Name: Maria Bertone
Geschlecht: weiblich
Rasse: Elfe/Nächtliche
Alter: 22 (20.1.2053)
Haarfarbe: gelboliv
Fellfarbe: braunoliv
Augenfarbe: grau
Größe: 185
Erwacht: Adept

Adeptenkräfte:

Sie nannten sie Tier, Zottelkopf oder schlicht und einfach Freak. Sie warfen Dinge nach ihr und lachten über ihr. Anfassen wollten sie aber keiner, obwohl ihr olivbraunes Fell recht flauschig ist. Sie zog sich zurück, blieb für sich allein, wie sie es schon ihr ganzes Leben durch getan hatte. Sie hasste sie nicht, warum auch. Es waren Menschen oder auch Meta-Menschen, sie selbst war ein Jäger.

Aufgewachsen in einer Ortschaft nahe des Nationalparks, war sie immer schon auf sich gestellt gewesen. Ihre Eltern betrieben eine kleine italienische Trattoria und vermieteten Hütten in oder am Nationalpark. Ihre Eltern waren Menschen, sie nicht. Ihr Fell und spitze Ohren mögen ein Schock für die beiden italienischstämmigen und katholischen Eltern gewesen sein und sie hielten ihre Tochter so anfangs verborgen. So war sie viel in den Wäldern und Bergen unterwegs, lernte und beobachtete. Sie sah auch die schwarzen Limousinen, die Nachts erschienen und von denen Personen von ihren Eltern zu einem der weiter abseits gelegenen Hütten gebracht wurden. Denn die Nacht war ihre Zeit.
Doch dann musste sie in die Schule. Unter Menschen. Tagsüber.
Ein Bus brachte sie in die nächste größere Ortschaft. Sie saß immer abseits, die Kinder mieden sie. Aber auch die Lehrer. Oft war sie müde, schlief im Unterricht oder war unaufmerksam. Sie sollte Nachts schlafen, was sie nicht konnte, und tagsüber wach sein, was sie auch nicht schaffte.
Ihre Noten waren schlecht, die brachte mehrere Nachrichten der Lehrer mit nach Hause, sie zog sich noch weiter zurück. Bald ging sie überhaupt nicht mehr oder nur noch sporadisch. Im zweiten Jahr kam es dann wie es kommen musste. Als sie ihre Mitschüler mal wider mobbten, brach sie einen von ihnen die Nase. Sie war zwar nicht die Stärkste, aber durchaus geschickt. Der Psychologe stellte daraufhin eine leichte Form von dissoziale Persönlichkeitsstörung fest. Natürlich war es mal wieder ihre Schuld, sie war die gestörte, die Anderen völlig normal und im Recht. Ihre Eltern nahmen sie von der Schule und sie bekam Privatunterricht.
Sobald sich der Unterricht sich ihrem Rhythmus angepasst hatte und es keine Mitschüler mehr gab, verbesserten sich ihre Noten. Ihre Freizeit, also vor allem die Nachtstunden, verbrachte sie bald nur noch im Wald. Von einem alten, kauzigen Parkwächter lernte sie das Jagen. Ihr Fell stellte auch so eine gute Tarnung dar, ihre Augen und Ohren waren scharf und ihr Umgang mit dem Gewehr bald tödlich. Viele hätten gesagt, dass sie zu dem Parkwächter eine Beziehung aufbaute, für ihr war es eher ein Mittel zum Zweck. Sie hegte ihm gegenüber keine tiefgreifenden Gefühle, ebenso wie ihren Eltern gegenüber. Er hatte Fähigkeiten, sie wollte diese erlernen. Punkt.

Ivan, der alte, kauzige Parkranger, erzählte gerne Geschichten, während er ihr zeigte, wie man ein Tier ausnahm oder wie man mit einem Gewehr, Bogen oder Messer umging. Meist erzählte er von seiner Heimat Russland und wie er gegen die Gastaltwandler kämpfte, aber letztendlich vertrieben wurde. Sie verabscheute Gastaltwandler, oder brachte ihnen wenigstens eine Einstellung gegenüber, die Verachtung am nächsten kam. Man hatte sie zu oft als Tier beschimpft. Und diese waren Tiere, konnten sich aber wie Menschen darstellen. Schade nur, dass es hier in der Gegend wo wenige gab, sie wären sicher eine herausfordernde Jagdbeute.
Als sie alt genug war, fuhr Iwan mit ihr nach Boston zu einem etwas größeren Waffen- und Jagdbedarfhändler. Laut Iwan bekam man dort auch andere Dinge, wenn man wusste, wie man fragt. Im Laufe der Zeit wurde sie ein guter Kunde.
Auch half Ivan ihr bei einem ganz anderen Ereignis.

Sie sah den Adler das erste mal als sie im Alter von 12 Jahren auf dem Weg durch den Wald war. Sie hatte an einen der Seen Rast gemacht und beobachtete still die Umgebung. Obwohl Seeadler hier nicht so häufig vor kamen, sah sie nicht zum ersten mal einen. Allerdings verhielt sich dieser ungewöhnlich. Er schien sie genau so zu beobachten, wie sie ihn. Ein kurzes Rascheln in der Umgebung, eine kurz Ablenkung und er war verschwunden.
Nach diesem ersten Treffen sah sie den Adler oft, sowohl im Wald als auch in ihren Träumen.
Ein entscheidendes Ereignis sollte aber erst ihr Leben verändern, als sie schon Anfang 14 war.
Sie schaffte es nicht immer, den Menschen in ihrem Dorf und vor allem den Kindern und Jugendlichen aus dem Weg zu gehen. Da es das Dorffest mit Wettschießen und Rummelbuden war, half sie bei ihren Eltern in der Trattoria, natürlich nicht im öffentlichen Bereich. Sie empfand zwar keine Liebe oder Respekt ihnen gegenüber, aber sie wusste, dass sie es sollte. Also spielte sie die brave Tochter. Sie brachte gerade den Müll zur Tonne, als die Bande sie abfing. Sie hatten faules Obst dabei um das 'Tierchen' zu füttern. Die kleine weiße Narbe an der Nase des Anführers verzog sich als er sie hämisch angrinst und die erste Tomate warf. Hier auf dem Land zogen sich viele echtes, genverändertes Gemüse im Garten. Trotzdem mussten sie einiges an Aufwand investiert haben. Vielleicht war es auch Soy-Obst aus dem Drucker. Sicher gab es irgendwo ein Programm, dass 'fauliges Obst um unbeliebte Personen zu bewerfen' ausspuckte. Aber dieses mal ging ihr vorhaben gründlich daneben. Mit gar übermenschlichem Geschick und Reflexen wich sie den Wurfgeschossen aus. Schließlich gelang es ihr eine Nektarine zu fangen und zurück zu werfen. Sie verfehlte ihr Zeil, das Gesicht des Anführers, nur um ein paar Zentimeter. Das war auch gut so, denn der Kern bohrte sich tief in die Wand des Nachbargebäudes. Alle erstarrten.
Dann flog die Tür zur Trattoria auf. Ihr Vater war eher eine schmächtige Persönlichkeit mit Nickelbrille, ihre Mutter allerdings entsprach dem einer italienischen Mamma. Groß, kräftig, etwas korpulent und mit einem Nudelholz bewaffnet. Genau diese Gestalt stürzte nun aus der Tür. Die Jugendlichen flohen unter wütenden italienischen Beschimpfungen. Wenigstens gab man ihr dieses mal nicht die Schuld. Ein paar Stunden später parkte eine schwarze Limousine vor dem Privathaus. Im entstieg ein Mann, den man auf dem ersten Blick für einen katholischen Priester halten konnte. Man hatte versucht die gläubig zu erziehen an Gott und die Heilige Mutter Kirche. Aber das Konzept einer Religion war ihr unverständlich, und so hatte man die Versuche eingestellt. Es gab eben Geschöpfe auf Gottes Erdboden die unempfänglich für seine Gnade und Liebe sind. Der Herr allerdings stellte sich als Theurge vor, also einem christichen Magier. Nach einigen Tests stellte er fest, das sie erwacht war und die Veranlagung zum Adepten hatte. Sie bräuchte die richtige Führung und Anleitung um ihr Potential weiter zu entwickeln. Er sagte noch viele andere Dinge, erteilte Ratschläge und gab ein paar Kontakte an bevor er wieder in der Nacht verschwand. Sie hatte keine Lust so ein weißer Gotteskämpfer zu werden, sie sah keinen Sinn in seinen Ausführungen. Ihre Eltern sahen es ihr an. Schließlich sagte sie ihnen, dass alles gut sei und sie sich kümmern würde. Dann tat sie etwas, was sie selten tat. Sie nutzte ihr Kommlink, um in der Matrix zu suchen.
Schlussendlich war es Ivan der ihr half. Er brachte sie im Wald zu einer einzelnen Hütte der etwas dunkles, gruseliges anhaftete. Es gab einige Personen die im Wald wohnten. Er stellte ihr Moira vor, eine alte Magierin. Sie hatte etwas Hexenhaftes an sich. Sie erzählte von Macht, wie man als Erwachte andere Menschen kontrollierte und manipulierte. Über andere Formen und dem steten steigern der persönlichen Macht. Und sie hörte zu.
Ein Jahr später schoss sie beim Wettschießen die Maximalpunktzahl. Und sie sah die Gesichter und hörte das Flüstern. Sollen sie mich doch hassen, solange sie mich nur fürchten.

Der Adler führte sie. Kurz bevor sie den kleinen See abseits der eigentlichen Wanderrouten erreicht hatte, hörte sie es auch. Sie schlich sich an den Waldrand und sah eine Gruppe von drei Meta-Menschen um ein Lagerfeuer sitzen. Die hatten ihre Umgebung mit leeren Flaschen und Plastiktüten zugemüllt. Sie selbst schienen nicht mehr Herr ihrer Sinne zu sein. Es war ein leichtes sich an den ersten heranzuschleichen und ihm die Kehle durchzuschneiden. Die restlichen waren auch schnell tot. Dann merkte sie, dass Blut ihr Fell verklebte. Sie schaute kurz auf dem See hinaus. Die Sterne spiegelten sich darin. Sie zog sich aus, ließ sich ins Wasser gleiten und wusch sich das Blut aus dem Fell. Treibend beobachte sie die Sterne. Sie beobachtete sie gern. Sie hatten etwas beruhigendes. Nach einiger Zeit verließ sie das Wasser und zog sich wieder an. Hätte sie den Sinn dafür gehabt, hätte sie gesehn wie die Sterne sich in den toten Augen spiegelten. Sie sammelte den Müll in einen Beutel ein und brachte ihn einige Meilen weiter zu einer Mülltonne.
Sie wachte hier, sie war die Macht in diesem Wald.
Die Aasfreser holten sich auch bald ihren Teil. Niemand suchte die sinlosen Junkies aus der Stadt, oder fand sie gar.

Einige Jahre nach ihrem ersten Treffen war sie auf dem Weg zu Moira. Aber statt der Hütte fand sie nur einen Krater. Hatte sie sich scheinbar mit größeren Mächten eingelassen, als sie kontrollieren konnte. Man selbst gab sich nur mit ein wenig Macht zurecht. Sie hatte nie das Bedürfnis, Menschenmassen zu kontrollieren.
Sie war die wachende Macht im Park, sie war der jagenden Adler.

Ihr Vater teilte ihr mit, dass es Zeit wäre auf den eigenen Beinen zu stehen. Er hatte ihr ihm Hyde Park eine kleine Hütte angemietet. Sie war etwas windschief und noch aus Holz gebaut. Das Dach schien dicht zu sein, auch wenn es den anschien erweckte, keinen größeren Sturm mehr auszuhalten. Innen bestand die Hütte nur aus einem Zimmer und einem Bad. Wenigstens gab es Wasser und Strom. Das Zimmer bestand nur aus einer kleine Küchenzeile mit einem alten Soy-Automaten, einem Tisch mit Stuhl, einem kleinen Bett und einem kleinen Schrank. Das einzige besondere war der offene Kamin. Allgemein machte die Hütte aber einen heruntergekommenen Eindruck. Man hatte ihr erlaubt sie etwas zu renovieren, auch wenn sie keine Erlaubnis gebraucht hätte. Schließlich war sie handwerklich nicht unbegabt.
Sie bekam noch ein wenig Geld auf den Weg, von dem sie sich weitere Ausrüstung kaufte und zog in die große Stadt. Sie würde sich erst orientieren müssen. Aber sie war sich sicher auch hier Beute zu finden.

Es war nach Mitternacht. Auch wenn der Wald nicht wirklich groß war, verschluckte das Dickicht Geräusche schon nach wenigen Metern. Deshalb musste man schon nahe an die kleine Jagdhütte heran, um das Hämmern zu hören. Hatte man dazu auch noch gute Augen und vermag in der Dunkelheit zu sehen, konnte man man die Gestalt am Dach arbeiten sehen. Sie reparierte es. Brachte neue Schindeln an. Es hatte etwas Mühe und einige Versuche gebraucht, aber mittlerweile hatte sie den Dreh raus. Sie war zwar handwerklich nicht unbegabt, aber ihr fehlte noch die Erfahrung. Aber nun waren alle Löcher gestopft. Das war auch gut so, denn sie hatte keine Lust noch einmal mitten am Tag von Wassertropfen geweckt zu werden.
Diese neue Arbeit oder Beschäftigung, die ihr aufgedrückt worden war war gelinde gesagt langweilig. Dazu nahm er die schönste Zeit des Tages, den frühen Abend, in Anspruch. Nun auch andere, normale Metamenschen arbeiten. Und ihr blieben ja noch den Rest der Nacht und der frühe Morgen. Sie musste sich an die anderen Metamenschen gewöhnen, lernen mit ihnen um zu gehen. Ihr Verhalten studieren, sonst würde sie hier noch mehr auffallen. Also beobachtet sie. Dafür war sie ja auch da. Aufpassen, beobachten, wachen. Wäre es doch nur im Wald. So wie der Adler am Himmel kreist und beobachtet. Doch der Adler hatte keine störenden Decken und Wände. Der Adler hatte die Macht über all die kleinen Geschöpfe unter ihm. Die Möglichkeit jederzeit vom Himmel zu stoßen und seine Beute zu reißen. Und sie musste sich in diesem Betonkäfig mit den Menschenmassen und ihren dummen Verhaltensweisen beschäftigen. Ein undurchsichtiges Chaos von Regeln und Verboten, für denen es kein Handbuch gab. Aber sie würde mitspielen und lernen bis sie auch in diesem Chaos sich anpassen konnte, dann wäre sie wieder die Jägerin im Großstadtdschungel.
Zuerst waren andere Dinge an der Reihe. Geschickt kletterte sie vom Dach und räumte Hammer und die restlichen Nägel weg. Stattdessen griff sie sich eine Axt, lies das scharfe Werkzeug ein wenig durch die Luft sausen, bevor es krachend hernieder fuhr und das Holzscheit in der Mitte spaltete. Sie hatte begonnen einen Vorrat für den Winter anzulegen. Prioritätsarbeit. Danach konnte sie ihre Macht in dem Wald ausbauen. Er war nicht groß, aber ihre Ansprüche erstmal auch nicht. Dann kam der Großstadtdschungel.

Der scharfe Stahl drang mühelos durch die Außenhaut. Die Klinge zerteilte die lebenswichtigen Systeme. Schon nach kurzer Zeit bildete sich auf dem Boden eine dunkle Lache.
Sean war nützlich gewesen.
Er hatte ihr den Eigentümer und dessen Wohnort ausfindig gemacht. Sie würde sich das merken. Als hatte sie das Mehrfamiliengebäude in Charlestown aufgesucht und die Sache beobachtet. Schnell war das Tatwerkzeug in einem Hinterhof ausfindig gemacht. Zuhause im Wald wäre sie anders vorgegangen. Aber die Stadt war - noch nicht - ihr Revier. Also nutzte sie ihr Jagdmesser, um den Jackrabbit unschädlich zu machen und eine Warnung zu hinterlassen. Respektiere das Leben. Eigentlich wollte sie noch schreiben, dass sie nur gerade keine Zeit hatte seine Eingeweide über die Wände zu verteilen. Aber die dünne Lackschicht auf der Kunststoff-Karosserie eignete sich nicht als Schreibfläche.
Genauso leise und unauffällig wie sie gekommen war, verschwand sie aus dem Hinterhof. Sie hatte noch einiges zu tun und es war schon fast Morgen. Zeit das sie zurück zu ihrer Hütte kam. Unter dem Blätterdach war sie wenigstens ein wenig geschützt. Vielleicht fand sie sogar noch ein paar Hölzer für den Zaunpfosten.
Oder sie bekam wieder einen Anruf, der ihre Pläne durcheinander brachte.

Auf leisen Sohlen schlich sie sich durch das Unterholz. Geübt wich sie Zweigen und Büschen aus, um kein Geräusch zu verursachen.
Sie stoppte, als sie ein störendes Geräusch wahr nahm. Vorsichtig näherte sie sich der Lichtung. Sie beobachtete eine Weile die Personen in den schwarzen Anzügen, die sich unterm Sternenlicht auf der freien Fläche zwischen Gräsern und Blumen unterhielten. Sie wartete auch noch eine Weile, nachdem sich diese in verschiedene Richtungen verzogen hatten. Sie hatte kein Interesse an ihnen. Ihre Aufmerksamkeit gehörte etwas Anderem. Langsam und vorsichtig bewegte sich das kleine Tier auf die Lichtung. Steckte seine Nase ein den Wind und schnupperte. Er würde sie nicht wittern. Sie legte an, zielte, schoss. Der Knall hallte in den Bäumen wieder. Kaum war er verklungen, nahm sie ein weiteres Geräusch war, leise, flatternd. Sie schaute auf, ließ den Blick schweifen und erkannte das neue Ziel. Ein zweiter Knall und ein zweites Opfer. Schnellen Schrittes überquerte sie die Lichtung und schnitt dem Hasen die Kehle durch. Zwar war er wahrscheinlich schon durch den Schuss getötet worden, aber sie zog es vor auf Nummer sicher zu gehen. Genauso ging sie auch bei dem Fasan vor, den der erste Schuss aufgeschreckt hatte.
Gekonnt schnitt das Messer die Haut auf und das restliche Blut lief ihr entgegen. Ihre Kenntnisse in der Fleischerkunst waren nur rudimentär, dennoch schaffte sie es mit viel Geduld die beiden Tiere ordentlich zu zerlegen. Einen Teil des Fleisches packte sie sorgsam ein. Auch ein paar den schönen, unbeschädigten Fasanenfedern.
In diesem Wald fand sich nur wenig essbare Beute. Zu viele Critter und zu viele Hungrige aus der Stadt, die dachten hier etwas essbares zu finden. Die meisten wurden Beute für die Critter, wenn die Ranger nicht aufpassten. Das nächste mal sollte sie wieder in die Wilds fahren. Dort war zwar die Gefahr großer von Crittern gefressen zu werden, aber auch die Beute. Gerade wenn MacRodgers als Gegenleistung wieder ein Wildschwein oder einen Hirsch bekommt. Vielleicht konnte sie auch wieder Heim fahren, dort gab es weniger Critter, dafür mehr Hobbyjäger.
Die Nacht war schon alt und sie lag auf dem Dach ihrer Hütte und starrte in den wolkenlosen Sternenhimmel. Sie kannte die meisten Sternenbilder und wusste welches zu welcher Zeit wo am Himmel stand. Sie dachte über den letzten Auftrag nach. Der Lärm war trotz Gehörschutz viel zu laut gewesen. Wie konnte man sich sowas nur antun? Aber gut, die meisten hier lebten ja auch gern in Städten.
Man hatte ihr gewisse Regeln eintrichtern wollen. Solang sie ihr nicht im Weg standen, würde sie sich daran halten, ihren Eltern zu liebe. Nur war ihr am letzten Einsatz ein paar Dinge aufgefallen, die sie wunderten. Aufgrund der Art dieser Arbeit, war sie hauptsächlich zum Aufpassen verdonnert und erledigte diese Aufgabe auch. Für sozialen Firlefanz hatte man ja den einen Zwilling. Sie musste die Angelegenheit im Auge behalten und Notfalls die Konsequenzen ziehen.

Sie streifte durch den nächtlichen Garten. Zu dieser Jahreszeit nahm man schon das hellere blau des Himmels am östlichen Horizont wahr. Doch noch lag die Dunkelheit über den gepflegten Rasen. Auch war die Hitze des vergangenen Tages kaum noch zu spüren, auch wen der wolkenfreie Himmel ähnliches Wetter für den nächsten Tag versprach. Keiner der frühen Vögel war zu hören nur das Zirpen der Insekten und manchmal das heulen eines Wolfes. Es wäre sicher viel interessanter dort draußen zu sein, als in diesem abgesicherten und gut gepflegten Anwesen. Sie kam sich schrecklich unterbewaffnet vor. Nicht mal ihr Überlebensmesser hatte sie mitnehmen könne oder eher dürfen. Sie musste herausfinden, welche der Waffen an den Wänden sich noch benutzen ließen und mit welchen man im Notfall zuschlagen konnte. Vielleicht wusste der junge Butler darüber Bescheid, er hat ja auch die Hausführung gemacht. Aber vermutlich schlief er gerade, wie die meisten Anwesenden im Hause, nachdem das Herumstehen und Häppchen essen beendet war. Obwohl sie ihn noch bei den Gästequartieren gesehen hatte, als er diese hastig verließ. Man könnte es als Fluchtverhalten deuten, auch wenn Maria sich bei sowas schwer tat. Sein roter Kopf wäre aber sicher ein großes Hindernis, gerade beim Verstecken oder Fliehen. Ein Jäger, der nicht Farbblind war, konnte ihn zu leicht entdecken. Vielleicht war es ein Balzverhalten? Auch Paviane haben zu bestimmten Zeiten ein rotes Gesäß. Und schließlich haben Affen und Metamenschen die selben Vorfahren. Serafina hatte neulich aber auch einen roten Kopf...
Sie hatte sich auf die Grasfläche gelegt und beobachtete die Sterne, Sie hatten noch keinen Hinweis über den Verbleib der Zielperson. Vielleicht hatten die andern was herausgefunden, aber das Gequatscht war nicht ihre Sache. Sie hatte es versucht, aber der Meeresforscher Freddrick Stick musste plötzlich ganz dringend weg, dabei hatte sie ihm noch gar nicht alles über das Jagdverhalten des nordamerikanischen Timberwolfes erzählt.
Später sollte sie versuchen, aus der Küche etwas rohes Fleisch zu bekommen. Und weiter Augen und Ohren offen halten. Vielleicht fanden sie endlich die Zielperson, dann konnte sie sich wieder wichtigeren Dingen zuwenden. Da draußen wartete ein Wald auf ein neues Alphaweibchen.
Ein Geräusch ließ sie aufhorchen.

Kaum waren die Taxis am Flughafen angekommen und die Sins wieder geändert, ging sie zu ihrem Motorrad, welches im Parkhaus stand. Dort nahm sie zuerst ihr Überlebensmesser und steckte es an seinen angestammten Platz in den Stiefel. Schon war sie nicht mehr so wehrlos. Zurück ging es durch die smoggig-heiße Stadt in Stone Brook in ihre Hütte. Der Wald gab ihr zusätzlich Schutz, sowohl von der Sonne als auch von dem Smog, auch wenn man ihn noch spürte. Die Fensterläden waren geschlossen, die Luft leicht stickig, aber sie würde nicht vor Sonnenuntergang lüften. Sonst schien sich kein größeres Lebewesen ihrer Hütte in den letzten Tagen genähert zu haben. Zügig lagerte sie ihre wenigen Reisesachen ein, die Schere hatte sie schon am Flughafen entsorgt. Es war schon nach weit nach Mittag, als sie endlich in ihr Bett kam. Wenigstens konnte sie sich sicher sein, dass niemand jetzt hereinplatzte, um sich irgendwelche Farbe in des unbehaarte Gesicht zu schmieren.
Als Mario sie fragte, ob sie mit ihm und seinen Bruder zusammen in ein Haus am Rand von Newton ziehen wollte, zögerte sie zuerst. Zwar arbeitete sie schon eine Weile mit den Brüdern zusammen, dennoch traute sie ihnen noch nicht vollkommen. Aber die Vorteile waren nicht von der Hand zuweisen, vor allem nachdem sie sich das alte viktorianische Anwesen angesehen hatte. Es lag weit genug von Hub entfernt, um den dort fast allgegenwärtigen Smog zu mindern. Zwar brauchte das Anwesen etwas Handwerkliche Eigenleistung, aber dass war sie auch von ihrer Hütte gewohnt. Gerda die Zimmer im Dach boten einen guten Rundumblick über den weitläufigen Garten. Dazu kam die Tatsache, dass der Garten direkt an dem Wald der Wilds grenzte. Dort hatte der Wald die Vororte zurückerobert und das Gebiet war reich an Waldtieren und Crittern aller Art. Ein gutes Territorium, wenn auch anfangs gefährlich. Aber sie mochte Herausforderungen. Wenn sie genügend Zeit hatte, würde sie sich ein Gebiet abstecken und ihre Herrschaft darüber ausbauen. Auch versprachen die Wilds eine viel bessere Beute, wobei man auch weniger darauf achten musste, eine Art zu weit zu dezimieren. Ein geringerer Ausschlag für den Umzug waren die gesenkten Wohnkosten.
Und so half sie bei den Renovierungsarbeiten aus. Als Gonzo ihnen dann schließlich ein paar Tage für den Umzug freigab und Mario über Varrani ein billiges und familiennahes Umzugsunternehmen bestellte, war der August schon fast halb vorbei. Selbst hatte sie nicht viel Mitzunehmen, aber das Motorrad wäre dann doch zu klein gewesen. Auch half sie auch noch den Brüdern beim Packen, wobei Mario immer so einen Menschen namens Diego durch die Gegend scheuchte.
Die Geräusche des Waldes klangen durch die Nacht. Vom Turm aus hatte man wirklich einen guten Ausblick über die Umgebung. Noch waren nicht alle Umbauarbeiten abgeschlossen, aber das Haus soweit bewohnbar. Der Garten war noch, bis auf einen relativ kleinen Bereich verwildert. Maria mochten ihn eigentlich so, aber die Brüder wollten dort auch noch aufräumen. Auf dem aufgeräumten Bereich stand eine gartenhausgroße Hundehütte. Maria hatte sie mit Seans Hilfe aufgebaut, Mario war nur danebengestanden. Obwohl der offensichtlich keine Ahnung von handwerklichen Dingen hatte, versuchte er ihnen zu erklären, was sich falsch machten und wo jedes Teil hin gehörte. Schlussendlich hatten sie es dann doch geschafft, die Hütte zu errichten und einen provisorischen Zwinger aus Maschendrahtzaun.
Ein Tag nachdem sie selbst in die Villa eingezogen waren, hatte Mario den Grund für die Hundehütte hergebracht, einen schwarzen Fenriswolfwelpen. Obwohl der Welpe noch recht klein war, zeigte sich jetzt schon, dass er einmal ein großes und vorallem gefährliches Raubtier werden sollte. Sie kannte sich allerdings nur grundlegend mit europäischen Crittern aus und auch mit der Tierhaltung hatte sie wenig Erfahrung. Nun jaulte der Kleine schon eine ganze Weile. Als Wolf war er ein Rudeltier und Rudeltiere, gerade Welpen, mochten es nicht allein zu sein. Dann sah sie eine Gestalt, die sich unsicher durch den Garten bewegte und sich zu dem Welpen legte. Sie konnte die Zwillinge immer noch nicht auseinander halten, aber sie vermutete, dass es Mario war. In einen Rudel kümmerte sich auch das Alphatier um die Jungen. Maria verließ ihr Zimmer aus leisen Sohlen, das Gewehr geschultert. Es war nicht groß und sehr einfach eingerichtet. Bett, Schreibtisch, Schrank, Holzkiste. Es war ausreichend. Die alte Holztreppe knarrte unter ihren Schritten. Mit der Zeit würde sie lernen, welche Stufe sicher war und welche nicht.
Sie näherte sich dem Zwinger und den zwei Gestalten, als der Elf die Augen öffnete. Nach einem kurzen Wortwechsel, machte sich Maria auf zum Waldrand. Sie wollte sich um das Augenpaar kümmern, das aus dem Dickicht starrte. Sie würde klar machen, wessen Territorium dieses Haus nun war und welche Konsequenzen es geben würde.

Sie schlich durch das Unterholz ihres Territoriums. Sie war nicht lange unterwegs gewesen, berauchte aber diese Umgebung zum Nachdenken. Eigentlich wollte sie etwas erbeuten, aber der Waschbär, der friedlich am kleinen Flusslauf seine Früchte wusch, war ihr nicht angemessen genug.
Es war ja nicht ihre Schuld, dass der Plan nicht funktioniert hatte. Sie hatte nicht die Zielperson so auffällig verfolgt, wie ein Elefant in einem Kleintierladen. Dabei wäre eine Verfolgung gar nicht notwendig gewesen, sie hatte ja alle Informationen über ihre Beobachtung weiter gegeben, jedenfalls alle relevanten. Es war auch nicht ihre Schuld, dass die Frau so durchgedreht ist. Hätte Serafina nicht rein geredet, hätte sie sie schon ruhig bekommen. Auch wenn sie, da musste sie Mario Recht geben, nicht wirklich gut mit Menschen umgehen kann, eingeschüchtert hatte sie schon so manche. Und natürlich greift sie ein, wenn die Zielperson weg rennt. Was konnte sie schon dafür, das schon ein kleiner Stubs sie so zu Boden gehen lässt. Und Mario bläst sich auf wie ein Alphatier. Er würde schon sehen, was er davon hatte.
Aber erstmal gab es eine Aufgabe zu erledigen. Auf leisen Sohlen verließ sie den Wald.

Stille. Nun ein Anderer hätte es als Stille bezeichnet. Vor allem Jemand aus dem Gedränge der Boston Metroplex, der an die nimmer ruhenden Puls des Großstadtdschungels mit all seinen Geräuschen gewöhnt war, hätte es als Stille bezeichnet. Nicht so für ihr. Sie saß auf den knorrigen Ast einer schon etwas älteren Eiche. Der Wald, das Randgebiet der Wilds, erstreckte sich unter ihr, über ihr und um ihr herum. Sie spürte den Puls des Waldes. Sie hörte das knarzen des Astes unter ihrem eigenen Gewicht. Wie der Wind in den Blättern tanzte. Die Insekten unter der Rinde, in ihren winzigen Leben ohne eine Ahnung von der Welt um ihnen herum. Dann die Vögel und kleinen Räuber, die die Insekten aus ihren Höhlen und Pfaden im Gehölz der Bäume und der anderen Pflanzen, im Unterholz und der schwarzen Erde ziehen, saugen und picken. Dann kamen die größeren Jäger und Räuber, die Fleischfresser ohne Gnade und Erbarmen. Diejenigen, die durch das Unterholz schritten und über die Wipfel glitten. Natürlich gab es noch die großen Pflanzenfresser und all das andere Getier. Aber über allen stand sie. Sie war das Ende und der Tod. Sollen sie mich doch hassen, solange sie mich fürchten. Sie hasste nicht und die Tiere um ihr herum auch nicht. Hass lenkte ab. Aber Furcht war, was ihr ihre Position einbrachte. Furcht vor dem noch größeren Jäger, der den Tod brachte. Keine Position die man einfach so erlangte. Man musste sie sich erkämpfen. Man wurde es nicht auf Grund seiner Rasse oder wegen seiner Größe. Man musste sie sich erkämpfen.
Und so lauschte sie den Geräuschen des Waldes, seinen Puls. Sie musste stärker werden. So suchte sie eine Stärke, die nicht Körperkraft war, nicht Schnelligkeit, nicht Geschick. Sie suchte die Stärke, die weitgehend als Magie bezeichnet wurde. Um die Position zu halten, um sie weiter auszudehnen, musste sie besser werden. Man durfte sich nicht ausruhen, das würde nur die kleineren Jäger, ermutigen. Dazu kam ihre Aufgabe in der Stadt. In den giftigen Pfuhl, verseuchten Betonslum, galligem Zentrum metamenschlicher Emotionen. Daran war sie nicht gewöhnt, das lenkte sie ab und schwächte sie. Eine Schwäche die sie nicht akzeptieren konnte.
Ein Geräusch drang an ihre Ohren, lies die feinen Härchen erzittern. Ihre Muskeln spannten sie an. Ein Eindringling in ihrem Territorium. Leise glitt sie vom Stamm herunter und verschwand im Dickicht.

Der Schneeregen verwandelte die Straßen von Newton in eine graue Welt. Die vereinzelnden Flocken, die sich unter den stetigen Fall der Tropfen mischten, zerflossen sofort nach ihrem auftreffen auf den Untergrund. Auf den Straßen und Gehsteigen sammelte sich das Wasser zu Pfützen. Nur selten durchquerte eine durch einen Regenschirm oder nur einer Jacke geschützte Person die diesigen Straßen. Manchmal durchbrachen auch die Scheinwerfer eines Fahrzeuges den Niederschlag, bevor das Wasser der Pfützen auf der Fahrbahn von den Reifen verdrängt wurde.
Sie saß im Diner, ganz am Rand mit gutem Blick auf den Tresen und dem Eingang. Vor ihr dampfte eine Tasse heißes Wasser im dem ein Teebeutel fröhlich seine Runden drehte. Der leere Teller zeigte nur noch die traurigen Überreste ein Waffel.
Ihr Kopf wendete sich zur Tür, kurz bevor diese aufschwang und ein freundliches Klingen erklang. Die eintretende Person schüttelte die Tropfen vom Mantel, nahm den Hut ab und ging freundlich lächelnd zu der Dame am Tresen. Sie lauschte, sie beobachtete. Zwischenmenschlichsverhalten. Smalltalk. Der Gast schwatzte kurz mit der Bedienung und setzte sich dann auf einen Barhocker.
Sie machte dies schon einige Tage. Früh und Abends, wenn sie nicht in der Klinik war. Nachts hatte der Diner nicht offen und in Newton war nicht viel los. Festivals und öffentliche Veranstaltungen waren in dieser Jahreszeit auch schon selten. Dennoch schlief die Welt um diese stürmischen, nächtlichen Stunden nicht. Nach einiger Zeit wagte sie sich, auch wenn sie es nie so bezeichnet hätte, aus ihrer vertrauten Umgebung. In den Bars und Raststätten an den Highways und Straßen, war immer etwas los. Man musste zwar etwas vorsichtig mit einigen Etablissements sein, da es immer mal wieder gewaltbereite Gangs und metafeindliche Trunkenbolde gab, aber sie wusste wie man im Hintergrund blieb. Allerdings fand man schnell heraus, das diese Art von Metamenschen nicht der richtigen Art von Studienobjekten angehörten. Sie brauchte etwas anderes. Also benutzte sie ihr Kommlink, um die sich in der Matrix etwas umzusehen, während außerhalb sich immer mehr Schneeflocken unter den Regentropfen mischten.

Das Gebäude war nicht eines von den hochmodernen Fitnesscentern aus Glas und Plastbeton in denen die gestressten Manager der Konzerne und die Söhne reicher Eltern ihre modifizierten und gedopten Körper zur Schau stellten. Noch war es eines dieser Sumpflöcher der Rox in denen jede Nacht Wettgelder flossen genauso wie Blut und ausgeschlagene Zähne.
Es war eine schon etwas in die Jahre gekommene ehemalige Industriehalle. Aber man konnte erkennen, dass man sich mit Sorgfalt und Mühe um sie kümmerte. So wahren Schäden ausgebessert und die Drahtglasfenster intakt. Über der Doppeltür, die den Eingang bildete, waren sowohl in der AR als auch mit Farbe aufgemalt die Wörter 'Vigilant Iron Schooling House Boston' zu lesen. Davor gab es einige Parkplätze zur Straße hin.
Mattapan gehörte nicht zu den sauberen Stadtvierteln, welche es nach ihrer Meinung überhaupt nicht gab. Doch die Institution passte hier her. Man nahm die Kampfkunst ernst. Es ging nicht darum um der Schönheit Willen seinen Körper zu trainieren oder seinen gegenüber möglichst viele Zähne auszuschlagen. Es ging um Selbstschutz, etwas was man in Mattapan und den Rox genauso brauchte wie in den Redmond Barrens, und darum seine Fähigkeiten und die daraus gewonnene Stärke respektvoll einzusetzen. Hier trainierten Viele, die lernen wollten sich vor der rauen Welt zu verteidigen. Hier trainierten auch Adepten.
Sie parkte am Rand. Ihre Tasche war dieses mal mit Sportkleidung gefüllt. Sie vermutete, dass sie den normalen Inhalt nicht brauchte. Trotz der frühen Stunde standen schon einige Fahrzeuge. Um genau zu sein, ein etwas älterer JackRabbit und zwei Fahrräder. Auch wenn der Schneeregen mal eine Pause eingelegt hatte, war der Boden von Pfützen übersät.
Nachdem sie den Haupteingang durchschritten hatte, stand sie in einen kurzen Flur von dem rechts und links je zwei Türen abgingen. Auf einer war ein stilisiertes Männchen, auf der dieser gegenüber ein stilisiertes Weibchen zu sehen. In einer Ecke dem Eingang gegenüber lächelte ihr von der Decke eine Kamera entgegen. Sie schritt weiter bis zu der Doppeltür dem Eingang gegenüber, durch dessen Drahtglasfenster eine größere Halle auszumachen war aus der Stimmen und Geräusche zu hören waren. Schon die Hand zur Klinke ausgestreckt hielt sie noch mal kurz inne und nahm den Motorradhelm hab. Dann betrat sie die Halle. Der größte Teil wurde von einer Matte beansprucht. Am Rand standen einige Holzkonstrukte, die sie nicht kannte, und einige Trainingsgeräte, dazu zwei Zielscheiben, die sicher nicht für Schusswaffen gedacht waren. Auf der einen Seite war auch noch, abgetrennt durch einen Wandschirm ein großer Tisch mit einigen Stühlen. Es waren gerade insgesamt fünf Metamenschen in dem Raum. Ein Ork trainierte mit einer Menschenfrau den Nahkampf, ein anderer Mensch, der Einzige im Raum mit dem Logo der Kampfschule auf seiner Trainingskleidung, zeigte einem weiteren Vertreter seiner Metaspezies einige Griffe und am Rand auf einen Stuhl saß ein Zwerg mit einer dampfenden Tasse.
Der junge Mann mit dem Logo der Schule nickt ihr kurz zu, sprach ein paar Worte zu dem Jungen vor ihm und winkte dann den Zwerg herbei, der seine Tasse absetzte und geschickt vom Stuhl sprang. Der junge Mann trat von der Matte und ging zu ihr. „Hi. Du bist sicher das erste mal hier.“ Er machte eine kurze Pause, fuhr aber fort, als er merkte, dass sein Gegenüber keine Anstalten machte diese zu füllen. „Ähm, ja, also die neuen kommen meist abends, aber es ist mir trotzdem eine Freude dich hier im Vigilant Iron Schooling House begrüßen zu dürfen. Die ersten zwei Übungsstunden sind kostenlos, danach wird eine Gebühr von 50 Nuyen fällig. Hast du eine Sin? Ist nicht obligatorisch, aber es wäre leichter. Unter dem Tag ist meistens irgendwer da, der die Übungen leitet, heute bin das ich. Aber wir stimmen das über der Matrixseite ab, also wenn man keiner da ist. Warte ich hol nur schnell mein Kommlink.“ Während dieses Redeschwalls ging er zu dem Tisch auf dessen Stühlen einige Taschen lagen und nahm ein Kommlink aus einer davon. „Wir haben zwar Spinde in den Umkleiden, aber die Meisten lassen ihre Sachen trotzdem hier in der Halle wo man sie im Auge hat. Ah... ich sehe du bist auch Adept. Hast du schon Nahkampferfahrung? Ich trag das nur hier ein, dass auch die anderen eine Ahnung haben, wenn du mal zu anderen Trainingszeiten hier auftauchst. Hast du noch weitere Fragen? Ach übrigens, ich bin Mike. Wir sind hier nicht so förmlich.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. Kurz starrte sie darauf, bevor sie sie schüttelte. „Maria, ja, nein, nein.“ „Was?“ Er starrte sie kurz verwirrt an. „Die Antworten auf die Fragen.“ „Oh, ja, natürlich. Gibt es etwas bestimmtes, was du hier lernen willst?“ „Ich will meine Fähigkeiten im Umgang mit Gefahrensituationen verbessern.“ Der junge Mann nickte kurz. „Da können wir dir sicher ein paar Tricks zeigen. Es ist wichtig zu wissen, wie man richtig reagiert, damit gespannte Situationen nicht gleich in einem Kampf ausufert. Wenn viel mehr Leute darauf achten würden, wäre es sicher viel sicherer hier in Boston, gerade in den Problemvierteln. Ich stamme selbst hier aus Mattapan und hier bemüht man sich auch um ein friedliches Zusammenleben, aber das leider nicht überall so, gerade in den Rox. Ich bin der Meinung, wenn alle ein wenig mehr acht geben würden und auch alle ihren Teil dazu leisten würden wäre es viel friedlicher. Das ist der Grund, warum ich auch bei KE bin. Also ich bin noch Rekrut, aber ich bin mir sicher dass ich so meinen Teil für ein sicheres und friedliches Boston leisten kann.“
Er machte wieder eine kurze Pause, nachdem er während seines Monologs scheinbar nicht einmal geatmet hat. Seine Gegenüber schien erneut nicht in das Gespräch einsteigen zu wollen.
„Äh, gut, wenn du dich umgezogen hast zeig ich dir alles und dann fangen wir an.“

Mitte Dezember
Ganz Boston und Umgebung war unter einer tiefen Schneeschicht begraben. Auch das kleine viktorianische Holzhaus am Rand des Waldes glich einer Weihnachtspostkarte. Nur der schmale Weg zur Straße hin war ungewöhnlich sauber. Im Garten konnte man nur noch leicht Fuß- und Pfotenspuren erkennen, weil sie durch eine frischen Schneedecke schon wieder verdeckt wurden. Mit Rascheln und Knacken kündet sich eine Gestalt an, die soeben aus den Wald tritt. Gekleidet in warmer Jagdkleidung und einer Axt auf den Rücken zieht sie mit einiger Mühe eine Tanne hinter sich her. Eine tiefe Spur im Garten hinterlassend steuert sie auf das Gebäude zu.

25.Dezember
Die Küche und das Wohnzimmer füllte sich mit dem Duft von frischen Speck, der gerade in einer Pfanne knusprig gebraten wurde. Daneben warteten auch noch ein paar Eier auf ihren Einsatz. Die Weihnachtsnacht wurde so mit einem leckeren Essen beendet. Sie war gerade am Essen als Mario und seine beiden Gespielen auftauchte. Aber sie wollten nichts vom Essen und Mario stufte sie nicht als Gefahr ein, also konnte man sie unbeachtet lassen. Auch die Geschenke, die unter dem selbst geschlagenen und geschmückten Weihnachtsbaum lagen, wurden erst mal ignoriert.
In einer kleinen Holz lag eine schwarzmagische Athame. Die geschwärzte Gratklinge und das Heft aus fast schwarzem Holz waren mit silbrigen Verzierungen versehen. Natürlich für Mario. Dagegen hatte sie für Sean eine Schutzhülle aus Leder angefertigt. Ohne Hilfe von Aaran hätte sie wahrscheinlich das Leder nicht gegerbt bekommen, geschweige denn genäht. Dann gab es noch eine größere Holzkiste, mit Luftlöchern, die ein wenig nach Wildtier roch. Eine etwas größere Herausforderung für Loki.
Die Geschenke für die anderen waren schon am Vortag verteilt worden. Für Vincente ein Buch 'Kampftaktiken für Anfänger'. Vielleicht lernte er was daraus. Knut bekam eine zusammenklappbare Trittleiter. Extra leicht, transportabel und laut Werbung für kleinwüchsige Metas wie Gnome gemacht. Und für Serafina einen Gutschein für einen Meditationskurs. Vielleicht schätze sie sie ja falsch ein, aber sie wirkte bei den Besprechungen in Marios Büro manchmal etwas angespannt.
Im großen und ganzen war ein ein schönes Weihnachtsfest. Nicht das ganze traditionelle Gefeiere, dass sie mehr als Gewohnheit beging, sondern die Nacht auf dem Dach und die Ruhe um ihr herum.