Neu Monaco, irgendwo auf der Vergnügungsmeile, 29.08.2076, ca. 2 Uhr

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Fabrizius ging die noch immer vor Lebenskraft strotzende Straße entlang. AROs warben um Kunden, lärmende und betrunkene Leute torkelten glücklich durch diese milde Nacht. Es war fast wie auf der Reeperbahn, nur etwas gesitteter. Dareka hatte sich für die Gestalt von Fabrizius entschieden, weil er mal wieder etwas maskuliner sein wollte. Der Auftrag hatte ihn einmal mehr klar gemacht, wie oft das eigene Überleben vom Glück abhängen konnte.
Dareka entschloss sich in eine Bar zu gehen. Die Bar war nur noch zur Hälfte geführt. Aus einer alten Jukebox dröhnten die letzten Charthits. Zu den überwiegenden Kunden gehörten Norms und Elfen, die wiederum eher zu den Dienstleistern gehörten, als hier wirklich zu den Reichen und Schönen zu gehören. Dareka ging zum Tresen und setzte sich dort auf einen Hocker. Ein Nocturne in ordentlicher Barkeeperkleidung war wenige Augenblicke schon bei ihm. "Que voulez-vous?", fragte der Barkeeper in fließendem französisch. Dareka antwortete: "Faire un Cosmopolitan." Der Nocturne nickte und holte sich die Zutaten. Dareka sah ihm beim Zubereiten zu, war aber mit den Gedanken ganz wo anders.
Das viele Blut, der wahnsinnige Ausdruck in den Augen der Besatzung, das ständige Gefühl von Angst ohne offensichtlichen Grund und dann noch Psychos Ausraster. Dareka war es klar, dass dieser Raum mit diesem Metzger für Psycho vorkommen musste, wie einem Drogenjunkie dem man kostenlos einen Schuss anbot. Aber das dass so ausarten würde, wollte Dareka noch immer nicht in den Kopf.
Der Barkeeper stellte Dareka den Cosmopolitan hin. Vorsichtig nahm Dareka einen Schluck davon. Er hatte schon bessere, aber der Cocktail diente in erster Linie der eigenen Beruhigung. Müde blickte sich Dareka in der Bar um. Niemand schien besonders nach einem Gesprächspartner zu suchen. Zu gerne hätte er sich in die alltäglichen Probleme einer Konzerndrohne gestürzt und ihm oder ihr eine Schulter zum ausheulen gegeben, um am Ende noch etwas Spaß haben zu können. Dann blieb Dareka wohl nur der alte Feind übrig, der schon ihrer vergangenen Familie zusetzte.
Nach einem weiteren Schluck von dem Cocktail kreisten Darekas Gedanken wieder um ihr Team. Jeder wusste jetzt, das John ein Vampir war. Besonders tragisch war dies wohl für Pixel, oder Juni wie er sie nannte, da er Onkel ist. Mit dem eigenen Onkel rennen. Kein Tridbuchautor könnte etwas seltsameres schreiben. Wahrscheinlich wird sich im Team kaum etwas ändern, da jetzt klar zu sein scheint, wo her Johns komische Art her kommt. Zum einen von der MET zum anderen ist da ein Virus in ihm, der komische Sachen von ihm haben will.
Dareka lehrte sein Glas. Er wartete bis der Barkeeper wieder auf ihn achtete und sagte: "Une plus" Der Barkeeper machte sich sofort wieder ans Werk. Dareka dachte an die "Dates" zurück, die er mit John hatte. War er schon dort ein Vampir gewesen? Hat er etwas mit ihm getan, ohne das er es mitbekommen hatte? Wohl kaum. John ist kein Manipulator in diesen Dingen. Er war zwar ein Magier, aber eher einer der Haudrauf-Sorte. Deswegen kam er ja eigentlich auch gut mit Blaze klar. Einfach Befehle ausführen, die möglichst gewaltätig sind. Das ist sein Lieblingsvorgehen. Aber dumm ist er nicht. Er mag ungehobelt sein, wie ein russischer Holzfäller, aber keines wegs dämlich.
Der Baarkeeper stellte den nächsten Cosmopolitan vor Dareka. Er nahm wieder einen Schluck davon. Der Geschmack auf der Zunge ließ ihn einen Moment diese schreckliche Nacht vergessen. Vielleicht löste sich wirklich alles einfach in Wohlgefallen aus. Es war naiv zu glauben, dass die anderen Psycho ohne Vorbehalte weiter im Team arbeiten lassen. Auf der anderen Seite jedoch, war sich wohl jeder im klaren, dass John wohl zu wichtig für die Offensivkraft des Teams war. Und er hatte sie bisher nicht gebissen. Wahrscheinlich hatte er das auch für die Zukunft nicht vor. Aber vorsichtshalber sollte man wohl einen Snack für ihn bereit halten. Ob es wohl Blutpackete mit Hühnchengeschmack gab? Dareka schmunzelte und genehmigte sich einen weiteren Schluck.

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Neu Monaco, Kitty I, 30.08.2076, ca. 19 Uhr

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Dareka lehnte sich auf die Reling, in Gestalt von Beatrice, und sah hinaus aufs Meer. Sie ließ die Lektionen des AR-Trainers noch mal auf sich wirken. Wie von selbst kamen ihr seine ersten Schritte in die Schatten in den Sinn. Damals war sie noch Leilah gewesen. Weit davon entfernt das Chamäleon zu sein, welches sie heute ist. Angefangen hatte alles, als sie als Jugendliche sich mehr oder weniger alleien Durchschlagen musste. Ihre Familie als zerrüttet zu bezeichnen, spottete jeder Beschreibung. Ihre Großeltern waren Heroinabhängige gewesen. Dareka kannte nur ihre Großmutter persönlich, hatte aber nie eine enge Bindung zu ihr, da ihre Großmutter meistens in ihren Halluzinationen hing. Ihre Eltern waren Chipheads. Als sie gerade mal 8 Jahre alt war, verließ ihr Vater die Familie und tauchte nie wieder auf. Wahrscheinlich starb er in der Gosse, oder bei dem Versuch sich irgendwie Geld für Chips zu organisieren. Mit 11 hatte Dareka ihre Familie hinter sich gelassen, als auch ihre zwei älteren Brüder mit dem Dealen und nehmen von Chips angefangen hatten.
Ein Jahr lang schlug sie sich als Diebin durch. Durch ihre SINlosigkeit interessierte sich auch niemand besonders für sie. Es gab tausende Kinder wie sie in den Ghettos von Hannover. Mit dem einsetzten der Pupertät erkannte sie, dass ein freundliches Lächeln, etwas gespielte Naivität und gezieltes Vorspielen von falschen Tatsachen einem den Bauch besser füllte, als jemanden einen Credstick oder ein Kommlink zu stehlen. Irgendwann, sie wusste nicht mehr genau wann es geschehen war, traf sie auf Boulder, einen Troll der halbtags auch als Schieber arbeitete. Treffen war wohl der falsche Begriff, denn er hatte sie beim bequatschen eines seiner Kunden bemerkt. Er bot ihr an, ihr etwas unter die Arme zu greifen, wenn sie für ihn arbeiten würde.
Boulder wurde somit zu ihrem ersten Schieber. Er vermittelte sie an verschiedenste Teams. Mal als Infiltratorin, mal als Unterhändlerin. Nach eienr Weile kristalisierte sich heraus, dass sie, die damals noch als Kindchen bekannt war, am ehesten als Unterhändler und sozial Infiltrator taugte. Sie verdiente genug, um sich in den besseren Teilen der schlechten Viertel eine Wohnung zu leisten. Das war mehr, als sie jemals zuvor besessen hatte. Leilah beherzigte die Ratschläge von Boulder, nicht zu übermütig zu werden und das Geld für wichtige Dinge auf Seite zulegen. Das Geld benötigte sie auch bald.
Boulder vermittelte ihr eines Tages einen Auftrag mit einem Expertenteam. Es bestand aus einem Streetsam namens Jack, einem Magier names Joink und einem Decker names pOwAr. Sie sollten einen Polizisten von Knight Errant entführen, damit ein Schläfer seine Position einnehmen konnte. Sie observierten den Mann für drei Wochen. Sie fanden heraus, dass er eine Vorliebe für junge Frauen hatte, was Leihlah geschickt für sich zu nutzen wusste, um ihn in eine Falle zu locken. Der Zugriff klappte problemlos. Leilah lockte ihn in ein vorbereitetes Stundenhotel. Dort wartete Jack bereits im Klo. Als es zur Sache ging, kloppte er den Polizisten nieder. Er verpackte ihn in einen Leichensack und Joink sorgte dafür, dass dieser unsichtbar wurde. Jedoch flog ihnen die Scheiße um die Ohren, als sie sich mit Herrn Schmidt trafen. Nach der Übergabe des Polizisten tauchte ein Todeskommando auf. Jack und Joink waren binnen von Augenblicken tot. Leihlah hatte Glück, dass sich pOwAr zufällig vor ihr befand, als eine Salve aus dem Sturmgewehr in ihre Richtung abgefeuert wurde. Sie hatte sich in Deckung geworfen. Leilah hatte nie gelernt mit einer Waffe umzugehen und war entsprechend wehrlos. Der Schmidt hatte seine Mörder zurückgerufen. Er machte Ihr ein Angebot, welches sie nicht ablehnen konnte. Sie würde absofort exklusive für Argus arbeiten, oder sterben. Die Entscheidung fiel Leihlah leicht. Besonders als ihr eröffnet wurde, dass auch Boulder erschossen wurde.
So kam sie zu Argus. Sie erhielt die Ausbildung mit der sie jetzt in den Schatten lebte und überlebte. Der Verlust von Boulder schmerzte sie noch immer, jedes mal wenn sie an ihn dachte. Er war für sie wie der Vater den sie sich gewünscht hatte, oder zumindest ein großer Bruder. Nun, viele Jahre und Einbauten später steht sie an der Reling der Kitty I, losgelöst von ihrer drogensüchtigen Familie, ihrer Knechtschaft für Argus und allen Verpflichtungen in den Schatten von Hannover. Hamburg war ihre neue Heimat geworden. Vielleicht sollte sie endlich aufhören in Hotels zu wohnen und sich eine feste Bleibe suchen. Mit dem Team hier würde sie wohl auch besser fahren, als mit allen anderen bisher, auch wenn sie alle auf ihre Weise spinnen. Dareka konnte nicht anders, aber musste sich eingestehen, dass sie sie mochte. Jeden auf seine oder ihre Weise. Eine Nachricht auf ihr Kommlink riss sie aus den Gedanken, als der Smut zum Abendessen rief. Sie beobachtete noch einen Moment lang eine Möwe und ging dann unter Deck.

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Neu Monaco, Kitty I, 29.09.2076, ca. 13 Uhr

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Dareka war unter Deck geflüchtet, nachdem sich die Wolken etwas zusammen gezogen hatten und es nach Regen aussah. Die anderen hatten sich über die Kitty verteilt, oder tigerten durch Monaco oder Nizza. Mit einem Seufzen ließ sich Dareka auf sein Bett fallen. Das Bett, und eigentlich alles in der Kitty, war auf einem sehr hohen Nivau, besser als das meiste, was Dareka auf seinen Reisen bisher an Hotelzimmern erlebt hatte, wenn auch die Räumlichkeiten etwas begrenzt waren. Aber das war er ja gewohnt.
Er streckte sich etwas, auch wenn die Cybergliedmaßen dabei kein erleichterndes Gefühl von sich gaben. Er lag ein paar Minuten einfach nur auf dem Bett, bis sich das Fairlight Caliban meldete. Er fischte das Kommlink aus seiner Hosentasche und sah darauf. Es war eine Nachricht von Panda:

Hi Dareka,
mir gefällt deine Idee von einem kleinen Unternehmen, was Panzerungen herschaffen kann. Ich kann dir dabei helfen ein paar Kontakte zu knüpfen und dir auch Kunden verschaffen. Natürlich alles auf einer Provisionsbasis. Über die genaue Höhe müssten wir uns nur einigen. Mir schwebt etwas von 5% - 10% vor. Ein Kontakt von mir meinte, dass du auch andere, etwas delikatere Ware organisieren und verkaufen könntest, aber das überlasse ich dir. Wegen einer Örtlichkeit hab ich mich schon mal umgehört. Im Anhang findest du ein paar Locations in und um Hamburg herum, wobei ich Lauenburg nicht als in Hamburg definiere, da da eh nur Wald und Wiese ist, mit ein paar Siedlungen in Plex nähe. Die Details können wir ja im Host von der Residenz oder wenn du wieder in Hamburg bist klären.

Dareka öffnete die Anhänge, schließlich war er sich sicher, dass er keine Viren oder Schadsoftware von Panda zu erwarten hatte. Es waren gesamt vier Immobilien. Die erste war in Altona, mitten in einem Einkaufszentrum. Es war zwar leicht zu erreichen, mit guten Lieferwegen und in einer sehr sicheren Umgebung, aber das war auch das größte Problem. Die meisten Runner und Leute die etwas zusätzlichen Schutz brauchen, wollten nicht unbedingt auf Sicherheitskameras in einem Einkaufszentrum sein, das an die HanSec sendete. Die zweite Location war in Bergedorf, knapp an der Grenze zu Harburg. Dummerweise was es ziemlich klein, heruntergekommen und so wie es Dareka aus den Angaben herauslesen konnte, hatte es weder Strom noch Wasser. So etwas wollte er sich nicht antun.
Die dritte Immobilie war in Lauenburg, zwischen zwei Häuseransammlungen, die als Weiler definiert waren. Das Gebäude schien ein alter Bauernhof gewesen zu sein, der vor Ewigkeiten aufgegeben wurde. Laut Vormieter Verzeichnis waren dort sehr viele Verschiedene Unternehmen gewesen. Unter anderem ein Maschinenbaubetrieb, ein Sextoy-Versandhandel und eine Spritzgussfirma, die hauptsächlich Quietscheentchen produzierte. Dementsprechend war neben dem Wohnhaus/Verkaufshaus/Verwaltungshaus noch ein Werkstattgebäude. Diese Immobilie war eindeutig in der Favouritenliste. Die letzte Immobilie war ein einfacher Laden an der Grenz zu Stormarn. Die Ladenfläche ist nicht groß und in direkter Nachbarschaft befinden sich große Konzerngeschäfte, aber auch hier hängen überall Kameras herum und eine sehr dichtes Sicherheitsnetz. Was auch immer sich Panda dabei gedacht hatte, ist Dareka schleierhaft. Es sah wohl so aus, als ob es der alte Bauernhof werden würde. Er schickte an den Vermieter des Bauernhofs eine Anfrage auf eine digitale Besichtigung.
Dareka legte das Kommlink weg. Der Gedanke bald ein festes zu Hause in Hamburg, oder dessen Umgebung, zu haben. Solange war er immer auf Reisen, nie fest an einem Ort, auch wenn er im gleichen Plex war. Und nun diese Entscheidung. Dareka war sich nicht ganz sicher, warum auf einmal ein fester Wohnort für ihn wichtig wurde. Vielleicht war es einfach an der Zeit, sich etwas mehr aufzubauen, als nur einen Schattennamen in einen der vielen Plexen der ADL und darüber hinaus. Oder es war das Bedürfnis endlich einen Ort zu haben, der wirklich ihm gehörte und nicht einfach nur für ein paar Tage geliehen war. Natürlich verbarg er das Bedürfnis nach einem Ort hinter einem vorgeschobenen Grund, nämlich leichter an Ausrüstung und Kontakte in die Schatten zu kommen. Aber wenn er ehrlich zu sich selbst und auch zu seinen anderen Ichs war, so sehnte er sich nach einem sicheren Ort, einem Ort der Stabilität versprach, irgendwie Konstant war.
Dareka setzte sich im Bett auf und nahm das Kommlink wieder in die Hand. Beim durchblättern der ganzen Files blieb sein Blick noch auf dem 20% Rabattcoupon von Shiawase hängen. Für Waffen hatte er eigentlich kaum Verwendung, auch wenn er zur Sicherheit meistens eine Holdout-Pistole neben seiner Monofilamentpeitsche bei sich hatte. Aber für eine Drohne gab es eigentlich immer Verwendung. Der Katalog an Drohnen von Shiawase war erstaunlich groß und die schiere Auswahl konnte einen wirklich überfordern. Dareka überlegte, was für eine Art von Drohne er brauchte. Sie sollte im Laden helfen, eventuell sogar den Verkauf etwas managen, also musste sie grundliegend menschlich sein. Diese Modifikation ließ die Auswahl schon erheblich zusammenschmelzen. Im Grunde blieben nur noch EVA, eine Drohne die mehr oder weniger aus zwei Armen und einem Sensorkopf bestand, die alle an einer Schiene befestigt waren und die I-Doll. Die I-Doll bot eigentlich alles was Dareka sich vorgestellt hatte. Sie sah grundliegend menschlich aus in ihrer Basisvariante, wenn auch die Teureren nahezu echt aussahen, was sich natürlich im Preis niederschlug. Laut Anzeige konnten die I-Dolls in allen größen, Geschlechtern, Metatypen (Aufpreis bei Troll- und Zwergenmetas) und Entwicklungsstadium ausgeliefert werden. Dazu waren sie mit einem Pilotprogramm ausgestattet, was ihnen erlaubt gleichzeitig bis zu zwei Aktionssofts auszuführen. Dareka spielte etwas mit den Einstellungen herum. Mal bastelte er einen alten Jugendschwarm, dann mal einen Teamkollegen und dann drückte er einfach mal auf Randomize. Am Ende gefiehl ihm die I-Doll als Mädchen mit mittellangem schwarzen Haar, blasser Haut und einem geschätzten Alter von 10 bis 12.
Ob Dareka die Drohne so bestellen wird, wollte er aber erst in Hamburg, oder zumindest kurz vor Abreise aus Monaco entscheiden. Schon allein um zu sehen, wie viel Geld übrig war und welche weiteren Ausgaben noch auf ihn zu kamen. Schließlich standen noch Einbauten an, die organisiert und bezahlt werden wollten. Einbauten, die seine persönliche Sicherheit erhöhten, aber auch die Möglichkeiten ausweiteten, die Gestalt von anderen anzunehmen. Ein Wecker riss Dareka aus seinen Shoppinggedanken. Es war an der Zeit, mit den Sprachübungen weiterzumachen. Schließlich wollte er bald Runner um ihr hart verdientes Geld gegen Ausrüstung tauschen und dabei auch noch einen guten Schnitt machen.

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Neu Monaco, Kitty I, 18.10.2076 ca. 20 Uhr

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Beatrice gähnte etwas, nachdem sie das Kommlink beiseite legte. Den ganzen Tag einem Virtuellen Lehrer für Waffen und Panzerungstechnik zuzuhören, war ziemlich ermüdent. Zudem stellte sich ein Gefühl der Langeweile ein. Iana war nicht da, um ein wenig zu quatschen. Gerade als Dareka sich vom Bett erhob, klopfte es. Mti einem: "Ist offen!", bat sie die willkommene Ablenkung herein. Pixel betrat den Raum. Sie hatte einen Rucksack in Händen. Dareka wunderte sich etwas, da Pixel normalerweise immer nur in der Matrix herum hing.
Nach ein wenig Smalltalk schaffte es Dareka den Grund ihres Besuches ihr aus der Nase zu ziehen. Sie wollte wie der Junge auf dem Bild aussehen, was sie ihr zeigte. Sie sahen sich so schon ziemlich ähnlich, wenn auch klare geschlechtliche Unterschiede nicht zu verbergen waren. Ob das Bild eine Fotomontage war oder wirklich von einem ihrer Verwandten, vermochte Dareka auf den ersten Blick nicht zu sagen. Da Ihr aber ohne hin gerade langweilig war, konnte sie Pixel den Gefallen auch tun.
Während des Schminkens, Frisierens, Modelieren und Ausstopfens fragte Dareka über die üblichen Dinge aus, über die man auch bei einem Friseur redete. Mode, Promis, Jungs, andere Erfahrungen in Liebesdingen und natürlich das Wetter. Während des Prozesses, machte Dareka öfters Vergleichsbilder, um den Effekt der Verkleidung abzuschäten. Nach etwas Handarbeit war Dareka einigermaßen zufrieden mit ihrer Arbeit. Zwar konnte man hie und da noch eine kleine Ungereimtheit sehen, aber dafür musste man sie schon gut kennen, um festzustellen, dass Pixel gerade kein Junge war. Nachdem Dareka noch Pixels Kleidung etwas modifiziert hatte, würde sie wahrscheinlich nur durch eine Leibesvisitation auffallen.
"Du Dareka. Ich würde mich gerne rausschleichen, um John zu überraschen. Könntest du die anderen vielleicht ... ablenken?", fragte Pixel etwas verlegen. Dareka lächelte freundlich bevor sie antwortete: "Na klar kann ich das machen. Aber dazu bräuchte ich deine normalen Klamotten. Keine Angst, du bekommst sie wieder." Etwas zögerlich nickte Pixel und gab ihr den Rucksack, in dem sich ihre normalen Klamotten befanden. Dareka nahm den Rucksack an sich. "Du gehst aus dieser Kajüte raus, sobald ich dir eine kurze Nachricht geschickt habe, ok? Dann sollte dich keiner von den anderen sehen. Ach und mach es dir doch kurz auf dem Bett bequem und roll dich etwas unter der Decke ein, für den Fall das Iana rein kommt.", schlug Dareka vor. Pixel nickte und folgte dem Vorschlag.
Dareka schulterte den Rucksack und wollte rausgehen, hielt aber noch kurz inne. "Ach, wenn die Luft rein ist, schick ich dir Pony Race", sagte sie in den Raum hinein. Sie wartete keine Antwort ab und ging aus der Kajüte. Dareka schaute sich etwas auf dem Gang um. Als der Steward vorbei kam, fragte sie ihn, wo den die anderen waren. Er konnte ihr nur sagen, wo sich Blaze, Skyllah und Skipper Hanna aufhielten, nämlich im Entertainmentraum den Gang runter. Dareka bedankte sich und ging zum Entertainmentraum. Sie dachte sich, dass Pixel im besonderen nicht von Blaze gesehen werden wollte. Das junge Ding wollte es zwar nicht zugeben, aber es war unverkennbar, dass sie etwas in ihm sah. Dareka griff zur Klinke der Tür, als sie kurz innehielt. Wollte sie wirklich den Frieden innerhalb des Teams für einen Lacher riskieren. Das war eigentlich nicht ihre Art. Und unproffesionell war es obendrein. Dareka schüttelte etwas den Kopf und ging zum Zimmer von Pixel. Dort hängte sie den Rucksack an die Klinke. Gemütlich ging sie in den Entertainmentraum. Unterwegs schrieb sie Pixel: "Pony Race".
Blaze, Hanna und Skyllah sahen gerade eine Folge Karl Kombatmage, bei der ein rachsüchtiger Magiaboss seinen Sohn, Kevin Kombatmage, entführt hatte. Gerade grillte Karl einen Mafiosi mit einer Feuerlanze. Die Brandblasen und die versengte Haut wirkten wirklich lebensecht bzw. totecht. Dareka setzte sich mit auf die Couch. Sie sah zu Blaze, der zwar auf die Trid-Projektion sah, aber auch irgendwie nicht. Er war schon ein paar Tage etwas nachdenklich. Eigentlich seit dem er mit John einen "trinken" war. Dareka wusste nicht, warum John Kontakt zu einer Gruppe Trolle brauchte, aber für 100€ kann man so eine kleine Verbindung schon machen. Wahrscheinlich wollten die beiden Kämpfer einfach etwas Dampf ablassen und größere Gegner verprügeln. Aber wer wusste das schon, außer die Beiden.
Dareka erschrak etwas, als ein Mafiosi Karl in den Rücken schoss. Die Kugeln drangen offensichtlich tief in das Fleisch ein. "Tja, deswegen sollte man immer die gute Panzerung kaufen", sagte Dareka leise mehr zu sich selbst, als zu den anderen Anwesenden. Blaze stand vom Sofa auf. Als er aus dem Entertainmentraum gehen wollte, sagte Dareka: "Fallst du einen Jungen siehst, der so ähnlich aussieht wie Pixel, das ist Pixel. Sie scheint sich als Transgender ausprobieren zu wollen. Verhau sie also nicht. Ok?" Blaze nickte nur etwas und ging dann aus dem Raum. Da fiel Dareka ein, dass Reiki noch nicht informiert war und er mindestens genauso schnell ist jemanden ernsthaft zu schaden wie Blaze. Sie dachte sich, dass das Pixel dann alleine regeln musste, schließlich war Dareka nicht ihre Mutter.
Bevor sie es überhaupt realisiert hatte, hatte sie bereits einen Cocktail in der Hand. Nun, sie würde hier warten und der Dinge harren, die da kommen werden.

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Beatrice Modehof, Lauenburg, Hamburg, 02.11.2076 ca. 9 Uhr

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Dareka freute sich wie ein kleines Kind, als sie den Code für das Schließfach erhalten hatte, in dem sich die Key-Cards für ihr neues Zuhause befanden. Zu dem Zeitpunkt fuhr sie mit einem kleinen LKW über die Grenzen der ADL nach Bayern ein. Wenige Tage später genoss sie die frische Luft des Morgens. Ihr Modehof lag zwischen zwei ländlichen Ortschaften, die nur aus ein paar Häusern bestanden. Der ehemalige Bauernhof bestand aus zwei Gebäuden. Das größere Gebäude erschien optisch wie eine Scheune, wurde gerade jedoch mit modernen Maschinen, Werkbank und Regalen vollgestellt. Das kleinere Gebäude war eine Kombination aus Verkaufsraum im Erdgeschoss und einer geräumigen Wohnung im Geschoss darüber.
Dareka betrachtete ihr neues Zuhause zufrieden. An den alten Ziegelbauten wuchs der Efeu in die Höhe. Die Möbelpacker von Carefree Moving.Inc trugen gerade die Maschinen, Regale und andere Möbel in die Werkstatt. Der Vorarbeiter meinte, dass es unsicher wäre, die Regale nur an die Wand zu schrauben, da die Wände von den vielen vorherigen Besitzern scheinbar sehr ramponiert waren. Dareka meinte jedoch, dass das festschrauben vollkommen ausreichen sollte, schließlich wollte sie dort nur Stoffbahnen lagern.
Nach dem die Möbelpacker alle verschwunden waren, ging Dareka alles ab. Die Werkstatt war groß und geräumig. Panda hatte ihr die Werkstattmaschinen über verschiedene Privatleute zusammengekauft. Ihr war zwar nicht ganz klar, wieso er auch eine Drehbank, eine Munitionspresse, Fräsmaschine und andere Maschinen die eher für das Herstellen von Waffen und Munition gedacht waren mit geschickt hatte, aber sie wollte sich nicht beschweren, schließlich hatte er ihr viel Suchen und Gerenne erspart. Der Verkaufsraum war ziemlich groß, so dass Dareka die Kleidung und Panzerung thematisch gut zusammen stellen konnte. Die exotischeren Stücke hatte sie als AROs in eine Ladenecke verbannt, damit sie die Ladenfläche nicht zu sehr vollstopfte. Hinter dem großen Verkaufsraum war ein kleineres Lager, ein Büro und eine Toilette.
Die Wohnung über dem Laden gestaltete sich als ausgesprochen geräumig. Sie hatte sich etwas bessere Möbel bringen lassen, als sich Johnny Lohnsklave hätte leisten können. Das Wohnzimmer war nach Nordosten ausgerichtet, so dass Dareka einen guten Blick auf die nahen Wälder hatte. Sie stellte sich vor, wie die Sonne über dem Wald aufging und der Nebel sich über den Feldern langsam lichtete. Für einen Moment verlor sich Dareka in ihrem Tagtraum. Sie riss sich aus dem Gedanken und ging langsam durch das Wohnzimmer und ließ sich auf die Synthledercouch fallen. Das erstemal seit acht Jahren, hatte sie ein wirkliches Zuhause.
Sie nahm das Kommlink in die Hand und schrieb ihren Chummern:

Hi Leute,
hab heute mein Geschäft für Mode eröffnet. Natürlich versteht es sich, dass ich auch geeignete Kleidung für den Schutzbedürftigen habe. Wenn ihr also was braucht, lasst es mich einfach wissen. Ihr bekommt es dann zum Einkaufspreis, sprich 10% Rabatt, und das gleiche für Einbauten für die ich keine besonderen Lizensen erwerben muss. Wenn jemand was an seiner Waffe oder Panzerung gemacht braucht, kommt einfach vorbei. Ach, die Addresse ist Raulenweg 2 in Lauenburg. Einfach in Bergedorf auf die alte Bundesstraße 207 fahren und bis hinter Fahrendorf fahren. Bei dem Baum, der aussieht wie ein Galgen dann auf den kleinen Weg fahren. Der erste Bauernhof ist es dann. Kann sein das ALI euch nicht bis dorthin bringt, weil Renraku nur im Stadtgebiet wirklich die Sensoren verlegt hat. Würde mich freuen wenn ihr mal vorbei schaut.

Dareka schickte die Nachricht ab und streckte sich dann auf der Couch. Es war ausgesprochen ruhig. Kein Geschrei, keine Wellen, die gegen die Wand schlugen, keine laute Musik, einfach nur Stille. Eine Träne lief Dareka aus dem Augenwinkel. Bevor sie sich jedoch vollständig dem Moment hingeben konnte, benachrichtigte sie ihr Kommlink, das gerade ein Kunde auf dem Weg zu ihr war. Dareka eilte die Treppe hinunter und erwartete ihren ersten Kunden.

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Beatrice Modehof, Lauenburg, Hamburg, 03.11.2076 ca. 7 Uhr

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Dareka öffnete das Paket, welches die Flugdrohne ihr vor die Haustür geworfen hatte. Darin befand sich eine Sprühdose mit Lösemittel, mit dem man die meisten Sprayfarben auch von grober Oberfläche gelöst bekommt. Sie las sich die Anwendungsbeschreibung nochmal durch, bevor sie sich die Atemmaske über Mund und Nase zog, um den Sprühpenis zu leibe zurücken. Nach einem ordentlichen Schütteln der Lösemitteldose, sprühte sie das Mittel großflächig auf den Rolladen.
Mit dem mitgelieferten Schwämchen tupfte Dareka den sich lösenden Dreck vom Rolladen. Genervt meckerte Dareka vor sich hin und verfluchte John für seine seltsame Art. Ihm würde sie wohl keinen Rabatt mehr einräumen, selbst wenn er noch so bettelt. Sie wurde mit einem lauten: "Moin, moin, Frau Nachbarin", aus ihren Gedanken gerissen, was sie mit John alles anstellen würde, wenn er den Scheiß nicht lassen würde. Dareka drehte sich um, um zu sehen, wer in ihren Hof gekommen war.
Drei Männer, gekleidet in auschließlich Naturstoffen, standen da und lächelten sie freundlich an. Der Mann in der Mitte war wesentlich älter als die beiden anderen. Optisch sahen sie sich sehr ähnlich, blondes Haar, Bart, wettergegerbte Haut weswegen Dareka vermutete, dass es sich um einen Vater mit seinen Söhnen handeln könnte. Oder die dritte Generation Inzucht auf dem Hamburger Land, was auf das Gleiche hinauskam. "Guten Morgen die Herren. Kann ich ihnen helfen?", fragte Dareka geschäftsmännisch, während sie ihre Atemmaske herunterzog. "Jau. Wir brauchen dringend neue Klamotten gegen die kalten Wintertage", meinte der Mittlere von ihnen. Dareka nickte. "Da kann ich ihnen sicher weiterhelfen. Ich muss nur noch schnell den ersten Willkommensgruß von meinen Rollläden entfernen, bevor ich den Laden aufmachen kann", meinte sie und lächelte die Drei an. Die lachten herzhaft. "Das war kein Willkommensgruß. Das würde hier anders aussehen. Das können sie mir ruhig glauben. Wahrscheinlich waren das wieder die elendigen Rocker, die ständig die alte Bundesstraße entlang brettern", meinte der Ältere. Dareka konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, als sie sich John als Rocker mit speckiger Lederjacke und Vollbart vorstellte.
"Jochen, geh der guten Frau doch mal zur Hand", sagte der Ältere. Der Jüngste von den Männern ging zu Dareka, nahm den Schwamm und die Lösungsmitteldose und begann die schmierigen Überreste des Graffitis zu entfernen. "Ich bin übrigens Achim und der hier heißt Arnold. Wir wohnen in den Überresten von Fahrendorf und kommen jeden morgen hier vorbei, wenn wir unseren Morgenspatziergang machen. Uns hat schon gewundert, dass hier die letzten Tage so viel Verkehr war und was der ARO zu bedeuten hatte", stellte sich der Alte vor. "Schön euch kennen zu lernen. Ich heiße Beatrice Albes und das hier mein Modehof. Wenn ihr irgendetwas braucht habe ich alles was das Herz begehrt. Auch für den kleinen Nuyen", stellte sich Dareka vor.
Jochen wischte die letzten Reste des Grafitti weg. "Danke schön. Das war sehr nett von ihnen und ihren ... Söhnen?", bedankte sich Dareka. "Nein, wir sind nur Nachbarn, auch wenn wir uns sehr ähnlich sehen", verneinte Arnold die Frage. Dareka machte sich im Geiste eine Notiz, dass in Fahrendorf scheinbar wirklich die Inzuchtsbrut der Hippiebewegung zu Hause war. Mit einem Befehl mit ihrem Kommlink fuhren die Rollläden hoch. "Dann sehen wir mal, was wir den Herren schönes zum Anziehen finden. Wäre ja gelacht, wenn wir nichts finden würden", sagte Dareka und schob die Männer in den Laden.

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Beatrice Modehof, Lauenburg, Hamburg, 10.11.2076 ca. 22 Uhr

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Dareka legte die zugeschnittenen Teile der Panzerung in den Auto-Sewer. Diese vollautomatische, übergroße Nähmaschine war ein Gottesgeschenk für sie, da er vollkommen Autonom Kleidung produzieren konnte. Man musste nur regelmäßig Material zu geben und fertige Produkte entnehmen. Dazu kam der tolle Vermessungssensor für die Körpermaße. Letztendlich musste Dareka also nur die Körpermaße nehmen, das gewünschte Produkt auswählen und modifizieren. Das einzige was noch von Hand gemacht werden musste, waren besondere Versiegelungen oder Einbauten, die das Standardprogramm des Auto-Sewer nicht konnte.
Sie kümmerte sich gerade um einen Maßanzug für einen Riesen. Das besondere Softweave-Material erleichterte die Arbeit erheblich, wenn es auch sehr teuer war. Es war auch eine erhebliche Schwierigkeit von Mortimer of London die passenden Schnittmuster zu bekommen, weil ihre Metamenschen-Abteilung nur von zwei oder drei Callcentermitarbeitern aus Neu-Dehli zu bestehen schien, von denen keiner eine Ahnung hatte. Erst nach einigen Weiterleitungen, bekam Dareka die geforderten Daten für ihren Auto-Sewer.
Der Anzug war offensichtlich eine Runnerinvestition, weil niemand der normalerweise einen solchen Anzug kauft, würde sich einen Störsender und einen Magnetkartenkopierer einbauen lassen. Auch die zusätzliche Arbeitsanweisung, dass sie keien RFID-Chips oder ähnliches anbringen sollte, war ein deutliches Indiz. Es war zwar Dareka unbegreiflich, warum die Wifi-Fuktion nicht mit eingebaut werden sollte, aber der Kunde ist schließlich König.
Dareka nahm mit viel Mühe das Jacket aus dem Auto-Sewer und trug es zur Werkbank. Dort lagen bereits Störsender un Magnetkartenkopierer bereit. Eigentlich hätte man die Teile problemlos in der Tasche der Anzugsjacke unterbringen können, wenn sie nicht doppelt so groß wären. Dareka war immer wieder erstaunt wie groß Tech für Trollmetas sein musste. Sie musste auch zugeben, dass sie die Geräte kaum bedienen konnte, weil die Tasten so schwergängig waren. Nach einem Blick auf die Aufgabenbeschreibung machte sie sich daran den Störsender in den Rücken einzuarbeiten. Es gab genug Fläche, aber es musste besonders gepolstert werden, dass es zum einen nicht auffällt dass dort was ist und zum anderen dass sich der Riese anlehnen konnte, ohne das die Technik den Geist aufgab. Über einen Knopf unter der Achsel würde sich das ganze dann ein- und ausschalten lassen. Das Kopiergerät arbeitete Dareka auf der rechten Brustseite ein. Dort war die Berwick-Kollektion ohnehin etwas dicker gepolstert und mit einer passenden Unterfütterung konnte das auch nur schwer ertastet werden. Dareka musste über den Gedanken schmunzeln, dass ein Riese wohl entweder die Ablenkung oder der Taschendieb war, der die Magschlosskarte klauen sollte. Was auch immer die Leute da planten, es war definitiv nicht ganz durchdacht.
Nachdem Dareka alles vernäht hatte, verpackte sie den Anzug. Per Kommlink meldete sie dem Riesen, dass er die Ware abholen kann. Dareka ging aus der Werkstatt, ließ sie über einen Kommlinkbefehl herunterfahren und verschließen und ging in ihren Laden. Der trockene Geruch von Textilien lag in der Luft. Gedämmtes Licht beleuchtete nur ein paar ausgewählte Ausstellungsstücke. Die Soykaffeemaschine im hinteren Bereich des Ladens war gerade mit der frischen Tasse Soykaf fertig geworden. Dareka nahm sich die Tasse und setzte sich hinter die Kasse. In der Nacht sollten noch drei Leute kommen, um ihre angezahlte Ware abzuholen. Da sich Dareka bewusst war, was für einen Kundenstamm sie hatte, hatte sie immer ihre Holdout entsichert bei sich. Sie mochte nicht die beste Schützin sein und auch nicht die größte Wumme führen, aber die Pistole gab etwas Sicherheit. Und dazu kam ja auch ihre Monopeitsche.
Der Abend verstrich und zwei Kunden waren bereist da, der Riese und ein Zwerg. Beide waren zufrieden mi der Arbeit und versprachen Darekas Laden weiter zu empfehlen. Der letzte ließ jedoch auf sich warten. Es war ein Norm, der auf den Namen Klicker hörte, der einen Sleeping Tiger Anzug bestellt hatte. Klicker kam nicht über Panda zu ihr, sondern auf Empfehlung von Blobby. Er schien selbst für Runnerverhältnisse ausgesprochen paranoid zu sein, weswegen er das letzte mal auch mit dem Fahrrad auf den Modehof aufgetaucht war. Auch hatte er keine Kommlinknummer rausgegeben, sondern gemeint, dass er nach drei Tagen wieder kommen würde. Dareka war am gleichen Tag schon mit der Arbeit fertig gewesen, was letztendlich bedeutet, dass sie den Anzug abholfertig im Lager liegen hatte. Kurz vor 1 Uhr, gerade als Dareka ihren Laden zu machen wollte, weil sie nicht mehr dran glaubte, dass der Kerl noch auftauchte, gng die Tür. Ein Mann in einem dicken Wollmantel betrat den Laden. Er hatte offensichtlich eine falsche Nase und Kinn angeklebt. Nervös sah er sich um. Dareka wusste, dass es sich um Klicker handelte, denn das namensgebende Klicken seiner Cyberbeine veriet ihn. Blobby hatte ihr das als Erkennungsmerkmal genannt.
"Moin moin, Klicker. Du bist reichlich spät", begrüßte Dareka den Runner. Der Mann zuckte etwas zusammen. "Nicht so laut. Die können bestimmt zuhören. Hast du das Zeug?", zischte der Runner. "Wenn du mit Zeug den modifizierten Sleeping Tiger Anzug meinst, dann ja", gab Dareka genervt zurück. "Gut, gut, gut. Dann...gib ihn mir," forderte Klicker. Dareka versuchte so höflich wie möglich zu klingen, als sie sagte: "Du weißt doch genau wie die Sache läuft. Geld gegen Ware. Wenn du bezahlst, verschwindest du von hier und ich lösche die Kamerabilder. So wie wir es vereinbart haben." Klicker nickte. Seine Körperhaltung verriet Dareka, dass er irgendetwas vorhatte. Er kam etwas näher zur Kasse und legte einen silberfarbenen Credstick auf den Tisch. Dareka nahm den Stick und prüfte die Summe, ohne Ihn dabei für länger als eine Sekunde aus dem Auge zu lassen.
"Die Summe stimmt. Dein Anzug ist in der unauffälligen, weißen Schachtel im Regal", sagte Dareka und wollte sich in Bewegung setzten, um die Schachtel zu holen. Plötzlich zog der Runner eine Pistole aus dem Mantel. Dareka war auf diese Reaktion gefasst und zog selbst ihre Fianchetti-Needler. Beide starrten sich über ihre gezogenen Waffen an. "Was soll die Scheiße, Klicker?", fragte Dareka knurrend. "Du bist eine von denen. Du hast dich nicht an das vorgegeben Prozedere gehalten!", schrie er Dareka an. Sie starrten sich wieder für mehrere Momente an. "Warum sollte ich dir was tun? Ich habe nichts davon meine Kunden an irgendjemanden zu verscherbeln. Dann habe ich nämlich keine mehr. Und dazu hätte ich noch einen Haufen Leute, die mir ans Leder wollen und zwar nicht, weil sie sehen wollen, wie ich ohne Wäsche aussehe", versuchte Dareka zu beschwichtigen. Klicker sah sie mit wirren Blick an, senkte dann jedoch seien Waffe. Dareka tat es ihm gleich. "Stimmt. Blobby hat dich empfohlen und das würde er nicht, wenn du eine von denen wärst. Die Box da, ja? Ganz schön schwer", sagte Klicker, als er zum Regal mit der Schachtel ging und diese nahm. Dareka seufzte, bevor sie meinte: "Was erwartest du? Das Ding ist gepanzert und hat noch zick Extraeinbauten. Natürlich wiegt das mehr als ein T-Shirt. Und jetzt schau das du rauskommst." Klicker sah kurz in die Box, nickte und wieselte dann hinaus.
"Leck mich doch am Arsch. Solche Laufkundschaft kann ich echt nicht brauchen", stöhnte Dareka, als sie sich auf den Stuhl sinken lässt. Sie legte die Needler auf den Tisch, neben die leere Kaffeetasse. Nach einem Moment des Durchatmens, ging sie aus dem Laden, ließ die Rolläden runterfahren und ging in ihre Wohnung. Dort ließ sie sich auf die Couch fallen und machte sich den Trid an. Bei "KKK - Knarren, knallen, Karren" schlief sie jedoch nach wenigen Minuten ein.

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Beatrice Modehof, Lauenburg, Hamburg, 24.12.2076 ca. 10 Uhr

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"We wish you a merry Christmas and a happy new year", sang die Nachricht von Darekas Geschäftskontakten aus London. Dareka legte das Kommlink auf den Tisch ihres Wohnzimmers. Sie war genervt von diesem alljährigen Hype um das Weihnachtsfest und war auch froh keine Weihnachtsfeier besuchen zu müssen. Der Höflichkeit halber hatte Dareka ein paar Weihnachtsgrüße versandt. Dazu hatte sie entschieden, heute den Laden nicht auf zu machen. Laufkundschaft gab es in Lauenburg ohnehin kaum.
Im Trid war auf jeden Kanal irgendetwas im Zusammenhang mit Weihnachten. Pro Weihnachten, Kontra Weihnachten, spendet für verhungerte Kinder in Afrika, kauft für eure Kinder die Bärchendrohne, oder die neuen Weihnachtsschokokekse. Dareka schaltete den Trid aus. Mit einem mal war die Wohnung totenstill. Nur der Wind war noch zu hören. Ein Blick aus dem Fenster verriet Dareka, dass es mal wieder regnete. Man musste einfach das Dezemberwetter in Hamburg lieben.
Darekas Kommlink klingelte wieder. Etwas erstaunt griff Dareka wieder nach dem Kommlink und sah auf die Nachricht:

Hi Dareka, Ich weiß dass du heute eigentlich zu hast. Dead Polly hat mir das gesagt, aber ich brauch dringend einen guten Anzug mit ein paar Extras und ich kenn niemanden, der mir das so schnell an Weihnachten machen kann. Ich leg auch etwas drauf.
Wiz BLITZ

Hey Wiz, klar kannst du vorbeikommen, erwarte aber keine Weihnachts AROs oder Rabattaktionen.
Dareka

Dareka tippte seufzent die Nachricht. Wiz war ein guter Kerl, allerdings hatte sie ihn bisher nie live gesehen, sondern nur seine Stimme über das Kommlink gehört. Sie war irgendwie gespannt darauf, wie Wiz so aussah. Er hatte eine angenehme Stimme, aber das konnte in der Matrix ja jeder haben. Dareka zog sich ihre Arbeitskleidung an, also eine schwarze Stoffhose, eine weiße Bluse und darüber eine schwarze Weste. Gemütlichen Schrittes ging sie in ihren Laden. Glücklicherweise musste sie dafür nicht extra das Haus verlassen, da der Lagerraum mit dem Treppenhaus verbunden war.
Nach zehn Minuten fuhr ein Ford Mustang Neo auf den Hof. Aus dem Wagen stieg jemand, der aussah, als ob er gerade versuchte im sibirieschen Winter nicht zu erfrieren. Dareka runzelte etwas die Stirn. Als die Figur im Laden war, legte sie den dicken Mantel und Mütze ab. Zum vorschein kam ein Hobgoblin, an dessen Schläfe eine Datenbuchse glänzte. Seine braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Seine vollkommen schwarzen Augen verrieten nicht, wohin er genau sah. An seinem spitzzulaufendem Kinn hatte er einen Ziegenbart. Seine leicht grünliche Haut schimmerte etwas im Licht des Ladens. Nachdem er sich einen Moment umgesehen hatte, lächelte er Dareka an, was seine spitzen und messerscharfen Zähne entblöste.
"Dareka, meine Liebe. Frohe Weihnachten und danke das du Zeit für mich hast", begrüßte der Hobgoblin Dareka. Sie erkannte seine Stimme sofort. "Hallo Wiz. Ich bin ehrlich etwas überrascht dich in Fleisch und Blut kennenzulernen. Muss wichtig sein, wenn du mal aus deinem Versteck kommst.", grüßte Dareka zurück. Wiz winkte ab. "So wichtig ist es nicht, aber das Team besteht darauf dass ich mit rein gehe. Und ich hab keine passende Kleidung für den Ort wo wir rein müssen", beschwerte sich Wiz. Dareka lächelte einfach nur freundlich, ehe sie meinte: "Ja, Teammitglieder sind manchmal anstrengend. Besonders wenn sie persönliche Gefühle mit hineinbringen." Wiz nickte. "Du sagst es. Warum können wir nicht einfach alle Profis sein? Einfach einen Run über die Bühne bringen und dann getrennte Wege gehen. Ohne emotionale Bindung. Sobald Gefühle dabei sind, bin ich aus dem Team. Zu gefährlich für die eigene Sicherheit, wenn es hart auf hart kommt", stimmte Wiz Dareka zu.
"Also, was kann ich für dich tun, Wiz?", fragte Dareka. "Ich brauch einen Anzug für die mittlere Preisschiene. Dazu müsste etwas rein, was den sauren Regen etwas abweist und was mich davor bewahrt festgehalten zu werden", gab Wiz den Auftrag. Dareka tippte etwas in der AR und wiederholte die Bestellung: "Also ein Actioneer Geschäftsanzug, eine chemische Isolierung und Shock Streifen, alles natürlich diskret und unauffällig eingebaut. So richtig?" Wiz nickte. "Gut. Den Anzug habe ich hier auf Lager. Da er nicht maßgefertigt werden muss erspart uns das etwas Zeit. Die Extras sollte ich in einer Stunde eingebaut haben. Willst du so lange warten, oder soll ich es irgendwohin liefern?", fuhr Dareka im Geschäftston fort. "Eigentlich würde ich dir gerne beim arbeiten zusehen. Aus ... Sicherheitsgründen.", meinte Wiz. "Etwas paranoid? Aber von mir aus", sagte Dareka beiläufig. Wiz sah sie für einen Moment finster an, schien sich dann aber eines besseren zu besinnen. Dareka holte einen Actioneer Anzug in der passenden Größe für Wiz aus dem Lagerbereich und ging mit ihm zusammen in die Werkstatt.
Dort setzte sich Wiz sofort auf einen Stuhl und sah sich aufmerksam um. Dareka legte den Anzug auf die Werkbank und ging danach in ihr großes Lager um die Einzelteile zu holen. "Schön hast du es hier. Hätte nicht gedacht, dass du dich niederlassen würdest", sagte Wiz nach einer Weile. "Wie meinst du das?", fragte Dareka beiläufig, als sie die ersten Schockstreifen in die Hose einarbeitete. "Naja, deine gesamte Arbeitsweise und auch dein Erscheinungsbild sind sehr variabel und schwer nachzuverfolgen. Aber ein fester Wohnsitz passt da nicht unbedingt ins Bild", erklärte Wiz seinen Gedanken. "Wer betreten hier sehr persönliche Bereiche, Wiz", merkte Dareka an, ohne aufzusehen. Er hob beschwichtigend die Hände und sagte: "War nur neugierig." "Schon gut. Ich wollte einfach einen stabilen Ort, an dem ich etwas Konstantes habe. Aber keine Angst, ich habe noch genug Ausweichlocations, damit du meine Spuren wie immer verlieren kannst", sagte Dareka amüsiert und streckte Wiz frech die Zunge raus. Dieser grinste breit. "Soll ich das als Herausforderung ansehen? Du weißt, dass ich einer der besten Decker in Hamburg bin", prahlte Wiz. "Ich wäre beeindruckt, wenn du mich finden würdest. Und es gäbe bestimmt auch eine Belohnung dafür. Aber nicht heute und auch nicht mehr dieses Jahr. Dafür ist die finanzielle Lage noch nicht dick genug", hielt Dareka dagegen und zwinkerte Wiz zu. Er wurde etwas gelblich und schweigsam, als ob ihn Dareka gerade auf dem falschen Fuß erwischt hatte.
Nach etwa einer Stunde war Dareka mit der Arbeit fertig. "Du musst unbedingt aufpassen, dass du dich nicht selbst schockst. Ich hab die Flächen mit RFID-Chips markiert. Sobald du dich daran gewöhnt hast, solltest du die Teile jedoch entfernen. Außer du möchtest als Reklametafel rum laufen", wies Dareka Wiz in seinen neuen Anzug ein. "Danke Dareka. Das war wirklich zakig. Und Novahot sieht das Teil auch aus. Dafür hast du bei mir was gut", bedankte sich Wiz. "Vorsichtig mit solchen Aussagen. Da nehm ich dich beim Wort", sagte Dareka gespielt streng. Sie boxte ihm leicht gegen die Schulter. "Ich mach mich dann auf den Weg. Ach, warte halt. Ich hab noch was für dich im Auto. Wenn ich dich an Weihnachten schon zum Arbeiten zwinge, kann ich dir wenigstens noch einen Wein da lassen", sprudelte es aus Wiz heraus. "Halt, du musst mir nichts schenken", wollte Dareka protestieren, als ihr Wiz ins Wort fiehl: "Nein, nein, nein, das kommt gar nicht in die Tüte. Wo kommen wir den da hin, wenn man für so einen Service nicht entlohnt wird. Keine Widerworte." Dareka lächelte und zuckte nur mit den Schultern. Nachdem Wiz ihr die Flasche gegeben hat, fuhr er vom Hof.

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Beatrice Modehof, Lauenburg, Hamburg, 24.12.2076 ca. 23 Uhr

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Dareka hatte sich die Weinflasche geöffnet und genoß den samtig weichen Geschmack des Rotweines. Aus den Boxen der Musikanlage schallte eine Ballade. Das Wohnzimmer lag im Dunkeln, so dass Dareka besser aus dem Fenster sehen konnte. Sie hatte die Gestalt von Leilah angenommen. Tränen standen ihr wieder in den Augen und hatten ihr Makeup ruiniert. Sie wollte nicht als Leilah herumlaufen. So fühlte sie sich so angreifbar, so verletzlich. Doch brachte Weihnachten Leilah immer wieder hervor, wobei es eigentlich nicht Weihnachten war, sondern die Tatsache, dass sie an diesem Tag Geburtstag hatte.
Dareka dachte über die letzten Wochen und Monate nach. Das Team schien stärker zusammenzuwachsen, zumindest hatte Dareka den Eindruck gewonnen. Manche von ihnen schienen diese engere Kollegialität mit Freundschaft zu verwechseln, oder es als Einladung zum Flirten zu nehmen bzw. zum Kuppeln. Den Fehler würde sie kein zweites Mal begehen. Damals unter der Knute von ARGUS hatte sie einen Kollegen bzw. Mitrunner dem sie sich sehr nahe gefühlt hatte. Irgendwann, sie konnte gar nicht genau sagen, wann das war, waren sie ein Paar. Er hörte auf den Namen Ray und war ein Heißsporn und Draufgänger gewesen. Genau dieses Verhalten sorgte dafür, dass er in einem Run niedergeschossen wurde. Sie erinnerte sich noch sehr lebhaft an seinen zerschossenen Körper erinnern. Sein leerer Blick verfolgte sie viele Nächte lang. Die Schuldgefühle ihm nicht geholfen zu haben, weil das Team sie hinter sich her geschliffen hatte, nagten manchmal noch immer an ihr. Aber an dem Tag schwor sie sich, nie wieder innerhalb des eigenen Teams eine Beziehung anzufangen. Sie wollte nie wieder so einen Schmerz fühlen.
Leilah beobachtete die sich im Wind wiegenden Bäume, die nur Dank der Lichtverschmutzung von Hamburg sichtbar waren. Ihr Blick war jedoch gar nicht auf die Bäume gerichtet, sondern auf das, was aus ihr geworden war. Eine herzlose Runnerin oder Runner, da Dareka nicht mehr wirklich sagen konnte, welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen sollte, die dazu zu enge Bindungen an ihr Team ablehnte, aus Angst einem aus dem Team wieder so nahe zu kommen, wie damals Ray. Sie wollte nicht, dass irgendjemand im Team den gleichen Fehler machte, wie sie vor ein paar Jahren, auch wenn es bedeutete Pixel öfters vor den Kopf zu stoßen. Es war besser für das Team und jeden einzelnen.
Ihr Blick wanderte etwas mehr zur Lichtverschmutzung von Hamburg. Der Puls des Metroplexes erinnerte sie an ihre Familie. Ob sie wohl noch lebten? Oder waren sie bereits an den Drogen gestorben? Dareka wusste keine Antwort auf diese Fragen. Sie hatte sich diese Fragen auch lange nicht gestellt. Erst seit sie wieder soetwas wie ein Zuhause hatte, kamen diese Gedanken. Familie, Freunde, Liebe, Verlustängste, Überzogenes Schutzbedürfnis und vieles mehr. Auf einer Seite war sie zufrieden mit ihrem neuen Leben als Beatrice. Auf der anderen Seite möchte ein Teil von ihr alle Brücken niederbrennen und den Plex wechseln. Vielleicht sogar ins Ausland. Dareka lehrte ihr Weinglas. Ein trauriges "Happy Birthday to me" murmelte sie und ließ sich auf die Couch fallen, nachdem sie das Weinglas abgestellt hatte.

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Beatrice Modehof, Lauenburg, Hamburg, 25.12.2076 ca. 9 Uhr

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Dareka sah sich die Aufnahme der Sicherheitskamera immer wieder an. John sprühte wieder an ihren Laden, an ihr neues Zuhause. Aber diesmal fehlte jeglicher Ausdruck der Freude. Eher war es die emotionale Reaktion eines Menschen der seinen Frust oder Ärger Luft machte. Eigentlich wollte Dareka ihn zur Rede stellen, was die scheiße sollte, aber wahrscheinlich würde er so plump wie immer antworten. Wahrscheinlich hat er gar nicht aus eigenem Antrieb gehandelt. Wahrscheinlich hat sich seine Nichte wieder bei ihm ausgeheult. Genau dies war der Grund, warum man nicht mit Famile rennen, geschweige denn zu tiefe emotionale Bindungen aufbauen sollte.
Sie stoppte die Aufnahme und ließ sich wieder in ihr Bett sinken. Der Fluchtreflex war wieder da. Sie wollte eigentlich nicht mit so etwas zu tun haben. Es war wohl das Beste die Berührungspunkte so gering wie möglich zu halten. Sie nahm wieder ihr Kommlink in die Hand und begann zu tippen:

Hi Leute,
Ich zieh aus dem Hotel aus. Grund dafür findet ihr angehängt. Ich lasse meine Sachen abholen.
Dareka

Es reichte, wenn sie bei den Runs Berührungspunkte hatten. Aber sie war sich gar nicht mehr so sicher, ob sie mit John und Pixel noch rennen wollte. Der Rest war ok, etwas verschroben, aber ok. Aber der eine war ein MMVV Infizierter, der sich zunehmend weniger im Griff hatte und die andere war noch ein halbes Kind mit Technomancerkräften. Wahrscheinlich liegt die schlechte Selbstbeherrschung in der Familie und das wollte Dareka nicht wirklich riskieren. Am Ende würde Pixel noch versuchen in ihrer Cyberware oder ihrem Heimknoten herumzustochern. Der Gedanke gefiehl Dareka nicht. Sie würde wohl auf den Gefallen von Wiz früher zurückkommen müssen als gedacht, um ihre Haus und Hof Sicherheit überprüfen zu lassen.
Dareka stand auf, zog sich an und holte das Lösemittel vom letzten Mal. Wahrscheinlich hatte sie kein Glück, dass wieder die Inzuchtsbrut aus Fahrendorf vorbeischaute.

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Beatrice Modehof, Lauenburg, Hamburg, 25.12.2076 ca. 13Uhr

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Blaze stand vor der Tür von Darekas Laden. Da sie nicht im Hotel aufgetaucht war vermutete er, dass sie wohl an ihrem anderen Zufluchtsort zu finden sei. Er trug den Urban-Explorer mit der Thermischen Isolierung, welcher ihn bei der Anreise mit dem Motorrad vor der Kälte des Winters geschützt hatte. Nachdem Blaze den Helm abgenommen hatte setzte er seine Brille auf und betätigte die AR-Klingel.
Dareka sah verdutzt auf die Benachrichtigung ihres Kommlinks. Es hatte sich kein Kunde angekündigt, weswegen sie gerade in "Pomorias Herrlichkeit" , einer Soap-Opera auf DeMeKoLive, vertieft war. Sie zog sich schnell ihre Weste über und eilte nach unten in den Verkaufsraum. Mit einem Gedankenbefehl öffnete sie die Tür des Ladens, so dass wer auch immer herein kommen konnte.
Blaze trat in den Verkaufsraum nachdem sich die Tür vor ihm auftat. Er nahm seinen Rucksack in die linke Hand und holte das kleine Präsent raus welches er Dareka besorgt hatte. Er ließ seinen Blick etwas über die Auslage und durch die Regale des Ladens schweifen als er dann auch Dareka bemerkte. "Frohe Weihnachten, ich dachte ich schau besser vorbei wenn ich dich an den Feiertagen noch sehen will." Sagte er als er mit einem lächeln zu Dareka hinüber ging.
"Dir auch Frohe Weihnachten, Blaze. Nett von dir das du vorbeischaust, aber ich denke nicht, dass du hier bist um Nettigkeiten auszutauschen", begrüßte Dareka Blaze ohne lange um den heißen Brei herum zu reden.
Sine lächeln wich bei den direkten Worten einer ernsten Mine. "Hast du erwartet, dass ich einfach so zuschaue wie das Team anfängt sich gegenseitig langsam an die Kehle zu gehen? Es nützt ja nichts zu lügen, ich habe auch meine Hintergedanken bei dem Besuch, aber sehen wollte ich dich auch mal wieder. Seitdem du den Laden hast kam das eher selten vor." Er reichte ihr das Geschenk, eine kleine Brosche mit einem integrierten Kamera und Mikrofon Sensor verpackt in einer Schmuckschatulle.
Dareka sah sich die Brosche erst etwas misstrauisch an, aber dann hellte sich ihr Gesichtsausdruck etwas auf. "Danke, Blaze. Das ist sehr lieb von dir. Wollen wir die Sache nicht in einer etwas angenehmeren Atmosphäre besprechen? Meine Wohnung eignet sich da denk ich besser, als mein Laden.", schlug Dareka vor.
"Wie du willst, ich richte mich da ganz nach dir. Und pass bei der Brosche auf, dass du den Datenstick regelmäßig leerst. Ich habe mal von jemandem gehört der es nach Willi geschafft hatte weil er das vergessen hat." Sagte er mittlerweile wieder mit einem Lächeln auf den Lippen.
"Bis nach Willi wegen einem vollen Datenstick. Da muss er ja ordentlich Material drauf gehabt haben", witzelte Dareka etwas als sie nach hinten in das Lager ging. Als sie merkte, dass Blaze nicht sofort folgte rief sie nach vorne: "Kommst du?" Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie zur Tür, die in den Hausflur führte, in dem die Treppe zu ihrer Wohnung war. Gewohnheitsmäßig schloss sie die Tür des Ladens wieder mit einem Gedankenbefehl.
Blaze hatte nochmal kurz einen Blick auf ein paar der Lederjacken geworfen und gar nicht bemerkt, dass Dareka bereits den Raum verlassen hatte. Als sie nach ihm rief folgte er mit schnellem Schritten ihrer Stimme hinüber zum Lager und hinauf in die Wohnung. "Ich muss sagen, dein Laden beeindruckt mich immer mehr, aber ich glaube nicht dass so was ein Leben für mich wäre. Den ganzen Tag Kunden und Lieferanten und kein bisschen Adrenalin. Wo bleibt denn da der Spaß im Leben?"
Dareka ging mit Blaze die Treppe hinauf und schmunzelte. "Glaub mir, ich bin nicht den ganzen Tag beschäftigt. Lieferungen kommen nur, wenn ich sie bestelle und das innerhalb weniger Stunden, wenn es nicht zu exotisch ist. Das meiste im Laden ist ohne hin nur zum anschauen. In der Werkstatt nebenan lagert eigentlich das, was das Geld reinbringt. Und wegen den Kunden muss ich mir keine Gedanken machen. Die melden sich vorher an und vereinbaren Termine. Panda hat da ein wenig in der schattigen Community für mich geworben", erklärte sie etwas den Tagesablauf. 
Sie öffnete die Tür zu ihrer Wohnung. Die beiden traten in die große Wohnküche. Sie sah fragend zu Blaze: "Möchtest du was trinken? Ich habe Wasser, Soykaf, verschiedene Softdrinks und einen offenen roten Pelagio mit sehr weichem Aroma da."
Blaze schloss die Tür hinter sich nachdem beide in die Wohnung getreten waren. Er legte den Helm an einer passenden Stelle neben der Tür ab und stellte auch den Rucksack auf den Bode. Auf dem Weg in die Wohnküche schaute er sich kurz in der Wohnung um. "Puh... ich denke was warmes wäre gerade ne gute Idee, die Wärmeisolierung ist zwar so gut, dass man damit sogar im russischen Winter klar kommt, aber irgendwie fühlt sich das Wetter immer noch mehr nach warmen Getränken an."
Dareka stellte eine Tasse in den Soykafvollautomaten und schenkte sich selbst ein Wasser ein. Sie deutete Blaze auf die Couch und meinte: "Mach es dir doch bequem. Kaffee ist gleich fertig."
Blaze ging zur couch hinüber, dort öffnete er den Reißverschluss des Overalls so weit, dass er aus den Ärmeln heraussschlüpfen konnte. Nachdem sein Oberkörper nun nur noch mit einem dunklen T-Shirt bekleidet war setzte er sich auf die Couch und lehnte sich entspannt zurück. "Also John probiert sich hier als junger Street-Artist?" Fragte er ganz entspannt und erwartete schon, dass Dareka wohl nicht besonders positiv auf diese Frage reagieren würde.
Dareka nahm die Tasse aus dem Vollautomaten und brachte sie zu Blaze. "Das erste Mal war es noch witzig, aber dem zweiten Mal fehlte die Leichtigkeit, die ... wie soll ich sagen ... Spitzbübigkeit. Es wirkte direkt bösartig. Keine Ahnung warum er das gemacht hat, aber wahrscheinlich hat sich Pixel bei ihm ausgeheult." analysierte Dareka die Handlung von Psycho
Blaze nahm einen Schluck aus der Tasse und stellte sie anschließend auf den Tisch nahe der Couch. "Pixel? Also mir ist schon eine ganze Weile klar, dass Psycho seinen Namen nicht umsonst trägt, aber ich glaube er weiß das auch selbst und versucht irgendwie damit zu leben und sich vielleicht eines Tages wieder auf die Reihe zu bekommen. Aber warum sollte sich Pixel bei ihm ausheulen, hast du ihr was getan?"
Dareka setzte sich auf die Couch und atmete einmal tief durch. "Du erinnerst dich an die Aktion auf der Yacht? Als ich dich gewarnt habe, dass ein Junge herumläuft, der Pixel sehr ähnlich sieht? Ich hab es nach einem eurer Runs gegenüber Nyx erwähnt, dass sie sich scheinbar als Transgender ausprobieren wollte. Dann heizte sich die Situation so weit auf, dass ich ich sagte, dass sie ihre Kuppelversuche für ihren Onkel sein lassen soll, weil es gefährlich für das Team ist. Ich hatte ihr noch die Drohung hinterher geschoben, dass sie mich sonst richtig kennen lernen wird. Aber dir ist es bestimmt klar, was es bedeutet geliebte Menschen in den Schatten zu verlieren, oder?" versuchte Dareka möglichst ruhig zu erzählen.
Blaze versuchte auf Darekas Mimik und Gestik zu achten als sie ihm von dem Vorfall erzählte. Auch wenn er ein wenig Übung darin hatte Körpersprache zu deuten war für ihn die Verwandlungskünstlerin diesbezüglich meist noch ein Buch mit sieben Siegeln. "Ich dachte das war nur ein Gag oder eine Wettschuld auf der Yacht. Und das soll sie dir übel nehmen? Ich weiß ja in den Schatten hat keiner mehr alle Latten am Zaun, aber da sehe ich gerade nich wo ich anfangen soll." Er machte eine kurze Pause und nahm noch einen Schluck aus der Tasse. "Was John angeht muss ich sagen, dass er aus meiner Sicht das kleine Glück im Leben sucht. Er ist dabei so elegant wie ein Schlagbohrer und Glück ist für ihn vielleicht auch nicht, dass was es für Andere ist, aber sucht nicht so ziemlich Jeder nach Jemandem zu dem er oder sie passt?" Er seufzt kurz und blickt dann zu Dareka. "Was das mit dem Verlust angeht... da müssen wir alle früher oder später durch, klar habe ich schon wen verloren und es tut weh. Aber Jeder von uns rechnet glaube ich damit als erster abzutreten und so weniger mit dem Verlust klarkommen zu müssen."
"Ich kann das Bedürfnis nach Liebe und Stabilität gut verstehen. Das zweitere ist der Grund, warum ich mit Psycho und Pixel im Moment nicht zusammenleben will. Und den Fehler mit der Liebe hätte mich einmal fast das Leben gekostet. Deswegen reagiere ich auf Kuppelversuche von Leuten die noch so grün sind etwas allergisch. Und was Pixel genau in den falschen Hals bekommen hat, kann ich nur raten. Wahrscheinlich weil ich sie in ihrem Selbstbild angegriffen habe. Das kann wahrscheinlich nur sie sagen. Und so wie ich sie einschätze hat sie das auch nicht für sich behalten sondern an Psycho weitererzählt. Und du weißt selbst, wie schnell bei ihm die Sicherungen durchbrechen. Ich erinnere nur an das Schiff im Mittelmeer, bei dem das Blut in der Cafeteria klebte.", sagte Dareka weiterhin ruhig. Nach einem Moment des Schweigens meinte sie: "Hör mal Blaze, du bist ein netter Kerl und wahrscheinlich sind deine Bemühungen wirklich mehr als kalte Berechnung um ein Team zusammen zuhalten, aber die Sache können nur Pixel, Psycho und ich untereinander klären. Aber danke für deinen Versuch.", bedankte sich Dareka
"Bitte, und danke für die Blumen. Wir wissen aber glaube ich beide wo das hinführt wenn keiner von Euch die Notbremse zieht. Von Psycho erwarte ich das nicht, er bemerkt einfach nicht dass er auch ohne Gewalt und Zauber Leute verletzen kann. Pixel benimmt sich oft mehr wie ein Kind als eine Erwachsene und daher erwarte ich von ihr Eher, dass sie ihren Anteil an der Situation nicht einmal sehen wird wenn man ihn ihr offen präsentiert. Tut mir leid, dass du die Einzige bist bei der ich wirklich Sinn darin sehe eine Gespräch anzufangen." Sagte er und klang schon beinahe ein wenig amüsiert ob seiner Entschuldigung. "Die Frage ist doch nicht ob ihr das irgendwie wieder auf die Reihe bekommt oder nicht, sondern ob Jeder von uns bereit ist sich ein Stück weit auf die Anderen einzulassen, sonst haben wir den selben Scheiß wieder wenn Jemand mal auf einem Run mist baut oder was unternimmt was einem Anderen nicht in den Kram passt. Entweder wir schaffen es aus dem Haufen ein Team zu machen oder wir steigen früh genug aus und trennen uns solange wir das noch im guten tun können, sonst gibt es glaube ich wirklich Mord und Totschlag." Erklärte der Elf und suchte dabei direkten Blickkontakt mit Dareka. 
"Genau das sind die Optionen die ich sehe. Entweder wir raufen uns zusammen, oder ich suche mir ein anderes Team oder gleich einen neuen Sprawl. Aber das werden wir sehen. Ich denke ich werde im neuen Jahr einen neuen Versuch starten. Mal sehen wie es läuft. Aber du kannst sicher verstehen, dass ich vorsichtig sein muss, was einen unreifen Decker bzw. Technomancer geht, auch wenn ich meiner Sicherheit durchaus traue. Aber ich denke es ist zu dem Thema alles gesagt, oder denkst du da anders darüber?", sagte Dareka ohne dabei den Blickkontakt abreißen zu lassen.
Blaze lauschte leicht gespannt Darekas Antwort. "Für mich bleibt die Frage ob ihr das unter euch klären wollt oder ob wir versuchen sollen da als Team ran zu gehen und es offen vor der ganzen Gruppe ansprechen sollen. Klar ist die zweite Option relativ hart, aber wenn beim nächsten Run einer wegen sowas perönlichem mist baut müssen wir das alle ausbaden und da hat glaube ich keiner Lust drauf. Denk einfach drüber nach welche Option dir besser gefällt und entscheide dann. Aber jetzt gebe ich auch Ruhe was das angeht, sonst versauen wir uns ja nur die Feiertage."
Dareka nickte etwas. "Mach dir wegen den Feiertagen bei mir keine Sorgen. Die feier ich für gewöhnlich nicht, wegen eher schlechten Assoziationen mit ihnen. Aber nochmal danke dafür, dass du vorbei gekommen bist. Vielleicht lösen sich die Probleme nach etwas Abstand wirklich mit einem einfachen Gespräch. Aber das hängt wohl doch zu den meisten Teilen von Pixel ab. Wir werden sehen, wohin uns der Weg führt." sagte Dareka etwas nachdenklich
"Ach bitte, ich habe gedacht nachdem ich die Familie so schon versogt habe kann ich mich um die Wahlfamilie und das zugehörige Chaos auch ein wenig Kümmern." Sagt Blaze mit einem grinsen. "Wobei ich zugeben muss, dass ich mir nicht sicher bin welche der beiden Familien kaputter ist.... wobei wenn ich so an John und Pixel denke, doch es ist eindeutig."
Dareka lachte. "Ich denke das kannst nur du beantworten. Aber Pixel und Psycho legen die Latte schon sehr hoch.", witzelte sie etwas bevor sie aufstand und sich einen Happen zu essen holte. Ein einfliegende Nachricht informierte sie, dass Panda ihr wieder einen Kunden vermittelt hatte. "Uhm...Blaze, sei mir nicht böse, aber gleich kommt wieder ein Kunde der sehr viel Diskretion erwartet. Ich will dich wirklich nicht rauswerfen, aber ich fühle mich dann doch unwohl dich alleine hier oben zu haben", sagte Dareka etwas verlegen und lachte etwas gekünstelt.
Blaze stand auf und schlüpfte mit den Armen wieder in die Ärmel des Overalls. "Kein Ding, wir sollten uns wohl doch einfach die Tage Mal wieder auf ein Bier oder so treffen." Schlug er vor und schloss den Reißverschluss. "Sonst vergraben wir uns Beide nurnoch in der Arbeit und verpassen noch den Spaß im Leben den man neben dem regelmäßigen Schuss an Adrenalin durch Todesgefahr so haben kann." sagte der Elf und grinste etwas kecke dabei.
"Don't push your luck, Sunnyboy", sagte Dareka amüsiert und hob gespielt streng den Zeigefinger. "Es ergibt sich bestimmt bald mal wieder die Gelegenheit für einen Drink oder zwei. Gibt da in Bergedorf eine nette kleine Kneipe mit einer sehr niedlichen Barkeeperin. Könnte dir sicher gefallen. Ich ruf einfach durch, wenn ich mal wieder hin fahr", bot sie Blaze an.
Blaze konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen als Dareka ihn 'Sunnyboy' nannte. "Keine Sorge, ich glaube du wärst mir eine Nummer zu kompliziert als Beziehung. Auch wenns interessnt wäre." Er nahm den Rucksack vom Boden und zog ihn an bevor er den Helm hoch hob. "Das mit der Bar klingt gut, vielleicht sollten wir Nyx auch Mal mitnehmen. Sie muss Hamburg noch kennen lernen und hin und wieder Mal raus kommen schadet da nicht."
"Klar, bring sie einfach mit. Es kann nicht schaden sie aus der Bude zu zerren, bevor Pixels dilettantischen Kuppelversuche noch Früchte tragen. Aber jetzt schau das du rauskommst.", drängte sie Blaze. Mit etwas wedelnden Armen versuchte sie ihn zum gehen zu animieren. 
"Ich bin ja schon weg. Keine Sorge, ich werde dir die Kundschaft schon nicht verschrecken." Sagte der Elf und zwinkerte Dakreka nochmal zu. Mit einem "Also bis die Tage und lass dich nicht unterkriegen." öffnete er die Tür und machte sich auf den Weg nach unten und anschließend zu seinem Motorrad.
"Man sieht sich. Und lass dich in Harburg nicht vom Bike schießen." verabschiedete sich Dareka. Nachdem Blaze durch die Tür verschwunden war, ging sie in ihren Laden und erwartete den nächsten Kunden.

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(Co-Produktion Flo und Thomas)

Beatrice Modehof, Lauenburg, Hamburg, 16.03.2077 ca. 9 Uhr

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Dareka ließ sich in ihr weiches Bett fallen. Endlich wieder in den eigenen vier Wänden zu sein, war eine größere Erleichterung für sie, als Dareka es jemals hätte zugeben wollen. Sie ging die vergangenen Wochen nochmal im Kopf durch, wobei ihr ein Schmunzeln auf den Lippen lag. Den Auftrag den sie angenommen hatte, war mehr als dubios, aber sie hatte schon eine Menge Jobs dieser Art angenommen. Panda hatte sie vor einem Monat kontaktiert und die Einsatzparameter grob umrissen. Ihr eigentlicher Johnson hatte dann noch Details hinzugefügt. Die Sozialinfiltratorin nahm den Job an, da er sich nach einfachem Geld anhörte.
Nach reichlicher Vorbereitungszeit, fast zwei Wochen, hatte sie die Sprechweisen, Lieblingsredewendungen, Körpersprache und Vorgehensweisen bei Problemen weithin einstudiert. Das Trideomaterial war von keiner besonders hohen Qualität, wodurch das Einarbeiten zu einer wahren Tortur wurde. Stimmproben und Körperdaten konnte ihr Johnson zur Verfügung stellen, jedoch nur auf einem Kommlink, was nach den Bedingungen des Kontrakts in seinem Besitz bliebe und nach der Erfüllung vernichtet wurde. Da Dareka jederzeit auf ihre Cyberware zugreifen konnte und die Berechtigungen des Kommlinks entziehen konnte, willigte sie ein.
Der Auftrag umfasste es, dass Dareka als persönlicher Assistent mit Herrn Johnson reiste und ihn ab einem bestimmten Zeitpunkt vertreten sollte, weil er keine Zeit hatte, oder sich die Zeit nicht nehmen wollte, um seine Geschäftspartner und Mitarbeiter zu bespaßen. Da Herr Johnson international tätig ist, musste natürlich auch entsprechend gepackt werden. Glücklicherweise hatte Panda in Übereinstimmung mit Herrn Johnson passendes Gepäck für Dareka asugewählt, so dass es zu keinen Komplikationen beim Flug kam. Auch die gefälschte SIN hielt der Kontrolle am Flughafen stand.
Die Fahrt zu den Kunden, Partnern, Mitarbeitern und natürlich auch Gegnern von Herrn Johnson ging ereignislos von statten. Erst als die Anlage bzw. das Gelände der Anlage betreten werden sollte, wurde es etwas aufregender, weil alle Personen aufmerksam gefilzt wurden. Da Dareka in ihrer Kleidung nichts verbotenes versteckt hatte, war sie aber auch bei dieser Kontrolle nicht aufgefallen. Herr Johnson ließ die Eröffnung und erste persönliche Kontakte über sich ergehen, während Dareka als sein Assistent ihm nicht von der Seite wich. Sie nutzte die Momente für Beobachtungen der Leute, mit denen sie es über die vereinbarten zwei Wochen zu tun bekommen würde. Nach einer Kontrolle, dass alle wichtigen Personen auch die waren, die sie vorgaben zu sein. Danach konnten sich alle nocheinmal zurück ziehen. Dareka und Herr Johnson nutzten die Gelegenheit und tauschten die Rollen. Wie zu erwarten war, gab es keine weiteren Kontrollen und Herr Johnson konnte sich absetzten.
Es folgten für Dareka ein zwei Wöchiges Wellnessprogramm, aus Schlammbädern, körperlicher Ertüchtigung, echt Essen - teilweise noch lebende Delikatessen -, Begegnungen mit richtigen Tieren -manche mit seltsamen Angewohnheiten- und natürlich auch dem nicht enden wollenden Smalltalk mit den Geschäftspartnern und Mitarbeitern. Dareka spielte ihre Rolle scheinbar so gut, dass niemand auch nur den geringsten Zweifel hegte dass sie nicht Herr Johnson sein könnte. Über die zwei Wochen reisten dann immer wieder Mitarbeiter und Geschäftspartner ab, da sie entweder Abbestellt wurden um anderen Projekten nachzugehen, oder weil sie in den wohlverdienten Urlaub gingen. Nach zwei Wochen war Dareka die letzte verbliebene und erfüllte damit den Kontrakt.
Nach einem kurzen Aufenthalt in einem vorbereiteten Hotel, tauschten der Johnson und Dareka wieder die Rollen und flogen zurück nach Hamburg. Auch dieser Flug verging ohne aufsehenerregende Zwischenfälle. Nach dem sie den Flughafen Kaltenkirchen verlassen hatten, übereichte Johnson Dareka den Credstick mit der Bezahlung und verschwand in einem Eurocar Westwind, der davon bretterte.
Dareka streckte sich einwenig, was ihr nur einwenig die Verspannung in Rücken und Brustbereich nahm, da der Rest sich von Streckübungen sichtlich unbeeindruckt zeigte. Mit einem Gedankenbefehl ließ sie den Trid-Projektor im Schlafzimmer angehen und schaltete auf DeMeKo-Live. Es lief gerade die Wiederholung des Dschungelcampfinale von vor ein paar Tagen, dass was die Leute mit freien Matrixzugang erst in einem Jahr sehen würden, weil jede Woche nur eine Folge veröffentlicht wird. Joker spielte sich gerade als der große Sieger auf. Ihr Kommlink meldete sich kurz danach und blendete ihr eine Nachricht ins Sichtfeld. Da sie heute offiziell wieder zurück war, hatte sie auch den Kundenblocker mit Entschuldigungsfunktion für Anfragen zu diesem Zeitpunkt deaktiviert. Jettz verfluchte sie ihre Entscheidung, aber es half nichts. Die Schatten verlangten nach ihren Dienstleistungen, ob mit, oder ohne Jetlack.

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Beatrice Modehof, Lauenburg, Hamburg, 01.04.2077 ca. 20 Uhr

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Dareka, als Beatrice Albes, verpackte zwei Anzüge, die sie mit allerhand Spielzeug ausgerüstet hatte. Der, der die Anzüge in Auftrag gegeben hatte, würde sie von einer Drohne abholen lassen. Dareka wunderte sich darüber, aber solange das Ding den richtigen RFID-Code hatte, sollte es ihr egal sein. Im Grunde war die Vorsicht vollkommen unbegründet. Die Anzüge hatten keine fragwürdigen Einbauten oder waren in irgendeiner Art und Weise auffällig. Sprich, selbst wenn die Drohne/Lieferant kontrolliert werden würde, würde die HanSec nichts finden. Aber wer war sie schon, die Sicherheitsvorkehrungen von Runnern in Frage zu stellen.
Ihr Fahrzeug meldete, dass sich Leute auf dem Hof befanden. Dareka erwartete keine Kunden, da sich niemand angekündigt hatte. Die Tür zur Werkstatt wurde geöffnet. Ein Maskierter rannte mit erhobenem Messer auf Dareka zu. Dareka bereitete sich auf einen Kampf vor und ließ die Monopeitsche aus ihrem rechten Zeigefinger ausfahren. Der Maskierte war ausgesprochen schnell, aber seine Bewegungen wirkten unkoordiniert, als ob er nicht so recht wusste, was er da tat. Er stach ein, zweimal nach Dareka, die ihm nur knapp ausweichen konnte. Dann ließ sie die rechte Hand hochschnellen. Der kaum sichtbare Draht schnitt durch Unter- und Oberarm, so dass zwei Armteile zu Boden fielen. Der Maskierte ging zu Boden und schrie wie am Spieß. Sie wollte gerade mit dem Kommlink Verstärkung rufen, musste aber feststellen, dass sie kein Netz hatte. "Störsender" ging ihr durch den Kopf. Sie ging zur hinteren Lagerhaustür, musste aber feststellen, dass dort zwei Leute bereits auf sie warteten. Die Regale nutztend, schlich sie zur Tür, durch die der Maskierte reinkam. Dort wartete bereits jemand auf sie.
Er klatschte erfreut in die Hände. "Miss Albes. Es ist eine Freude Sie kennen zu lernen", begrüßte sie der Ork. Er war scheuslich anzusehen. Sein Gesicht zeigte eine schlecht verheilte Säurevernarbung, die sich über sein gesamtes Gesicht erstreckte. Über seinen Augen und Narbe hatte er eine schwarze Opernmaske die jedoch nicht mehr verbarg als den Raum zwischen Nase und Augen. Er trug einen langen Filzmantel und einen dazu passenden Filzhut. Seine behandschuhten Hände ruhten auf einem Stock. "Dürfte ich fragen, was das ganze soll?", fragte Dareka mit möglichst ruhiger Stimme. Der Ork schmunzelte etwas, was seinem Gesicht grotesk verzerrte. "Ein Freund eines Freundes der jemanden kennt hat mir gesagt, dass Sie Kleidung diskret beschaffen und modifizieren. Darüber hinaus sollen Sie auch das gleiche für Waffen tun können. Ist dies korrekt?", offenbarte er sein Anliegen.
Dareka behielt ihre Umgebung im Auge. "Ich bin auf Panzerungen und Kleidung spezialisiert. Da bekomme ich das meiste her, ohne zu großes Aufsehen zu erregen. Waffenmodifikationen kann ich durchführen, sind aber nicht mein Spezialgebiet. Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Was soll der Mist mit dem Irren da und den Störsender? Wenn sie was von mir wollen, hätte eine einfache Kontaktierung ausgereicht", stellte Dareka ihre Fähigkeiten da und bohrte gleich nach. Der Ork verlagerte sein Gewicht etwas auf sein rechtes Bein. "Ich habe einen gewissen Anspruch was meine Geschäftskontakte betrifft. Ihr Hof schien schwach gesichert zu sein, aber Ihre Reaktion zeigt, dass sie scheinbar ihre Technik gut zu verbergen wissen. Und das schnelle Ausschalten meiner Marionette war höchst eindrucksvoll. Zu schade, dass er das nicht überlebt hat", sagte der Ork mit einer bitteren Süße in der Stimme. Dareka wurde erst jetzt gewahr, dass das Schreien aufgehört hatte. Die Augen des Maskierten starrten ins Leere.
"Was wollen Sie?", fragte Dareka so selbstsicher wie sie konnte. Ihr war durchaus bewusst, dass eine falsche Äußerung, Handlung oder Provokation sie ihr leben kosten konnte. Der Ork schnippte einmal mit der rechten Hand. Ein Troll quetschte sich hinter ihm durch die Tür. Er hatte mehrere große Kartons in den Armen. Auch seine Augen wirkten etwas glasig und leicht weggetreten. Der Ork lächlte etwas, was sein säurenarbiges Gesicht zu einer rissigen Ansammlung von Falten werden ließ, ehe er sagte: "Ich habe hier eine gewisse Anzahl an Kleidungsstücken. Ich möchte, dass sie diese mit einem Injektionssystem versehen, dass nur über eine bestimmte Frequenz aktiviert werden kann. Absolute Diskretion wird natürlich vorrausgesetzt. Natürlich habe ich die Systeme mitbringen lassen. Ich bezahle Sie natürlich, da Sie mir bewiesen haben, dass sie sich verteidigen können." Er deutete dem Troll die Kartons auf die Werkbank zu legen. Dareka ging zu den Kartons und sah hinein. Es waren verschiedenste Panzerungen und Kleidungen, von Ganzkörperpanzerung, über ein Abendkleid bis hin zu einem gefütterten Zentai.
"Für die Menge an Arbeit brauche ich etwas länger. Und billig wird das auch nicht", meinte Dareka. Der Ork kicherte etwas. "Natürlich. Die Welt wird regiert vom harten Nuyen. Hier, ich halte das für eine angebrachte Bezahlung", meinte der Ork und ließ den Troll einen Credstick zu Dareka bringen. Diese nahm den Credstick und sah darauf. 10.000€ leuchteten in der AR. Dareka rechnete im Kopf durch, was es sie Kosten wird die Leiche zu beseitigen und dazu die Werkstatt reinigen zu lassen. Am Ende würden wohl 8.500€ übrig bleiben. Sie nickte dann. "Das sollte ausreichen. Wenn ich mich jetzt ransetzte, bin ich heute um 1 Uhr fertig. Ich kann ihnen dass schicken lassen, oder sie können die Lieferung selbst abholen", verfiel Dareka in ihr geschäftliches Gebahren und ließ die Monopeitsche zurück in ihren Finger gleiten. "Nun, ich werde nich so lange waren, aber ich lasse ihnen gerne Boris hier. Er genießt mein vollstes Vertrauen und hat die gute Eigenschaft nicht sprechen zu können. Er wird sie also nicht mit belanglosen Smalltalk belästigen. Einen schönen Abend noch", verabschiedete sich der Ork und ging zur Tür raus, dicht gefolgt von dem Troll. Nachdem die beiden hinausgetreten waren, trat ein Norm herein. Seine Synthlederjacke war abgegriffen und hatte unter den Armen eine Ausbeulung. Dareka war sich bewusst, dass dort entweder schwere Pistolen oder Schrotflinten befanden. Seine blonden Haare waren zu einem Bürstenschnitt frisiert. Seine Augen wurden durch eine Sonnenbrille verdeckt. Er nickte ihr leicht zu, als er sich an die Wand lehnte.
Dareka checkte ihr Kommlink. Sie hatte wieder Matrixverbindung. Für Verstärkung war es ohnehin zu spät, aber nicht um ein paar Infos zu bekommen. Während sie anfing die Injektionssysteme in die Klamotten einzuarbeiten, schickte sie eine Nachricht an Wiz BLITZ:

Wiz, ich brauch eine Info zu einem Kerl der bei mir gerade eingekauft hat. Ork, Säurenarben im gesamten Gesicht, Opernmaske über Augen und Nase, Filzmantel und Hut, benutzt einen Stock, möglicherweise eine getarnte Waffe, da bin ich mir aber nicht sicher.
Dareka

Kenn ich nicht, aber ich kann mich für dich mal schlau machen. Kostet aber eine Kleinigkeit.
Wiz BLITZ

Schon klar, reichen 500€?
Dareka

Ich werde sehen, was sich damit anfangen lässt.
Wiz BLITZ

Danke dir.
Dareka

Dareka werkelte für 15 Minuten, als sich Wiz BLITZ wieder meldete:

Ist nicht viel was ich rausbekommen habe, ohne sehr lange zu suchen. Und da sind 500 definitiv zu wenig für.
Wiz BLITZ

Nicht so schlimm. Also was hast du rausbekommen?
Dareka

Ich hab keinen Namen oder so, aber der Kerl scheint mit oder für Medusa zu arbeiten. Scheint so etwas wie der Mann fürs Grobe zu sein. Wieso willst du was über den Kerl eigentlich wissen?
Wiz BLITZ

Weil er mit einem Überfallkommando bei mir aufgetaucht ist und mir keine große Wahl gelassen hat, das Zeug für ihn zu verbauen oder nicht. Na toll, das macht sich ganz toll auf meiner Reputation das ich für Medusa gearbeitet habe.
Dareka

Kannst ja nix für. Kopf hoch.
Wiz BLITZ

Ob das die Schatten auch so sehen. Ich hoffe der Kerl hält sich auch an die Kehrseite der Diskretion und erzählt nicht rum wer ihnen das Zeug eingebaut hat.
Dareka

Was baust du ein?
Wiz BLITZ

Sorry Wiz, aber ich häng an meinem Leben und an meinem Ruf.
Dareka

War einen Versuch wert.
Wiz BLITZ

Lass den Scheiß. Aber danke für deine Hilfe
Dareka

Kein Ding. Bleib Cryo
Wiz BLITZ

Dareka konzentrierte sich nun vollkommen auf die vor ihr liegende Arbeit. Das Einarbeiten der Schläuche und Sensoren war in den meistne Fällen sehr einfach, so dass selbst der Autosewer sie bearbeiten konnte. Innerhalb von 5 Stunden, hatte Dareka die 30 Teile fertig bearbeitet. Müde rieb sie sich über die Augen. Boris hatte sich in der Zeit nur ein oder zweimal bewegt. Sein Blick ruhte die ganze Zeit auf Dareka. Ob er sie genau musterte, oder auf bestimmte Regionen ihres Körpers starrte, war Dareka egal. Am Ende schob sie ihm drei große Kartons vor die Füße. "Sind fertig und funktionsbereit. Und jetzt verschwinde" sagte Dareka müde und gereizt. Boris nickte und schaffte die drei Kartons in einen Multicity. Boris nickte ihr noch einmal zu, stieg in den Wagen und fuhr vom Hof.
Dareka schüttelte den Kopf. Geld war zwar Geld, aber für Organschneider zu arbeiten war schon eine andere Sache, besonders wenn sie einen scheinbar einen Unschuldigen als Zielscheibe präsentierten. Dareka konnte sich nicht vorstellen, dass der Maskierte jemand wichtiges war, oder für Medusa arbeitete. Sie ging zurück in die Werkstatt. Der Kerl fing mittlerweile etwas an zu müffeln, dazu war das Blut auf dem Werkstattboden mittlerweile trocken. Sie nahm nochmal allen Mut zusammen und drehte ihn auf den Rücken und zog ihm die Maske vom Kopf. Wie sie sich gedacht hatte, hatte er das Brandzeichen von Medusa auf der Stirn. Sie machte die Jacke auf und zog ihm das Hemd hoch. Dort waren frische Schnittnarben, die scheinbar nur notdürftig zugenäht waren. Dareka woltle gar nicht darüber nachdenken, was Medusa mit dem armen Kerl zuvor getan hatte. Er war schon dem Tode geweiht, bevor er durch ihre Werkstatttür gestürmt kam.
Dareka schrieb eine Nachricht an Panda und hoffte, dass er um halb Drei noch wach war:

Ich bräuchte dringend jemanden der eine Leiche wegschafft die bei mir in der Werkstatt liegt.
Dareka

Ich kenn da jemanden. Muss nur die Leiche weg, oder muss noch mehr gemacht werden?
Panda

Nur die Leiche muss weg. Möglichst diskret. Sauber machen kann ich selber.
Dareka

Hab mich gerade mit wem unterhalten. Für 1,4k würde er es machen. Ok für dich?
Panda

Ist ok. Ich leg noch 0,1 drauf, wenn er mir einen Reiniger mitbringt, der Blut von Fliesen und Fugen bekommt, ohne dass ich mein ganzes Textillager ausräumen muss.
Dareka

Macht er. Gute Nacht.
Panda

Danke dir. Gute Nacht.
Dareka

Eine halbe Stunde später fuhr ein schwarzer Van auf den Hof. Dareka beobachtete die beiden Männder die ausstiegen. Sie wusste, dass es sich um die Reiniger handeln musste, die Panda bestellt hatte. Von einem von den beiden ging ein süßlicher Geruch aus. "Er ist drinnen. Einfach gerade aus durch, nicht zu verfehlen", wies Dareka die beiden ein. Beide nickten. Der mit dem süßlichen Geruch griff in seine Jacke und reichte Dareka eine Flasche Reinigungsmittel, bevor er mit seinem Kollegen rein ging. Einen Augenblick später trugen die beiden einen schwarzen Sack aus der Werkstatt und warfen ihn in den Van. Ohne große Verabschiedung fuhren sie vom Hof. Dareka seufzte, sah auf das Reinigungsmittel und ging in die Werkstatt. Das Blut musste schließlich weg.

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Station 12-Cyberchirurgie, Marienkrankenhaus, Mago-Cluster, Neue-Mitte-Ost, Hamburg, 04.04.2077 ca. 7 Uhr

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Gestern Mittag war er als Fabrizius Prim in das Büro von Dr. Delores "Sewer" Ruschhaupt gekommen. Sie hatten über die einzelnen Bauteile gesprochen, die sich Dareka alles einsetzten lassen wollte. In einer mehrstündigen Operation hat Sewer alle Cyberwareimplantate eingesetzt. Angefangen beim Kopf, über die Augen, zu den Ohren, bis zum Torso. Leitungen wurden verlegt, Titan mit Gewebe verbunden, Nervenbahnen mit Sensoren verknüpft und vieles mehr.
Dareka öffnete die schweren Augenlider. Sein Kopf fühlte sich an, als ob er am Tag zuvor das Besäufnis des Jahrhunderts gehabt hätte. Delores Ruschhaupt stand an seinem Bett und lächelte ihn freundlich an. Delores war eine Elfe mit kurzem roten Haar, einer Stundenglasfigur und einem sehr feinem Gesicht. Dareka kannte sie von einer früheren Arbeitszeit in Hamburg. Damals war er noch unter der Knute von ARGUS. Delores hatte gerade ihre volle Doktorstelle begonnen. Da sie Geld sorgen hatte, durch horende Gebühren der Universität und der darum entstandenen Lehrmittelwirtschaft, konnte Dareka gut Druck auf sie aufbauen, so dass sie ohne zu genau hinzusehen Transplantationen durchführte. Mit der Zeit lernten Delores und Fabrizius etwas besser kennen und es entwickelte sich eine fruchtbare Geschäftsbeziehung. Er würde ihr immer wieder Kunden unter der Hand verschaffen, dafür hätte sie für ihn immer Zeit, etwas einzubauen. Dareka hatte in letzter Zeit kaum Kunden an sie gebracht, was aber nur halb so wild war, da ihre Schulden mittlerweile beglichen waren. Ihre moralische Flexibilität hatte sie natürlich beibehalten und schnibbelt und schraubt weiterhin unter der Hand weiter, solange genügend Geld dabei rumkam.
"Guten Morgen, Herr Prim. Wie fühlen wir uns den heute?", fragte sie freundlich, dennoch im geschäftsmäßigen Ton. "Ich hab einen ziemlichen Kater. Und hie und da juckt es etwas. Aber ansonsten kann ich nicht klagen", meinte Dareka noch ziemlich angestrengt. "Schön zu hören. Die Operation ist ohne Komplikationen verlaufen. Auch der Vitalmonitor sieht gut aus. Sehr schön. Nun zum wesentlichen. Wie vertraut sind Sie bereits mit dem Einsatz von Trodennetzen und dem Nutzen von Gedanken zur Kommunikation?", ratterte sie runter, während sie in der AR auf irgendetwas herumtippte. "Ich nutze schon ziemlich lange ein Trodennetz in meiner Perücke. Also habe ich im Grunde kein Problem damit", berichtete Dareka. "Sehr gut, dann konzentrieren Sie sich mal darauf, Ihr Kommlink einzuschalten", forderte Delores auf. Dareka tat wie ihm geheißen. Einen Augenblick später hatte er das Startlogo des Fairlight Caliban in seiner Sicht. Ein automatischer Scan teilte ihm mit, dass eine Reihe von neuen Geräten erkannt wurde. Er nahm sich die Zeit und richtete das ganze ordentlich ein. Nebenbei meinte er: "Das funktioniert ziemlich gut. Es fühlt sich aber noch etwas ungewohnt an" Delores nickte und machte wieder eine Notiz. "Sehr gut. Ich muss Ihnen aber noch sagen, dass sie mit den Aufnahmen des Simrigs sehr vorsichtig sein müssen. Die Aufzeichnungen umfassen alles, außer den Geschmacksinn der Zunge, sprich sie haben nur ein Geschmackserlebnis von 85% bei den Aufzeichnungen. Aber Sie sollten immer die Aufzeichnungs Zeit und Datum eingeblendet lassen, damit Sie wissen, dass sie sich in einer Aufzeichnung befinden. Gerade bei sehr langen Dateien kann es zu Realitätsverlusten kommen", klärte Delores auf. Dareka nickte leicht. Die Doktorin fuhr fort: "Auch werden Angst, Lust, Hunger, Durst und ähnliche körperliche Reaktionen aufgezeichnet. Wenn Sie das nicht wünschen, müssen Sie dies vorher einstellen. Dies reduziert die Aufnahme jedoch auf eine Sammlung von reinen Sinneseindrücken ohne einen emotionalen Kontext. Für weitere Fragen habe ich Ihnen ein FAQ zu all ihren Implantaten freigegeben. Was mich zu einem anderen Punkt bringt."
Dareka lud sich gerade das File runter, als er fragend zu Sewer blickte. "Ich bin beeindruckt wie gut Ihr Körper eine solche Menge an Cyberware verträgt. Das ist wirklichbemerkenswert. Aber ich würde von zukünftigen größeren Implantationen abraten, da ich große Sorgen wegen ihrerer Biointigrität habe. Nach der alten Regel der 6 befinden Sie sich mittlerweile auf der Stufe von -0,7. Ich denke sie haben eine seltene Biokompatibilität, welches dafür sorgt das Implantate einen geringeren Einfluss auf die Biointigrität haben. Nach meinen Berechnungen sind Sie auf der Skala irgendwo bei 1. Wenn sie also nicht vorhaben, viele ihrer Einbauten durch Betaware zu ersetzten, wird es in Zukunft schwierig, Sie bei Operationen am Leben zu halten", erklärte sie ihm. Dareka nickte hin und wieder leicht. "Ich werde es bedenken. Aber es gibt noch ein paar Einbauten, die ich benötige. Aber die sind so klein, dass sie keinen großen Einfluss haben dürften. Aber danke für die Sorge", sagte Dareka so freundlich wie möglich. Die Doktorin nickte. "Dann erholen Sie sich noch etwas. Ich denke wir können Sie heute Abend schon entlassen. Heute um zwölf seh ich noch mal nach Ihnen", sagte die Doktorin und ging dann aus dem Raum.
Dareka beschäftigte sich mit seinen neuen Einbauten und der Möglichkeit alles mögliche Aufzuzeichnen. Selbst das unauffällige Kratzen im Schritt wurde sowohl an der Hand, als auch im Schritt wurde aufgezeichnet und wiedergegeben. Ihn wollte jedoch der Gedanke nicht los lassen, den Delores gesagt hatte. Er war nur noch zu einem Sechstel wirklich menschlich. Ihm war zwar klar, dass er seinem Körper sehr viel zugemutet hat bzw. ihm sehr viel zugemutet wurde von anderen, aber nicht dass es so um ihn stand. Würde er wirklich auf dem OP-Tisch sterben, wenn noch mehr eingebaut wird? Aber es gab noch ein paar weitere Einbauten, die wirklich notwendig waren, um ihm das Überleben in den Schatten zu sichern. Wobei der Gedanke im Moment hinfällig war, da die nächsten Einbauten erheblich teurer waren und somit noch genügend Zeit zum Grübeln war. Jetzt konnte er erstmal die Zeit nutzten und sich ein paar Folgen von "Shinjuku Fighter-Schläger der Yakuza" ansehen und das Einzelzimmer genießen.

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Ara, Elmsbüttel, Hamburg 04.08.2077 ca. 23 Uhr

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Dareka schlürfte an einem farbenfrohen Cocktail und ließ ihren Blick über die Tanzfläche des Nobelclubs schweifen. "Ich muss immer wieder sagen wie seltsam es ist, dass ich alles schmecken, hören, sehen, riechen und fühlen kann, was du fühlst. Zum Glück hast du das alles ja einem guten Kommlink hängen. Oder?", tönte es in ihrem Ohr, ohne dass irgendjemand anderes Wiz BLITZ hätte hören können. Über Gedanken gab sie zurück: "Ich hab immernoch ein Fairlight Caliban als zentralen Knoten und dazu noch einen internen Router der mich von meinem Kommlink zumindest weitgehend unabhängig macht. Hast du in den Bildern schon William gesehen?" "Nope, auch wenn die Aufnahmequalität echt gut ist. Vielleicht ist er auch auf einem anderen Floor. Schau dich doch mal um", gab Wiz zu bedenken. "Nope. Ich bin hier mit ihm verabredet. Hast du eigentlich die SIN mittlerweile gecheckt? Ich fühl mich etwas unwohl dabei, dass mir in Elmsbüttel die SIN platzen könnte, nur weil Herr Schmidt geschlampt hat", wollte Dareka wissen. "Sah sauber aus. Auch die Kameras in der Nähe des Wohnorts und ihrer Arbeit haben nichts angeschlagen. Entweder hat Herr Schmidt sie aus dem wegräumen, entführen oder einfach auf anderen Wegen verschwinden lassen", berichtete Wiz.
Die Bässe wummerten, der Geruch von Kunstnebel stieg in die Nase, die Lasershow wurde vom AR-Overlay unterstützt. Dareka rührte etwas gelangweilt in ihrem Cocktail. William war mittlerweile eine halbe Stunde zu spät. Dareka befürchtete schon, dass er Wind von der Sache bekommen hatte. Wiz benachrichtigte sie, dass er sich näherte.
Dareka stocherte betont gelangweilt in dem Cocktail herum. Das Eis war fast vollständig geschmolzen. William ließ sich neben ihr auf die Bank fallen und legte lässig den Arm um Darekas Schultern. Innerlich zog sich in Dareka alles zusammen, äußerlich spielte sie die leicht überraschte. William Gottlieb war aufstrebender Serienstar einer Comicverfilmung. Seine breiten Schultern, hoher wuchs, ausgesprochen markanten Gesichtszügen und halblangen Haaren war er mit Abstand der beliebteste Darsteller. Dareka hatte die Gestalt seiner aktuellen Bettgefährtin angenommen, einer gewissen Anna Rubio, die als seine Visagistin bei der DeMeKo angestellt war. Wiz hatte die beiden seit einer Woche belauscht und über Drohnen und Kameras beobachtet. Dareka verbrachte darauf hin einen ganzen Tag sie zu studieren. Als die Datensammlung zu Ende war, gaben sie Herrn Schmidt bescheid, der daraufhin Anna verschwinden ließ.
"Sorry Süße, wollte dich nicht warten lassen", entschuldigte sich William bei Dareka. "Du hast bestimmt wieder dieser Ellen schöne Augen gemacht", spielte Dareka eifersüchtig. William sah sie gespielt schockiert an. "Ich hab doch nur Augen für dich, Baby. Dass weißt du doch. Schließlich hast du meine liebsten Bälle", schleimte er sich bei ihr ein und ließ seine Hand zu Darekas Brust wandern. Dareka wischte die Hand genervt weg und stand auf. Sie hatte dieses Verhalten regelmäßig bei Anna beobachtet und hielt es für die sinnvollste Möglichkeit William hinter sich herlaufen zu lassen. "Anna, bitte, du weißt doch, dass Ellen und ich nur Kollegen sind. Das ist nur harmloses gespiele unter Kollegen", versuchte William sie zu beschwichtigen. Jetzt war der Moment worauf es ankam. Dareka gab über einen Gedankenbefehl dem Injektionssystem den Befehl eine Dosis Novacoke abzugeben. Die Sozialinfiltratorin merkte sofort die einsetzende Wirkung der Droge. Sie fühlte sich etwas leichter, aufmerksamer, voller Energie und die Welt schien ein wenig langsamer zu werden.
Sie drehte sich zu William um, der ihr hinterher ging. Sie streckte sich zu ihm hoch und gab ihm einen tiefen innigen Kuss. Gegen den Lärm der Musik flüssterte sie ihm mit erzwungenen Tränen ins Ohr: "Verlass mich nicht, William. Ich will dich nicht verlieren." Er drückte sie fest an sich. Unter Tränen gestand er ihr seine Liebe. Dareka sagte ihm ins Ohr: "Können wir wo anders hingehen? Etwas privater?" "Klar, ich hab eine Bude nicht weit von hier. Ich ruf schnell ein Taxi", sagte er und zog sein Kommlink. Dareka fragte an Wiz: "Hast du das Signal?" "Bin dran. Jup, hab es. Easy peasy das Ding zu hacken, geb mir einen Moment", meinte Wiz.
William und Dareka gingen händchenhaltend aus dem Ara. Ein paar Paparazis schossen ein paar Bilder für die Boulevardzeitungen, aber sie schienen auf jemande anderen gewartet zu haben, weil dem einen oder anderem konnte man die Enttäuschung ansehen. Als ob Wiz ihre Gedanken erahnt hätte, meinte er: "Heute soll Harald Slippner hier auftauchen, der den wütenden Grafen Randriel in Pomoryas Herrlichkeit spielt. Ähm, ich lass dich dann für nen Moment alleine. Muss das Taxi umleiten und Cherep bescheid geben." In diesem Moment hielt ein Taxi vor dem Ara, wahrscheinlich eines von dutzenden an diesem Tag. William öffnete Dareka die Tür des Taxi und stieg danach selbst ein. Kaum hatte William das Ziel genannt, fiel Dareka bereits über ihn her. Sie ließ ihre Hände über seinen Körper wandern und erkundete jeden Millimeter seines Körpers. Er schien sich dagegen in keinster Form zu wehren, viel mehr tat er es Dareka gleich. In der Hitze des Moments, hörte Dareka: "Dareka ich hab den Kurs, ach du scheiße, was zum Geier!" Dareka sendete: "Hör auf mir in den Kopf zu schreien. Ich lenke ihn auf eine Weise ab, wo er nicht wirklich weiß was abgeht. Wie lange?" "Ca. 3 Minuten. Dann seid ihr in einer Tiefgarage, bei der ich die Kameras gehackt habe. Chereb wartet dort um ihn in Empfang zu nehmen. Treib ... halt durch, ok?", gab Wiz durch.
Dareka gab ihr Bestes, dass William abgelenkt genug war, damit er nicht schnallte wo er war. Plötzlich ging die Tür des Taxi auf und zwei Stromstöße aus Elektrohandschuhen setzten William außer Gefecht. Chereb zog den Serienstar aus dem Auto und sah dann zu Dareka. Auf russisch meinte er: "Wenn du schon dabei bist, könntest du mich auch gleich Erleichtern." Dabei zwinkerte er ihr lüstern zu. Dareka entgegnete genervt auf russisch: "Nur in deinen Träumen. Ich nehm keine Ungewaschenen." Wiz klinkte sich ein: "Euer geflirte könnt ihr später weiter machen. Legt die Kommlinks von Anna und William in das Taxi, ich werde es hier fünf Minuten parken lassen und dann irgendwo nach Elmsbüttel schicken, zahlen lassen und dann einfach davon fahren lassen. Ihr beide bringt William zu Herrn Schmidt nach Pinneberg. Addresse hab ich in das Autonav deines Chamäleons eingegeben, Dareka. Ach und dein Zeug liegt auch drin. Steht auf Ebene A, Platz 34." "Wenigstens einer handelt wie ein Profi", sagte Dareka und sah dabei zu Chereb. Dieser zuckte mit den Schultern und trug den Bewusstlosen zu Darekas Fahrzeug, nachdem er das Kommlink ins Taxi geworfen hatte. Dareka richtete kurz ihre Klamotten und folgte dann Chereb.

Das Treffen mit Herrn Schmidt verlief ohne Zwischenfälle. Sie wurden bezahlt und jeder erhielt seinen Anteil. Wiz und Dareka gingen noch in eine Bar in St.Pauli, um den erfolgreichen Run zu feiern. Dareka hatte die Gestalt von Fabrizius angenommen. Sie hatten sich eine Hinterhofkneipe ausgesucht und genoßen das Soybier.
"Alter, du könntest das nächste mal für mich ein Hinweisschild an die Cyberware hängen. Das war echt eklig. Ich hab mich noch nie so schmutzig nach der Arbeit gefühlt" beschwerte sich Wiz in einem amüsierten Tonfall. Dareka winkte ab und meinte: "Hatte nicht die Zeit das noch zu signalisieren. Sowas muss schnell und spontan gehen." Wiz nippte an seinem Bier und stellte es dann wieder sorgfälltig und genau ausgerichtet in die Mitte des Bierfilzchens. "Wir haben das jetzt schon öfters gemacht, aber daran sich zu gewöhnen ist echt schwierig. Es fühlt sich so ... absolut echt an. Klar weiß ich, dass mir das DNI das nur vorspielt, aber könntest du dann nicht wenigstens es mal mit einer Frau ... du weißt schon", stammelte er etwas heraus. Dareka lachte. "Wenn ich mal ein lüsternes Stück finde, lass ich dich daran teilhaben. Aber glaub mir, macht auch mit anderen viel Spaß", sagte Dareka offensichtlich amüsiert über Wiz Unbehagen.
"Du hast echt keine Scheu vor sowas, oder?", hackte Wiz nach. "Naja, es gibt schon Mindeststandards. Es ist etwas anderes, wenn ich das für die Arbeit mache, aber im privaten gibt es da ein definitives Null-Niveau und wer das nicht erfüllt, wird nicht gedated. Du fällst da leider durch Wiz. Hobgoblins sind nicht so mein Ding.", erklärte Dareka. Wiz grinste und meinte: "Wie schade. Hatte mir schon Kinder mit dir zusammen ausgemalt, von denen ich nur durch die RFID-Tags weiß, wer wer ist, weil sie ständig ihre Gestalt verändern." Beide lachten.
Sie betrieben noch eine Weile Smalltalk, bis Wiz sich dann um 1Uhr verabschiedete. Dareka blickte in sein Glas. Seit dem er auf den Runs hin und wieder mal Novacoke einwarf, fielen ihm so viele Dinge leichter. Das High war absolut geil und hielt auch ziemlich lange an. Solangsam verstand er, warum seine Eltern und Geschwister sich in die Drogen flüchteten. Aber Dareka war sich auch bewusst, dass der Rausch knapp sechs Stunden enden würde und dann die niederschmetternden Nebenwirkungen einsetzten würden. Zum Glück hatte sich Dareka genug im Griff, um das Zeug nur für Runs einzusetzten, auch wenn die Verlockungen eines Highs sehr groß waren. Er hatte sich schon dabei erwischt, sich zwischendurch einfach ein High zu geben. Glücklicherweise lag genügend Zeit zwischen den Runs. Dareka bezahlte die Rechnung und machte sich auf in das Nachtleben, schließlich konnte man das High auch für etwas Spaß nutzen.

Der Morgen danach. Darekas Augen waren schwer. Der Kopf dröhnte. Es war bereits weit nach Mittag. Das Headwarekommlink wieß darauf hin, dass bereits drei Kunden angefragt hatten. Dareka konnte sich nicht aufraffen. Die Glieder fühlten sich wie tonnenschweres Altmetall an. Im Kopf schien eine Dudelsackkapelle zu spielen. Schon allein der Gedanke an etwas zu Essen verursachte Dareka Übelkeit. Als Dareka die Augen öffnete, wurde ihm erstmal klar, wo er überhaupt war. Und dazu wie seine Einstellungen waren. Zwar spürte er ein Glied zwischen seinen Beinen, aber auch Brüste auf DD Niveau. Als er sich etwas umsah, sah er eine schlafende Meute von allerhand Vercyberten und Modifizierte in einem großen Schlafzimmer herumliegen. Er wusste nicht so wirklich in was für eine Orgie er hineingeraten war, aber er wollte hier weg sein, bevor irgendwer von den anderen Leuten aufwachte. Mit dröhnendem Kopf sammelte Dareka seine Klamotten ein, zog sich an und schlich sich so leise wie möglich aus der Wohnung.
Hoch erfreut, dass das eigene Fahrzeug quasi um die Ecke stand, setzte sich Dareka in seinen Chamäleon. Als er dem Fahrzeug mitteilte, dass es ihn nach Hause bringen sollte, versuchte Dareka sich an den gestrigen Abend zu erinnern. Das würde ihm natürlich leichter fallen, wenn sein Kopf klarer wäre. Nebelhaft erinnerte er sich an ein niedliches Katzenmädchen in einer Disco in Altona. Und dann an ihre Freunde. Lauter Modifizierte, die ihre Modifikationen stolz zur Schau trugen. Dareka fühlte sich irgendwie angewidert. Er selbst war auch extrem vercybert, aber er betrachtete seine Cyberware als Möglichkeit des Überlebens, nicht als Ausdruck irgendeiner Persönlichkeit. Aber diese Teenies und jungen Erwachsenen betrachten Vercyberungen als etwas Geiles, als etwas was sie einzigartig macht. In Darekas Welt machte Cyberware jeden gleich. Natürlich konnte man sich verbessern und individualisieren, aber letztendlich drehte man sich nur in dem von Konzernen und Regierung zugelassenem Rad. Dareka schüttelte etwas den Kopf, um die Gedanken etwas zu ordnen und starrte dann nur noch mit leerem Blick aus dem Finster.

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Darekas Rolladan - November 2077

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Es war nicht einfach gewesen, genug Zeit zu finden, John musste Geduldig sein bis er von den Anderen Erfuhr das sie ein paar Tage nicht da war. Er war gut, aber keine Maschine die so etwas in einer Nacht erledigte. Es war ein komischer Gedankengang, keine Maschine zu sein, komisch angesichts dessen was er an wessen Rolladen gesprüht hat.

Das Bild in zeigte das innere eines Raumes, einer Werkstatt, wobei nur Konturen und Einrichtung auf den dunkelgrauen Rollladen gesprüht wurden wodurch der Eindruck entstand, die Wände des Raumes selbst wären graues Wellblech. Die Wandregale, der große Tisch in der Mitte und all die verteilten Maschinen waren mit metalic-glänzenden Farben, Silber und Bronze gesprüht, so wirkte alles wie aus Stahl, Blech und Kupfer gefertigt, Selbst vor dem einzigen Fenster der Szenerie stand auf einer Fensterbank in einem kleinem Blecheimerchen ein graues Drahtgeflecht mit bronzenen Blättern.

So wirkte es auf den ersten Blick auch nicht weiter irritierend, das der Arbeiter in dieser Szene zwar humanoid aber eindeutig selber eine Maschine war. Nicht nur weil auch er größtenteils aus braun und grau glänzenden Farben bestand, nein er wies auch eindeutig Kabel und Hydraulik auf. Allein die Augen des Androiden wirkten gänzlich Menschlich, ganz als ob jemand sie in den Maschinenkopf eingepflanzt hätte. Doch die Augen mit ihrer mattgrauen Iris waren nicht das einzig organische in dem Bild. Der Roboterarbeiter saß vor einer Nähmaschine deren Spitze Nadel gerade mit rotem Faden zwei blass rosafarbene, tellergroße Lappen miteinander verband. Die Farbe, dicke und die feinen, schwarzen Härchen suggerierten klar, dass es sich hierbei um Haut handelte. Gleiches galt für die auf drei auf Bügeln aufgehangenen Ganzkörperanzüge rechts des nähenden Androiden. Der schnitt erinnerte an Taucheranzüge. Ein Torso mit Ärmeln und Hosenbeinen daran, sogar Finger und Füße waren Angenäht und am Hals hing eine unförmige Kapuze schlaff herab.

Über den Anzügen in verschiedenen Hautfarben standen auf zwei metallischen Regalbrettern je sechs weiße, gesichtslose Köpfe die jeder eine andere Perücke trugen.Blond, Schwarz, Brünett und rot jeweils kurz, lang und gelockt. Rechts der Hautanzüge und dem Regal war eine Große, silberne Fläche mit braunem Zierrahmen, scheinbar eine Art Spiegel. Ein Bild, ein ausgedrucktes Foto am Spiegelrahmen wirkte auf den ersten Blick besonders plastisch, auf dem zweiten erkannte man das es nicht so wirkte sondern tatsächlich plastisch war. Jemand hatte scheinbar ein Foto auf die altmodische Weise auf entsprechendem Spezialpapier ausgedruckt und es auf das gesprayte Kunstwerk geklebt. Das Bild zeigte auf einer grünen Wiese bei strahlendem Sonnenschein ein fröhlich lächelndes, junges Paar. Beide menschlich in legaler Freizeitkleidung und zwischen ihnen in einem roten, weiß gepunktetem Sommerkleid ein von der Statur und Größe wohl 7 oder 8 jähriges Mädchen, deren Gesicht aber nicht zu erkennen war, weil jemand es grob mit einem scharfen Gegenstand weggekratzt hatte, so dass nun im Zentrum des Bildes statt ihrem Kopf nur ein unförmiges, weiß-anonymes Oval zu sehen war.

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irgendwo in Rethe, Hannover 05.11.2077 ca. 18 Uhr

Zitat

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Darekas letzter Run ist nicht besonders gut gelaufen. Chereb wurde von der HanSec niedergeschossen, als er Widerstand leistete und Wiz hatte sich irgendetwas mi IC eingefangen. Ihr angeheuerter Mage hatte sie an das Ziel verraten und deswegen sind sie in einen Hinterhalt geraten. Dareka hatte Glück im Unglück, denn dadurch, dass sie in Bergedorf attackiert wurden, konnte sie schnell und einfach in der Masse verschwinden, da Chereb die ganze Aufmerksamkeit der Beamten auf sich zog und Wiz ihre Überwachung störte. Sie wusste, dass Wiz wieder werden würde. Er hatte schon schlimmeres weggesteckt. Und Dareka nutzte den Anlass der "PROtect", eine Messe für Panzerungen und Einbauten, in Hannover für eine Woche unterzutauchen.
Ihr war bewusst, dass eine Rückkehr nach Hannover nicht unbedingt die intelligenteste Entscheidung war. Zu viele Emotionen waren mit dieser Stadt, mit ihren Vierteln und ihren Bewohner verbunden. Sie wuchs dort auf, kannte viele Leute, manche mehr als ihr lieb war, manche weniger als sie sich gewünscht hatte. Dareka wusste gar nicht wo sie hin ging, als die Messe ihre Tore für Leute schloss, die nur Modepanzerung verkauften, als ihr dann plötzlich bewusst wurde wo sie war. Sie stand in Mitten ihres alten Wohnviertels in Rethe. Es hatte sich kaum etwas verändert. Die Wohnbaracken waren genauso heruntergekommen, wie vor 20 Jahren, die Straßen genauso dreckig und voller Blut. Dass sie nicht überfallen wurde, war das reinste Wunder, da sie in ihrem Berwick-Kleid nach neuster Mode unterwegs war und sich einen einfachen Mantel übergeworfen hatte. Natürlich war Dareka nicht unbewaffnet, aber das wusste der gewöhnliche Straßenganove nicht.
Die Sozialinfiltratorin, in Gestalt von Beatrice Albes, stand auf einem Friedhof. Regen prasselte hernieder. Ihr roter Schirm war der einzige Farbtupfer in der grauen Szenerie. Sie stand vor einem Grab. Der Grabstein war grau, simpel und trug nur den Schriftzug "Klara Maurer, 2024 - 2069". Wiz hatte für sie einmal herausgefunden, ob ihre Mutter noch lebte, oder eben nicht. Er fand nicht nur den Todeszeitpunkt, sondern auch den Obduktionsbericht, welcher auf einen Drogentot schließen lässt. Nicht ungewöhnlich für einen Chiphead wie ihre Mutter. Dareka verspürte keine Trauer, keinen Hass, nichts. Nichts weiter als eine gähnende Leere.
Aus einer für Dareka nicht nachvollziehbaren Laune heraus, verwandelte sie sich in Leilah zurück. Die vorher gut sitzende Kleidung war ihr auf einmal mehrere Nummern zu groß. Ihr schwarzes Haar flatterte leicht im Wind. So stand sie für mehrere Minuten da und betrachtete den Grabstein, unschlüssig, wie sie sich fühlen sollte, bis sie von einer Melodie aus den Gedanken gerissen wurde. Die Melodie einer Spieluhr, die laut und klar durch das Prasseln des Regens zu hören war.

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Ein Elf stellte sich neben sie. Sein kurzes, schwarzes Haar wirkte fettig, sein Gesicht war hager, eingefallen, fast schon abgemagert. Mit etwas Phantasie konnte man noch Ähnlichkeiten zwischen ihm und Leilah ausmachen. Er war einen knappen Kopf größer als sie, aber kaum breiter. Seine Kleidung schien ihm nicht so recht zu passen, so als ob er sie gefunden oder gestohlen hätte. In der Hand hielt er eine mechanische Spieluhr. Mit einer rauen Stimme begrüßte er Dareka: "Hallo kleine Schwester. Lange nicht mehr gesehen." In der Stimme lag keine Freude, oder andere Form von Emotion. "Es ist lange her, Oscar.", erwiderte Leilah. Sie standen schweigend nebeneinander. Der Regen prasselte auf die beiden hernieder.
Nach einer Weile meinte Oscar noch immer emotionslos: "Du hast dich kein bisschen verändert, seit dem ich dich das letzte mal gesehen hatte." Leilah schüttelte leicht den Kopf und entgegnete: "Nur Äußerlich. Ich bin nicht mehr die kleine Schwester die du kanntest. Ich habe mich ... verändert. Mehr als du glauben magst." "Wer nicht. Du warst nicht zu finden. Mutter hat sich nach deinem Verschwinden mehr und mehr den Chips hingegeben. Sie hat Orwen und mich mit reingezogen. Orwen ist letztes Jahr im Chiprausch erfroren, als er vergessen hatte, das Fenster zu schließen.", berichtete Oscar, als ob er vom Wetter sprechen würde. Leilah zeigte sich nicht im geringsten geschockt. "Ich hatte meine Gründe fort zu gehen. Und ich bin auch nur kurz hier, um etwas zu erledigen.", sagte Dareka ebenso emotionslos, wie ihr Bruder.
"Verstehe", meinte Oscar. Oscars Haare waren mittlerweile komplet durchgeweicht, ebenso wie sein Mantel. Die Spieluhr spielte unaufhörlich ihre Melodie, die den Regen durchdrang. Beide schwiegen. Beide betrachteten den grauen Stein vor ihnen. "Mutter hatte immer daran geglaubt, dass du wieder kommen würdest, oder dass zumindest etwas aus dir geworden ist.", brach Oscar das Schweigen. Leilah sah kurz zu ihrem Bruder, um in seinem Gesicht zu lesen, aber er schien überhaupt keine Emotion zu zeigen. "Aus mir ist etwas geworden. Nur nicht unbedingt das, was sich Mutter unter diesem Begriff vorgestellt hatte. Aber ich komm durchs Leben. Wie sieht es bei dir aus?", sagte Leilah und schob gleich eine Frage an ihren Bruder nach. Er meinte nur trocken: "Nichts." Oscar schloss die Spieluhr und reichte sie Leilah. Sie nahm sie und sah Oscar fragen an. "Mutter wollte, dass ich sie für dich aufbewahre. Sie ist das letzte, was von Mutters Sachen übrig ist. Wenn du nicht aufgetaucht wärst, wäre sie wahrscheinlich irgendwann gegen ein paar Moodchips getauscht worden. Dies würde mich unter normalen Umständen wohl glücklich machen, aber ...", berichtete Oscar ohen Emotionalität in der Stimme und sprach nach einer kurzen Pause weiter: "Die Chips haben mir alles genommen, so wie sie Orwen und Mutter und Vater und Onkel alles genommen haben. Ich spüre kaum noch das, was ich mal als Emotionen kannte. Mein Alltag ist grau und leer. Bitte Leilah, mach nicht den selben Fehler wie ich." Leilah nickte und sah auf die Spieluhr. Aus irgendeinem Grund gab ihr die Spieluhr ein Gefühl von Sicherheit.
Ohne sich zu verabschieden, ging Oscar von Leilah weg. Leilah sah ihm nach. Sie wusste, dass sie einem Toten hinterher sah. Er zeigte bereits die gleichen Anzeichen, wie sie tausende Junkies in beliebigen Metroplexen zeigten. Leilah war nicht traurig. Sie hatte Oscar schon vor vielen Jahren zu Grabe getragen, genauso wie Orwen und ihre Mutter. Die Schatten hatten ihr früh vor Augen geführt, was mit Drogenabhängigen früher oder später passieren würde. Deswegen trauerte sie weder über ihre Brüder, noch ihre Mutter. Sie hielt die Spieluhr eng umschlossen und wartete, das Oscar nicht mehr zu sehen war. Nachdem Oscar außer Sicht war, verwandelte sich Leilah zurück in Beatrice. Bevor sie selbst den Friedhof jedoch verließ, ließ sie die Spieluhr nocheinmal die Melodie spielen und dachte an die Zeit, vor den Schatten.

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Beatrice Modehof, Lauenburg, Hamburg 12.11.2077 ca. 19 Uhr

Zitat

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Dareka fuhr auf ihren Modehof. Sie bremste scharf, als sie sah, was auf ihren Rolladen gesprüht war. Es war ausgesprochen Komplex, etwas, was nicht über Nacht entstand. Auch konnte Dareka sehen, dass gezielt die Oberflächenversiegelung des Rolladen entfernt wurde. Sie betrachtete das Kunstwerk. Ihr war schnell klar, dass John sie auf eine sehr künstlerische Art und Weise charakterisierte, zumindest von den Seiten, die er von Ihr kannte. Die Schwierigkeiten der Identität, das Aufgeben der Menschlichkeit, das Schlüpfen in Rollen anderer, waren die Themen die Dareka sofort für sich Erschloss. Aber das Bild, welches das kleine Mädchen zeigte, war ihr noch nicht schlüssig. War es eine Anspielung auf ihre Unfruchtbarkeit? War es der Stille Schrei des Künstlers, dass er sich mehr erhoffte? Oder war es eine Kombination aus mehreren Teilaspekten der Beziehung von John und ihr.
Sie saß mehrere Minuten da und betrachtete die Streetart, bis ihr auffiel, dass John gerade ganz öffentlich ihre Arbeitsweise preisgab. So schön wie das Kunstwerk war, so konnte Dareka es nicht auf dem Rollladen ihres Geschäftes lassen, wenn sie nicht wollte, dass jeder der von ihr Wind bekam, und zufällig bei ihr einkaufte, oder sich jemand anderes daran erinnerte, bei ihr eingekauft zu haben, wusste, wie sie in den Schatten agierte. Auf der anderen Seite wollte sie es aber nicht zerstören, denn es offenbart ihr die etwas tiefsinnigere Seite von John, die emotionalle und intuitive Seite, die die er in einem Gespräch nicht artikulieren konnte.
Dareka entschied sich, eine Sim-Sinn Aufnahme der Streetart aufzunehmen und als AR-Bild in ihre Werkstatt zu hängen. Dazu stieg sie aus ihrem Fahrzeug, aktivierte ihr Sim-Rig und begann erst jedes Detail von jeder möglichen Richtung zu betrachten. Sie holte sogar eine Leiter um es von Oben betrachten zu können. Danach tastete sie die wichtigsten Punkte ab und ließ die Software des Sim-Rigs ein AR und VR fähige Version des Bildes erstellen. Danach lud sie das File in den Hausknoten, um es bei Bedarf hervorholen zu können.
Danach sendete sie eine Nachricht an John:

Hi John,

nette Streetart auf meinem Rollladen. Find ich richtig cryo, aber ich muss es leider aus Sicherheitsgründen entfernen. Keine Sorge, ich hab einen AR/VR Abtastung davon gemacht und es mir gespeichert. Falls du mal Bock hast etwas zu sprayen, was nicht meine Arbeitsweise/Identität an meine Kunden und Nachbarn hinausposaunt, lass es mich wissen. Würde mich über was Künstlerisches an meinem grauen Rollladen freuen.
Dareka

Nachdem die Nachricht abgeschickt wurde, bestellte sich Dareka mal wieder das Spezialmittel und wartete auf die Drohnenlieferung.

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