Geburtstag: 30. Tsa 1008 BF
Größe: 165 cm
Außsehen: dunklere Hautfarbe, lange schwarze Haare, mit bunten Bändern zusammengehalten, auffällige grüne augen, die bei dem dunklen Teint auffallen und manchmal nahezu leuchten. Ihre Kleidung ist bunt und einfach, aber ebenfalls gut gepflegt.
Herkunft: ganz offensichtlich gehört sie zu einer Zahori Sippe
Profession: voll ausgebildete Hexe (Schwesternschaft der Fahrenden Gemeinschaft), wenn man sie fragt ist sie jedoch in erster Linie Tänzerin und verdient Geld mit Gelegenheitsarbeiten

Hintergrund:

Eine kleine Impression darüber, was Jadira über den Rest der Gruppe denkt

Zitat

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Jadira gab sich wirklich große Mühe die Kusliker Zeichen so nach zu zeichnen, wie Atellica es ihr gezeigt hatte, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken dabei zu den Geschehnissen der letzten Tage abschweiften.

Schon über zwei Wochen hing sie jetzt in diesem kleinen Nest fest, weil es ununterbrochen Regnete. Natürlich wäre es ein leichtes mit ihrem Stab über den Fluss zu fliegen, aber bei diesem Wetter war es trotzdem gefährlich und sie wollte einen Absturz nicht riskieren. Mittlerweile würde es ihren neuen Gefährten auch auffallen wenn sie einfach verschwände. Das könnte durchaus ernste Folgen für sie haben.

Verärgert verwischte sie den letzten Buchstaben – er war spiegelverkehrt – und versuchte erneut ihn zu zeichnen.

Da war Atellica, die zwar oft geistesabwesend und mehr mit ihren Entwürfen als ihren Mitmenschen beschäftigt war, aber sie konnte auch Magie wirken. Es wäre also nur eine Frage der Zeit, bis sie Jadiras magisches Talent bemerken würde, wobei das kein großes Problem darstellen sollte. Atellica war generell eher gutmütig, könnte es jedoch aus versehen ausplaudern, das Jadira eine Hexe ist. Trotz ihrer Verschrobenheit war Atellica nicht die schlechteste Gesellschaft, weil sie stehts neugierig war und durchaus bereit ihr Wissen zu teilen. Gemeinsam könnten sie vermutlich hervorragende Tränke brauen und vielleicht sogar neue erfinden.

Weniger gute Absichten könnten die beiden Brüder haben: Finnian ist eindeutig vom Krieg recht mitgenommen, aber ein fähiger Jäger und daher auch recht aufmerksam und würde auffälliges magisches Wirken bestimmt schnell bemerken. Andererseits schien er lediglich gegen Nordmärkler echten Groll zu hegen. Er hatte letztlich auch seinen Bruder und eigentlich sie alle zusammen davon abgehalten ein grausames Spiel mit den Banditen im Wald zu spielen. Sonst zeigte er sich eher hilfsbereit, kümmerte sich um die Tiere und versuchte den Freiwilligen das Reiten beizubringen. Von Engelsgeduld und Verständnis war seine Lehrmethode zwar nicht geprägt, aber sie erschien einigermaßen erfolgreich. Jadira gelang es nun immerhin auf dem Pferd zu sitzen, wenn es nur langsam ging.

Zidon war ein ganz anderes Problem: Gut im Verhandeln, Spaß am Spiel und nicht der unsympathischte Zeitgenosse. Ihm war aber auch ohne weiteres zu zutrauen, dass er ein Geheimnis gegen sie verwendet. Bestimmt getarnt als Spiel oder Wette, mit einem Augenzwinkern, aber deshalb nicht ungefährlich. Wenn sie ehrlich mit sich selber war, erhöhte aber seine Anwesenheit auch häufig den Unterhaltungswert einer Unternehmung. Wären sie länger in dem Wald geblieben hätte er vermutlich noch den Schraten und Biebern das Kartenspielen beigebracht. Sie sollte sich bloß von seinem schelmischen Grinsen nicht zu sehr ablenken lassen…

Eine Ablenkung konnte auch Tito, der Al‘Anfaner Gladiator oft darstellen, allerdings eher im negativen Sinne. Zwar durchaus schön anzuschauen, aber sobald er den Mund aufmachte, wurde es schwierig. Er hatte eindeutig zu viel von dem, was Rahja zugeschrieben wird (und zu viel Interesse daran) und entsprechend zu wenig von Hesindes Segen erhalten. Wenn man versucht die Gaben Saturaias auf verschiedene Aspekte zu verteilen geht das eben schief. Anscheinend fürchtete er sich auch sehr vor Magie, verstand aber zu wenig davon um sie zu erkennen, wenn sie nicht offensichtlich mit Lichtblitzen und lauten Worten ausgeübt wird, wie die Gildenmagier das tun. Jadira war sich sicher, dass er sie nicht allzu schnell durchschauen würde.

Viel schwieriger einzuschätzen war der Maraskaner, dessen Name sie nicht verstanden hatte und auch nicht aussprechen konnte. Er konnte wohl mit seinen Waffen umgehen, handelte nicht völlig unüberlegt und schien ein freundliches Interesse der Mittelländischen Kultur entgegen zu bringen. Die magischen Wesen des Waldes hatten ihn allerdings auch nicht erschreckt, also war er eventuell dergleichen schon begegnet. Er schien sich auf seiner Reise mal hier mal dorthin treiben zu lassen, wie Jadira es wohl auch tun würde, wenn sie nicht so viele unbeglichene Rechnungen offen hätte. Ob er dabei noch irgendein weiteres Ziel im Sinn hatte blieb unklar.

Schließlich hatte sich noch ein Rattenfänger in die merkwürdige Gruppe eingereiht. Seine Ziele waren völlig klar: Dach übern Kopf, ein warmes Feuer finden und ein paar Heller verdienen. Zidon, der wohl gern Leute in Abenteuer lockt, versprach ihm zumindest die Heller, wenn er sich dem kleinen Ausflug in den Wald anschloss. Dort erwies sich seine Fähigkeit im Spurenlesen auch als äußerst hilfreich. Jadira konnte sich durchaus vorstellen, dass er sich zukünftigen Unternehmungen ebenfalls anschließen würde.

Jadira blinzelte und stellte fest, dass es bereits dunkel wurde und sie lediglich ein weiteres Zeichen in den Dreck gezeichnet hatte. Was hatte sie sich auch nur dabei gedacht schreiben lernen zu wollen. Hoffentlich war Atellica eine weniger strenge Lehrmeisterin als Finnian. Ihr Hintern schmerzte immer noch von den Reitstunden.

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Bevor man sich auf den Weg nach Nostria gemacht hatte, stand ja noch der Ausflug in ein Gasthaus in Winhall aus. Hier eine kleine Geschichte dazu:

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Jadira war guter Dinge, als das kleine Grüppchen bestehend aus Atellica, Zidon und ihr sich auf den Weg nach Winhall machten. Es war zwar ein kalter, aber immerhin Sonniger Tag. Atellicas Warnungen ignorierend, hatte sie sich in ihre übliche farbenfrohe Gewandung gekleidet, und sich gegen die Kälte in eine Wolldecke gewickelt. „Zidon wird mich schon aufwärmen“ meinte sie nur mit einem Zwinkern in seine Richtung. Sie hatten viel vor: Atellica wollte Werkzeug, Jadira bessere Kleidung und vielleicht würde sich ja auch das ein oder andere finden, was sie zum Tränke brauen gebrauchen konnten. Und dann stand da ja noch ein gutes Essen aus, zu dem Zidon sie beide eingeladen hatte, fast ohne ihre Nötigung.

In Winhall angekommen machte man sich also auf die Suche nach den benötigten Utensilien. Dabei konnte Jadira zwei Dinge feststellen: Erstens die Winhaller Wintermode war bei weitem nicht so farbenfroh wie sie sich das erhofft hatte und zweitens reagierte die Händlerin auf die Aussage: „Nur weil Boron ist, muss man sich doch nicht kleiden, als wäre das Leben schon vorbei.“ eher gereizt und neigte nicht dazu ihr noch irgend etwas zu verkaufen. Besonders nicht das schöne bestickte (völlig überteuerte) Schultertuch, das sie so gerne hätte um die eintönige Wollkleidung etwas aufzuhübschen. Zidon machte sich lachend über ihr mangelndes Verhandlungsgeschick lustig, bereute es aber sicher als ihm klar wurde, dass sie die Suche nach passender Bekleidung noch absichtlich in die Länge zog, bis sie sich endlich für einen einfachen warmen Mantel entschied. Und zwar nur auf Drängen Atellicas die ja auch noch etwas vor hatte und deren Geduld doch schon stark strapaziert war. Wie unnötig es war, dem langwierigen Einkauf beizuwohnen, merkten die beiden besonders, als Jadira verkündete, dass sie nicht vorhatte mit zu den Handwerkern zu gehen, weil diese dem fahrenden Volk nicht besonders wohlgesonnen gegenüber stünden. Stattdessen machte sich Jadira auf die Suche nach den geeigneten Backzutaten für Hexenküchlein und der ein oder anderen Kochausstattung und traf die anderen vor einer Taverne wieder. Sie hatte Zidon noch eingebläut Atellica nicht alleine stehen zu lassen. „Pass auf Atellica auf. Ich wette, dass du es nicht schaffst sie wieder her zu bringen, ohne sie mindestens einmal suchen zu gehen.“ Ein ziemlich sicherer Weg ihn dazu zu bringen, zu tun was sie wollte.

Schließlich, der Tag neigte sich bereits dem Abend zu, trafen sich die drei vor der Verabredeten Taverne wieder und betraten sie gemeinsam. Es war nicht die hinter-letzte Absteige, wie es Jadira sich normalerweise leisten konnte, sondern ein ordentliches Gasthaus. Schon beim eintreten, bemerkte sie, wie sich die Blicke ihr zuwandten. Es waren nicht die Blicke von Betrunken, die ihr in den Ausschnitt starrten und auf ihre zwar oft unangenehme, aber immerhin ehrliche, Weise, ihre Schönheit bewunderten. Nein, es waren redliche Bürger, die sich fragten, was eine ihresgleichen mitten im Winter, wenn noch nicht einmal ein Fest anstand, in Ihrer Stadt in einem ordentlichen Gasthaus machte. Während Zidon ein paar Worte mit der Schankmaid wechselte, konnte Jadira in ihren Augen sehen, wie sie darüber nachdachte ob Jadira eine Hure wäre und wie sie sie freundlich aber bestimmt wegschicken kann. „Na warte, dir werde ich es noch zeigen du kleine Göre“ dachte Jadira sich, während Zidon die Wogen wohl glätten konnte und die kleine Gruppe zu einem Tisch recht weit hinten in der Ecke führen lies.
Einen ähnlichen Gedankengang wie die Schankmaid hatte auch ein anderer der redlichen Bürger der schon Tief in seinen Bierkrug geschaut hatte, denn er versuchte Jadira anzugrabschen während sie sich an seinem Tisch vorbei zwängte. Darufhin begann sich in Jadiras Kopf ein Plan zu formen, wie sie sich wohl an beiden gleichzeitig rächen könnte…

Man setzte sich und bestellte etwas zu Essen, wobei der Blick der Schankmaid noch kritischer wurde als Jadira lediglich etwas Suppe und Brot bestellte. „Keine Sorge sie ist nur etwas empfindlich was das Essen betrifft.“ schaltete Zidon sich abermals ein und zwinkerte der Schankmaid zu, welche errötete und davon eilte um die Getränke zu bringen. Jadiras Laune verschlechterte sich zusehens. Würde ihr Abend wohl darauf hinauslaufen zu zu sehen wie Zidon mit der Schankmaid flirtet? Sicher nicht, wenn es nach ihr ginge. Atellica, schaute sie und Zidon kritisch an: „Was meint er denn?“ „Ich esse kein Fleisch.“ presste Jadira zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor und versuchte Zidon mit ihren Blicken zu erdolchen. (Nur ein bisschen, nicht dass ihr noch ein Zauber auskommt.) Dieser lachte nur amüsiert und hob den Weinbecher, der gerade gebracht wurde. Von einem Jungen diesmal, Göttin sei Dank. „Auf die erfolgreichen Geschäfte des Tages.“ Atellica runzelte immer noch Stirn schüttelte dann aber leicht den Kopf, als wäre es die Mühe nicht wert, zu verstehen was gerade vor sich geht und stieß mit den anderen beiden an. Dann begann sie begeistert von ihren Plänen für eine kleine Feldschmiede und was sie dann alles herstellen könnte zu erzählen. Jadira nutzte diese Gelegenheit um ihren Racheplan weiter ausfeilen zu können.
Und er gelingt ihr Perfekt: Mit einem Hexenholz lässt sie den Stuhl des Grabschers leicht kippeln, als die Schnakmaid gerade mit der heißen Suppe vorbei eilt. Dieser, aus dem Gleichgewicht gebracht, greift nach ihrem Rock um sich zu halten, woraufhin beide zu Boden gehen und von heißer Suppe übergossen werden. Jetzt, so hatte es sich Jadira gedacht, würde ein Streit zwischen den beiden Gefallenen entbrennen und Chaos entstehen, vielleicht sogar eine Schlägerei. Doch leider war dem nicht so. Der Gast lachte nur und entschuldigte sich überschwänglich, wobei er versuchte die Schankmaid mit einer Serviette abzutrocknen. Diese lachte und entschuldigte sich ebenfalls und eilte dann zurück in die Küche um die Speisen für Atellica und Zidon zu holen. Ihre Brüste, so musste Jadira widerwillig feststellen, kamen unter der nassen Bluse noch viel besser zur Geltung.

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Eine kleine Impression, die ein paar der Geschehnisse kurz vor den Namenlosen Tagen zusammen fasst.

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Namenlose Tage – Unkental

Jadira sah sich im Gastraum nach Zidon um, der schon wieder grübelnd auf einer Bank in der Ecke saß. Diese Zeit schien ihm aus irgendwelchen Gründen wirklich sehr zu zu setzten, dabei waren die schlimmen Ereignisse schon wieder zwei Tage her. Zeit ihn ein bisschen aufzumuntern.

„Zidon, Liebling, du bist doch geübt mit den Worten.“ Sprach sie ihn an und trat näher an ihn heran. „Hilfst du mir ein kleines Gedicht zu dichten?“. Dafür erntete sie einen erstaunten, aber durchaus etwas misstrauischen Blick. Jadira entging nicht, dass sein Blick auch die Junge Eule streifte, die nicht von ihrer Seite wich und mal wieder auf ihrer Schulter platz genommen hatte. „Ein Gedicht? Willst du mir vielleicht verraten, wieso du jetzt etwas dichten möchtest?“ Es war ein eindeutiges Zeichen seiner schlechten Laune, dass er keine dreisten Vermutung anstellte für wen sie dichten wollte. „Ja ein Gedicht. Ich möchte dem Kobold zum Dank etwas schenken… und ich habe vielleicht auch etwas wieder gut zu machen… Nein eigentlich hat er es verdient gehabt. Weißt du was: Für deine Hilfe erzähle ich dir auch die ganze Geschichte.“ Endlich hatte sie seine Aufmerksamkeit wirklich. „So so eine ganze Geschichte gleich, dann setz dich doch und fang an.“ Jadira nahm kurzerhand direkt auf seinem Schoß platz (die Eule betrachtete das Geschehen äußerst kritisch) und begann zu erzählen.

„Du erinnerst dich doch wie wir in hier im Dorf angekommen sind. Klatschnass, dreckig und erschöpft vom Regen, vom Brückenbau und vom Kampf gegen die Goblins. Da sah ich direkt am Dorfeingang etwas goldenes funkelnd im Matsch liegen und hab es natürlich aufgehoben.“ „Natürlich hast du das.“ „Atellica und ich haben das Goldstück betrachtet: Es sah aus wie eine Münze, aber eine Münze die jemand gemacht hat, der zwar grob weiß wie Münzen aussehen, aber nicht wirklich was die Zeichen darauf bedeuteten. Und magisch war sie auch! Aber mehr konnten wir auf die Schnelle nicht herausfinden, also habe ich sie eingesteckt. In meine Geldkatze. Das wird noch wichtig in der Geschichte.“ sagte sie und nahm einen Schluck aus seinem Weinbecher. „Wir kamen also ins Gasthaus, bezogen die Zimmer brachten die Pferde in den Stall und wollten alle dringend etwas warmes zu Trinken und Essen haben, wie du wohl weißt. Ich gehe also an den Tresen, ordere das Essen und will die Zeche und die Zimmer auch gleich bezahlen. Aber als ich nach meiner Geldkatze greife, tritt mir ein beißender Gestank entgegen. Und wie ich rein schaue sehe ich, dass die merkwürdige Goldene Münze verschwunden ist, aber ein ordentlicher Haufen Katzenscheiße an ihrer Stelle im Beutel war. Und du kannst dir auch schon denken wer daran Schuld hatte.“
„Ich wusste aber weder von Kobolden noch einem Schelm, war müde und es stank fürchterlich aus meiner Geldkatze. Also verbrachte ich die Hälfte des Abends damit mich und meine Sachen zu waschen und die andere Hälfte damit, den Verursacher dieses Unglücks herauszufinden um es ihm heimzahlen zu können.“ War da schon ein Schmunzeln auf seinen Lippen? Jedenfalls nickte Zidon bestätigend und wartete darauf, dass Jadira fort fuhr.

„Tatsächlich erfuhr ich vom Nandus Geweihten schließlich, dass ein Schelm nicht unweit des Dorfes wohnte und war mir ziemlich sicher, dass er der Verursacher des Streiches und meines Ärgers war. Also machte ich mich am nächsten Morgen gleich auf dem Weg zu ihm. Wütend und in der festen Absicht ihn darüber zu belehren, wem man besser keine Streiche spielen sollte. Bis wir dort waren, Finn, Tim und ich, hat es aber schon angefangen zu Gewittern und Habakex hat fürterliche Angst vor Gewittern. Da hat er mir schon ein bisschen leid getan.“ „Aber es hat dich nicht aufgehalten.“ „Nein hat es nicht. Trotzdem habe ich ihn beruhigt, war freundlich zu ihm und habe ihn ein bisschen ausgefragt. Er war übrigens auch derjenige, der uns als erstes auf den Weinhändler aufmerksam gemacht hat.“ Als sich Zidons Gesicht bei der Erwähnung wieder verdüsterte, fuhr sie schnell mit ihrer Erzählung fort: „Aber letztlich habe ich aus ihm heraus bekommen, dass er nicht alleine den Schabernack gespielt hat, sondern, dass es insgesamt drei Verschwörer gab: Den Kobold, der die Idee hatte und Habakex angestiftet hat, Habakex und den Wirts-Jungen, der für eine Tüte Bonbons das Goldstück platziert hat. Wohl wissend, von wem es kam. Ich wusste auch, dass ich nicht die einzige war, die dem Streich zum Opfer fiel. Also musste ich allen dreien eine Lektion erteilen.“ „Lass mich raten: Deshalb warst du den ganzen Tag unterwegs und am Abend klatschnass vom Regen?“ „Allerdings. Natürlich musste ich es ihnen mit gleicher Münze heimzahlen. Also habe ich erst einmal Habakex‘ Geldkatze gestohlen. Das war kein Problem, denn er hat sich bei jedem Donnergrollen unter sein Bett geflüchtet. Dann habe ich eine weitere Tüte Bonbons für den Jungen besorgt und schließlich ein buntes Tüchlein und ein Glöckchen für den Kobold.“ Sie lies eine kurze Pause beim sprechen und schenkte Wein nach. „Dann habe ich Labor des Kräuterkundlers ein Stinktöpfchen angerührt.“ Sie lies wiederum eine Pause indem sie einen Schluck vom Wein nahm und Zidon ganz genau beobachtete. Sie war sich nicht so sicher ob er sich nun amüsierte oder innerlich die Hand vor den Kopf schlug, weil sie sich direkt mit Kobolden angelegt hatte. Wobei sich doch eigentlich der Kobold mit ihr angelegt hatte.

„Dann habe ich alles mit dem Stinksaft versehen, an die Orte verteilt wo die Empfänger sie auf alle Fälle finden würden: in Habakex‘ Haus im Geheimversteck des Jungen und im Pilzkreis. Den ich natürlich nicht betreten habe. Ich blieb aber lange genug um zu hören, dass jemand mein Geschenk gefunden hatte.“ Jadira konnte es nicht vermeiden bei diesen Worten wie eine Katze zu schauen, die an den Sahnetopf gekommen war.
„Das sollte den dreien jedenfalls eine Lehre gewesen sein. Ich muss allerdings zugeben, dass mich der Turm aus Möbeln und Kunstwerken am nächsten Morgen wirklich überrascht hat. Als Rache hat es jedoch nicht getaugt.“

Endlich. Endlich lachte Zidon und sah wieder etwas fröhlicher drein. „Und jetzt möchtest du ihnen etwas schenken weil sie uns trotzdem geholfen haben?“ fragt er dann. „Ja ich habe den Eindruck, dass ich es vielleicht ein kleines bisschen übertrieben habe. Und Habakex hat wirklich schreckliche Angst vor Gewittern.“

So verbrachten sie den Rest des Abends und dichteten etwas für den Kobold. Auch der Maraskaner kam vorbei, stichelte ein bisschen und ging dann wieder mit einem unheimlich zufriedenen Grinsen von dannen. „Und was hat es eigentlich mit ihm, diesem Grinsen und dem Schnaps auf sich?“, fragte Zidon. „Oh das,“ antwortete Jadira „das ist eine andere Geschichte und sollte ein andermal erzählt werden.“

Eine kleine Impression wie Rafik die Gruppe sieht: Auf der Rückreise von dem Gasthaus mit den Skeletten

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Rafik öffnete vorsichtig ein halbes Auge und besah das Holznest. Es schien alles in Ordnung, sofern er es für dieses merkwürdige Menschennest sagen konnte, auch wenn es gerade einmal kräftig gerumpelt hatte. Bei dem Gerüttel würde er eh nicht wieder einschlafen können, also schwang er sich aus der Öffnung um auf dem gemütlichsten und sichersten Ort zu landen den er kannte: Jadiras Schulter. Sie saß wie immer vorne auf dem Nest, wies den Vierbeiner an, wohin er gehen sollte (Fahrende Nester! Die Menschen kamen auf so merkwürdige Ideen!) und passte auf, dass Rafik nichts geschah während er schlief.
Neben ihr saß der Pfau in seinem bunten Federkleid, der dennoch nicht fliegen konnte, aber gut zustechen mit seiner scharfen Kralle. Rafik hatte ihn anfangs nicht gemocht, weil er und Jadira oft stritten, aber er hatte gelernt, dass es war wie Jagen spielen: Man tut so als ob, aber verletzt sich dabei nicht gegenseitig. Außerdem gefiel es ihm, dass er verstehen konnte was sie sagten, wenn die beiden miteinander sprachen. Gerade ging es um die Kunst wie man Essen macht, eine Sache die Jadira viel komplizierter machte als sie war. Rafik hatte versucht ihr zu zeigen wie man etwas jagt und ihr sogar eine Maus mitgebracht und sie übte ja auch immer mit ihm, aber trotzdem aß sie immer nur das Grünzeug, das nicht weglaufen konnte! „Wenn du nicht willst, dass dein Essen wegläuft, musst du es angreifen wenn es schläft.“ hatte er erklärt, aber sie hatte nur lachend den Kopf geschüttelt. Auch der Pfau konnte nicht jagen, oder hatte es noch nie getan, egal wie gefährlich seine glänzende lange Kralle war.
Für das jagen war nur einer zuständig: Finn. Der Ritt gerade auf die Gruppe zu und deutete mit Gesten in eine Richtung und schien etwas mitzuteilen. Rafik mochte Finn fast so gerne wie Jadira. Nunja nicht so gerne wie Jadira, aber für einen Menschen verhielt er sich erstaunlich normal. Rafik musste nicht verstehen was er mit Menschenlauten sagte um zu verstehen, was er meinte. Außerdem hatte er das Jagtspiel erfunden, Jadira gezeigt wie es geht, und natürlich wusste Rafik, dass er derjenige war von dem das Fleisch kam, dass er als Belohnung nach dem Jagdspiel bekam. Rafik flog von Jadiras Schulter auf und landete auf dem Dach des Wagens. Wenn Finn hier war, hieß das, dass er einen Schlafplatz gefunden hatte und weil die Menschen wieder alles schwieriger machten als notwendig, bedeutete das Arbeit für sie und dann würde es selbst auf Jadiras Schulter unbequem werden.
Von hier oben konnte er alles weitere auch gut überblicken: Vor ihnen Ritt die Frau mit dem Hammer. Von ihr hielt Rafik sich seit der ersten Begegnung lieber fern. Sie schien ihn nicht besonders zu mögen, auch wenn er sie nie wieder beim Schalfen gestört hatte. Außerdem machte sie manchmal fürchterlichen Lärm, wenn sie mit dem Hammer auf etwas anders hartes einschlug. Rafik konnte das so weit hören, dass er dann lieber ganz tief in den Wald hinein flog und abwartete bis es wieder dunkel war und sie aufgehört hatte. Jadira hatte ihm zwar versichert, dass sie das nicht tat um ihn zu vertreiben, aber da war er sich nicht so sicher. Aber weil Jadira die laute Frau sehr gerne mochte, gab Rafik sich große Mühe ihr nicht in die Quere zu kommen.
Auch hinter dem Wagen konnte Rafik noch zwei Reiter deutlich hören: Den Gockel und den Fuchs.
Den Fuchs mochte Rafik von ihnen allen am allerwenigsten. Das lag daran, dass Jadira noch vor wenigen Tagen viel Zeit mit dem Fuchs verbrachte und er manchmal sogar an seiner Stelle bei ihr schlafen durfte. Sie hatte sogar geschimpft, als er beweisen wollte wie gut er im Jagen schon geworden ist und dem schlafenden Fuchs seine Klauen in den Rücken gebohrt hatte. Geschimpft hatte sie und dem Fuchs die Wunden geheilt. Aber Rafik machte sich jetzt keine Sorgen mehr, dass der Fuchs ihm Jadira wegnahm. Sie war so wütend gewesen, als die grusligen Knochenmenschen ihr die ganze Brust aufgeschlagen hatte und der Fuchs nicht geholfen hatte. Und seit sie aus dem Keller gekommen waren, die Menschen, müde und verängstigt, hatte sie kaum noch mit ihm gesprochen. Oder zumindest nicht freundlich. Jetzt war Rafik wieder der einzige der auf ihrem Kissen schlafen durfte und dem sie mit ihrer Stimme, die schon fast dem Vogelgesang glich, leise Lieder vorsang. Und das war gut so.
Ganz hinten ritt der Gockel. Eigentlich wusste Rafik nicht viel über den Gockel, außer das es ein Gockel war: Er plusterte sich auf, stolzierte durch die Gegend und Krähte um Aufmerksamkeit der Frauen zu bekommen. Wenn ihn jemand angriff, versteckte er sich hinter einem Merkwürdigen runden Ast und stieß mit einer Klaue, die an einen Ast gebunden war zu. Das schien, zu Rafiks Verwunderung, tatsächlich zu funktionieren. Rafik wusste nicht so recht, was er von dem Gockel halten sollte, aber Jadira schien ihn zu mögen, denn sie lachte oft wenn sie ihn sah oder mit ihm Sprach.
Die Menschen hatten jetzt angehalten und fingen an ihre Tragbaren Nester aufzubauen. Jadira winkte ihn zu sich her: „Na, hilfst du mir ein bisschen beim Kräutersuchen?“ fragte sie. Natürlich tat er das. Er hielt zwar nicht viel davon Dinge vom Waldboden aufzusammeln, aber so hätte er Jadira eine Weile lang für sich alleine, weg von den anderen Menschen.

Selbsterkenntnis ist bekannter maßen der erste Schritt zu Besserung doch Jadira hat wohl noch einen langen Weg vor sich:

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Als Jadira eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte fand sie sich erleichtert, weder in eine Kröte, noch eine Spinne verwandelt vor, sondern in ihrem eigenen Körper, unbekleidet, ein Mann neben ihr. Soweit so normal. Etwas anderes musste sie geweckt haben.

Die Sonne hatte die dunkle Wolkendecke noch nicht durchdrungen sondern legte nur einen grauen Schimmer über die Welt. Sie betrachtete die Gestalt neben ihr. Zidon schien den Schlaf der Gerechten zu Schlafen, zu erschöpft von den vergangen Ereignissen um etwas zu bemerken. Er lag so friedlich da, dass es schon beinahe unschuldig wirkte (ha!), aber hielt er da nicht etwas in seiner linken Hand? Ganz sachte zog Jadira eine Halskette unter seinen Fingern hervor. Es war ihre eigene: Nichts wertvolles, ein kleines Holzamulett an einer Schnur. Es sollte Böse Gedanken fernhalten, doch sie hatte es gestern Abend nicht getragen. Drei Fragen stellten sich sogleich: Wie und wann war er da ran gekommen? Und warum sollte er es nehmen? Zidon glaubte nicht an solcherlei Dinge.

Seufzend stand Jadira auf und wickelte sich in eine Decke um in der kühlen Morgenluft nicht zu frieren. Gedanklich legte sie die Frage nach Zidons merkwürdigem Verhalten zu den anderen Rätseln. Der merkwürdige Nebel um ihn herum, einen Heiltrank für den verletzten Fuchs opfern, eine Origie für Tito organisieren und jetzt Etwas harmloses, aber gut verborgenes stehlen und dann der Verrat von Geheimnissen in der Vision. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie bereits die notwendigen Puzzlestücke in der Hand hielt und sie nur nicht richtig zusammensetzen konnte.

Von draußen hörte sie das rauschen von Flügeln. Rafik! Er konnte absolut lautlos fliegen wenn er das wollte, also hatte er sie absichtlich geweckt. Als sie aus dem Wagen geklettert war wurde sie auch gleich von einem tadelndem Blick begrüßt. „Wolltest du dich nicht erst mal um mich kümmern?“ schien er zu sagen. Tatsächlich konnte Jadira sich kaum erklären, wie Zidon sie derartig schnell um den Finger wickeln konnte. Ein dummer Spruch, ein Grinsen und dann hatte er noch eine Flasche von Streizigs privatem Weinvorrat produziert und das war alles.

„Es tut mir leid“ flüsterte sie zu Rafik „du weißt, dass du immer an erster Stelle stehst. Aber manchmal brauche ich auch ein bisschen menschliche Nähe.“ Rafik legte misstrauisch den Kopf schief und sie konnte ihren eigenen Worten kaum glauben. Aber tatsächlich hatten sie die Ereignisse mehr mitgenommen, als sie den anderen zeigte. In der Höhle wenn die Disharmonien einsetzten kamen ihr die grausamsten Gedanken. Für einen kleinen Fehltritt der Anderen, oder die geringste Provokation, hätte sie sich aufs schrecklichste gerächt und die Pilze hätten ihr die Macht dazu verliehen. So dachte sie zu dem Zeitpunkt zumindest. Als sie in der Vision gesehen hatte wie Tim den Punsch auf der Feier vergiftete, hätte sie ihn beinahe direkt vom Boot geworfen. Nur das Erscheinen dieses schrecklichen Vogels hat ihn davor bewahrt. Nachdem die Elfen-Melodie wieder erklang hatte sie sich vor dieser Dunkelheit in ihr selber erschrocken. Jetzt wusste sie nicht so recht was sie mit dieser Selbsterkenntnis anfangen sollte. Sie streichelte Rafiks Gefieder, während sie darüber nachdachte. Es jagte ihr jetzt noch Schauer über den Rücken.

Nichtsdestotrotz hatte sie auch noch ein Hühnchen mit Tim zu rupfen. Immer wenn sie dachte, dass sie jetzt quitt wären und sie sich für eine Missetat gerächt hatte, piesackte er sie mit etwas anderem. Sie musste sich etwas ausdenken. Etwas harmloses, denn sie wollte ihm ja nicht ernsthaft schaden, aber es musste wirklich gemein sein. Sie blickte zu seinem Zelt hinüber. „Na Rafik, denkst du nicht auch, dass wir uns einen wirklich guten Streich einfallen lassen sollten. Etwas das ihn bloßstellt?“ Rafik schaute sie ernsthaft mit seinen großen Eulenaugen an. „Du wärst doch enttäuscht, wenn der Pfau keine Lust mehr auf deine Spielchen hätte. Warum nimmst du ihn nicht einfach mit in dein Nest?“
In diesem Moment war Jadira wirklich froh, dass nur sie ihn in ihren Gedanken hören konnte und niemand sonst.

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Zu den Ereignissen am Ende von Schleiertanz:

Zorgan 1035 BF

Dem Rosentempel zu Zorgan war der Überfall von vor einigen Monaten kaum noch anzusehen, als Jadira ihn betrat. Sogleich wurde sie mit einer sanften aber festen Umarmung von Yussofried begrüßt. "Ich dachte schon du würdest gar nicht mehr vorbei kommen, jetzt wo wieder alles aufgebaut ist. Man hört du und deine Freunde haben eine weitere Großtat vollbracht. Es gibt unendlich viele Gerüchte, aber niemand scheint sich sicher zu sein was es war." Jadira hatte die Umarmung nur kurz erwiedert und lies sich jetzt zwar sanft an der Schulter in den Tempel führen, aber sie bemerkte, dass ihr schon diese kleine Berührung unangenehm wurde. Deshalb war sie hier.
"Es tut gut den Tempel wieder in vollem Glanz zu sehen. Aber erwarte nicht, dass ich auf deine Neugierde eingehe und dir irgendwelche Gerüchte bestätige." Yussofried tat ihr den Gefallen eine enttäuschte Schnute zu ziehen. Ein Gesichtsausdruck den er in Perfektion beherrschte und der seine überraschend verführerische Wirkung eigentlich nie verfehlte. Diesmal schon. "Na gut. Versuch geheimnisvoll zu sein. Aber irgendetwas ist doch vorgefallen." Er schaute sie jetzt ernst an. "Du wirkst ... zurück gezogen."
Jadira betrachtete einen neuen Wandteppich, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen. "Zeig mir doch erstmal den Tempel. Dann können wir reden." Also machten sie einen ausgiebigen Tempelrundgang.
War es ein Fehler gewesen hier her zu kommen? Nach der Sache in Warunk hatte Jadira alles daran gesetzt, die Erinnerung an das geschehene durch ausgiebiges Feiern verblassen zu lassen und dabei wahrscheinlich mehr Betten, Heuböden oder dunkle Nieschen kennengelernt als Tito. Aber seit dem Blick durch die Pforte war ihr jeder Gedanke an Intimität unangenehm. Und das seit Wochen.
Nachdem sie den Rundgang beendet und sich in einer bequemen Niesche auf Kissen niedergelassen hatten, war Jadira endlich bereit zu berichten was sie quälte. Yussofried hörte aufmerksam zu und war klug genug nicht nachzufragen was es war das sie "gesehen hatte, was sie nicht sehen sollte." Stattdessen riet er Jadira zur Geduld und dazu sich erst vorsichtig Rahjas guten Gaben zu nähern, bis die Göttin ihr ihre Erfüllung wieder zu Teil werden lies. So wohnte Jadira noch der abendlichen Andacht bei. Zu ihrem Erstaunen bemerkte Jadira, als sie am nächsten Morgen noch auf den selben Kissen erwachte, dass sie das erste mal seit Wochen eine Nacht in Ruhe durchgeschlafen hatte.
Im Stillen dankte sie Satuaria und auch Rahja. Der neue Tag wirkte schon heller und freundlicher als noch der letzte.

Auf dem Rückweg nach Khunchom nach Versenken der Seuchenbringer


Die Maran hatte das Schlachtfeld verlassen und segelte mit gemäßigter Geschwindigkeit gen Khunchom. Die Sonne war schon hinterm Horizont versunken und ein feiner Nebel begann vom sanft bewegten Meereswasser aufzusteigen, als Jadira mit ihrer Eule Rafik auf dem Arm an Deck kam. Rafik plusterte das Gefieder gegen die feuchte Luft, verstärkte den Druck seiner Krallen noch einmal aufmunternd und flog eine Runde über das Deck um dann auf der Rah des Hauptsegels Platz zu nehmen. Dabei passierte er – nicht zufällig – jeden einzelnen von Jadiras Gefährten.

Tito gab - vermutlich völlig ungefragt - ein paar Seesöldnern Tipps zur Waffenpflege, während er einen Morgenstern auf Hochglanz polierte. Ob ihm die lockere Kameradschaft dabei half die Erlebnisse auf der Dämonenarche zu verarbeiten? Man hörte seine laute Stimme jedenfalls weithin über das Deck hallen. Rafik machte sich einen Spaß daraus ihm in Tiefen Überflug das Haar zu zerzausen. Der überraschte Tito verlor dabei beinahe das Gleichgewicht, denn Eulen fliegen lautlos.

Timjaljin im Gegensatz dazu, schien einen sechsten Sinn zu haben und lies sich nicht aus der Ruhe bringen, als eine Flügelspitze seinen Nacken streifte. Er stand an der Reling und schien in die Ferne zu Blicken. Vielleicht gen Heimat auch wenn Maraskan weit außer Sichtweite war. Oder er erspähte noch die letzten Rauchschwaden der Seuchenbringer.

Rafik ahnte, dass er Laila besser nicht überraschen sollte. Sie hielt am Bug Ausschau, Fest in einen Mantel gewickelt gegen die kalte Gischt, aber mit erhobenen Kopf. Er zog es vor tief über dem Wasser eine Kehre zu fliegen und dann direkt auf sie zu zu halten. Im letzten Moment wich er ihr aus. Sie hatte nicht einmal gezuckt.

Finnian, wie fast immer hinter dem Steuer, schien das Schiff aus reiner Willenskraft Richtung Khunchom zu steuern. (Auch wenn die leichte Brise sicherlich half). Hätte er kein Steuer zum festhalten, dann wäre es sicher ein Flachmann. Oder er würde ein Ziel für die geballten Fäuste suchen. Rafik flog eine enge Kehre um ihn herum, strich ihm dabei mit der Schwinge über die Wange und lies sich dann über dem Hauptsegel nieder.



Jadira blickte Rafik noch eine Weile hinterher. Sie war erschöpft von der Verfolgungsjagd, von der Sorge um die Menschen und von dem Ausflug auf die Seuchenbringer. Erschöpft aber nicht in der Lage einzuschlafen. Außerdem fühlte sie sich seltsam leer. Leer und taub. Gegen die Dämonischen Widerwärtigkeiten in der Seuchenbringer hatte sie nicht mehr als einen leichten Ekel verspürt. Wie eitrige Pockennarben auf Sumus toten Leib kamen sie ihr vor. Jetzt war diese Narbe ausgebrannt. Da war keine Wut gewesen, kein Hass, nicht einmal Mitgefühl für die Gefangenen. Als hätte sie alle ihre Gefühle bereits ausgeschüttet wie Wasser und jetzt war sie leer. Bei Satuaria, sie hatte sogar für einen kurzen Augenblick einen Minderpakt in Erwägung gezogen, nur um ihre Anwesenheit auf der Arche weiter zu verbergen.
Ihr Blick folgte Rafiks Flugrute. Ihr war nicht danach wie Tito mit den Söldnern zu plaudern und vielleicht sogar auf einen Sieg anzustoßen.
Mit Laila brauchte sie gar nicht anfangen zu diskutieren. Die würde nicht verstehen, was sie plagte. Für Laila war Magie kühle Berechnung und Kontrolle, nicht Gefühl und wilde Kraft.
Finn sah schon so aus, als bräuchte er ganz dringend Schnaps und eine gute Prügelei. Danach war ihr auch nicht zumute. Blieb noch Timm.

Noch bevor sie den Gedanken richtig zuende gedacht hatte, hatten ihre Füße sich bereits auf den Weg gemacht. Leise trat sie an ihn heran. Obwohl er sicherlich bemerkt hatte, wer da hinter ihm stand, machte Tim keine Anstalten sie zu begrüßen oder sich umzudrehen. Also trat sie neben ihn, drückte seine Hand und Blickte ebenfalls aufs Meer. So standen sie eine Weile schweigend da, bis es so dunkel war, dass Jadira nicht mehr vorgeben konnte irgendwas zu sehen, außer dunkle Wellen die gegen das Schiff schwappten.
Da sie noch nie gut darin gewesen war die Stille auszuhalten, fragte sie schließlich: „Und du begrüßt mich nicht einmal mit einem bissigen Kommentar?“ „Ach Jadira“ erwiederte er mit spöttischem Lächeln „So ein schöner Moment und du musst ihn ruinieren.“ Jadira wollte etwas erwidern, doch ihr fiel nicht so recht etwas passendes ein. Sie blickte nach unten und sah, dass sie immer noch Timms Hand hielt. Sie lies sie los. Sie hatte immer noch keine Antwort. Nur einen müden Blick.
„Zeit fürs Bett Jadira.“ Timm grinste und hatte offensichtlich Spaß daran sich paternalistisch zu geben. „Willst du mitkommen?“ erwiderte sie. Eigentlich sollte das frech klingen. Nach einem Witz. Jetzt klang es nach gar nichts. Nicht einmal nach einer neckischen Einladung. „ Ich meine, du siehst auch müde aus.“, setzte sie schnell hinzu um die Situation noch irgendwie zu retten. Dann drehte sie sich um und ging.