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Die warme Frühlingssonne schien einem ca. 1,10m großen Wesen mit weiß-grauen Fell ins Gesicht. Sein menschliches Gesicht wirkte entspannt, besonders unter Betrachtung seiner unter einem Stirnband verborgenen Augen. Seine Haare auf dem Kopf waren etwa so lang, dass sie ihm aufrecht wahrschienlich bis zum Kinn reichen würden. Gelegentlich bedeckte der Schatten einer Wolke den jungen Hanuman, der gemütlich auf dem "Balkon" seines Baumhauses lag. Dieser Balkon war nicht mehr als zwei zu lange Holzbretter, die auf der Rückseite herausragten.
Das Baumhaus, oder viel mehr der Baum, stand in mitten eines Gartens, welcher von einem Häuserblock umgeben war, der an einer Stelle eingebrochen war und somit Blick auf die Straße gewährte. In dem Häuserblock wohnten ausschließlich Zwerge und meist nur im Keller, weil die oberen Stockwerke kaum tragend waren. Es war eine buntgemischte Gruppe an Zwergen von Alter, Geschlecht, Submetatyp und ähnlichen Kriterien. Sie lebten aus irgendeinem Grund wie klischee Zwerge, gruben, schmiedeten und lebten in diesen engen Gängen. Dies war nichts für den Hanuman. Ihm waren diese engen Gänge ein Gräul. Aber er hatte seinen Baum und war damit zufrieden.
Etwas traf den Hanuman am Schwanz. Dieser schob das Stirnband auf die Stirn zurück und sah nach unten, auf der Suche wer ihn da bei seinem Mittagsschlaf störte. Unten stand eine Zwergin mit langem, blonden Zopf. Sie hatte ein blaues Hemd und schwarze Shorts an, was von Kampfstiefeln noch unterstrichen wurde. "Warum störst du mein Nickerchen?", rief der Hanuman hinunter. "Du hast genug geschlafen, Solitari! Der Chef will dich sehen!", rief die Zwergin zurück. Solitari, er mochte diesen Namen nicht. Zu schmerzhaft wurde ihn damit vor Augen geführt, dass er nicht Teil der Familienbande war, die die Zwergen hier verband. Er wurde von Ivans Vorgänger, einem Mann mit Namen Antonio, als Kind gefunden und aufgezogen. Aber er blieb den meisten ein Fremder. Besonders nach seinem magischen Erwachen und dem entdecken seines Schutzgeistes. Flughörnchen wollte sich nicht einschließen lasen, sondern den Wind auf dem Fell fühlen. So wollte es auch Solitari. Aus diesem Grund konnte sich Solitari nicht in die Lebensweise der anderen Zwerge einfinden. Seine Ausbildung durch Antonio, dem Drogenkrieg und schließlich den Drachen, verdankte er jedoch, dass ihn die Zwerge als Ausguck, Horchposten und Wächter akzeptierten. Der Name blieb trotzdem.
Mit einer Rolle rückwärts ließ er sich vom Brett fallen und landete anschließend mit einer Drei-Punkt-Landung. Die Zwergin schüttelte nur den Kopf und meinte: "Angeber." Solitari grinste breit und erwiderte: "Immer mit Style, Klara." Sie sagte nichts darauf und ging einfach vor. Solitari nervte es, wenn sie das tat. Besonders wenn sie so langsam ging. Sie und ihre Zwillingsschwester war nur bei Straßengerüchten schnell. Das lag an ihrer Position innerhalb der Zwergengemeinschaft, denn sie handelten und tratschten mit Außenstehenden, wenn Ivan keine Zeit, Lust oder zu betrunken war. Was oft vorkam. Ivan ist, wie der Name vermuten lässt, Russe. Diente mal bei der Roten Armee, desertierte aber im Zuge der Eurokriege und versteckte sich dann in GeMiTo. Wohl einer der Flecken der Welt, der selbst den Russen zu abgedreht war. In der Zwergengemeinschaft stieg er schnell in der Beliebtheit. Er schaffte Geld ran, Material, Beschäftigung und damit etwas Wohlstand. Zudem finden die Frauen aus irgendeinen Grund seine Nase sehr attraktiv. Wenn man Solitari fragte, sah sie aus wie die spitze Variante von Pinocio, wenn auch nicht so lang. Antonio und Ivan wurden schnell Freunde und brachten zusammen die Gemeinschaft auf fordermann. Jedoch wurde Antonio vor fünf Jahren von einem Drachen erwischt, was Ivan zum starken trinken, selbst für Russen-Verhältnisse, gebracht hat. Seit dem ist Solitari etwas in den Aufgaben von Antonio nachgerutscht. Besorgen, Verteidigen, Schützen, Durchsetzen und ähnliche Aufgaben gehören dazu.
Nach dem sich die zwei durch etwas engere Gägne gezwängt haben, was Solitari wesentlich leichter fiehl als Klara, kamen sie zu Ivans Handelsraum, den er liebevoll den "Barkhatnaya komnata" nannte. Solitari hatte keine Ahnung was das bedeuten sollte. Es sah seiner Meinung nach nur nach einem dunklen Cafe aus, bei dem alle Polstermöbel samtig blau waren, ähnlich wie das Hemd von Klara. Ivan saß an einem Tisch und hatte eine Tasse Kaffee vor sich. Seine Arme und Beine waren, wie seine Nase, länger, was ihn seltsam langgezogen wirken ließ. Er hatte eine Halbglatze mit weißen Haar. Dazu trug er einen feinen, schwarzen Anzug. Dieser Anzug verstörte Solitari immer wieder. Er selbst trug meistens T-Shirt und Jeans oder mal einen Jumpsuit, meistens mit seiner Panzerung drunter, schließlich wusste man nie, aber Ivans Anzug war immer markelos sauber. Ivan begrüßte ihn mit einem tiefen, russischen Akzent: "Guten Tag, Solitari. Ich hoffe du hast wohl geruht." Solitari verdrehte die Augen. "Musst du immer so geschwollen reden? Und nenn mich gefälligst Momonga.", reagierte Solitari genervt. Ivan kicherte etwas und deutete vor sich auf den freien Stuhl. Der Hanuman setzte sich. "Ich wollte dich nicht beleidigen. Nichts liegt mir ferner. Schließlich möchte ich, dass wir beide gut zusammenarbeiten. Unser Ziel ist das selbe. Die Gemeinschaft steht an ...", fing Ivan wieder an. Momonga hab die Hand und gab zu verstehen, dass er gerne etwas zu trinken hätte. Ivan sprach unbeirrt weiter, als Julia, die Zwillingsschwester von Klara, die das gleiche trug, jedoch die Haare zu zwei Schnecken aufgewickelt hatte, ihm ein Wasser hinstellte. Der Hanuman hatte Schwierigkeiten Ivan lange zuzuhören. Die Worte die der Zwerg nutzte waren dem Hanuman oft zu kompliziert, deswegen entschloss Momonga ihn zu unterbrechen: "Was willst du jetzt von mir? Zum plauschen ist es mir hier unten zu dunkel." "Entschuldige vielmals mein Freund. Ich wollte dich nicht mit Höflichkeiten langweilen. Josefus braucht ein paar Ersatzteile für seinen Cyberarm. Wir können sie nicht herstellen, weil uns die Pläne fehlen. So dachte ich an dich und dein Organisationstalent.", kam Ivan zum Punkt. Momonga stand auf. "So gut wie erledigt. Ich lass dich wissen, was es mich gekostet hat und ob wir ärger kriegen. Ach, und das nächste mal reicht auch einfach eine Nachricht aufs Link", sagte Momonga zu.
Ohne auf eine Erwiderung zu warten, verließ er den Barkhatnaya komnata. Er wollte so schnell wie möglich raus. Die Räume waren in Ordnung, aber die engen Gänge bereiteten ihn Unbehagen. Als er draußen war, kletterte er den Wohnblock hoch. Während er dies tat, ließ er Josefus wissen, dass er sich darum kümmere und eine Teileliste bräuchte. Momonga genoß den Wind und Geruch des Frühlings beim Klettern. Als er oben war, konnte er weite Teile der anliegenden Gebäude überblicken. Wenige Augenblicke später hatte er auch eine Liste an Teilen die er brauchte. Nichts wildes. Konnte man an einem guten Nachmittag dem ein oder anderen klauen. Mit etwas Anlauf sprang Momonga vom Dach, ein Lächeln auf den Lippen, den Wind in seinem Fell.

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17.5.2078 Sektor 6

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Momonga saß auf einem Mauervorsprung. In seiner Hand hielt er seine Schrotpistole, die ihn sein Ziehvater geschenkt hatte. Sie war sein einziges Andenken an den Mann, der ihn aufnahm, als er alleine durch GeMiTo geirrt war. Momonga hatte keine Erinnerungen an seine Eltern. Antonio hatte ihm erzählt, dass er ihn in einer Ruine neben einen riesigen Schuttberg fand. Vermutlich bei einem Drachenangriff eingestürzt. Der Zwerg hatte sich immer gut um den kleinen Hanuman gekümmert, lehrte ihn alles, was er über das Leben in GeMiTo und den Umgang mit Waffen wissen musste. Gedanken verloren ließ er die Pistole von einer Hand zur anderen wandern.
"Jo, Kumpel. Biste Momonga?", riss ihn eine junge Männerstimme aus den Gedanken. Momonga sah auf und sah einen O-Beinigen, schlacksigen Ganger mit Lederjacke und Jeans vor sich stehen, dessen schwarze Haare fettig und verwuschelt waren. "Cranio?", frage der Hanuman etwas gereizt. Der Ganger nickte. Momonga ließ sich von dem Mauervorsprung gleiten und landete vor den Füßen des Gangers. "Hat dir Jolly gesagt, was ich von dir möchte?", fragte Momonga. Cranio zuckte etwas die Schultern und meinte: "Sie sagte, du suchst jemanden der große Wummen verkauft." Momonga nickte. Sein Arsenal konnte sich zwar sehen lassen, aber es fehlten noch ein paar Kleinigkeiten, um einen Konzernangriff abwehren zu können. Nachdem Cranio nicht die anstallten machte etwas zu sagen, fragte Momonga etwas genervt, "Und, kennste jetzt jemanden?" "Jup", meinte Cranio kurz. Wieder Schweigen. Momonga versuchte ruhig zu bleiben, klang bei seiner Frage jedoch gereizter als beabsichtigt: "Kannst du mich jetzt zu ihm bringen?" "Klar, Kumpel. Kein Ding. Aber was krieg ich dafür? Ich bin zwar gutherzig, aber nicht die Caritas", begann der Ganger die Verhandlungen. Momonga griff in seine Tasche und holte ein Päckchen raus. "Ich gebe dir zwei Tagesrationen zu Essen und lasse dich deine Kniescheibe behalten.", brachte Momonga seine schlechte Laune auf den Punkt, als er dem Ganger die Pistole gegen das Knie drückte. Cranio sah ihn mit großen Augen an. Etwas unsicher sah er etwas nach links und rechts und meinte "Drei und meine Kniescheibe.", hielt der Ganger dagegen. Momonga ließ seine Schrotpistole ins Holster gleiten. "Abgemacht. Und ein kleiner Tipp für die Zukunft: Lass keine langen Pausen beim Reden. Das provoziert massiv.", schlug Momonga ein. Cranio nickte langsam.
Cranio führte Momonga durch die Straßen von Sector 6 und 7 bis nach San Siro. Im Schatten des Stadions geb es einen kleinen Laden. Der Laden wirkte ungewöhnlich gepflegt. Neonröhren wiesen darauf hin, dass es sich um einen Waffenladen handelte. Im Schaufenster lagen verschiedenste Messer, Pistolen und Gewehre. Momonga gab dem Ganger die versprochen Essenspackete. Der bedankte sich und verzog sich schnell wieder. Die Ware sah gut aus, besser als das, was die meisten in Eigenproduktion herstellten. Momonga öffnete die Tür und ging hinein. Im Innenraum roch es nach Waffenöl, Staub und Zigarettenrauch. An den Wänden konnte der Hanuman verschiedene Scharfschützengewehre, Schwerter, Schrotflinten, Körperpanzerungen und vieles mehr sehen. Am Tresen konnte er nur schwere Militärstiefel darüber hängen sehen. Momonga räusperte sich, als nicht auf ihn reagiert wurde. Die Füße verschwanden vom Tresen und ein Norm stand auf. Er hatte eine olivegrüne Capi auf, sein Dreitagebart wirkte mehr als schlecht gepflegt, in seinem Mundwinkel hatte er eine Zigarette klemmen. Mehrere Narben zeichneten das Gesicht, unter anderem eine große Runde auf der linken Wange. Der Blick des Mannes war unruhig, als ob er jederzeit etwas erwarten würde. Auch zuckten seine Arme immer wieder. "Sorry Kurzer, nicht gesehen. Süßigkeiten gibt es eine Tür weiter", meinte der Verkäufer knapp und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. "Ich bin nicht hier um Süßigkeiten zu kaufen, auch wenn ich welche nehmen würde. Ich brauch eine Sturmkanone und einen Raketenwerfer.", sagte Momonga. Der Verkäufer lachte laut. "Du? Eine Sturmkanone? Zu gut! Willst du nicht lieber eine bunte Plastikpistole haben, die Pew-Pew macht?", machte sich der Verkäufer über Momonga lustig. Dem Hanuman riss der Geduldsfaden. Er sprang auf den Tresen und hielt dem Verkäufer die Schrotpistole unter die Nase. Dieser hörte sofort auf zu lachen. "Ich suche eine Sturmkanone und einen Raketenwerfer! Capirsi?", schnauzte der Hanuman. Er sah aus den Augenwinkeln, dass zwei Deckendrohnen mit SMGs ausfuhren. Der Hanuman steckte die Pistole zurück. Der Verkäufer lachte wieder. "Sorry, Kleiner. Wollte dich nicht beleidigen. Scheinst ja ein rechtes Temperament zu haben. Ganz nebenbei, man nennt mich Mietitore. Aber nicht mehr aktiv. Also, was kann ich dir anbieten.", zeigte sich der Verkäufer versöhnlich.
Momonga stellte sich ebenfalls kurz vor und zusammen erarbeiteten sie was der Hanuman haben wollte. "Lässt sich alles relativ gut besorgen. Dauert etwas, aber kein Problem. Zahlung ist die Frage. Ich akzeptiere Nuyen, Kon-Skripts, Essen, Medizin, Frauen, Handarbeit, Kätzchen, aber keine Hunde. Kannst es auch abarbeiten. Hätte da auch eine Kleinigkeit zu tun. Räum für mich eine Nervensäge aus dem Weg und wir sind im Geschäft.", zählte Mietiore seine Zahlungsarten auf. Momonga legte ihm einen Credstick hin. Das Geld hatte er von einem Verkauf von geklauter Cyberware. Die zwei Kon-Abenteuerer hatten in der falschen Ecke von GeMiTo vier Orks drangsaliert. Sie werden wahrscheinlich vermisst, aber nicht genug, um tiefer in die Z-Zone zu gehen. "Gut, in ca. einer Woche bring ich dir die Spielsachen vorbei.", bestätigte der Händler den Auftrag. Momonga, nun sichtlich vergnügt, meinte: "Ich freu mich schon darauf." Die beiden verabschiedeten sich und Momonga machte sich fröhlich pfeifend auf den Weg nach Hause.

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20.9.2078 ca. 16.00 Uhr Wohnblock der Zwergensippe, Sektor 6, GeMiTo

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Momonga hing Kopfüber von seinem Baum im Hof des Wohnkomplexes seiner Zwergensippe. Er hatte seinen Schwanz um einen Ast geschlungen und pendelte etwas im Wind. Seine Augen waren geschlossen. Ein vier Zwergenkinder sahen ihn dabei zu. Sie tuschelten etwas miteinander. Jeder von ihnen hatte eine rote Zipfelmütze auf. Die Zwergensippe hatte diese Mützen im großen Stil bestellt. Auf jeder war ein Name aufgestickt. Die von Momonga lag zusammengeknüllt an den Wurzeln des Baumes. Auf ihr stand Solitari.
Die Zwergenkinder versuchten sich kichernd an Momonga anzuschleichen. Dabei sammelten sie Steinchen und kleinere Äste auf. Als sie glaubten nah genug zu sein begannen sie auf Momonga zu werfen. Die wenigen Flugobjekte die überhaupt in seine Nähe kamen, pendelte der Hanuman aus, ohne auch nur die Augen zu öffenen. Ob er es absichtlich tat, oder der Wind ihn einfach umherschubste, war für die Kinder nicht ersichtlich. Gefrustet, dass sie den weißen Affen, wie sie ihn manchmal nannten, nicht treffen konnten, stapften sie zum Baum. Mit aller Kraft warfen die vier sich gegen den Baum. Dieser ließ sich davon aber nur mäßig beeindrucken. Dann bemerkten sie die rote Zipfelmütze von Momonga. Um ihn doch noch eins auszuwischen, steckten sie Erde hinein und einer pinkelte drauf. Lachend über ihre eigene Dreistheit liefen sie wieder in den Wohnkomplex.
Momonga hatte von dem ganzen Trubel nichts mitbekommen. Er war damit beschäftigt, in sich hineinzuhören. Der Wind schob ihn hin und her. Das Blut drückte in seinem Kopf. Die Feuchtigkeit des sich anbahnenden Regens legte sich auf das Fell. Momonga konzentrierte sich, diese Sinneseindrücke zu ignorieren. Stattdessen fühlt er in seine Muskeln. Die Strapaze des haltens des Körpers, dem Wind ausgeliefert sein, die einsetzende Taubheit. Alldem veruscht er entgegen zu wirken. Es war eine neue Art für Momonga, seinen Körper zu spüren. Sie wurde ihm von einer Wahrsagerin empfohlen, die er beim durchstreifen des Sektors kennengelernt hatte.
Indovino hieß sie. Momonga schätzte auf Mitte 20. Ihr blondes Haar trug sie offen, allerdings hatte sie ein Kopftuch umgeschlungen, um die Haare aus dem Gesicht zu halten. Sie trug einfache, stabile Kleidung, Baumwollhemd und ein bunter Rock. Der Schmuck an ihren Hand- und Fußgelenken war kaum mehr als Modeschmuck. Aber ihre Karten waren von außerordentlicher Qualität. Als Dank dafür, dass er sie vor ein paar Ganger beschützt hat, hat sie ihm die Karten gelegt und ein paar Tipps gegeben, wie er seine Fähigkeiten weiter verbessern kann. Er würde bei Zeiten wieder bei ihr vorbeisehen.
"Hey! Solitari!", drang eine nervig fiepsige Stimme an das Ohr von Momonga. Er öffnete die Augen und sah nah unten. Dort stand eine Zwergin. Ihr Blaumann, sowie der Rest von ihr waren von Staub bedeckt. Nur die rote Zipfelmütze war sauber. "Was willst du, Alicia?", fragte Momonga bevor er sich vom Baum fallen ließ und direk neben ihr landete. Sie holte tief Luft und begann eine Schimpftirade: "Du weißt ganz genau, dass du im Sippenbereich deine rote Zipfelmütze zu tragen hast. Das ist ein Verstoß gegen die Sippensatzung. Und das nicht zum ersten mal. Was sollen wir nur von dir halten. Wenn dich die Kinder sehen. Jetzt zieh sie gefälligst an." Momonga hörte bei der Hälfte auf ihr zuzuhören und bereute es, Antonio versprochen zu haben, auf seine Sippe aufzupassen, wenn er mal nicht mehr sei. Alicia hielt ihm die vollgepinkelte und mit Erde gespickte Mütze hin. Momonga sah sie fragend an. "Hast du mir nicht zugehört? Aufsetzen!", herrschte sie ihn an. "Ich zieh doch keinen vollgepissten Lappen auf den Kopf, der obendrein noch mit Erde voll ist!", hielt Momonga dagegen. "Ist nicht mein Problem! Vorschrift ist Vorschrift!", wurde sie lauter. Sie versuchte Momonga die Mütze aufzusetzen. Dieser wich ihr mühelos aus und nahm ihr dabei die Mütze vom Kopf. Erst als er wieder auf den Baum gehüpft war, stellte sie fest, dass er ihr die Mütze gemobst hatte. "Komm runter! Gib mir meine Mütze wieder!", brüllte Alicia ihm hinterher. Momonga ließ die Mütze einfach fallen und kletterte den Rest des Baumes hinauf. Er hörte noch: "Ivan wird davon erfahren!" Es war ihm egal. Er war es müde, ständig angemault und angefeindet zu werden, nur weil er einen anderen Lebensstil führte, als die Sippe.
Mittlerweile war er immer seltener vor Ort. Mit ein paar alten Kommlinks hielt er ein Auge auf den Wohnblock. Den Rest erledigten dann Ivan, Klara und Julia. Er war nicht mehr Solitari. Zwar war er noch immer eine Kuriosität, aber er hatte immerhin Freunde gefunden, die ihn weitestgehend akzeptierten. Aber er brauchte nicht mehr den Zuspruch einer Sippe, die in ihm nur ein Werkzeug sah. Er wird seiner Verpflichtung gegen über Antonio nachkommen, aber er war nicht mehr bereit, sein Leben für die Sippe aufzugeben, wie ihm es einst gelehrt wurde.

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9.12.2078 über den Dächern GeMiTos, ca. 21:00 Uhr

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Der Wind blies unerbittlich über die schlafende Stadt. Einzelne Häuser waren beleuchtet. Hie und da flackerte Feuerschein an Hauswänden. Momonga atmete tief ein und stößt einen langen Dunst aus dem Mund aus. Die Kälte zog sich tief in die Lungenflügel. Der Hanuman trainierte schon seit Stunden. Er wollte bis zum Haus gegenüber springen, welches ungefähr 12 Meter entfernt war. Mit einem kurzen Sprint bis zur Kante beschleunigte er, setzte zum Sprung an und stellte fest, dass er beim Absprung ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität hatte. Instinktiv setzte er noch einmal den Fuß auf. Statt ins Leere zu treten spürte er einen Widerstand. Er konnte wenige Schritte in der Luft machen. Verdutzt über diese Erkenntnis vergaß er richtig abzuspringen und landete ausgesprochen unelegant vor der Häuserwand. Der Hanuman blieb eine Weile liegen und atmete durch, um zu verstehen, was ihm gerade gelungen war.
Plötzlich trat eine schwarzhaarige Zwergin in sein Sichtfeld und kniete sich besorgt zu ihm. Nachdem sie eine kleine Stehlampe aufgestellt hatte, fing sie an ihn zu untersuchen. "Alles in Ordnung? Man das war ein ganz schöner Sturz. Keine Verletzungen?", plapperte sie ihm voll. Momonga wurde sofort an verschiedensten Stellen abgetastet. "Hey, hey, hey. Alles gut. Kein Grund zur Panik.", meinte Momonga und setzte sich auf. Die Zwergin machte einen Schritt zurück. Sie lächelte ihn etwas verlegen an. Momonga betratete sie etwas genauer. Ihr Alter war schwer zu schätzen, aber sie war definitiv erwachsen. Ihre schwarzen Haare waren hüftlang und rabenschwarz. Der schwarze Ledermantel lag formbetonend an. Verschiedene Ketten hingen ihr um den Hals. Momonga kannte die Symbole die daran hingen nicht und es war ihm auch egal. Er war eher an ihrem fein gezeichneten Gesicht hängen geblieben. Schmale Augenbraue mit einer kleinen Narbe über der linken. Eine Stubsnase und schmale Lippen, aber besonders die leuchtend grünen Augen. Momonga war wie gebannt von ihr. Es passierte etwas, was Momonga nur selten passierte. Er war sprachlos.
"Ähm äh, ich bin äh, Momonga", brachte der Hanuman gerade so heraus. Sie kicherte etwas: "Ich weiß wer du bist. Bist schließlich eine kleine Berümtheit. Der Beschützer der Zwerge. Der weiße Blitz oder auch weißer Dämon. Und du bist Teil der Qualitätssicherung vom Qualityland." Momonga war etwas baff. Er war sich nicht bewusst, dass er schon so einen Ruf hatte. Er stammelte: "Ja, genau, ... der bin ich. Und wer bist .. äh du?" "Ich bin Aurora. Reisende Heilerin, Infohändlerin und etwas hungrig." stellte sich die Zwergin vor. "Schön dich kennenzulernen. Du bist Heiler und Infohändler? Cool, cool. Ähm. Ach äh danke für die Sorge wegen meinem äh Sturz.", versuchte Momonga sich irgendwie am Gespräch zu beteiligen. Jetzt lachte sie herzhaft. Momonga fühlte sich verarscht. Ein gewohntes Gefühl gegenüber weiblichen Zwergen. Aurora wischte sich eine Träne aus dem Auge: "Sorry. Ich wollte nicht so lachen. Aber es ist einfach so, dass ich dich schon eine Weile beobachtet habe und nur auf eine Gelegenheit gewartet habe dich anzusprechen. Ich wusste, dass du nicht verletzt warst. Ich bin nämlich schon länger ein Fan von dir." Momonga kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Er war so positive Behandlung von weiblichen Zwergen nicht gewohnt. "Cool..cool. Äh, haste Hunger? Ich hab eine Bleibe hier in der Nähe.", wollte Momonga sie einladen. "Klar komm ich mit. Ich darf dich doch noch etwas ausfragen oder?", bohrte Aurora nach. Momonga nickte und sprang auf. "Oh, aber du musst etwas klettern. Es ist ein Baumhaus." meinte Momonga etwas selbstsicherer. "Nö. Nicht wirklich. Aber du kannst mich sicher tragen.", raunte sie ihm entgegen. Momonga wurde rot im Gesicht, was glücklicherweise von seinem weißen Fell überdeckt wurde. "Äh, klar, kein Problem. Äh, komm, wir müssen hier lang.", meinte der Hanuman und ging vor. Aurora folgte ihm mit einem nicht deutbarem Lächeln auf den Lippen.

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