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Mario mochte den Klang des schwarzen Pianos, sie beide harmonierten gut miteinander, so gut, dass er sich nie auf ihm verspielte. Er mochte auch das Kerzenlicht, dass das Musikzimmer zusammen mit dem zur Musik passend scheinendem Mond hell erleuchtete. Es flackerte im Wind, der scheinbar stetig durch die weit geöffneten Flügelfenster wehte, der den seichten Duft einer Frühlingswiese mit sich trug von und ebenso die weißen Seidenvorhänge weit in den Raum hineintanzen ließ. Die Szene war beinahe so malerisch, so perfekt, dass der an einem barocken Stuhl mit einem groben Hanfseil gefesselte Asiate selbst mit seinem blauen Werksoverall nicht vermochte die Harmonie zu stören. Der Magier betrachte seine eigene Reflektion in dem halbvollem Rotweinglas auf dem Flügel während er gedankenverloren spielte.

Ohne Störung genoss er jeden einzelnen Anschlag des edlen Instrumentes, bis auf einmal die Stimme des vermeintlichen Hausmeisters rüde die Harmonie störte: „Wie lange soll das hier noch gehen?“. Die Nasenflügel des Elfen flatterten kurz als er erbost auf schnaufte und mit einem dissonanten Ton sein Spiel beendete. Er atmete tief ein und aus ehe er sich durchs kurze Haar strich, einen guten Schluck vom Wein seinen Gaumen verwöhnen lies und sich schließlich erhob. Während er mit langsamen Schritten auf den Gefesselten zuging richtete er den Knoten seiner roten Seidenkrawatte.

„Es dauert.“, kam es schließlich über Marios Lippen, „Es dauert und dauert und dauert. Solange wie es eben dauert Mister Jaemi.“. Es irritierte Mario keineswegs, dass als er neben sich griff dort auf einem kleinem hölzernem Beistelltisch mit Marmorplatte sein Weinglas stand, es war eben so weil er es wollte. Mit einem großem Schluck leerte er es und leckte sich die letzten süßen Tropfen mit spitzer Zunge von den schmalen Lippen noch während er es wieder abstellte. Der asiatische Unterweltkönig war mit einmal durch ein einfaches weißem Tuch geknebelt, nur Choi Jaemis Augen verfolgten Mario als er schließlich um den Gefesselten schreitend seinen Monolog begann:

„Das ist das Problem mit euch Asiaten: Ihr habt keine Würde. Ihr seid wie kleine Ameisen - tut und tut wie euch befohlen wird, baut einen riesiges Königreich auf und dennoch leben eure Könige im Dreck. - Ein Hausmeister? Wirklich? All diese Mühen, all diese Scharaden und dann stirbst du als Hausmeister. Weißt du wie Al'Capone gestorben ist? An Syphellis, in seiner riesigen Villa, er hat sich Buchstäblich zu Tode gefickt während du Erbrochenes aus Gang drei aufgewischt hast. Und dann auch noch unter der Glocke eines gottverdammten Konzerns weil ihr verfluchten Schlitzaugen zu feige seid in euren eigenem Revier zu hausen. Ich würde dich ja Abschaum nennen aber das wäre eine Beleidigung allen Abschaumes der mir je begegnet ist!“

Um seine Hasstirade schließlich zu unterstreichen spuckte der Elf dem Asiaten mit einmal mitten ins Gesicht, zwischen die schmalen Augen. Er griff wieder zur Seite und nahm den klassischen, hölzernen Baseballschläger von diesem. Fest griffen Marios feine Hände den mit Stoff umwickelten Griff bevor er weit ausholte. Doch statt mit der Keule das Gesicht des Hausmeisters zu zertrümmern zögerte er plötzlich. „Nein – nein das bist du nicht Wert Choi Jaemis. Ich bin Mario Morelli, ich habe zu viel Würde für dich.“. Wieder flatterten seine Nasenflügel als er schnaufend den Baseballschläger auf den Parkettboden fallen ließ.

Vorsichtig ging er einen Schritt zurück als aus dem Schatten hinter ihm vier gesichtslose Ganger traten. „Du bist meine Mühe nicht wert Abschaum.“, resümierte Mario noch einmal ehe er sich umdrehte und wieder zum Klavier schritt. Die vier Schläger warteten noch, bis der Mafioso wieder die Tasten anschlug. Dann schlugen auch sie zu, im feinen Takt der Mondscheinsonate formten ihre grobschlächtigen Fäuste aus dem Triadenboss Choi Jaemis allmählich blutigen Brei.

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30.03.2078 in einem schicken Juwelier in Downtown

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Es wäre übertrieben zu behaupten, dass Mario einen Sinn für Mode gehabt hätte. Er er erkannte ein Markenprodukt bestenfalls am Lable und trug selbst in der Uni schon beinahe täglich die gleiche Art guter aber schlichter Anzüge. Dennoch hatte ein grundlegendes Gespür für das, was zueinander passte und was ihm gefiel. Ein Abgegriffenes, dunkelblaues Hemd zu einer Bluejeans ging zum Beispiel gar nicht, zudem wenn beides aussah, als wäre die Schnittform eines Kartoffelsacks das Vorbild gewesen. Also hatte er, nachdem er Miguel angewiesen hatte die Augen zu schließen, seine magischen Fertigkeiten darauf konzentriert die Kleidung des Jungen schmeichelhafter wirken zu lassen. Das Hemd färbte sich innerhalb weniger Sekunden vom schlichten Blau zu einem frischen, leicht glänzendem Türkies und wurde an Taille, schultern und in der Gesamtlänge deutlich schmaler sowie insgesamt erheblich kürzer. Es saß nun so eng, dass es kaum Interpretationsspielraum über den schlanken Körperbau zuließ es dem Knaben unweigerlich über den Bauchnabel rutschte wenn er sich streckte. Die Hose schien gleichzeitig aus zu bleichen, bekam ein stonewashed look und riss mit einen mal an Knien und Oberschenkeln horizontal auf. Zugleich wurde sie so eng, dass selbst jemand mit Miguels Körperbau wohl Mühe haben musste hinein und wieder hinaus zu kommen. Zu guter Letzt konzentrierte sich Mario auf die abgelaufenen Sportschuhe, deren ergrautes Weiß er neu erstrahlen und die ausgefransten nähte er verschwinden lies.

„Besser,...“, murmelte er zu sich selbst als sein Blick über Miguel wanderte, doch als dessen Augenlider zuckten ermahnte er ihn scharf: „Augen zu lassen!“. „Was macht ihr? Meine Sachen fühlen sich komisch an.“, fragte der junge Stricher irritiert auch wenn er seine Augen fast schon krampfhaft fest schloss. „Oh Miguel,...“, säuselte Mario daraufhin und öffnete ihm die oberen beiden Hemdknöpfe, so dass man die leicht gebräunte, makellose Haut gut sehen konnte: „Du bist ein cleverer Junge, also solltest dir eines schnell merken, stell meine Anweisungen nie in Frage, zweifel nicht an mir und tu was ich dir sage, dann wird es letztendlich immer zu deinem Wohl sein. Das verstehst du, nicht wahr?“. Die Art und Weise wie Mario sprach machten es schwer zu erkennen ob es eine Frage, Erklärung oder Anweisung wahr und so nickte Miguel nur eingeschüchtert nach kurzem Zögern.

Der Schwarzmagier quittierte das mit einem „Guter Junge“, fuhr dem Spanier dabei durchs Haar und schritt am ihm vorbei. Die Verkäuferin des Juwelier Geschäfts stand geduldig und schweigend hinter dem Tresen, sie verhielt sich ausgesprochen diskret und professionell, kommentierte weder das Alter von Marios Begleitung noch die Zauberanwendung. Es hatte gereicht durchblicken zu lassen das man ein Mitglied der Familie sei und schon erhielten Sie einen exklusiven Verkaufsraum und eine eigene Verkäuferin für sich. Diese hatte das gewünschte Goldkettchen auf einem schwarzen Samtkissen drapiert und hielt es Mario entgegen, der das Schmuckstück vorsichtig mit beiden Händen aufnahm zurück zu dem wartendem Jungen schritt und es ihm achtsam um den Hals legte. In goldenen Buchstaben stand nun Miguel im offenem Ausschnitt des Hemdes.

Bevor ihm wieder erlaubte, die Augen zu öffnen, legte Mario dem Stricher beide Hände auf die Schultern und bugsierte ihn direkt vor einem großen Spiegel. „Wow!“, war dessen erste Reaktion als er sich das erste mal betrachtete gefolgt von einem aufgeregt neugierig: „Wie habt ihr das gemacht? Seid ihr ein Magie?! Und warum? Ich mein womit hab ich das verdient?!“. Mario antworte nicht sofort, massierte stattdessen einfach nur für einen Kurzen Moment fest die schmalen Schultern bis Miguel scheinbar den ersten Schock überwunden hatte und sich ein breites, wohliges Glücksgefühl in seiner Aura breit gemacht hatte, dann offenbarte er ihm die neuen Gegebenheiten: „Miguel ich habe einige Tausend Doller genommen und dich von diesem schäbigem Puff los gekauft, du gehörst jetzt mir und ich dulde nicht das du rumläufst wie ein billiger Straßenstricher.“

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3.4.2076, Boston Oper
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„Steck dein verfluchtes Kommlink weg.“, Mario gab Kevin einen Klapps auf den Hinterkopf ehe er sich Diego zuwandte und dem eben gleiche Schelle verpasste: „Und du schluck den Kaugummi runter, Herrgott das ist die Oper und kein Hinterhofclub.“. Der Schwarzmagier kam nicht umhin nach dem austeilen an seinem Anzug und seiner roten Krawatte zu zupfen, eigentlich war es üblich bei derlei klassischen Veranstaltungen einen Frack mit Fliege zu tragen, wie es seine Begleiter taten, aber wenn er schon an Logenkarten herankam, dann konnte er auch ein wenig provoziere und in diesen Kreisen erregte eine rote Krawatte weitaus mehr Aufmerksamkeit, als der Umstand, dass die beiden jungen Männer in seiner Begleitung so öffentlich zurecht wies.

Auf dem Weg von der prächtigen Empfangshalle zur Loge blieb noch Champagner in der Hand des Magiers hängen, wenngleich er auch da schon nichtmehr nüchtern war so gab es nun wirklich keinen Grund diesen Zustand nicht Konsequent aus zu bauen. In der edlen Zuschauernische angekommen eröffnete er seinen Begleitern zu stehen, da sie sonst eh nicht aufmerksam lauschen würden und hielt ihn dann nahtlos einen Vortrag darüber, warum Italienisch die einzig wahre Sprache der Oper sei. Doch als das Licht erloschen und der Vorhang geöffnet waren, waren es seine eigenen Gedanken die allzu schnell von der Oper fort wanderten. In diesem angenehm angetrunken und entspanntem Zustand, in dem gelösten schweben zwischen Macht, Genuss und Vorfreude betrachtete er den Stress und die Anspannung der vergangenen Tage viel distanzierter. Serafina war auf frischer Tat gefasst und in irgendeine dunkle Zelle gesperrt worden, weil er sie angewiesen hatte diesen Einbruch zu begehen und weil er sich entschieden hatte, bei den richtigen Stellen nicht die richtigen Gefallen ein zu fordern. Das ganze ließ Mario erstaunlich kalt, nicht dass er sie nicht als Teil der Familie trotz allem anerkannt und respektiert hatte, warum sonst hätten die Brüder aus ihrem Privatvermögen so viel Geld in ihren Anwalt investiert, doch es war am Ende die für die Familie rationalste Entscheidung gewesen und der Schwarzmagier kontrollierte sich selbst zu sehr, um zu zulassen dass eine einmal getroffene Entscheidung seine Gefühle negativ zu sehr belasten würde.

Das Universum, das Karma, das Schicksal aber, schien mal wieder seine eigene Rechnung zu machen. Kaum das Serafina mit ihrer – interessanten – Persönlichkeit erst einmal von der Bildfläche verschwunden war, wurden ihm zwei noch deutlich komplexere Persönlichkeiten zuteil. Der Mafia Soldati war sich nicht sicher ob die Conessi das ganze witzig fand, es als weitere Prüfung betrachtete oder sie tatsächlich glaubte Mario sei, ob seines Studiums, der familieneigene Seelenklempner, vielleicht sollte er beim nächsten Mal unterschwellig betonen, dass er wissenschaftlicher und nicht klinischer Psychologe ist.

Andererseits brauchten die beiden jungen Frauen wirklich professionelle Hilfe und es wäre wohl das Klügste wenn sie dies innerhalb der Familie erführen, wer weiß was sie sonst noch ausplaudern würden. Nur war sich Mario noch nicht sicher, welche der Beiden den größeren therapiebedarf hatte. Zumindest schien die obsessive schizophrene Psychose der Riggerin für ihre Drohe manifestiert und damit nicht akut behandlungsbedürftig, wobei man sich der Störung und der damit einhergehenden Einschränkungen natürlich bewusst sein muss und es behandeln sollte sobald die entsprechenden Kapazitäten vorhanden sind. Einen akuteren Behandlungsbedarf bringt da die Dracoforme mit sich. Mario war sich nicht einmal sicher, ob die Conesssi wusste was genau sie ihm da angeschleppt hatte, und Mario war sich auch noch nicht sicher ob er es ihr offenbaren wollte. Durch ihre gerade erlebte Dracomorphose litt die junge Frau an einer klassischen akuten impulsiv-bipolaren Störung, die unbehandelt zweifelsohne sich schnell zu einer manifestierten shizo-affektiven Psychose entwickeln würde. Der Schwarzmagier kam nicht umhin sich ihrer annehmen zu müssen, sollten sie und ihre erwachenden Fähigkeiten für ihn und die Familie von Nutzen sein, er sollte Morgen ein paar Termine mit ihr vereinbaren.

Erst durch die Prima Donna die Il dolce suono sang wurde Mario irgendwann wieder aus seinen Gedanken gerissen – die Wahnsinnsarie, wie passend. Fürwahr das Schicksal hatte schon seinen eigenen Sinn für Humor.

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Ende Mai
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„Warum spielst du nicht öfter?“, Kevins Frage war ehrlich, ungefiltert und beinah naiv. Mario mochte die Unfähigkeit seines blonden Liebhabers zu lügen. Vielleicht lag es an der republikanischen Erziehung, an Kevins Schüchternheit oder seinem Respekt vor dem kaum älteren Elfen, aber Mario war sich sicher, dass ihm er Mensch nicht einmal hätte anlügen können, wenn er es gewollt hätte. Irgendwie aber schaffte es diese naive Ehrlichkeit Kevin Mario ein Gefühl von Vertrautheit zu geben. Von emotioneller Sicherheit. Mit Kevin war es nicht wie mit Diego, dem gegenüber er stets stärke und Unantastbarkeit beweisen musste um sich der Hingabe des Lations gewiss zu sein. Es war mit Kevin auch nicht wie im Kreis der Familie, der Republikaner oder der anderen Kreise in denen er sich bewegte, allesamt Haifischbecken in denen jedes ehrliche Gefühl, jede Verletzlichkeit eine unverzeihliche Schwäche war die Konkurrenten, Gegner und Feinde sofort ausgenutzt hätten. In dieser emotionalen Geborgenheit gab es keinen Grund ausweichend von Prioritäten und der Zeit zum Lernen zu antworten, Mario konnte genauso ehrlich antworten wie er gefragt wurde, obgleich sein Blick noch immer auf die schwarz-weißen Tasten des Klaviers in Bollners Wohnzimmer ruhte, die er bis eben gespielt hatte.

„Weil ich Übung, Lernen, Wiederholung hasse.“, und kurz schwieg der Elf ehe er ausführte: „Ich hasse es immer wieder das Gleiche zu tun, das Gleiche zu erleben ohne neues zu Erfahren. Welche Erkenntnis soll schon darin warten, etwas immer und immer zu wiederholen bis man es ins kleinste Detail verinnerlicht hat?“ Er schwieg kurz gedankenverloren ehe seine tiefblauen Augen kurz in die von hellem Blau Kevins blickten als er rezitierte:
„Morgen, und morgen, und dann wieder morgen,
Kriecht so mit kleinen Schritten von Tag zu Tag,
Zur letzten Silb' auf unserm Lebensblatt;
Und alle unsre Gestern führten Narrn
Den Pfad des stäub'gen Tods. - Aus! kleines Licht! -
Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild;“
„Shakespeare?“, mutmaßte der Mensch korrekt und Mario konkretisierte: „Mcbeath.“. Wieder herrschte eine Stille, die ob der Vertrautheit der beiden Liebhaber keinen bedrückte, langsam schritt der Mafiosi zu dem Studenten herüber, setzte sich neben ihn auf das Sofa und woraufhin dieser gleich sein blondes Haupt gegen die schmale Schulter lehnte und nach einem Moment friedlicher Zweitracht weitersprach: „Hast du deswegen mehrere Beziehungen? Weil dich das gleiche zu sehr langweilt?“.

Der Elf hob seine schmalen Augenbrauen, überrascht von so viel Mut des schweigsamen Kevins, doch anstatt ihm zurecht zu weisen beugte er sich vor und küsste ihm die Stirn, sich wohl bewusst, dass diese Frage alles aber kein Angriff sondern nur Angst vor Verlust und Einsamkeit war. Langsam eine Antwort formend leckte die spitze Zunge des Elfen über seine dünnen Lippen ehe er schließlich erwiderte:
„Selbst wenn ich Tausend und Tausend Jahre hier säß‘,
kein Tag wär verlor‘n - mit dir an meiner Seite.
Wärst du das Erste und Letzte was ich je säh‘
mein Leben wär so froh und voll warmer Farben.“

Neugierig wollte der der Blonde wissen von wem das sei und als ihm Mario offenbarte, das es ihm selbst eben in den Sinn kam, beendete Kevin das Gespräch, indem er seine warmen Lippen auf Marios Mund legte und während die Hand des Elfens langsam den schmalen Rücken des Menschen hinabwanderte ließ er sich tiefer in die weiche Ledercouch fallen. Dieses warme, naive Vertrauen des Kevins, seine unschuldige Liebe zu Mario schmeckte so süß und mild das der Magier keine Scheu, keine Angst spürte sie zu genießen, nichts auf der Welt würde ihnen diese unsterblichen Gefühlen und diesen Hort emotionaler Gebotenheit nehmen können. Nichts auf der Welt.

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Im Garten der Zwillinge, just nach Lockdown

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Es war ein Stück weit schon Paranoid, Mario hatte sich die Mühe gemacht alle Tauben ausführlich zu Askennen, erkannte aber keine auffallenden Anzeichen von Krankheiten und wichtiger noch keine unergründliche Aggressivität. Nur ein kurzer Moment der Panik als er ihnen durch einen groben Schnitt mit feinem Skalpell das Leben nahm. Mit einem weiterem Schnitt öffnete er ihnen Längst den Bauch und ihre Organe quollen heraus. Er war davon abgegangen die Leber allein zu verfüttert, Maria und Knut überzeugten ihn das dies als ausschließliche Kost nicht ausreichend war, so gab es nur einen weiteren Schnitt mit der OP-Klinge, die den Magen öffnete und den unverdaulichen Industrie und Plastikmüll heraus holte, das sollten seine Raben nun wirklich nicht essen.

Miguel war bleich geworden, vom zusehen, vom Geruch allein wo er doch nur dabei stand. Aber sein älterer Liebhaber bestand darauf, dass der Junge sich das zu Gemüte zog, früher oder später wird er das Füttern der Vögel auch einmal übernehmen müssen, wenngleich das wohl noch etwas dauern würde. Die Erste und fetteste Taube hatte Mario neben sich gelegt und Miguel erklärt wie wichtig eine strikte Hierarchie innerhalb eines Rudels sei und dass dies Bedeutete, das sich das Alphatier selbst zuerst versorgt – auch wenn er nicht wirklich vor hatte die Taube tatsächlich zu essen war die Geste wichtig. Die nächste Taube warf der Schwarzmagier Loki zu der ob des Blutes schon unruhig herum schlich. Dann schließlich fütterte er die Raben.

Die schwarz gefiederten Aasfresser zerstreuten sich erst flogen dann auf den blutigen Taubenkadaver zu, rappelten aneinander und schubsten sich gegenseitig mit ihren Flügeln und Köpfen bis die größten drei die Taube umringten und zerpflückten. Durch das Treiben der Vögel ein wenig vom brutalen Schlachten abgelenkt fragte Miguel zögernd: „Was treiben die da, sehen sie nicht das es genug für alle gibt?“. Mario sah kurz auf, seine Nase juckte und es kostete Mühe sich nicht mit dem blutgetränktem Gummihandschuh an dieser zu kratzen als er Antwort gab: „Sie sind wie die Menschen, sieh dir die Raben an die fressen: Impulsiv, stark, gierig. Davon überzeugt das es klug sei sich um das Erste, das vermeintlich Beste zu bemühen. Sie springen in jeden Kampf den sie sehen, selbst wenn es bedeutet das sie einander dafür eine Auge aushacken müssen. Du weißt schon wie Cat, wie Vicky – so impulsiv und stürmisch.“. Mario warf daraufhin die mittlerweile vorbereiteten drei weiteren Tauben in Richtung der Raben und ein Großteil derer, die zuvor geduldig warteten flogen zu den blutigen Brocken sich zu laben.

„Dann gibt es jene die zwar stark genug sind sich ihren Anteil zu sichern aber beobachten und effizient agieren, bedacht das beste Verhältnis aus Nutzen und Aufwand zu erzielen. Mein Bruder agiert so, Maria tut es auch.“. Während er sprach hatte er eine vierte Taube geöffnet und warf sie weiter abseits der anderen fressenden Raben und bis auf einen flogen nun auch die letzten Vögel vom Baum um zu speisen: “Und es gibt jene die darauf angewiesen sind, dass sich jemand um sie kümmert, sie sind zu schwach ihren Teil zu beanspruchen, aber bereiten einem genug Freude um sie zu umsorgen.- So wie du Miguel, du bereitest mir auch genug Freude, dass du dich nicht mit anderen um das Essen prügeln musst.“. Der Schwarzmagier grinste schelmisch als er dem Jungen kurz die Stirn küsste. Dieser drehte sich mit einem Anflug von Scharmesröte weg und sah zu dem letzten Raben auf dem Baum. Ein Vogel der weder besonders stark noch schwach wirkte, dessen Federn selbst im fahlen Licht leicht schimmerten und der ruhig auf einem der Äste thronte als ginge ihm die ganze Aufregung um all das blutige Futter nichts an.

„Was ist mit dem da?“, fragte Miguel halb aus Neugierde, halb um ab zu lenken. Mario folgte seinem Blick und wand sich dann dem letzten Taubenkadaver zu, schnitt diesen auf und während er erklärte das sezierte er Herz und Leber aus diesem: „Nun dann gibt es Natürlich noch jene Vögel, die dass soziale System verstanden haben, die Begriffen haben das sowieso jeder zum fressen kommt und die sich, statt um das Futter zu sorgen, sich darum bemühen jenen zu Manipulieren, der füttert.“. Vorsichtig zog sich der Elf die blutigen Gummihandschuhe aus und nahm die Taubenleber und Herz jeweils in zwei Finger einer Hand. Ruhigen Schrittes ging er zu dem über allen anderen thronendem Raben und fütterte ihm die blutigen Organe direkt aus der Hand. Während der Vogel noch schlang strich ihn Mario sanft über das Gefieder: „Nicht wahr Nimmermehr?“

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Nach der Party

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Es war gleich einem herrlichen Sternenregens gewesen als über Tanz und Musik ein funkelnder Schauer aus Millionen kleiner, bunter Glasstücke hinwegging, hinterlegt von einem beinah sakralem, hellen, waren Schein. Die Menge hatte es mit erstaunen aufgenommen und der Großteil schien trotz kleiner Schnitte davon überzeugt, es sei nichts als ein Effekt dieses rauschenden Festes. Freier Alkohol, rythmische Klänge und Berauschende Magie hatten die Besucher allzu rasch bewegt sich von ihren Sorgen und Ängsten zu lösen und sich dankbar der Ekstase hin zu geben. Allzu turbulent, allzu beunruhigend waren die letzten Wochen für jeden innerhalb der Quarantäne gewesen, als das sie dieser verlockenden Ablenkung nicht hätten widerstehen können.

Inzwischen aber drang das Licht der frühen Morgenstund in die glaslosen Fenster der Kirche und die meisten Gäste die noch gehen konnten waren gegangen. Sean hatte Mario in informiert, dass er bei dem Gebiet das Vulcanus vernichtet hatte von drei bis viertausend toten ausgeht. Die Zwillinge würden einander nie in Frage stellen, aber Mario wusste, dass es seinem Bruder missfiel und das er ihm eine Erklärung schuldig war. So kam es dazu, dass die Zwillinge auf dem Wuchtigem Altar im Gebetsraum saßen, zwischen ihnen nur eine halbvolle Flasche Wein und vor ihnen der buchstäbliche Scherbenhaufen der vergangenen Nacht.

„Um die Fragen zu beantworten die du nicht stellen wirst.“, leitete Mario nach einer Weile der stillen Zweisamkeit ein, nur um dann nochmals zu unterbrechen, er griff nach der Weinflasche und nahm einen kräftigen Schluck bevor er fortfuhr: „Ja, ich habe den Dämon befohlen die Angreifer aufzuhalten, nachdem ich diese aufgefordert hatte um zu kehren. Diese blinden Fanatiker und hirnlosen Schafe wären früher oder später in jeglicher Form zum Problem geworden, sicherlich hätte man es eleganter lösen können, aber das hätte mehr Zeit und Vorbereitung gebraucht.“

Wieder schwieg Mario kurz, sortierte die Worte die er dann langsam und bewusst aussprach: „Einen Dämonen der so mächtig und so schwer zu Kontrollieren ist zu beschwören ist immer der sprichwörtliche Pakt mit dem Teufel. Es war – es ist - riskant und fahrlässig und das wusste ich nicht erst seit deiner Opferzahlschätzung. Ich habe solch ein verheerendes Ergebnis nicht erwartet und nicht gewollt – ich muss zugeben es berührt mich auch erstaunlich wenig – abgesehen davon, das mir bewusst ist, das es uns Schwierigkeiten bereitet drei bis viertausend Tote zu erklären – könnte es mich kaum mehr interessieren als die Pegelstände im Hafenbecken. Vielleicht stumpft man ab in Zeiten der Not, vielleicht waren mir Andere schon immer egal gewesen.“

Mario bekam gar nicht mit ob sein Bruder seine Erklärung kommentierte oder nicht. Zu sehr kreiste er in seiner eigenen Gedankenwelt, zu sehr verbiss er sich in dem Willen dazu, sich zu erklären vor seinem Bruder aber gleichsam auch vor sich selbst. Beinah als würde all sein Wirken mit all seien grausamen und weitschweifenden Folgen erst durch eine logische Erklärung gerechtfertigt werden. Er suchte eine Rechtfertigung, einen schwerwiegenden Grund um das Geschehende zu erklären als plötzlich ohne, dass er vorher darüber nachdachte es aus ihm heraus brach: „Kevin hat mir vertraut, er hätte ohne zu zögern alles für mich getan und alles was ich dafür hätte tun sollen war ihn zu beschützen. Doch jetzt ist er einer von ihnen und statt seiner zu rächen und sie alle zu vernichten habe ich sie aus der Habgier nach Einfluss und der Sucht nach Vernunft verschont, weil es unseren Wirken dienlich sein wird. Ich hab ihn Verkauft und Verraten für ein Stückchen mehr Macht. Macht – Einfluss – Kontrolle – nenn mir den Preis und ich kaufe. Kevin ist veräußert und Diego ist irgendwo eingelagert und statt nach ihm zu suchen bau' ich ein verfickten Puff für all den Einfluss der sich in dieser apokalyptischen Karikatur des Lebens dafür bietet. Ich bin ein erbärmliches Stück Scheiße Sean, ich kann nicht mal auf das aufpassen was ich mir zu eigen gemacht habe. Ich kann nicht auf das acht geben was ich mir genommen habe und hör zugleich nicht auf mir mehr und mehr zu nehmen, wie ein Krebsgeschwür wachse ich ohne Rücksicht auf Selbsterhaltung. Dieses Selbst kotzt mich an, es ist schwach, manipulierbar, dekadent, träge, heuchlerisch und selbstzerstörerisch. Für einen Moment habe ich geglaubt, ich kann es ausmerzen, ich kann es im Licht von Tausend Sonnen verbrennen wenn ich ihm nur ein Waffe gebe die mächtig genug ist. Doch dieses Selbst ist nicht in der Lage diese Waffe zu bedienen – zu kontrollieren. Es wird sich eher selbst zerstören bevor es lernt damit um zu gehen.“

Obgleich der Schwarzmagier seinen Monolog kurz mit dem Griff zum Wein unterbrach, gab er seinem Zwilling nicht wirklich die Möglichkeit einen Dialog zu beginnen. „Doch die Waffe auf zu geben wäre nur die Reaktion dieses erbärmlichen Selbst das nicht einmal an sich selbst glaubt Sean, nicht wahr? Aber ich bin besser als das – wir sind besser als das Sean“, er klopfte sich plötzlich auf die Oberschenkel und sprang überraschend auf. „Ich brauch deine Hilfe Sean – und die der anderen – wenn man mit einer mächtigen Waffe nicht umgehen kann, dann nimmt man nicht eine schwächere sondern eine die man besser Kontrollieren kann.“

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Abschnitt im Spoilern enthält eine anstößige wenngleich nicht expliziehte Szene.

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„Mach den Schund aus.“, Mario war nicht schlecht gelaunt, nur konzentriert am Tippen auf einer antiken Schreibmaschine und obendrein der Meinung, dass Miguel keinerlei Musikgeschmack hatte. Dieser hatte das laute Kommlink in die knappe, weiße Badehose gesteckt als er dem Elf auf einem silbernem Tablett Espresso hereintrug und protestierte nun kleinlaut: „Aber das ist aber das Einzige was man mit nem Link empfängt außer dem bescheuertem Notsignal“. Der Zwilling sah auf, schüttelte den Kopf mit betonter Enttäuschung und erwiderte im passenden Tonfall: „Miguel – was soll mich mehr enttäuschen? Das du die Kunst der hunderten Opern in unserem Heimknoten nicht schätzt oder das du wieder das verbotene Wort benutzt hast?“. Intuitiv wich Miguel zurück stellte dann aber scheinbar fest dass er das Tablett abstellen musste um das weiter dudelnde Kommlink auszuschalten. Vorsichtig, wie eine Maus die versuchte sich an einer Schlange vorbei zu schleichen, ging er in leichtem Bogen auf den Schreibtisch zu und stellte das Tablett auf diesen ab, nicht ohne, dass Marios stechende, grüne Augen ihn nur einen Moment aus den Augen ließen. Sobald seine beiden Hände frei waren griff er zu dem Gerät um es beinah schon nervös stumm zu schalten. In der Hoffnung das wäre ausreichend um den Mafiosi milde zu stimmen frage er mit entschuldigendem lächeln: „Besser?“

„Besser Miguel…“, antworte Mario und ließ dem Knaben gerade genug Zeit um an die Aussage zu glauben ehe er fortfuhr: „… ist nicht gut genug“. Die schmalen Lippen des Elfen verzogen sich zu einen schelmisch-diabolischem Grinsen: „Glaubst du wirklich ich bin zufrieden mit etwas, das einfach nur weniger schlecht ist als der Ursprungszustand?“. Der Junge schluckte kurz und wich ein halben Schritt zurück, wo er nun aber mit dem Rücken zur Wand stand als Mario sich erhob und nun vor ihm stand. Die schmalen Finger des Elfen strichen über die flache, seidige Haut des Knaben und der Blick des Magiers wirkte verträumt dabei. Doch obgleich der Blick Marios beinahe abwesend wirkte schafften es seine Hände Miguel genau dort und so zu berühren wie es den Teenager in andere Sphären Trieb, es war ihm als wenn der Schwarzmagier jede seiner Reaktionen las und gegen ihn wandte. Hilflos, beinah verzweifelt ob seiner eigenen Gefühle und Reaktionen fühlte sich Miguel, bevor er sich schließlich fallen ließ, emotional und physisch auf die Knie ging. Er war sicher und sich sicher dass Mario ihm trotz aller Kontrolle, nein wegen aller Kontrolle die er über ihn hatte ihm nie verletzen, nie verstoßen oder verlassen würde. Der Junge ließ sich einfach fallen und gab sich diesem süßen Traum hin als er merkte wie das schmale Stahlhalsband um seinen Hals langsam enger wurde. Er merkte wie seine Lungen immer weniger Luft einatmen konnten, doch statt Panik kam in ihm nur eine weitere Welle aus Euphorie und Lust auf…

„Gut genug.“, meinte Mario und richtete sich seine Krawatte kurz ehe er sich wieder der Schreibmaschine. „Was schreibst du da eigentlich?“. „Ein Vertrag.“, kam von dem Schwarzmagier knapp zurück und es war nicht schwer an Miguels verhaltender Reaktion zu merken, dass ihm dies wenig beantwortete, so dass Mario dann doch weiter ausführte: „Ich werde einen sehr mächtigen Geist in unsere Eben der Existenz führen und an mich binden. Profan und sehr vereinfacht gesprochen will ich dem Teufel ein seiner Söhne abkaufen.“. „Dem Teufel?“, Miguel musste kurz grinsen aber der strenge Blick des Elfen brachte ihn schnell wieder zu Raison: „Ich meine… also… wie ehrlich?“. „Der Teufel, der Satan, El Diabolie, der Belzebub, an Diabhal, Diavolo Miguel ist ein Realexistierender sehr, sehr mächtiger Geist, vermutlich sogar mehrere. Dabei gibt es verschiedene Theorien darüber warum er Existiert, weil wir an ihn glauben- oder glauben wir an ihn weil er Existiert. Das ist ein wenig zu vergleichen wie die Frage nach dem Huhn oder den Ei, fakt ist aber dass er Existiert, dass er eigene Handlungsmotive hat, das er eine eigene Agenda hat – die im Übrigen nicht so sehr aus dem herbeirufen der Apokalypse besteht – und das er ein durchaus ernst zu nehmender Verhandlungspartner hat.“.

Miguel nickte langsam, zögerlich – so ganz verstand er das, was ihm der Schwarzmagier da erzählte dann aber doch nicht und fragte vorsichtig: „Und eh… der Teufel will dann dafür aber wohl kaum Geld? … Wirst du… ähm ich meine… jemanden Opfern oder so?“. Ein leichtes schmunzeln ob dieser Naivität konnte Mario nicht verbergen, antwortete schließlich aber ernsthaft: „Nein – ganz bestimmt nicht. So etwas tun nur Blutmagier und die Grenze zwischen Blutmagie, toxischer Magie und Wahnsinn ist zu dünn, als das jemand bei klarem Verstand sie je freiwillig eingehen sollte. Wann immer ein Metamensch besondere Erfahrungen Macht, etwas lernt, erfährt, erlebt sammelt er eine Art Energie an: Weisheit, Erfahrung, Karma – diese Energie hat verschiedene Namen. Sie Fluktuiert stark in uns, wir erlangen sie wie gesagt durch neue Erfahrungen, verbrauchen sie aber auch wenn wir uns weiter entwickeln, wenn wir uns neues Wissen aneignen, viel Trainieren oder neue Zaubersprüche erlernen. Auch Geister brauchen diese Energie um sich weiter zu entwickeln, sind aber wesentlich schlechter darin sie anzusammeln womit wir bei der Währung wären.“.

Es dauerte wieder einige Momente bis der Knabe zu verstehen schien und schließlich noch nachhakte: „Aber ist es nicht gefährlich mit dem Teufel zu verhandeln?“ „Durchaus“, stimmte Mario zu: „Deswegen werde ich auch nicht allein dorthin. Ich wird mein Bruder mitnehmen für den klaren Kopf. Zudem Knut und Nelli als Magier die auch Erfahrung im Umgang mit Geistern haben sowie Vicky und Maria um uns den Rücken frei zu halten. Durch ein Ritual werden wir hingelangen, wen alles gut läuft wird es in ein paar Stunden vorüber sein.“´“Uhm? – und wenn nicht?“. Mario erwiderte Miguels frage mit einem sanften lächeln: „Keine sorge ich werde dich nicht allein lassen, es ist nicht ohne Risiken, aber wenn alles klappt werde ich danach um einiges besser auf uns aufpassen können.“. Das Nicken des Jungen war etwas zu zaghaft um voll überzeugt zu sein, dennoch beendete Mario das Gespräch schließlich mit eindeutigen Worten. „Aber nun verschwinde ich, kann mich nicht auf meinen Vertrag konzentrieren solange du hier in diesem Hauch von nichts umherhüpfst.“

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Die scharfe Klinge glänzte im hellen Licht der weißen LED Deckenfluter als sie sanft über Marios weiche, blasse Haut glitt. Eine einziger schneller, entschiedener Schnitt mit dem gefährlichen Metall wäre genüge gewesen um ihn Luftröhre und Halsschlagadern des Schwarzmagiers zu zerfetzen und sein Leben so in wenigen Sekunden zu beenden. Der Schock und der rasante Blutverlust hätten es nicht einmal besonders Schmerzvoll gemacht, es wäre schnell aber dreckig zu Ende gewesen. Doch ganz gleich wie offensichtlich diese Möglichkeit war, Mario kam sie nicht in den Sinn, er saß ruhig und entspannt in seinem Bad, den Kopf weit nach hinten gestreckt und die Augen geschlossen während ihn sein neuer Gefährte, während ihn Habibo Grico mit ruhiger Hand rasierte.

Der Schwarzmagier war so ziemlich mit dem Gegenteil von Furcht erfüllt gewesen. Er war zufrieden, stolz, selbstsicher. Wie viel hatte er geforscht, wie viele Fallbeispiele hatte er zusammen getragen, Studien erstellt, Experimente durchgeführt und wie viele endlose Diskussionen geführt, zuletzt sogar mit einfältigen, ignoranten Erwachten aus der Familie um die absolute Diversität von Geistern in ihrem Wesen und Handlungsmotiven zu beweisen. Nun aber war sein geliebter Sklave hier und ging darin auf ihn zu bedienen, ein Geist der verkauft wurde von einem weitaus mächtigerem. Astraler Sklavenhandel mit Geistern war etwas, das es laut dieser ganzen Hippi-Schamanen und engstirnigen Hermetiker gar nicht geben dürfte, erst recht nicht mit Geistern die sich diesem Schicksal fügen.

Der kleine, nachtblaue Incubus spülte das Rasiermesser ein letztes mal ab ehe er es beiseite legt und mit seiner zum dämonischem Körper beinah unpassend glockenhellen Stimme sprach er: „Fertig Meister.“. Ohne die Augen zu öffnen Griff Mario nach dem Handgelenk seines Vertrauten und führte dessen Handrücken sanft über seine frisch rasierte Wange. Kein schaben oder kratzen war zu spüren, kein Stoppel übrig geblieben und als die Fingerspitzen des Geistes auf den Lippen des Elfen lagen küsste er sie zärtlich, zwischen die Finger Hauchend: „Gut gemacht Habibo.“.

Routiniert nahm Mario das sündhaft überteuerte Aftershave, dass er sich sparsam auf die Haut verteilte ehe er sich aus Gewohnheit nochmals kritisch im Spiegel betrachtete und seien Krawatte richtete ehe er sich zur Tür wandte. „Bevor wir dich aber den anderen vorstellen gehen, sollte ich dir noch ein wenig was über sie erzählen.“, während er sprach nahm der Elf sein Kommlink hervor um dem Geist entsprechende Bilder seiner Gefährten zu zeigen. „Zuerst einmal mein Bruder, der taktische, logischere von uns beiden - aber auch der emotional instabilere von uns beiden. Wir stimmen zwar bei weiten nicht immer überein aber du kannst davon ausgehen, dass er nie etwas täte das mich gefährden würde und ich erwarte deswegen auch von dir dich ihm gegenüber respektvoll und schützend zu verhalten.“. Als nächstes stellte Mario dem Geist Miguel und Diego sowie anschließend Millheimer und andere nahe Freunde vor ehe er zu den anderen Familienmitgliedern kam.

„Die Nocturne heißt Maria, sie hat eine schwerwiegende Sozialisierungsstörung mit Schwierigkeiten Gefühle, Redewendungen und Sarkasmus zu erkennen. Sie ist aber auch verlässlich, loyal und vor allem dank ihrer Adeptenkräfte kampfstark, weshalb ich ihre Nähe schätze.“ mit dem Daumen wischte Mafiosi beiläufig das Antlitz der Nächtlichen hinfort und ließ statt ihrer einen Gnom auf dem Kommlinkmonitor erscheinen. „Knut ist ein Magier und Heiler der Asen und Wanen, aber recht unscheinbar wenn man ihn nicht direkt anspricht oder mit seinen Fachgebieten konfrontiert – was ihn nur bedingt einschätzbar macht aber bisher verhielt er sich meist überlegt und stets loyal.“. Wieder wechselte Mario das angezeigte Gesicht, sprach aber dabei schon weiter: „Eine weitere Vollmagierin ist die Schamanin Nelly, ich kenne sie noch nicht lang aber angesichts ihres gravierenden Wissensmangels vermute ich, dass sie ihren Bachelor durch Kontakte, Schmiergeld oder ähnliche Umstände erhielt, in jedem Fall bin ich äußerst skeptisch was sie angeht. Betrachtet man die Umstände wie sie zu uns kam kann man fast denken sie sei uns aufgegeben worden.“. Zu Letzt zeigt der Magier seinem Vertrauten noch ein Bild von Vici und beschrieb sie: „Dann gibt es schließlich noch Victoria, ein Drake, Magieradept und abgesehen davon, dass sie es mit ihrem Adoptivbruder treibt und ein massives Aggressionsbewältigungsproblem hat, ist sie dank ihrer erwachten Kräfte durchaus zu gebrauchen. Sie ist zwar auch noch nicht lange bei uns, hat aber bewiesen das sie bereit ist die Dinge zu tun die notwendig sind ohne dabei die falschen Fragen zu stellen. Dennoch musst du achtsam sein ihr Temperament macht sie schwer berechenbar.“.

Schweigsam und aufmerksam lauschte Habibo den Ausführungen seines Beschwörers und Meisters bis dieser schließlich das Kommlink wegsteckte. Schon längst waren sie im unteren Geschoss angekommen und Esszimmer her konnte man gedämpft Klappern und Schnattern vernehmen. Es war Zeit einander vorzustellen.

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Den ziehenden Schmerz in der Handinnenfläche nahm Mario gar nicht wirklich wahr, obgleich er mindestens eben so stark war, wie die in Diegos Wange, auf der die Hand geschellt war. Der Schwarzmagier registrierte auch beinahe unberührt das sein Liebhaber ihn mit der kräftigen rechten Hand am Hals packte, gegen die nächste Wand drückte und an dieser mit einem Arm hoch hob. Blut und Sauerstoff wurden zunehmend Knapper im starken griff des Sportstudenten doch Mario verzog keine Mine. Mehr noch hielt er Habibo mit einem Gedanken davon ab ein zu schreiten. Hilfe zu rufen wäre ein Eingeständnis dafür, die Kontrolle verloren zu haben.

Kontrolle – es geht immer um Kontrolle. Nicht um die Art von Kontrolle, die man durch Furcht oder Zwang erreicht, nicht um die Art, die man durch Respekt oder Sold erreicht sondern um die einzig wahre Art. Die Art von Kontrolle bei der Mario sein Gegenüber dazu bringt, sich aus eigener Intention heraus dem Schwarzmagiers zu unterwerfen, bei der die Intention allen Handels die Erfüllung von Marios Willen dient. Und genau diese Art von Kontrolle, die Diego mehr als jeder andere Verkörperte war dem Mafiosi entglitten durch Umstände die sich ihm völlig entzogen.

Diego wich Marios Blick aus, er hielt diesen Eisblauen Augen nicht mehr stand die ihm starr und unbeindruckt von der kräftigen Hand am Hals des Elfen anblickten. Ihre regungslose Selbstsicherheit verhöhnten den Menschen durch das völlige fehlen von Panik, Angst oder auch nur Verunsicherung. Dieser Blick allein stellte Marios unerschütterlichen Führungsanspruch klar, das Bewusstsein des Magiers, dass der Student nicht zu Ende bringen würde was er hier versuchte. Diegos Arm zitterte, Diego zitterte, seine Beine wurden weich – dann ließ er los und sank mit hängendem Kopf auf die Knie.

Trotz aller Selbstsicherheit schnappe Mario nun nach Luft, vier, fünf mal tief ein und ausatmen, bevor er wortlos seine rote Krawatte richtete, mit der Rechten erneut aus holte und Diego erneut eine heftige Ohrfeige verpasste, was dieser nun aber reglos hinnahm. Es folgte eine beinah erdrückende Stille in der man den Sportstudent deutlich hatte Schlucken hören ehe er kleinlaut zu stammeln begann: „Es... es tut mir leid.“. „Ich weiß.“, war Marios ruhige, beinah verständnisvolle Antwort und beide wussten, das nicht der Übergriff gerade sondern die Wochenlange zwangsweise Trennung gemeint war. Langsam, sanft strich der Elf mit dem Handrücken über die Wange, die er eben noch so hart gescholten hatte und Diego schmiegte sich ganz vorsichtig dagegen während er mit dem Blick immer noch zum Boden gesenkt hervorbrachte: „Ich hab dich vermisst.“.

Wieder war die Antwort des Schwarzmagiers „Ich weiß.“, diesmal aber umschlossen die langen, blassen Finger beider Hände das Karamellfarbene Gesicht seines Geliebten und hoben es an bis sie einander in die Augen blickten. Ruhig aber nicht zögerlich beugte sich der Elf herab bis sich ihre Lippen zärtlich berührten und als sich Mario wieder aufrichtete drückte er das Gesicht des Menschen sachte gegen seinen Unterleib, strich ihm dabei immer wieder über den Kopf als er ihm versprach: „Ich lass dich nie wieder fort von mir.“.

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In dem Haus das es nicht gibt.

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„Herr, ich weiß, dass es mir nicht zu steht euer Handeln in Frage zu stellen, aber solch ein ignoranter, einfältiger Mensch verdient eure Aufmerksamkeit nicht.“, Habibo klang halb verunsichert, halb eingeschnappt und Mario regierte nur mit einem lang gezogenem „mhm“. „Ich will damit nur sagen, dass seine Respektlosigkeit und Undankbarkeit euch gegenüber Bestraft werden müsste, vor allem da ihr es wart, der alle kritischen Eckpunkte des Plans ersannt hatte.“, säuselte der kleine Incubus weiter und obgleich sein Beschwörer nun die schmalen Augenbrauen hochzog und fragend „hmm?“ brummte schien der Elf ihm nun seine Aufmerksamkeit zu schenken und schob das Buch das er bis dahin noch las beiseite. Habibo drückte den Rücken durch und wollte wohl aufrecht und unbewegt Knien doch sein Schwanz schlug scheinbar im Eigenleben von Links nach rechts hin und her während er weitersprach: „Er hätte zumindest im stillen seinen Dank ausdrücken und die Überlegenheit metamenschlicher Diversität und magischer Fähigkeiten anerkennen sollen.“.

Stillschweigend blickte Mario den hellblauen Dämon eine weile an, versuchte dessen Worte und Verhalten ein zu Orden, las in Habibos Gesicht und Aura bis er plötzlich spitzbübisch lächelte: „Wenn Diego oder Miguel so etwas sagten, dann würde ich davon ausgehen, dass sie die Regeln der Familie einfach nicht überblicken. Doch du verstehst meine Intentionen durchaus, dir ist bewusst, dass es hierbei nicht nur um Bookkeeper geht sondern er zum einen zu der unangenehmen Notwendigkeit wurde um unsere Position innerhalb der Familie zu stärken und zum anderen eine sinnbildliche wenn nicht sogar faktische Prüfung unser Hingabe zu den Traditionen der Familie sind, die uns mindestens eben so dienlich wie lästig sind.“.

Die Spitze Zunge des Magiers leckte sich über seine schmalen Lippen als er sich ganz seinem vertrautem zuwandte und sein Lächeln schien noch spitzer zu werden: „Da du dir aber wie formuliert dessen bewusst bist gibt es zwei Optionen, entweder du willst dich mir Anbiedern, was du für gewöhnlich eleganter, weniger subtil tun würdest, oder aber, was ich für wahrscheinlicher halte, du versuchst mich durch die offensichtlich zur schau gestellte Präsentation deines vermeintlichen anbiedernden Unwissens in der Überzeugung dessen, dass ich diese Scharade durchschauen würde zu provozieren, als das ich dich dafür züchtige.“. Nun war es Habibo der für einen unkontrollierten Moment lang grinste, dessen Aura kurz erregt aufflatterte ehe er in demütiger Geste den Kopf senkte. Zeitgleich erhob sich sein Meister und schüttelte schmunzelnd den Kopf „Du böser Junge.“.

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Zwischen Raum und Zeit.

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In dicken, runden Tropfen floss das rote Wachs langsam von der Kante der brennenden Kerze ihren Schaft herab, immer langsamer wurde es auf den weg herab und erstarrte schließlich, als es auf den kühlen, gusseisernen Kerzenständer traf. Das flackernde Licht hunderte Kerzen hatte den Lounge des Sancta Domus Dibaoli in ein warmes, oranges Licht gehüllt. Die von der Villa hierher transportierten Stahlstatuen gefesselter Menschen, Elfen und Dämonen warfen tanzende Schatten gegen die von bordeauxfarbenen Pentagrammen und Dämonensigil verzierten, anthrazitfarbenen Wände.

An der Stirnseite des Raumes stand auf einem halben Meter erhobenen Balkon Marios glänzend schwarzer Thron, flankiert auf der einen Seite von einem Schreibtisch samt antikem Bücherregal und auf der anderen Seite von einem einladend bequemen Diwan. Auch in der Mitte des Raumes waren um ein riesiges Pentagramm im Boden drei etwas kleine Diwan sowie mehrere Sofa und Sessel drapiert. Auf der anderen Seite des Raumes befand sich neben der Tür noch eine kleine Bar.

Doch bis auf das leise knistern der brennenden Dochte war der Raum beinah totenstill, nur das leise, flache von Mario, der zusammengesackt auf seinem Thron saß, konnte man gerade noch wahrnehmen. Der Schwarzmagier war in eben jenen Moment in weit entfernten und ständig Nahen Sphären, am Hofe Asmodeus getreten um ihn ein Geschenk, ein Angebot zu machen, ein Symbol der Christenheit, ein Symbol ihrer Scheinbaren, ihrer einstigen Überlegenheit über all das, was sie Sünde und Frevel nannten. Es war den Jesusjüngern ein Erinnerung an vermeintlich bessere Zeiten und nun in die Hände jener geraten, die sie so sehr verteufeln – im wahrsten Sinne des Wortes.

„Ein ungewöhnliches Geschenk -fürwahr, aber bedenkt nicht das Objekt oder seine Aura Großer König – Bedenkt stattdessen die Möglichkeiten darin. Es dem Feuer zu geben allein – welch Schock für die Christenheit das wäre – oder gar es zu Tränken im Rausch von Lust, Gier, Hingabe und Verlangen bis seine Aura sich umkehrt und es ihnen dann zu senden als Zeichen wie vergänglich und schwach alles ist woran sie glauben.“, der Schwarzmagier sprach ruhig, versuchte angestrengt den schmalen, notwendigen Grad zwischen Demut und Selbstbewusstsein zu finden, den dieser Hof verlangte. Eine kleine Rhetorische Pause legte er ein ehe er dem mächtigen Dämonen noch eine dritte Option nannte: „Natürlich könnte man es auch als Köder nutzen, jene zu locken die tief im falschen Glauben aber naiv im Denken sind. Sie blenden mit dem Symbol dem sie soviel Bedeutung schenken um sie dann auf den Pfad der Dunkelheit zu führen, in Tiefen zu locken die sie verschlingen und nie wieder loslassen werden.“

Erneut schwieg Mario kurz eh er abschloss: „Wie auch immer ihr mit diesem Symbol unser Feinde verfahren wollt mein Lord, ich werde es euch zu ehren Tat werden lassen.“

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