29.8.2076 Kitty, Monacco

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In Momenten wie diesen vermisste John es wieder sich zu betrinken. Andere MMVV infizierte kämpften mit der Schuld des Tötens, mit dem Nachtleben oder dem gesellschaftlich-religiösem Stigma das sie auf sich luden, Psycho vermisste es sich ins Koma trinken zu können. Vielleicht hätte er dann weniger Hemmungen gehabt und eher das Gespräch mit seinen Gefährten gesucht. So ging er Ihnen nur aus den Weg, vermied den Kontakt soweit es ging. Iana und Dareka hatten es zuvor schon hingenommen gehabt, Blaze regte sich immer nur über den Auftrag auf und deren vermeintliche Gefährdung. Dabei war die einzige Gefahr auf dem Schiff wohl der Alptraumgeist und der hätte sie kaum direkt angegriffen, vielleicht sollte er den Jungen mal nach Bogotá mitnehmen um ihn zu zeigen was gefährliche Aufträge sind, wenn man zwischen Landminen, giftigen Parakrittern und fleischfressenden Bäumen unterm Speerfeuer hinweg Blutgeister jagt. Der Oni hingegen hatte es kaum kommentiert, vermutlich hatte er sich keine Meinung gebildet oder es war diese verkackte japanische Höflichkeit, dass man nichts sagte wenn einem sein Kamerad erzählte das er Menschen isst. Dem Rest er Crew und Ranger hatte entweder noch keiner was gesagt oder sie haben es gut überspielt.

Juni aber schob vollkommen Panik, sie sprang wie ein Flummi zwischen Panik, Unverständnis, Ignoranz und überzeichneter Führsorge. Zwar verstand John, das ihre familiäre Bindung und irgendwelche von Pixels verschrobenen Kindheitserinnerungen ursächlich für diese Gefühlsinkonsistenz waren, aber er war nicht wirklich fähig emphatisch darauf zu reagieren und ignorierte sie stattdessen so gut es ihm möglich war. Es würde den Empfindungshorizont des Ex-Söldners sprengen zu akzeptieren, dass sich auch nur seine eigene Familie ernsthaft für ihn interessieren würde. Für ihn war Familie und Familiärer Zusammenhalt schon immer eine Art Naturgesetz, das zwar keinen Sinn machte, man aber auch nicht hinterfragte.

Solch tiefgreifende Gedanken machten Psycho Kopfschmerzen, er war nicht so dumm wie er auf die meisten wirkte, er hatte ein gutes logisches, taktisches Denken und war noch besser darin Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu fällen, aber Empathie und das Einschätzen anderer waren wirklich nicht sein Schlachtfeld, so vermisste er es schmerzlich sich nicht betrinken und so die Gedanken loswerden zu können. Darekas Abfuhr machte das nicht leichter, zeigte ihm nur einmal mehr seine soziale Unfähigkeit auf. Vielleicht war das, mit den beiden Snobs am Strand, nicht unbedingt die beste und klügste Reaktion gewesen, aber es half zumindest Dampf abzulassen, Druck vom Kessel zu nehmen, einerlei war er selbst dort nicht unvorsichtig gewesen.

John war ein Monster, das wusste er, das wussten seine Kameraden und im Grunde genommen nahmen sie es hin. Sei es nun weil sie selber Leichen im Keller hatten von denen sie vermeiden wollten, dass sie jemand sucht, aus familiären Gründen oder weil sie nur pragmatisch genug waren um zu erkennen wie mächtig das Monster Psycho war. In dem Forschungslabor hatte er in wenigen Sekunden die halbe Wachmannschaft allein ausgelöscht, er war der erfahrenste Magier den sie hatten, der einzige Chummer mit Kriegserfahrung. John hatte schon getötet als der Rest des Teams noch in die Windeln schiss. Nur ein Vollidiot würde den Nutzen des Kampfmagiers für das Team verkennen MMVV hin oder her. Klar waren seine emotionalen Ausbrüche manchmal unangebracht, aber unterm Strich funktionierte er doch ausgesprochen gut.

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Am Boden....

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Töte den Magier zuerst. John hatte sich an das gehalten, was er Jahrelang gelernt hatte, aber dennoch ging rings um ihn herum die scheiße hoch. Er war es gewohnt, dass während er sich um den gegnerischen Zauberer kümmerte ein Haufen adrenalingeiler Junkies die Luft um ihn herum mit so viel Blei vollpumpte, dass danach nichts mehr zuckte. Doch jetzt sah er sich plötzlich allein zwischen vier schwer gerüsteten Syrern die lachend denselben Grundsatz verfolgten, Töte den Magier zuerst.

John fand das gar nicht lustig, er fand es im Gegenteil ziemlich schmerzhaft, die erste Kugel hatte seiner Panthergestalt diverse Innereien zerfetzt, es hatte sich angefühlt als wäre jemand mit einem Glühenden Schürhaken in seinen Bauch gefahren, hatte sich ausgiebig umgesehen und sich dann wieder zurück gezogen. Ihn war kurz schwindelig geworden doch er fand sich im Kampf wieder ehe ihm bewusst wurde was geschehen war. Der zweite Schuss aber verursachte ein heißes, plötzliches Feuer in seiner Brust, hatte die Kugel sein Herz getroffen? Die alte Pumpe zerfetzt? Auf das kurze, heiße Brennen erfolgte eine Plötzliche Leere, eine ziehende Kälte in seinem Gesamten Körper, der Magier spürte wie ihm sein Zauber entglitt und sich sein Körper in krummen Zuckungen zurück in seine menschliche Gestalt verwandelte.

Es war John als betrachte er seine blasse, traurige Gestalt von außen, von oben herab. Sein Körper lag dort nackt und geschunden, er sah die daumengroßen Einschusslöcher aus denen zäh das rote Blut quoll, die vielen blauen Flecken und den Wüstendreck an Händen und Füßen. Es war ein erbärmlicher Anblick doch löste er in dem Veteran nur unzählige Fragen auf: Hatte der Schaffner doch nicht Recht was vampirische Heilung anging? War er so alt und Langsam geworden das ein syrischer Grenzer sein Ende bedeutete? Würde ihm ein Schnurrbart stehen? Und war das jetzt eigentlich der Moment, in dem einem sein gesamtes Leben an den Augen vorbeizog? Wo einem längst verdrängte Erinnerung aus früher Kindheit, Jugend und Draufgängertum ein letztes Mal noch in den Sinn kommen? Oh bitte, bitte nicht, dass will doch nun wirklich niemand sehen!

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16.9.2076 Kitty

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Ihre Stimme hoch, hell, nervend – sie klang genau wie ihre Mutter und deren Schwester. Ständig diese Besorgnis, dieses betont Familiäre und dieses andauernde Bekümmern. John hielt das nicht mehr aus ihm wurde schlecht, hatte er den nicht schon genug erklärt, er wurde darin mehrfach getötet, warum musste sie darin so rumstochern? „Gott halt‘s Maul Juni. Was ist so schwer zu kapieren? Sie haben mich erschossen! _ZWEI_MAL_ weil ihr kollektiv den Schwanz eingezogen habt. Ich bin ein verfickter Vampir Juni - Solange mich kein Panzer überrollt oder man mir nen scheiß holzpflog ins Gehirn rammt steh ich wieder auf – auch wenn das verdammt nochmal scheiße wehtut!“.

Sie wollte es wohl einfach nicht kapieren, also zog John mit rechts sein Kampfmesser, legte seine flache linke Hand auf den Tisch, starrte seine Nichte an und rammte sich dann auf einmal mit voller Wucht ins eine Linke. Die scharfe Klinge bohrte sich schnurrgrade durch das blasse Fleisch und sofort quoll Blut aus der Wunde. In dem Moment kapierte John wie Recht er hatte, ließ das Messer los und sah erschrocken auf seine eigene Hand.. Es war einem heftigen elektrischen Schlag gleich, ein Zucken ging durch seine Hand bis zur seiner Schulter und ein höllischer, brennender Schmerz loderte in seiner linken Hand. Der instinktive versuch sie weg zu ziehen scheiterte daran, dass das Messer sie an den Tisch genagelt hatte und die ruckartige Bewegung löste eine erneute Schmerzenswelle aus. John’s Gesicht war Schmerzverzehrt als er wieder zu Juni sah und sie anbrüllte: „Verdammte was hast du getan! Sie zu welcher verfickten Scheiße du mich treibst! Aaahhh tut das weh verdammte Scheiße!“.

Dann aber biss er die Zähne zusammen, griff das Messer erneut und zog es mit einmal wieder aus dem tisch und seiner Hand raus. Noch während er heftig gegen den Schmerz anschnaufte schloss sich die Wunde wieder innerhalb weniger Sekunden. Auf der blassen Haut blieb nicht einmal eine Narbe zurück, nur an dem blanken Messer war noch immer Blut, dass Psycho nachdem er wieder halbwegs bei Atem war mit spitzer Zunge vorsichtig ableckte und schließlich wieder völlig trocken meinte: „Aber echt Juni wenn ihr da drin etwas professioneller gewesen wert dann hätten wir Missionsziel zwei nicht so versaut und die Zielpersonen lebend extrahiert.“.

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30.09.2076, Kitty, Monacco

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John verstand nicht ganz was eigentlich geschehen war, dabei wusste und verstand er weitaus mehr als seine meisten Mitmenschen ihm zutrauten. Ihm war bewusst, dass ihm sein Schutzgeist eine Aufgabe gab die zu erfüllen dieser mit tieferem Verständnis der Magie entlohnte. Er war nun ein Initierter Magier der Zugang zu ganz neuen Magieanwendungen erhielt. Ihm war auch völlig bewusst was ein Schutzgeist war, welche Bedeutung er hatte und wie er entstand, aber er hätte nicht gedacht dass er sich ihm selbst so deutlich zeigen würde. Irgendwie hatte John das Interesse des metaphysischen Wesens geweckt und es war unschwer zu erraten wie.

Syrien hatte ihm klar gemacht das er vorsichtiger, zielgerichteter vorgehen musste, das er seine vermeintliche Unsterblichkeit nicht überstrapazieren durfte. Doch besser zu zielen, überlegter zuzuschlagen bedeutete weder seltener noch schwächer zuzuschlagen. Wenn er weiter wachsen, stärker werden wollte dann müsste er seinem Weg, seinem Schutzgeist treu bleiben. Für ihn lag nur in Gewalt stärke und in zielgerichteter Gewalt lag Überlegenheit, lag Überleben.

Sein Team wollte das so nicht wahrhaben, sie waren für einen Haufen von Auftragsmördern, Dieben und Betrügern befremdlich liberal und zurückhaltend, sie vermieden Blutvergießen und Tod wann immer möglich, hielten sich lieber zurück und beeinflussten einzelne Faktoren aus dem Hintergrund heraus. Ohne Zweifel waren sie für sich genommen auf ihren Gebieten brauchbar, aber unter Feuer hätte er lieber seine alte Einheit als dieses Team gehabt.

Der einzige mit dem Potential die Macht von schnellem, brutalem Agieren zu erkennen war Blaze gewesen. Es war beinah als sei er in dem Schlag gegen den Insektenbeschwörer aufgeblüht. Klar er hat seine weichen Momente in denen er die Leute lieber Bequatscht, aber mit der Zeit wird er schon die richtigen Konsequenzen ziehen und die Grenzen von heißer Luft erkennen, vorausgesetzt man gibt ihn den richtigen Schuppser in die richtige Richtung. Oder einen Tritt in den Rücken, aber zumindest in die Richtige Richtung.

Er brauchte Darekas Hilfe und eine Gang von Trollschlägern, es wird Zeit das Blaze sich selbst eingesteht was wie viel Stärke, Erfolg und Spaß in direktem Vorgehen liegen.

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Anfang November 2076

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Ohne genau zu wissen warum er es tat Knüppelte John um jede der goldenen Münzen ein feines Geschirr aus hellgrauem Bindfaden, so konnte er sie schließlich mit derselben Schnur als lange Garlanden, beinah wie Perlenketten, aneinander reihen. John war klar, dass er sie für sein Refugium eigentlich nur passend im Raum verteilen musste. Aber ihm war nicht danach sie einfach mit Panzerband an die Innenseite seines Wagons zu heften, irgendwie kam ihm respektlos – verschwenderisch vor. Stattdessen hatte er eine alte Schaufensterpuppe sowie den rechten Arm einer zweiten angeschleppt. Den Bauch der Puppe schlug er ein und drapierte anschließend den mit einem Stachelschlagring aufgebesserten einzelnen Arm in das offene Loch. Es brauchte nicht viel um zu Assoziieren und es wirkte, als hätte der Schlagring gerade eine klaffende Wunde in die Puppe geschlagen. Schließlich band John die Ketten von Goldmünzen in das offene Loch, rundherum um den drapierten Arm. Nun wirkte es, als sei nach dem vermeintlichen Schlag eine Flut aus goldenen Münzen aus der Gestalt gebrochen, wie Blut aus ihr hinaus geflossen.

Vorsichtig drapierte er das Gebilde in einer Ecke des Wagons und betrachtete es unschlüssig als eine blasse Hand an der Türschiebe klopfte ehe sie ungebeten eintrat. „Guten Tag, den Fahrschein bitte!“, die DeMeKo Programmdirektoren wären wohl entzückt gewesen beim Anblick von so viel Schrulligkeit. Ein alter, fahler Nosferatu der sein faltigen Körper in einer abgetragenen Bahnuniform des letzten Jahrhunderts hüllte und sein monströses Gesicht halb von einer passenden Schirmmütze verbarg. John würdigte dem Schaffner keinen Blick, kalt und knapp erwiderte er ihm nur, dass das beim ersten Mal schon nicht lustig gewesen sei.

Der Nosferatu streckte seinen dürren Zeigefinger mit den langen, gelblichen Nagel aus um damit auf Johns Installation zu deuten: „Du willst das da doch nicht etwa hier aufstellen?“. „Öh –doch?“, kam es leicht irritiert von John zurück der sich nun doch bemühte sein seltsamen Vermieter an zu blicken, der ihn nun ungewohnt böse anzischte: „Keine Refugien!“. „Öh – was?“, kam es nun deutlich irritiert von John zurück. „Keine Refugien! Steht im Kleingedruckten!“, wiederholte der Schaffner eindringlicher, was John nur zu einem erneutem „Öh - wie?“ bewegte, diesmal jedoch dicht gefolgt von einem energischem Protest: „Wir haben nicht mal ein Vertrag Alter.“. Der Nosferatu aber gab der Installation aus Schrott und Goldmünzen mit seinen hageren Fingern einen sachten Schupps was die Puppe leicht zum schwanken brachte und wiederholte mindestens ebenso energisch: „Keine Refugien!“.

Seine Nasenflügel wackelt als John schnaufend protestierte: „Lass deine Griffel weg!“. Der Blick des Ex-Militärs verriet unzweifelhaft das er sauer war, seine Augen schimmerten Rot und starrten Schaffner aufmerksam an. Das verzerrte Maul des Nosferatus zeigte wenig Reaktion auf die Drohung seines Mieters, er blickte John mindestens ebenso aufmerksam an und legte seinen rechten Zeigefinger hinter den Daumen, spannte diesen so kurz und ließ ihn dann Gegen die Puppe schnellen. Das Plastikmännlein wackelte kaum aber vor Johns Blick senkte sich der rote Schleier. Er holte weit aus mit seiner Schlaghand, die zur Faust geballte Hand raste auf den Kopf seines Vermieters zu. Doch statt dem gewohnten Gefühl von Knochen die unter Haut und Muskeln nachgaben spürte John wie sein Schlag ins Leere ging. Wo der Schaffner just noch stand war nur eine Nebelwand.

Ehe sich der erfahrende Cagefighter besinnen konnte huschte die hellgraue Wolke an ihm vorbei. Wie sich der Schaffner wieder hinter John materialisierte, konnte dieser sich noch rechtzeitig umdrehen, war jedoch nicht schnell genug um der schwungvollen Kopfnuss des Nosferatus aus zu weichen. Die Schädelplatte des Infizierten war wesentlich härter als man es dem hageren Männlein in seiner schrulligen Uniform zugetraut hätte und so zermalmte sie John Nasenknochen zu einem blutigen Brei der inmitten seinem Gesicht hing. Getroffen taumelte Psycho zurück, konnte sich gerade noch an einer Haltestange krallen, bevor er aus der offenen Tür gefallen wäre, zu der sein Vermieter eben noch hinein getreten war.

Mit dem Griff fest um die Stange stoppte John den heran rauschenden Nosferatu durch einen heftigen Tritt in dessen Magengrube. Dieser verzog zwar für einen Moment schmerzerfüllt das Gesicht, packte aber zugleich Johns Fuß und drehte ihn so kraftvoll und Rasch um das irgendetwas in diesem zerbrach. Durch die Wucht der Drehung verlor Psycho seinen halt und knallte mit dem Rücken auf den harten Wagonboden. John wollte sich eigentlich zur Seite weg rollen doch sah dabei nur noch wie die Tür des Wagons, die gerade vom Nosferatu schwungvoll geschlossen wurde auf sein Gesicht zuraste. „Vorsicht an den Türen!“, brüllte der Schaffner als die beiden wuchtigen, metallenen Schiebetüren von zwei Seiten gegen Psychos Kopf rammten. Es donnerte in Johns Schädel und kurz wurde er ohnmächtig, kam aber gerade rechtzeitig zur Besinnung um mit zu bekommen wie der Schaffner das Manöver wiederholte. Insgesamt fünf Mal donnerten die Türen gegen den Kopf des Vampirs, dann schien er endlich clever genug beide Hände zu erheben, seinem Vermieter eine eindeutig beschwichtigende Geste zu zeigen.

Augenblicklich stoppte der Nosferatu seine Gewaltorgie und rückte stattdessen seine kleine Schirmmütze zu Recht. Als er über den trotz seiner Regeneration noch leicht benommenen John stieg wiederholte er sich nur knapp „Keine Refugien.“.

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25.12.76 3 Uhr Nachts

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Dem schnellen Klacken aus dem Metallzylinder folgte ein scharfes Zischen. Grüne Farbpartikel wurden von Treibgas auf den grauen Rollladen geschleudert. John hatte kein Bock auf Weihnachten. Er würde morgen Abend für ein paar Stunden nach Köln zu seinen Schwestern, Ihnen, wie jedes Jahr, Parfümgutscheine schenken und dann, wie jedes Jahr, ein paar Stunden Nettigkeiten austauschen. Er freute sich jetzt schon auf dem Moment, in dem es vorbei war. Es viel Psycho schwer zu beantworten, warum er sich das überhaupt antat, aber schließlich waren sie der letzte Rest Familie, das er hatte und John mochte sie, vor allem wenn er nichts von ihnen hörte.

Langsam zeichnete die Spraydose eine verwaschene grüne Pyramide auf die Frontseite von Darekas Laden. Eigentlich sollte es ein Weihnachtsbaum werden. Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Faszination für Ursache und Wirkung stellte John fest, dass die Sprühfarbe zu sehr tropfte wenn er zu nahe an die Oberfläche heran ging. Das war aber nicht die Botschaft, die John übermitteln wollte. Schließlich zuckte er mit den Schultern machte zwei Schritte zur Seite und begann erneut zu für Dareka zu sprayen. Was viel dieser Schnepfe ein Junis Einladung ab zu lehnen, was viel ihr ein ihr auch noch zu drohen. Sie hätte wenigstens kurz höflich vorbeischauen können. Klar John war auch nicht gekommen, hatte sich mit einem angeblichen Job rausgeredet und die Tage im Cage und im Waggon verbracht. Die familiären Verpflichtungen waren schon genug Sozialstress - aber von ihm Erwartete man auch das er fern bliebe, von Dareka nicht.

Was hätte er dort auch gesollt – betrinken konnte er sich eh nicht, das einzig scharfe Mädel war eine sprichwörtliche Kampflesbe aus der fucking Bundeswehr und Lego zog es ja vor ein auf Dramaquween zu machen. John ließ die Spraydose zurück in eine der tiefen Taschen seiner Armyhose gleiten und zog eine zweite, eine rote hervor, mit der er nach kurzem Schütteln an die Äste des Baumes kleine Anhänger sprühte. Zuerst wollte er lauter kleine Penisse ran hängen, das wurde ihm dann nach dem zweiten aber doch zu plump und so sprühteer noch kantige Fleischklumpen dazu, die in seiner Vorstellung wie Organe aussahen. Diesmal ging John mit Absicht näher an mit dem Sprühkopf an den Rollladen heran, die knallig rote Farbe trocknete nicht sofort und lief noch ein wenig die Oberfläche herab eh sie erstarrte. Der Effekt hatte etwas von Blut, das an den Innereien herablief. Um den roten klumpen etwas mehr Kontur zu geben zeichnete Pyscho schließlich mit einem fetten Edding noch einzelne Linien und Schattierungen hinauf. Am Ende zierte ein gut zwei Meter großer Tannenbaum (neben einen komischen grünen Dreieck), behangen mit zwei roten Schwänzen, einem Herz, einem Gehirn, etwas das eine Leber sein könnte und einer Darm der gleich einer Girlande um den Baum gewickelt schien.

Ehe er sich wieder aus dem Staub machte sprühte er noch groß darüber: „Merry fucking Christmas“.

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((Zwei versuche erster mit 1 Erfolg wiederholt, zweiter 5 erfolge ))

NAchtrag zum Afrikaurlaub

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Afrika war heiß, staubig und adrenalintreibend. Johns Haut – oder abwechselnd sein Fell waren ständig verschwitzt und dreckig, aber der Ex-Söldner war nicht der Mann, der sich an dergleichen störte. Generell konzentrierte er sich aufs wesentliche, wie das Land, die Region oder das Dorf in der hießen hatte er schon längst verdrängt. Er hatte einfach das gewählt, bei dem der Schaffner ihm ein Rotkreuzmitarbeiter nannte, der ihm gegen kleines Geld mit Konserven versorgen würde. Wer interessierte sich schon für Politik, Kultur oder Religion wenn man den halben Tag als Panther oder Wolf im Schatten eines verdorrten Baumes liegen konnte und sich primär darauf konzentrierte nichts zu tun.

Die andere Hälfte des Tages verbrachte John entweder mit der Jagd kleiner, schneller Tiere oder, wenn ihm selbst dann noch langweilig war, er formte aus seinem Kampfmesser und totem Holz grobschlächtige Skulpturen. Schwänze wurden ihm nach dem ersten drei Holzdildo zu langweilig, so dass er begann das Holz in alle möglichen Formen, Hunde, Vögel, Schiffe, Autos – wonach ihm gerade der Sinn war – zu formen – Je nachdem wonach ihm der Sinn war. Aber kaum war die Form zuerkennen wurde es dem Chaosmagier langweilig, er warf es fort und verlor augenblicklich das Interesse daran. Es ging ihm nicht darum etwas zu schaffen, es ging ihm um das Schaffen selbst. Der Weg, der Prozess selbst war das Ziel. Solange er etwas schuf, etwas malte, formte oder gestaltete herrschte in Johns Kopf eine wohlige Ruhe. Er konnte die Welt um sich herum, das chaotische Sein und die eigene Vergangenheit für diesen Moment ausblenden und sich ganz auf das Werk konzentrieren. Aber in dem Moment wo es fertig war, verlor es diese magische Eigenschaft. Es wurde zu einem Ding, einem leblosen Objekt ohne Aura und Bedeutung. Die Einsamkeit der afrikanischen Steppe ließ ein über vieles Nachdenken, wenn man dazu kam neben dem ganzen Nichts tun.

Vielleicht sollte John mal mit jemanden drüber reden, der sich auskennt, seit dem er den Söldnerdienst quittiert hatte (aka rausgeschmissen wurde), war er nicht mehr bei einen Psychologen gewesen, für jemanden mit der Psyche des Kampfmagiers war das eine erstaunlich lange Zeit gewesen.

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April 2077

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Mit besten Willen hatte John es versucht: Kunsttherapie. Um ihr erstaunliches Kreatives Potential zur Expression ihrer unterdrückten Gefühle zu nutzen, hatte der mitvierziger Psychologe ihm geraten und gleich einen Termin für das eine Gruppentherapie am kommenden Wochenende ausgemacht. Es endete wie zu erwarten in einem Desaster, aber das war nun wirklich nicht Psychos schuld gewesen. „Zeichnen wir doch einfach einmal ein Bild, aus dem letzten Traum an den wir uns erinnern.“, hatte es geheißen und John hatte sich genau an die Anweisungen gehalten.

Der Djungel von Bogotá 2073, John hatte beim Malen den Geruch von verbrannten Fleisch in der Nase, wer hätte geglaubt das mudane Menschen mit einem verfickten Gaskanister auf dem Rücken so effektiv sein konnten. Er wusste nicht genau warum, aber er malte einige weite Mangrovenbäume deren Geäst und Wurzeln sich undurchsichtig ineinander verschlungen hatten, nur die Farben waren invertiert. Die Bäume waren in einem gesundem rosa mit blutroten Blättern gemalt. Doch unter ihren mächtig wuchernden wurzeln lagen menschliche Gestalten deren Haut borkig und braun war und die in Lachen aus grasgrüner Flüssigkeit lagen.

Der blasse Emo neben ihm hatte einen plumpen schwarzen Schemen auf die weiße Leinwand skizziert und saß seitdem in betontet Traurigkeit vor seinem Werk. Die pummelige Mittvierzigerin John gegenüber hatte scheinbar wahllos Farben aufgebracht. Sie sprach immer wieder aufgeregt davon wie sie mit anderen Wesen im Traun in Kontakt trat, für Psycho sah es etwa so aus, als wenn jemand ein Tuschkasten gefressen und wieder ausgekotzt hätte.

Als es zur Auswertung kam fing der Therapeut an zuerst über die Einsamkeit des selbstmitleidigen Teenagers zu schwadronieren. John konnte sich dabei noch vergleichsweise gut beherrschen, er erntete nur einen brüskierten Blick für sein ungefragtes Kommentar, alles was der Junge bräuchte wär jemand der ihm mal den hintern versohlt und die Leviten liest. Als dann aber der Seelenklempner das Bild der Esoteriktante als gelungenes Farbenspiel bezeichnete, konnte der Söldner nicht mehr an sich halten: „Bullshit – das sieht aus als hätte ein Glücksbärchen auf die Leinwand gekotzt. Man hätte auch einfach alle Farben und die Leinwand in eine Waschmaschine werfen können, das wär schneller geganen.“ – „Bitte Herr Schmidt,“, das war der Name auf Johns Krankenversicherter Fakeidentität die er sich für diese Posse besorgt hatte, „Das ist Kunst! Wir bewerten es emotionell nicht technisch!“.

Psycho rollte mit den Augen, er mochte keine Lügner und er hatte den Ekel in der Aura des Therapeuten gesehen, als dieser zum ersten Mal das Werk der Pummelschnäpfe betrachtet hatte. „Sie finden‘s ebenso scheiße wie ich! Geben Sies zu!“, herrschte er den Mensch an, der darauf beschwichtigend die Hände hob: „Bitte beruhigen sie sie – Ich denke Frau Lüdestätts Arbeit zeugt vor allem von vielen extrovertierten Emotionen die Heute durch die Therapie ausgebrochen sind. Das _ ist _ Kunst!“. „Das ist Bullshit!“, erwiderte erneut, unzweifelhaft zornig doch sein Gegenüber versuchte noch immer ihn zu beruhigen: „Lassen sie uns akzeptieren, dass sie die Arbeit der Anderen aufwühlt. Reden wir über ihre Gefühle.“. „Meine Gefühle?! Meine Gefühle gehen dich verschissenen Dreck an ich zeig dir was ich fühle du Farbschwuchtel!“, kaum ausgesprochen sprang John auf und griff nach der Staffelei seines Bildes, kümmerte sich nicht weiter darum, dass sein eigenes Werk dabei zu Boden krachte. Er hob das Holzgestell in die Höhe, schwang es durch die Luft und ließ es brutal auf den Therapeuten niederkrachen. Dieser konnte noch rechtzeitig die Arme heben, so dass er zumindest nicht am Kopf getroffen wurde. Sein lauter schrei deutete jedoch darauf hin, dass die Staffelei nicht das einzige war, das gerade zerbrochen war.

Während Emo und Esotante panisch, kreischend aus dem Raum rannten ließ John seinem Wutausbruch freien Lauf, er schlug und Trat auf den Therapeuten ein bis dieser regungslos in seinem eigenen Blut lag. Er Lebte noch – das verriet seine Aura – aber viel war von seinem Gesicht nicht mehr übrig. Nun, da Psycho diese Meinungsverschiedenheit klar für sich gewinnen konnte, wendete er sich Verbrechen auf Leinwand der geflohenen Pummelfee zu, zog sein Kampfmesser und schnitt es fein säuberlich aus dem Rahmen, nur um es im Anschluss unter großer innerer Befriedigung wild zu zerreißen. Mit dem Bild seines anderen Kurzkameraden ging er kaum pfleglicher um. John zückte einen roten Edding um in Großbuchstaben über die einsame Figur „FAG“ zu schreiben und wollte lauter Penisse um sie herum zeichnen, kam jedoch nur zum ersten als er Sirenengeheul hörte das eindeutig vor dem Haus hielt.

Aus dem Fenster heraus sah er vier HanSec Hansel aus zwei Streifenwagen heraus ins Gebäude Stürmen. Sie wahren wahrscheinlich keine große Bedrohung, aber schon wahr dennoch geistesgegenwertig genug um sich nicht mit der HanSec anzulehnen. Leider kannte er das Gebäude nicht gut genug, um zu wissen ob es noch ein anderes Treppenhaus gab, zum davon fliegen hatte er zu viel Zeug dabei und sich unsichtbar machen barg auch gewisse Risiken. Er seufzte als er Schließlich wieder zum Fenster blickte. Doch nicht aus dem vierten Stock, das waren gut 10 Meter hinab auf nackten Beton, aber es half alles nichts, er nahm Anlauf und Sprang.

Glas zerbrach krachend, John schrie vor Schreck, Knochen zerbrachen krachend und John schrie vor Schmerz. Scheiße tat das weh, aber noch ehe er richtig anfingen konnte zu fluchen, zwang sich sein Bein wieder in eine gerade Stellung und der Schmerz ebbte genauso schnell wieder ab und alles was von dem Sturz blieb war eine zerrissene Hose.

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26.8.77 Hong Kong

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John hatte nur zwei Farben gebraucht, schwarz und weiß, davon aber jede Menge. Teurer als die Farbe war es nur die lokale Schlitzaugengang zu bestechen, dass sie ihn in Ruhe arbeiten ließen. Sicherlich hätte er sie auch einfach verprügeln können, aber das war wohl nicht die Art von Aufmerksamkeit, die man brauchte, wenn man untergetaucht war. In der ADL wäre die Schlucht zwischen den beiden Hochhäusern ob ihrer Breite wohl kaum mehr als eine Seitenstraße gewesen, hier aber pulsierte das Leben wie in einem kleinen Boulevard. Um in Ruhe arbeiten zu können musste John bis weit nach Mitternacht warten und hatte dann nur wenige Stunden bis sich die Straßen wieder zu sehr füllten.

Seine Zauberhände hatten sich als erstaunlich praktisch erwiesen dabei, die Wand in großer Höhe und aus weiter Entfernung heraus zu besprühen ohne aufwendige Gerüste oder Kletteraktionen durchzuführen. So entstand, von den Anwohnern scheinbar kaum registriert, Nacht für Nacht die Silhouette einer schlanken, acht Meter Hohen Frau an einer dreckigen, grauen Hauswand. Obgleich sie einen landestypischen, hautengen Cheongsam aus strahlend weißem Grundton mit schwarzem Schneeflockenmuster trug, so wirkte ihre Statur zu langgewachsen und kräftig für eine typische Asiatin. Auch das strahlend helle, wie im Wind wehende Haar wollte nicht zu dem Bild einer Einheimischen passen. An ihrem Gesicht zumindest, konnte man ihre Herkunft nicht ausmachen, die relevanten Teile davon fehlten einfach. Wie ausgeschnitten klafften über Augen, Nase und Mund nur vier große leere Quadrate die eine eindeutige Identifikation unmöglich machten.

Hochgebildete Liebhaber von Straßenkunst würden wohl in Interpretationsorgasmen darüber verfallen, was ihnen der Erschaffer damit vermitteln wollte. Ob es um die zunehmende Vereinsamung und Anonymisierung im urbanen Leben oder aber um das vergessende Schicksal Hunderttausender Einwanderer in Hong Kong ginge, die bei dem Versuch sich anzupassen ihre Identität aufgaben. Aber deren Meinung war John Ziemlich gleichgültig. Er saß gegenüber der riesigen Frau in einem alten dreckigen Hotelzimmer. Sicherfalls halber hatte Psycho das AR Schild auf „Don‘t Disturb“ gestellt, auch wenn er sich fragte ob es überhaupt eine Zimmerreinigung gab. Wahrscheinlich kam die Putzfrau nur am Ende des Aufenthalts um bestenfalls Handtücher wie Bettwäsche auszutauschen – die waren nämlich in Plastik verschweißt – und um Nachzusehen ob irgendwo Leichen herumlägen. Zu mehr schien der Zimmerservice aber nicht in der Lage, Staubweben hingen an der Decke, alte Soykrümel waren mit dem Kunstfaserteppich verwachsen und nicht einmal der Aluminiumaschenbecher wurde geleert.

Das erste Mal in seinem Leben hatte Psyscho Fenster geputzt und dann noch nicht einmal seine eigenen. Wobei geputzt auch übertrieben war, er hatte kreisförmig die Mitte des Fensters beidseitig mit einem Nassen Lappen vom Schmutz befreit wodurch ein klares Oval entstand, fast zierhaft umrahmt von einem braunen, schmutzigen Schmierfilm. In das klare Oval hatte er mit Glasfarbe vier Kleine Kästchen gemalt, es waren Nyxs eiskalte Augen, ihre wohlgeschwungene Nase und der große weiche Mund. Am Ende richtete er noch den Stuhl aus, auf die Stelle, von der man als einziges das acht Meter Kunstwerk wirklich verstand. Er hatte seien Teamkollegin in Großformat mitten in Hong Kong gezeichnet ohne das es außer Ihm und Ihr vielleicht je jemand mitbekommen würde.

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24.12.77

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Hamburg sah malerisch aus, eine strahlend weiße Schneedecke hatte sich auf die Dächer der Stadt gelegt und nicht nur die Schau- und Wohnzimmerfenster waren mit fein abgestimmten LED-Weihnachtsdekorationselementen geschmückt, nein selbst die großen Schornsteine im Westen der Stadt waren mit langen Lichterketten geschmückt. Der lachende Weihnachtsmann, der aus einem Sternenmeer vom Himmel leuchtete und einem alle paar Sekunden zu blinzelte war dann aber definitiv zu viel. John nahm die AR-Brille ab, dann er trug er doch lieber die matschig-dreckige Wirklichkeit ohne Weihnachtszauber.

Seien feuchten Socken verrieten ihm, dass es zeit für ein neues paar Stiefel war. Seine Kampfboots hatten die Zerreißprobe zwischen zu viel Beanspruchung und zu wenig Pflege nicht mehr bestanden. Aber neue Stiefel in der Vorweihnachtszeit zu kaufen hätte bedeutet sich entweder durch eine spamvolle Matrix oder noch schlimmer durch menschenüberfüllte Shoppingtempel zu quälen. Beides war John ausgesprochen zuwider. Die Matrix weil sie voller kommerzieller und-oder pathetisch emotioneller Scheiße war und Menschen im Grunde genommen aus dem selben Grund. Menschen strebten nach Geld, macht und niederer Bedürfnisbefriedigung. Um diese simplen Motive erschufen und lebten sie Schmierkomödienhafte Gesellschaftskonstrukte die Definierten was moralisch sei und was nicht. Jeder, der sich diesen Konstrukten aus Benimmregeln, aus moralischen Normalitäten und ethischen Schaubildern, verweigerte war asozial, war ein Psycho.

Psycho war über diesen Zwangskollektivismus erhaben, er verachtete diese Lohnsklaven, diese Arbeitsdrohnen die sich dem System und der Norm unterjochten. Wie fette Maden am verfaultem Fleisch labten sie sich Satt an der Trugwelt und den Anstandtsvorstellungen die ihnen die Massenmedien darboten. Aus eben jener Erhabenheit heraus verweigerte er sich auch solch Kommerzritualen wie Weihnachten. Die Trideo Grußkarte an seine Geschwister schrieb er nur um ehlendgen Vorwürfen, warum er sich nicht gemeldet habe entgegen zu wirken. Warum er aber ein Magazin Uran-angereicherter Scharfschützenmunition mit Eiskristallmuster und Polartieren gravierte und es am 24. heimlich in Nyxs Zimmer legte wollte er sich selber nicht so recht erklären. Wahrscheinlich hätte er sich eingestehen müssen, unter auch nur noch so wager und unwahrscheinlicher Aussicht der Richtigen Belohnungen durchaus bereit war sich an bescheuerten Komerzriten zu beteiligen, aber dazu war er dann doch nicht bereit.

Weniger ein Problem hatte er damit, seine eigenen Bedürfnisse ganz direkt Kommerziell zu bedienen, dann jedoch ohne jegliche Moralische, gesellschaftliche oder Rituelle Zwänge. Er hatte in den letzten drei Wochen gut zehntausend Euro bei seinem neuen Kumpel Anton gelassen. Anton Latzchenkow, seinerseits Vorynaher Zuhälter, der durch Johns ausgesprochenes Taktgefühl im Umgang mit dessen Mitarbeiterinnen zufällig mitbekam was John war und was er so konnte. Aber der Hamburger Traditionsunternehmer war ein wenig emotioneller Mensch der bei entsprechender Zahlungspotenz durchaus bereit war aus ausgefallene Gäste zu Bedienen. Außerdem erwieß sich diese Toleranz als äußerst Zweckdienlich, so war Psycho doch für den ein oder Anderen Rabatt durchaus bereit die ein oder Andere freundliche Zahlungserinnerung außzustellen. So verbrachte letztendlich auch John das Fest der Liebe bei Freunde – Im Pussy2000 beim Flatratefest.

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Frühjahr 2078
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Flammen hatten etwas faszinierendes, so heiß und schnelllebig, so intensiv, zerstörerisch und unaufhaltsam. John, in Badelatschen und Morgenrock gekleidet, hatte sich extra die Mühe gemacht alles fein säuberlich, kegelförmig auf zu schichten und mit Benzin zu überschütten. Es wäre wahrscheinlich einfacher gewesen, alles einfach mit Säure- und Feuerzaubern zu übersähen, aber dann hätte das Tun, die rituelle Handlung dahinter gefehlt. Nun brannte der Haufen lichterloh und eine beißende Mischung aus Quwalm und Benzingeruch erfüllte den Hof. Nicht das es wohl jemanden störte zu so früher Stunde, zu der der Himmel sich erst allmählich blau färbte.

Es tat dem Maler nicht weh zu sehen, wie seine Werke brannten. Es tat ihm nicht weh zu sehen, wie das feine immer gleiche Frauengesicht auf Leinwand und Papier, aus Öl wie Grafit sich zu skurrilen Formen verzog bevor es von der Glut aufgefressen wurde. Vielmehr war es so, das er überrascht war, überrascht von der schieren Anzahl der Abbilder der Scharfschützen die sich in den vergangenen Wochen angesammelt hatte, überrascht wie viel Zeit er damit verbracht hatte sie zu zeichnen, sie versuchte zu ergründen. Nun ging alles in Flammen auf und dennoch bedeutete es John nichts. Was brächte es schon die Zeugnisse einer Studie auf zu bewahren, die ohne Resultate blieb. John hatte wirklich versucht Nyxs zu verstehen, sich auf sie ein zu lassen, aber statt es einmal nicht zu versauen blieb nur eine trauriger Haufen Asche auf einem Rußfleck in einem Innenhof der Vorstadt Hamburgs.

John hatte sich Regen gewünscht, es regnete doch andauernd in Hamburg und Heute hätte es seiner Stimmung einmal wirklich gut Ausdruck verliehen, doch statt melancholisch fallenden Wassertropfen blies nur ein seichter Wind in den Hof herein, verteilte Asche und glimmende Holzrahmenreste über den Innenhof ohne sie wirklich weg zu wehen. Dem Vampir kam es vor als wollte ihm sogar das Wetter verhöhnen und das absolute Desinteresse an ihm und seinen Gefühlen zum Ausdruck bringen.

Psychos leben hatte nichts faszinierendes, so kalt und zäh, so stumpf, lahm und träge. Er hatte versucht es zu ändern, eine normale Beziehung zu einer ebenbürtigen Frau aufzubauen doch das war an Nyxs genauso gescheitert wie an Dareka. Er hatte sogar ernsthaft versucht sich um die Kinder seiner Schwester zu kümmern, doch wie jede Zwischenmenschliche Beziehung die er berührte blieb nur ein Trümmerhaufen. John war immer der Freak, der mit dem Tick, der der immer gleich Ausrastet, der der sich nicht Benehmen kann, er war immer nur Psycho. Das traurige daran war nichteinmal der Fakt selbst, das Bild das andere Menschen von ihm hatten, sondern das sie in ihrer Blinden, überheblichen Arroganz tatsächlich dachten, dass er es nicht mitbekam.

Dabei war John es eigentlich, der sie Bemitleidete, sie waren wie Primitive die sich um zu funktionieren an alberne kultische Rituale hielten, wie Süchtige die an ihrem Stoff klammerten. Diese Rituale, diesen Stoff nannten sie dann „normal“, nannten sie „akzeptables Verhalten“ und merkten dabei nicht wie lächerlich sie sich damit machten. Sie waren unfähig das gesamte bunte Spektrum an Emotionen und Bedeutungen zu erkennen so wie er es tat. Dennoch hatte John immer wieder versucht in ihre Welt einzutauchen. Er war der Pinguin der Fliegen konnte und um nicht allein im Himmel zu sein immer wieder schwimmen zu versuchte. Doch selbst wenn er noch so tief in den kalten dunklen Ozean Menschlicher Normen und akzeptabler Gefühle eintauchte mieden ihn alle auf ihre weise.

Dieser Hof, diese Grauen einengenden Wände, er hielt es nicht mehr aus. Was gab es hier nur außer Schmerz. Selbst die Leute mit denen er Lebte konnten und wollten ihn nicht verstehen. Dareka die mit ihm zu Spielen versucht hatte, ihm mit Leckerlie zu locken wie einem Kampfhund aus der Nachbarschaft der einmal nützlich sein könnte, Blaze der John bestenfalls als nützlichen Irren für den Kanpf betrachtete, Nyxs die kurz davor war ihm einen Holzpflock ins Herz zu rammen, Skyllah die ihn bestenfalls ignorierte und seine eigene Nichte die die Versuche ihres Onkels sie zu beschützen als Wille sie zu Terrorisieren interpretierte.

John wollte schreien, brüllen, fluchen, weinen über all diese himmelschreiende Ignoranz, über diese blinde, emotionslose Wahrnehmung seiner vermeintlichen Kameraden, über ihre Unfähigkeit sich von den Fesseln der gesellschaftlichen Norm zu befreien. Wahrscheinlich wäre jeglicher Gefühlsausbruch gut gewesen an dieser Stelle. Wahrscheinlich hätte es gut getan wenn John wenigstens einmal über seine Gefühle klar spricht anstatt sie durch Gewalt und Kunst zum Ausdruck zu bringen. Aber dazu war er genauso wenig in der Lage, wie die Situation weiter zu ertragen. So blieb ihm am Ende nur eines, er drehte sich um und ging, in Badelatschen und Morgenrock Richtung Sonnenaufgang.

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Der Kampfmagier in schwarz-grauer Armyhose und mit freiem Oberkörper presste das heiße, dreieckige Bügeleisen fest auf das weiße Polohemd, es war das sauberste Shirt das er hatte und von seinem Nachbarn – der Banshee – hatte er sich ein Bügeleisen ausgeborgt. „Was machst du da?“, fragte der Nosferatu mit der Schaffnermütze der unbemerkt und ungefragt den Wohnwagon betreten hatte. „Ich bügel.“, antwortete John betont unbeieindruckt worauf hin ihn der Schaffner ermahnte: „Man Bügelt nicht in einem U-Bahn!“. „Ey Alter - das ist keine Ubahn mehr, ich wohne hier.“, antwortete John nun deutlich bemühter unbeeindruckt zu wirken. „Ey Alter - das ist die falsche Ansprache für den Schaffner.“, ermahnte der Nosferatu erneut was bei John nur ein großes Augenrollen auslöste. Nun genervt stellte er das Bügeleisen auf und öffnete die Arme einladend: „Und was will der Schaffner?“. „Wissen was du da machst.“, wiederholte der gefragte und John erwiderte: „Ich Bügel.“.

„Soweit waren wir schon“, stellte der Schaffner folgerichtig fest, „Aber Johnny bügelt nicht, Johnny tötet Menschen um sie zu Essen, oder weil ihn jemand dafür bezahlt, oder Beides, wenn ihm langweilig ist beschmiert er Wände oder nagelt eine Nutte. Weder Tote, noch Wände noch Nutten legen Wert auf gebügelte Hemden Johnny.“. Der Kampfmagier schnaufte nur und verschränkte die trainierten Arme, sie wirkten deutlich kräftiger als die des Älteren, Verschrumpelten infizierten, dennoch wussten beide, dass der beinah unscheinbar wirkende Nosferatu im weitaus überlegen war, was Johns Trotzreaktion beinah Kindlich wirken lies und mit einem dazu passend bockigem Unterton meinte er: „Wüsste nicht was dich das angeht?!“.

Der Schaffner verschränkte die Arme hinter dem Rücken als er langsam näher schritt: „Johnny hat ein Mädchen, eines das er nicht dafür bezahlt oder die er nicht fesseln muss damit er bei ihr sein darf. Die Beförderungsregeln sind aber Eindeutig nur EINE Person pro Fahrschein und wenn Johnny versucht Schwarzfahrer einzuschmuggeln wird Johnny und sein Mädchen bei voller Fahrt aus dem Zug geworfen. Hat Johnny das verstanden?“. John konnte den faulen Atem des Nosferatus bereits spüren als dieser sich nahe an ihn heran beugte um ihn die letzten Worte ihm ins Gesicht fauchte.

„Alter hast du dich hier schon mal umgesehen?“, der Ex-Militärsöldner wedelte wild und groß mit den Armen. „Bei der einen Hälfte deiner Bewohner schimmelt's und die andere Hälfte schimmelt selber. Welcher Honk würde hier schon jemanden mitnehmen für den er sein verficktes Hemd bügelt?!“. Wütend schnaufend nahm der Vampir wieder das Bügeleisen und presste es auf das widerspenstige Shirt ohne dem Nosferatu mehr Aufmerksamkeit zuzugestehen. Das der Schaffner noch ein schlicht und Knapp „Guter Junge“ meinte, ehe er den Wagon wieder verließ, bekam John kaum noch mit, er musste angestrengt bügeln.

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Ostafrika
http://www.dailymotion.com/video/x2nwww2

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Die brennende Sonne sank langsam der endlosen Ebene aus trockenem Sand und staubigem Gestein entgegen, ihre letzten strahlen färbten den Himmel in den gleichen orangeroten Ton wie den Grund und das Flimmern der Hitze ließ den Horizont unscharf verschwimmen. Trotz der mächtigen Zauber, die John in seine Aura gezwungen hatte, spürte er die erdrückende Last des hellen Tages in dieser todbringenden Steppe mehr als je zuvor. Dennoch nahm er abstand davon, sich in der kühlen Gnade des Schattens zu suhlen und zu verstecken. Er hatte ihr gesagt, dass es nicht der einfachere Weg ist der uns stärker macht, wenn wir das vermeiden was uns verletzlich und schwach macht, machen wir es durch unsere Furcht nur mächtiger. So ertrug John das glutheiße Wetter in stiller Selbstgeißelung, auch wenn er mit jeder Minute des Tages den kühlen Segen der Nacht mehr und mehr herbeisehnte.

Wie die Nacht dann endlich über ihn viel, war es John, als hätte jemand die Ketten gesprengt die ihm all die Stunden gefesselten hatten. Kaum hatte er die Kraft in seinen Geist und Gliedern wieder verwandelte er sich in die von ihm so präferierte schwarze Raubkatze. Ein Blick zu ihr reichte, um zu wissen, dass auch sie bereit war. Die Einsamkeit, die Nähe, hatte nicht dazu geführt, dass sie sich gegenseitig mit Smalltalk und Plattitüden nervten, im Gegenteil schienen sie sich soweit aufeinander einzustimmen, dass sie mit einem Mindestmaß an Kommunikation auskamen. So war die einzige Verabschiedung des verwandelten Vampirs nur ein kurzes Nicken eh er in straffen Traben hinaus in die Nacht verschwand.

Es dauerte nicht lange bis er Fährte aufnahm. Die Luft der Steppe war schon beinahe steril und so viel es nicht schwer den beißenden Geruch des Beuterudels auf zu nehmen, ihre Exkremente, ihr ungewaschenes Fell hinterließen eine verräterische Spur. Kaum eine Stunde später sah er sie, rastend zwischen zwei Felsen schlich John sich in hohem Bogen langsam näher. Die Nacht war wie immer wolkenfrei und dank der vielen Sterne alles andere als völlig Finster und der Mangel an Deckung machte es beinah unmöglich sich ungesehen heran zu schleichen, was dazu führte, das die Herde ihn weitaus früher bemerkt hatte, als er es wollte. Im selben Moment als sie aufsprangen spürte er die Erschütterung im Astralraum, ihre Panik, ihre Furcht schlug ihm entgegen als er sich auf allen vier Pfoten ihn entgegen warf. Obgleich sie ihn so früh bemerkt hatten, hatte John Glück. In ihrer ersten Panik rannten sie wild umher und so erwischte er eines der jüngeren Tiere noch ehe sich die Herde ganz in Bewegung gesetzt hatte, nicht das er es reißen wollte, er langte nur einmal mit en Klauen zu, genug um Blut fließen zu lassen und damit die Todesfurcht der Herde zu befeuern.

In unglaublicher Geschwindigkeit, im Kampf um Leben und Tod hetzte die Herde durch die nächtliche Steppe und John wie ein fleischgewordener Panzer auf Amphetamine hinterher. Angst, Blut, Staub und Testosteron – der Vampir konnte jeden Muskel seines Raubtierkörpers fühlen wie sie spannten, verkrampften und sogar rissen in dieser wilden, erbarmungslosen Treibjagd. Dieser Kampf gegen die eigenen Grenzen, gegen die totale Erschöpfung, gegen den eigenen Trieb aufzugeben war unglaublich berauschend. Diesen Kampf gegen sich selbst, den man nicht gewinnen kann und trotzdem führt – nur Sex war besser.

Diese Welt kannte nur zwei Arten von Kreaturen, Jäger oder Beute, ganz gleich welcher Art man sich zuzählte, entweder würde man die anderen fressen oder gefressen werden. Diese einfache Wahrheit war es, John dazu bewegen zu Kämpfen ohne jemals zu zögern. Egal ob im Djungel Bogotas, in den Schatten Hamburgs oder in der Steppe Afrikas - Friss oder Stirb. Da war kein Platz zum Zögern, für Mitleid, für Feigheit oder jede andere Form von Zweifel an einem Selbst. Glaube immer an deine eigene Überlegenheit, Kämpfe immer weiter, auch gegen dich selbst, vor allem gegen dich selbst.

Johns Blick flimmerte, verzog sich unnachgiebig zu einem langem, drehenden Tunnel, seine Lungen waren gefüllt vom Staub der Steppe und jeder Atemzug war wie Rachenputzen mit einem Bandschleifer. Dann aber, endlich der erlösende Knall, ein Schuss aus großer Entfernung der für John Klang wie herrliche Engelsfanfahnen die vom finalen Sieg kündeten. Das Leittier wurde von dem Treffer sofort zur Seite geschleuderte, überschlug sich von der Wucht der Kugel und dem plötzlichen Tod bei vollem Galopp mehrmals eh sein Kadaver noch einige Meter über den Sandboden rutschte und endlich zum Erliegen kam. Beinahe ebenso unelegant kam John zu stehen, lies sich nur noch am Rand der Ohnmacht fallen. Sein wuchtiger Körper schliff über den trockenen Boden und kam nur wenige Schritt neben der Beute schließlich zum Stehen. Tief japste der schwarze Puma nach Luft während der Rest der Gazellen in einer Staubwolke in der Nacht verschwand. Gewonnen.

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The cage, hamburg
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Der ganze Laden roch nach einer schweren Mischung aus Rauch, Schweiß. Blut sowie billigem Soybier und der Fakt, dass an diesem Freitagabend Fightnight war, was das Cage hoffnungslos überfüllte machte es alles andere als angenehmer. Es war beinahe unmöglich um zu fallen und von Hinsetzen konnte man nur träumen. John aber hatte mehr als genug Platz er mussten sich die fünfmal fünf Meter großen Käfig nur mit zwei Orks teilen. Die beiden waren angeblich Brüder, ihre Gesichter sahen aus als wären die Pocken noch nicht ausgestorben und beide zusammen waren wahrscheinlich noch nicht mal so alt wie der Norm, was der kleinere der beiden auch gleich lauthals über das aufgeregte Gejohle der Zuschauermenge hinweg betonte: „Hey Opa das Altenheim rief an, es ist Sperrstunde du sollst zurück“.

Johns Antwort war den beiden schweigend vor die Füße zu spucken. Wie die Orks trug auch er nur seine Armyhose, der Zuschauer sollte sehen können, das hier ohne Waffen und Rüstung gekämpft wurde – was nicht bedeutete das fair gekämpft wurde, das erwartete auch niemand und die Essencelöcher in den Auren der Brüder verrieten auch John das in den beiden Mehr steckte als man auf den ersten Blick gesehen haben mag – im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum war Johns Speichel auf den Boden getroffen Brüllte der größere Ork los und sprang in einem schnellen Satz auf den Vampir zu. Ohne große Mühe drehte sich John von seinem Gegner weg, spürte aber im beinah selben das der Kleinere von den Beiden wohl noch schneller war. Der Fuß des Orks rammte sich in Johns Seite, hoch genug um ein, zwei Rippen zu brechen. Der Exsöldner hatte Mühe überhaupt stehen zu bleiben, nutze aber den Schwung sich wieder Aufzurichten gleich gegen seinen Gegner. Mit einem Wütendem „Moterfucker!“ stieß er seine geballte, rechte Faust in das Gesicht des kleineren Orks dessen Auge sich daraufhin sofort Blut färbte und ihn nun zum zurücktaumeln bewegte.

Obgleich John den zweiten Ork nicht vergessen hatte, hatte er nicht mit bekommen wie dieser ihn plötzlich von Hinten Packte. Arme wie Baggerzangen griffen ihn unter die Schultern zogen ihn erst ruckartig zurück und dann Leicht nach oben. Der Mensch strauchelte und versuchte sich heraus zu winden, vergebens aber, so hing er auch noch in den armen des Größeren Orks als der kleinere wiederdicht genug dran war um ihn seine Fäuste mit der Geschwindigkeit und Intensität eines Presslufthammers in die Magengrube zu rammen. John merkte wie seine Eingeweide verkrampften und ihm schlecht wurde. In seinem innersten rissen Blutgefäße und Organe nur um gleich wieder zusammen zu wachsen, was genauso schmerzhaft war, wie es sich anhörte. Er musste schnell seine Taktik ändern, hörte also auf zu versuchen sich herauszuwinden und nahm stattdessen den Kopf erst weit vor und schleuderte ihn dann mit voller Wucht zurück in das Gesicht seines ihn festhaltenden Gegners.

Der kleinere Ork kam auf die selten dämliche Idee seien Schläge auf Johns Kiefer zu verlagern als sein Bruder wütend aufschrie, was zwar Knochen im Gesicht des Menschen zermahlte und definitiv noch mehr weh tat als die Treffer in der Magengrube, aber auch dafür sorgte das der Kopf des Norms noch mehr Kraft beim zurückschleudern bekam. Nach vier Stößen gegen das Gesicht des großen Orks taumelte diese schließlich nach hinten. Wenngleich er John noch immer fest im Griff hatte, strampelte und trat dieser nun so wild mit den Beinen dass beide zu Boden stürzten. Nun endlich konnte sich der Vampir auch aus dem Griff befreien, drehte sich blitz schnell um, so dass er auf dem Oberkörper seines Gegners saß, ballte beide Hände zu einem Fausthammer und wollte mit diesem gerade dessen Nase zertrümmern als er erneut von hinten gepackt wurde. Diesmal hatte ihn der kleine Ork in den Schwitzkasten genommen und hoch gezogen, aber nicht schnell und weit genug um zu verhindern das John seinem Bruder zwei Mal wuchtig ins Gesicht treten konnte, was ausreichte damit der große Ork zusammensagte und sein Kopf zur Seite kippen ließ.

Sein kleinerer Bruder Schrie Laut „Du Schwein! Ich mach dich alle!“ auf und schleuderte seine rechte Faust energiegeladen gegen Johns Antlitz während sich sein linker Arm nun noch fester wie eine Schlinge um den Hals des Menschen legte. Der Vampir war zwar kaum Tot zu prügeln, ohne Sauerstoff aber auch nicht kampffähig. Kurz spielte er mit den Gedanken in den klammernden Arm zu beißen oder sich kurz zu Nebel zu verwandeln, beides aber hätte zu viel seiner Natur Preis gegeben, es war schon riskant seine Regeneration im Kampf mit dem exzessiven Gebrauch von heilzaubern zu erklären. So entschied er sich auf die alt bewerten Schlägermethoden Holte aus und schleuderte seine geballte, rechte Faust direkt in den Schritt seines Gegners, was ausreichte damit diese seinen Griff in der Sekunde des Schrecks und Schmerz ein Stück weit lockerte, genug damit John seinen Kopf raus zog und einen Satz nach hinten machte.

Während sich der Ork zu ihm wandte und erneut drohte: „Ich mach dich fertig du alter Wichser!“ wischte sich der Magier die Mischung aus seinem Schweiß und seinem Blut aus dem Gesicht. Sein Gegner war bereits angeschlagen, er aber hatte zwar gelitten, sich aber auch bereits wieder erholt. John rollte erst mit den Schultern und dann mit dem Kopf ehe er wieder in Kampfstellung ging. Er spürte die Schmerzen und die Anspannung in all seinen Muskeln und Knochen, er war eine verfickte Killermaschine und würde sich nicht von diesen halbstarken Rotzlöffeln auf die Bretter schicken lassen. Was fiel dieser Jugend überhaupt ein zu denken sie könnten so mit ihm reden, so mit ihm umgehen als wär er nur ein alter verblendeter Narr. Glauben diese Jungspunde denn wirklich er würde sie nicht auf den ersten Blick durchschauen Wüste nicht wie sie ticken. Dieser alte Mann war niemals stärker, hatte niemals mehr Kontrolle über sich und sein Leben und er würde sich nicht von zwei vorlauten Geschwistern vorführen oder für ihre Egoshow manipulieren lassen, er war der Herr im Ring, er war es der mit ihnen spielte zu seinem Vergnügen.

Animalisch, laut, wild brüllte John auf als er mit erhobenen Fäusten vorstürmte. „Ich geb‘ dir alt! Moutherfucker!“. Der Exmilitär verzichtete völlig auf seine Verteidigung schluckte den heftigen tritt gegen seine Taille einfach und konzentrierte sich stattdessen seine Fäuste ins Gesicht des Orks zu hämmern. Es dauerte auch nicht lange bis seine Fingerknöchel ihr Ziel gefunden hatten und der vierte Schlag schon schickte den Ork zu Boden. Als dieser es wagte sich noch zu winden Trat John mit voller Wucht noch einmal nach und spuckte auf ihn und brüllte ihn an: „Das ist alt du Kackbratze!“, dann riss er die Arme hoch, präsentierte der jubelnden Menge seinen halbnackten, verschwitzten Körper und lies dabei einem animalischen Schrei als Zeichen des Sieges los.

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Johns Refugium, 06.02.2079

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Der beizende Geruch von Lösungsmittel und Ölfarben vermischte sich mit dem Schweiß eines Mannes zu dessen Routinen Liegestütze nach dem Aufstehen mehr zählten als Duschen oder Lüften. John hatte vieles vermisst, seine Farben, was er nicht zugeben würde, und genauso seine Ruhe. Es war nicht so, als ob ihm seine Chummer wirklich nervten, aber er war nicht der Mensch der so viel Nähe ertrug. Lange dachte er darüber nach, ob es früher anders war, wo er Monatelang mit immer denselben fiesen Visagen Duschen, Bettenbunker und Schlachtfeld teilte. Zum Schluss kam der Exsoldat mit sich überein, dass er damals sich einfach weniger für sich selbst, seine Gefühle und sein Befinden interessierte. Er war nichts als eine gut funktionierende Killermaschine gewesen die man weggeworfen hatte als sie anfing unkontrollierbar zu werden. Wie ein Hund den man sich anschafft um die Squatter fern zu halten und dann einschläfert weil er die Postdrohe zerlegt.

John sah auf die halb leere Whiskyflasche neben dem halb leeren Ölgemälde daneben. Sein Blick war verbittert wegen der Lache aus Kotze neben der halb leeren Whiskyflasche neben dem halb leeren Ölgemälde. Früher war alles so viel einfacher gewesen. Jedes Mal wenn er einsam oder traurig war hatte er sich einfach volllaufen lassen bis er nicht mehr wusste was war und was sein wird. Johns Ärzte attestiertem ihm einst ein Problem mit Alkohol, was nicht hätte weiter von der Wahrheit hätte entfernt sein können, denn ernste Probleme hatte er nur ohne Alkohol. Das süße Vergessen, die erträgliche Gleichgültigkeit gegenüber dieser kreischenden Welt mit all ihren Erwartungen. Doch seit MMVV war das keine Option mehr. Jeder gute Tropfen löste einfach nur Krämpfe und Speiegefühl in ihm aus, es dauerte keine zehn Minuten, dann war alles wieder draußen, ganz egal wie oft er es versuchte, und er versuchte es ziemlich oft.

Auf die Leinwand starrend rührte sich Johns Blick nicht während seine Hände mit beinah nervösem Zittern das fast leere, zerknüllte Päckchen Zigaretten aus der Hosentasche zogen. Er steckte sich einen der dürren Stängel in den Mund, stopfe das Päckchen zurück in die Tasche und nahm statt diesem ein Sturmfeuerzeug hervor, mit dem er die Zigarette entzündete. Selbst als die kleine Rauchschwaden ihm langsam die Sicht vernebelten ließ er nicht ab von der Leinwand. Das war es, vor dem er immer Angst gehabt hatte. Entscheidungen zu treffen, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen. Dabei war es genau das, was Haie von Heringen unterschied. Der Hering schwamm dem Hering hinterher und nur der Hai entschied, wen er fraß, wen nicht, wann er fraß, wann er ruhte, wohin er schwamm und mit wem er schwamm. John hatte sich immer für einen Hai gehalten und jetzt stand er hier, vor einer halbleeren Leinwand und wusste nicht wie er weiter malen sollte, weil das bedeuten würde eine Entscheidung für sein eignes Leben zu treffen, selber Verantwortung zu übernehmen. Dafür konnte er keine Eltern, kein Schulwechsel, keine Ausbilder, keinen Offiziere, keinen Johnson und keinen Konzern verantwortlich machen.

Die Leinwand zeigte auf ihrer rechten Seite den Maler selbst. Er stand, den Oberkörper frei, die Haut von zahllosen Kratzern und blauen Flecken stark geschunden, mit dem Blick zur linken Seite. Hinter seinem Rücken, am rechten Rand des Bildes, wucherte ein dunkler, eigenartiger Urwald der nur auf den ersten flüchtigen Blick natürlich anmutete. Doch schnell wurde einem bewusst, dass zwischen den dunkelgrünen Bäumen und Sträuchern bleiche, dürre Gestalten hingen. Die Bäume hatten feine Äste und Lianen in ihre Hälse und Handgelenke gerammt. Ihre Körper wirkten ausgehungert und beinah ohne Leben wären da nicht ihre vor Schrecken weit aufgerissenen Augen gewesen. Auch nach John schien dieser verschlingende Wald zu greifen, dünne Pflanzenreste streckten sich gierig nach ihm aus ohne ihn zu erreichen. Eine einzelne Liane hing noch abgerissen an seinem Stiefel, ganz als sei er gerade erst entkommen. Den rechten Arm streckte der John auf der Leinwand weit nach links aus, dahin wo auch sein hoffnungsvoller Blick hin gerichtet war. Dort lag seien Zukunft, seine Rettung, sein Heil aus all diesem selbstverzehrendem Leid. Doch dort auf der Leinwand war nichts außer der Ansatz eines konturlosen Armes zu sehen, einer Hand die nach Johns griff.

Diese ungewisse, feige, nichtssagende Leere verhöhnte John seit Stunden schon. Sie lachte ihn aus ihrem fehlenden Gesicht heraus aus und verspottete den fehlenden Mut des Malers sich seiner eigenen Zukunft zu stellen. Der Kampfmagier, Vampir, Shadowrunner war völlig unfähig zu beschreiben wie und mit wem er sein Leben führen will. Zeit seines Lebens hatte er einfach nur auf die beschissenen Umstände reagiert und jetzt, wo er sich selbst bewusst geworden war, dass er sein Schicksal selbst bestimmen konnte war er von dieser Frage vollkommen überfordert. Was ist schon die Macht ein anderes Leben zu beenden wenn man nicht die Macht besitzt sein eigenes zu führen.

John bemerkte nicht wie an der Spitze der Zigarette Stück für Stück so viel Tabak zu Asche verbrannte, dass sie der Schwerkraft nachgab und beinah lautlos zu Boden viel. Erst als der ganze Stängel zu Asche verbrannt war und seine breiten Lippen kurz ansengte blinzelte er kurz auf und spuckte den glimmenden Rest bei Seite. Er würde nicht weiterkommen, nicht so. Nichts würde es ihm bringen Alkohol durch Acryl zu ersetzen, wenn er nicht in Selbstmitleid versinken wollte dann musste er reden, reden über seine Ängste, seine Hoffnung, seien Gefühle. Er musste reden. Seine Hände fummelten in einem von ihm selbst kaum bemerktem Automatismus erst in seinen Taschen und dann an dem kleinem Gerät. „Ich muss mit dir reden.“, war die kurze Nachricht, die er in sein Kommlink eingetippt hatte und erst nachdem er die Worte durch die Matrix gesandt hatte, hatte er überhaupt registriert wem er die Nachricht gesandt hatte, mit wem er reden wollte und diese kleine Erkenntnis war alles was John brauchte. Der Damm in seinem Kopf zerbrach und mit einmal füllte eine Flut aus Farben den Kopf des Magiers. Eine Flut die jegliche trägheit und melancholie fortspühlte.

John griff zum Pinsel und malte.

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