platz war sich mitten im Einsatz zu streiten, aber war es nicht seine Schuld, wenn er sich benahm wie das letzte Arschloch? Wie oft hatte sie etwas tun wollen, nur um dann zu hören das es von jemand Anderem erledigt werden würde, oder das ihre Hilfe einfach nicht benötigt wurde. Es war erbärmlich von ihr, nicht Nägel mit Köpfen zu machen, und einfach zu gehen. Stattdessen klebte sie in Jokers Nähe, obwohl dieser sich nicht die Bohne für sie interessierte – im Gegenteil. Hätte sie auch nur einen Funken Selbstachtung, würde sie Gehen. Das, was einmal war – brauchte er nicht mehr. Schliesslich wechselte er ja regelmäßig seine Unterwäsche – warum dann nicht auch die Menschen um ihn herum.

Sie schaute auf die Whiskeyflasche – die wie um sie zu verhöhnen, leer im Regal stand.

Sie stand auf und ging mit den Hunden nach draussen. Prinz blieb stehen, sein Schwanz stand von ihm ab, er witterte etwas, dann jagte er davon. Fin trabte ihr Vorraus in Richtung Prinz, der bei einem Jungen stehen geblieben war und diesen neugierg anschaute. Kitty ging zu ihm herrüber. Als sie herrausgefunden hatte wie er hiess und das er wohl jetzt bei Joker wohnte, seufzte sie und schaute ihn eine Weile an. Dann lächelte sie ihn leicht an und setzt sich zu ihm. Prinz schnüffelte an ihm und Fin saß auf ihrem Schoß und schaute den Neuen interessiert an.

Kitty schaute zu Ali und hielt ihm lächelnd ein Snickers hin.

PostBerlin

Prolog

Kitty war nervös gewesen als sie an der Empfangstheke der Klinik stand. Sie dachte an die zurückliegenden Tage - an den Panzer, an ihren süßen Fin und sogar an den Hasen der ihr Leben gerettet hatte. Sie plagte das schlechte Gewissen. Wieso hatte sie ihm nicht über den Weg getraut. Es war nicht rational erklärbar – sie liefen nun schon einige Zeit zusammen durch die Schatten doch sein Blick ließ sie frösteln. Allein seine Präsenz ließen die feinen Nackenhärchen zu Berge stehen, stand er auch nur in ihrer Nähe. Er war unheimlich – wie die Dunkelheit damals als sie noch in München wohnte – in ihrem Bett, das in einem abgesicherten Konzern Wohnkomplex stand. Draussen kreisten die Drohnen , aber sie lag in ihrem dunklen Zimmer und hatte Angst. Völlig irrational und nicht erklärbar. Sie hatte gelernt auf ihr Bauchgefühl zu hören, das schien in diesem Fall jedoch im klaren Gegensatz zu dem zu stehen, was ihre Ratio ihr mittelte. Da war wirklich etwas unheimliches an ihm, aber sie würde in Zukunft versuchen weniger unhöflich zu sein und es etwas weniger deutlich zu kommunizieren.

Die in weiss gekleidete Schwester sagte wiederholt ihren Namen und starrte sie an. Wie in Trance nickte sie und ging in die Ihr gezeigte Richtung. Die Stimmung hier war voller Schmerz und Angst. Wie kam sie auch darauf in einem solchen Moment genauer hinzuschauen – sie war schon nervös genug. Fin und Prinz waren sicher versorgt – hierher durfte sie die Beiden nicht mitnehmen. Was hätte sie darum gegeben wenn Joker nicht schon abgereist wäre. Aber er hätte sie nur ausgelacht, sie in die Seite gestoßen und unter wüsten Beleidigungen in Richtung OP-Raum getreten – im besten Fall hätte er sie ein feiges Huhn genannt. Man hatte sie über die Risiken der OP aufgeklärt – sicher - die Ärzte waren gut ausgebildet aber das hier war nicht wirklich wie eine Blinddarmentfernung.

Sie setzte sich hin und schrieb eine Nachricht.

Lieber Joker,
danke das du nicht ohne eine Nachricht an mich abgehauen bist – ich vermisse dich jetzt schon. Du weisst doch,ich neige zu Übertreibungen und ...so etwas. Ich bin sehr froh darüber das Fin dir helfen konnte, du kannst mir glauben – mir hat er in diesem Kampf auch gewaltig den Arsch gerettet. Wenn die OP trotz aller Befürchtungen nicht schiefläuft, nehme ich Fin natürlich so oft wie es möglich ist, mit. Wenn doch, bitte kümmere dich darum, das Prinz ein gutes Zuhause findet – Fin wird mich dann wohl, falls er will, in die ewigen Jagdgründe begleiten.

Bitte sei nicht mehr allzu sauer das ich – hier und da – etwas zickig gewesen bin. Es ist aber auch nicht leicht dabei zuzusehen, wie du dich weiter und weiter entfernt hast. Ich habe einfach Angst gehabt das du mich satt bist und mich durch Lady, die soviel Zeit mit dir verbracht hat, ersetzt. Ich bin kein dämliches Groupie, glaub mir. Du bist meine Familie und bedeutest die Welt für mich. Ich weiss das ich einen Hang zur Dramatik habe – aber so ist es nun mal. Meine bescheuerten Versuche es Dir recht zu machen, in dem ich mit Dir im Bett lande hast du geflissentlich übersehen – was im Nachhinein wohl auch das Beste gewesen ist. Das Letzte was ich möchte ist, das du mich für eine nervtötende Göre hälst, die dir auf den Zeiger geht. Ich danke dir für die Zeit die wir bis hierher zusammen erlebt haben und hoffe ich seh dich gesund wieder. Auch wenn mir dieser Brief an dich hier dann ziemlich peinlich sein wird. Wenn ich drauf gehe, kannst Du dich freuen und mein Restvermögen in Schnaps umtauschen. Ansonsten sehen wir uns auf der anderen Seite.

HDL,
Deine Kitty

Hamburg

Kapitel 1

Kitty verschloss die Beifahrertuer des Jaguars. Ihr Vater musterte sie kurz eindringlich, dann verschloss er die Tuere und der Wagen fuhr sich in die geräumige Garage. Ihr war mulmig zu Mute, sie wusste zwar nicht warum er so streng schaute, hatte aber ein schlechtes Gewissen. Er öffnete die Tür der Villa, und sie trat ein. "Ins Wohnzimmer Mäuschen."
Kitty zog im gehen ihre Schuhe aus und kickte sie an den Zimmerrand...so wie immer, dann nahm sie mit einem schlechten Gefuehl in der Magengegend auf einem der bequemen weissen Sessel platz.

Ihr Vater mussterte sie, dann legte er ihr Bilder auf den Wohnzimmertisch. Kitty lehnte sich leicht vor und schaute sekundenlang darauf, atmetete dann gerãuchvoll aus. Die Bilder zeigten in aller Klarheit, womit sie sich die letzten anderthalb Jahre beschäftigt hatte. "Schatz, das wars dann mit Preussens Glanz und Gloria. Sag mir, was...was haben wir falsch gemacht. Du warst auf einer exellenten Schule, welche uns viel Geld gekostet hat. Und was hast du daraus gemacht?" Kitty schaute schuldbewust zu Boden. Sie wusste nicht was sie darauf entgegnen sollte, er hatte ja Recht. Und dein Onkel...tot. War das nötig? Sie hörte Schritte hinter sich und sah das sich ein Arm um sie legte. "Karl, lass Deine Tochter in Ruhe - und Du, Helena , mach es in Zukunft anders und konzentrier dich.Lerne aus Deinen Fehlern. Ihr Vater seufzte, durch eine offene Tuer konnte sie Joker beobachten der in teuerstem antrazit farbenen Zwirn am Mahagonischreibtisch sass und Boersengeschaefte taetigte. Eloquent fuehrte er dabei ein Telefonat mit einem Kunden. Ihr Vater bemerkte ihren Blick. "Ja...so in der Art ... Aber ich bin schon zufrieden wenn Dein Weg weniger blutig ist und du zumindest deine Kompetenzen erweiterst..und sie bitte auch anwendest." Karl Guenther laechelte seine Tochter an. Kitty versprach es, dann piepste Karls Comlink..rythmisch, gleichmässig. Sie oeffnete die Augen und sah die Klinikdecke. "Sie an...ich lebe noch."

Kittie schrieb eine kurze Nachricht an Joker als sie sich wieder bewegen konnte:

Totgeglaubte leben lãnger. Der Pfleger sieht echt klasse aus. Ich werde wohl die naechste Zeit im Container wohnen und seh John in HH wieder. Ben der Pfleger sagte, er findet mich heiss...hab halt gute Gene. Meld mich spaeter, Gruess Ali von mir, ich denk an dich....ab und zu. #zwinker

Kitty lies sich straight von ihrem Fahrzeug nach Hamburg fahren, Johns Adresse – bzw. die Adresse seiner Arbeitsstelle. Er arbeitete in einem kleinen IT Schuppen, vielleicht konnte er es schaffen und sich hier irgendwo hocharbeiten. John freute sich, jedenfalls sah er aus als sähe er einen Geist. Als er aufsprang, dabei den Stuhl zu Boden warf und sie hochheben wollte, konnte sie ihn gerade noch bremsen.

“Halt halt mein Süßer, Berlin hat seine Spuren hinterlassen – ist auch noch nicht wirklich geheilt. Sieht nach 'ner langen Reha aus, aber ich ruh mich jetz erstmal au..” “Julia zur Hölle, du hättest dich wirklich ein wenig öfter melden können, ich hab mir wirklich Sorgen gemacht” John küsste sie, aus alter Gewohnheit wandert seine hand an ihren Hintern und sie ließ ihn nur zugerne gewähren. “Süßer, ich würd mich gern was nützlich machen, hab mir nen Campingwagen oder sowas ähnliches gemietet und wohn da erstmal, mein Brüderchen will sich was neues aufbauen hier in der Nähe, und ich brauch Ruhe. Soll ich Dir was zu essen besorgen?” “Ja Schatz – ich...muss eh weiterarbeiten, bin auf das geld angewiesen.”

Johns Augen wanderte auf die beiden Hunde. “Das war ja klar, Berlin fliegt in die Luft, aber deinem Flohz...” Kitties traurige Augen stoppten seinen Satz. Sie war ihm ab und an wirklich ein Rätsel, aber er freute sich das sie da war, etwas vertrautes war ihm gerade recht – auch wenn dieses Mädchen alles andere als einfach war. Er lächelte sie an und Kitty verlies mit einem Lächeln samt ihren Hunden den Laden. Sie sah noch durchs Fenster das seine Kollegen mit ihm redeten und er grinste – sie würde ihm schon was leckeres jagen.

Kitty kam am nächsten Tag an der Residenz an. Sie rollte mit den Augen als sie daran dachte das hier bald einige Typen versuchen würden ihren Stundenpreis zu ermitteln. Sie würde ein Schild an die Aussenseite setzen: Privat – dieser Container ist kein Stundenhotel, Vorsicht bissige Hunde. Vielleicht sollte sie das Bild eines Höllenhundes daneben setzen. Sie grinste. Prinz pinktelte erstmal an die Ecke, worauf sie ihn lobte. “Gut gemacht Süßer – zeig Joker wer hier der Herr ist.” Fin räusperte sich. “Das bin wohl ohne Zweifel ich.” “Klar” sagte Kitty. “Ich denke Joker ist dir gewogen und wird dich nicht als Zielscheibe benutzen. Ich soll dich übrigens von ihm knuddeln.” Was sie auch tat – und Fin schien zufrieden. Prinz tobte noch einige Runden über den Hof, bis auch er seine müde Gefährtin samt Fin in den Container begleitete.

Die nächsten Tage ruhte sie sich zunächst aus. Kitty besuchte John regelmäßig und schaute sich an der Uni in Hamburg um. Schliesslich konnte sie einige Adressen sammeln – von Studenten die bei den Themen Parazoologie und Magietheorie einiges an Nachhilfe brauchten. Vielleicht würde sie hier ja doch auch npoch etwas lernen können – später. Sobald sie fit genug sein war, nahm sie ihren ersten Termin in Hannover wahr. John war froh, das ihr geholfen wurde. Er hatte sich in der kurzen Zeit gerne wieder an sie gewöhnt, an kleine Nettigkeiten wie heisse Berührungen, oder Essen das ihm ab und an vorbei gebracht wurde.

Es war ein scheiss Job, aber sie hatten beide überlebt.

Hamburg-Hannover

Kapitel irgendwas

Die VR im Tank war wunderbar, Ferien vom ich...oder so. Sie hatte eine Woche Reiturlaub in der VR gebucht. Auch hatte sie inzwischen einige Studenten kennengelernt denen sie regelmäßig ihre Erfahrungen in verschiedenen Wissenschaftlichen Bereichen lehrte. Aber einmal im Monat musste sie in ihren vorbestellten Tank. John wusste nur, das es eine Rehamaßnahme war, die sie durch das Unglück in Berlin brauchte – er hatte Verständnis dafür, die Pause von Julia genoss er mit einigen neuen Kumpels in einer Bar. Vielleicht würde er sich ja später einmal den neuen Schuppen von Julias Bruder ansehen. Aber das konnten sie ja immer noch besprechen. Er empfand es zwar als liebenswert das sie so an ihrer Familie hing, doch die ständige Präsenz von ihm in ihren Sätzen nervten ab und an schon.

Abwechslung im Tank, bzw der VR, bot Kitty der örtliche Pixelstrand, abendliche Parties und programmierte Bots die höflich und liebenswert waren. Während sie die wunderbar und kunstvoll beindruckenden Wellenformationen vom Rücken ihres schnee weissen Pferdes beobachtete, erleichterte sich eine Möwe auf eine junge Frau die sich am Strand räkelte. Kitty grinste breit und genoß den Anblick der wild umher kreischenden Dame. Doch diese war schnell vergessen als ein schwarzhaariger, junger und gutaussehender junger Elf mit ihr doch sehr vertrautem Körper von seinem steigenden schwarzen Hengst abstieg und eine amouröse Nacht versprach...

Kitty saß in ihrem Fahrzeug. Die ersten Behandlungen hatte sie erfolgreich abgeschlossen. Die VR-Trips während ihr Körper im Tank regenerierten waren abwechslungsreich – sie sollte über BTLs nachdenken, aber dafür fehlte ihr wohl die passende Hardware. Egal – ab zu John, ihr ging ging es schon viel besser dieses Mal. Sie spürte sich lebendiger als vorher, als ob der Wind ihr immernoch ins Gesicht blies während sie den Strand hinunter ritt. Sie grinste als sie an den steigenden Hengst dachte. Sie hoffte das der Wagen schnell daheim sein würde – sie hatte mit John noch einiges zu tun. Und ein wenig Erholung wäre auch toll.

John saß am Steuer seines Fahrzeuges, er hatte nicht viel mit nach Hamburg retten können. Der falsche Versetzungsbefehl hatte sich eilig und direkt angehört. Er wunderte sich wirklich das dieser Zufall ihm den Hals gerettet hatte. Oder – er war ja nicht ganz blöd – hatte ihn etwa jemand gewarnt? Er wusste es nicht, aber er war dankbar dafür. Doch jetzt musste er sich mit dem zufrieden geben was er mitgenommen hatte, er musste sich hier eine neue Existenz aufbauen. Gäbe es seine Eltern nicht wäre das schwierig gewesen – endlich hatte er einen Job gefunden - gut - es war in einer kleinen Klitsche, aber das würde noch werden. Er hatte viel mehr Angst um seine Freundin gehabt. Sie wirkte manchmal auf ihn, als würde sie sich überhaupt keine Gedanken darüber machen wie das Leben funktionierte. Sie war liebenswürdig und süß, und hatte dazu noch einen wirklich attraktiven Körper. Aber manchmal machte er sich schon Sorgen um sie – sicher, hätte sie sich nachts nicht in Clubs rumgetrieben hätten sie sich niemals kennengelernt. Aber ihm gefiel es nicht wenn sie nachts alleine durch die Stadt lief. Sie machte nicht gerade einen wehrhaften Eindruck.

Er wusste nicht wirklich was sie konnte, nur das sie nicht gerade gut in Verteidigungstechniken oder zumindest im Wegrennen war. Ab und an war wenigstens das Riesenvieh von Hund dabei, der hatte zumindest ein Gebiss dem er vertraute. Er seufzte und hielt an der Ampel. Ihr Bruder hatte in Berlin eine Sicherheitsfirma und einen Club betrieben, schien also wirtschaftlich was drauf zu haben, Kitty dagegen lebte dahin wie ein Schmetterling der von Blüte zu Blüte fliegt. Gut – sie hatte zumindest studiert und konnte stundenlang über Parazoologie und Biologie philosophieren. Aber sie schien ihr Wissen nicht dazu einzusetzen, Geld zu verdienen – gut, sie kam erstaunlich gut über die Runden – machte damals eine Art Ausbildung bei ihrem Bruder – aber bitte, er konnte sich sie beileibe nicht als Türsteher vorstellen. Bei dem Gedanken musste er grinsen. In Magietheorie hatte sie dank ihres Studiums mehr drauf, aber davon verstand er nichts. Sie sollte ihr Wissen einsetzen um was aus sich zu machen. Er programmierte, und das war gut so. Für Julia waren Programme böhmische Dörfer, genau wie für ihn die Magie.

Er hatte ewig nichts von seiner Kleinen gehört, und er hatte furchtbare Angst um sie gehabt als die Explosion in Berlin durch alle Medien ging. Schliesslich hatte sie sich aus einem Krankenhaus gemeldet. Er hatte versucht, durch einen befreundeten METler etwas herrauszufinden wie die Lage so war. Was er berichtete war schlimm – die Stadt schien in einem schlimmen Zustand zu sein – und abgeschnitten. Aber irgendwie hatte sie es geschafft bei ihm anzurufen, und ihm war ein Stein vom Herzen gefallen. Jetzt war sie bei ihm, endlich – und er war glücklich – er würde nun besser auf sie aufpassen. Sie wohnte in einem Container bei dem neuen Betrieb ihres Bruders – der es ständig schaffte sie auf die Palme zu bringen. Aber warscheinlich steigerte sie sich in irgendetwas rein. Er war viel zu froh das sie wieder bei ihm war, als das er ihr jetzt Vorhaltungen machen würde. Sie war mal wieder stinksauer auf den Kerl, wunderbar – besser auf den Typen als auf ihn. John freute sich über die stetigen Aufmerksamkeiten seiner Kleinen, sei es leckeres Essen oder Kaffee der ihm ab und an im richtigen Moment auf die Arbeit gebracht wurde, oder einfach nur eine Massage abends auf dem Sofa. Sie mochte ihre Macken haben, aber sie war süß und aufmerksam. Er merkte das sie sich nicht wohlfühlte – das was in Berlin geschehen war machte sie fertig, er würde für sie da sein. Er streckte den Arm aus und strich dem Mädchen auf dem Beifahrersitz über die Wange, beugte sich vor und küsste sie. Er schaute sie noch einmal lächelnd an, dann zeigte die Ampel schon wieder grün und er gab Gas. Sie würden ein Picknick machen, er konnte es nicht ertragen sie unglücklich zu sehen. Etwas war vor kurzem geschehen was den Haussegen gewaltig durchgerüttelt hatte – so fertig hatte er sie selten erlebt, dabei schien sie dank der Reha auf dem Weg der Besserung gewesen zu sein. Wenn sie es nicht selber erzählen wollte, würde er ihren Bruder nicht fragen. Das Thema war ihm zu heiß – er würde lieber versuchen sie auf andere Gedanken zu bringen.

Julia genoß die Sonne, und versuchte die Mordgelüste an Lady zu verdrängen. Sie hatte sich betrunken, hatte sich ausgetobt und geheult wie ein Schlosshund. Jetzt war sie bei dem, der sich wenigstens für sie interessierte. Sie wollte weit weit weg von Joker – er trieb sie in den Wahnsinn,und es war ihm warscheinlich auch noch egal. Sie strich zärtlich über Johns Arm während er das Lenkrad in eine Kurve bewegte. „He Romeo, nich so stürmisch.“ Sie schaute ihn verliebt an und streichelte über Fin, der es sich auf ihrem Schoß gemütlich gemacht hatte.

John nahm Julias Hand als sie durch die Gassen der Historisch nachgestellten Straßen gingen – Streng genommen war es ein absoluter Stilmix – nach dem Motto 1955 trifft Spanische Architektur.
Aber den Besuchern die hier her kamen war es egal das die Authentizität fehlte – es war ein romantischer Ort und nur das zählte. Seine Freundin schien sehr traurig gewesen zu sein, den Grund kannte er nicht – er wollte nur das es ihr besser ginge – und sie mit Fragen zu löchern würde ihr auch nicht helfen. Jetzt aber glänzten ihre Augen – ein paar Stunden in dieser Zuckerwatteumgebung würden ihn nicht umbringen wenn es ihr dabei gut ging. Er hatte vermisst mit ihr die Zeit zu verbringen, er hätte nicht gedacht das ihm ein Mädchen einmal so wichtig sein könnte. Warscheinlich hatte es damit zu tun, das alles was er sich bisher aufgebaut hatte einem Urknall gleich in die Luft gegangen war – Julia war wie das Bier zur Mett-Schrippe. Das Tüpfelchen auf dem i das ihn glücklich machte.

Fin tapste den Beiden hinterher. Er würde ein Auge auf Kitty werfen – sie war einfach hervorragend darin sich in Schwierigkeiten zu bringen. Prinz ging an Kitties Leine brav bei Fuß. Er grinste, dann zuckte er zusammen als es plötzlich feucht wurde. Eine riesige Pudeldame hatte es auf ihn abgesehen und schien ihn adoptieren zu wollen. Er legte einen Zahn zu, doch sie trottete ihm hinterher.

Kitty vernahm hinter ihr Fins Jaulen. Sie betrachtete den modisch zurecht gestutzten Pudel hinter der eine ähnlich aufgepimpte Dame in kleinen Schritten hinterher stakste. Als diese ihren Pudel erreicht hatte fasste sie die Hündin an ihrem mit Juwelen besetzten Halsband und hielt sie zurück. „Aber Tausendschön- du kannst das Kleine Ding nicht mitnehmen.“ Die Hündin schaute zu ihrem Frauchen hoch und ein laut vernehmliches Jaulen war zu hören. „ Aber meine Liebste – ich will dir doch nicht das Herz brechen.“ Die Dame schaute sich um und sah zu dem Pärchen, zu dem der Welpe wohl zu gehören schien. Kitty betrachtete die Dame. Sie trug ein weisses Kleid, verziert mit dem Fell eines Schneeleoparden. Der Schmuck der an ihrer Kehle trohnte, passte haargenau zum Halsband der Pudeldame. Etwas schien sie in den letzten beiden Jahren doch noch gelernt zu haben – so nahm sie die Herrn in Schwarz wahr die in einigem Abstand der Dame folgten. Sicher würden sie schon wegen des teuren Schmucks ein Auge auf ihre Auftraggeberin werfen. Ihre Mutter hatte damals zu bestimmten Veranstaltungen ähnliches getragen, und wusste das allein die Versicherung dies verlangte. Sie schien stinkreich zu sein und Kitties Alarmglocken schrillten.

„Liebes, ich kaufe dir den Welpen ab, wieviel willst du, wären Tausend Euro genug?“ Etwas in ihrer Stimme lies vermuten das die Dame keinen Widerspruch duldete – wobei die zuckersüße Tonalität jedes Tortenbäckers würdig war.

John schluckte. Er wollte keinen Ärger haben, er wusste genau wie sehr seiner Kleinen der Hund wichtig war – er war sich auch Julias Temperamentes bewusst was hervorkam wenn Jemand etwas über ihre Hunde sagte. Er schaute zu Julia hinüber die jedoch recht souverän mit ihrem eigenen zuckersüßen Lächeln antwortete. Anstatt der Dame die üblichen Worte entgegen zu schleudern die ihre derzeitige unterschwellige Aggression widerspiegeln würde -konterte sie mit dem Herz erweichensten Traurigen Gesicht das sie drauf hatte und erzählte ihr, das es der letzte überlebende Welpe der Hündin war, die ihr toter Vater ihr geschenkt hatte. Sogar eine Träne lief über ihre Wange als sie Fin hoch in ihre Arme nahm. Die Dame schaute verdutzt als hätte sie mit dieser Reaktion nicht gerechnet. Widerspenstiges Verhalten hätte Sie nicht toleriert, schliesslich bekam sie immer was sie wollte. Aber es war eine Gelegenheit sich generös zu geben. Sie gab einige tröstende Worte von sich und streichelte ihren Pudel. „ Ja das kann ich verstehen, Tausendschön ist auch mein Ein und Alles. Vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder Liebes,...und ich wünsche Dir noch einen schönen Tag.“ Mit diesen Worten zog sie ihren Pudel sanft am Halsband und stakste samt ihrer Leibwäachter davon. Kitty schaute ihr mit traurigen Augen hinterher. Als diese um die Ecke gegangen war küsste sie Fin, grinste und lies ihn wieder zu Boden.

„Kommst du John? Die Achterbahn da vorne wäre jetzt richtig cool.“

John schaute sie mit leicht schief gestelltem Kopf an. Manchmal war ihm seine Freundin wirklich unheimlich. Aber sie hatte ihnen Beiden einiges an Schwierigkeiten damit erspart.

Fin trottete neben Prinz den Beiden hinterher. Diesmal schien sie die Sache alleine erledigt zu haben und er würde nicht mit rosa Schleifchen neben einer Pudeldame dahin trotten müssen.

Dezember Blues

Schon wieder Weihnachten, noch hatte sie einige Tage Zeit – aber es lauerte unnachgiebig und war bereit ihr in die Kehle zu beißen. Gut – neue Lebenssituation – neue Weihnachtstradition. Dieses Jahr würde es anders werden und sie hatte keine Ahnung wie. Noch vor 2 Jahren hätte sie sich mit einem Weihnachtsessen mit Joker, Dana und Keiler zufrieden gegeben. Aber - Dana war getürmt, Keiler hatte sich schon irgendwie distanziert und Joker … auf Drama hatte sie keine Lust. Sollte er seinen Harem den ganzen Abend bis in die frühen Morgenstunden durch poppen wie er wollte, bis er die Glocken klingen lassen und Ali wie ein Engelchen voller Lust Halleluja bellen würde. Lady könnte er als befleckte Maria tarnen – ja - im Krippenspiel würde er einen prima Esel abgeben.

Sie dachte an die damaligen Weihnachtsessen mit ihren Großeltern, ihrem Herrn Papa der den Puter tranchierte, ihre Mutter die die Hausangestellten von A nach B schickte nur um ein besonders reinliches Haus zu haben. Mit der Köchin hatte sie Kekse gebacken. Was jetzt daraus geworden war gefiel ihr nicht, könnte sie die Zeit zurück drehen, hätte sie verhindert das sie jemals diese tödliche Fahrt angetreten hätten … sie wusste immer noch nicht was genau damals dahinter gesteckt hatte – ihr Onkel konnte es nicht mehr bezeugen und das war sie auch selber schuld – hätte sie Joker nicht gekannt wäre sie wohl niemals auf die Idee gekommen, ihrem Onkel mit Hilfe einer Kugel ins Jenseits befördern zu lassen. Klar – hätte sie Joker nicht gekannt wäre sie jetzt entweder in der Gosse oder sonst wo gelandet – wahrscheinlich auf dem Kompost. Wenn, wenn, wenn – das hatte keinen Sinn. Ihr rettender Prinz hatte sich zu einem widerlichen Mistkerl entwickelt und es war ihre alleinige Schuld das sie diese Metamorphose nicht frühzeitig gesehen hatte. Das Selbe war mit Raven gewesen, sie war Meisterin darin, an Arschlöcher zu geraten. Passiert war passiert – sie würde versuchen den Kollateralschaden in ihrem Leben so gering wie möglich zu halten.

Sie musste nicht jeden Scheiss mitmachen, und sich so früh wie möglich aus Aufträgen wie dem Letzten raus halten. Joker, die Arroganz in Person, hatte kein Verständnis dafür das die Schatten aus Graustufen bestanden, er schien im Schatten zu baden und sich darin zu Suhlen wie ein Wildschwein in einer Schlammlache. Sicher hatte sie viel zu viele Leben auf dem Gewissen, da hatte er Recht, ob sie sie nun passiv ins Jenseits befördert hatte oder den Abzug selber betätigt hatte. Später würde jede Seele zählen – gäbe es eine Möglichkeit einen Job sauber zu erledigen würde sie dieses zumindest versuchen. Jokers kalten Blick würde sie nie vergessen - es war in dieser Sekunde gewesen als sie realisierte, dass das was damals war, verloren war und nicht wieder kommen würde. Aber es war auch eine Möglichkeit, wie viele Dinge hatte sie getan nur um in seiner Nähe zu sein. Sie brauchte das Geld und war darauf angewiesen – aber es war mehr als fair rechtzeitig zu sagen das sie einen Auftrag nicht annehmen würde. Sie hatte sich trotz allem Sorgen gemacht das dieser Idiot ins Gras beißen würde. Aber sein Fiffi würde auf ihn aufpassen, und wenn nicht – hätte sie einen Grund um … ruhig Kitty, ruhig Blut. Sie hatte sich entschlossen ihn zu hassen, also musste sie diese Gedanken im Keim ersticken.

Wenn sie Jemanden aus dem Team sah, blieb sie distanziert freundlich. Arbeit war Arbeit, John, Fin und Prinz hielten sie beschäftigt genug, wenn sie von ihrer Arbeit mit den Studenten zurück kehrte.

Kitty lächelte gezwungen und zuckersüß in den Spiegel der einen wundervoll verzierten Rahmen im viktorianischen Stil hatte. Sie trug ihr weißes tailliertes Kleid, dazu ringelten sich ihre nun blonden Locken offen über ihre Schultern. Dazu schimmerte ihre Kette silbrig und die geschliffenen klaren Steine schimmerten als wären es echte Diamanten. Sie hatte John eingeladen – sie musste einmal raus. Ein Tisch in einem romantischen Restaurant und sie würde hoffentlich bessere Laune bekommen. Was sie im Spiegel sah gefiel ihr.

Die letzten Male im Tank ließen ihre deutlich merkbare Depression langsam verschwinden. Aber auch John hatte viel dazu beigetragen das sie sich besser fühlte da er sie zu mögen schien, wie sie war. Sie spürte wie das Leben in ihren Körper zurück kam. Wie ein Schwamm hatte sie die Essenz aufgenommen. Die Zeit im Tank war ziemlich kurzweilig. Sie konnte dort in der virtuellen Universität lernen und sich anderen Dingen widmen. Sie genoss die virtuelle viktorianische Villa die umgeben war von einer wundervoll märchenhaft gestalteten Parkanlage. Gestaltet war sie im Stil von Hermann Fürst von Pückler-Muskau und dem Märchenkönig. Bezaubernd ideenreich und schön. Sie genoss Ritte durch den weiträumigen Park aber auch die Empfänge mit Kavalieren die Lord Darcy und Mister Knightly in Nichts nach standen.

Vielleicht sollte sie darüber nachdenken, Weihnachten direkt in der VR zu feiern.

22. Dezember Abend
Kitty fletzte sich auf Johns Couch während sie ein Seil festhielt dessen anderes Ende fest in Prinz' Maul lag. Er zog mit Kraft danach und Kitty rutschte ehe sie sich versah vom Sofa. Perplex schaute sie hoch, Prinz legte das Seil ab, schaute sie an und legte den Kopf schief und machte ein Geräuch dem zu entnehmen war, das er wohl ebenfalls nicht damit gerechnet hatte. Eiligst trabte er zu ihr und stubste sie versöhnlich. Fin bellte den Großen Hund kurz an, der mit einem tiefen Wuff dem Kleinen zu verstehen gab, das er durchaus wusste, dass da etwas falsch gelaufen war.
Kitty setzte sich und kraulte Fin. „Prinz, Prinz – du hast einfach zu viel Energie.“ Daraufhin verwandelte sie sich in einen schwarzen Labrador und begann mit Prinz eine Rauferei. Fin blieb nichts anderes übrig als zur Seite zur hopsen um nicht auch noch von den beiden Raufbolden umgerissen zu werden. Beide jagten durch die zwei Zimmer Wohnung, wobei zwei Stühle umgerissen wurden und die frisch gefaltete Wäsche die darauf gelegen hatte quer durchs Zimmer verteilt wurde. Sie hörte gerade noch rechtzeitig in ihrem Kopf Fins Warnung:“ Kitty da kommt wer.“

Ein Schlüssel war im Schloss zu hören als Prinz bereits in den Flur jagte. Kitty verwandelte sich zurück und saß Splitterfaser nackt auf Johns Bett, umgeben von einem kreativen Chaos voller umher geworfenen Krams. Ausser Atem schaute sie, in der Hocke hoch zu dem gutgebauten jungen Mann dessen Blick auf ihr lag als er langsam die Türe hinter sich schloss.“Kleines ...ich war beim Mongolen und habe was zu Essen dabei … darf ich annehmen das du die Vorspeise bist?“ Er stellte seine Tasche ab, schaute ruhig durch die Wohnung und schüttelte leicht den Kopf. Euch kann man auch keine Minute alleine lassen. Sein Hemd knöpfte er mit geübtem Griff auf und lies es laszif zu Boden gleiten als er seine Schuhe auch schon in die Ecke kickte. Kitty legte den Kopf schief und lies ihren Blick von seiner Kehle hinunter, über die definierte Brust und Bauchmuskulatur zu dem Knopf seiner Hose gleiten als dieser schon auf das Bett zu ihr sprang und sie ohne Ankündigung unter ihren Armen zu sich zog. Sie hob ihr Kinn etwas an und John küsste ihre Kehle und biss ihr angedeutet spielerisch in den Hals bis er sie auf den Rücken aufs Bett drückte und grinste...

23. Dezember, morgens

Kitty schaute zu wie John ihres und sein eigenes Gepäck in ihr Auto lud. Du,..Süßer? Wie lange fahren wir nach Lübeck? Ich frag ja nur wegen der beiden Hunde. Nett von Deinen Eltern uns einzuladen. „Ja, ich freu mich auch sie wieder zu sehen nach all dem Stress. Sie haben ja selber ziemlich viel zu tun mit ihrem Möbelimportgeschäft aus Schweden. Mein Cousin und mein Onkel haben einen neuen Zulieferer Gefunden, ein Möbeldesigner der echt was drauf hat, aber über Weihnachten nehmen die sich natürlich frei. Und du bist sicher das du nicht bei Deinem Bruder sein willst..?“ John Blickte etwas skeptisch auf seine Freundin, die seines Erachtens etwas zu schnell mit dem Kopf schüttelte. Er nahm sie kurz in den Arm und drückte sie auf den Beifahrersitz hinunter, setzte Fin zu ihr auf den Schoß und lies auch den Golden Retriever ins Auto hinten hinein. Er hatte abgeschlossen, schaute noch einmal nachdenklich hoch und überlegte ob er auch alles eingepackt hatte. Schliesslich setzte er sich dann ans Steuer von Kitties Wagen und lenkte den Wagen in Richtung Lübeck, der Stadt in der Seine Eltern wohnten. Schwedische Immigranten denen es mit ihrem Möbelhaus recht gut ging. Die aber nicht verstehen konnten das er mit seiner Programmiererei auf eigenen Beinen stehen wollte anstatt im Familienunternehmen mit zu arbeiten.

Immerhin mochten sie seine Freundin. Julia war seit langer Zeit die Einzige gewesen die er ihnen vorgestellt hatte und das war auch gut so. Seine Mutter mochte sogar Den Flohzirkus seiner Kleinen. Er hatte gestern erst einmal aufräumen müssen. Julia war eine Chaotin, aber immerhin hatte sie ihn mit einer derart interessanten Pose erwartet dass dies völlig egal war, sie war stets für eine Überraschung gut und das mochte er an ihr.

Julia sah zu John.“Ja...ich bin mir sicher, aber können wir grad bei ihm vorbei gehen? Ich möcht ihm noch sein Weihnachtsgeschenk vorbei bringen.“ John nickte und lenkte den Wagen zu Julias Wohnort. Bei den Grundstückspreisen verstand sie warum sie diesen Ort gewählt hatte um ihr Lager auf zu schlagen. Ihm war es ganz Recht das sie in der Nähe ihres Bruders wohnte, der würde ein Auge auf sie haben. Ihm machten nur die Freier Sorgen die dort des Nächtens herum liefen. Aber er würde nicht versuchen ihr einen Anderen Wohnort schmackhaft zu machen. Auch wenn sie ihren Bruder seit Wochen nicht mehr erwähnt hatte, war ihm klar das sie an ihm hing – auch wenn die beiden anscheinend gerade Streit zu haben schienen, so geladen Julia oft war wenn er sie auf ihn ansprach. Aber er war nicht wirklich überrascht das sie so kurz vor Weihnachten den Wunsch verspürte ihn zu sehen, sie hatten Zeit und die Fahrt nach Lübeck war nicht lang. Sie mussten eigentlich erst zum Abendessen dort sein.

Kitty schaute sich um, als sie Lady gefunden hatte hielt sie ihr ein in rotes Geschenkpapier verpacktes Päckchen hin. „Für Dich, aber erst Heiligabend öffnen.“ Lady würde darin einen Stick mit einem Buch finden, welches fast zahllosen Eltern das Leben leichter gemacht hatte: Jedes Kind kann schlafen lernen von Hartmut Morgenroth und Annette Kast-Zahn , es war schon etwas älter und war bei Eltern immer noch sehr beliebt. Sie konnte sich noch daran erinnern, das ihre Mutter davon geredet hatte. Dazu war, in ein verziertes Döschen verpackt ein paar wiederverwendbare Ohrstöpsel. Dazu gabs' eine Tafel echter Orangen-Zimt Schokolade.

Dann schliesslich lenkte sie ihre Schritte zu Joker. Sie brauchte einen Moment bevor sie sich traute zu klopfen. Schliesslich wurde auch ihm ein Päckchen gereicht. Sie schaute ihn etwas schüchtern an als sie vor ihm stand. „Frohe...Weihnachten...feier schön. Ich bin..in Lübeck.“ Er bekam eine längliche Geschenkverpackung, in der er ein Ebenbild seiner Selbst fand, als Deathjester gekleidet. Ein Robotor der Marke Bust a Move mit verschiedenen Tanzprogrammen und bestückbar mit neuen Programmen. Dabei war eine Kampfanimation mit einem japanischen Schwert, und einem Schussprogramm samt kleiner Waffe, die wie das Schwert abnehmbar war.

Als sie sich umschaute sah sie Polly und gab ihm ein in mit kleinen Törtchenbildern verziertes Geschenkpapier gewickeltes Geschenk, in dem er ein analoges Memoryspiel finden würde. Auf den Bildern waren Hamburger Sehenswürdigkeiten und Tierbabies zu sehen. Dazu bekam auch er eine Weihnachtsschokolade in Trollgröße. Sie hoffte es würde ihm gefallen. Er mochte Tierbabies bestimmt, und die Hamburger Sehenswürdigkeiten würden ihm seine neue Umgebung nahe bringen. Und...sein Verstand war etwas beschäftigt – Schaden konnte es nicht und es war lieb gemeint. Dazu bekam Polly noch einen Gutschein für 18 Stunden Ultraball auf der Hamburger Elbe . Und zwar in der Trollvariante.

Das Geschenk für Keiler hatte sie dem Ork schon am 22. Dezember gegeben. Sie mochte den Ork wirklich und wollte genau wie für einige der Anderen, etwas persönliches schenken. Sie wählte für ihn einen Bust a Move in Gizzmo-Gestalt. Steuer und programmierbar. Die Grundfunktion des Tanzens hatte sie ihm gelassen, er würde ihm bei den langen Fahrten aus dem Schwarzwald Gesellschaft leisten. Er konnte reden und sogar einfache Dinge erledigen. Es war die Kampfvariante mit Rambo Tuch um den Kopf und Gewehrkugelgürtel um die Schultern, ausgestattet mit einer kleinen einfachen Schusswaffe. Er bekam dazu noch selbstgebackene Weihnachtsplätzchen die sogar schmeckten und selbstgemachte Kirschlikör Schokopralinen. Dazu lud sie Keiler zum Essen ein nach Weihnachten.

Hasi hatte sie ihr Leben zu verdanken, er war ihr immer noch etwas unheimlich, aber sie konnte sich auf ihn verlassen. Ihn in der Nähe zu haben lies sie sich immer als Alice fühlen – die in einem grotesken Wunderland gefangen war. So kam sie auch auf sein Geschenk, eine fein verzierte Taschenuhr zum Aufklappen. Geschlossen war sie im Retrodesign des 19 Jahrhunderts gestaltet, geöffnet kam jedoch die Gegenwart zum Vorschein. Eine Smartwatch mit Matrixzugang. Was war schon ein weisses Kaninchen ohne Taschenuhr. Sie hoffte es freute ihn. Verpackt war es in grünes Geschenkpapier mit Goldsternchen.

Jane bekam den neuesten Hamburgkrimi und auch eine große Tafel Weihnachtsschokolade.

Panda bekam ebenfalls ein Buch mit einem Critterkrimi. Held der Geschichte war ein Schieber der in einen seiner zu vermittelnden Runs geraten war, und einen Geplanten Mord in der Wildnis verhindern musste – nämlich an seinem Besten Freund dem er den Auftrag vermittelt hatte. Natürlich obsiegte der Schieber, rettete seinen Freund und die Schurken wurden an einen Riesenhaften Critter verfüttert. Auch er bekam selbstgebackene Plätzchen dazu.

Die Geschenke waren verteilt, nun konnte sie mit John losfahren.

23 Dezember 2074

Kittie genoss die Fahrt in Richtung Lübeck. Ihr Traumprinz saß neben ihr und die Landschaft war herrlich. Eigentlich war alles toll solange er neben ihr saß...oder? Auf dem Rücksitz thronte Prinz und schaute hinaus, auf ihrem Schoß lag Fin und wäre er in Frankreich, wäre er sicherlich der König. Er wurde gestreichelt, was wollte er gerade mehr. Plötzlich sah sie ein Rudel Biker auf der Autobahnauffahrt, die einen Sportwagen umschwärmten. John begann über diese Rüpel zu schimpfen. Der Dritte im Rudel bewarf den Wagen mit einer Bierdose, die, sich überschlagend, quer über die Fahrbahn hüpfte. Kitty verhielt sich ruhig und schaute abwartend zu John, der stieg langsam auf die Bremse und verringerte die Geschwindigkeit. Auch eine Möglichkeit, Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. „ Richtig Johnboy, bleib blos weg von den Idioten.“ John lächelte. „Ach, die wollen blos spielen, ich hatte vor ein paar Jahren auch mal ein Motorrad weisst du? Ich kannte da einige von denen, sind nicht alle so. Hab noch Kontakt zu zwei Kumpels aus einem Lübecker MC, aber die sind alle ganz friedlich, nicht so wie die Deppen da. Das Beste was du machen kannst, wenn Dir was an deinem Autolack liegt, ist den Leuten gar nicht erst aufzufallen. Also nicht Gas geben und davon brettern Kitty, aber deshalb sitz ja auch ich am Steuer und nicht...“ „Sag jetzt ja nicht 'Du'. Wehe Dir.“ Kitty boxte ihren Freund leicht, der auflachte, sie schaute schmollend aus dem Fenster. „... und überhaupt, was heisst damals, wie alt bist du eigentlich? „Dreissig, Liebes ...noch.“ Kitties Kopf wechselte die Richtung und schaute ihn an. „Ach herrjeh, soll ich dir einen Krückstock besorgen?“ Kitty lachte und der Frieden war wieder hergestellt.
„Die Maschine steht übrigens bei meinen Eltern in der Garage..“ Kitty grinste, und sowas erfährt sie erst jetzt. „Ja, Ja – jeder hat anscheinend seine dunklen Geheimnisse – Deins ist cool und hat Zwei Räder.“ John grinste. „Und deins Julia? Deins ist bestimmt Rosa und ist ein Zwergpudel.“
Kitty verschluckte sich fast an ihrer Cola.

Endlich angekommen, lud John das Gepäck aus Kitties Wagen, während Prinz aus dem Auto sprang und sich dem nächstbesten Baum annahm. Fin machte, was er am besten konnte, wenn er nicht grade zu Battledog mutierte: süß gucken. Die Tür öffnete sich und eine junge Frau kam ihr entgegen. Blonde Haare, wie der Rest der Familie, dazu wunderschön und ein gepflegtes Äußeres. Sie lächelte John an, nur um dann direkt auf Kitty zuzugehen und ihr die Hand entgegen zu halten, die die verblüffte junge Hexe auch annahm um leicht zur Begrüßung schüttelte. Etwas an ihr war einschüchternd. Jung, dynamisch und ein Alphaweibchen. Um den Hals eine feine Goldkette und an ihrem Finger einen Ehering. „Hallo, ich bin Sofia, Johns Schwester.“

Sofia musterte das Mädchen vor ihr, lächelte dann. „Ach und wer ist der kleine Süße?“ Kitty schaute etwas eingeschüchtert, dann aber dankbar darüber das sich Fin in ihrem Arm räkelte. „Das...ist Fin ...ich bin...J...“ Sofia unterbrach sie. „ Julia, ich weiss, John hat mir schon viel von dir erzählt … aber anscheinend nicht alles.“ Sofia lächelte liebenswürdig. Sie hatte gelernt höflich zu sein und wusste wie man einen Gast begrüßte. Dann erschien Johns Mutter in der Türe und widmete sich Julia indem sie sie zur Begrüssung umarmte. „Moin Liebes, freut mich dich wieder zu sehen, hattet ihr eine gute Fahrt? Kommt doch rein. Hallo John mein Bester.“ Mit den Worten lies sie John und Sofia alleine und schob Kitty freudig ins Haus um sie gleich zum Kaffeetisch zu führen. Lass die Beiden das mit dem Gepäck machen und fühl dich ganz wie zu Hause.

Draussen legte Sofia den Kopf schief und schaute John an. „Tag Bruderherz...nettes...Mädchen. Wie alt ist sie, sechzehn? Meinst Du nicht du machst dich etwas lächerlich wenn du mit einem Teeny zusammen bist?“ Sofia seufzte und schaute ihren Bruder an. „Sofia...“ John atmete tief ein und aus. „Zügel deine spitze Zunge bitte, nimm dir einfach die Zeit sie kennen zu lernen und du wirst sehen das sie es wert sein wird. Sie ist für mich da und mir liegt viel an ihr. Und sie ist neunzehn, volljährig – also gibt es auch keinen Skandal. Das ist doch was du befürchtest oder? Ich glaube du bist eifersüchtig.“ Mit diesen Worten lies er sie stehen und ging mit einem triumphierenden Grinsen zum Haus.

Drinnen empfing Fredrick Julia mit offenen Armen und zog ihr den Stuhl zurück, damit sie sich setzen konnte. Avery trug zusammen mit einem Hausmädchen den Kuchen hinein und setzte sich. Sofia folgte John, mit einem lächeln auf den Lippen. Hinter ihr trabte Prinz ins Haus, begrüßte neugierig den Hausherren an den er sich wohl noch erinnerte, schnupperte begrüßend an Avery, machte dann eine Kehrtwendung – nur ums sich vor seinen schon gewohnten Platz vor den Kamin zu legen. Fin trottete lieber durch die Wohnung um sich alles anzuschauen und die Umgebung zu prüfen. Mochte Kitty nachlässig sein, er würde wachsam die Lage checken. Zeit für seinen geliebten Platz am Kamin war immer noch.

Der Nachmittag ging vorbei, Kitty machte es sich auf dem Sofa gemütlich als Sofia sich zu ihr setzte. „Du freust dich sicher endlich Ferien zu haben oder? Die Schule ist bestimmt anstrengend wenn man sich um alles Andere alleine kümmern muss, oder?“ Sofia lächelte freundlich, ihr gefiel es nicht das ihr Bruder sich zum Trottel machte. Es reichte schon das er ein unsicheres Leben als Programmiere fern von seiner Familie vorzog, nein jetzt musste er sich auch noch zum Gespött der Leute machen. Zugegeben, die Kleine war ja ganz nett und süß – aber ihr Bruder müsste es eigentlich besser wissen. Erst hatte sie ihn jahrelang drängen müssen endlich eine Beziehung anzugehen, nun hörte er endlich auf sie – aber dann das.“ Kitty bemerkte die Spitzfindigkeiten in Sofias Worten – war sie doch selber Meisterin darin, mit Zickigkeiten zu glänzen wenn es um Joker ging. Joker...was er gerade wohl tat..mit wem war ja klar – mit seiner neuen Bilderbuchfamilie. Er war dabei sich seinen eigenen Zirkus aufzubauen: Eine Hundenummer, eine Ziegendressur Staring Lady, und warscheinlich eine artistische Glanzleistung mit ihm an der Stange – Wahlweise als Paarnummer mit wechselnden Partnern. Sofia hatte sich deutlich besser im Griff als sie selbst – das musste sie zugeben, aber die Intention war die Gleiche. Sie mochte Johns Familie und wollte sich den Aufenthalt hier nicht verderben. Ausserdem schaffte sie es, das ihr ausser ein paar Worten nicht viel über die Lippen kommen wollte, denn Sofia war gewohnt den Ton anzugeben und war deutlich einschüchternd. „Ich...studiere. Die Schule habe ich hinter mir...und arbeite in der Uni ...Meine Hauptfächer sind Magietheorie und Parazoologie, ich habe auch einige Vorlesungen BWL hinter mir. Ich muss in Hamburg aber noch Fuß fassen. Das Unglück in Berlin hat so ziemlich alles durcheinandergebracht.“ Kitty schluckte, das Thema würde auch nicht wirklich dazu beitragen das sie sich wohler führte, sie spürte Sofias Blick auf sich die aber gerade überrascht zu ihr schaute.“ Wirklich? Ich habe auch BWL studiert, das ist ja ein so interessantes Fach.“ Kitty schluckte, BWL war eine Notwendigkeit,aber mit Sicherheit fern davon interessant zu sein. Es gab nichts langweiligeres für sie, aber es hatte ihr zumindest ein wenig genutzt. Ihre Lizenzen würden ihr helfen sich bald offiziell bei der Hamburger Uni einzuschreiben.

Sofia begutachtete das Mädchen das sie doch etwas unterschätzt zu haben schien. Gut, Julia saß da wie ein eingeschüchtertes Schulmädchen, aber wie sollte sie sich auch sonst fühlen wenn jemand wie Sie, sie in die Ecke drängte. Sie würde Julia John zu Liebe eine Chance geben, aber sie machte sich Sorgen um ihren Bruder der fern von ihr ein eigenes Leben lebte das sie nicht kontrollieren konnte. Sie selbst wohnte in Schweden, war verheiratet mit einem Ökologen und sie spielten bereits mit dem Gedanken sich ein Kind zuzulegen. Aber John hatte immer nur Parties im Kopf gehabt und war ein Lebemann. Ihre Eltern hatten immer Verständnis für ihn gehabt was sie nicht verstehen konnte. Nie hatte er eine Frau mit nach Hause gebracht..bis auf einmal, und das war damals ein Desaster gewesen. Schwamm drüber. Vielleicht würde ihn das Mädchen in etwas geordnete Bahnen lenken. Immerhin konnte sie froh sein das ihr Bruder das Unglück in Berlin überlebt hatte. Sofia lächelte und schaute in den Kamin.


24.12.2074
Heiligabend verlief harmonisch. Es gab Geschenke, einen großen Puter und viel echtes Gemüse.
Kitty schenkte John eine Jahresmitgliedschaft in einem hippen Sportstudio in Hamburg. Sie bekam einen Gutschein für einen Rock n' Roll Tanzkurz. Von Johns Mutter bekam sie ein Kleid im Rockabilly Stil, da sie so schlau gewesen war sich mit ihrem Sohn abzusprechen. Fredrick beschenkte sie mit einer Silberkette mit Perlen und passenden Ohrringen. Sofia hätte ihr gerne im Nachhinein ein Plüsch Einhorn geschenkt, dazu war es aber zu spät und John hätte sie dafür zurecht gestutzt– sie hatte ihr aus Schweden einen Essenskorb mitgebracht.

Sofia nutzte die Gelegenheit um John auszufragen ob es ihm auch wirklich gutginge, sie machte sich Sorgen um ihren kleinen Bruder. Es waren zwar nur 2 Jahre Unterschied, aber schon als sie noch Kinder waren hatte sie ein Auge auf ihn, an seiner Schule war er der Vorzeige Casanova und junger Wilder gewesen und hatte angefangen gegen seine nur ein bischen ältere Schwester zu rebellieren. Er hatte sich von ihr nicht herum kommandieren lassen und jetzt würde er nicht damit anfangen, das wusste auch Sofia. Zumindest war die Kleine kein schlechter Umgang, hatte Benehmen und hatte wohl auch akademisch gesehen, etwas im Kopf. Sie war hübsch und ihre Eltern mochten sie. Also lies sie John halbwegs beruhigt ziehen, in der Hoffnung sie würde ihren Bruder von der Straße fernhalten und ihm ab und an auch einmal von der Programmiererei an die Sonne bringen.
26.12.2074
Die Beiden verabschiedeten sich und fuhren samt Prinz und Fin wieder heim.
Kitty setzte John bei sich zuhause ab um sich dann schliesslich wieder zum Autohof zubegeben wo sie sich auf den Run vorbereitete. Auch bekam sie von ihren Chummern einige Weihnachtsgeschenke. Das sie von Lady etwas bekam verwunderte sie. Der kuschlige Plüschschäferhund freute sie wirklich. Sie bedankte sich bei Lady sogar mit einer kurzen Umarmung. Später würde Prinz den Plüschhund anbellen bis er von Kitty zum Schweigen gebracht werden würde. Keiler hatte sich auch etwas tolles einfallen lassen, er hatte wirklich einen Riecher dafür was sie dringend brauchte und sich niemals selber kaufen würde, da sie von der ganzen Technik keine Ahnung hatte. Sie freute sich darauf, für Keiler zu kochen und mit ihm einen schönen Abend mit leckerem Essen geniessen zu können. Dana hatte sie leider nicht erreicht. Etwas mit dem Ork zu unternehmen hatte ihr gefehlt, sie vermisste seine Gesellschaft und sie schwor sich, dies zu ändern und sich mehr zu bemühen.

29.12.2074

Als Joker ihr sein Geschenk überreichte, freute sie sich wahnsinnig. Sie hatte ganz vergessen ihn an zu zicken und sprang wild an ihm hoch und umarmte ihn. Es gefiel ihr das er anscheinend nicht vergessen hatte das er sie wohl zumindest damals einmal gemocht hatte und sie hoffte, daß das Medaillon ein Zeichen war, das er es immer noch tat. Als sie jedoch in ihrem Bett lag, begann sie zwischen den Zeilen zu lesen. Ihre Gedanken kreisten um das goldene Amulett das den Moment festhielt, der ihr so wichtig war und Zeugnis ablegte, das sie nicht ohne Familie war. Aber – wie hatte er es wirklich gemeint. Er hatte kein aktuelles Bild genommen. Bedeutete dies, das er die goldene Vergangenheit in einem kostbaren Rahmen als Erinnerung festhielt, als Zeichen das sie einen Schlussstrich unter Vergangenes ziehen sollte – er sie gemocht hatte und jetzt ein neues Leben – ohne sie anfangen würde? Ihre Finger hielten das Amulett fest an ihrer Brust als sich eine Träne aus ihrem Auge schlich. Oder dramatisierte sie wieder alles und sollte nicht so viel hinein interpretieren? Sie wusste es nicht. Die Angst ihn zu verlieren kroch in ihr herum – bis sie schliesslich einschlief. Das Amulett jedoch lag dicht neben ihr im Bett, lose in ihrer geschlossenen Hand. Sie würde darauf aufpassen, und versuchen die Gegenwart etwas rosiger zu sehen. Ihre Freundinnen hätten ihr warscheinlich feierlich ein Krönchen aufgesetzt. Dramaqueen. Sollten sie doch. Sie liebte Joker über Alles und würde auch genau das für ihn tun. Ganz so, wie es Sofiafür ihren Bruder tat – soviel hatte sie begriffen.


31.12.2074
Für Sylvester waren sie in einem Hamburger Ballsaal verabredet. Die Party war im Stil des Jahres 1960 geplant. Rock n'roll und Heisse Öfen. Das Feuerwerk in Hamburg lies sich von der Location gut beobachten und küssten sich zum Jahresbeginn ausgiebig, heiß und inniglich.

„Oh how do you do, young Willy McBride,
Do you mind if I sit here down by your graveside,"

Helena ging den erdigen Weg entlang, und dachte nach. Prinz und Fin dicht bei ihr, das Areal war alles andere als sicher. Aber die Sonne war gerade aufgegangen, ihre Strahlen brachten das Mädchen zum nießen. Sie musste nachdenken, das was passiert war, hatte sie nicht gewollt. Auf dem Hof würden warscheinlich gerade die letzten Freier ihren Weg nach Hause wanken, voller schlechtem Gewissen würden sie darüber nachdenken was sie in der Nacht getrieben hatten – oder Andere – würden erhobenen Hauptes, selbstbewusst in ihren Wagen steigen und vollgetankt mit Endorphinen Ihren Weg zur Arbeit oder nach Hause antreten. Beide hatten die selbe Nacht hinter sich, das Gleiche erlebt – aber die Nacht hatte unterschiedliche Spuren hinterlassen. So war es wohl auch mit dem Team. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, die sich unaufhörlich und unnachgiebig, Sturzbach ähnlich ihren Weg - ihre Wange hinunter - nach unten suchten.

"And rest for a while in the warm summer sun,
I've been walking all day, and I'm nearly done. "

Es war nicht zu Ändern, der Schmetterling hatte seinen Flügelschlag getan, entweder würden die Vögel oder der nahende Sturm entscheiden, ob es sein letzter gewesen wäre. Er würde sich nicht in ein Glas Honig stürzen, der so verlockend duftete – oder? Es wäre ein klebriger Tod – aber es wäre immerhin ein Tod. Aber es wäre immerhin seine eigene Entscheidung gewesen. Sollte er es den Vögeln oder dem Sturm überlassen, oder würde er selber entscheiden wie es weiter oder wie es zu Ende geht.

"And I see by your gravestone you were only nineteen,"

Das Lied passte, 19 – sie wäre in guter Gesellschaft. Aber niemand wusste wie er gestorben war. War er in eine Kugel gerannt, weil er zu blöd gewesen war auf seinen Hauptmann zu hören, der ihm unaufhörlich gepredigt hatte seinen Kopf unten zu lassen? War er zu eitel gewesen sein Gesicht hinab in den Dreck zu stecken um der Kugel zu entrinnen und auf seinen Ausbilder zu hören? Oder hatte ihm nach tagelangen Entbehrungen die Kraft verlassen und war zu verzweifelt gewesen um sich in Sicherheit zu bringen? Die Kugeln waren ihm um die Ohren geflogen und er hatte einfach die Orientierung verloren....oder war es so – das es ein verdammter scheiß Zufall gewesen war. Alles war an dem Tag gut gelaufen, er hatte an Alles gedacht, doch die Kugel seines Feindes war ein Querschläger gewesen und er konnte nicht mehr dafür, als das er am Ende in dem Chaos einfach den Überblick verloren hatte? Es war nicht egal – nicht für seine Kompanie für die jeder Schütze Schlacht entscheident gewesen war. Hatte sein Versagen den Untergang herbei geschworen oder war er einfach nur bestimmt dafür gewesen, früher als nötig den Pflanzen als Dünger zu dienen?

"When you joined the great fallen in 1916,
Well I hope you died quick,
And I hope you died clean,
Oh Willy McBride, was is it slow and obscene. „

Wie auch immer, es war scheisse gelaufen für ihn.
Sie blieb stehen und lauschte auf die Natur.

Joker hatte Recht. Ihre Fehler waren unverzeihlich gewesen– jemand in ihrer Position durfte sich so etwas einfach nicht leisten. Geister zu beschwören hatte etwas mit Verantwortung zu tun –und sie fragte sich, wie sie nur bis an diesen Punkt gekommen war. Sie hatte sich diesmal wirklich auf ihre Arbeit konzentriert, hatte sich durch nichts was in ihrem Leben gerade schief lief ablenken lassen – aber es war trotzdem passiert. Sie fühlte sich wie betäubt und ihre Kehle schnürte sich zu und nahm ihr die Luft zum Atmen. Sie setzte sich auf einen Baumstamm der quer über den Pfad gefallen war.

Was sollte sie ihm sagen, sie wusste das es Konsequenzen haben würde. Sie hatte verdammt noch mal nicht daran gedacht, sich ein wenig mit Konzernrecht zu beschäftigen – sonst hätte sie ihren Geist deutlich anders gebrieft. Das Kind war aber nun in den Brunnen gefallen,etwas Anderes außer den Anstand zu haben und die Scherben zusammen zu kehren und danach die Konsequenzen zu tragen blieb ihr nicht. Er würde ihr einen gehörigen Tritt in ihr Hinterteil geben das sie bis zum Mond katapultiert werden würde und sie würde es ihm nicht verübeln. Diesmal konnte sie es nicht darauf schieben das er ein elendiger Mistkerl war – nein, diesmal war sein einziger Fehler gewesen, ihre Ares Predator mit der aus Schokolade auszutauschen. Sie hatte sich gestern entschuldigt und in ihren Container verkrochen um die Nacht mit Grübeln zu verbringen. Wegrennen konnte sie nicht, das wäre feige, aber gerade würde sie kein einziges Wort hervor bringen. So schaltete sie die Musik lauter und ging - ein Fuß vor den anderen setzend.

Prinz schaute umher, aber es blieb ruhig - so trabte er voran.

"Sooner or later God'll cut you down"
Nein. Sooner or later they will cut you down!