Hamburg Harburg 10.6.2075 7:29Uhr

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Sie war wieder gegangen. John war insgeheim froh das über das Wochenende keine Blackouts oder Kopfschmerzen aufgetreten waren. Er wüsste nicht wie er es ihr hätte erklären können. Dr. Chaminski hatte auch keine Erklärung für diese Blackouts. Die Kopfschmerzen könnten von den Heilnaniten kommen, die er vor einem Monat bekommen hatte. Sie haben manchmal die Nebenwirkung, dass sie Dinge ersetzen die gar nicht da sein sollten. Aber normalerweise sind diese Naniten nach spätestens 3 Wochen vollständig ausgeschieden. John ging ins Badezimmer. Mit leicht zittrigen Händen öffnete er den Wasserhahn. Nachdem er sich etwas Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, blickte er in den Spiegel.
Er sah aus wie immer, nur müder, abgekämpfter. Die Blackouts wurden in letzter Zeit häufiger und scheinbar auch länger. In einem Schrank in seinem Schlafzimmer hatte er eine AK-79 gefunden. Und das obwohl die HanSec aufpasst, dass keien automatischen Waffen nach Hamburg kommen. In verschiedensten Hosen hatte er beglaubigte Credsticks gefunden. Zusammen hatten sie einen Wert von knapp 4.000€. Dies würde ihn für zwei Monate über Wasser halten. Aber er hatte schon die zweite Abmahnung von seinem Arbeitgeber wegen vorzeiten Verlassens des Arbeitsplatzes. John wusste nicht was los war.
Plötzlich begannen stechende Kopfschmerzen. John verschwamm die Sicht. Er klappte den Spiegel um, um an seine Hausapotheke zu gelangen. Mit einigen Schwierigkeiten öffnete er die Verpackung der Schmerztabletten und warf sich dann zwei ein. Ihm war bewusst, dass die Dinger nichts brachten, aber er setzte auf den Effekt des Selbstbetrugs. Mit letzter Kraft schleppte er sich vom Badezimmer in sein Schlafzimmer und ließ sich auf das Bett fallen. Er merkte die Landung nicht mehr.
John öffnete die Augen. Er lag nicht in seinem Bett. Eine kalte Wand war in seinem Rücken. Sein linkes Bein schmerzte. Von irgendwoher kamen Schüsse. In seiner Rechten hielt er eine Ares Predator IV. Verwirrt sah er sich um. Er war in einem Fahrzeug, wahrscheinlich einem Transporter. Auf dem Fahrersitz saß ein Zwerg, sonst war niemand in dem Fahrzeug. "Hey! Wo bin ich, was ist hier los?" Der Zwerg scheint nicht zu reagieren. John merkte, dass das Fahrzeug gerade beschleunigte. Er rutschte auf der Ladefläche in Richtung Hintertür. Scheinbar musste der Zwerg eingeriggt sein. Durch die Frontscheibe konnte John sehen, dass sie gerade auf der A1 stadtauswärts fuhren. Die Schüsse ließen nach. Der Zwerg regte sich wieder. "Jo, Alta, das war ne Fahrt. Alles kloar bei dir da hintn? Hast bös was abgekricht. Wenn wir unsre Kohle ham, schmeiß ich dich bei Metz raus. Was glotzdn so blöd?" John starrte den Zwerg an. Diesem fehlte der linke Unterarm, noch immer stark blutend. Der Arm war provisorisch mit einem Kabelbinder abgebunden. "Greenhorn, du musst echt noch abhärtn. Wir sind gleich do" Der Wagen bog auf einen Autohof.
Sie fuhren um das linke Seitengebäude herum. Dort war nur Grasfläche. Im Dämmerlicht stand dort eine Frau. John stieg aus, dabei sein angeschossenes Bein nicht belastend. Der Zwerg sprang von seinem Fahrersitz und verließ ebenfalls das Fahrzeug. Als John neben den Zwergen humpelte, flüsterte dieser: "Lass mich redn, Greenhorn. Die Fraa is ned easy." Zusammen gingen die beiden auf die Frau zu. Diese stieß sich von der Wand ab und ging den beiden entgegen. Ihre langen blonden Haare wehten sanft im Wind. Die Lederjacke betonte ihre Figur, dazu passend eine Syntlederhose und hohe Stiefel. "Yo Frau Schmidt. Sin wida zurüch." Die Frau musterte den Zwerg. "Sehe ich. Habt ihr die Ware?" "Nich so ganz. Sin auf Widastand gstoßen. Kraik und Wush hats erwischt. Wir konnten nur eine Platte mitbringen." Der Blick der Frau ruhte auf dem Zwergen. "Gib sie mir, ich möchte sehen was drauf ist." Der Zwerg griff in seine Jackentasche und gab ihr eine Festplatte. Die Frau nahm sie entgegen, hob schließlich eine Augenbraue, als sie die Festplatte etwas in Augenschein nahm.
"Hälst du mich für blöd?" Die Stimme der Frau war leise und drohend. John schluckte. Sein Bein schmerzte jede Sekunde wo er stand mehr. Ihm kam die Frau bekannt vor. Ihm fiel nur nicht ein, woher. "Wieso?" Der Zwerg sah sie überrascht an. "Wieso? Du fragst mich allen ernstes wieso? Diese Festplatte riecht neu. Wie frisch aus dem Laden. Die Gewinde haben noch nicht mal einen Abrieb. Oh Josh, was soll ich blos mit dir machen?" Die Stimme der Frau hatte zwar einen weichen Klang, John war sich aber sicher, dass sie in den nächsten 20 Sekunden explodieren würde. Der Zwerg lächelte gezwungen. "Des is die die du uns aufgetrogn hast." "Red keinen Drek, du Stinkendes etwas. Ich hatte dir nach der Sache bei Devil Records noch eine Chance gegeben und jetzt versuchst du mich zu verarschen? Das ist sehr dumm von dir gewesen Josh." Der Zwerg machte ein, zwei Schritte rückwärts und lief los. Die Frau seufzte, griff mit der Rechtenhand in die Jacke und holte eine Max Power hervor.
Ehe der Zwerg bei seinem Auto war, klaffte ein Loch in seinem Hinterkopf. "Hmm..ich sollte Nick einen ausgeben. Der Schallunterdrücker ist genial." Die Frau sah sich die Waffe kurz an, wand ihren Blick dann zu John. Dieser stand wie vom Blitz getroffen da. "So, und was mach ich jetzt mit dir? Bang war der Name oder?" Sie sah ihn direkt in die Augen. "Ich weiß nicht was du in den Schatten willst. Kitty verdient doch genug für euch beide. Aber wenn du dich weiter mit solchen Pfeifen einlässt, dann bist du bald nur noch ein Fall für die Grabedrohnen am Friedhof." John schluckte. Er wollte etwas sagen, brachte doch keinen Ton heraus. Die Frau legte ihm den linken Zeigefinger auf die Lippen. "Schhh. Du musst dich nicht erklären. Du kannst dich jetzt einfach in den Transporter setzen und zum nächsten Streetdoc fahren. Und an deiner Stelle würde ich den Kopf für die nächsten zwei Wochen untenbehalten." Sie klopfte ihm noch auf die Schulter, ehe sie davon schreitete. John hing kurz an ihrem weiten Hüftschwung, ehe er sich in das Auto setzte und den eingestellten Streetdoc anwählte.
Er hirnte während der Fahrt darüber nach, was er gerade erlebt hatte. Wer war diese Kitty und wo hatte er diese Frau schon mal gesehen? Ehe er eine Antwort erdacht hatte, ereilten ihn Kopfschmerzen. Nach wenigen Sekunden, war er ohnmächtig...

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10.6.2075 Hamburg Harburg 22:12 Uhr

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Er schleppte sich unter großen Schmerzen aus dem Fahrzeug in den Hinterhof der alten Schlachterei. Der Hinterhof war kein schöner Anblick. Die Wände waren mit aller Hand Graffiti besprayt, die Stellflächen waren mit Schrottautos, Schrott oder Müll verstellt und aus einer Ecke roch es verdächtig süßlich. Mit einiges an Kraft aufwand schleppte er sich zur Hintertür. Er klopfte dreimal schnell und zwei mal betont langsam gegen die Tür, dabei gegen den Türstock lehnend, dass angeschossene Bein nicht belastend.
Die Tür wurde geöffnet. Ein stämmiger Ork in Synthlederschürze, Gummihandschuhe, Gummistiefel und fleckiger Hose und Hemd sahen ihn an. "Was darfs sein, Herr.. Bang?" brummte der Ork. "Einmal zusammenflicken" Der Ork musterte ihn kurz, nickte und machte einen Schritt zur Seite. Bang humpelte in den nur spärlich beleuchteten Gang. Der Geruch von Blut stieg ihm in die Nase. "Hier bitte rechts in den Op 2" sagte der Ork knapp. Aus dem Augenwinkel konnte Bang sehen, wie ein Troll aus einem anderen Raum heraus getragen wurde.
Der Op war alles andere als einladend. Die Deckenbeleuchtung flackerte, die früher mal weißen Kacheln waren vergilbt und gesprungen, die medizinischen Geräte als dreckig zu bezeichnen wurde dem Zustand auch nicht ansatzweise gerecht. Mit einem Ächzen setzte Bang sich auf den Tisch. Der Ork schob sich einen Hocker zurecht und sah Bang von unten an. "Was fehlt uns den heute?" fragte der Arzt mit betont freundlicher Stimme. "Bin angeschossen worden. Am linken Bein. Zumindest bewusst." entgegnete Bang gepresst." "Gut, gut. Die Kugel fummel ich schon wieder raus. Soll ich gleich ein volles Check-up machen? Man weiß ja nie, was einem beim arbeiten mit schweren Gerät alles so passiert. Ähm, einfach mal ausziehen und hinlegen." sagte der Ork.
Bang tat wie ihm geheißen. Seine Haut war von Kratzern und Schrammen überzogen. Am Rücken hatte er einen esstellergroßen Bluterguß. Der Treffer am linken Bein war ein glatter Durchschuss, allerdings nicht abgebunden. Der Ork fuhr das Diagnosegerät über Bang, als dieser sich der länge nach hinlegte. "Sie sind ganz schon hart im nehmen. Einen Durchschuss zu überstehen, dann noch hier her zu kommen und dabei noch nicht mal die Blutung richtig gestopt, ist bemerkenswert." sagte der Ork nach ein paar Minuten. Das Gerät begann seine Arme zu bewegen. Nach wenigen Momenten war die Wunde verschlossen. "Sagen sie mal, was haben sie den eigentlich für Naniten im Blut?" fragte der Ork. "Besondere" sagte Bang müde. "Ich muss wissen was für Dinger das sind. Die Analyse des Gerätes hier kennt den Typ nicht." drängte der Ork. "Das geht sie einen Scheißdreck an!" brüllte Bang plötzlich.
Bang drückte sich hoch, brach dabei mit seiner linken Hand die Spritze ab, die gerade auf ihn zugefahren war und sprang vom Tisch. Er landete neben dem Ork, der vollkommen perplex war. Mit einem wuchtigen Satz nach vorne stach Bang in Richtung des Orks. Dieser drehte sich gerade noch rechtzeitig weg. Mit aller Gewalt stieß der Ork Bang weg und rannte in Richtung Ausgang. Mit aller Kraft und Wut, die in Bang steckte, warf er die Spritze dem Ork hinterher. Mit einem lauten Platschen ging der Arzt zu Boden. Die Spritze steckte etwas über dem Nackenwirbel. Bang sah sich in dem Raum weiter um. Seine Augen blieben auf dem Hocker hängen. Mit einem Schritt war er beim Hocker, ergriff ihn und ging zum Arzt. Drei wuchtige Schläge ließ Bang auf den am Boden Liegenden niederfahren.
Schwer atmend betrachtete er wie sich langsam das Blut bis zu seinen nackten Füßen vorarbeitete. Er war müde, abgekämpft und hungrig. Aber der Hunger war anders, als den er sonst spürte. Mit müden Augen sah er sich nocheinmal im Raum um. Mit etwas Anstrengung schlurfte er zu einem Schrank, in dem ein alter Cyberarm lag. "Das wird es wohl fürs erste tun." dachte Bang und zog den Cyberarm aus den Schrank. Der Arm war klobig und schwer, wahrscheinlich ein altes Modell für einen Troll. Bang legte den Arm auf den kleinen Tisch, der neben dem Schrank stand. Langsam und ohne jede Hektik ging Bang zu dem Op-Tisch, auf dem seine Sachen noch lagen, zog aus dem Stiefel ein Messer und ging zurück zum Tisch mit dem Cyberarm.
Er schabte einige Minuten an verschiedenen Teilen des Cyberarms herum, bis er gut zwei handvoll Späne verschiedensten Materials hatte. "Das sollte mich wieder ganz machen" dachte er müde. Bang nahm mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger eine erste Portion und steckte sie sich in den Mund. Mit etwas Überwindung schaffte er es, dass Gemisch runter zu schlucken. Nach der zweiten Portion schmeckte er Blut. Sein Hals schmerzte furchtbar. Sein Kehlkopf brannte wie Feuer. Eine dritte Portion. Sein Magen verkrampfte sich. Mit einem letzten Haps war das vorbereitete Material verspeist.
Die Schmerzen endeten kurz nach dem Einnehmen der letzten Portion. Er fühlte sich immer noch müde und hungrig. Aber diesmal war der Hunger nach biologisch verwertbarem. Sein Blick flog wieder suchend über den Raum und blieb bei dem Toten hängen. Etwas in ihm sagte ihm, dass er Tote zwar essbar war, aber es ihm nicht bekommen würde. Etwas aus der Erinnerung seines Körpers. Bang verstand viele Eindrücke noch nicht richtig, die dieser Körper ihm gab. Auch die Erinnerungen die in der großen Festplatte dieses Körpers gespeichert waren, machten nur bruchstückhaft Sinn.
Mit einem leichten Kopfschütteln brachte sich Bang zurück in die Wirklichkeit. Er stapfte etwas sicherer als zu vor zu seinen Sachen und zog sich an. Den Ork ließ er einfach so wie er war im Raum liegen, als er Richtung Tür ging. Bang öffnete die Tür leicht und lauschte in die Dunkelheit des Ganges. Als er sich sicher war, dass niemand auf dem Gang war, huschte er aus dem Op. Mit eiligem Schritt kam er bis zur Hintertür und schließlich auf den Hof. Der Motor des Transporters lief noch. Mit einem Satz sprang er hinein, gab dem Autonav die Addresse seiner Wohnung und ließ sich dort hinfahren.
Im schein der flackernden Straßenbeleuchtungen, die sporadisch mal an oder aus waren, kaputt oder ausgefallen, vor Strom strotzten oder gerade ausfall war, übermannte ihn ein wenig die Müdigkeit. Plötzlich hatte er wieder stechende Kopfschmerzen und er wurde ohnmächtig. Er erwachte, als der Transporter anhielt. Benommen sah er sich um. Plötzlich realisierend, dass er nicht auf dem Weg zum Doktor war, wie die Frau es im gesagt hatte, sah er sich panisch um. John stellte fest, dass er im Hinterhof des Wohngebäudes war, in dem er wohnte. Sein Bein schmerzte nicht mehr, dafür aber sein Rachen. "Fuck, schon wieder ein Black Out!" dachte sich John. Er merkte die Müdigkeit in seinen Gliedern. So entschloss er sich in seine Wohnung zu gehen, sich kurz zu waschen und dann sich in die Falle zu hauen...

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15.06.2075 Los Alamos 6:00 Uhr

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"Daniel du brauchst nicht nervös sein. Es ist heute dein erster Tag, da erwartet keiner was von dir. Schau einfach wichtig aus und halt die Augen offen." David Robert klopfte Daniel Night aufmunternt auf die Schulter. "Wir haben die Route von Labor 1 bis Labor 3. Knapp eine Meile in eine Richtung, eine Meile wieder zurück." David zog den jungen Soldaten mit zur Tür. "Spring schon mal in den Wagen. Ich hol noch schnell was." Daniel setzte sich in den Wagen. Er war gerade 18 Jahre alt geworden und hatte seine Grundausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen. Dies war jedoch seine erste Aufgabe als Soldat. Und Daniel war nervös bis unter die Haarspitzen. David war da schon etwas erfahrener. Mit 25 Jahren hatte er schon einige Jahre Dienst auf dem Buckel. Im Gegensatz zu Daniel war er ausgesprochen gelassen.
Daniel hatte ein seltsames Gefühl, als ob bald irgendwas passieren würde. David stieg neben ihn in den Wagen. "Du fährst, ich behalte die Umgebung im Auge. Folge einfach dem ARO, oder lass das Teil selber fahren und pass mit auf." sagte David. "Was hast du geholt?"fragte Daniel. "Hä, ah du meinst weswegen ich nochmal kurz rein bin? Wegen dem da." David hielt Daniel eine Hasenpfote vor die Nase. "Das hat mir der Schamane aus meinem Dorf gegeben, als ich mich dem Militär angeschlossen habe. Er meinte es würde mich zu meinem Schicksal führen. Seitdem häng ich es an meine Waffe. So zusagen als Glücksbringer." David band die Hasenpfote an sein Sturmgewehr. Daniel gab dem Fahrzeug den Befehl die Route abzufahren.
"Hörst du das?"fragte David. "Was den?" antwortete Daniel. "Ich höre Rotoren, aber das kann nicht sein. Das hier ist ein gesperrter Luftraum." Plötzlich zeriss eine Explosion die Fahrzeughalle, aus der sie noch vor vier Minuten rausgefahren waren. Daniel schrie vor Schreck auf. David sah sich um. "Fuck! Ein Eurocopter Panther!" Er griff nach seinem Funkgerät. "Hier Patroullie 5, Route 3, Höhe Labor 3. Feindlicher Helicopter attackiert aus südwestlicher Richtung!" Eine zweite Explosion zerriss einen Chemieturm. "Es wurden Fahrzeughangar und Chemieturm 4 zerstört! Erwarte Instruktionen!" David beobachtete den Flug des Helikopter. "Heute ist doch mehr los. Er fliegt zu Labor 1!" rief David und zeigte dabei in die Richtung. Daniel folgte dem Fingerzeig. Beide Funkgeräte knackten: "Alphaprotokoll Rot 2".
Daniel wusste was das Protokoll bedeutete. Es war das Worst-Case-Szenario. Bewaffneter Angriff mit schwerem Gerät. Es bedeutete, dass jeder Soldat sofot in die Panzerung springen musste und sich an der Verteidigung des Lagers beteiligen musste. Der Wagen stoppte. Daniel und David sprangen aus dem Wagen. Gemeinsam sprinteten sie zur Ladefläche. Dort sind die Militärpanzerungen von der Ladefläche gefahren und aufgestellt worden. Routiniert legten die beiden Soldaten die Rüstungen an. David sagt zu Daniel: "Funkkanal 2 für Befehle vom General, Funkkanal 3 für die Einheitskomunikation." Beide machten ihre Sturmgewehre bereit.
"Patroulien der Route 3 und 4 sofort zu Labor 1. Feind auf unbekannte Weise in Labor eingedrungen. Wolf 1 und 2 ebenfalls zu Labor 1. Die Soldaten bestätigten den Befehl wie AR Bedienfeld, welches sich in ihre Sicht eingeblendet hat. David und Daniel sprangen in ihr Fahrzeug. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit fuhren sie bis zum Labor. Dort waren schon 14 weitere und einer der Wolf 2 Panzer. "[i]Patroulie 5, erste Reihe, Platz 9 und 10[/i]" David ging auf Position 9. Daniel auf Position 10. Ein paar der Wissenschaftler rannten bereits aus dem Gebäude. Die Zahl der Soldaten stieg schnell auf 30 Mann an. Sogar Major General Mike Jackson und Captain Victoria Robert waren anwesend. Sie standen hinten bei den Panzern und koordinierten die Positionierung. David sah zu Daniel, der wie angewiesen sich hinkniete. "Brauchst keine Angst zu haben. Wir machen diese Verrückten fertig." sagte David und hebt den Daumen der linken Hand.
Plötzlich brach die Außenwand des Labors auf dem obersten Stockwerk. Die Trümmer fielen herab und zerschmetterte mehrere Soldaten. Daniel war geistesgegenwärtig zur Seite gesprungen. Dabei verfehlte ihn ein Trümmerstück nur um Fingerbreite. Als Daniel wieder gefasst war und sich umblickte, sah er wie seine Kameraden von mehreren Sprenggranaten getroffen wurden. Die Wolf 2 Panzer explodierten. Der General Major und die Captain wurden einfach niedergeschossen. Sein Blick wanderte hoch zum Gebäude, wo eine leuchtend orange Barriere war. Dort sah er einen großen, gepanzerten Hasen. "Taktischer Rückzug zu Punkt 3. Sperrfeuertaktik 4 nutzen." Daniel konnte und wollte nicht. Das Feuer wurde auf das Obergeschoss eröffnet. Unter dem Knattern der Maschinengewehre robte Daniel zu David.
David rührte sich nicht mehr. Ein Trümmerstück lag auf seinem Rücken. Das Sturmgewehr lag zerbrochen in seiner Hand. Daniel zog sich den Helm aus. Verzweifelt versuchte er das Trümmerstück von seinem Kameraden herunter zu heben oder zu rollen, aber nichts half. Tränen liefen ihn über das Gesicht. Mit aller Kraft schlug er ein letztes mal gegen den Stahlbeton. Seine Arme schmerzten. Plötzlich merkte er wie ihn etwas am Knöchel tätschelte. Er sah hinab. David schien ihn herunter zu winken. Daniel kniete sich ab. Sein Kamerad deutete auf seinen Helm, als ob er wollte, dass Daniel ihn abnehmen sollte. Vorsichtig zog Daniel den Helm ab. Seinem Kameraden liefen aus Augen, Nase und Mund Blut. David versuchte zu lächeln, presste "Hasen...pfote, jetzt..dein" noch hervor. Dann brach sein Blick und er sackte in sich zusammen.
Daniel drückte ihm die Augen zu. Weinend und schniefend machte er die Hasenpfote von dem zerbrochenen Sturmgewehr ab. Er betrachtete die Pfote in seiner Hand, die grau von dem Trümmerstaub war. Über ihm erhob sich ein Eurocopter Panther in den Himmel. Daniel sah dem Helikopter nach. Die Hand um die Hasenpfote zur Faust geballt schrie er: "Ich krieg euch Bastarde! Und wenn ich euch bis ans Ende der Welt folgen muss!". Er hebte den Helm wieder auf. Mit geübten Griff setzte er ihn wieder auf. "Sammeln am Punkt 3. Verletzte zu Punkt 5. Alle Kampfbereiten von Punkt 3 auf Punkt 2 wieder vorrücken." Daniel atmete tief durch, eher er den Funkkanal 2 udn 3 aktivierte. Mit noch leicht weinerlichen Stimme sagte er "Feind mit Helikopter in südöstliche Richtung geflohen. Verletzte und Tote an Punkt 2. Anzahl nicht abschätzbar. Panzer zerstört. Umgebung scheint sicher." Mit hängendem Kopf stieg er über die Trümmer hinweg, in Richtung Punkt 2.

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15.06.2075 8:00 Uhr Ortszeit Lokaler Fernsehsender

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"Breaking News!"
Die überschminkte, indiostämmige Moderatorin, welche in der aktuellen Mode des P.C.C. gekleidet ist, sieht dramatisch in die Kamera. "Heute ereignete sich um 6:20 Uhr ein schwerer Unfall im National Laboratory Los Alamos. Ein Chemietank und ein Labor scheinen einer Explosion zum Opfer gefallen sein. Die Einwohner der nahe gelegenen Städte wurden evakuiert. Alle Anwohner innerhald eines 50 Meilen Radius sollen aus Sicherheitsgründen in ihren Häusern bleiben, bis Entwarnung gegeben wird. Was die Explosion verursacht hat, ist bis jetzt ungeklärt. Wir halten sie auf dem Laufenden.

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Alt Berliner Residenz 20.6.2075 22:12 Uhr

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Lady schritt auf und ab. Auf dem Arm hatte sie den kleinen Dante, der einen schwarzen Strampler mit einem roten Cowboy auf der Brust an hatte. Dieser quängelte schon seit einer geschlagenen halben Stunde und wollte nicht schlafen. Die Hackerin wippte ihn leicht. Dabei summte sie ihm ein Liedchen vor. In der AR war sie jedoch noch zustäzlich mit anderen Dingen beschäftigt. S(h)itting Blobby hatte ihr eine Vermutung bestätigt. Dieser Bang, oder besser gesagt John Nyberg, Kittys stecher, schien sich tiefer in die Schatten zu begeben. Nach dem letzten verkackten Run hat er einen Schattendoc erschossen, für ein paar Tage untergetaucht, womöglich um seine Wunden zu lecken und jetzt ist er wieder unterwegs. Strahlen Karpfen blieb für sie an seiner Spur dran. Dante verlangte einfach zu viel Aufmerksamkeit, als dass sie sich um sowas kümmern konnte. Dazu hatte ihr Jane ein äußerst interessantes Datenpaket mit Forschungsdaten geschickt. Beim ersten überfliegen sah es nach der typischen Cyberwareforschung aus, bei der man einen riesen Erfolg verbucht, weil man drei Watt mehr rausgekitzelt hat. Aber diese war anders. Scheinbar etwas vollkommen neues aus dem Bereich der Biodrohnenforschung. Die Daten waren gut gesichert, keine Frage, aber nicht so gut, dass man sie nicht knacken konnte. Scheinbar hat die Frau und ihr Team daran gearbeitet, magisch erwachte Critter fernzusteuern. Lady verstand zwar nur die Hälfte von dem, was da geschrieben wurde, aber sie hatte genug Geschäftssinn um das Zeug an den richtigen Mann zu bringen.
Sie wurde mit einem Mal aus ihren Überlegungen gerissen, als Dante beschloss, dass sein Abendessen doch nicht im Bauch bleiben sollte und ihr über die Schulter kotzte. Ihr graues schlabber Hemd sog sich sofort mit der Pampe voll. Darauf hin gluckste Dante kurz und schlief ein. Lady schüttelt nur leicht den Kopf. Dabei ging sie zur Krippe des Kleinen um ihn hinein zu legen. Dante lag dann einfach da, hatte den Daumen der rechten Hand im Mund und sabberte. Lady betrachtete ihren Spross kurz verträumt, ehe ihr aufging, dass sie noch etwas klebendes und übelrichendes am Körper hatte bzw. auch auf dem Boden war. Mit einem Gedankenbefehl orderte sie die Haushaltsdrohne an sich darum zu kümmern. Mit ein paar Schritten war sie bei ihrem Kleiderschrank, zog diesen leise auf, um sich ein frisches Tank-Top zu holen. Auf dem Weg ins Wohnzimmer zog sie das vollgekotzte Hemd aus und warf es beiläufig in Richtung Wäschekorb.
Mit frischen Hemd und einem frisch gebrühten Kaffee setzte sie sich auf das Sofa. Sie rief sich mehrere Bildschirme in die AR. Einer zeigte Dante, wie er schlief. Ein zweiter war das Chatfenster mit S(h)itting Blobby. Das dritte zeigte mehrere Angebote für die Daten, die sie auf JackPoint anbot. Die Versteigerung würde noch bis zum 22.6 laufen und hatte jetzt schon als Höchstgebot 10.231€. Zufrieden lehnte sie sich zurück und schlürfte an der Tasse. Mit ihrem 10% Provisionsanteil, konnte sich das schon sehen lassen. Plötzlich öffnete sich ein viertes Fenster. Es war ein Chatfenster. Lady wartete darauf, wer sich da an MissDita wand.

Hey Dita,
bin wie du gewollt hast an Bang drangeblieben. Scheint im Moment recht umtriebig zu sein, aber nicht hier in Hamburg, sondern in Berlin. SkyMaster, ein Kumpel vom Atlantis Online zocken, meinte er würde sich in den Außenbezirken rumtreiben. Ich halt dich auf dem Laufenden.
Strahlen Karpfen

Die Hackerin machte große Augen. Berlin? Mit wenigen handgriffen hatte sie sich die neusten Infos zu Berlin gezogen. Es ist seit der Bombe mehr als ein Jahr vergangen. Seit dem sie die Stadt verlassen hatten, vermied Lady sich mit Berlin zu beschäftigen. Zu viele schlimme Erinnungen waren an diesem Ort, auch wenn die meisten Personen mit denen sie zusammenhingen bereits tot waren. Berlin war nun in sieben Rechtszonen eingeteilt worden, mit mehr als bescheuerten Abkürzungen.

Zone 0: Groundzero (Militärische Sperrzone)
Zone 1: Marzahn-Hellersdorf/Strausenberg-Federsdorf (MaStraus)
Zone 2: Lichtenberg/Pankow (LiPa)
Zone 3: Oranienburg/Reinickendorf/Schönwalde (OrReiSchön)
Zone 4: Tegel/Spandau/Falkensee/Groß-Siemensstadt) (TeSpaFaSiem)
Zone 5: Chalottenburg-Willmersdorf/Zehlendorf/Potsdam (ChaZehPot)
Zone 6: Schönfeld/Gropiusstadt/Köpenick (SchöGroKöp)

Tempelhof und Prenzlauer Berg sind weiterhin in der Hand ihrer Konzerne und sind nicht in den Rechtszonen mit inbegriffen. Alle Zonen bis auf Zone 0 sind wieder mehr oder weniger bewohnbar. Der Sicherheitsring um Berlin wurde wieder abgebaut, dafür wurde ein Sicherheitsring um Zone 0 gezogen, der jetzt von der MET2000 überwacht wird. Die Sonderregierung von Berlin hat im Moment ihren Sitz in Potsdam. Proteus ist damit beauftragt die letzten Reste des radioaktiven Staubs zu entfernen und dabei verhältnismäßig erfolgreich. Die Stadt hat mittlerweile wieder zu einem mehr oder weniger geregelten Alltag geführt. Die Konzerne streiten sich wieder um das Vorrecht an Grund und Boden. Damit sind die Schattenaktivitäten wieder hoch.
Lady lehnte sich wieder auf dem Sofa zurück. Sie war unschlüssig, ob sie Kitty das erzählen sollte, oder ob sie nicht schon bescheid wusste. Allerdings waren sie eh nie besonders dick miteinander. Aber bevor Kitty irgendetwas dummes tat. Lady war unschlüssig was sie tun sollte. Joker kam bald mal wieder vorbei, um nach Dante zu sehen. Es wäre wohl das schlauste ihn in Kenntnis zu setzen, damit er mit Kitty redete. Schließlich standen die beiden sich doch irgendwie nahe. Anders konnte sich Lady diese Eifersuchtsschübe von Kitty nicht erklären. Mit einem Gedankenbefehl öffnete Lady den Dienstkontakt von Joker und schrieb hinein.

Hey Scherzkeks,
wenn du mal wieder auf Besuch bist, müsste ich mit dir über deine Prinzessin reden. Es gibt beunruhigende Nachrichten.
Lady

Sie drückte auf senden. Jetzt war er vorgewarnt. Sie schob die Textnachrichtenfelder weg, öffnete einen Piratenserver für verschiedenste Tridsendungen, wählte sich "Seven Runner", eine Sendung über Leute wie sie selbst, blos überspitzt gedreht. Mit einem wohligen Seufzer kuschelte sie sich auf die Kissen und beobachtete das Flimmern vor ihren Augen.

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30.6.2075 Alt Berliner Residenz 1:20 Uhr

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Panda saß in seinem Hinterzimmer. Die Klimaanlage kühlte den Raum auf angenehme 22°C herunter. Sein weißes Hemd strahlte wie frisch gefallener Schnee, nur unterbrochen von zwei schwarzen Hosenträgern. Er paffte genüßlich an einer Zigarre. Die Bässe der Musik drangen nur gedämpft aus dem Publikumsraum zu ihm. Die Lautstärke im Zimmer nahm plötzlich zu, als sich drei Gestalten in das Zimmer schoben. Der alte Mann musterte sie, deutete ihnen dann sich zu setzen.
Die drei waren offensichtlich Runner, denn sie waren weder in der ausgelassenen Stimmung wie die Gäste, noch waren sie angetrunken. Es sind zwei Frauen und ein Mann. Alle drei Norms, irgendwas zwischen 1,65 und 1,90, zwei Messerklauen und eine für das Reden. Der Mann hatte einen Cyberarm, offensichtliche Cyberaugen, einen Mohawk, trug dazu passend eine Panzerweste, bei der unter dem Arm ein Pistolengriff zu sehen war. Die zweite im Bunde hatte einen glatt rasierten Schädel, jedoch grell leuchtende Nanotatoos darauf gezeichnet. Ihr kalten, blauen, natürlichen Augen musterten Panda eingehend, so dass er sich sicher war, dass sie entweder Magierin oder Kampfadeptin war. Eher zweiteres. Das verriet ihm die breite Auswahl an Messern die sie am Gürtel hatte. Sie trug ein neongrünes Tanktop und eine zerschlissene Lederhose. Die Dritte war in einem modischen Buisness-Costume gekleidet, wahrscheinlich von Esprit oder Rheingold, da war Panda sich nicht sicher. Ihr langes, blondes Haar trug sie offen, so dass es ihr Gesicht passend einrahmt. Eine verspiegelte Brille verbarg ihre Augen. Sie schien nicht offensichtlich bewaffnet zu sein.
"Gut, ich will gar nicht lange um den heißen Brei herum reden. Ich hab euch drei herbestellt, weil ich von einer Frau Schmidt einen Auftrag für euch habe." sagte Pande. Die Frau im Buisness-Costume lächelte herzerwärmend, ehe sie zu sprechen begann:"Das freut uns, dass sie da an uns gedacht haben. Was sollen wir tun und wie werden unsere Mühen vergolten?" Panda sah kurz auf sein Kommlink. Mit etwas gesenkter Stimme sprach er:"Ihr sollt jemanden finden, von dem ich ein relativ genaues Persönlichkeitsprofil besitze, und ihn ins Hotel Hafen Hamburg bringen. Dies würde euch, als erster Teil des Auftrags, 12.000€ bringen. Vorraussetzung ist natürlich das er mehr oder weniger gesund ist. Als zweiter Teil müsstet ihr auf die Person aufpassen, für ca. eine Woche. Das würde euch noch zusätzlich 5.000€ bringen." Die drei wechselten ein paar Blicke ehe die gut gekleidete Frau wieder zu sprechen begann. "Wir sind keine Personenschützer, aber kümmern wir uns erstmal um den Hauptteil des Auftrags. Wir sollen jemanden finden und wo hin bringen. Mit einem guten Dossier dürfte das keine größere Schwierigkeit machen, aber wir haben auch unsere Kosten und müssen uns eventuell etwas durchfragen. Deswegen würde ich für den ersten Teil des Auftrags 20.000€ verlangen. Und für den zweiten Teil, weil wir das Risiko nicht richtig abschätzen können, wären 10.000€ wohl das angemessene." Sie lehnte sich etwas vor, so dass Jakob ihr theoretisch in den Ausschnitt sehen könnte. Der Alte war blos schon zu lange im Geschäft um darauf einzugehen. Sie verhandelten etwas und einigten sich auf einen Gesamtpreis von 23.000€, von denen es 10% voraus gab. Nachdem sie sich geeinigt hatten, standen die Drei auf. Panda sagte: "Hier habt ihr noch die Daten die ihr braucht. Wenn ihr ihn habt, gebt mir bitte bescheid, dass ich mich um die Reservierung kümmern kann." Sie nickten einfach nur und gingen aus dem Zimmer.

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30.6.2075 12:10 Uhr Botanischer Garten der Universität Hamburg

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Lady genoß die leichte Brise die Richtung Süden wehte. Das bedeutete, dass die stinkenden und toxischen Dämpfe der Elbe nach Harburg geweht wurden und sich nicht als Glocke über Altona sammelten. Sie schob den Kinderwagen ohne große Mühe über die gepflasterten Wege des Botanischen Gartens. Sie setzte sich in eine Laube, nahm Dante aus dem Kinderwagen und setzte ihn auf ihren Schoß. Dante sah sich aufmerksam um und zeigte auf verschiedene Dinge. Jedes mal gab Lady ihm eine Antwort was das ist. Der kleine quitierte das mit einem kichern und fröhlichen Nachahmen von Tönen. Lady lächelte, setzte den Kleinen dann anders herum hin, nahm ein Kommlink zur Hand und begann dem Kleinen einwenig vorzulesen. Das Kommlink projizierte passend zur Geschichte immer wieder dreidimensionale Bilder, welche Dante natürlich antatschen wollten. Nach einer Weile wurde der Kleine müde und Lady legte ihn vorsichtig in den Kinderwagen.
Johanna saß einfach da. Sie genoß die Ruhe und den Frieden, den dieser Ort ausstrahlte. Ein kicherndes Pärchen schlenderte an der Laube vorbei, sahen kurz hinein, nickten Johanna kurz zu und gingen weiter. Johanna dachte sich, dass die beiden wahrscheinlich die schön von Pflanzen umwachsene und damit Blick geschützte Laube für etwas ganz bestimmtes nutzen wollten. Der Gedanke brachte sie zum Schmunzeln. Eine eingehende Nachricht riss sie aus den Gedanken.

Hey Dita,
ich habe Bang ausgemacht. Er scheint sich in LiPa aufzuhalten, in den Ruinen des alten Rattennests. Hat sich da mit ein paar komischen Leuten verschanzt. Also nicht die komischen Fanatiker von der Sun, sondern andere. Ich könnte schwören, dass die sich vorher noch nie getroffen haben oder irgendwie in Kontakt miteinander gekommen sind. Aber irgendetwas ist da Faul. Ach und scheinbar suchen ein paar Runner schon nach ihm. Schnüffeln im Moment in Hamburg-Harburg herum. Wenn du also etwas tun willst, solltest du es bald tun, ehe die Runner auf seine Spur kommen. Ach und btw. du schuldest mir das Versprochene!"
Strahlen Karpen

Ladys Gedanken überschlugen sich. John war im Rattennest, oder das was davon übrig war. Aber er war nicht alleine. Sie musste mehr rauskriegen. Aber Strahlen Karpfen war dafür der Falsche. Er war ein eins A Hacker, aber sein Kinderzimmer hat er immer noch nicht verlassen. Deswegen bestand auch seine Bezahlung aus einem Bild von ihren Brüsten. Zumindest sollte er glauben, dass es ihre waren. Sie hatte für solche Fälle bereits mehrere Bilder aus der Matrix gefischt und so weit verändert, dass sie durch einen Bildabgleich nicht sofort gefunden werden können. Pubertäre Hacker sind eine wahre Goldgrube für Infos gegen kleinere Gefälligkeiten. Mit einem Wisch sendete sie Strahlen Karpfen das Bild. Mit einem anderen Gedanken rief sie das Chatfenster zu einem alten Bekannten auf, der die Nachwehen von Berlin überlebt hatte.

Jo Chummer,
ich bräuchte mal wieder eine Gefälligkeit von dir. Du müsstest für mich die Lage im alten Rattennestgebäude checken. Müsste da für einen Auftrag rein. *küsschen*
Lady

Lange nichts mehr von dir gehört, kleine Dame. Verwunderlich, dass dich deine Wege wieder zurück in diese Hölle führt, die ich Heimat nenne. Aber seis drum, klar kann ich für dich mal nachsehen gehen. Üblicher Preis.
FloppyBird!

Sie stand auf, streckte sich etwas. Es war Zeit wieder nach Hause zu fahren. Sobald sie von FloppyBird! die Informationen hatte, die sie brauchte, würde sie Joker eine Nachricht zukommen lassen. Vielleicht auch noch eine Frage bezüglich seiner Prinzessin stellen. Wahrscheinlich wird er sie wie immer nicht beantworten, aber zumindest stand sie mal im Raum. Als Lady den Kinderwagen vorsichtig die Stufen hinunter schob, welcher zum Glück gut gefedert und stadttauglich ist, hörte sie ein Rascheln aus dem Gebüsch. Mit einem Grinsen auf den Lippen, schob sie den Kinderwagen Richtung Ausgang.

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1.7.2075 A24 Hamburg-Berlin 8:12 Uhr

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Die drei Runner saßen in einem VW Lingus und fuhren mit 120 Km/h Richtung Berlin. Fluffy hatte mit ihren Argumenten aus einem Hacker sämtliche Infos rausgeholt, die sie gebraucht hatten. Kaum hatte der picklige Teeny die beiden Bälle gesehen, hatte er auch schon alles über diesen John erzählt. Woher er es in erster Linie wusste, war den Drei egal gewesen. Sie mussten nur ihren eigenen Schieber kurz Fragen und er hatte sie an einen Typen mit dem Namen Strahlen Karpfen verwiesen. Er hatte ihnen auch den Hinweis gegeben, dass der Junge eher hormongesteuert ist, weswegen sich Fluffy noch zusätzlich ein Pheromon-Parfüm zugelegt hatte, um ihn so richtig den Kopf zu verdrehen. Jetzt waren sie auf den Weg nach Berlin.
Die Drei waren fast genauso gekleidet, wie sie zu der Verhandlung mit Panda gegangen sind, allerdings hatte Fluffy diesmal kein Buisness-Costume an, sondern einen Urban Explorer Overall, der ihrer Figur jedoch immer noch schmeichelt. Fluffy sieht zu ihren beiden Mitfahrern. "Sagt mal, haben wir auch alles dabei?" Der Mann, Slicer war sein Name, sah von seinem Kommlink auf. "Wir haben Waffen, Munition, Handschellen, Ducttape, Kommlinks, Sporne, ich wüsste nicht was fehlen könnte." Die Frau mit den Nanotatoos, die auf den Namen Bolt hört, meinte: "Vergiss die NeuroStun Granaten nicht. Wahrscheinlich brauchen wir die Teile sowieso nicht, weil sich der Typ einnässen wird." Fluffy hob den Finger. "Nicht voreilig werden. Der Kerl scheint gefährlich zu sein. Schließlich scheint er ein Shadowruner zu sein. Und er hat sich in einen Bereich zurück gezogen, den wir A.) nur schwer erreichen können und B.) vollkommen ab vom Turf ist. Also nicht leichtsinnig werden." Sie schenkte den beiden ein zuckersüßes Lächeln.

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1.7.2075 Berlin-Lichtenberg nähe zum Rattennest 10:20 Uhr

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Die drei Runner haben sich in einer Häuserruine abgekniet. Fluffy legte ihr Kommlink auf den Boden und ließ damit eine Bereichskarte erscheinen. "So, wir sind noch 500 Meter vom ehemaligen Rattennest weg. Laut diesem Strahlen Karpfen, soll sich der Typ im Keller verschanzt haben. Bolt, du gehst vor. Mit deinen Messern und Kräften bist du in den engen Verhältnissen im Vorteil. Slicer du bleibst direkt hinter ihr. Nutze am besten die MP oder deinen Sporn. Ich deck euch den Rücken. Denkt dran, wir brauchen diesen Johnny Boy lebend. Fragen so weit" instruierte Fluffy. Die beiden schüttelten den Kopf. Fluffy nahm ihr Kommlink wieder auf und steckte es in die Außentasche.
Wie besprochen zog Bolt ein Messer aus dem Gürtel. Von ihrer Militärhose nahm sie eine NeuroStun-Granate. Slicer lud seine Sandler TMP mit Gelmunition durch. Fluffy zog zwei Pistolen aus Rückenholstern. Die Drei nickten sich zu und sie schlichen mit eiligen Schritt zu den Überresten des einstigen 14-Stöckers. Sie huschten erst von Gebäude zu Gebäude, bis sie zum 200 Meter Sicherheitsradius kamen. Die freie Fläche war überall von kleinen Trichtern gespickt. Möglicherweise von Minen. Die Runner sahen unschlüssig über die Trichter. Fluffy zischte vor: "Bleib einfach am Rand der Trichter. Da haben sie bestimmt keine Minen gelegt." Bolt reckte den Daumen der linken Hand und bewegte sich vorsichtig vorwärts. Der Rest folgte ihr genauso vorsichtig. Keiner von ihnen wollte auf eine Mine treten.
Sie schafften es unbeschadet zum Gebäude. Alle Drei pressten sich an die Wand und lauschten. Der Wind pfiff, es war heiß, alle drei standen in ihrem eigenen Schweiß. Plötzlich durchfuhr ein lauter Schrei den Wind. Die Runner zuckten zusammen. Sie sicherten in die drei Richtungen, die sie abdecken konnten. Nichts war zu sehen, nur Ruinen. Dazu Staub, der aufgewirbelt durch die Luft flog. Fluffy zeigte um die Ecke. Bolt hob das Messer in ihrer Rechten und sah vorsichtig um die Ecke. Niemand stand dort. Mit geschmeidigen Bewegungen setzten sich die Runner in Bewegung. Sie huschten vor bis zum Eingangsbereich. Bolt lehnte sich etwas an den Pfosten, um vorsichtig in die Dunkelheit zu spähen. Nichts rührte sich, nichts anderes als der Wind war zu hören. Mit sorgfälltig gesetzten Schritten ging Bolt voran. Slicer wenige Atemzüge hinter ihr, die Umgebung im Auge behaltend. Fluffy machte den Abschluss, dabei den Ausgang im Auge behaltend.
Sie kamen zu einer schweren Metalltür, welche einen Spalt offen stand. Bolt lauschte an der Tür. Sie hörte entfernte Stimmen. Die Adeptin legte den Zeigefinger der linken Hand auf die Lippen. Mit einer vorsichtigen Bewegung öffnete sie die Tür etwas weiter, so dass die Runner durchgehen konnten. Ein erneuter Schrei durchschnitt die Stille. Die Runner zuckten zusammen. Sie beschleunigten ihre Schritte. Vor ihnen führte eine Treppe in die Tiefe. Mit zwei Stufen auf einmal nehmend, huschten sie Treppe hinunter. Am Fuße der Treppe brannte ein Licht. Bolt machte das Zeichen zum Anhalten. Mit einer geschickten Bewegung zog sie den Splint von der NeuroStun-Granate. Ohne langes Zögern warf sie die Granate zum Treppenabsatz, so dass sie weiter in den Raum rollte. Mit einem lauten Plop und dem Verströmungsgeräusch von Gas ging die Granate ihrer Bestimmung nach.
Lautes Husten und mehrere umfallende Körper später, schritten die Runner die Treppe fertig hinunter. Sie sahen sich aufmerksam um, ohne ihre Formation zu verändern. Der Raum war scheinbar früher eine Tiefgarage gewesen, denn in regelmäßigen Abständen waren Säulen. Zu den Wänden links und rechts hatten sie ca. einen Abstand von acht Metern, bis zur Gegenüberliegenden Wand wahrscheinlich 15 bis 20 Meter. Über den Raum waren verschiedenste Sitzmöbel, Bierkästen und Tische verteilt. Vor ihnen lagen gesamt sechs Leute, die ohnmächtig am Boden lagen. Jedoch blickten sie in die Läufe von ungefähr 15 Leuten. Eine Frau trat aus der Menge der Leute. Mit einer lauten und klaren Stimme rief sie zu den Runnern: "Was wollt ich Kackfressen von uns? Hier sind keine Fremden willkommen!" Fluffy rief zurück: "Wir wollen nur einen John Nyberg." Bolt sah über die Menge. Hinter der Frau sah sie John stehen. Er hatte eine AK-79 auf sie gerichtet. Sie flüsterte: "Da hinter der Ollen steht er." Die Frau rief wieder: "Hier ist kein John, war nie einer. Leute, schießt sie um."
Kugeln zerissen die Luft. Bolt und Slicer gingen sofort getroffen zu Boden. Fluffy hatte genug Glück um rechtzeitig ein paar Stufen hinauf gesprungen zu sein. Mit einem male fühlte sie sich Benommen, so als ob ihr jemand mit einem Knüppel eins übergebraten hätte. Sie konnte sich nicht mehr richtig auf den Beinen halten und fiel die Stufen wieder hinunter und blieb liegen. Sie hörte wie Schritte ihr näher kamen, aber sie konnte sich nicht mehr bewegen. Alles war verschwommen. Ihre Glieder waren schwer wie Blei. Fluffy wurde angehoben und unsanft auf einen Tisch geknallt, so dass sie die schmutzige Decke betrachten konnte. In ihre verschwommene Sicht schob sich das Gesicht der Frau. "So so, ein so niedliches Ding hat sich zu uns verirrt. Du wirst ein formidables Mitglied werden." Die Frau nickte jemanden zu. Ein Mann beugte sich über sie, öffnete gewaltsam ihren Mund, nur um ein Stück Holz ihr zwischen die Zähne zu schieben. Fluffys Augen weiteten sich, als ein zweiter Mann sich mit einem großen Messer die Handflächen aufschnitt. Dieser verzog nur geringfügig das Gesicht, als er zu ihr ging. Er ballte die Hand zur Faust und quetschte Blut aus der frischen Wunde. Fluffys Kopf wurde von jemanden festgehalten, so dass sie sich nicht wegdrehen konnte. Die Hand war nun genau über ihrem Gesicht. Der erste Tropfen landete auf ihrer Wange, der zweite in ihrem Mund, der dritte traf ihr Auge, zwei weitere gingen wieder in den Mund.
Die Stimme der Frau erklang wieder: "Fesselt sie, bis ihre Umwandlung abgeschlossenen ist. Und legt die anderen irgendwo hin, wo man nicht drüber stoplert!" Fluffys Blick verschwamm immer mehr, bis sie in eine tiefe Dunkelheit versank.

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3.7.2075 Alt Berliner Residenz 15:05 Uhr

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Lady hatte Dante auf eine Decke am Boden in seinem Zimmer gelegt und sich dazu gesetzt. Der Kleine versuchte mit allen Mitteln an seine Rassel zu kommen, doch die lag außerhalb seiner Reichweite. Er versuchte sich näher zu rutschen, aber das ging nicht so recht. Lady nahm die Rassel, rasselte kurz damit und beobachtete ihren Kleinen. Dante hob das Köpfchen ein bisschen. Die Ärmchen streckten sich nach der Rassel. Lady gab ihm die Rassel in die Hand. Erst rasselte Dante etwas damit, danach landete die Rassel im Mund, nur um dann ein paar Sekundne später wieder weggeworfen zu werden, so dass sie ganz knapp ausßerhalb der Reichweite von Dante liegen blieb.
Das Spielchen machte Lady jetzt schon seit einer Stunde mit und Dante schien nicht müde zu werden, das zu tun. Eine Nachricht erreichte sie. Mit einem Gedanken ließ sie sie erstmal hinten an stehen, schließlich war sie gerade mit ihrem kleinen Liebling beschäftigt Sie hielt ihm verschiedene Babyspielzeuge hin, die mit verschiedenen Stoffen bezogen waren. Sie hatte mal gelesen, dass drei Monate alte Kinder langsam lernen, verschiedene Oberflächen und Materialien anhand von betasten zu unterscheiden. Ob das wirklich stimmte wusste sie nicht, aber es konnte ja nicht schaden, dem Kleinen etwas Abwechslung zu bieten. Als sie merkte, das Dante langsam müde wurde, nahm sie ihn von der Decke und legte ihn in sein Bettchen.
Sie setzte sich in einen Stuhl daneben. Jetzt hatte sie Zeit Nachrichten und Post zu beantworten. Sie zog die weg geschobene Nachricht wieder in ihr Sichtfeld. Es war eine kurze Textnachricht von FloppyBird!. Er hatte sich ganz schön Zeit gelassen, aber wer wusste schon, wie es in Berlin gerade abging. Mit einem Gedanken öffnete sie die Nachricht.

Hey Kleines, hab mich mal für dich dort etwas umgesehen. Vor zwei Tagen sind da drei Leute gezielt rein, wahrscheinlich Runner. Hab sie aber nicht mehr rauskommen sehen. Höchstwahrscheinlich tot. Aber zu dem was dich möglicherweise interessieren könnte. Der frühere Minenteppich um das Rattennest ist weitesgehend außertakt, jedoch scheinen sich trotzdem die Squatter nicht dort hin zu wagen. Der alte Peter, ein Zwerg aus der Nachbarschaft, meinte, dass sich da eine Bande von geistig Verwirrten versammeln würde. Manchmal hört er Schreie in der Nacht, oder wenn der Wind günstig steht auch Tags über. Sie scheinen keine Fremden zu mögen und kommen nur alle paar Tage mal raus um sich irgendwoher verschiedenste Vorräte zu organisieren. Neben normalen Nahrungsmitteln und Munition holen sie sich auch siliziumhaltigen Sand, kleiner Metallteile und ähnliches. Ich kann mir nicht vorstellen was die damit anfangen.
Aufjeden Fall haust diese Bande in der alten Tiefgarage des Hochhauses. Wenn sie schlau sind, haben sie ein paar Wände eingezogen und alle anderen Zugänge dicht gemacht. Wenn du was von den Leuten dort willst, würde ich dir raten einen Kontakt über Chiaki aufzubauen. Das ist eine Schmugglerin, die die Leute mit dem komischen Zeug versorgt. Du solltest sie im ehemaligen "Frisch Obst" finden. Sag ihr einfach, dass ich dir den Kontakt gegeben habe. Bezahlung aufs übliche Konto.
FloppyBird!

Johanna runzelte die Stirn. Das war äußerst beunruhigend. Wenn sich John einer Vereinigung angeschlossen hat, die genauso durchgeknallt waren wie er selbst, konnte das ganz schnell ins Auge gehen. Und so wie Kitty sie vor ein paar Tagen angerufen hat, schien ihr Joker auch nicht alles erzählt zu haben. Die ganze Sache war Faul. John war, die paar mal wo sie ihn gesehen hat, nie ein aufbrausender oder gewaltätiger Mensch. Eher das Gegenteil. Das passte alles nicht zusammen. Aber er war definitiv eine Gefahr für Kitty. Und wenn ihr was passierte, wusste Lady nicht, was Joker anstellt. Sie griff sich ein Herz und schrieb Joker eine Nachricht.

Hey Grinser, ich hab den Aufenthaltsort. Aber das was mir mein Kontakt geschrieben hat, hört sich nicht gut an. Irgendwas an der Sache ist faul und stinkt bis zum Himmel, ich weis nur nicht was. Entweder wir versuchen noch mehr rauszubekommen, oder du schlägst gleich zu. Das ist deine Entscheidung. Aber tu dir und Kitty einen Gefallen und sag ihr was Sache ist. Ich glaube wenn sie heraus kriegen würde, dass du ihren Freund über den Jordan geschickt hast, ohne die komplette Story zu kennen, wird sie irgendetwas dummes anstellen. Ich bin nicht dein Boss, noch nicht mal deine Frau, also musst du nicht auf mich hören, aber bitte rück sie ins rechte Licht. Auch wenn sie mich manchmal total abnervt, dass hat sie nicht verdient.
Ich häng dier noch den log mit meinem Informanten an. Pass auf dich auf.
Lady

Sie zögerte kurz. Wenn sie die Nachricht absenden würde, würde sie auch jegliche Kontrolle an Joker abgeben. Lady war unschlüssig ob das eine solch schlaue Idee war. Nach einigen Minuten rang sie sich durch die Nachricht doch zu senden. Sie schlich aus dem Kinderzimmer. Jetzt brauchte sie erstmal einen Kaffee.

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15.7.2075 Alt Berliner Residenz 12:05 Uhr

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Dante liegt bäuchlings auf einer weichen Decke in seinem Zimmer. Neugierig huschen seine Augen von links nach rechts. Ein fröhliches Glucksen entrann seiner Kehle. Vor ihm saß eine Bust-a-Move Drohne, die wie ein kleiner Hund gestaltet war. Dante reckte das Köpfchen etwas hoch, um den Hund anzusehen. Er streckt seine Ärmchen nach der Drohne aus, muss aber feststellen das er wohl noch zu kurz ist. Mit wachsendem Eifer zucken die Ärmchen und Beinchen des Kleinen, bemüht näher an die Drohne zu kommen. Die Drohne machte ein paar Schritte näher zu Dante hin. Mit Bellen und einer wedelden Rute blieb der Bust-a-Move knapp außer Reichweite von Dante stehen. Der Kleine versuchte nochmal nach dem Hund zu greifen, musste aber wieder feststellen, dass das Ding immer noch zu weit weg ist.
Langsam schob Dante seinen rechten Arm unter seinen Kopf durch. Vorsichtig verlagert er sein Gewicht. Etwas überrascht von dem schnell eintretenen Effekt, dass er aufeinmal auf dem Rücken liegt, beginnt er zu weinen. Lady schmunzelte und ließ die Bust-a-Move Drohne zu Dante laufen. Als die flauschige Drohne sich neben Dante setzte und sich an ihn kuschelte, hörte Dante auf zu weinen. Mehr oder weniger geschickt zog Dante die Drohne an sich. Mit beiden Armen hielt Dante die Drohne fest. Die Drohne fest an sich gekuschelt, begann er die Geschmacksverkostung der Stelle, die er mit seinem Mund erreichen konnte. Er verzog das Gesicht, als das künstliche Fell ihn in Mund und Nase kitzelte. Ein kurzer Impuls geht durch seinen Körper, gefolgt von einem Niesen. Kurz blickte Dante irritiert die Drohne an, nur um dann an einer anderen Stelle eine weitere Verköstung zu starten.
Lady beobachtete das Spiel lächelnd. Sie hatte eine von Keilers Drohnen über der Decke platziert, so dass sie Joker ein wöchentliches Best of Dante-Video schicken konnte. Sie seufzte. Eigentlich wäre es schön, wenn Joker mehr Zeit mit Dante verbringen würde. Das würde beiden gut tun. Zumindest laut den ganzen Ratgebern in der Matrix. Aber sie mussten die Dinge nun mal nehmen wie sie sind. Ein leises Aufschlaggeräusch ließ Lady aufhorchen. Dante hatte die Drohne ein paar Zentimeter von sich weggeworfen. Nun streckte er auffordernd die Arme in Richtung seiner Mutter. "Ach, mein Kleiner hat keine Lust mehr? So, so." Sie stand von ihrem Sessel auf, ging zur Decke und hob Dante hoch. Dieser kuschelte sich sofort an seine Mutter.
Ein Läuten erschreckte Dante. Mit einem lauten, quängelnden Ton, ließ er seine Mutter wissen, dass er das nicht lustig findet. Diese tätschelte ihm den Rücken. Dabei wippte sie ihn etwas auf und ab. Während dessen ging sie zur Tür. Mit einem Gedankenbefehl ließ sie die Tür aufschwingen. Dort stand eine Lieferdrohne und daneben Panda. "Hey Pops, wie stehen die Aktien?" Panda grinste. "Kümmer dich erstmal um die Drohne, danach sag ich dir was ich möchte." Lady sah zur Drohne. Das AR-Interface teilte ihr mit, dass für sie in Fach 3 und 4 Produkte verstaut sind. Sie hielt eine RFID-Card vor das Lesegerät, tippte noch einen PIN aufs Numpad, dann öffnete die Drohne die obere Abdeckung. Zwei Module fuhren hoch und öffneten sich mit einem leisen Zischgeräusch. In den Fächern waren Windeln, Echtmilchflaschen, Babynahrung, Waschmittel, drei Flaschen Rotwein und eine Packung Ohrstöpsel. "Jakob, bist du so lieb und hilfst mir beim reintragen. Bin gerade etwas beladen." Sie lächelte den alten Mann entschuldigend an. "Kein Thema Johanna." Lady nahm das Waschmittel, Panda den Rest. Als die Fächer leer waren, schlossen sich die Module, fuhren wieder in die Drohne und die Drohne rollte davon.
Nachdem Panda und Lady die Sachen verstaut hatten und Lady den kleinen Dante ins Bett gebracht hatte, saßen die beiden in der Küche. "So, was gibt es jetzt neues, Jakob?" Panda kramte ein E-Papier aus seiner Hosentasche hervor. "Unsere Chummer sind ja gerade in Amarillo. Ich denke sie haben vor ein paar Tagen die Air Force Base in San Antonio kampfunfähig gemacht." Lady pfeift anerkennend. Panda sah sie an. "Du wusstest das noch nicht? Normalerweise bist du doch die Erste die über alles bescheid weis. Inklusive der Außentemperatur der Panzerung." Lady rieb sich die Augen, schenkte sich dann Wasser in ein Glas. "Dante hält mich im Moment sehr auf Trab. Mitten in der Nacht wacht er auf und ist dann natürlich laut und quängelig. Dazu kommt noch, dass er einen Ausschlag am Po hat. Da muss ich später noch zu Doktor Hartmann. Aber du kommst bestimmt nicht, um dir meine schlaflosen Nächte anzuhören." Er schaute sie gespielt entrüstet an. "Darf ich nicht einfach so bei meiner Lieblingshackerin vorbeischauen und eine Nachricht überbringen. Aber ja, du hast mich erwischt. Ich bräuchte etwas für ein paar Runner. Zwei SINs und dazu passende Lizensen. Zeit, am besten Vorgestern." Lady nahm einen Schluck von ihrem Wasser. "Welche Detaildichte?" "Sie müssen sich in Altona in ein Highclass Hotel einschleichen. Also schon etwas besseres." Sie stellte ihr Glas ab. "Das wird nicht billig. Zwei SINs plus wahrscheinlich Waffen- oder Magierlizensen wird zusammen, weil Schnellverfahren, wahrscheinlich etwas um die 15.000€ kosten. Mit Beschleunigungszuschlag für Ware innerhalb von drei Tagen 19.000€." Jakob nickt. "Sowas in die Richtung dachte ich mir schon. Wenn die Jungs einverstanden sind, schick ich dir die Daten. Ach und ich hätte noch eine Aufgabe für dich." Lady ging zum Kühlschrank, nahm zwei Schokoriegel heraus und legte einen davon vor Panda auf den Tisch. Mit einer geschickten Handbewegung öffnete sie die Verpackung. Sie leckte erst etwas an dem Riegel, ehe sie daran zu lutschen begann. Jakob nahm seinen Riegel, öffnete ebenfalls die Verpackung und biss einfach ein Stück ab. "Hmm..die ist gut. Aber sei's drum. Ich weiß das unsere Leute noch in den CAS sitzten, aber ich habe schon ein paar Angebote für danach eingeholt. Du müsstest für mich den Backgroundcheck machen." Sie nahm den Schokoriegel aus dem Mund. "Klar, schick mir einfach die Daten, dann häng ich mich ran." Panda schob sich den Rest des Schokoriegels in den Mund, kaute kurz und schluckte diesen dann runter. "Gut, dann will ich dich gar nicht weiter belästigen. Machs gut." Lady hob nur kurz die Hand. Vor ihr schwebte, in der AR, ein Monitorbild, wo Dante wenig seelig strampelte. Lady seufzte. "Das wird heute noch ein langer Tag." dachte sie sich und ging ins Kinderzimmer.

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irgendwo in Puryong, ca. 2 Uhr, 29.10.2075

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Ein in Wolfsfelle gehüllter Mann ging einen Gang entlang. Das Gesicht mit den hohen Wangenknochen und schmalen Augenschlitzen war vollständig haarlos, dazu faltig und wettergegerbt. Seine Wangen waren gerötet und Schweiß stand ihm auf der Stirn. Der Gang war mit vereinzelten Öllampen erleuchtet, seit die Koreaner die Stromleitung gekapt hatten. Das Flackern der Öllampen ließ die Schatten an den Wänden fast lebendig erscheinten. Die schwarzen Augen des Mannes huschten immer wieder von links nach rechts. Sein Griff festigte sich um einen aufwändig verzierten Kurzstab. Der Mann kommt zu einer Tür. Auf den ersten Blick war diese Tür nichts bedeutendes. Auf den Zweiten jedoch und unter zur Hilfe nahme der astralen Sinne, konnte man einen Hüter, direkt vor der Tür erkennen, der jeden meldete, der hindurch treten würde. Nach einem Moment des Durchatmens öffnete der Mann die Tür.
Der Raum war nicht besonders groß, noch war er besonders eingerichtet. Es standen zwei einzelne Regale an der Wand, dazu war ein Teppich auf den Boden ausgebreitet, der kryptische Zeichen in einem Kreismuster eingewoben hat. Ein paar Öllampen erhellten auch diesen Raum. Jedoch wären sie nicht nötig gewesen, denn von den Symbolen auf dem Teppich ging ein schwaches, blaues Leuchten aus. In der Mitte des Kreismusters saß eine Mandschurin. Im Gegensatz zu dem Mann, der gerade den Raum betreten hat, wirkte sie kaum älter als 20 Jahre. Ihr volles, schwarzes Haar hing ihr vollkommen locker über die Schultern bis zur Brust. Sie hatte nur eine dünne Seidenrobe umgelegt. Die Augen der Frau waren nur halb geöffnet, mit einem Blick, als ob sie gar nicht anwesend war. Hinter ihr lag ein großes Buch. Der Einband wirkte optisch wie ein zerschlissener Ledereinband. Die Deckklappen waren ca. einen halben Finger dick. Trotzdem waren die Seiten des Buchs gewellt. Zudem waren die Seiten in einem beigen Farbton.
Der Mann beugt das linke Knie und stützt sich auf die rechte Faust, in der der Kurzstab ruhte. Er summt eine Melodie. Langsam schließt er die Augen. Er lässt das Mana seines Körpers mit dem des Raumes einstimmen, ehe er mit kehliger Stimme, auf mandschurisch, zu sprechen begann: "Nurhaci, Gründer des Amaga Aisin Gurun, Heerführer der Mandschuren, ich Isha Sumuru, rufe dich, um Weisung zu erbitten!" Mit diesen Worten ließ er einen Teil seines Mana in Richtung der Symbole fließen. Mit einem mal stand die Frau auf, dabei den Kopf und Arme hängen lassend, drehte sich einmal um die eigene Achse und summte. Nach einem Augenblick strafften sich ihre Züge. Sie hob ihren Kopf, so dass sie stolz auf den knienden Isha blickte. Ihre Schultern hatte sie etwas angehoben, so dass ihre gesamte Gestalt autoritärer wirkte. Mit einer viel zu tiefen Stimme für eine Frau begann sie, ebenfalls auf mandschurisch, zu sprechen: "Isha Sumuru, du hast mich gerufen, hier bin ich." Der Mann senkt ehrerbietig den Kopf. "Oh Nurhaci, das Ritual war erfolgreich. Nach den Funksprüchen der Späher wurde die Kavalleriestellung des Feindes vollständig zerstört. Jedoch kam es zu einem Zwischenfall. Ein Flugobjekt löste den Feuerball zu früh aus, so dass nur die Kavalleriestellung zerstört wurde, aber nicht das Lazeret." Die Frau reibt sich etwas über das Kinn, ehe sie sagt: "Dann schickt die Truppen los, bevor sie sich erholen. Bei Sonnenaufgang soll von Ch'ônjing nichts weiter als eine brennende Ruine übrig sein. Aber denk daran, Isha Sumuru, wir brauchen ausreichend Gefangene. Ansonsten kommen die Pläne ins stocken. Nun geh und verkünde dem Rat was ich befohlen habe." Die Frau streckts sich erneut ruckartig, nur um einen Augenblick später zu Boden zu sinken. Sie zog Arme und Beine noch an, ehe sie die Augen schloss. Isha Sumuru erhob sich. Er warf noch einen kurzen Blick auf die Frau und das Buch, welches noch immer hinter ihr lag, ehe er den Raum verließ.

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Buch des Kai’kahmek

Beschreibung Mundan:
Das Buch des Kai’kahmek wiegt um die zehn Kilogramm. Die Deckplatten sind hart und ungefähr einen Zentimeter dick. Sie sind mit einem dunklen, fast schwarzen Leder bespannt. Die Buchkanten sind mit Orchikalkumkanten beschlagen. Der Rand der Buchseiten ist trotz des großen Gewichts gewellt und von beigener Farbe.

Selbstbeherrschungswurf ==3:

irgendwo in Pjöngjang, 3.11.2075

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Ein Asiate, der in einer langen, weißen Robe gekleidet ist, hält ein schwarzes Buch in Händen. Unter seinen Augen haben sich dunkle Augenringe gebildet, als ob er seit Tagen nicht mehr geschlafen hätte. Seine langen Haare hängen wirr von seinem Kopf herab. Sein Schnurrbart hatte schon vor Tagen seine Form verloren. Im Gegensatz zu seiner körperlichen Erscheinung, wirkt seine Robe sauber, fast frisch gereinigt. Der Raum, in dem sich der Mann befindet, ist gut erleuchtet. An den Wänden stehen Regale, in denen Schriftrollen, Bücher, Gemälde, kleine Statuetten und verschiedenster anderer Krimskarm ihr Darsein fristen. Eine ca. 1,2 Meter große Figur, die scheinbar dem Siddhartha Gautamas nachempfunden ist, steht neben der Tür, den Mann beobachtend.

Der Mann blickt gebannt in das schwarze Buch. Seine Augen zucken wild hin und her. Sein Bart wächst mit jeder Minute um mehrere Millimeter weiter. Die Orchikalkumbeschläge des Buches glimmen in einem sanften Orange. Plötzlich schießt aus dem Buch ein schwarzer Blitz, der den Mann in die Brust trifft. Dieser fällt zu Boden. Im Fall schließt sich das Buch, ohne, dass eine Seite umknickt. Die Figur öffnet die Tür und ein durch Mark und Bein schrillender Ton geht von ihr aus. Wenige Augenblicke später kommen zwei Männer in den Raum. Der eine hat eine große, weiß-rote Tasche in Händen, hellblaues T-shirt und Hosen am Körper und ging sofort neben den am Boden liegenden in die Knie. Mit scheinbar routinierten Griffen öffnete er die Tasche, zog ein paar Elektroden samt Kabel hervor und brachte sie an seinem Patienten an. Das Medkit piepte, nachdem der Vitalmonitor seinen ersten Scan durchgeführt hatte. Der Patient war schwer an der Brust verwundet, jedoch nicht in Lebensgefahr. Der Sanitäter folgte den Anweisungen des Medkit und verabreichte dem Patienten eine Spritze und ein Wirkpflaster T-7. Nachdem der Sanitäter seine Arbeit gemacht hat. räumt er zügig sein Medkit wieder ein, stand auf, salutierte dem Herrn neben sich und verließ den Raum.

Der zweite Mann hat eine koreanische Militäruniform an. Er ist um die 40 Jahre alt, durchschnittlich groß und gebaut. Seien Haare waren das Musterbeispiel für Bürstenschnitt in den Kasernen der koreanischen Armee. Sein glatt rasiertes Gesicht zeigt keine Regung von Mitgefühl. Die Figur steht immernoch an der Tür, die beiden beobachten. "Herr Kung, was haben sie herausgefunden?" Der Mann am Boden setzt sich gerade auf, verwirrt umher blickend, als ob er nicht ganz wusste wo er war. Die Stimme des Militärmannes, scheint ihn jedoch wieder ins hier und jetzt zu führen. "Herr Major? Sind sie es? Ich bin so froh ihre Stimme zu hören." Kung scheint erleichtert zu sein. "Herr Kung, ich habe keine Zeit für Spielchen. Was haben sie herausgefunden?" Die Stimme des Majors schnitt durch die Luft wie ein Messer. Der Magier kämpft sich auf die Beine, bleibt jedoch in einer gekrümmten Haltung stehen. "Darf ich frei sprechen, Herr Major?" Der Major verzog das Gesicht, nickte dann aber. "Wir sind am Arsch. Dieses Buch -- er deutete auf das schwarze, am Boden liegende Buch -- ist nicht das, für was wir es am Anfang gehalten haben. Es stammt wahrscheinlich nicht einmal aus dieser Ebene, sondern aus einer von abermillionen Metaebenen." Der Major winkte ab. "Das haben mir die letzten drei Mudangs auch erzählt. Was steht in diesem Buch?"

Kung sieht kurz zum Buch, dann wieder zurück zum Major. "Ein Volk von Geisterwesen wird irgendwann in der nächsten Zeit in unsere Ebenen stürmen. Wahrscheinlich versuchen die Mandschuren die Prophezeihung von Kai'Kahmek wirklich werden zu lassen, in dem sie acht unserer Städte vernichten. Denn eins hat mir die Präsenz hinter dem Buch klar gemacht. Wir sind die Sung oder besser gesagt die Nachfahren. Seiner Aussage nach ein Sklavenvolk, dass kaum seiner Krallen würdig wäre, aber trotzig. Und dann sind da noch die Ka'akin." Der Magier macht ein nachdenkliches Gesicht. Der Major sieht ihn kritisch an. "Und was soll jetzt ein Ka'akin sein? Hört sich an wie wenn meiner Sekretärin das Essen im Hals stecken bleibt." Kung schmunzelt leicht. "Nein. Bei meinem zweiten Versuch das Buch zu lesen, zeigte es mir die Ka'akin. Mir kamen die Wesen bekannt vor, weil sie bereits hier bei uns leben." Der Blick des Majors verfinsterte sich. Scheinbar der unausgesprochenen Aufforderung folgend, spricht Kung weiter. "Es sind die Transformierten, oder wie sie eher genannt werden, GeSURGten. Sie scheinen früher ebenfalls ein Reich besessen zu haben. Jedoch konnte ich darüber nichts erfahren. Und bevor sie fragen. Ich werde mich erst etwas ausruhen, bevor ich das Buch wieder anfasse. Ich bin zwar Arkanarcheologe, aber kein Masochist."

Der Major sieht zum Buch. "Hmm..sie haben schon zweimal hineingesehen. Allerachtung, die letzten sind nach dem ersten mal schon verrückt geworden. Aber gut, machen sie ihre Pause, ich werde mich mit dem Stab beraten." Kung sieht zum Major. "Ich habe da noch einen Gedanken, den ich aber noch prüfen muss. Waren die Magier vor mir alle Mudangs oder auch andere Traditionen? Und waren es alle Koreaner?" Der Major hielt kurz inne. "Soweit ich weiß waren es alle Mudangs und Koreaner. Ich misstraue allen nicht Koreanern. Ach und nebenbei, habe ich ihnen nicht gesagt, dass sie sich eine ordentliche Frisur zulegen sollen? Sie sehen furchbar aus. Aber ich muss jetzt los." Ohne auf eine Antwort zu warten, ging der Major zur Tür, öffnete diese, ging hindurch und ließ sie wieder zu fallen. Kung stand irritiert da. Er überlegte kurz, wann er das letzte mal beim Friseur war, aber es waren bestimmt nicht mehr als zwei Tage her. Ohne Sonnenlicht ist es schwer Zeiten richtig abzuschätzen. Er geht zu einem der Regale und nimmt einen Spiegel heraus. "Ach du Scheiße!" entfuhr es ihm, als er in den Spiegel blickt.

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Baegam, Großparkplatz, 1.11.2075

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Lady schleuderte die Tür zu. Joker wirkte verdutzt und total überfahren, als sie ihm Dante in den Arm drückte. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe sie die Gestalt neben dem Container bemerkte. Der Mann gab sich keine große Mühe damit heimlich zu sein. Alles an ihm schrie förmlich danach beachtet zu werden. Seine Kugelsichere Weste war in grüner Kotztarn-Optik gefärbt, die Hose war genauso, nur passend zur Jahreszeit in Schneetarn. Auf dem Rücken hatte er ein Katana befestigt, an einem Gurt hing eine Ingramm Warrior 10. Seine Cyberarme glänzten im Licht der winterlichen Sonne.
Die Hackerin zog den Synthledermantel etwas enger um ihren Körper, als eine kalte Windböe über den Parkplatz wehte und dabei ordentlich Pulverschnee aufwirbelte. Der Mann verneigte sich kurz. "Konichiwa, Missis. Ich bin heute für ihre Sicherheit zugeteilt." Lady mussterte ihn kurz. "Rein zufällig, nicht wahr?" Er quitierte ihre Aussage mit einem Schulterzucken. "Ich führe nur meine Befehle aus, Missis Wertheim" Joannas Gesicht lief rot an. "Sag mal, hat eure Aufklärung eigentlich noch alle Latten am Zaun?! Ich bin keine Miss Wertheim, du Aushilfswaffenständer! Und lass das Missis weg! Ich bin weder verheiratet, noch über 50. Sag einfach Lady oder halt einfach die Klappe." Sie rieb sich etwas die Augen. Der Streetsam musterte sie kurz, sah dann kurz weg nur um sie einen Augenblick später wieder in Augenschein zu nehmen. "Es tut mir Leid, wenn ich sie beleidigt habe Lady. Dies war nicht meine Absicht. Aber es ändert nichts daran, dass ich heute für sie eingeteilt wurde. Wenn sie eine andere Teamaufstellung haben möchten, dann müssen sie sich an Greenwater wenden." Er blickt sie durch seine Brille hindurch an. Lady ließ den Blick kurz schweifen, lächelte den Mann dann aber an. "Schon gut, Omae. Ich wollte sie nicht anmotzen. Mein Kleiner hält mich nur seit Tagen wach. Wie heißen sie eigentlich?" "Mein Team nennt mich Raiden." "Gut Raiden. Da bisher Shiny primär auf mich und Dante aufgepasst hat, erklär ich dir kurz wie der Hase läuft. Sie lassen mich einfach in Ruhe, sei am besten unsichtbar. Sie folgen mir in keinen Container oder spionieren mir sonst wie nach. Und glauben sie mir, wenn die Aufnahmen aus ihren Cyberaugen irgendwo in der Matrix auftaucht, dann sollten sie ausgesprochen vorsichtig sein, wenn sie ihren kleinen Soldaten streicheln. Haben wir uns verstanden?" Raiden nickte nur kurz.
Ladys Miene klärte sich etwas auf. "Gut, Chrome-boy. Dann können wir ja gut miteinander auskommen." Sie gähnte herzhaft. "Dann mach ich jetzt ein Schläfchen und später will ich dann in die Stadt und etwas Dampf ablassen. Ich war schon ewig in keiner Disco mehr." "Ich weiß nicht, ob meine Einsatzparameter das her..." Lady legte ihm den Zeigefinger der rechten Hand auf die Lippen. "Oh du weißt gar nicht, wie scheiß egal mir deine Einsatzparameter sind. Ich lasse mich an meinen freien Tag nicht von irgendwelchen Parametern aufhalten. Und du hast ja ein paar Stunden Zeit, dass mit Greenwater abzuklären." Sie tätschelt ihm noch kurz die Wange, ehe sie ihm kurz zuzwinkerte und in Richtung ihres Wohncontainers ging.

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Hamburg, Autohof 10.11.2075

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Langsam bewegte sich der Löffel in der dampfenden, schwarzen Flüssigkeit, die sich mit jeder Umdrehung immer heller färbte. Lady gähnte herzhaft und rieb sich mit der linken Hand etwas über die Augen. Laut ihren Aktivitätsaufzeichnungen war sie diese Nacht viel zu oft auf. Ein zahnendes Kind, das zudem noch anfängt die Schwerkraft als Unterhaltungsprogramm zu entdecken ist ausgesprochen anstrengend für eine Mutter. Dante quietschte fröhlich in seinem Hochstuhl und schuppste Bello, ein kleiner Plüschhund den er von Opa Panda geschenkt bekommen hat, über die Kante, so dass er auf den Küchenboden fiel. Mit einem Seufzen hoch Lady den kleinen Hund auf und legte ihn wieder auf das Brettchen des Hochstuhls, nur um das gleiche wenige Sekunden später wieder zu tun.

Sie schlürfte von ihrem Kaffee. Ihr Tagesplan sah für heute nichts vor. Keine Recherchearbeit, keine Fälscherdienstleistungen, nichts außer Mama sein. Dante schuppste Bello wieder von seinem hohen Platz. Als der Junge bemerkte, dass seine Mutter das Plüschtier nicht wieder aufhob, fing er etwas das Quängeln an. Lady schaute verschlafen zu ihren kleinen Liebling. Dieser zeigte nach unten und plapperte etwas. Seine Mutter folgte dem Hinweis und hob Bello auf. Allerdings setzte sie Bello nicht wie gewohnt auf die kleine Tischplatte des Hochstuhls, sondern ließ ihn immer wieder an verschiedenen Stellen über die Tischkante schauen. Sie zog Bello jedes mal unter die Tischkante, wenn Dante versuchte ihn zu greifen. Dante quietschte vergnügt.

Nach dem allmorgendlichen Spielen mit Bello zog sich Lady um. Schmuddel Jogginghosen und Pulli waren bequem zum Schlafen und hin und wieder mal zum Rumlümmeln, aber Lady wollte eine Trennung zwischen Schlaf- und Gammelklamotten zu ihren eigentlichen Alltagsklamotten. Sie schlüpfte in ihre Synthlederhose und in ihr weißes Tanktop. In der Zeit übte Dante, wie man sich am Besten an einer Bettstange eines Babybetts hochziehen konnte. Lady setzte sich auf das Bett und beobachtete ihren Kleinen. Dieser hatte sich hochgezogen und stand nun etwas unsicher. Mit etwas Unsicherheit wippte er etwas auf und ab. Als er feststellte, dass wenn er sich richtig festhielt, dass er auch mehr hüpfen konnte, kicherte Dante vergnügt. Plötzlich konnte sich Dante nicht mehr richtig festhalten. Mit allen Schwung den er hatte, fiel er nach unten und landete auf seinem gepolsterten Hintern. Lady fing an zu lachen, als sich Dante erst irritiert umsah und dann das weinen anfing. Sie ging zum Bettchen, hob Dante heraus, rümpfte etwas die Nase und ging mit ihm ins Badezimmer.

Der Tag dümpelte so vor sich hin. Dante entdeckte jede Minute etwas Neues, weinte, kackte, verlangte nach Aufmerksamkeit und vieles mehr. Als Dante endlich genug Ruhe fand, um ein Mittagsschläfchen zu machen, legte sich Lady auf die Couch im Wohnzimmer, um mal für 5 Minuten zu entspannen und ihren Mailverkehr zu beantworten. Die meisten Nachrichten waren irgendwelcher Spam über Windeln, Babynahrung und ähnliches, aber eine Nachricht war seltsam. Sie hatte keinen zuordnungsbaren Absender. Ähnlich wie die Benachrichtigungen von der Helix, jedoch hatte die Nachricht einen zu sauberen Betreff. Die Benachrichtigungen der Helix waren meistens mit Sonderzeichen und Schreibfehlern gespickt, der nach einem ganz besonderen Muster war, so dass Eingeweihte wussten, dass es von der Helix war. Aber diese Nachricht hatte einen anderen Stil. Der Betreff lautete einfach nur "Hilf mir Johanna".

Nicht viele Menschen kannten ihren richtigen Namen. Darunter waren Taresh, Jakob, Mortimer und Nadja. Mortimer und Nadja waren Leidensgenossen aus ihrer Zeit beim Anarchistischen Orkbund. Mortimer entkam den fängen der Orks vor ihr, so dass sie ihn aus den Augen verlor. Ihren Quellen nach, müsste er aber im nuklearen Feuer das Berlin Mitte verzehrt hat, umgekommen sein. Nadja konnte mir ihr zusammen fliehen. Sie kümmerten sich eine ganze Weile lang umeinander, bis Nadja Berlin verließ und jeglichen Kontakt abbrach. Das war drei Monate bevor Lady angefangen hat für Joker zu arbeiten. Lady fuhr ihre Firewall hoch und versenkte sich in die VR.

Das Burlesquegirl stand in einem großen Theater. Dies war der Heimknoten ihres Kommlinks. Lady war stolz auf diese Programmierung, denn sie hat sehr lange daran gefeilt. Man musste schon genau darauf achten um festzustellen, wo sich Ungereimtheiten eingeschlichen haben und welche Icons welche Funktion erfüllten. Sie schritt den mit einem roten Teppich ausgelegten Mittelgang entlang, bis sie zur dritten Reihe vor der Bühne kam. Dort setzte sie sich auf den samtenen Sitz und nahm das Programmheftchen vom Nebensitz. Auf dem Programmheftchen stand "Hilf mir Johanna". Sie zog aus ihrem Dekoltee ein Opernglas und betrachtete das Programmheftchen etwas genaueres. Es handelte sich um eine reine Textdatei, ohne Datenbombe, IC, oder anderen Sicherungen. Sie öffnete das Programmheftchen.

Hi Johanna,

Ich weiß nicht ob dich diese Nachricht erreicht, aber ich hoffe sie tut es. Es ist ganz schön lange her das wir uns das letzte mal gesehen haben. Hoffentlich geht es dir gut. Mir geht es im Moment nicht so gut. Und ich brauch dringend deine HIlfe. Wahrscheinlich bist du immer noch sauer, dass ich dich damals einfach hab sitzen lassen und dass ich dir fast alle Wertsachen außer dein Kommlink geklaut habe. Ich kann verstehen wenn du mir deswegen nicht helfen willst. Aber es hat mich viele Gefallen gekostet, zu dir Kontakt zu bekommen. Bitte, du bist die Einzige die mir noch helfen kann. Komm bitte am 15.11. um 21 Uhr ins Dollhous. Ich hoffe wir sehen uns da.

Viele Küsse und knuddel
Nadja

Das Burlesquegirl schloss das Programmheftchen. Mit wenigen Schritten war sie am Ausgang des Theaters. Lady öffnete die Augen. Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Sie hätte nie gedacht, dass sie ihre Vergangenheit vor der Bombe nocheinmal behelligen würde. Jedoch war sie unschlüssig ob sie zu diesem Treffen gehen sollte. Nadja und sie hatten viel zusammen durchgemacht. Viel Schlechtes und manch Gutes. Vor einem Jahr wäre sie einfach hingefahren, aber jetzt hatte sie Verantwortung. Sie konzentrierte sich kurz und sendete Panda eine Nachricht, dass sie dringend mit ihm reden müsse.

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Irgendwo in Pjöngjang, 11.11.2075

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Das Zimmer war in einem sehr hellen grün gestrichen, dass fast schon Weiß war. Ein EKG piepte pflichtbewusst in regelmäßigen abständen. Der Tropf war nur noch halb gefüllt. Gelbliches Licht fiel durch das Fenster. Ein alter Mann lag auf dem Bett. Seine Brust hob und senkte sich nur wenig. Mehrere tief rote Abdrücke waren über die obere Hälfte seines Gesichts verteilt. Sein Bart lag verworen auf seiner Brust.
Die Zimmertür wurde geöffnet. Eine Frau, gekleidet in einer rosanen Pflegerkleidung, betrat den Raum. Sie sah nach den Geräten, dem Zustand des alten Mannes und den Zimmerpflanzen, die von einem Mudang ins Zimmer gestellt wurden. Sie hatte keine Ahnung, wie eine komische Zimmerpflanze jemanden helfen soll, aber sie folgte den Anweisungen, die sie gekriegt hatte. Ein weiteres mal wurde die Tür geöffnet. Diesmal traten zwei Soldaten der koreanischen Armee ein, direkt gefolgt von einem Paradeuniformträger. Mit einer Handbewegung wies er die Frau an den Raum zu verlasen. Nachdem die Frau den Raum verlassen hatte und die beiden Soldaten mit ihr vor die Tür gegangen waren, zog der Uniformierte einen Stuhl ans Bett und setzte sich.
Der alte Mann öffnete einwenig die Augen. Langsam ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, ehe er beim Uniformierten hängen blieb. Dieser salutierte kurz, als ihn der Blick des Alten streifte. Der alte Mann sprach mit schwacher Stimme: "Was möchte das Militär erneut von mir? Ich habe mich vor langer Zeit von der Welt zurückgezogen." Der Uniformierte entgegnete: "Die Republik Korea braucht eure Dienste erneut. Wir kämpfen gegen einen Feind, der scheinbar nicht von dieser Welt ist. Ihr wart selbst Gefangener dieses Feindes. Ein Spezialkommando der Armee hat euch befreit." "Ich bin ein alter Mann. Meine Kräfte sind geschwunden. Ich kann euch höchstens noch anleiten." sagte der alte Mann. Der Uniformierte stand auf. "Anleitung ist genau das, was wir benötigen. Wir kämpfen gegen einen Feind aus den Metaebenen, der es irgendwie geschafft hat, eine große Menge an Mandschuren zu verführen. Sie waren all die Jahre friedliche Nachbarn, aber mit einen so massierten magischen Angriff hatte niemand gerechnet. Unser Geheimdienst wurde zwei Tage vor dem ersten Angriff attackiert und war entsprechend angeschwächt. Mit knapper Not konnten wir Chông'jing evakuieren, als der zweite Vorstoß in unser Kernland passierte. Unsere moderne Technik hilf nur sehr wenig gegen eine Armee aus Geistern und Magiern."
Der alte Mann seufzte: "Ich bin kein Kriegsberater. Für mich sind die Vorgehensweise der Mandschuren und ihrer Verbündeten genauso schleierhaft, wie für euch." "Es geht uns nicht um eine Strategie gegen die Magier und Geister, sondern um die Hintermänner in den Metaebenen. Es wurde ein Buch gefunden, dass eine Prophezeihung enthält, die auf die Metaebenen hinweisen. Es handelt sich dabei um das Buch von Kai'kahmek oder so ähnlich. Ein Schüler von ihnen hat das Buch bereits analysiert. Leider nur mit mäßigen Ergebnissen. Darum möchten wir sie bitten, die Leitung der Analyse zu übernehmen, sobald sie sich etwas besser fühlen." Die Augen des alten Mannes weiteten sich. "Das Buch von Kai'kahmek? Ich habe den Namen vor vielen Jahren in einer Schrift gelesen, die ich in einer entlegenen Metaebene fand. Ich dachte es wäre nur ein Gerücht." Er schloss die Augen. "Gut, ich werde euch helfen. Dies könnte sich zu etwas auswachsen, was über Korea hinaus erstrecken könnte." Der Uniformierte salutierte und verließ den Raum.

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11.11.2075, Alt Berliner Residenz 22:Uhr

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Jacob streckte sich etwas. Sein Separé kam einer Rächerhöhle gleich. Aus dem Lautsprecher, neben ihm, tönte der Kommunikationskanal der HanSec. Der alte Schieber drückte seine Zigarrette im Aschenbecher aus. Müde rieb er sich etwas über die Augen. Entfernt waren die Bässe des Clubs zu hören. Der Event-Manager war auf die glorreiche Idee gekommen eine "Ruten und Mantel"-Party zu geben. Panda war sehr froh, gerade nicht durch den Club zu müssen.
Es klopfte an der Tür. Panda sah auf sein Kommlink und betätigte dann einen Knopf. Die Tür schwang auf. Vor der gerade geöffneten Tür stehen drei relativ junge Menschen. Zwei Männer und eine Frau. Die Männer waren gekleidet, als ob sie aus einem alten Vid-Trid über eine digitale Welt entlaufen wären. Die Frau hatte sich etwas schick gemacht. Ein eng geschnittenes Kleid, dass in regelmäßigen Abständen Farbe und Muster wechselte, passend zu den kurz geschnittenen Haaren. Der alte Mann musterte die Drei kurz und deutete dann auf die Sitzflächen vor sich. Die Drei setzten sich. Panda stand auf, um die Tür zu schließen. Als er sich setzte, sah er die Drei eindringlich an.
"Was kann ich für euch tun, Kiera?" fragte er die Frau. Sie biss sich etwas auf die Unterlippe. "Wir haben ein Problem. Der Schmidt hat uns bei HanSec angeschwärzt und nicht ausgezahlt. Können wir da was machen?" fragte Kiera. Panda rieb sich etwas die Schläfen. "Der Schmidt, den ich euch vermittelt habe, hat bisher noch nie ein Team gegeekt, verkauft, verraten oder auch nur entfernt mit der Polizei über solche Dinge gesprochen. Ich mag es nicht, wenn man mich anlügt Kiera, vorallem wenn man sich dabei keine Mühe gibt." sagte Panda. Kiera schluckte laut. Panda sah sie über seine Brille hinweg an. "Also, was habt ihr angestellt?" "A.a.also, wir sollten was klauen u.und das ging kaputt. Es war voll nicht meine Schuld." antwortete Kiera.
Panda zündete sich eine Zigarrette an. "Ach ja? Interessant. Wie wäre es mit ein paar Infos mehr? Schließlich muss ich ein Risiko abschätzen." sagte er mit kalter Stimme. "Ähm, wir sollten aus dem Treatmill evolution inc einen Prototypen für einen neuen Fahrradrahmen klauen sollen. Wir haben die Firma ausgespäht, wie du es gesagt hast und 'Freak und Probe habne sogar Pläne organisiert. Dann sind wir eingestiegen, haben zwei Wachmänner erschossen, den Rahmen geklaut und sind dann abgehauen. Dummerweise hat uns dann eine alte Oma gesehen. Die hat dann Freak umgeschubst.--Sie schaut den Herrn zu ihrer rechten böse an.-- Wir haben die HanSec nur mit viel Mühe abgeschüttelt. Und dann passierte Probe ein Missgeschick. Denn er hatte in seinem Auto so einen komischen Metallkanister. Und der hatte ein kleines Loch. Und so wie es aussah, war da irgendein Zeug drin, dass den Rahmen in grauen Brei verwandelt hat." erzählte Kiera aufgeregt. Probe, der links von ihr sah, protestierte: "Moment. Der Kanister war neu und erst nachdem du mit deinen komischen High Heels dagegen getreten hast, weil du zu blöd bist in einen Rang Rover einzusteigen. Und woher soll ich wissen, dass der Rahmen noch nicht versiegelt wurde? Stand ja nichts drauf." "Ach halt die Fresse, Probe!" schrie Kiera. "Halt du sie doch!" schrie Probe zurück.
"Ruhe! So eine Scheiße will ich von euch nie wieder hören. Ihr seid ein Team verdammt. Verhaltet euch wie Profis." brach es aus Panda heraus. Betretenes Schweigen durchströmte den Raum. "Also ihr habt es verkackt und habt Hernn Schmidt sitzen lassen?" fasste Panda die Aussage zusammen. Kiera nickte dazu. "Gut, kein Beinbruch. Aber ihr müsst euch für eine Weile bedeckt halten. Am Besten trennt ihr euch für eine Weile. Wenn ich Herrn Schmidt überzeugen soll, euch nciht in den Arsch treten zu lassen, kostet euch das aber was." eröffnete Panda. Wie aus der Pistole geschossen antwortete Kiera: "Wie viel?" Der alte Mann stand auf, ging ein paar Schritte und nahm ein paar Züge von seiner Zigarette. "400 Nuyen und dazu könnt ihr mir noch einen Gefallen tun." Kiera sah kurz zu ihren Kollegen, ehe sie anwortete: "Was für einen Gefallen?"
Panda lächelte etwas. "Ihr müsstet für mich etwas stehlen. Etwas, was man an jeder Straßenecke finden kann, aber in einer besonderen Weise speziell ist." erklärte Panda. "Und was soll das sein? Ein Kommlink?" fragte Kiera irritiert. "Nein, ein rotes Fahrrad. Eins, wie es ein Fahrradkurier nutzen würde. Es darf nicht zu neu und nicht zu alt sein. Kriegt ihr das hin?" antwortete Panda. Die Drei nickten. "Gut, dann los. Ich will das Ding bis morgen Mittag haben." Kiera und Probe sprangen auf und gingen zur Tür. "Freak! Kommst du?" fragte Kiera, als Freak nicht aufstand. Mit brummiger Stimme antwortete er: "Ich muss noch schnell was kaufen. Geht schon mal vor." Sie zuckte mit der Schulter, öffnete die Tür und die beiden gingen hinaus. Freak musterte Panda. "Was will ein Schieber wie du, mit einem Kurierfahrrad?" fragte er unverblühmt. Panda grinste. Er mochte Freaks Art, Sachen direkt auf den Punkt zu bringen. "Weißt du mein Junge, ein paar sehr erfolgreiche Runner haben vor ein paar Jahren genau mit so etwas angefangen. Vielleicht schafft ihr es ja auch, nachdem ihr das Fahrrad geklaut habt. Und was kann ich jetzt für dich tun?" erklärte Panda und lachte herzhaft.

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15.11.2075, Alt Berliner Residenz 18:00 Uhr

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Dante patschte mit seiner rechten Hand ins Wasser. Vergnügt gluckste und plapperte er, als an der Stelle kleine Seifenblasen entstanden. Lady lächelte. Nach dem sie heute mit Dante Fingerfarben gemalt hatte, musste der Kleine dringend in die Wanne. Denn es war schwer zu sagen wo Dante anfing und die Farbe aufhörte. Dem Kleinen schien es jedoch viel Freude zu machen, in dem warmen Wasser herum zu planschen. Seine Mutter stupste ihn leicht auf den Bauch. Dabei entstand ein Loch in dem grün braunen Farbenspiel auf Dantes Bauch. Mit etwas unbeholfenen Handbewegungen wischte er über die Stelle. Zu seiner Faszination verschwand die Farbe. Dante klatschte freudig.
Nachdem Dante gebadet, abgetrocknet und schlaffertig gemacht wurde, setzten sich Lady auf den Sessel in Dantes Zimmer, dabei Dante auf dem Schoß und ein Bilderbuch in der Hand. Sie liest ihm die Geschichte der kleinen Raupe Nimemrsatt vor. Dante deutet immer wieder auf verschiedene Seiten und plappert. Er schien bestimmte Muster in der Geschichte wiederzuerkennen. Am Ende der Geschichte versuchte er sich in Ladys Schoß umzudrehen. Mit etwas Hilfestellung seiner Mutter schaffte er das auch. Vorsichtig zog er sich an dem Tank-Top seiner Mutter hoch. Dabei hatte er die Zunge etwas herausgestreckt. Als er es in den Stand geschafft hatte, plapperte er seine Mutter stolz an. Sie lächelte ihn an. Und dann tat Dante etwas unerwartetes. Er sagte Mama. Danach kicherte er und plapperte weiter. Lady strahlte. Sie sah sich nach dem Fly-Eye um und entdeckte es direkt über ihr, die LInse auf Dante gerichtet. Nach einer Weile wurde Dante immer müder und Lady brachte ihn in sein Bettchen. Sie legte noch Bello mit zu ihm und ging dann aus dem Zimmer.
Im Wohnzimmer rief sie die Videodaten der Fly-Eye Drohne ab, bearbeitete die Daten etwas, fügte es einem File an und tippte noch eine Nachricth:

Hi Joker,

Ich hoffe dir und den Anderen geht es gut. Hier in Hamburg ist es ruhig wie immer. Der saure Regen ist im Moment auch nicht ganz so sauer wie sonst. Weißt du schon wann du das nächste mal nach Hause kommst? Dante würde freuen mal etwas Zeit mti seinem Vater zu verbringen. Ach und ich hab dir auch wieder ein Best Of Dante angehängt. Du wirst nicht glauben, was er vorhin gemacht hat. Es ist absolut nova!

Liebe Grüße von der Heimatfront
Lady

Sie schickte die Nachricht ab. Mit einem lächeln sah sie sich die Aufnahme nocheinmal an. Eine Kommlink Benachrichtigung wies sie darauf hin, dass Opa Panda for der Wohnungstür stand. Sie stand auf und ging zur Tür. Der alte Mann putzte sich gerade die Nase. "Guten Abend Pops" begrüßte Lady ihn freundlich. "Auch so weit. Ist Dante schon im Bett?" fragte Panda. Lady nickte. "Ich habe ihn vor ein paar MInuten ins Bett gebracht. Du glaubst nicht, was er heute tolles gemacht hat." sagte Lady und ging dabei einen Schritt zur Seite um Panda in die Wohnung zu lassen.
"Was hat er den tolles gemacht?" fragte Panda neugierig, als die beiden im Wohnzimmer waren. Lady nahm ihr Kommlink und zeigte Panda die Aufnahme. Er hatte leicht feuchte Augen nach dem Abspielen. "Das ist wundervoll. Sein erstes Wort." sagte er und wischte sich über die Augen. Lady legte ihren Kopf gegen seine Schulter. "Könntest du mir einen Gefallen tun und heute Abend auf Dante aufpassen?" fragte Lady. Der Alte sah zu ihr. "Natürlich. Musst du noch wo hin?" hakte er nach. "Eine alte Freundin ist in der Stadt und ich muss sicher gehen, dass sie mir das hier nicht kaputt macht." antwortet Lady. Jakob nickte. "Ich hatte heute sowieso keine Aufträge zu vergeben." räumte er ein. "Brauchst du Hilfe?" fragte er sie. Sie schüttelt den Kopf. "Das muss ich allein machen. Dante sollte eigentlich durchschlafen. Sollte er doch aufwachen, weißt du ja wo alles steht." sagt Johanna. Panda nickt. Sie umarmte ihn noch einmal und ging dann ins Schlafzimmer.

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15.11.2075, Dollhous 20:55 Uhr

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Lady betrat das Dollhous. Die Türsteherin hatte sie kurz abgetastet und dann durchgewunken. Lady war sich sicher, dass das abtasten vollkommen unnötig war, denn in ihrer schwarzen Synthlederhose war kaum genug Platz für sie selbst gewesen. Das gleiche galt für die blaue Bluse. Den schweren Mantel hatte sie im Auto gelassen, nachdem sie beim Vorbeifahren die Nachricht bekommen hat, dass im Dollhous Ladysnight war.
Der billige rote Teppich im Eingangsbereich dämpfte jegliche Schrittgeräusche. Dies war zwar nicht notwendig, da relativ laute und basslastige Musik ohnehin jegliche Schrittgeräusche übertänt hätten. Sie mochte das Dollhous nicht besonders, da es eher billig und schmierig war. Und wenn Nadja nicht darauf bestanden hätte, wäre sie hier auch nicht aufgetaucht. Lady ging durch den Eingangsbereich in den Hauptraum. An der mittleren Hauptbühne präsentierte sich ein gut gebauter Norm, wahrscheinlich mediteraner Herkunft. Die Frauen und auch manche Männer in der Nähe der Bühne schienen ausgesprochen angetan zu sein. Die Hackerin ließ ihren Blick über den Raum schweifen und blieb an der Bar hängen. Sie hatte Nadja lange nicht mehr gesehen, aber ihr Stil stach unter tausenden einfach heraus.
Nadja hatte aufgrund einer Stoffwechselstörung keine Haare am Körper. Diesen Umstand nutzte sie um auf dem Kopf ein aufwändiges Naniten Tatoo zu präsentieren, welches je nach Programmierung Form und Farbe ändern konnte. Dazu hatte sie sich schon immer verhältnismäßig billig angezogen. Ihre eher geringe Oberweite hatte sie mit einem schmalen, weißen Oberteil bedeckt, welches nur von der Eigenspannung an Ort und Stelle gehalten wurde. Dazu hatte sie einen schmalen Rock und rote High Heels an. Als sie Lady entdeckt sprang sie vom Hocker und ging schnellst möglich auf sie zu. Sie drückte Lady an sich und wollte ihr einen Kuss auf die Lippen geben, jedoch hatte Lady ihre linke Hand zwischen ihre Lippen gebracht.
Mit leicht piepsiger Stimme schrie sie gegen die Musik an: "Bist doch noch sauer auf mich! Aber schön das du gekommen bist!" "Warum sollte ich herkommen? Es gibt so viel bessere Orte." schrie Lady. Nadja nickte und deutete Richtung Bar. Die beiden Frauen gingen zur Bar und setzten sich dort. Lady nahm ihr Kommlink aus der Handtasche, stöpselte Kopfhörer an und steckte diese in ihr Ohr. Über ein AR-Menü bestellte sie sich einen Mojito. Dann öffnete sie einen Kommunikationskanal zu Nadjas Komlink. Das Kommlink blinkte in einer Tasche, welche am Hocker von Nadja hing. Nadja nahm das Komlink und tat es Lady gleich.
"Auf diese Weise müssen wir nicht so schreien und verstehen uns auch besser." sagte Lady ins Mikrofon an ihren Kopfhörern. Nadja nickte. Der Barkeeper stellte Lady einen Mojito vor die Nase. "Also, bei was soll ich dir helfen?" fragt Lady. Nadja spielte kurz an ihrem Rock herum, ehe sie antwortet: "Du müsstest mir bei etwas helfen. Bei etwas sehr sehr wichtigen." Lady schlürft an ihrem Mojito, auf eine genauere Antwort wartend. Dabei sah sie Nadja aus dem Augenwinkel an. "Du müsstest mir helfen in eine Anlage zu gelangen und Informationen zu extrahieren." rückte Nadja heraus. Lady seufzte laut. "Ich mache sowas nicht mehr. Tut mir leid." sagte sie trocken. Nadja sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. "Aber, du bist meine letzte Hoffnung. Niemand ist so gut wie du. Warum tutst du so etwas nicht mehr?" brach es aus Nadja hervor. Lady antwortet trocken "Ich habe Familie, einen Sohn, um den ich mich kümmern muss. Ich kann das Risiko nicht eingehen, bei einer solchen Aktion drauf zu gehen. Aber wenn du willst, kann ich dich an passende Leute weiter vermitteln. Ich kenn da jemanden der viele Leute kennt."
Sie saßen einen Weile einfach nur da. Lady schlürfte an ihrem Mojito, während der farbenfrohe Cocktail von Nadja nur an Temperatur gewann, aber nicht an Volumen verlor. "Es geht um Morena." sprach Nadja leise, so dass sie selbst durch die Kopfhörer kaum zu verstehen war. Lady sah zu ihr. "Um wen?" fragte sie. "Um Morena, meine Verlobte. Wir haben uns in Berlin kennen gelernt und haben die Stadt zusammen verlassen. Haben uns mit Gelegenheitsarbeit über Wasser gehalten, aber das war nicht schlimm, denn wir hatten einander. Wir wollten im neuen Jahr heiraten, vor zwei Monaten fing sie an sich komisch zu verhalten und vor drei Wochen ist sie verschwunden." erzählte sie, den Tränen nahe. Lady legte einen Arm um ihre Schultern. Nadja erzählte weiter: "Ich hab mich dann viel umgehört. Und erst schien es so, als ob sie überhaupt keine Spuren hinterlassen hätte. Aber ein Freund hat mir erzählt, dass er sie in Berlin gesehen hat. Doch was er erzählte kann ich nicht glauben. Sie soll sich dort in einer Anlage von NeoNet befinden." Sie schluchzt. Lady runzelt die Stirn und fragt: "Hat dir dein Freund gesagt, wo genau in Berlin das stattfindet?" Nadja nickte und sagt "In Lichtenberg." Lady wurde kreidebleich. "Ok, ich glaube du hast keine Ahnung in was du dich da reinmanövrierst. In Lichtenberg gehen seltsame Dinge vor sich." erklärte Lady. Najda sah sie trotzig an. "Schön, wenn du mir nicht helfen willst, dann mach ich das alleine." schrie sie ins Mikrofon. Sie sprang vom Hocker und stürmte aus dem Dollhous. Lady sah ihr nur hinterher. Nach ein paar verschobenen Scripts hatte Lady Nadjas Kommlink getrakt und einen Agenten rangehängt, der bescheid geben soll, sobald Nadja den Grid von Hamburg verlässt.
Lady schrieb noch ein paar Nachrichten an Panda, FloppyBird! und Strahlen Karpfen, bevor sie ihren Mojito leer trank und das Dollhous ebenfalls verlässt.

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