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Cyber-/Bioware:

2060, Bosten, Rox

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„Freaks!“ der kleine, schwarzhaarige Junge stürzte rücklinks in den Match. Nachdem er sich zwischen seinen gleichaltem Bruder und einem bekannten Bully hatte. Es war nicht gut anders zu sein, es war nicht gut kein Mensch zu sein. Wenn man ein Troll oder zumindest ein Ork war, dann gehörte man zu denen, die wenigstens in Ruhe gelassen wurden. Wenn man sich aber statt durch Muskelbergen und Hauern oder Hörner nur durch hagere Statur und spitze Ohren von den Norms unterschied, dann war man im schlechtesten Sinn anders. Das ganze konnte man dann noch übertreffen, wenn man seinem Bruder glich wie ein Ei dem anderen. Das die Eltern von Marios Eltern ein wenig reicher, oder besser gesagt ein bisschen weniger Arm als alle anderen Familien aus ihrer Klasse waren, machte es auch nicht besser.

Der Elfenjunge merkte wie jemand ihm seine neuen Nike Laufschuhe von den Füßen zerrte, alles schreien und strampeln half nichts. Bill Carlos Sanches war nicht einmal ein Ork oder Troll, er war, obgleich etwas untersetzt, einfach nur stärker als all seine Mitschüler, vielleicht auch weil er anders als die meisten schon zum zweiten Mal in der dritten Klasse war. Jetzt hatte Bill neue Schuhe und als Marios Bruder Sean ihm diese wieder entreißen wollte schlug der mexikanisch stämmige Bully ihm nur ein einziges Mal mit der Faust ins Gesicht was ausreichte um den achtjährigen taumelnd zu Boden zu schicken. Auch Marios versuche sich wieder aufzurappeln wurden mit einem tritt in die Magengruppe und einem spucken ins Gesicht vereitelt.

Die Zwillinge lagen nass, geschlagen und gedemütigt am Boden. Billys Hohn und Spott drang kaum noch zu ihnen durch als er und die halbe Klasse die nur drum herum stand und lachend zusah endlich abzogen. Es war scheiße anders zu sein. Mario wusste jetzt schon was sein Vater sagen würde, warum sie zu zweit sich hatten nicht gegen ein verteidigen können und das sie sich durchsetzen müssten, dass man im Leben nichts geschenkt bekäme und er sich die Schuhe gefälligst zurückholen sollte. „Sean?“, Mario wischte sich den gröbsten Dreck aus dem Gesicht: „Wir sagen Zuhause wir hätten eine Sportwette verloren, ok?“.

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2065, Boston Washington High

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„Hau ab!“, es gab Kinder, die wurden still und introvertiert wenn man sie immer wieder schlug und demütigte und es gab Kinder die wurden nur immer lauter und wütender. Sean gehörte zu den Stillen, er hielt es für das klügste sich unauffällig weg zu ducken und hatte damit meistens auch Recht. Zu seinem Leitwesen gehörte sein Zwillingsbruder zu der zweiten Kategorie Kinder. Manchmal schien es, als wenn Sean so ruhig war, weil Mario die Wut für sie beide aufstaute.

Sean wollte Big Bill das einfach seine Lunchbox geben und alles wär gut. ‚Big‘ Bill war immer noch kleiner als die meisten, aber der Grund warum er es überhaupt auf die Highschool geschafft hatte war seine physische Stärke und sein Potential als Quarterback. Auch wenn er mittlerweile in einer Parallelklasse war, drangsalierte er die inzwischen dreizehnjährigen Elfenzwillinge immer noch bei jeder Gelegenheit, nicht zuletzt weil einer der Beiden auch jedes Mal auf ihn ansprang.
„Verpiss dich Bill!“, Mario’s Stimme brach mal wieder mitten im Satz und er quietschte die letzten Worte nur hervor, was seinem verzweifelten Versuch den eh eindeutig stärkeren Mitschüler zu vertreiben nicht gerade mehr Autorität gab. Bill gab sich nicht einmal die Mühe eine Antwort zu geben, er vergrub stattdessen seine harte Faust in die Magengrube des schlaksigen Elfen. Dieser wurde dadurch hart gegen die Spinde geworfen. Als der Bully ein zweites Mal ausholte packte Sean mit beiden Händen dessen Faust um zu verhindern, dass sie im Gesicht seines Bruders landen würde.

Der Schläger schien von dem verzweifelten Versuch ihm aufzuhalten erst irritiert, dann amüsiert. Statt Mario zu schlagen stieß er seine Faust nun trotz Seans Griff in dessen Gesicht. Ein paar Tritte und Schläge und keine halbe Minute später lagen beide Brüder blutend am Boden während Bill zum Spaß einiger Mitschüler sie mit Hühnergesten verspottete. Zwanzig Minuten später verließen sie das Krankenzimmer wieder nach etwas Desinfektionsmittel und Sprühpflaster. Nancy, die Sekretärin die gleichzeitig die Krankenschwester der Schule war, kannte die beiden Brüder bereits gut, obgleich sie erst ein gutes halbes Jahr auf der Washington High waren.

Mario fühlte sich vorsichtig über die aufgeplatzte Lippe als die Brüder den breiten leeren Gang entlang liefen. Der Unterricht hatte schon längst begonnen, sie würden mal wieder zu spät sein wegen irgend so einem Arsch der nicht akzeptierte, dass sie anders waren. „Sean?“, Mario starrte auf das Blut seiner Lippe, das an seinem Finger klebte während er zu seinem Bruder sprach der nur mit einem kurzem „mh?“ antwortete. „Sean eines Tages wird er und all die anderen das bereuen. Dann werden wir die sein die Lachend über ihnen stehen“. – „mhm“

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2066, Boston Washington High

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Schon seltsam, hier in den Rox waren Vögel selten, aber oben auf dem Sims der Turnhalle saß ein fetter Rabe und starrte auf die Jugendlichen hinab, die in die Schule traten. Der Aasfresser war ungewöhnlich groß, seine schwarzen Federn glänzten in der Septembersonne und Mario hatte das Gefühl direkt von ihm angestarrt zu werden. „Komischer Vogel.“, meinte er als er seinen Bruder an stupste und ihm den Raben zeigen wollte, doch als er wieder hinsah war das Vieh fort und alles was er von seinem Bruder erntete war ein klassischer O-RLY? Blick.

Es war nicht so, als wenn Mario Sportunterricht grundsätzlich hasste. Für jemanden der einmal Filmstar werden wollte und die meiste Zeit außerhalb des Theaterclubs mit Trids schauen verbrachte, war er gar nicht so unfit. Zudem kam, dass er in einem Alter war, indem das Umziehen mit seinen Klassenkameraden für ihn immer spannender wurde. So unauffällig wie möglich scannte sein neugieriger Blick die fast nackten Körper seiner Mitschüler und teilte sie heimlich in seinen Gedanken nach Favoriten ein. Ihre angestrengten Bewegungen, gerade beim Laufen oder Wrestling waren beinahe noch ein größerer Blickfang. Der Halbitaliener hatte früh gemerkt, dass Jungs eher das Interesse seiner aufkeimenden Sexualität weckten als Mädchen, aber er war klug genug um das niemanden zu erzählen. Ausgenommen Sean natürlich, aber der hatte auch nur gefragt ob Mario denn sicher sei.

Man könnte fast meinen, Mario hätte den Sportunterricht in der Highschool genossen. Wären da nicht Big Bill und seine Kumpels Randy ein fast zwei Meter großer Schwarzer und Luis ein bulliger Latino. Die Sporthalle war zu groß um nur von einer Klasse von 30 Kindern genutzt zu werden und natürlich mussten sie in diesem Jahr ausgerechnet mit diesen Bullys hier sitzen. Es nagte der Selbsthass an Mario, dafür dass gerade Bill und seine Footballfreunde mit ihren trainierten Körpern zu seinen geheimen Favoriten gehörten, schlimmer noch die Sprüche die er kassierte nachdem er einen Moment zu lange zu ihnen rüber gesehen hatte. Natürlich konnten sie es auch nicht bei Sprüchen belassen. Als alle Schüler zum Aufwärmen große Runden rannten war es mal wieder Bill der in einer schnellen, geschickten Bewegung Marios Sporthose bis in dessen Knie zog.

Der Elfenjunge flog völlig überrumpelt Bauchlinks hin. Sein Gesicht schlug hart auf das Kunststoff Paketimitat auf, wieder eine blutige Lippe. Aber am schlimmsten war das er nun seine graue Unterhose allen Mitschülern präsentierte, 58 von ihnen lachten, nur Sean hockte sich Schweigend neben ihn und half ihm auf. Es war nicht gut anders zu sein. Mister Hackings der Sportlehrer rief die Jugendlichen wieder zu Ordnung, scherte sich aber auch nicht weiter um den Vorfall als Mario wieder aufstand und die anderen Kinder weiterliefen.

Wie er zum Rand der Turnhalle schlurfte meinte er kleinlaut zu Sean „Ich hasse die Schule.“ . Als sie sich gemeinsam mit den Rücken zur Wand hinsetzten schweifte sein blick mit den wütend zusammengekniffenen, schmalen Augenbrauen ziellos durch die Halle. Da war er wieder, direkt vor dem Fenster, dieser ungewöhnlich große Rabe saß auf den Sims und starrte Mario direkt an. Gerade wollte er Sean drauf aufmerksam machen, doch als der Elf geblinzelt hatte war der Vogel schon wieder verschwunden. Mario hing dem Raben noch kurz in Gedanken nach, dann viel sein Blick wieder auf Big Bill und all seine Wut kochte erneut auf. Ohne sein Blick von dem Latino ab zu wenden meinte der Elfenjunge zu seinem Bruder mit selbst für ihn ungewohnten Wut und Entschlossenheit: „Ich wünschte Bill würde einmal merken wie das ist wenn alle auf ihn Zeigen und lachen, ich wünschte er müsste plötzlich so doll pissen, das er sich einfach hier und jetzt vor allen anderen ein pissen würde.“.

Für Mario war es nur ein kleines, wütendes Gedankenspiel. Es half ihm mit seinem Schmerz und seiner Niederlage zu Recht zu kommen, wenn er die in seinen Augen dafür Schuldigen im Geiste bestrafte. Zumindest in seiner Fantasie gab ihm das einen kurzen, befriedigenden Augenblick der Überlegenheit. Er machte das oft, Sean hatte sich schon alle möglichen Ausgestaltungen von Peinigungen an ihren Mitschülern anhören müssen. Doch mit dem was auf einmal in der Turnhalle geschah hatte keiner gerechnet.

Big Bill griff sich plötzlich an den Bauch, stoppte und presste die Oberschenkel zusammen, er sah sich mit Panik in den Augen um und stolperte ein paar Schritte Richtung Umkleidekabine bevor er sich plötzlich an den Rand der Turnhalle abstützte und ein ersticktes Stöhnen von sich gab. Im nächsten Moment bildete sich ein eindeutiger dunkler Fleck auf seiner grünen Sporthose und unter ihm bildete sich ein kleine Pfütze. Alles ging so schnell, dass zuerst niemand zu begreifen schien was geschehen war, bis ein nahestehendes Mädchen laut aufkreischte: „Ihhh Billy hat sich eingepisst!“.

Während die meisten Schüler in schallendes Gelächter ausbrachen und Bill panisch in die Umkleide stürmte standen Mario und Sean der Mund einfach nur fassungslos weit auf. Die Zwillinge waren nicht dumm, sie wussten was Magie ist und was Geister sind. Sie hatten natürlich nicht den Hauch einer Ahnung was gerade geschehen war, aber sie waren sich sicher dass es kein Zufall war. Schließlich war es wie so oft Mario der das Schweigen brach: „Holy Fuck… Kein Wort zu niemanden Sean, ok?“.

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2067, Boston Local AR&VR Newsfeed, Traueranzeigen

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Wir trauern um unseren geliebten Sohn, Bruder, Enkel und Cousin Bill Carlos Sanches, der im Freitod von uns ging.

[list][list][list] April 6th 2051 – Januar 15th 2067

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September 2068, Boston,Washington High

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„Bullshit.“, der junge Elf mit dem schulterlangem, knallrotem Haar sprang von seinem Pult auf. Seine neun Mitschüler blickten alle zu ihm, sie kannten ihn als aufbrausend und antiautoritär und wussten welche Diskussion nun wieder Folgen würde, zu oft hatten sie diese Laier schon gehört. Diese Klasse bestand aus sämtlichen Erwachten der der Washigton High. Der Kurs war der kleinste der Schule – und der am besten finanzierte. Neben staatlichen Zuschüssen gab es Sponsoring durch Ares und NeoNet, dafür erhielten die Konzerne dezente Akteneinsicht und wussten wen sie gezielt nach der Highshool oder dem College abwerben mussten. Nach dem Test im letzten Jahr musste auch Mario den Theaterkurs aufgeben und hierher.

Schlimmer aber noch war die ständige Beobachtung unter die er und sein Bruder standen. Als herauskam, dass er erwacht war, kamen schnell Gerüchte auf, über ihren Anteil an Billis Selbstmord oder besser gesagt den Monatelangen Missgeschicken und dem cyber-medialen Ausschlachten dieser. Natürlich war es systematisches, gezieltes Mobbing durch die Zwillinge, aber sie waren Klug und Vorsichtig genug als das man ihnen später nichts mehr nachweisen konnte. Es war auch gar nicht ihr Ziel gewesen Big Bill in den Tod zu treiben, wer konnte den ahnen, dass der Jock sich als solch ein Weichei herausstellt, aber betrauern taten die Brüder ihn auch nicht. Sie hatten sich die Sache Anfangs auch viel leichter vorgestellt, aber Mario konnte seine Kräfte nicht einfach so aufrufen wie die Magier aus dem Trid. Doch mit der Zeit hatte er gelernt, dass es einfacher war, wenn er wütend war – und wenn er den Raben gesehen oder von ihm geträumt hatte.

Der junge Elf träumte immer öfter von dem Schwarzen Vogel, es war ihm als spräche das Tier im Traum zu ihm, nur die Sprache konnte Mario nicht verstehen obwohl er bereits neben Englisch und Italienisch ganz gut in Spanisch und Japanisch war. Er ahnte das es sich dabei um den Raben als Schutzgeist handelte, im Kurs haben sie über Schutzgeister gesprochen, aber der Rabe genoss nicht den besten Ruf und so behielt Mario seine Vermutungen für sich, was hieß das er nur mit Sean drüber sprach.

„Bullshit.“, hatte Mario ausgerufen, wieder einmal ging es um das leidige Thema der Traditionen. „Hier geht es doch nicht um uns oder unsere Wahl. Es geht darum uns in ein Schema zu pressen, dass man kennt und kontrollieren kann. Dieser ganze Tobawu von Hermetik und dem großen Manitu ist doch alles gequirlte Scheiße. Das ist genau so ein Blödsinn wie Gott oder Buddah! Wenn es tatsächlich nur darum Ginge von einem Verständnis der Magie überzeugt zu sein um sie zu verstehen und zu beherrschen, warum sollte ich mir dann von Irgendwem erzählen lassen was ~Ich~ glauben soll? Hier geht’s nur darum uns in gut funktionierende Drohnen zu verwandeln die tun was der Staat und die Konzerne wollen!“.

„Mister Morelli das reicht!“, Mark Eisenhower hatte einen Dr. in theoretischer Magierund keine Lust sich von pubertären Jugendlichen anschreien zulassen, er wäre nicht hier wenn sein Arbeitgeber der letztendlich zu Ares gehörte das nicht unbedingt wollte. Er deutet nur auf die Tür nach draußen und der Junge Elf griff nur seine Tasche mit dem Kommentar: „Ja toll – ich wollte eh gerade gehen!“. Mario stürmte aus dem Raum doch bei seinen Mitschülern hallte das eben noch so intensiv gespürte Gefühl wieder unterdrückt zu werden.

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Juni 2070, Boston, Washington High, Prom night

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Marios Lächeln war nicht echt, aber charmant. Verstohlen sah er sich in der von bunten Lichtern schwach erleuchteten Aula um, ehe er sich vorbeugte und einen silbernen Flachmann aus seinem Jackett zog. Er schwenkte ihn Leicht hin und her und als das blonde Mädchen vor ihm ihren Becher Bowle schließlich zaghaft vorstreckte, öffnete er ihn gewandt und goss ihr einen Schluck ein ehe er selber noch Rasch von dem weichen Rum einen Schluck nahm. Als der Schnaps wieder versteckt war strich er sich durch das kurze, schwarze Haar und begann wieder süße, lustige, charmante Worte in das Ohr der Menschin zu flüstern.

Betty war nicht die Ballkönigin, aber zumindest war sie Cheerleaderin und sah auch so aus. Sie lachte immer wieder, ihr lächeln war echt und charmant. Nach einer halben Stunde wollte sie tanzen, nach anderthalb Stunden fragte sie leicht angetrunken und mit kokettem blick: „Nun Sean, willst du mich nicht langsam nach Hause ~begleiten~“. Mario nickte grinsend, entschuldigte sich aber nochmal für eine Sekunde, kurz aufs Klo zu müssen.

Sean wartete dort, kaute angespannt auf seiner Unterlippe während er irgendwas mit einem Kommlink anstellte. Mario stieß ihn kurz gegen die Schulter: „Hey Tiger, alles klar?“. Sein Bruder nickte kurz und reichte dem Elf das Kommlink mit dem er beschäftigt war. Kurz griff Mario in seine Hosentasche und reichte ihm ein scheinbar identisches im Austausch. Im selben Griff hatte er ein seinem Bruder eine verräterisches kleines Einwegtütchen zugesteckt: „Lass sie nicht warten, lache über ihre dummen Witze und starr ich nicht die ganze Zeit in den Ausschnitt.- Verstanden?“. Der genau gleich gekleidete Zwilling nickte nur knapp während Mario auf über das Kommlink scrollte, das seinem Bruder ihm gereicht hatte. Die SIN zeigte Marios Gesicht beschrieb aber einen Cieran O‘Connell, ebenfalls aus Boston aber anders als Mario bereits volljährige 21.

„Super.“, Mario grinste zufrieden und Klopfte seinem Bruder nochmals auf die Schulter: „Viel Glück.“. „Ja, dir auch“, war Seans knappe Erwiderung bevor er aus dem WC verschwand. Mario wartete noch 5 Minuten, dann ging Cieran O’Connel los ins Bostoner Nachtleben.

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2071, Bosten Rox, Haus der Familie Morelli

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Leonardo Morelli rieb sich über das Nikotinpflaster am Oberarm. Neunzehn Jahre lang hatte er es geschafft seine beiden Buben aus dem meisten Ärger hinaus zu halten. Seine Karriere hatte er vor 20 Jahren quasi selbst beendet. In den 50ern wurde ein Morelli aufs Abstellgleis geparkt, wenn er eine irisch stämmige Exilelfe heiratete. Das seine Zwillinge dann auch Spitzohren geworden waren hatte es nicht leichter gemacht, wie zu erwarten wurden sie viel zu weich, wurden andauernd verprügelt, auch wenn er immer versucht hat ihnen bei zubringen sich durchzusetzen. In ihrer Pubertät wurde es noch schlimmer, Mario erwachte und Sean hing nur noch in der Matrix rum. Es war nicht so als wenn Leonardo seine Kinder nicht wie ein Vater geliebt hätte, aber Sorgen bereiteten sie ihm, ja viele Sorgen.

Dreißzig Jahre als Mafiasoldat hatten aber auch Vorteile. Der alte Morelli kannte viele einfache Leute in seinem Viertel, niemanden der wirklich etwas zu sagen hatte, aber viele die die Drecksarbeit machten. Einer dieser Leute war Hank White, seit über dreißig Jahren Streifenpolizist. Die beiden gestanden Männer verband eine Stammkneipe, ein Pokertisch und ein tiefer Respekt für den anderen und Seine Arbeit. Die Mafia machte den Bullen kein ärger, hielt bei ihren Geschäften die Straßen sauber und Unschuldige aus der Schussbahn, vor allem Polizisten. Das letzte Mal, als vor sechs Jahren ein Mafioso einen Bullen erschoss hatten ihn seine Cumpane vor dem Revier aufgeknüpf. Dafür hielten sich die Uniformierten aus den Geschäften der Mafioso. Diese bewährte Praktik machte Freundschaften wie zwischen Hank und Leonardo durchaus möglich.

Hank White hatte Leonard um viertel vor Vier aus dem Bett geklingelt und kaum zehn Minuten später ihm seine wankenden, nach Alkohol stinkenden und mit Kabelbinder gefesselten Söhne vorbei gebracht. „Sie sind im Purgatory mit gefälschten SINs und den Verdacht auf unfreiwillige Zauber aufgefallen, das sind keine Kavaliersdelikte, dafür kommt man in den Bau Leo. Du kannst von Glück reden das sie mich geschickt haben“. Herr Morelli brummte zu tiefst mürrisch als er die Zwillinge unsanft ins Wohnzimmer schob und auf eine Couch stieß. „Ich weiß du hast es nicht einfach mit ihnen,“ fuhr der Streifenpolizist fort. „Aber sorg dafür dass das nicht nochmal passiert.“.

Die Verabschiedung der beiden alten Männer war kurz und informelle, dann wandte sich der italienisch stämmige Mafioso seinen Sturz betrunkenen Söhnen zu. Mario war sich sicher das die Worte seines Vaters wütend klangen, aber irgendwie viel es ihm schwer zuzuhören, warum drehte sich das Sofa eigentlich in die eine und der Raum in die andere Rechnung, da wurde einem richtig übel von. Oh man, der letzte B52 war bestimmt schlecht gewesen, dabei waren sie doch nur mit ein paar Kommilitonen etwas trinken, es ist kaum zu glauben was junge Studenten und Studentinnen nach etwas Überredungsmagie für einen gefälschten Ausweis alles tun. Mit einmal beugte er sich vor und breitete seinen Mageninhalt, der hauptsächlich aus billigen Cocktails bestand, auf den Couchtisch aus. Als Sean das sah, muss er es für eine gute Idee gehalten haben und tat es seinem Bruder gleich.

Als Beide wieder halbwegs aufrecht waren Klatschte es kurze vier Mal, je zweimal rechts und links. Ihre Wangen brannten aber wenigstens schienen sie jetzt wach genug um den entscheidenden Satz zu hören: „Morgen früh zieht ihr aus.“.

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2071&72, Boston, WG der Morelli Brüder nahe dem MIT&T

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Das Spiel war, theoretisch gesehen, ganz einfach gewesen. Mario erschuf mit einem der ersten Zauber den er halbwegs sicher beherrschte einen Raum in dem alle Anwesenden in lustvolle Ekstase verfielen. Das Zimmer war mit billigem Samtimitat verhangen und alte Matratzen auf dem Boden waren mit Einwegbettwäsche überspannt. An den Wänden hingen mehr oder minder kunstvolle inspirierende Bilder und altmodische Lavalampen sorgten für eine klischeehafte Beleuchtung.

Sean übernahm die Vermarktung, diskret und Zielgruppenorientiert, es brachte nicht viel Mormonen zu ihrer hedonistischen magisch-alkoholischen Rauschparty einzuladen, aber am MIT&T und in Boston fanden sich eigentlich genug begeisterte Studenten. Es gab keine Eintrittsgelder oder Getränkepreise, offiziell war es eine rein Private Party für Freunde aber es wurde diskret um „Spenden“ für die Gastgeber gebeten.

Der erste Abend war der totale Reinfall, kaum jemand kam, noch weniger bezahlten und mitten am Abend war Mario so erschöpft und betrunken das er den Zauber nicht nur fallen ließ sondern auch versagte ihn wieder herzustellen – Astrale Impotenz, was für eine Blamage. Aber es gelang ihm nur schwer die an der Uni gelernten, hermetischen Techniken umzusetzen. Er hatte oft das Gefühl gegen wände zu rennen und sich von seinen Fähigkeiten eher zu distanzieren. Selbst Rabe war ein immer seltener Gast seiner Träume und Erscheinungen geworden.

Auch Marios versuche zu Kellnern scheiterten an seiner Tollpatschigkeit und seinem Temperament. Lediglich als Messehostess konnte er ein paar Nuyen verdienen. Sean war da mit seinem Matrixwullah etwas erfolgreicher, aber ohne die Credsticks von Mum hätten sie nicht mal die Miete zahlen können, von Studiengebühren und dem nötigen Soy mal ganz zu schweigen. Die ersten Monate waren alles andere als rosig.

Vieles änderte sich aber mit dem zweiten Semester. Im Sommer 71 machte Mario die wohl prägendste Bekanntschaft seines Studiums, seiner Ausbildung zum Zauberer. Professor Theodor Millheimer war eigentlich lediglich sein Lehrer für metaplanare Studien, erkannte jedoch wie schwer dem impulsiven aber autoritären Mario der Umgang mit der am MIT&T primär gelehrten Hermetik viel. Nach mehreren privaten Unterredungen erhielt der junge Magier von Millheimer unter dessen strenger Aufsicht seine ersten Einblicke in das berüchtigte Compendium Malerficarum. Theodor Millheimer war, was an der Uni eine Art offenes Geheimnis war, selbst Praktizierender Schwarzmagier und Mario nicht der erste junge Student den er auf den richtigen Pfad führte.

Mit der Hilfe seines neuen Lehrmeisters machte Marios Magie einen gewaltigen Sprung nach vorn. Er hatte gelernt sein Ziel, die Manipulation und Macht über andere Wesen zu Fokuszieren und auf dieses Ziel seine Gefühle und seine Magie auszurichten. Es war nicht so als wenn er mit einmal glaubte, dass in Pentagrammen, Teufelsfratzen, Hakenkreuzen oder umgedrehten Kreuzen irgendwelche Macht läge, aber er sah ein das die Furcht der Metamenschheit vor solcher Symbolik dienlich war sie zu beeinflussen und das formelle Riten und Abläufe halfen seine Gefühle und damit die Magie zu kontrollieren.

Nach einiger Zeit war er fähig mir Hilfe von einigen Reagenzien seinen hedonistisch-ekstatischen Zauber für einige Stunden an einen Ort zu binden. Als die Brüder dann noch Hannes, einen deutschstämmigen Ork mit dem Kreuz und dem Charm eines Holzfällers mit ins Boot holten um die „Spenden“ an die Gastgeber ein zu sammeln und Störenfriede aus zu sortieren begannen ihre Partys mit einmal echt Gewinn einzufahren.

Ein richtiger Glücksfall war dann auch noch Martha Millovic, eine Norm mit polnischen Vorfahren die Concierge im Bostoner Hilton war. Sie hatte irgendwie, was ihr Geschäftsgeheimnis blieb, von den Partys der Zwillinge erfahren und gegen eine geringe Provision vermittelte sie Zahlungskräftige Geschäftsmänner auf Reisen mit einer Vorliebe für Studentenpartys oder besser gesagt junge Studentinnen oder Studenten an die Zwillinge. Während Sean sie über irgendwelche Kanäle richtig molk, sorgte Mario diskret dafür das die blonde 19 Jährige ihren Spaß mit 40 Jahre älteren Japaner hatte, natürlich nicht aus Nächstenliebe, sondern weil Gerüchte über Prostitution oder gar sexuelle Nötigung schlecht fürs Geschäft gewesen wären. Nicht das Mario wirklich eine Ahnung von den Bilanzen hatte, darum kümmerte sich sein Bruder, aber ihm war bewusst wie Metas und Gerüchte funktionierten.

Ein zusätzliches Plus war, das man mit Martha selbst auch gut feiern konnte. Wie sich herausstellte besuchten Mario und die offene lesbisch lebende Concierge oft die selben Clubs und so entwickelte sich rasch eine solide Bekanntschaft aus den beiden Geschäftspartnern, was für Mario mit einmal Türen in ganz neue Etablissements öffnete.

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2072, Boston, The green Fish

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Der weiße Hemdkragen aus billigen Kunststoff Textilien kratze an Marios Hals. War es hier so warm oder schwitze er so stark? Wahrscheinlich war es eine Mischung aus Beiden. Das Lokal sah aus wie ein schlechtes Klischee. Über den angerosteten Metalltischen die vor etlichen Jahren mal Türkise gestrichen waren lagen Wachstischdecken in rot-weißem Karomuster. Dicker, blauer Zigarettenrauch lag knapp unter halb der vergilbten Plastiklampenschirme deren einstiges Blumenmuster man nur noch schwer erraten konnte. Der Tresen war eine Mischung aus Bar, Küche und Büro, das spärlich Gefüllte Wein und Shcnapsregal in der Mitte war flankiert von einem Arbeitsterminal und einem Pizzaofen, der wohl noch nie etwas anderes als Soy oder Krill aufwärmte. Zumindest die Norm hinterm Tresen fügte sich mit ihrer Flippe im Mund und dem ausgewaschenem, rot gefärbten Haar unauffällig ins Gesamtbild ein und hatte ihre Besten Jahre weit hinter sich gelassen.

Nachdem Leonardo seine beiden Söhne einem blonden Michael vorgestellt hatte kamen die Zwillinge der höflichen aber bestimmten Bitte sich zu setzen nach. Auf seiner Brille verriet Mario eine Nachricht von Sean das Michael Varrani gerade mal sieben Jahre älter und Koch von Beruf war als die beiden, aber seine ruhige bestimmte Art machte schnell klar, dass er hier die Fäden in der Hand hielt und der strenge, mürrische Blick seines Vaters machte die Situation nicht gerade angenehmer. Mario zerrte sich kurz am Hemdkragen und ärgerte sich einen Wimpernschlag später über diese Geste der Nervosität, er hatte sich sonst doch besser unter Kontrolle.

Michael drückte den Stummel seiner Zigarette in dem Plastikaschenbecher eher er ohne Umschweife zum Punkt kam: „Ihr wildert in unserem Geschäft, ohne eure Abgaben zu leisten noch ohne um uns um Erlaubnis gefragt zu haben.“. Es fühlte sich wie ein schweres großes Kloß an den Mario runterschluckte. Wie ein verlorenes Kind sah er von Herrn Varrani zu seinem Vater und zurück, kurz rutschte er mit seiner Unterlippe über seien obere Zahnreihe ehe er sich verlegen Räusperte: „Es war nie meine – unsere – also die von mir und meines Bruders Absicht sie zu - beleidigen oder dergleichen, Herr Varrani.“ Kurz schwieg er, doch als die beiden Männer in ihren Anzügen ihn weiter anstarrten fuhr er ähnlich unbeholfen fort: „Ich – wir möchten uns für unser naives Verhalten entschuldigen.“.

Die beiden Mafiosos gegenüber den Zwillingen sahen sich kurz an, der alte Morelli hob nur die Schultern dann sprach Michael wieder: „Nun gut - Ihr werdet uns eure Bücher zeigen, wir bekommen dreißig Prozent der Einnahmen und zusätzliche Zehn Prozent gehen über uns an die heilige Mutter Kirche – das gilt Rückwirkend, ist bereits der Familientarif und nicht verhandelbar. Dafür behelligen euch keine Gangs oder Bullen solange ihr eure Geschäfte weiter so ruhig und unauffällig wie bisher betreibt.“. Mario biss sich auf die Zunge, sie sollten 40 Prozent ihres Gewinns einfach so abtreten? Er wollte Michael auslachen oder anschreien, oder beides – nicht das er eine Ahnung davon hatte, was sie überhaupt Einnahmen, aber 40 Prozent war selbst mehr als die Steuer, wenn sie welche bezahlen würden.

Doch aus den Augenwinkeln sah er den finsteren Blick seines Vaters der kein Widerspruch zuließ und auf seiner Datenbrille erschien ein kleines Okay von Sean. Also nickte Mario schließlich und räusperte sich erneut: „Natürlich Herr Varrani.“

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2074, Boston, NeoNet Akrologie, High Securtiy Living Quarters

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Die Sonne ging langsam über Boston unter, durch die breite Fensterfront konnte man die Skyline der Stadt in einem beinah malerischem rotorange erleuchtet sehen auch wenn die flimmernden Schwaden zwischen den Häuserschluchten und über den Dächern der Stadt von den Smogproblem der Stadt erzählten. Hier in dem voll klimatisiertem Schlafzimmer merkte man davon nichts, nicht einmal wenn man es gewollt hätte, hätte man eines der kugelsicheren Fenster öffnen können.

Marios Blick schweifte wieder ab und durch das Zimmer. Der ganze Raum war geprägt voll von HighTech- und Sportgeräten. Ein riesiger Tridbildschirm war an einer Wände angebracht und FengShui gleich eine Sitzecke aus echtem Leder darauf ausgerichtet. Auf dem kleinen Tisch davor standen einige leere Bierflaschen und das Hemd und Sakko des Elfenmagiers waren über einen wuchtigen Sessel geworfen. Mitten im Raum stand eine weiße, polierte Hantelbank und mehrere Kurzhanteln lagen vor Ihr. Eine der drei brandhemmenden Türen im Raum führte in den Flur die zweite zu einem separaten, großzügigem Bad und die Dritte in einen begehbaren Kleiderschrank der wiederum mit dem Bad verbunden war.

In einer Ecke stand eine novaheiße HiFi-Anlage deren schmale, schwarze Boxen im Raum verteilt waren und in einer anderen ein spärlich gefülltes, gläsernes Bücherregal sowie eine anthrazitfarbene Kommode. Die Wände des Raumes waren mit großflächigen, schwarz-weiß Fotographien in edlen schwarz lackierten Holzrähmen geschmückt. Die meisten zeigten in Szene gesetzte heroische Momente des Sports und Sportler, zumeist Football aber auch Baseball, Schwimmen, Ringen und Athletik waren vertreten. Nur ein Bild stach eindeutig heraus, direkt über den eleganten Foton Bett hing ein fast Lebensgroßes Foto von Mario, wie er in einem Anzug gekleidet breitbeinig in einem Ohrensessel lehnt und mit einem Weinglas in der Hand selbstbewusst in die Kamera grinst. Der Zauberer hatte ihn gezwungen es aufzuhängen.

Auf dem Bett regte sich langsam jemand, Mario drehte sich um und seine tiefblauen Augen schweiften über Diegos olivenfarbene Haut, die sich straff über seine ausgeprägten Muskeln spannte. Sie war makellos schön, frei von Narben, Haaren oder großen Poren, der Magier war sich bewusst, dass diese Schönheit gekauft war, was aber nicht bedeutete, dass er sie nicht genoss. Langsam beugte sich der Halbitaliener vor und löste die kleine Schnalle, die Diegos Beißstange in Position gehalten hatte. Er befreite den sportlichen Latino von dem Knebel, der daraufhin erleichtert schluckte und sich mit der Zunge über die breiten Lippen strich, jedoch wie Mario kein Wort sprach.

Die schmalen Finger des Elfen wanderten nur etwas höher und lösten etwas unbedarft den groben Knoten in dem schmalem dunklen Schal, der Diego die Sicht genommen hatte. Dieser blickte nun mit seinen Nussbraunen Augen und mit einer Mischung aus tiefen Scharm und mindestens ebenso tiefer Zufriedenheit auf zu Mario. Der Zauberer kannte diesen Blick inzwischen nur zu gut. Ein Großteil ihrer Beziehung basierte auf Diegos Unvermögen seine Sexualität zu akzeptieren und aus Marios sadistischer Neigung genau diese Schwäche gegen den reichen Konzernsohn auszuspielen.

Mario war auf ihn bei einer ihrer Partys aufmerksam geworden. Es war ein Habitus des Schwarzmagiers geworden die Gedanken derer zu erforschen, die sich gerade in ihrer Liebeshöhle befanden, teils um seine Fertigkeiten zu trainieren, teils aus perverser Neugierde heraus. Diegos Gedanken passten ganz und gar nicht zu dem was in seiner SIN stand, oder dazu wie er mit der Brünette auf seinem Schoß herum machte. Mit dem Wissen um die geheimen Fantasien des Jocks war es ein leichtes für Mario ihn mit Hilfe seiner Fertigkeiten zu verführen. Der Ursprungsplan war eigentlich, dass mit der Cam gefilmte Material dann zu verwenden um etwas Geld aus dem einzigen Sohn von der alleinerziehenden Maria Sanchez, ihres Zeichens Finanzvorstand bei NeoNet, zu erpressen.

Aber aus einem geheimen Treffen wurde dann ein zweites, ein drittes, ein viertes und eine ganze Reihe von Treffen und als Mario so viel Material hatte, das er eine ganze Amateur Porno Reihe veröffentlichen hätte können, hatte er den Plan eh schon verworfen. Diego und Mario waren eine seltsame Beziehung eingegangen die jeder von beiden wohl sofort leugnen, für lächerlich erklären und so gut es geht relativieren würde. Der Latino konnte nicht mehr ohne den Thrill von Marios Erpressungen, Erniedrigungen und der immer übergreifenden Kontrolle über Diegos Leben und der Magier war süchtig geworden nach der Macht die er über den reichen, scheinbar unerreichbaren Jock hatte. Die beiden hatten sich in ein emotionales Abhängigkeitsverhältnis geschaukelt das keiner von ihnen sich eingestehen würde.

Langsam löste Mario das schwarze Seil das Diegos Hände zusammen und an das Bettgestell fesselte. Als der Latino los war richtete er sich vorsichtig auf und rieb sich die geschundenen Handgelenke, an denen deutlich die dunkle Verfärbungen durch die Fesselung auf der sonst so perfekten Haut zu sehen waren. Sorgenfalten legten sich auf seine Stirn als er die Hämatome betrachtete: „Verdammt Mario – meine Mutter kommt morgen Früh Heim.“. Der Elf war inzwischen aufgestanden und dabei seinen Ledergürtel wieder in die Hose zu fädeln. Er warf einen abfälligen, amüsierten Blick über die Schulter, hinab zu dem nackten Latino und schürzte abfällig die Lippen: “Pfft heul doch Pussy.“.

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24.02.2075, Boston, WG der Gebrüder Morelli

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Mario Strich über das in Kunstleder gebundene Notizbuch. Es hatte beige Seiten mit schattenhaften, horizontalen Hilfslinien zum Schreiben und die Druckknopflasche zum Verschließen an der Seite konnte zugleich genutzt werden, einen Kugelschreiber zu halten. Der Elf hatte seinen Vater immer für altmodisch gehalten solch ein Buch zu benutzen und es war schwer gewesen überhaupt einen Laden zu finden, der dergleichen überhaupt noch verkauft, aber Mario kannte die Fertigkeiten seines Bruders und wusste das andere Hacker ähnlich fähig waren, vielleicht war sein alter Herr gar nicht altmodisch sondern einfach nur vorsichtig.

Langsam lehnte er sich in den mächtigen Ohrensessel der einem Thron gleich an der Stirnseite seines Arbeitszimmers den Raum dominierte. Das antike, herrische Stück aus schwarzem Leder war ein zentraler Teil des Magischen Refugiums, das er sich hier eingerichtet hatte. Dazu gehörten auch die aus poliertem Edelstahl gefertigten Skulpturen die in den vier Ecken standen, alle zeigten unterschiedliche Dämonen mit Hörnern, langen Zungen und spitzen Zähnen. Zu oder unter den Füßen der Kreaturen waren teilweise gefesselte Metamenschen, sie knieten oder lagen. Die stilistischen Muskeln und knappe Bekleidung der Skulpturen gab ihn etwas erotisches, das nur schwer zu den furchteinflößenden Fratzen passte. Das Bücherregal und der pseudo-antike Schreibtisch am Rand des Raumes sowie ein kleiner Tresor zum Aufbewahren seiner Reagenzien waren nicht teil des Refugiums im magischen Sinne, wohl aber der aus Obsidian bestehende Lesepult auf dem verschlossen eine Abschrift des Compendium Malerficarum lag.

Vorsichtig nahm der Elf schließlich den Kugelschreiber und begann das Buch mit lateinischen Worten zu füllen.

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[rimg width=400 height=400]http://cpictures.bindewerk.de/out/pictures/master/product/2/notizbuch-lefa-2.jpg[/rimg]
Marios kleines schwarzes Buch von Leuten und Dingen, Seite 1

Zitat

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Zentrale Personen meiner Vergangenheit und Gegenwart:
Sean Leonardo Morelli – Der zweite Teil von uns.
Eyleen Morelli – Gebar uns, behütete uns, erwärmte uns
Leonard Morelli – Erzog uns, beschützte uns
Diego Sanchez – Unter meiner Kontrolle, emotional abhängig von mir, muss noch viel lernen, Gut zum entspannen und zum Abbau von Aggressionen
Theodor Millheimer – mein Lehrer, klug, erfahren, aber mit eigener Agenda
Martha Millovic – angenehme Person, auch für Privates, erfolgsorientiert, faire Geschäftspartnerin gewesen

23.05.2075
Michael Varrani – Norm, 30 Jahre, aus Boston, Arbeitet für "die" Moerllis, kennt Vater, wiedergetroffen, mit dem Eintritts ins Familiengeschäft unser Ansprechpartner, wir und ein paar andere sollen ersten Auftrag für die Familie übernehmen, warum stellt er uns den anderen nicht vor? Teil eines Test?

Team besteht aus uns und:

• Vincente Salvatore Luca - „Vince“, Elf, 25 Jahre, aus Sizilien, Adept, Fokussierung auf Schusswaffen jedoch scheinbar kein Hirnloser Soldat, vielleicht mehr dahinter, vorerst beobachten, dann Strategie festlgen[/*]
• Serafina Felice Casanova - Elfe, 21 Jahre, aus Boston, Einbrecherin/Diebin, wir müssen auf unsere Sachen aufpassen, vermute mittelschweren Narzissmus, ggf. Aufmerksamkeit schenken zur einfacheren Manipulation[/*]
• Knut Brambilla – Gnom, 25 Jahre, aus Boston, Magier, Tradition? Vermutlich kein Schamane da mangelnde soziale Kompetenz, hat ein Pflanzengeist als Schutzgeist beschworen, vielleicht hermetische Abweichung, eher ruhig, vorerst beobachten,dann Strategie festlgen[/*]
• Maria Bertone - Nächtliche, 23 Jahre, woher ?, Adeptin, Fokuszierung auf Schleichen/Verstecken/Gewehre?, Nährte sich uns mit einem Messer, sonst seht reserviert, distanziert, vermute Soziale Phobie, ggf. langsame Annäherung möglich, Zeit einräumen um Gefühl von Vertrauen zu vermitteln, dann erst Manipulationsversuche[/*]

Ziel des Auftrages ist es Ramon Carlos Cortess zu überzeugen Schulden zu begleichen.

Ramon Carlos Cortess – Norm, viele Datenbuchsen, BTL Dealer nahe eines Clubs in der Rox, erbärmlicher Typ, Geschäfte laufen moderat hat sich aber scheinbar mit den Triaden eingelassen. Wir haben seine Daten bekommen am 23. und ihn dann abends/nachts überzeugt seine Schulden zu begleichen. Rest des Teams war nützlich als Drohgebärde und Notfallplan.

24.05.2075
Es gab eine Bezahlung in der Sache Cortess nachdem wir die offenden Beträge übermittelt haben. Berichteten Herr Varrani über mögliche Rolle der Triaden.

Ich habe dieses Buch gekauft.

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Marios kleines schwarzes Buch von Leuten und Dingen, Seite 2

Zitat

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24.05.2075
Tanzen mit Maria, Ihre neue Partnerin ist eine Orkin namens Angelika mit Kurzhaarfrisur und Combatbikinktrikot – wie klischeehaft. Außer Lesben nur Tucken in dem Laden. Sean stichelt das ich allein und nicht betrunken heim kam.

25.05.2075
Essen bei Mama&Papa, Lasange und Salat

27.05.2075
Treffen mit Professor Millheimer, Möglichkeiten einer Promotion besprochen, Themengebiet und Finanzierung aber völlig unklar. Habe ihn gebeten die Ohren auf zu halten wegen qualifizierten Aushilfsjobs am MIT&T. Ich wäre ein toller Dozent

29.05.2075
Gestern um 20 Uhr mit Herr Varrani getroffen im
Eight ball - Nord Rox, runtergekommener Schuppen mit 8 Billiardtischen, Orkbarkeeper, dreckige Gläser, schlechter Kaffee, Hinterzimmer

Serafina flirtet mit Varrani, blitzt ab – Amateurin. Wenn es nicht unser Capo wäre würde ich ihn knacken nur um sie vorzuführen.

Igor Blowowski - 21. Jahre, braunhaariger Ork 1.80m gesplitterte Hauer, Anführer einer kleinen Gang (rider of C.H.I.C.K.E.N) die für Varrani auf kleinere Läden in der Rox aufpassen

Sollen ihm eine Lektion erteilen indem wir seine Zunge herausschneiden und an die Tür von Escha Patawari (Trollin, 15J, indische Herkunft) nageln, die seine Vice und dann wohl Nachfolgerin ist. Der Ork geht damit hausieren für Varrani zu arbeiten.

Maria und Serafina kundschaften, Vince und Knut decken, Sean durchsucht Matrix, ich sehe ein Broadway Mitschnitt von La Traviata, keine gute Klankqualität.

Verfolgen Igor bis in ein Squatterquatier, Sean lockt ihn mit Commlinkfakes raus, ich zwing ihn nieder, Vince beteubt ihn, knut scheint als Medizinier nicht unerfahren schneidet ihm scheinbar sauber die Zunge raus. Serafina und Maria brechen in die Wohnung der Trollin ein und Nageln die Zunge an.

Hab wegen der Aktion schlecht und wenig geschlafen, hab Diego herbestellt, wird mich beruhigen.

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29.05.2075, Boston, Sean&Mario Morellis Wohnung, Marios Refugium

Zitat

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„Was schreibst du da eigentlich?“, Mario steckte just den Kugelschreiber wieder in die kleine Lederschlaufe als der gelangweilte Diego leicht provozierend fragte. Es sei nichts antwortete Mario als er sein schwarzes Notizbuch zu schlug und mit dem Druckknopf verschloss. Scheinbar war das eine ungenügende Antwort für den Luxuslationo. Mit einer geschickten Bewegung griff er an dem Elf, der am Schreibtisch seines Refugiums saß, vorbei und entriss ihm das Büchlein. Möglicher weise fühlte sich Diego einfach provoziert davon, dass Mario ihn erst herbestellt hatte und dann wie einen Trottel hatte warten lassen, während er seine Notizen schrieb.

Noch ehe der trainierte Mensch das Buch öffnen konnte sprang der schlagsiege Elf auf und versuchte seine Notizen wieder zu erlangen, vergebens denn Diego hielt das Buch nun hinter sich in die Höhe und lachte verhöhnend. Zu viel ist zu viel, Marios schmale Augenbrauen zogen sich zusammen und seine Nasenflügel bebten als er wütend schnaufte. Im selben Moment hatte er alle Finger seiner Rechten ausgestreckt und hob die Hand. Es klatschten blasse Finger auf bronzefarbene Haut. Der Schlag war nicht heftig, nicht mal wirklich schmerzhaft, aber dennoch riss der muskellöse Latino erschrocken und zugleich wütend die Augen weit auf. Er ließ das Notizbuch fallen und griff gewandt mit seinen kräftigen Händen nach Marios Handgelenken. Der Zauberer hatte keine Chance sich aus dem festen Griff raus zu winden oder zu reißen.

Es war unmissverständlich klar, das Diego dem Elf körperlich überlegen, schneller, stärker und geschickter war, er spielte mit dem Gedanken den Schwächeren an Ort und Stelle zusammen zu schlagen, ihm sein arrogantes Gehabe und seinen kommandieren Ton heraus zu prügeln. Aber er stieß den Halbitaliener nicht zu Boden oder schlug ihn gar er hielt ihn nur fest und starrte ihm direkt mit einem selbstsicheren und zugleich wütenden Blick in die blaue Augen, wenn er sich schon nicht traute, zuzuhauen, dann wollte er Mario zumindest selbstsicher Parole bieten.

Doch der schwarzhaarige Elf zeigte sich nicht im Geringsten von der Demonstration Diegos körperlicher Überlegenheit beeindruckt. Mario war sich bewusst wozu Diegos trainierter Körper in der Lage und sein hormongeladener Prollgeist bereit war, er würde nicht so süchtig nach ihm sein, wenn er schwach und friedliebend wäre. Dennoch war Mario alles andere als wehrlos. Es bräuchte nur einen Liedschlag, einen scharfen, brutalen Gedanken und der Schwarzmagier würde den Latino dazu bringen sich angsterfüllt auf dem Boden zu krümmen. Mario war sich dessen bewusst und er war sich bewusst das Diego sich dessen bewusst war. Es war wohl auch der Grund warum der verwöhnte Novatechspross sich nicht wagte weiter zu gehen. Hinter diesem gespielt selbstsicheren Maske erkannte der Elf die Angst und vor allem die tiefverwurzelte Unsicherheit Diegos, nicht nur Mario und seinen Fähigkeiten gegenüber, sondern auch und vor allem die Unsicherheit die der Jock sich selbst gegenüber hegt.

Diego war wie ein junger, muskelbepackter Kampfhund, der aggressiver seine Grenzen austeste, doch sein Herrschen scheute auch nicht diese auf zu zeigen. „Lass – Mich – Los.“, die Worte des Schwarzmagiers waren so simpel und ruhig aber doch mit unglaublichem Nachdruck gesprochen, sie schienen wie Klingen die das gerade zur Schau gestellte Selbstbewusstsein des Latinos wieder zerrhackstückelten. Die Worte duldeten kein Zweifel, kein wiederspruch, es war keien Frage, kein Vorschlag, es war nicht einmal wirklich ein Befehl. Viel mehr war es eine Tatsachenbeschreibung dessen, was unweigerlich passieren wird. Langsam, zögerlich lösten sich die kräftigen Finger von den Schmalen Handgelenken und Diegos eben noch sicherer Blick wich Marios kalten, blauen Augen aus und starrte beschämt, getroffen zu Boden.

Wahre Macht liegt nicht im Zwang durch physische oder astrale Gewalt, dergleichen ist im besten Fall ein plumpes Hilfsmittel zum Zweck. Um jemanden aber nachhaltig zu kontrollieren, zu beherrschen, bedurfte es seine Seele, seine Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen und ihn dann durch gezielte Manipulation dahin zu bringen, einem aus eigener, tiefer Überzeugung zu folgen, weil er glaubt das es sein eigener Wille sei dies zu tun. Es gab Zauber, mit denen hätte Mario Diego in einem pinken Kleid durch die Rox hüpfen und dabei God save the Queen singen lassen können, aber das wäre nicht nachhaltig, nicht effektiv genug gewesen. Sobald der Magier den Zauber hätte fallen gelassen, wäre nichts als Wut und Hass übrig geblieben. Sowas waren Methoden für Scharlatane auf der Bühne oder Bestenfalls für Kampfhandlungen wie gegen diesen Igor, Mario aber wählte lieber den sanften, unauffälligeren Weg.

Er hatte Diego durch geschickte, teils mudane, teils magische Beeinflussung in vielen kleinen Schritten dazu gebracht, in eine tiefe emotionale Abhängigkeit zu Mario zu rutschen. Natürlich hatte der Latino gewisse, unterdrückte Veranlagungen. Ihn aber soweit zu bringen, dass drei scharfe Worte des schmächtigen Elfen ausreichten den trainierte Diego wieder völlig zu verunsichern und in seine Schranken zu weisen war Jahre an magischer und mudaner Manipulation notwendig gewesen.

Kurz rieb sich der Magier seine Handgelenke, schnipste dann und deutete dann mit einem ausgestrecktem Finger auf sein fallen gelassenes, Notizbuch. Der Latino verstand, bückte sich kurz und reichte es dem Elfen zurück, ohne seinen Blick zu heben. Mario atmete hörbar aus als er denn Druckknopf des Buches wieder ordentlich verschloss. Dann musterte er kurz sein Gegenüber als er schließlich wieder schnipste und mit demselben Finger auf seine schwarzen Echtlederschuhe wies. Diego war bereits dabei sich hin zu knien als ihm der Elf in unverändert unmissverständlichen Ton anwies: „Entschuldige dich.“. Als der Kniende sich vorbeugte konnte man ihn kaum hören, er schien gegen einen Klos in seinem Hals zu kämpfen und brachte kleinlaut, kaum Hörbar hervor: „…. entschuldigt… Herr….“ , ehe er seien breiten Lippen auf das Leder des Schuhs platzierte.

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30.05.2075, Boston, MIT&T

Zitat

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Eins schweres, süßes Lavendelparfüm schwängerte den Flur vor Professor Millheimers Büro, Mario mochte es nicht, es erinnerte ihn an seine Großmutter väterlicher Seitens. Francesca Morelli kniff in Wangen und geizte mit allem außer altklugen Ratschlägen. Gott hab sie selig, sie hatte selbst mit ihrem Erbe gegeizt, dennoch erwartete der junge Schwarzmagier, dass sie jeden Moment um die Ecke käme um ihn in die Wange zu kneifen und seinen Mangel an Respekt zu beklagen.

Stattdessen aber trat eine Frau in einem roten, schwarzgepunkteten Kleid aus dem Büro. Man sah der Dame an wie viel Zeit und Geld sie darin investierte jünger zu wirken als sie es war und sie hatte wirklich viel Potential jünger zu wirken. Mario sah ihr kurz nach, wie sie den Flur entlangstelzte und sich dabei ihre schwarze Hochsteckfrisur wieder richtete. Kurz schüttelte der Magier noch den Kopf ehe er sein Blick in das von edlem Echtholz dominierte Büro warf und höflich an den Türrahmen klopfte. Der Mittfünfziger hinter dem Massiven Schreibtisch wank ihn wortlos rein und nachdem Mario die Tür geschlossen hatte und sich gegens ie lehnte warf er kurz und symbolisch einen Blick über die Schulter.

„Ist der Jahrgang nicht etwas zu gereift für sie Professor?“. Das Schöne daran, seinen Master in der Tasche zu haben, war dass der Umgang mit den Professoren um einiges entspannter wurde. Theodor Millheimer lachte kurz auf, sein er lehnte seinen massiven Körper in seinen Schreibtischstuhl zurück. Mario wusste nicht ob der Schwarzmagier tatsächlich neben seiner Arbeit noch trainierte oder es andere Gründe dafür gab, es war ihm aber auch egal. Die Stimme des Thaumathologen war tief und selbstsicher: „Mario, du warst schon immer sehr zielstrebig.“. Theodor deutete mit seinem kräftigen Zeigefinger auf die Tür seines Büros: „Zu zielstrebig, während du dein Ziel zwar verfolgst verlierst du den Blick für dein Umfeld.“. Der Professor ließ die Aussage eine Weile im Raum stehen, doch erntete von seinem ehemaligen Studenten nur einen fragenden Blick. Als sich Millheimer wieder vorlehnte schien er plötzlich das Thema zu wechseln: „Du bist hier Mario, um mich zu fragen ob du als mein freier Mitarbeiter weiterforschen kannst?“. Der Halbire nickte nur knapp und sein Lehrmeister sprach weiter: „Gut – ich habe zwei Bedingungen: Erstens alles was du publiziert geht über meinen Tisch und ich werde der Coautor sein.“, erneut nickte Mario nur knapp schweigsam, nichts anderes hatte er erwartet: „Zweitens: Züchte Tauben.“.

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02.05.2075, Auf den Dächern Bostons

Zitat

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Mario saß gelangweilt auf dem Sims des Flachdaches und scrollte auf seinem Kommlink durch Vogelbeschreibungen. Neben ihn stand eine unsanft geöffnete Tüte Taubenfutter. Es hätte keinen Sinn gehabt mit Millheimer zu diskutieren, er wäre kein Lehrer der dunklen Künste wenn er mit seinen Schülern diskutieren würde. So griff der Halbitaliener in die Tüte und warf wieder eine Hand voll Soya Sprossen auf die Gruppe grauer, gurrender Tauben.

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Marios kleines schwarzes Notizbuch von Leuten und Dingen, Seite 3

Zitat

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30.05.2075
Ich war bei Millheimer, er akzeptiert mich als freien Mitarbeiter. Will aber das ich Tauben züchte. Ich denke es soll irgend eine Analogie, eine seiner großen Lehren sein – habe es noch nicht verstanden.

02.06.2075
Tauben sind hässliche, dumme Vögel die nichts als Scheiße produzieren.

03.06.2075
Tauben...

05.06.2075
Ich war feiern, allein mit Martha, Diegos loses Mundwerk zwang mich zu „Stubenarrest“, er war nicht amüsiert, ich aber. Der Abend endete mit zu viel Alkohol. Kam aber irgendwie Heim, mein Schädel brummt, Ich sollte jetz aber los Diego losbinden.

06.06.2075
Unser Capi Valleri hat uns in ein kleines Theater gebracht, wir sollen dort Dienst für die Familie tun, letztendlich dasselbe, was wir taten um unser Studium zu finanzieren nur etwas größer, professioneller und schlechter bezahlt. Mir ist nun bewusst warum die Familie so wohlhabend ist, sie sind eindeutig der Konzern, mit den schlechtesten Arbeitsbedingungen. Sie spielen Gerade Pagliacci von Leoncavallo.

• Gonzo Virelli - Leitet den Laden, fetter Sack, wird aber sicherlich oft unterschätzt, Enge Bindung zum Capi[/*]
• Francesca Navrotti – italienischstämmige Dryade, weibliche Hauptrolle. Ich sollte zumindest soviel Zeit in sie investieren, das sie nicht hinderlich ist.[/*]
• Robert Lindson – Latino-Elf, Hauptdarsteller, erfüllt Beuteschema[/*]

Abends treffen im Loprest Park sollen 5 Pakete magisch erwachter Rauschmittel an Konsumenten/Dealer in Fenway und den Rox verteilen. Läuft größtenteils Problemlos, kleiner Zwischenfall mit 7 Ancients auf Motorädern den Knut und ich mithilfe der Zauber Stinkbombe und phy. Barriere elegant lösen.

• James Orwell – Mitfünfziger Norm, Künstlertyp, Fenway,[/*]
• Slade Wilson – Norm, um die 30, Snob, Fenway [/*]
• Ryan Smith – Troll, rechtes Horn fehlt, dealt Professionell, Rox[/*]
• Fiona Richard – Squatter Norm, Um die Zwanzig, Rox[/*]
• Dennis Jackson – Ork, schlechter Latino- Rapperverschnitt- Westrox[/*]

07.06.2075
Vormittags im Institut, Millheimer hat nochmal betont das er es als Erfordernis sieht das ich mich mit Tauben auseinander setzte, ich versteh seine Hintergedanken immer noch nicht, gehorche aber. Er hat mir ein Angebot für eine neue Zauberformel vorgelegt um Tierschwärme bzw. Rudel zu kontrollieren, habe Bestellt – Sean meinte (mal wieder) ich sollte größere Ausgaben mit ihm Absprechen. Finanzielle Dinge sind lästig in der Entwicklung.

Abends dann in dem Theater. Musste erst den dicken Virelli hohlen damit die Techniker die Stühle passend verrückten das ich mein Ritualkreis zeichnen konnte und mir genügend Ruhe gaben. Ich habe zwei Dram Orichkalkum mit fluoreszierender Kreide vermischt und dann im Schwarzlicht verdunkelten Raum in Latein den Befehl: „Beugt euch meinem Wort – Seid begeistert an diesem Ort.“ geschrieben.

Nach der Vorstellung habe ich mich ein wenig mit den Schauspielern unterhalten, nach ein paar Piccolos und etwas Rabengeflüster weiß ich von Anna, dass sie eine Affäre mit Robert hat. Wie klischeehaft und wie bedauerlich. Aber ich mag Herausforderungen. Sie halten das ganze geheim, der dicke Virelli sieht es wohl nicht gern wenn seine Schauspieler miteinander was anfangen.

Ich hab mich auch für die Bühne Beworben, doch meine Vita vom Schultheater wurde nur müde belächelt. Zumindest haben sie mich als Ersatz Statist eingetragen, ich glaube der Dicke wollte mir nur nicht zu sehr vor den Kopf stoßen. Ich würde gern mal wieder auf der Bühne stehen, ich werde Sean bitten sicherzustellen, dass einer der Statisten ein paar Mal zu spät kommt bis er rausfliegt – vielleicht kann ich mich dann auch für größeres beweisen.

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Marios kleines schwarzes Notizbuch von Leuten und Dingen, Seite 4

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08.06.2075
Als ich Tauben als hässliche, dumme Vögel, die nichts als Scheiße produzieren, beschrieben habe, war das nicht korrekt. Ich habe mir heute die Formel verinnerlicht und bin, nachdem ich den Spruch an dem Taubenschwarm, der sich mittlerweile an die Futtergabe auf unserem Dach gewöhnt hat, ausprobiert habe, zu der Erkenntnis gekommen, dass sie obendrein noch inkompetent, verfressen und schwer von Begriff sind. Ich denke Tauben sind die asozialen Prolls und Squatter der Vogelgesellschaft. Ihr Trieb zu fressen ist so stark, dass er die Treibende Kraft ihres Tuns ist, soweit, dass dieser Trieb das Haupthindernis beim Kontrollieren des Schwarms ist. Wenn es Millheimers Ziel war, einen ausgeprägten Hass auf diese Vögel bei mir aus zu prägen, dann war er erfolgreich.

Mein Wirken im Theater war von mehr Erfolg und Kurzweil geprägt. Ich habe ein wenig was von der Kreide abgezweigt und die Kleiderkammer, in dem sich Robert und Francesca heimlich für ihre Affäre treffen mit einer dezenten Aura von Langer weile und einem Hauch Ekel belegt. Wenn ich das Gefühl ihrer Auren richtig wahrgenommen und interpretiert habe, hat der Zauber seine Wirkung nicht verfehlt. Bin aber erwischt worden als ich die Spuren verwischte, konnte mich jedoch rausreden, das ich nur aus Neugier durch die Kostüme stöberte.

09.06.2075
Ich habe es geschafft eine Gruppe Tauben zwei Stunden lang davon abzuhalten ihrem Fresstrieb nachzugehen. Vielleicht sollte ich mich neben den nächsten MC’es stellen und Abnehmkurse anbieten. Sie sind erst aufgeschreckt als ein großer Rabe kurz auf dem Dach landete. Zufall oder will mir der alte Aasfresser etwas sagen? Das Tauben langweilig und hässlich sind wahrscheinlich.

Sean hat gute Arbeit geleistet, einer der Statisten kam deutlich zu spät weil wohl die Systemzeit seines Kommlinks spann, das zur Folgehatte, dass ich tatsächlich auf die Bühne konnte. Ich genoss nicht nur das Rampenlicht, sondern konnte auch noch nebenbei verdorbene Beeinflussungen in den Ether flüstern, wann immer Francesca und Robert sich nahe waren. Natürlich hält der Eindruck einer solchen Beeinflussung nicht lange, wohl aber die Erinnerung daran und vor allem die Erinnerung an die Reaktion des jeweils anderen. Ich muss aber unbedingt vorsichtiger sein, der angewiderte Blick von Francesca als Robert sie küsste passte in keiner Weise zur Szene. Außerdem könnte Knut was mitbekommen und es gibt keinen Grund mich für das Spiel erpressbar zu machen.

Habe dann nach der Aufführung Robert noch den Floh ins Ohr geflüstert, er habe eine sehr sensible Darstellungsform, fast schon eine feminine Präsenz.

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10.06.2075, früher Nachmittag, Dach der Wohnung der Morelli Brüder

Zitat

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Die Tauben gurrten freudig erregt und aufgeregt vor sich hin. Im wütend hatte Mario den Sack mit Vogelfutter um getreten worauf sich der Inhalt weiträumig über das Dach verteilt hatte. Der Halbitaliener setzte sich kraftlos auf den Sims des Daches und beobachte die doofen Vögel dabei sich voll zu stopfen. In seinem Kopf hallte die bohrende Frage, wie das nur geschehen konnte?

Er war Millheimer eigentlich nur zufällig in der Bibliothek begegnet, während er gerade ein wenig sein Wissen über Opern und klassische Musik auffrischte. Es war unwahrscheinlich, dass der Professor Marios Gedanken durchforstet hatte, das hätte der Elf bemerkt, zumindest aber musste der erfahrenere Schwarzmagier die Aura seines Schülers gelesen haben. Der junge Morelli war wie erschlagen gewesen als Millheimer aus dem Blauen heraus fragte, wer „er“ denn sei und wo Mario ihn getroffen habe. Es hätte nicht viel gebracht zu leugnen oder zu Lügen und auch der Versuch, zumindest so wenig wie möglich zu erzählen, hatte kaum Erfolg.

Keine fünf Minuten scheinbar unverfänglicher Smaltalk später und der Professor wusste alles von Robert, Fransesca und Marios intrigantem Plan. Der Elf hasste es in der Hand seines Lehrmeisters zu sein, er hasste es wie schnell ihm der alte Mann –mal wieder- durchschaut und an den Eiern gepackt hatte. Schließlich meinte Millheimer, dass er heute Abend ins Theater ginge und Mario ihm die Hauptdarstellerin vorstellen würde. Auch wenn es im Grunde genommen belanglos gewesen war, hatte er nach dem warum gefragt. Sein Professor hatte nur gemeint, dass ihre Affäre sie ja bald mit einem anderen Mann betrügen würde und sie dann sicher eine Schulter zum Anlehnen bräuchte.

Mario willigte ein, besser gesagt, er akzeptierte, dass er keine Wahl hatte. Er hasste Einmischungen von außen in seine Pläne. Aber er war abhängig von Millheimer, nicht das es eine gute Idee gewesen wäre, sich auch sonst mit ihm an zu legen. Die Tauben gurrten unvermindert freudig erregt und aufgeregt vor sich hin, sie interessierten sich nicht im Geringsten für Marios Probleme, verwöhntes, arrogantes Pack! Wütend sprang er auf um nach dem erst besten der hässlichen Vögel zu treten. Leider zeigte sich bei dem Versuch das unterlegene Geschick und Kampftalent des Elfen. Nur ein paar Soyakörner trat er quer über das Dach, hatte dabei aber so viel Schwung geholt, dass er das Gleichgewicht verlor und nach einer unsauberen Drehung auf dem Hosenboden landete. Aufgeschreckt erhoben sich die fetten Tauben und unangenehm viele kamen auf die herrliche Idee, beim Starten sich nochmals zu entleeren. Zwangsläufig traf der weiße Scheiß zu allem Überfluss auch Marios schwarzes Sakko.

Alle Vögel waren aufgestiegen, alle bis auf einen. Auf einer Matrixantenne des Daches saß ein einzelner Vogel mit pechschwarzem Federkleid und krächzte wie amüsiert vor sich hin. Der junge Schwarzmagier rollte genervt mit den blauen Augen. „Was ist? Bist du hier um mich zu verhöhnen? Wie wär‘s wenn du mir zur Abwechslung mal hilfst!“, natürlich erhielt Mario keine Antwort, der Rabe saß nur da und beobachtete ihn.

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