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Ein beschauliches Landhaus, in der Nähe von Boston, ca. 13Uhr am 14.05.2075

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Ein Mann stieg aus dem Mitsubishi Nightsky. Er lächelte die junge Frau, die ihm die Tür aufhielt, freundlich an, ehe er sich die lange Mamortreppe hinaufbegab. Sein Anzug saß perfekt. Eine Maßanfertigung eines genialens Schneiders aus Palermo. Sein kurz geschnittenes, schwarzes Haar hatte er unter einem Fedora, der natürlich zu seinem Anzug passte. Seine schwarz glänzenden Echtlederschuhe blitzten leicht im Sonnenlicht der Mittagssonne. Seine leicht gebräunte Haut wurde von dem weiß seines Hemdes ideal unterstützt.
Er ging direkt zum Haupteingang. Die zwei Männer die dort standen, ebenfalls im Anzug, aber offensichtlich mit Maschinenpistolen bewaffnet, öffneten ihm die Tür. Der Mann nickte den beiden nur kurz zu, ohne sein Tempo merklich zu verlangsamen. Der Eingangsraum war abgedunkelt. Kühle Luft stieg ihm in die Nase. Ein älterer Herr in Frak kam auf ihn zu. "Sotto Capo, schön sie hier begrüßen zu dürfen. Was können wir für sie tun?" Der Mann blieb stehen und musterte sein gegenüber. "Ich habe etwas mit meinem Onkel zu besprechen. Tut mir leid, aber es ist sehr vertraulich. Können sie mir sagen wo ich ihn finde?" Die Stimme des Sotto Capo klang höflich, aber bestimmend. Der Ältere räusperte sich. "Don Morelli ist auf der Veranda. Er.." Der Mann geht mit schnellen Schritt durch den Eingangsraum. Der Alte schüttelt etwas den Kopf. "Nicht mal aussprechen lässt man einen. Manieren." murmelte er.
Der Sotto Capo kannte den Weg. Er war ihn schon viele Male gegangen. Meistens mit guten Nachrichten, Nachrichten von Erfolg. Diesmal war es etwas anderes. Er ging durch den Salong. Seine Schuhe verursachen laute Klackgeräusche auf dem Parkett. Durch eine Glasscheibe hindurch konnte er Giovanni Morelli und dessen Sohn Christopher Morelli in Weidenstuhlkörben sitzen sehen. Sie schienen sich gepflegt zu unterhalten. In ihren Gläsern hatten sie einen Rotwein. Giovanni Morelli war ein Mann am Ende seiner 50er. Sein schwarzes Haar war von grauen Strähnen durchzogen, welches er nach hinten gegelt trug. Sein leicht faltiges Gesicht war glatt rasiert und wirkte doch des eher legeren Anlasses streng. Sein offenes, hellgrünes Hemd, ließ den Blick auf graue Brusthaare zu. In seiner rechten Hand hielt er das Weinglas. Ein goldener Ring zierte den Ringfinger. Mit dem Zeigefinger und Mittelfinger der Linken hielt er eine Zigarre. Sein Sohn war um die 30 Jahre, hatte volles, schwarzes Haar, welches er schulterlang trug. Er hat die Haare mit einer Sonnenbrille zurückgeschoben. Er hatte einen Anzug an, jedoch die Krawatte gelockert. Der Sotto Capo betrat die Veranda. Die beiden Morellis unterbrachen ihre Unterhaltung und sahen zu ihm.
Giovanni blieb sitzen, während Christopher aufstand, um dem Sotto Capo platz zu machen. Dieser ging zum Don, küsste den Ring an der rechten Hand, bevor er sich setzte. "Was bringt dich zu mir, Luca? Ich hatte gerade eine sehr nette Unterhaltung mit meinem Sohn." sagte der Don mit sanfter, tiefer Stimme. Jedes Wort war ruhig gesprochen. "Ich bin untröstlich, aber ich bin wegen einer dringenden Angelegenheit hier." Giovanni lehnte sich in seinen Weidenstuhl zurück, zog an seiner Zigarre und blies den Rauch in die Luft. Mit einer Handbewegung schickte er seinen Sohn weg. Nachdem die Tür ging sah er Luca auffordernd an. Dieser räusperte sich kurz. "Ich habe mir heute einmal die Mühe gemacht und unsere Bilanzen durchgerechnet. Wir haben in den Sektionen 3 und.." Giovanni hob die Hand. Nach dem er einen Schluck Rotwein genommen hat, sieht er Luca in die Augen.
"Mein guter Luca, ich habe dir die Position des Sotto Capo gegeben, weil ich dich für ausgesprochen fähig halte. Gerade deine analytischen Fähigkeiten sprechen für dich. Sei doch so gut und langweile mich nicht mit den einzelnen Zahlen, sondern fasse es etwas für mich zusammen." Er lächelte ihn an. Das Lächeln erreichte jedoch nicht die Augen von Giovanni. Sie waren so kalt, dass der Wein in seiner Hand zu Eis erstarren müsste. Luca schluckte etwas. "Natürlich, Don. Entschuldige. Wir haben nach meiner Rechnung einen ungefähren Rückgang der Gewinne von 3%. Wahrscheinlich wegen der Ausdehnung der O'Rilley in Richtung unseres Gebiets." Der Don drückte seine Zigarre im Aschenbecher, auf dem Beistelltisch, aus. Giovanni sagt mit ruhiger Stimme: "Du willst mir also sagen, dass diese metaliebenden Kartoffelköpfe unsere Gewinne schmälern?" Luca nickte. Der Don stand auf, das Weinglas in der Rechten leicht schwenkend. "In welchen Bereichen graben sie uns an?" Der Sotto Capo sah kurz in die Ferne, ehe er zu sprechen begann: "Verschiedene Bereiche konnte ich darauf zurückführen. Zum einen das Schutzgeld. Die Leute fühlen sich scheinbar sicherer, wenn so ein Magier seine Zauber schleudert. Zum anderen scheinen sich die rasch wachsenden Metapopulationen eher von den O'Rilleys und Muldoon schützen lassen zu wollen."
Giovanni nahm einen Schluck vom Wein. Er ließ seinen Blick durch den Garten schweifen. Er holte mehr mals tief Luft.
"Der alte Mick. Er ist zwar Capo di Capi von Boston, aber ich will in der Hölle schmoren, wenn ich mir das von diesem Elfen gefallen lasse. Schlimm genug, dass dieser irische Bastard die ganzen Kartoffelköpfe um sich scharrt, aber das er auch noch anfängt unsere Geschäftsfelder abzugraben ist unerhört. Gibt es den keine Ehre mehr unter unseres gleichen? Luca, mein Junge. Die Muldoons und O'Rilleys sind mächtige Familien. Und im Gegensatz zu ihnen, achte ich die alten Regeln. Aber ich denke wir sollten unsere Interessen etwas aggressiver vertreten. Gib nach unten weiter, dass vermehrt nach Rekruten gesucht werden soll. Es wird Zeit, dass sich in Beantown etwas ändert." Er winkt Luca, dass er sich entfernen soll. Der Sotto Capo steht auf und entfernt sich. Beim weg nach draußen schickt er eine Nachricht an einen Verteilungsserver, der diese wieder weitersendet, um die Capa und Capi zu benachrichtigen.

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Ein Hinterhof in Rox/Boston, ca. 2 Uhr am 16.5.2075

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Ein sanftes, rotes Glimmen erhellte kurz ein Gesicht, welches sonst im Dunkeln lag. Der Hinterhof stank nach Urin und wochenalten Müll. Nur das Glimmen der Zigarette war ein einsamer Lichtpunkt. Der Himmel über dem Hinterhof war tief von Wolken verhangen. Ein ungeduldiges Tappern schalte durch die Dunkelheit. Manchmal sah eine Ratte aus einem Müllberg heraus.
Das Geräusch einer sich öffnenden Tür störte die Stille des Hinterhofs. Die Ratten gruben sich zurück in ihren Berg. Eine Taschenlampfe wurde eingeschalten. Nach ein paar Bewegungen von links nach rechts und rechts nach links, blieb der Lichtkegel an dem Mann hängen, der ruhig neben einer Tür stand. Die Zigarette hatte er im Mundwinkel. Sein dunkelblondes Haar war mit einem sauberen Rechtsscheitel gekämmt. Sein Anzug war zerknittert, die vormals grüne Kravatte mit rot braunen Flecken versehen, seine Synthlederschuhe schmutzig und stumpf. Er hob die rechte Hand um seine Augen vor der Taschenlampe zu schützen.
Die Person mit der Taschenlampe trat aus der Tür, die Taschenlampe sinken lassend. Ihre Stöckelschuhe waren nun das lauteste in diesem Hinterhof. Sie blieb ca. einen Meter vor ihm stehen. Der Mann musterte sie kurz, stellte sich dann unter stöhnen etwas gerader hin. "Capa, ich habe das Geschäft mit den O'Connors über die Bühne gebracht, wie sie es wollten. Der Trog wird die Tochter nicht mehr belästigen." sagte der Mann mit vor Schmerz zusammengepressten Zähnen. Die Frau sah ihn besorgt an. "Das ist gut zu hören, aber du scheinst etwas abbekommen zu haben. Alles in Ordnung?" Der Mann lächelte etwas. Dabei entblöste er einen fehlenden Schneide- und Eckzahn. Seine restlichen Zähne waren von einem dünnen, blutigen Film überzogen. Die Frau sah ihn mit aufgerissenen Augen an. "Michael, warum bist du nicht erst zum Arzt? Das schaut ja schlimm aus. Komm ich fahr dich hin." "Das ist nicht nötig. Ich schaff das schon." Er drückte sich von der Wand weg.
Er schlufte schwankend an der Frau vorbei. "Michael, ich bestehe darauf. In dieser Verfassung kommst du noch nicht mal bis zur Toilette." Sie ging neben ihm her. Nach ein paar Schritten erreichten sie den Lichtkegel der Tür. Michael sah zu seiner Cappa. "Oh, ich glaube ich muss mich entschuldigen. Ich wollte sie von nichts abhalten." Die Frau trug ein eng geschnittenes rotes Cocktailkleid, dazu passende Pumps und eine kleines, schwarzes Handtäschchen. Ihr blondes, lockiges Haar rahmten ihr feines Gesicht, mit den vollen, roten Lippen, ein. "Sei nicht albern. Wenn mein kleiner Bruder mir etwas zu sagen hat, lass ich doch alles stehen und liegen. Und außerdem hätte ich sowieso noch was für dich zu tun. Aber zuerst bringen wir dich mal zu einem Arzt. Das mit deinen Zähnen ist wirklich etwas ungünstig." Sie versuchte es so beiläufig klingen zu lassen, wie möglich.
Sie gingen durch einen Gang, bogen links ab und waren in einer Seitengasse. Dort stand ein blauer Mercury Cruiser. "Denk gar nicht erst dran dich ans Steuer zu setzen, noch mir die Tür aufmachen zu wollen. Du springst hinten rein und hältst die Klappe. Antonio, wir müssen zu Paolo und zwar pronto!" Ein schlacksiger Mann in Chauffeurskluft warf seine Zigarette auf den Boden, trat sie kurz aus und öffnete den beiden die Türen.

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Schattenklinik Paolo, Rox/Boston, ca. 2:30 Uhr am 16.5.2075

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Dr. Kruvaz Paolo war ein Zwerg wie er im Buche stand. Mit 1,44m nicht besonders groß, ein gepflegter, schwarzer Bart, einen gieriegen Ausdruck in den Cyberaugen und ein weißer Laborkittel. "So, Miss Colonnessi, er hat sich ein paar gebrochene Rippen eingefangen und dazu zwei Zähne verloren. Habe ihn soweit wieder zusammengeflickt. Er soll sich aber noch für die nächsten vier bis sechs Wochen etwas schonen." Sie schüttelten noch kurz die Hände, ehe sie in das Zimmer ging, wo Kruvaz Michael behandelt hat. Der Mafiosi knöpfte sich gerade wieder das weiße Hemd mit den rotbraunen Flecken zu. "Da hast du dich ja schön vermöbeln lassen. Paolo meinte, dass du für die nächsten Wochen etwas weniger Körper betont arbeiten solltest." Er drehte sich zu ihr. Ein dicker Verband zierte seinen Kopf und ein weiterer seine Brust. "Wenn der Doc das sagt. Aber was wolltest du mir für eine Aufgabe übertragen?" Colonnessi nahm zwei kleine Geräte aus ihrer Handtasche, schaltete diese ein und stellte sie auf den Behandlungstisch. "Es gibt Bestrebungen für eine Expansion des Geschäfts, deswegen brauchen wir mehr Leute. Der Sotto Capo möchte, dass wir mehr rekrutieren, damit wir den O'Rilleys und den Mulddoons einen Schritt voraus sind. Er ließ auch durchblicken, dass es auch durchaus unkonventionellere Kräfte sein dürfen, um unsere Rivalen etwas im unklaren zu lassen." Michael band sich seine Kravatte. "Und was ist meine Rolle in dieser Expansion?" "Ganz einfach. Du streckst deine Fühler etwas nach neuen Talenten aus, die eine Verstärkung für uns darstellen. Wie gesagt, sie dürfen etwas unkonventionell sein, also auch Metas und Magier. Lass sie etwas von der Drecksarbeit machen, die normalerweise die Idioten der RatPack-Gang übernehmen. Vielleicht sind die Neuen ja schlauer. Gib mir über die üblichen Kanäle bescheid, wenn du erfolgsversprechende Leute gefunden hast. Noch Fragen?" Er schüttelte den Kopf. Colonnessi sah auf ihr Kommlink. "Gut, dann wird es Zeit, dass ich nach Hause gehe. Komm gut Heim Michael und erhol dich gut." Sie verließ den Raum. Michael betrachtete sein geschundenes Gesicht über das Kommlink und dachte: "Neue Leute rekutieren. Ich glaub da hab ich schon von ein paar gehört. Mal sehen wie die sich anstellen werden."

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Im L'Ostaria im North End am 24.6.2075 um ca. 12Uhr

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Das L'Ostaria war eine traditionsreiche Pizzaria im North End. Es verströhmte das alte sizilianische Flair, wie am Tag seiner Eröffnung. Der Gästeraum war mit orangenem Rauputz verseh. Die dunklen Holztische glänzten in dem gedämpften Licht der schweren Eisenleuchter. Der Raum war auf eine kleine Bühne, direkt gegenüber dem Tresen, ausgerichtet. Ein alter Mann mit Geige stand im Moment auf der Bühne und spielte den Gästen die schönsten Lieder die er kannte. Dabei wurde er von einer jungen Frau an einem altertümlichen Klavier begleitet.
Das Restaurant war um die Mittagszeit immer gut besucht und das war an diesem Dienstag nicht anders. Michael Varrani betrat das Restaurant, dabei ließ er seinen Blick schweifen. Erleichtert stellte er fest, dass seine Gesprächspartnerin noch nicht zu gegen war.
Da er sich heute für einen Dreiteiler entschieden hatte, konnte er es vertreten sein Jacket auszuziehen. Er nahm seinen Hut ab und zog das Jacket aus. Beides hing er an einen Kleiderhaken im Gardarobenbereich. Seine schwarze Nadelstreifenhose hob sich etwas von seiner dunkelgrauen Weste ab, jedoch war er sich sicher, dass es für diesen Anlass ausreichen müsste. Nach einem zweiten Blick durch den Raum ging er zu einem Tisch für zwei Personen, gleich neben der Bühne. Michael rutschte den Stuhl zurecht, so dass er den beiden beim spielen zusehen konnte.
Er lauschte entspannt der Musik. Dabei war er vollständig in den Klang versunken. Erst als ihn der Kellner ansprach, ob er den etwas trinken möchte, nahm er seine Umgebung wieder wahr. Michael sagte dem Kellner, dass er noch warten möchte, bis seine Verabredung hier sei. Der Kellner nickte und ging wieder durch den Raum. Bei der Gelegenheit sah Michael auf die Uhr. Es war 12:10 Uhr. Er wunderte sich, denn es sah Francesca Colonnessi nicht ähnlich zu spät zu kommen. Etwas nervös ließ er die Finger auf dem Tisch tappern.
Nach einer gefühlten Ewigkeit betrat die gelockte Blondine das Restaurant. Sie hatte ein Buisnesscostum an, nach dem neusten Stil von Neonet. Dazu passend hatte sie ein Handtäschchen unter den linken Arm geklemmt und eine feine Brille auf der Nase. Michael erhob sich und ging auf Francesca zu. "Ah, Frau Colonessi, schön das sie es geschafft haben. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht." Ein freundliches Lächeln umspielte Michaels Lippen. Francesca lächelte ebenfalls. "Ich wurde im Büro leider etwas aufgehalten. Hoffentlich mussten sie nicht so lange warten." Sie umarmten sich, tauschten höfliche Küsse auf beide Wangen aus und gingen zum Tisch. Michael zog den zweiten Stuhl etwas zurück, so dass sich Francesca setzten konnte. Dann ging er um den Tisch herum, schob seinen eigenen Stuhl zurecht und setzte sich.
Der Kellner war in windeseile bei ihnen. Michael bestellte zwei Gläser echten Rotweins. Nachdem der Kellner wieder verschwand beugte sich Micheal etwas vor und sprach mit leiser Stimme, sodass der Geiger ihn übertönen konnte. "Ich bin untröstlich sie so kurzfristig treffen musste, aber es geht um Dinge die ich ungern am Kommlink bespreche." Francesca lächelte ihn freundlich an. Dabei musterte sie den Soldato. "Ich versteh das schon Michael. Die meisten Leitungen sind zu unsicher um delikate Dinge zu besprechen. Also was möchtest du mir sagen?" Der Kellner stellte die beiden Weingläser hin. Die beiden Mafioso nahmen die Gläser und nach einem gemeinsamen "sálute" nahmen sie einen Schluck. Francesca wartete bis Michael sein Glas abgestellt hatte ehe sie seine Hand ergriff und sich zu ihm vor lehnte. Michael schluckte etwas, ehe er anfing leise zu sprechen. "Es geht um etwas, was ich in den Rox gefunden habe. Du erinnerst dich doch an diesen BTL-Dealer, den Marco Puera mit Chips versorgt?" Sie nickte leicht. "Er scheint sich mit den Schlitzaugen eingelassen zu haben. Zumindest hat er das gegenüber ein paar meiner Pitiotos erwähnt, die für mich das Geld von ihm eingesammelt haben." Sie tätschelt ihm sanft mit der Linken die Wange. "Gut, lass ihn im Auge behalten. Aber nicht die gleichen, die das Geld von ihm geholt haben. Wenn die Triaden wirklich unsere Geschäfte angraben, brauchen wir erst stärkere Beweise. Den gegen diese Chinesen müssen alle drei Familien zusammenhalten. Und wie laufen deine Geschäfte sonst so?" ...

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30.05.2075 Boston/South End ca. 16:20 Uhr

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Still war die halbdunkle Wohnung. Nur ein paar Lämpchen der verschiedenen Elektrogeräte, wie Kühlschrank und Soyaufbereiter, funkelten in das Dämmerlicht. Einzelne Lichtstrahlen drangen durch die Rollläden. Diese Leuchteten in der Luft tanzende Staubwölkchen an. Gedämpft drangen die Geräusche der Straße in die Wohnung. Ein vorbeifahrender LKW ließ die Fensterscheiben klappern.
Die Wohnungstür wurde geöffnet. Sofort ging das Licht an, die Rollläden fuhren hoch, sanfte Geigenmusik abgespielt, Essen warm gemacht und etwas Duftspray versprüht. Michael Varrani schloss die Tür hinter sich. Er hing das Jacket und den Hut an einen Haken neben der Tür, dabei schlüpfte er aus seinen Synthlederschuhen. Mit einem geübten Griff lockerte er die Kravatte. Ohne große Mühe zog er sie über den Kopf und warf sie achtlos auf den Sessel. Er knöpfte sich das knittrige, weiße Hemd auf. Nach wenigen Sekunden gesellte es sich zur Kravatte. Michaels Oberkörper war im Vergleich zu anderen Exemplaren seines Metatyps eher sportlich. Er war zwar trainiert, jedoch hatte er nie die Bestrebung sich ein Six-Pack anzutrainierten, oder andere Muskelgruppen auszuformen. Viele Narben waren über den Oberkörper verteilt. Besonders eine, ungefähr auf Herzposition, hob sich hervor. Seine sonst durchgehend gebräunte Haut war an dieser Stelle sehr hell.
Nur noch mit Stoffhose und Socken bekleidet ging er zum Soyaufbereiter und schnappte sich sein Mittag/Abendessen. Ein Krillschnitzel mit Soyabrei. Er war froh, sich genügend Nähr- und Geschmackslösungen leisten zu können, damit das Nutri-Soy nicht wie Pappkarton schmeckte. Mit regem Appetit verspeißte er das mit Liebe vom Soyaufbereiter kredenzte Essen. Während er sich genüßlich ein Stück Schnitzel in den Mund schob, meldete sich eines seiner Kommlinks. Mit ein wenig Mühe zog er das Gerät aus der Hosentasche und legte es neben seinen Teller. Er überflog kurz die Nachricht. Leicht den Kopf schüttelnd ging er in Richtung Badezimmer.
Dort angekommen zog er seine Hose und Unterhose aus. Die Hose hing er an einen Haken neben der Dusche, die Unterhose warf er in einen Eimer. Michael streckte sich etwas. Seine Muskeln schmerzten etwas. Auch seine Rippe war noch nicht so ganz das, was er brauchte. Er blickte in den Spiegel. Seine Augen waren von leichten Augenringen gezeichnet, das Kinn zeigte erste Stoppeln. Michael entschloss sich erst zu duschen, dann sich etwas Schlaf zu gönnen und sich erst dann zu rasieren. Er stieg in die Dusche. Mit leichten Gesten stellte er die Wassertemperatur auf lauwarm ein. Er ließ sich das Wasser über den Kopf laufen und genoss es, wie das Wasser seinen Körper hinunterlief, wie der Schmutz des Tages im Abfluss verschwand. Routiniert nnimmt er seine Shampooflasche und seift sich ein. Angefangen am Oberkörper, über seinen Po, bis hin zu den Waden. Als er sich fertig eingeseift hatte, gab er wieder das Handzeichen für "Wasser an".
Doch statt des ersehnten Wassers erschien ein Hinweis vor seinem Kopf, der ihn darauf hinwies, dass das Wasser erst wieder um 20 Uhr zugeteilt wird. Michael verfluchte die Konzerne, das Wasserwerk und ins Besondere die Wasserzuteiler. Wütent stapfte er aus seiner Dusche, um einen Wasserkanister aus der Küche zu holen, den er dort für genau solche Fälle lagerte. Mit etwas Mühe schaffte er, nachdem er sich Hände und Füße an einem Handtuch abgetrocknet und entseift hatte, den Kanister mit in die Dusche zu nehmen. Unter Aufbringen der restlichen Kräfte schaffte er es, den Kanister über seinen Kopf und Körper auszukippen, so dass die Seifenlauge seinen Körper hinabgespült wurde.
Nach dem er sich abgetrocknet und Zähne geputzt hatte, ging er Richtung Schlafzimmer. Er betrachtete das Bett. Es war genauso zerwühlt wie vor einem Tag. "24 Stunden arbeiten ist scheiße" ging ihm durch den Kopf, doch wahr er erleichtert endlich wieder nackig in sein Bett zu schlüpfen, welches mit Kunstseide bezogen war. Michael hatte gerade das Zudecke zurückgeschlagen, als wieder ein Kommlink ging. Er sah Richtung Zimmerdecke, blickte kurz Fassungslos und ging wieder ins Wohnzimmer. Diesmal war das Kommlink im Jacket losgegangen. Er holte es aus der Tasche, sah darauf:

Hallo Michelle,
würde dich heute Abend gerne sprechen. Sei doch so lieb und komm so gegen 20 Uhr zu mir ins Geschäft.
Gonzo

Michael seufzte, stellte sich einen Wecker für 19 Uhr, ging ins Schlafzimmer und ließ sich in sein Bett fallen. Die Uhr des Trideo schaltete gerade auf 17:05 Uhr um.

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9.6.2075 Boston/Rox Nachts

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Das rote Glimmen einer Zigarette erleuchtet kurz das Gesicht von Michael Varrani. Er hat den Fedora tief ins Gesicht gezogen. Einzelne Regentropfen landeten auf seiner Anzugsjacke. Der Gestank von Müll und Urin stieg ihm in die Nase. Er mochte diesen Hinterhof nicht, aber er war einer der wenigen sicheren Orte in den Rox. Zumindest behauptete Miss Colonessi das. Michael zweifelte nicht an der Aussage seiner Capa. Es nervte ihn nur, dass er immer in diesem stinkenden Hinterhof auf sie warten musste. Er war lieber zu früh da, sie hingegen war ein just-in-time Typ.
Eine Tür wurde geöffnet. Francesca ließ den Blick kurz schweifen, bis sie Michael entdeckte. Sie war diesmal zweckmäßiger gekleidet. Eine gepolsterte Weste, darunter ein dünner, schwarzer Pullover, den sie bis zu den Ellenbogen zurückgezogen hat. Kompletiert wird das Bild durch einen knie langen, dunkelgrauen Rock, einer abgewetzten Strumpfhose und Schnallenstiefel. "Michele, schön das du es geschafft hast." Michael stieß sich von der Wand ab und ging näher auf Francesca zu. "Ich kann doch keine Bitte von ihnen ablehnen. Was kann ich für sie tun?" Er schob sich den Fedora mit dem Zeigefinger etwas nach oben, so dass er ihr besser ins Gesicht sehen kann. Sie lächelte ihn freundlich an.
"Du müsstest für mich Schulden bei jemanden eintreiben." Michael nahm einen Zug von der Zigarette und bläst den Rauch nach unten. "Das stellt überhaupt kein Problem da. Wie schnell soll es passieren?" "Es sollte möglichst schnell passieren. Der Typ der mir Geld schuldet heißt Jakul. Ein Runner der sich körperlich aufgebessert hat. Sei also vorsichtig." Michael runzelt die Stirn. "Und wenn er nicht zahlen kann, oder will?" "Dann mach es wie üblich. Du bist ja auch mit Krabowski fertig geworden. Jakul sollte leichter zu handhaben sein. Ich schick dir die Daten die du brauchst." Er nimmt sein Kommlink, scrollt etwas über die Daten, nickt dann. Micheal sieht zu Francesca. "Ich melde mich, sobald ich das Geld habe, oder ich ihm klar gemacht habe, dass er bald zahlen sollte." Er nickt ihr nochmal zu und ging dann an ihr vorbei.

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10.6.2075 Boston/ East Boston, früh morgens

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Der Raum war dunkel, bis auf eine einzelne Lampe. Die Lampe wirft einen hellen Lichtkegel, direkt unter sich. In dem Lichtkegel saß ein Mann, wahrscheinlich aus dem Nahen Osten stammend. Er hatte eine kaputte Panzerjacke an, darunter ein fleckiges, weißes T-Shirt. Sonst hatte er nur noch eine Unterhose an. Die Hände waren ihm an den Stuhl, mit Handschellen, gefesselt. Seine Füße stehen in einem großen Bottich, der mit Wasser gefüllt ist. Michael trat in den Lichtkegel. Ein feiner, roter Schnitt war unter dem linken Auge. Er legte sein Jacket auf einen Tisch. Den Fedora legte er dazu. Michael summte eine Melodie. Dabei krämpelte er in aller Ruhe die Ärmel seines Hemds hoch. Langsam ging er um den Mann herum. Die Synthlederschuhe verursachten einen einsamen Ton, der mehrfach in dem Raum widerhallte.
Michael ohrfeigte den Mann. Dieser schüttelte sich kurz, blickte dann Michael an. "Guten Tag, Herr Ash-Gahadi. Ich hoffe sie haben die Fahrt hierher genossen." Der Mann sah sich hektisch um. Varrani spricht im ruhigen Ton weiter. "Wie sie feststellen werden, befinden sie sich hier in einem gekachelten Raum, der etwas zu groß für uns beide ist. Deswegen hallt es hier so schön. Wahrscheinlich fragen sie sich, warum sie hier sind und eventuell auch wie sie hier her gekommen sind. Zuerst zu letzteren. Die Frau die sie angegraben haben, hat mir noch etwas geschuldet und ihnen etwas in den Drink gemischt. Keine Bange, ich habe den Drink für sie bezahlt. Und jetzt kommen wir zu dem Warum. Wollen sie raten, oder soll ich es ihnen sagen?" Der Mann sah Michael wütend an. Varrani läuft gemütlich weiter um ihn herum. "Nicht? Dann klär ich sie mal auf. Sie schulden jemanden noch Geld. Und Schulden sollten ja beglichen werden. Zu dumm, dass sie mittlerweile die dritte Rate verpasst haben. Ich sehe mich also jetzt gezwungen, die im Vertrag festgelegten Maßnahmen zu ergreifen. Und bevor sie Fragen. Ihre Cyberware ist gegenwärtig deaktiviert." Varrani läuft drei Schritte in die Dunkelheit. Ein rollendes Geräusch schallte durch die Dunkelheit.
Michael zog zwei Kabel aus dem Kasten und legte sie in den Bottich. Er nahm ein Überbrückungskabel in die Hand und sieht den Mann in die Augen. "Wie sie sicher festgestellt haben, sind ihre Füße gerade in einem Wasserbotich. Die Kabel die ich gerade hineingelegt habe, bilden eine Anode. Hier in der Hand halte ich eine Kathode. Ich hoffe sie verstehen, was passieren wird, wenn ich zu nahe mit der Kathode an sie komme." Die Augen des Mannes weiteten sich. "Gut, wir verstehen uns. Also zum geschäftlichen. Sie zahlen binnen der nächsten fünf Tage ihre Schulden plus eine Aufwandsentschädigung von 10% für meinen Aufwand." Mit den Worten berührt er kurz den Oberschenkel des Mannes. Dieser zuckt kurz auf. Das Licht flackert kurz. "Wenn Sie der Forderung nicht nachkommen, treffen wir uns wieder hier. Und glauben sie mir, ich werde das nächste mal ein stärkeres Betäubungsmittel benutzen, so dass sie nicht die Möglichkeit haben noch drei Sätze zu sprechen und mit dem Messer nach mir zu stechen." Varrani nickte. Aus der Dunkelheit trat ein Zwerg heraus. Seine schwarzen Cyberaugen glänzten im Schein der Lampe. Sein Laborkittel hatte einige braune und rote Flecken. Er kramte ein Pflaster aus seinem Kittel und klebte es dem Mann in den Nacken. "Soll ich ihn einfach an den Straßenrand legen, oder in den Aufwachraum?" Varrani zieht die Kabel raus, nachdem der Mann in sich zusammengesackt ist. "Leg ihn in den Aufwachraum. Er muss seine Schulden zahlen." Der Zwerg nickte.

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20.6.2075 Büro im Schauspielhaus, 4 Uhr

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"Michele mein Junge, schön das du es einrichten konntest." Gonzo steht von seinem Bürostuhl auf, umarmte Michele herzhaft und bot ihm einen Platz an. "Für einen guten Wein, tue ich fast alles." Varani ließ sich auf den Stuhl fallen. Das Büro ist nur durch die Lampe beleuchtet, die auf dem zugestellten Schreibtisch steht. Virelli geht zurück zu seinem Stuhl, bleibt aber stehen. "Zuerst die Arbeit mein Freund, dann der Genuss." Varani lehnte sich etwas im Stuhl zurück. "Was kann ich für dich tun?" Gonzo musterte sein Gegenüber eingehend. "Mio Venti hat mich vorhin angerufen. Und er zeigt sich besorgt" Der sitzende Mafioso verschränkt die Arme vor der Brust. "Worüber?" Virelli setzt sich auf den bequemen Bürostuhl. "Serafina scheint kein Vertrauen in die Morelli Brüder zu haben. Venti meinte, dass sie mit der Art und Weise wie die Zwillinge mit ihr umgingen nicht ganz umgehen kann." Varani lehnt sich etwas nach vorne. "Und ich gehe davon aus, dass ich etwas dagegen tun soll?"
Gonzo entkorkt eine Flasche. "Ich wüsste spontan nicht, was du dagegen tun könntest. Sie sind jung, Pigiottis. Etwas Anleitung hast du ihnen ja schon gegeben. Und meiner Einschätzung machen sie sich ganz gut. Also besonders dieser abgebrochene Zwerg und die Zwillinge. Tolle Arbeit haben sie letztens geleistet. Sogar zusätzliches Material haben sie besorgt. Ich muss mir noch etwas überlegen, wie ich mich erkenntlich zeige." Virelli nimmt zwei Gläser aus der Schublade und stellt diese auf den Tisch. "Vielleicht schenk ich ihnen einen Ausflug in ein Etablisement, wo sie sich etwas austoben können. Oder ich schenk ihnen was. Mal sehen." Gonzo schenkt Wein in das erste Glas und reicht es Michele. Dieser nimmt das Glas, riecht daran, wartet bis Gonzo sich selbst eingeschenkt hat, stößt mit ihm an und nimmt einen Schluck. "Hmm ein guter Tropfen. Troken im Abgang, aber eine Note von Waldfrüchten. Was ist das den für einer?" Michele sieht Gonzo fragend an. "Ein Echtwein aus der Toscana. Ein „Cerretalto 2065“, Casanova di Neri von einem Traditionswinzer namens Brunello. Wenn du möchtest, kann ich dir eine Flasche zu kommen lassen." Michele lächelte. "Das wäre sehr freundlich."
Die beiden sitzen für eine Weile schweigend, den Wein genießend, da, bis Varrani das Schweigen bricht. "Ich hab eine Idee, wie wir das bei den Bambinis gelöst bekommen. Im Grunde ist es simpel. Sag, weißt du ob Malik gerade etwas zu tun hat." Gonzo zuckte etwas mit den Schultern. "Was willst du den mit Malik. Der Kerl ist doch nur ein Messerstecher." Michele schließt die Augen um das Aroma des Weins zu genießen, ehe er sagt: "Vertrau mir, er wird das Problem auf die eine oder andere Weiße lösen..."

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Ein beschauliches Landhaus, in der Nähe von Boston, ca. 18 Uhr am 30.06.2075

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Giovanni Morelli saß angespannt auf seinem Stuhl, welcher am Kopfende das langen Esstisches stand. Vor ihm stand ein Teller, mit erkaltetenBrasato. Neben ihm saß Luca Gallo. Sonst war niemand bei ihnen. Luca hatte ebenfalls einen Teller vor sich stehen, in dem er etwas herumgestochert hatte.
Der Don starrte Luca an. Kein Lächeln zierte seine Mundwinkel. "Was meinst du damit? Wie kann es sein, dass drei LKW, die mit BADs vollgestopft sind, einfach so verschwinden. Und dazu zwei dutzend Mafiosi?" Giovanni schlug wütend mit der rechten Faust auf den Tisch. "Luca! Es kann doch nicht sein, dass alle Sender ausgefallen sind!" Luca stocherte etwas weiter in dem Brasato herum. "Keine Ahnung." gab er knapp zurück. Dem Endfünfziger stieg die Zornesröte langsam ins Gesicht. "Was soll das heißen, keine Ahnung? Du bist der Knotenpunkt für fast alle Geschäfte! Fast alle Informationen laufen zu dir! Also, wie konnte das passieren?" Luca sah zu seinem Don und antwortete mit ruhiger Stimme "Keine Ahnung."
Giovanni stand auf. Mit weiten Schritten ging er bis zum Fenster, welches einen Blick in den gepflegten Garten zuließ. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und atmete mehr mal ein und aus um sich zu beruhigen. "Luca, arrangiere bitte ein Treffen mit Damon. Irgendwo in einem diskreten Etablisement, ohne viel Aufsehen oder Presse. Und dann möchte ich, dass du Leute losschickst um unsere LKWs zu finden, oder besser gesagt, unsere Ware. Bediene dich ruhig externer Spezialisten. Ich vermute, dass sich entweder die Hexen aus Salem eingemischt haben, oder O'Rilley etwas im Schilde führt." Luca stand auf und ging langsam zu dem Fenster, an dem Giovanni stand. "Ich werde versuchen, alles in die Wege zu leiten. Aber wenn ich fragen darf, wie kommen sie darauf, das O'Rilley seine Finger im Spiel hat. Die Hexen kann ich nachvollziehen. Aber O'Rilley?"
Der Don beobachtet die Rasenmäherdrohne, die über den Rasen flitzte. "Wir halten aktuell die Mehrheit im Handel mit BADs, wenn nicht sogar das Monopol. Seit dem viele Leute Angst vor BAD-Dealern haben, weil sie die Geisterkartelle dahinter vermuten, sind unsere exklusiven Anteile praktisch durch die Decke. Mit Damon haben wir dazu noch einen guten Lieferanten, wenn ich ihm auch nicht traue. Dieser Drache plant etwas. Und es würde mich wundern, wenn The Mick nicht probieren würde, uns etwas von dem Geschäft abzugraben." Luca nickte etwas. "Ich werde auch veranlassen, dass der nächste Transport etwas besser gesichert wird." Giovanni nickte, winkte dann aber ab. "Solange wir nicht wissen, wer oder was hinter dem verschwinden unserer Ladung steckt, sollten wir normal weiter machen. Keine Schwäche oder Aufgeregtheit signalisieren. Aber wenn du darauf bestehst, mehr Leute zum Schutz anzuheuern, dann achte darauf, dass sie nicht auf den ersten oder zweiten Blick zu uns gehören." Luca nickte kurz. Giovanni gab ihn ein Handzeichen, dass er sich entfernen soll. Der Sotto Capo folgte dieser Anweisung.
Nachdem Luca die Tür hinter sich schloss, begann Giovanni zu husten und faste sich an die Brust. Unter aufbringen all seiner Kräfte, fummelte er aus seiner Hosentasche eine orangene Röhre mit weißen Deckel. Vom Husten geschüttelt und mit zittrigen Fingern öffnete er den Verschluss. Nach eienr gefühlten Ewigkeit schaffte er es, zwei Pillen aus der Röhre zu holen und sich in den Mund zu stecken. Nach wenigen Momenten endete der Husten. Schweiß lief den alten Mann über die Stirn.

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Straßen von Lynnfield, früh Morgens am 5.7.2075

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Der beleibte Mafioso steckte sich eine Zigarre zwischen die Lippen. Er holte ein Briefchen aus seiner Sakotasche, nahm ein Streichholz daraus, zog es merhmals über die Reibefläche bis es zu brennen begann und zündete sich seine Zigarre an. Danach öffnete er das Fenster einen Spalt und warf das abgebrannte Steichholz hinaus. Das Briefchen ließ er wieder in der Sakotasche verschwinden.
Außer ihm war niemand im Fahrgastraum der Limousine. Der Rauch der Zigarre verbreitete sich ungehindert. Die Gedanken des in die Jahre gekommen Mafioso kreisten um verschiedene Dinge. Zum einen war er froh, dass die Übergabe so gut geklappt hat. Keine Angriffe der Muldoons oder O'Rilleys. Auch die Hexen aus Salem haben diesmal nicht dazwischen gefunkt. Aber etwas hatte ihn doch gestört. Da war dieser Haufen, den Gonzo mit angeschleppt hatte. Das waren die Pigiottis die zu Varrani und Colonessi gehörten. Was sie die beiden sich dabei dachten ausgerechnet Elfen an die Familiengeschäfte heranzuführen, war ihm ein Rätsel. Sie waren nicht die O'Rilleys die jeden Dahergelaufenen aufnahmen. Und dann waren da noch obendrei Zauberschleudern mti dabei. Jeder wusste doch, dass die in den Gedanken von anderen herumspielen konnten. Magiern ist nicht zu trauen. Das hatte ihm Giovanni vor langer Zeit eingebläut, als er selbst noch ein junger Mafioso war.
Er klappte einen Aschenbecher aus der Seitenwand aus und klopfte kurz seine Zigarre hinein, so dass die Asche hinabrieselte. Am Fenster zogen die dunklen Häuser von Lynfield vorbei. Manche bereits von der Natur zurückerobert, andere noch mehr oder minder intakt. Leise Geigenmusik spielte aus den Lautsprechern der Limousine. Er achtete weder auf die Musik, noch auf die vorbeiziehenden Gebäude. Seine Gedanken kreisten um seinen alten Freund Giovanni. Der alte Morelli war nicht nur ein Freund, sondern ein Cousin von ihm, aber er dachte lieber als Freund von Giovanni. Die gesundheitlichen Probleme von Giovanni Morelli ließen sich kaum noch verbergen. Der sich anbahnende Konflikt mit den O'Rilleys wird den Zustand auch nicht verbessern. Luca leitet zwar im Moment die meisten Geschäfte, aber sein Rüchhalt unter den Capi ist gering, durch seine eher gemäßigten Geschätspraktiken. Er strebt mehr und mehr in die legalen Geschäfte, welche aber nur mit viel Mühe und Geldaufwand profitabel gemacht werden können. Die Konzerne sind in den meisten Nachbarschaften einfach zu übermächtig. Und dort wo sie nicht sind, sitzen bereits die Schleudertrupps von den Iren. Zum Glück konnte Angelo vor einiger Zeit einen Deal mit Damon an Land ziehen. Die BADs die er lieferte sorgten im Moment für die größten Einnahmen der Familie. Dafür waren Schutzgeld, Beteiligungen und Glückspiel rückläufig.
Ein Kommlink klingelte. Er griff in eine andere Sakotasche und zog ein "Nixdorf Sekretär" heraus. "Ja?" Eine weibliche Stimme sagte: "Hi, Fat Tony. Wie ist es gelaufen? Ist die Post unterwegs?" Fat Tony rieb sich etwas mit der linken Hand die Schläfe. Colonessi konnte er so früh am Morgen nicht gebrauchen. "Francesca, meine Liebe, mach dir keine Sorgen um die Post. Ich denke die Kleider sollten morgen bei dir ankommen. Diesmal wurde sogar ein Anti-Mottenmittel mitgeschickt. Nur zur Sicherheit." Der Mafioso konnte hören, wie sie jemanden hinter ihr die Informationen weitergab und Anweisungen erteilte. "Danke, gut zu wissen, dass meine Kleider mit so viel Liebe behandelt werden. Aber mich würde noch etwas interessieren." "Morgen gibt es Spaghetti." Fat Tony grinste und steckte sich die Zigarre wieder in den Mund. "Wie bitte?" erschallte es aus dem Kommlink. "Nichts, was möchtest du den von mir wissen, in einer so frühen Stunde." beschwichtigte er seine Kollegin. "Wie haben sich die Praktikanten angestellt?" fragte Colonessi. "Keine Ahnung. Ich musste den Vertrieb etwas antreiben. Frag da am besten Gonzo. Er ist mehr in der Nachwuchsförderung tätig, als ich." antwortete Fat Tony. "Gut, ich werde ihn fragen, wenn ich ihn sehe. Dann will ich dich auch nicht weiter stören. Gute Nacht." "Gute Nacht." Mit einem Seufzen beendete er das Gespräch. Es war Zeit für einen Bourben und ein Bett.

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7.7.2075 Boston/South End später Abend

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Die Tür der Wohnung wurde hastig aufgestoßen. Varrani hatte eine brünette Norm, die ein kurzes, Schwarzes an hatte, in den Armen. Sie tauschten wilde, innige Küsse aus. Ihre roten Lippen hinterließen Kussflecken sowohl an Michele, als auch auf der Kleidung. Nach dem die beiden die Wohnung betreten hatten, was von einigen weiteren Küssen verzögert wurde, schloss Michele die Tür durch einen gezielten Tritt.
Sie streifte ihm das Jackett ab, dabei nie den Kontakt ihrer Münder unterbrechend. Michele zog sie an sich. Im Eifer des Gefechts stolperten beide über die Couch, so dass sie halb auf der Sitzfläche liegen blieben. Sie schlang ihre Arme um Micheles Hals. Er ließ seine Hände über ihren Rücken wandern, bis er ihren knackigen Po erreichte. Michele zog das Kleid etwas hoch und griff anschließend mit seinen kräftigen Händen in ihren Po. Sie blieb in dieser Zeit nicht untätig. Mit leicht zittrigen Fingern öffnete sie sein Hemd. Ein beben der Lust durchfuhr ihren Körper, als Michele seine linke Hand etwas südlicher wandern lies. Die Brünette nahm ihre restliche verbliebene Selbstbeherrschung zusammen und zerrte das Hemd entgültig auf, worunter die gebräunte Haut von Micheles Brust entblöst wurde. Sie ließ ihre Finger über Micheles Brust, über den Bauch, bis zur Gürtelschnalle wandern. Nachdem sie etwas zurückgerutscht war, machte sie sich daran die Gürtelschnalle zu öffnen. Michele strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Beide lächelten einander an.
Plötzlich erschallte der Klingelton von Micheles Kommlink. Beide schrecken hoch. "Ach leck mich doch. Kann ich den nicht einen Abend verbringen, ohne dass mich wer anruft?" Die Brünette leckt sich etwas über die Lippen. "Das mit dem Lecken könnte ich übernehmen." Michele fischte nach seinem Jackett und zog das Kommlink raus. Auf dem Display stand "Gonzo is calling". Er sah zur Brünetten. "Da muss ich leider rangehen. Ist die Arbeit." Sie zog einen Schmollmund. "Dann mach aber schnell. Ich geh mich etwas frisch machen." Die Brünette stand von der Couch auf und ging in Richtung des Badezimmers.
Varrani nahm den Anruf an. "Gonzo, du hast das schlechteste Timing aller Zeiten." Eine tiefe, bassige Stimme lacht auf der anderen Seite. "Ich bin untröstlich mein Lieber Michele, aber Colonessi braucht uns. Außerdem habe ich noch etwas für dich. Komm doch bitte zum Schauspielhaus. Ich warte da auf dich." Varrani verdrehte die Augen. "Ja, ich komme vorbei." Ohne auf eine Antwort zu warten legte er auf. Er stand von der Couch auf und brachte seine Kleidung wieder in Ordnung. "Vanessa, ich muss nochmal los. Es gibt Probleme im Logistikzentrum." Die Brünette streckte ihren Kopf aus dem Badezimmer und zog eine Schnute. "Können die das nicht alleine. Das ist seit Wochen unser erster gemeinsamer Abend. Das ist so fies und ungerecht." Er ging zu ihr, schloss sie in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich mach es wieder gut." Er ließ sie los und ging zur Wohnungstür. "Das hast du das letze Mal auch gesagt!" Ohne zu Antworten verließ er die Wohnung.

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etwas Später, Schauspielhaus, Boston/Fenway

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Varrani saß im Büro von Gonzo. In Händen hielt er den Brief von Mario. "Er will was von mir? Eine Art Vorgesetzten? Ich habe keine Zeit ihre Aufgaben noch zu überwachen, die ich ihnen gebe." Gonzo betrachtete seinen Kollegen. "Hmm..ich habe eigentlich auch kein Interesse daran ihre Aufgaben zu überwachen. Wahrscheinlich will sich einer der Zwillinge in eine vorteilhafte Position bringen." Varrani sah Gonzo über den Brief hinweg an. "Es zeigt ja einen gewissen Respekt, dass er sich die Zeit genommen hat mir einen handschriftlichen Brief zukommen zu lassen. Aber für eine Aufnahme in die Soldati Ränge sind sie noch nicht weit genug. Klar, sie haben gute Fortschritte gemacht und wir brauchen dringend Leute, aber auf sie werden sich alle Blicke richten, sobald sie in die Ränge der Soldati aufsteigen. Und wenn sie dann einen Fehler machen, reißen sie mich und Francesca mit in den Abgrund. Und Fat Toni wartet nur darauf, dass sie einen Fehler macht. Und die anderen insgeheim wahrscheinlich auch." Gonzo schritt etwas um den Schreibtisch herum. "Und was willst du jetzt tun? Es ist je nachdem wie man den Brief verstehen will ein Ausdruck von Ambition, was nichts schlechtes ist, oder ein Ruf nach Hilfe, was auch nicht schlecht ist, weil sie sich besser organisieren wollen. Da es deine Pigiotti sind musst du die Entscheidung treffen." Varrani sah nochmal auf den Brief. "Ich frage Francesca, ob sie mir Strelman ausleiht. Er sollte genug Disziplin mitbringen, um sie anzuleiten. So und was will Francesca noch von uns?" Gonzo hat sich an die Wand seines Büros gelehnt. "Ach, wir sollen eine Ladung BAD in Empfang nehmen." Varrani kippelte etwas mit dem Stuhl. "Wenns nicht mehr ist. Ist ja nicht so, als ob ich meine Freundin nicht zu Hause hab sitzen lassen." Gonzo lächelte mitleidig. "Das ist der Preis den die Familie verlangt. Wie läuft es eigentlich zwischen dir und Vanessa?" Michele fixierte Gonzo kurz. "Reden wir nicht darüber. Ich muss mir für morgen etwas überlegen, damit sie nicht sauer ist." Gonzo klopfte ihm auf die Schulter. "Ich habe da eine Idee. Lade sie morgen zur Nachmittagsvorstellung ein. Ihr bekommt etwas ganz Spezielles von mir." "Na da bin ich aber gespannt." Der Dicke grinste, legte einen Arm um Varranis Schultern. "Vertrau mir."

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14.7.2075 Boston/West End ca. 12Uhr

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Varrani sitzt in einem kunstholzgetäfelten Raum, auf einem bequem gepolsterten Sessel. Er hatte einen grauen Dreiteiler an und eine Tasse Soykaf-Espresso in der Hand. Er sieht sich etwas in dem Raum um, aber außer ihm sind nur noch eine weitere Sitzgruppe auf der anderen Seite des Raums anwesend. Varrani hatte vor wenigen Stunden eine Nachricht erhalten, sich bei Morton&Partners einzufinden, einer Rechtsanwaltskanzlei im West End, welche zu den Geschäftsbereichen von Fat Toni gehört.
Eine Tür wird geöffnet und eine freundlich lächelnde Norm betritt den Raum. "Herr Morelli hat jetzt Zeit für sie, Herr Varrani." sagt sie und verneigt sich dabei. Varrani stellte die Tasse auf einen Beistelltisch und erhebt sich aus dem Sessel. Ohne die Sekretärin eines weiteren Blickes zu würdigen geht er aus dem Raum. Der Flur ist behangen mit E-Bildern, die die außerordentlich guten Verbindungen in Politik und Wirtschaft zeigen. Mit sicheren Schritt geht Varrani an den Bildern vorbei und lässt auch mehrere Türen unbeachtet. Erst als er eine Tür mit Aufschrift "Sèbastìen Claustermann - Wirtschaftsrecht" erreicht hat bleibt er stehen. Nachdem er kurz geklopft hat öffnet er die Tür und tritt ein.
Der Raum ist abgedunkelt, nur durch gedimte Lampen über einem ovalen Tisch und durch das Licht aus dem Flur erleuchtet. Schwerer Zigarrenrauch hängt in der Luft, welcher noch zusätzlich für gedämpftes Licht sorgt. An dem Tisch sitzen einseitig vier Männer und eine Frau. In der Mitte sitzt Anthony "Fat Toni" Morelli. Zu seiner linken sitzt ein endvierziger Mensch. Seine Augen hatten eine leichte Fehlstellung. Sein Anzug scheint eine Maßanfertigung zu sein. Das Anthrazit des Anzuges steht im starken Kontrast zu den eisgrauen Augen des Trägers. Varrani kennt den Mann als Dennis "Bookkeeper" Lefingwell, ein für sein analytisches und geschäftsorientiertes Vorgehen geschätzter und gefürchteter Mann. Neben Lefingwell sitzt ein weiterer Mann. Sein ebenfalls anthazit farbener Anzug spannt stark über seine Brust- und Armmuskeln. Varrani weiß, dass er um die 35 Jahre alt sein musste und auf den Namen Gabriel "The Nose" Arnold hört. The Nose ist jemand, der für die Morelli-Familie Kopfgelder und Verräter einsammelt oder einsammeln lässt.
Zu Fat Tonis rechten sitzt Francesca "The Eye" Colonnessi. Sie steht im Ruf der Nachwuchsförderung und hat weitreichene Kontakte zu Polizeidienstleistern, Staatsanwaltschaft und Politikern. Im Gegensatz zu den Herren, hatte sie ein weißes Sommerkleid mit floralem Muster für diesen heißen Julitag gewählt. Varrani tut sich schwer ihr Alter zu schätzen, aber er würde sie auf 30-35 Jahre schätzen. Neben Francesca sitz ein gebrechlich wirkender Mann. Seine Haut ist faltig und von Altersflecken überzogen. Der graue Ansatz passt nicht mehr so richtig. Trotz des offensichtlich hohen Alters trägt der Mann keine Brille. Seine Haare trägt er als graue Stopeln geschnitten. Varrani kennt ihn als Emanuel "Crunch" Domingo und war sicher schon jenseits der 70.
Varrani schließt die Tür, geht ein paar Schritte auf den ovalen Tisch zu. Alle Blicke ruhten nun auf ihn. Nur ein leichtes, statisches Brummen und das pfeifende Atmen von Crunch war zu hören, bis sich Fat Toni räuspert. "Schön dass sie so schnell herkommen konnten. Wir haben sie in zwei dringenden Angelegenheiten hergebeten." sagte Fat Toni. Varrani deutete eine leichte Verbeugung an. "Um welche Angelegenheiten handelt es sich?" fragte er. Bookkeeper antwortet in einer krächzenden Stimme:"Die erste Angelegenheit wäre, dass sie uns erzählen, wie sich die Nachwuchsförderung entwickelt und sich auf den Gewinn in den Sektionen 4,5 und 8 auswirkt." Varrani runzelte etwas die Stirn, ehe er antwortet:"Nach meinen Einschätzungen entwickeln sich die Pigiottis unter meiner Ägide zu brauchbaren Familienmitgliedern. Sie brauchen zwar noch etwas Zeit, um sie in alle Geschäftsbereiche richtig einzuarbeiten, aber ich schätze zum Jahresende sollten sie soweit sein. Was den Gewinn betrifft muss ich zugeben, dass ich im Moment keine genauen Zahlen vorlegen kann, da ich die Aufrechnung für diesen Monat noch nicht gemacht habe. Normalerweise wird sie auch erst zum 20. erwartet. Aber wenn sie die Aufrechnung früher haben wollen, dann kann ich das natürlich entsprechend in die Wege leiten." Bookkeeper nickte kurz.
Crunch mekert: "Und ihre entartete Natur stand den Geschäften bisher nicht im Weg? Das kann absolut nicht sein. Elfen, Zwerge und im besonderen Magier sind durchtriebene und unehrenhafte Wesen. Das sieht man schon allein daran wie the Mick schamlos unsere Interessen untergräbt und mit irgendeinem handgefuchtel auch noch die Commisione in Manhatten auf seine Seite gezogen hat." Fat Toni hebt die Hand und brachte Crunch zum schweigen. "Diese bedenken können wir noch untereinander diskutieren, mein Freund. Aber wir sollten unseren guten Varrani nicht mit solcherlei Dingen langweilen. Er hat uns den stand der Dinge präsentiert und dafür bin ich ihm dankbar. Nun zu unserem zweiten Anliegen. Nose, wärst du so freundlich Varrani einzuweihen?" sagte Fat Toni. Nose nickt.
"Michele, du müsstest, oder besser gesagt deine Pigiottis müssten mir einen Gefallen tun. Ich erkläre dir kurz um was es geht und du kannst dann abwägen, ob deine Pigiottis dafür geeignet sind." erklärte Nose. Varrani nickt kurz. "Es geht darum eine verschwunde Soldata zu finden und herauszufinden was mit ihr passiert ist. Es handelt sich dabei um Clarìce Bellagio. Sie wurde von uns in den Haushalt von Ramon Hernandez eingeschmuggelt, ein Staatsanwalt der mit für Cambridge und Allingston zuständig ist. Frau Bellagio ist eine Medizinerin, die sich um die Tochter des Staatsanwalt kümmern sollte. Auf diese Weise hatten wir ihn und seine Familie im Auge. Doch vor knapp einer Woche riss die Verbindung ab. Ich möchte, dass ihre Pigiottis der Sache auf den Grund gehen. Dafür wird sich der kommende 18te Geburtstag der Tochter anbieten. Was halten sie davon?"
Varrani streicht sich etwas durch die Haare. "Ich denke, dass könnten sie hinbekommen. Wann ist der Geburtstag genau? Gibt es eine Gästeliste? Und wenn ja, wie ist die gefüllt?" fragt Varrani. Nose tipt kurz auf seinem Kommlink. "Die Gästeliste umfasst viele Gäste aus Kultur, Politik und kleinerer Sternchen der Medien. Und die kleine Rosie hat am 28. Geburtstag, also noch genug Zeit. Die Festlichkeiten werden drei Tage vorher beginnen, also am 25. und am 28. ihren Höhepunkt erreichen. Während diesem Trubel sollten die Pigiottis sich verhältnismäßig frei beim Herrn Staatsanwalt bewegen können. Vorher dürfte es schwierig werden in die Nähe des Staatsanwalts oder auch nur seiner Behausung zu kommen. KE nimmt seine Sicherheitskontrakte sehr ernst. Vorallem bei Premiumkunden. Alles genauere lass ich ihnen über die üblichen Kanäle zukommen." erklärt Nose.
Varrani sieht in die Runde. "Gut, brauchen die Dame oder die Herren noch etwas von mir?" Die Capi sehen sich kurz gegenseitig an. Francesca sagt: "Nein, dass wäre alles für den Moment, Michele. Danke für ihre Zeit." Sie lächelte ihn freundlich an. Varrani deutet wieder eine Verbeugung an und verlässt den Raum.

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Blog von Ulrique Nielhaus, Boston Morning,11:30 Uhr 28.7.2075

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Hallo meine lieben Leserinen und Leser, heute berichte ich euch von der Geburtstagsfeier von Rosie Hernandez. Wenn ihr diese Party nicht auf dem Schirm hattet, kann ich euch keinen Vorwurf machen, denn es sind nur geladene Gäste zugelassen. Im Moment befindet sich die Partygemeinschaft, die aus mehr als 200 Leuten besteht, auf einem Helikopterflug vor die Küste von Boston. Dort erwartet uns die Queen of Boston, ein Kreuzfahrtschiff von Princess Victoria Liner. Ramon Hernandez hat spontan um kurz nach 11 Uhr verkündet, dass das Protokoll nur Show war und er seiner Tochter eine besondere Überraschung machen möchte. Der Pilot teilte mir nach ein paar netten Worten mit, wo es hin geht. Das nächste Update bekommt ihr, wenn wir auf dem Schiff sind. Bis dahin immer schön cryo bleiben.

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Villa Sanchez, Winchester, 11:30 28.8.2075

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Ramon strich sich über das schwarze Haar. Er hatte wie immer seinen maßgeschneiderten Anzug von Armaníte an. Neben ihm stand ein Mann mit roten Haaren, verspiegelter Brille, taktischer Kampfweste, pixeltarn Hose und Flip Flops. Dieser zog an einem Zigarettenstummel, warf ihn danach auf den Boden und stieg drauf, um ihn auszutreten. "Also, Mister Johnson möchte, dass wir dieses Herrenhaus in einem Inferno aufgehen lassen. Ist alles soweit vorbereitet wie es uns zugesichert wurde?" fragte der Mann. Ramon sah ihn an und antwortet: "Es ist alles vorbereitet. Alle Mitarbeiter sind im Moment unterwegs. Tun sie was nötig ist." Der Mann nickt kurz. "Für einen Butler haben sie echt ein schneidiges Auftreten. Aber an ihrer Stelle würde ich jetzt schnell verschwinden. Sie wollen nicht sehen, was wir hier tun." sagt der Mann. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken drehte sich Ramon um, ging zu einem Jack Rabbit, stieg ein und fuhr los. Nachdem der Jack Rabbit das Gelände verlassen hatte, griff der Mann in seine Hosentasche und holte ein Kommlink heraus.
"Stricker, Ruby wie sieht es aus?" sprach er ins Kommlink. Eine weibliche Stimme antwortet: "Wir haben die Löschtechnik manipuliert und Bauen gerade das Brandnest auf, welches sich reinzufällig neben einer vollgetankten Drohne befindet. Das sollte reichen um einen Teil des Gebäudes durch eine Benzinexplosion zu beschädigen und genug Feuer zu produzieren um den Rest anzustecken." "Gut, aber macht hinne. Ich habe irgendwie ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Könnte aber auch der letzte Karamel-Zitrus-Bomber gewesen sein. Auf jeden Fall will ich das hier schnell über die Bühne bringen." bestätigte der Mann. Eine tiefere Stimme antwortet: "Jock, mach dir nicht ins Hemd. Kommen jetzt raus. In zwei Stunden sollten wir den saftigen Payout von Mister Johnson sicher haben." Eine Frau in bermuda Shorts, Hawaihemd und Römersandalen kam aus der Villa Sanchez. Sie wurde von einem Mann begleitet, der wie ein Haustechniker aussah. Auf dem Komlink von Jock erschien ein Countdown, der sich langsam von 30 aus reduzierte. Bei 10 waren die beiden bei ihm. Bei 0 sahen sie sich die Explosion an und wie die Flammen seltsame Schatten warfen. Stricker blickte zu seinen Kollegen. "Normalerweise schauen die collen Runner nicht in die Explosion." sagte er. Ruby kicherte. Jock entgegnete: "Die wissen nur nicht was cryo ist."

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North End/ca. 21:30, 13.08.2075

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Francesca Colonessi kuschelte sich in ihren flauschigen Bademantel. Auf dem Trid-Schirm lief eine Aufzeichnung eines Maria Mercurial Konzert von 2072. Das Licht im Wohnzimmer war gedämpft. Auf dem Tisch stand, neben einem Komlink, eine dampfende Tasse. Francesca schloss die Augen und genoss den klang des Konzerts, während sie sich auf der Couch entspannte.
Mit einem schrillen Piepsen riss das Komlink Francescas Aufmerksamkeit an sich. Verstimmt sah Francesca auf das Komlink. "Michael Varrani is calling" konnte sie darauf lesen. Sie seufzte und nahm den Anruf entgegen. "Was gibt es, Michele?" fragte sie direkt. "Entschuldigen sie die späte Störung, Frau Colonessi, aber es hat sich so eben eine Möglichkeit für ein Geschäft ergeben." erklärte Varrani auf der anderen Seite. "Und was für eine Art Geschäft?" wollte sie wissen. "Die Pigiottis haben mir gegenüber den Wunsch geäußert etwas selbstständiger werden zu wollen. Dafür möchten sie einen Meatshop mit psychologischer Beratung eröffnen." führte Varrani aus.
Francesca schwieg. Varrani nahm dies zum Anlass weiter zu sprechen: "Ich denke einen Meatshop direkt unter der Kontrolle der Familie zu haben wäre durch aus von Vorteil. Stellen sie sich einfach die Einfachheit von Geschäften mit Medikamenten, Cyberware und BADs vor." Francesca seufzte. So recht wollte sie den Enthusiasmus von Varrani nicht teilen. "Ich verstehe, dass die Pigiottis selbstständiger werden möchten." sagte sie. "Aber wir haben in zwei Schattenkliniken jeweils einen Arzt auf unserer Seite. Kruvaz und Fernando leisten dort gute Arbeit." fuhr sie weiter fort.
Varrani entgegnete: "Das ist richtig, aber die beiden sind auch recht kurz angebunden, weil sie, wie sie schon gesagt haben, in Schattenkliniken arbeiten und nicht die Innhaber sind. Wenn wir es intelligent anstellen, können wir über den Meatshop unsere Geschäfte in umkämpften Gebieten ausbauen. Und wenn das klappt, dann würde ihr Einfluss innerhalb der Familie erheblich ansteigen, weil sie das Potential erkannten, bevor andere die Gelegenheit hatten. Es würde sie auch gar nicht viel kosten, gemessen an anderen Investitionen." redete Varrani auf sie ein. Francesca hörte sich das ganze schweigend an. "Wie viel?" fragte sie nach kurzer Pause. "Nun je nach Location und Marktangeboten werden die Kosten wahrscheinlich zwischen 60k-80k schwanken." antwortete Varrani fachmännisch. "Gut, ich steuere 50k bei. Ich hoffe für dich, dass deine Schützlinge so gut sind wie du es immer erzählst." gab sie Varrani zu verstehen. "Natürlich. Vielen Dank für das Vertrauen. Sie werden es nicht bereuen." sagte Varrani. "Ach und noch etwas. Bookkeeper scheint Leute auf dich und deine Leute angesetzt zu haben. Ich weiß nicht warum, aber an deiner Stelle wäre ich vorsichtig." "Danke für die Warnung, Frau Colonessi. Ich werde vorsichitg sein. Aber ich möchte sie nicht länger stören. Einen schönen Abend wünsche ihnen." entgegnete er. "Ebenfalls." sagte Francesca und legte auf.
Sie legte das Komlink auf den Tisch zurück. Aus der Anlage schallte "Come home little boy" von Maria Mercurial. Ein Song über das ergreifen von Potential und Freiheit, den sie in Gedenken an ihren verstorbenen Sohn geschrieben hatte. Francesca streckte sich etwas und machte es sich wieder auf der Couch gemütlich.

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Ein beschauliches Landhaus, in der Nähe von Boston, ca. 19:00 Uhr 03.09.2075

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Vor Luca Gallo öffnete sich die Tür des Herrenhauses, welches er schon so häufig besucht hatte. Doch diesmal war der Anlass nicht geschäftlich. Giovanni Morelli hatte ihn herbestellen lassen, um ein vertrauliches Gespräch zu führen. Der Soto Capo war unruhig. Es war ungewöhnlich, dass sich Giovanni nicht geschäftlich mit ihm unterhalten wollte. Als Luca durch den Eingangsraum schritt, kam ihn ein unbekanntes Gesicht entgegegen.
Der Mann hatte eien Halbglatze, weiß-graues Haar und einen sauber gestutzten Schnurrbart. Die Kleidung war schlicht, aber von guter Qualität. Die AR verriet Luca, dass es sich um Dr. Ernest Moes handelte. Luca hob eine Augenbraue, grüßte den Doktor jedoch feundlich beim Vorbeigehen. Der Butler des Hauses wartete bereits an der Tür zum Hausflur. Als Luca an ihm vorbei gehen wollte, sagte der Butler auf italienisch: "Guten Abend, Herr Gallo." Luca blieb stehen und sah den Butler ernst an. Nach einem Moment des Schweigens grüßte Luca zurück. "Der Herr des Hauses erwartet sie in seinen privaten Räumlichkeiten. Wenn sie mir bitte folgen möchten." gab der Butler zu verstehen. Luca runzelte etwas die Stirn. Auch wenn er der Soto Capo war, war er noch nie in den privaten Räumlichketen von Don Morelli gewesen. Dieser Bereich des Hauses war normalerweise nur für die direkten Angehörigen von Giovanni Morelli zugänglich.
Der Butler setzte sich in Bewegung. Luca folgte ihm wortlos. Sie gingen, statt wie üblich, die Treppe hinauf. In dem Flur des Obergeschosses hingen verschiedenste Gemälde. Landschaftsgemälde mit italienischen Motiven dominierten, jedoch wurden sie immer wieder von Potraits der direkten Familienangehörigen flankiert. Der Butler blieb vor einer Dunkelholztür stehen, klopfte, öffnete sie einen Spalt, sah kurz hinein und öffnete sie dann vollständig. Luca nickte dem Butler nur kurz zu und ging hinein.
Das Licht der Abendsonne erhellte den Raum. Der schwere Teppich am Boden dämpfte jeden Schritt von Luca. Ein gleichmäßiges Piepsen und das Geräusch von Pumpen und Schaltrelais sorgten für ein beklemmendes Hintergrundgeräusch. Giovanni Morelli lag auf einem Krankenbett. Er wirkte um Jahre gealtert. Seine Haare hatten fast sämtliche Farbe verloren. Sein Gesicht war fahl. Eine Sauerstoffmaske war vor Mund und Nase gespannt. Mit halb geöffneten Augen sah der Don zu Luca. Mit zittrigen Händen nahm Giovanni die Sauerstoffmaske ab. "Luca, mein Junge. Komm her." sprach er mit leiser, zittriger Stimme. Luca kämpfte das unwohle Gefühl nieder und ging zum Bett. Giovanni atmete mit einem lauten rasseln im Atem. "Luca, es bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Deswegen musst du mir einen Gefallen tun." sagte der Kranke langsam und leise. "Was immer ihr wünscht, Don Morelli." sagte Luca. Giovanni atmete mehrfach mit MÜhe ein und aus.
"Du sollst wissen, dass ich dich und deine Arbeit immer respektiert habe. Und ich möchte, dass du dich weiterhin um die Geschäfte kümmerst." sagte Giovanni leise. Luca nickte. "Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, Luca. Vielleicht noch zwei Monate. Deswegen möchte ich, dass du dich um die Familie bemühst. Wenn ich nicht mehr bin, wird es zu einem Strukturkampf in der Familie kommen. Ich möchte, dass du uns gegen die Gefahren von außen schützt. Lass die O'Rilley nicht unser Geschäft übernehmen." sprach Giovanni weiter. "Natürlich, Don Morelli. Ich werde tun was ich kann." antwortete Luca mit einer Träne im Auge. Giovanni setzte sich die Sauerstoffmaske wieder auf. Dann täschelte er die Wange von Luca. Kraftlos lies er seine Hand wieder sinken. Luca blieb noch einen Moment stehen, seinen Don beobachtend, bevor er den Raum wieder verließ.

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Schauspielhaus, Fenway, ca. 16 Uhr, 10.09.2075

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"Sie haben was gemacht?" schrie Dannis Lefingwell und schlug dabei auf den Schreibtisch von Gonzos Büro. Varrani sah dem Capo direkt an. "Wie ich es eben erklärt habe, haben die Pigiottis das Vertrauen von Hernn Bollner gewonnen und ihn etwas näher an die Familie gebracht." sagte Varrani. "Sie hätten einfach eins der scheiß Kinder entführen sollen und ihn erpressen. Michelle, es geht hier nicht um den Effekt, sondern um die Tatsache, dass sie eine vorgeschlagene Vorgehensweise vollständig ignoriert haben. Die Wahl hätten wir auch so gewonnen. Ein Drittel der Abgeordneten stehen auf unserer Lohnliste." fuhr Lefingwell fort. Varrani runzelte die Stirn. "Mit allem Respekt, aber da muss ich widersprechen. Die Pigiottis haben weitsicht bewiesen und sogar ein Killerkommando und einen Attentäter abgewehrt, die unsere Pläne hätten durchkreuzen können. Denken sie an Norman. Der wurde vorgestern bei einer Rede angeschossen. Oder Woodland. Wenn er nicht verschlafen hätte, wäre er einer Autobombe zum Opfer gefallen. Ich weiß nicht wer dahinter steckt, aber wir haben andere Probleme, als die Qualifikationen unserer Pigiottis, über die wir sprechen müssten." erklärte Varrani ruhig.
Lefingwell ließ sich auf den schweren Bürostuhl fallen. "Trotzdem misstraue ich diesen Pigiottis. Magier, Adepten und am schlimmsten Metas. Wir sind die italienische Mafia, die letzte Familie in Boston die die alten Werte noch hochhält und kein beschissener Zirkus." sagte Lefingwell. "Sie sind bis jetzt bei allem erfolgreich gewesen und haben bei allen Aufträgen das Beste für die Familie herausgeholt. Wenn wir weiterhin auf das Potential von Metas verzichten, werden wir noch weiter hinter den Iren zurückfallen. Die Commisione wird zwar verhindern, dass sie uns vollkommen aus den Märkten drängen, aber wir sind nicht für die zweite Reihe gemacht. In Boston herrschte lange Zeit die italienische Mafia und erst seit dem diese Flüchtlingswelle aus Tir Na Nog gekommen ist, haben wir deutlich an Boden verloren. Die Metas wollen sich nur von Metwas schützen lassen, nur mit Metas geschäfte machen. Deswegen ist O'Rilley so mächtig." plädierte Varrani. Lefingwell musterte Varrani. "Du brauchst mir nicht zu erklären, warum wir nicht in der Machtposition sind, die wir haben sollten. Ich schreibe die verdammten Bücher für den Sotto Capo! Also lass diese Klugscheißerei. Bisher scheinen sich deine Schützlinge ja gut zu schlagen. Aber ihren Geburtsmakel wird sie früher oder später zu Fall bringen. Wie es auch O'Rilley zu Fall bringen wird. Du und Collonessi werdet euch noch Umschauen müssen." wetterte Lefingwell und warf einen Credstick auf den Schreibtisch. Varrani steckte den Credstick ein und stand auf. Mit wenigen Schritten ging er aus dem Raum und schloss die Tür hinter sich.
Er zog den Credstick aus der Tasche und prüfte die Summe darauf. Es war gerade genug um die Ausgaben zu decken. Seine Vermittlungsgebühr war mit 5% ausgesprochen mager ausgefallen. Auf den Weg nach draußen steckte er sich eine Zigarette in den Mund, zündete diese an und setzte sich seinen Hut auf. Auf dem Parkplatz stand Colonessi neben seinem Mercury. Mit einer leichten Verbeugung begrüßte er die Capa. "Ich hätte nicht erwartet sie heute zu treffen, Frau Colonessi." sagte Varrani. "Nun, ich woltle mich mit Bookkeeper unterhalten. Sein Sekretär meinte, dass er hier wäre. Dann sah ich deinen Mercury hier herumstehen. Da dachte ich mir, dass ich dich mal nach der Entwicklung deiner Pigiottis frage." erzählte Francesca. Varrani nickte kurz, zog an seiner Zigarette ehe er zu sprechen began: "Sie machen sich recht gut. Haben den Abgeordneten Bollner näher an die Familie gebracht und dabei wahrscheinlich ein Killerkommando der O'Rilleys abgewehrt." Colonessi pfiff anerkennend. "Das ist eine passable Leistung. Wenn sie so weiter machen, können wir überlegen, ob wir sie nicht schneller in die Familie aufnehmen. Wir brauchen Leute. Die Hälfte meiner Operationen sind allein dadurch bedroht, dass mir Leute fehlen und wir kaum Nachwuchs haben, der auch nur halb so ambitioniert ist, wie unser Metaexperiment." führte Francesca aus.
Varrani nickte leicht. "Schwer zu sagen ob da die anderen Capos mitziehen werden. Fat Tony und Bookkeeper sind erbitterte Gegner der Metas. Das es sich im Großen und Ganzen um Elfen handelt, macht die Sache auch nicht unbedingt besser. Keine Ahnung warum die zwei Capi so aufgebracht über Elfen sind." merkte Michele an. Francesca schenkte ihm ein sanftes Lächeln. "Lass die zwei mal meine Sorge sein. Die anderen Capi sind durchaus angetan von den Leistungen. Und auch von deinem Blick für Talente. Aber ich will dich nicht weiter aufhalten und ich habe Bookkeeper lange genug warten lassen. Komm gut nach Hause." verabschiedete sich Francesca, winkte ihm nochmal kurz zu und ging dann ins Schauspielhaus. Varrani sah ihr nach.

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Ein beschauliches Landhaus, in der Nähe von Boston, ca. 1:00 Uhr 11.09.2075

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Der Priester hatte sich tief über Giovanni Morelli gebeugt. Das Ohr des Priesters berührte fast die Lippen des Mafiadons. Luca Gallo stand in etwas Abstand am Fenster des Krankenzimmers. Sein Blick schweifte über den Garten des Landhauses. In der Entfernung konnte man die Wilds sehen. Das Kommlink in der Hand von Luca vibrierte kurz. Ein Blick verriet ihm, dass sich alle Capi und auch der Consigliere sich auf den Weg machten. Ein Blick über die Schulter verriet Luca, dass Don Morelli nicht mehr viel Zeit hatte. Der Priester lauschte noch immer den schwachen Worten des Don. Es wird wohl die letzte Beichte von Giovanni sein.
Das Piepsen des EKGs schallte durch den Raum. Gleichmäßig wie die Schritte des Senßenmannes, der unaufhaltsam auf dem Weg war, um Giovanni mit auf die andere Seite zu nehmen. Der Priester erhob sich langsam, bekreuzigte sich und sprach ein Gebet für den Todkranken. Luca drehte sich zum Priester, senkte den Kopf und sprach leise mit. Nach dem Gebet kam der Priester auf Luca zu. "Mein Sohn, dein Freund braucht jetzt den Beistand der seinen und seiner Freunde. Der Herr wird ihn bald zu sich rufen. Er wollte noch mit seinen Nichten und Neffen sprechen." sagte der Priester. Luca nickte. "Natürlich Padre, ich habe sie bereits informiert. Hoffentlich kommen sie bald." Der Priester nickte und legte Luca tröstend eine Hand auf die Schulter. "Ich werde mich im Garten etwas ausruhen für den Fall, dass du oder die Familie von Giovanni mich braucht." sicherte der Priester Luca zu. Der Sotto Capo nickte. Der Priester verließ den Raum.
Nach 30 Minuten betraten die Capi gesammelt den Raum. Der Consigliere, ein gebückt gehender Mann um die 70 Jahre, betrat als letzter den Raum. Alle versammelten sich um das Bett des sterbenden Dons. Giovanni winkte Luca, damit er näher kommen soll. Leise flüsterte der Don ihm etwas zu. Mit letzter Kraft täschelte der Kranke dem Sotto Capo die Wange. Kraftlos fiehl die Hand auf das Bett zurück. Das durchgehende Piep-Geräusch des EKG machte den Anwesenden schmerzhaft bewusst, dass Don Giovanni Morelli in diesem Moment verstorben war. Francesca liefen Tränen über das sorgfälltig geschminkte Gesicht. Fat Toni hatte sich gesetzt und sein Gesicht in seinen Händen begraben. Nose starrte auf den Leichnam. Crunch legte dem Consigliere die Hand auf die Schulter, dabei selbst auf einen Stock gestützt. Bookkeeper schaltete die Maschine aus. Sie standen alle für mehrere Minuten da. Niemand sagte etwas.
Sie verließen gemeinsam den Raum. An ihnen ging eine Frau und Christopher Morelli vorbei. Als die Tür wieder geschlossen war, ruhten die Blicke der Capi auf dem Sotto Capo. Fat Toni fand als erster seine Sprache wieder: "Was hat Giovanni dir gesagt?" Luca atmete tief durch. "Er wünschte sich, dass wir die Position des neuen Don unter den Capi suchen und nicht den Automatismus folgen." sagte Luca. Francesca sah in die Runde. "Und was bedeutet das?" fragte sie. Bookkeeper räusperte sich. "Dies bedeutet, dass nicht unser guter Luca hier automatisch Don wird, sondern dass wir in Übereinstimmung einen neuen Don bestimmen müssen. Aber das hat Zeit, bis Don Morelli beerdigt wurde." erklärte Bookkeeper. Alle Versammelten nickten und gingen den Gang schweigend hinunter.

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