* Boston, 21.04.2054

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Boston- Fenway 1.5.2075

„Sì papà! Ecco! Qui il caffè coretta tuoi.“ Eine hübsche junge Italienerin stand vor einem gut gekleideten Herren, auf ihren Lippen ein strahlendes Lächeln. Der Mann schaute auf, offensichtlich entzückt davon was er sah. Voller Stolz erwiederte er das Lächeln. „Grazie mia figlia, ti più bella ogni giorno.“ Nun wandte sich die blonde Schönheit an den Mann gegenüber.“ Und für Dich Onkel Franscesco, einen Espresso.“Danke, Serafina, mia bella.“ Serafina schenkte beiden Herren noch ein Lächeln, dann entfernte sie sich mit dem nun leeren Tablett und ging zurück hinter den wertig gestalteten Tresen aus dunklem Holz. Das Restaurant ihrer Familie war in einem modernen Platin- Weiss gestrichen, das mit gut platzierten dunkel roten Farbflächen ein gemütliches Ambiente bot. Es war für sie eine Selbstverständlichkeit auszuhelfen, wo ihre Mutter doch gerade Tante Angelica half, den elften Geburtstag ihrer kleinen, aber bezaubernden Cousine Giulia vorzubereiten. Sie wusch das Tablett kurz ab und stellte es zurück zu den anderen. Durch die Fenster schien die Sonne hinein, was Serafinas Launa nur noch mehr anhob. Sie lehnte sich an die Wand und lies ihren Blick durch das Lokal gleiten - hinter einer Tür, die in fein geschwungenen Lettern die Aufschrift „ Private“ trug, verrichtete Allessandro seine Arbeit , der Sohn von Onkel Franscesco der sportliche, gekleidete Schrank von einem Italiener sorgte dafür, das die Personen hinter dieser Türe ungestört blieben. Er, wie auch ihr Bruder Davide – der für seine Cocktails und sein charmantes Lächeln berühmt waren – arbeiteten wie auch ihre Mutter Sofia, die gute Seele und Köchin des Lokals für die „Familie Morelli“. Serafina löste sich von der Wand und schenkte sich einen Schluck Limoncella ein. Sie genoss den herb-zitronigen und durchaus erfrischenden Geschmack des Zitronenlikörs. Ihrer Familie wie auch ihr, ging es sehr gut. Sie hatten alle eine schönes Zuhause und bisher ein angenehmes Leben geführt. Von Klein auf hatte sie gewusst, für wen ihr Papà, ihre Mamà, ihr Opa, Onkel ja sogar ihre Tante und Großmutter arbeiteten. Auch das sie ihrer „Familie“ verdankte, das sie regelmäßig Geschenke zu Ostern und Weihnachten bekamen, sogar für die Berufsausbildung hatten die Morellis gesorgt – die gestrenge und gute Lehrer bezahlten um den ihrigen eine Ausbildung zu ermöglichen. Es war nun an ihr, sich dafür würdig zu erweisen und es war ihr eine Ehre.

Genauso wie sie gerne im „ Pane e Vino“ arbeitete wenn Not am Mann war und sie gerade nicht an einem „Projekt“ arbeitete. Sie war hier groß geworden und kannte viele der Gäste die hier ein und aus gingen. Das Pane e Vino repräsentierte dass, worauf es im Leben ankam und was man brauchte um Glücklich zu sein: „Die Familie – die dir Brot und Wein gibt und für dich sorgt“ Ein einfaches und klares Konzept.

Doch wollte sie mehr tun, darum hatte sie ihren heiß geliebten Roller verkauft – und sich ein schnelleres Bike zugelegt. Es war einfach schneller und nützlicher – und zwei Bikes passten nicht auf ihren Stellplatz in der Garage. Es war Schwarz – diese Entscheidung war ihr schwergefallen, aber ein Rockabilly Schriftzug wäre einfach zu auffällig gewesen für ihre Arbeit. Hinter der bezaubernden temperamentvollen Elfe mit dem charmanten Lächeln steckte eine Gestalt die sich in den Schatten wohl fühlte. So extrovertiert sie sich einerseits in der Öffentlichkeit gab, so leise und verschwiegen bewegte sie sich geschickt und ungesehen wenn es um ihre wirkliche Arbeit ging. Sie stand am Anfang ihrer Karriere, als Einbrecherin hatte sie sich bisher recht gut gehalten. Sie würde sich schritt für Schritt mehr zumuten, nur nichts übereilen. Ihr bester Freund Mio, mit dem sie schon in ihren Kindergartentagen durch das Viertel getobt war, kannte sich vor allem mit einem aus, Netzwerken. Er beschaffte ihr Jobs und gemeinsam machten sie des Nachts ihren Lieblingsclub „hellskitchen“ unsicher – der Anlaufpunkt vieler Rockabillys der Stadt.

Serafina lächelte und schleuderte einen Spüllappen auf ihren großen Bruder Davide, der mit dem Schneiden von Limonenimitat beschäftigt war. Dieser schaute kurz entnervt auf. „Felina, Liebes – warum nimmst du dir nicht frei, ich schaff das hier auch alleine mit Papá und Onkel Franscesco.
Serafina grinste und gab ihrem geliebten Bruder ein Kuss auf die Wange und haute ihm, als sie sich an ihm vorbei zum Tresendurchgang bewegte auf den Po. „Viel Spaß mit Deinen Mädels, Brüderchen.“ Davide grinste. „Den werd´ ich heute Abend haben.“ Die junge Italienerin winkte ihrem Vater und ihrem Onkel noch zu, die aber waren in ihr Gespräch vertieft – es ging wieder einmal um Geldanlagemöglichkeiten.

Ihre Schritte führten sie einige Meter weiter zu ihrer Wohnung im ersten Stock. Sie bewegte sich leichtfüssig die Stufen hinauf und schloss die Türe auf. Ein angenehm vertrauter Duft von schwer-blumigem Lulu Parfüm empfing sie. Kaum hatte sich die Türe geöffnet Sprang ihr auch gleich ein großer weisser Pudel entgegen und freute sich. Sie schloss die Türe und ging, gefolgt von dem weissen, großen Tier, in die Wohnung. Die Einrichtung war einladend und sauber– ein rotes Sofa und die restlichen Assessoirs liessen direkt auf ihre Bewohnerin schliessen. An Bügeln hingen typische Rockabilly Kleider und die Bilder an der Wand zeugten von einer lang vergangenen Zeit, den Sixties aus dem vorherigen Jahrhundert. Ja sie hatte sich sogar eine Schallplatte an die Wand gehängt – Gut – sie war verkratzt, und würde auch nicht mehr fehlerhaft abspielbar sein – sie hatte sie sich aber redlich verdient, beim Rock n`Roll Wettbewerb im „hellskitchen“. Nicht unbedingt der erste Preis, aber sie fand die Scheibe cool, auch wenn sie kein Abspielgerät hatte. Im Kreis in der Mitte war „Twist n Shout – The beatles“ gedruckt. Es war warscheinlich nur eine Kunststoff Replik – aber solange sie selbst glaubte das die Schallplatte echt war, war alles gut. Auf einem Regal standen Musikoxen, die aber gerade schlummerten. Ihre Schritte lenkten sie in die Küche wo sie ihrer Hündin Melody etwas zu fressen gab. Bevor sie sich für den club heute abend fertig machte, würde sie noch mit ihr Spazieren gehen, vielleicht war ja auch noch ein Eis drin, und vielleicht würde sie noch unterwegs eine Freundin treffen. Nein, sie würde es mit ihrem Training verknüpfen. Sie entledigte sich ihrer Kleidung und legte sie ordentlich in die Wäsche Tonne, zog sich ein enges Sporttrikot und eine Sporthose an, und die neuen Turnschuhe von Onkel Franscesco. Er war sehr erfreut gewesen als sie bei ihrem letzten Besuch in fremde Wohnungen an ihn gedacht hatte und ihm einige Zigarren mitgebracht hatte. Er hatte sich erkenntlich gezeigt. Sie schaute zu ihrer Hündin, die klischeehaft zu dem Mädel passte das adrett und ordentlich durch Boston flanierte. Aber Melody war eine prima Trainingspartnerin. Sie steckte sich ihre Kopfhörer an und ab ging es durch den Park.

Ausrüstung
Panzerjacke + helm (12 + 2)
comlink, Brille
helm
Vitalmonitor
Schalldämpfer
ladestreifen Gel Muni
Ultra Power Pistole
maske
schal
tasche
Automatischer Dietrich
handtasche
leatherman
autom dietrich
sequenzer
Ohrstöpsel
magnetkarten kopierer
gasmaske
atemmaske
brecheisen
Geckohandschuhe
Docwagon basis
stiefel
Taschenlampe

Boston-Elementary School 17.09.2060

Mariellas Kopf bewegte sich, als sie das Mädchen aus ihrer Klasse beobachtete. Ihr flotter, blonder Pferdeschwanz wippte auf und ab und ging, flankiert von zwei gleichaltrigen Jungen aus ihrer Klasse durch das Schultor auf den Hof. Mariella kannte es schon, Gio und Sederick passten jeden Morgen dieses Mädchen ab – wie auch heute. Ein wenig neidisch war sie ja schon, dabei war das kleine Elfenmädchen ihr gegenüber niemals gemein gewesen, eigentlich war sie bisher sogar sehr freundlich zu ihr.

Gio trug ihre Schultasche und hatte sich vorher mit Sederick lautstark in der Wolle gehabt wer Serafina die Tasche heute trägt. Serafina hatte den Streit mit einem lieblichen Lächeln beendet und Sederick ihre Jacke gegeben, denn heute schien die Sonne etwas wärmer in Boston. Keiner der beiden Kontrahenten stand als Verlierer da und so konnten die Beiden das Mädchen zu ihrem Lieblingsplatz unter der Kastanie begleiten, die angenehmen Schatten spendete und an deren Ast eine Schaukel baumelte. Mariella saß in der Klasse eine Reihe hinter Serafina, und hatte sich bisher nicht getraut die Elfe anzusprechen. Seit sie sie zum ersten Male in der Schule gesehen hatte kam sie sich so plump und hässlich vor. Nun beobachtete sie das sie die beiden Jungs stehen lies, die erst einmal brav mit ihren Sachen warteten.

Serafina rannte los und begann behende wie eine Katze den Baum hoch zu klettern, die beiden Jungs schauten zu ihr hoch, als Gio die Tasche auf die Bank abstellte, griff Sederick danach und kurz darauf entbrannte eine Prügelei zwischen den beiden Jungs. Serafinas Jacke fiel zu Boden. Bald darauf waren sie natürlich umringt von anderen schaulustigen Kindern. Doch einer der umstehenden Jungs grinste nur und schaute dann zu Serafina hinauf, die oben auf der Kastanie nun ihrerseits versuchte, die wegen ihr entstandene Prügelei mit gezielt geworfenen Kastanien zu beenden. Natürlich traf sie dabei nicht nur Sederick und Gio, sondern auch den fiesen Benno der sich an den verteilten Schlägen ergötzte. Die Kinder stoben auseinander, damit sie nicht selbst getroffen wurden, und einige beobachteten Benno, dessen Gesicht sich verzog als er sich die Schulter hielt, auf die die piksende Kastanie gelandet war. Sederick und Gio jedoch ließen voneinander ab, schließlich schämten sie sich nun vor Serafina.

Mariella nutzte nun ihre Chance und fasste sich ein Herz, sie rannte los und hob die am Boden liegende Jacke auf und klopfte den Staub von ihr ab – dann bewegte sie sich in Richtung des Baumes auf dem die Elfe saß, die gerade jedoch behende hinab kletterte. Stotternd näherte sie sich Serafina und wollte ihr die Jacke mit einer unsicheren Geste reichen, dann wurde sie aber zur Seite geschubst und fiel selbst zu Boden. Benno hatte sich an allen vorbei gedrängelt und baute sich nun vor dem gerade vom Ast gesprungenen Mädchen auf. Mariella hatte Angst, und stand so schnell wie möglich auf und bewegte sich einige Schritte zurück, um etwas Abstand zwischen sich und dem auf der Schule berüchtigten Drittklässler zu bekommen. Er war, für einen Norm, recht kräftig und leicht pummelig. Seine Hand hatte er zu einer Faust geballt.

Serafinas Charisma schien bei dem von der Kastanie getroffenen Schläger nicht zu wirken, er musste reagieren – wollte er sich nicht vor der ganzen Schule lächerlich machen. Mariella schluckte und beobachtete die Szene weiter. Serafina war inzwischen vor dem Jungen gelandet. Selbst jetzt sah sie reizend aus und zeigte kein bisschen Angst. Benno schaute sie verärgert an, er war ein wenig größer als die Elfe und Mariella würde schwören das er sogar doppelt so breit war. „Ey, kannst du nicht aufpassen du bitch? Ich zeig dir gleich mal was passiert wenn du dich mit den falschen anlegst.“ Dann schlug er zu. Doch Serafina hatte sich einfach weggeduckt, und selbst jetzt lächelte sie noch. „Ma, ma, mia cara. Non essere così.“ Antwortete sie ihrem Kontrahenten. „Hör auf zu lallen du Spaghettifresserin.“ Benno wurde immer wütender. Er drehte sich zu der schmalen Elfe um sie nun endlich in die Schranken zu weisen. Aber auch der nächste Schlag traf ins Lehre. Serafina war ihm erneut ausgewichen. Mariella hatte Angst um das Mädchen, traute sich jedoch nicht etwas gegen den fiesen Benno zu unternehmen, sie schien ihm zwar auszuweichen, aber wenn er treffen würde, wäre ihre Nase danach sicherlich gebrochen. Benno brüllte seine Wut nun wie ein Raubtier hinaus. Sederick und Gio hatten sich inzwischen aufgerappelt und schauten ihrer Angebeteten zu. Selbst trauten sie sich nicht etwas zu unternehmen. Das war offensichtlich, aber das konnte Mariella verstehen.

Serafina hatte sich inzwischen einige Schritt von Benno wegbewegt und lies sich nichts anmerken. Bisher hatte sie Glück gehabt, aber der Schläger nahm Anlauf und steckte seine Gesamte Energie in den nächsten Schlag. Doch stolperte er und fiel mitten aufs Gesicht. Mariella war verdutzt von der plötzlichen Wendung. Weder sie noch Benno hatten bemerkt wie Mio am Kampfplatz erschienen war, Mariella weil sie zu sehr von der Bedrohung abgelenkt war die von dem Schläger ausging, und Benno, weil er einfach zu wütend war. Mio reagierte allergisch auf abschätzige Bemerkungen über Italiener, zwar wusste er, das seine Freundin Serafina geschickt genug war um den plumpen Angriffen dieses Schulhofprüglers zu entgehen, aber er würde sicherlich nicht abwarten bis einer seiner Freunde Opfer eines Aussenstehenden wurde. Außerdem halfen sie sich ständig gegenseitig. Er mochte Serafina, die einfach süß aussah – aber sie war keines von den langweiligen Mädchen mit denen Jungs nichts anfangen konnten. Sie war sehr gut im Sport, kam auf jeden Baum rauf und hatte immer tolle Ideen was man im Viertel so anstellen konnte. Auch war sie recht temperamentvoll und er konnte sich auch herrlich mit ihr streiten und lachen. Kurz um, sie waren ein gutes Team, auch wenn er einige Jahre älter war als die Erstklässlerin. So lange er konnte würde er auf sie aufpassen. Serafina ging zu Benno und kniete sich neben ihm hin, sie griff in ihr Kleid und hielt Benno ein Taschentuch hin. „Entschuldige bitte das ich dich mit der Kastanie getroffen habe, ich wollte das nicht, controparte caro,“flötete Serafina so liebreizend sie konnte, dann stand sie auf und ging zu Mariella, die immer noch die Jacke im Arm trug. Sie lächelte Mariella an, drehte sich mit einem dankbaren Blick der mehr aussagte als tausend Worte kurz zu Mio um. „Mio, gehen wir nachher zusammen heim?“ Mio lächelte sichtlich stolz:“Wie immer, Serafina.“ Die Elfe drehte sich nun wieder zu ihr. Mariella war nervös. „Oh danke Mariella, das ist aber lieb von dir.“ Mariella reichte ihr die Jacke entgegen. „ Marie, kommst du nachher mit? Mio und ich versuchen Großvater Eis abzuschwatzen.“ Mariella nickte selig und schnell. „Ja...gern.“ Sederick griff nun schnell zu Serafinas Schultasche, gefolgt von einem mit ein wenig Dreck bedecktem Gio, der ab und zu ganz aus versehen Sederick beim Gehen ein wenig anrempelte. Gemeinsam ging das Grüppchen zum Schulgebäude – und ließ Benno, der immer noch auf dem Boden saß und sich das Blut mit Serafinas Taschentuch weg tupfte, allein zurück.

Am Schulhoftor stand Davide, der die Szenerie beobachtet hatte. Der Fünftklässler nickte kaum merklich und wirkte sichtlich zufrieden.

Boston - Fenway 23.5.2075

Serafina schritt den Gehweg entlang, neben ihr stolzierte Melody, die große, weisse Pudeldame, als ihr Comlink vibrierte. Melody schaute auf und stupste Serafinas Hand mit der Schnautze an. Die junge Elfe bewunderte gerade iim Vorbeigehen im Schaufenster ihre frisch gelegte Frisur die ihre Cousine wie mit Feenstaub gezaubert hatte. Eine gerollte hellblonde Locke wippte über ihrer Stirn zum Tackt ihrer fast neuen Pumps. Serafina schaute zu Melody. "Mmh?" Dann schaute sie auf ihr Comlink. 20 uhr green fish in den nord Rox las sie stumm. Sie wunderte sich da es keinen Absender gab. Nach einem kurzen Check bei ihrem besten Freund der sie beruhigte und meinte das sie da ruhig hingehen könne, nickte sie - wer weiss wer da auf sie wartete. Ihr Weg führte sie zunächst ins Familienrestaurant wo ihr Großvater bei einer kühlen Grapefruitlimonade saß und sich mit zwei älteren Herren unterhielt. Sie kannte Beide - Serpentino, ein wirklich eindrucksvoller und sportlicher älterer Herr der seine Karriere in einem kleinen Zirkus geführt hatte und Monti, dessen Armmuskulatur wirklich auch im Alter noch beeindruckend war. „Nonno, mia carissima.“ Dann gab sie ihrem Opa einen im Wechsel drei Küsse auf beide Wangen. Er wirkte entzückt und zeigte mit stolz zu seinen Freunden „Il mio angelo - begrüßt meine Enkelin – ihr kennt sie doch.“ Die beiden Herren begrüßten sie auf überschwenglich italienische Art. Serafina sah das Band das alle Drei verband und erinnerte sich an die vielen Geschichten die ihr Nonno schon als kleines Mädchen erzählt hatte. Einer fehlte in ihrem Bunde, doch stand wie gewohnt, wenn die Drei sich trafen, ein viertes Glas auf dem Tisch. „Schön euch alle zu sehen, ärgert meine Mutter nicht zu sehr, sonst tut sie euch noch zu viel Pfeffer in die Soße.“ Monti lachte, seine tiefe Stimme lies ihn symphatisch wirken. Ich bin heute abend noch einmal weg, ich lass euch Melody da. Ihr Großvater sah auf den Pudel und schniefte kurz einmal mit der Nase.“So viel Hunger haben wir dann doch nicht.“ „Nooonno....“ Komm Melody, die machen dir sowieso nur dein Fell voll mit Tomatensoße.“ die Männer schauten dem Mädchen hinterher, als sie das Restaurant wieder verlies und wendeten sich dann wieder einander zu. Serafina wirkte nachdenklich als sie den kurzen Weg zu ihrer Wohnung in Angriff nahm. Es war kaum ein abendlicher Besuch von ihrem Nonno ohne eine Geschichte von damals gewesen. Ihr Großvater hatte, als er jung war, eine eindrucksvolle Karriere in Angriff genommen. Die vier räumten zu ihren Spitzenzeiten die besten Juweliere aus. Damals, als alles noch anders und viel einfacher war und die Bäume noch grüner waren und sie barfuß durch den Schnee laufen mussten. Die vier machten alles zusammen, bis die Bäume plötzlich nicht mehr grüner waren...bei einem ihrer Coups war Loreno unvorsichtig geworden. Die Geschichte war in ihr Hirn eingebrannt – so oft hatte sie sie gehört und sie hatte Mitleid mit den Vieren. Mangelnde Vorsicht und grenzenlose Selbstüberschätzung hatten seinen Spieltrieb erwachen lassen als vor dem Geschäft ein Wagen der Bullen auf Patrouille auftauchte. Eigentlich wollte er ihnen nur ihre Überlegenheit beweisen ….doch der Siegerpokal ging an die Polizei, ihr Schlagstock auf sein Genick und ihre besten Kugeln direkt in seine Nieren. Sie hatten ihn nicht einfach nur gestoppt, nein - sie haben ihn geschlachtet. Die Drei konnten sich in Sicherheit bringen und waren einfach nur geschockt gewesen. Ihr Großvater hatte jedesmal Tränen in den Augen, schliesslich waren sie untereinander wie Brüder gewesen. Die Verbundenheit der Männer hatte Serafina schon als Kind sehr bewegt und es entstand in ihr eine tiefe Verachtung für die „Männer des Gesetzes.“ Sie versprach ihrem Großvater, während sie auf seinem Schoss saß damals alles zu tun um besser als ihr Freund zu werden und ihm zu helfen. Der Aber hatte über ihren Kopf gestrichen und geschwiegen. Doch hatte er seine Enkelin an die Arbeit herangeführt. Er führte einen Schlosserei und Elektronikbetrieb, wo er sie später dann auch ausbildete. Serpentino und sein Sohn Leonardo führten eine kleine Kletter- und Sporthalle in Boston, wo sie sich regelmäßg fit hielt. Die Schweren Gedanken begleiteten sie die Treppe hinauf bis in ihre Wohnung wo sie Melody frei lies, die sich direkt in ihr Körbchen plazierte. Mio sagte sie solle sich nicht zu aufreizend anziehen, das Viertel war nicht gerade der Ort wo sie sich normalerweise aufhielt. Aber sie war neugierig.

Boston - Nord Rox 23.5.2075
Serafina saß am Tisch und schaute auf die Fremden die um sie herumsaßen. Die Zwillinge sahen wirklich gut aus, wobei einer der Beiden deutlich symphatischer wirkte. Doch sahen sie sich Beide zu ähnlich, so dass dies wohl das Einzige Unterscheidungsmerkmal gewesen wäre – doch leider hielt der Eine der Beiden die ganze Zeit über den Mund und der andere widerstand jedem ihrer Versuche, sich einander Bekannt zu machen. Nun gut – sie hatte gelernt das man das Buch nicht nach dem Cover beurteilen sollte.

Wer weiss warum sie so distanziert waren, sie war solch ein Verhalten nicht gewohnt. Sie war überwältigt von der Situation – dieser Michael war ein Mitglied der Familie Morelli, sie hatte natürlich schon viele Gerüchte gehört, und es war ihr eine Ehre für sie zu arbeiten. Diese Familie schien wirklich etwas von Ehre zu verstehen und sie würde sehr viel lernen können.
Die anderen Anwesenden dagegen stellten sich ihr vor. Der Kleine Gnom war ein Magier und war irgendwie niedlich und auch kooperativ. Der Andere stellte sich ihr Ebenfalls vor und nannte ihre Stärken. Einer der beiden Zwillinge nannte nur Matrixarbeit und ähnliches wie Umgang mit Menschen … nun, wenn sie so gut mit Menschen arbeiten konnten, warum hatte er dann einfach keine Manieren. Die junge Nächtliche hatte wohl auch schnell genug von der Warterei und beschloss schon einmal auf eigene Faust sich den Club anzuschauen in dessen Dunstkreis sich unsere Zielperson befand.

Der Erste Auftrag war schneller Zuende wie gedacht und wurde zu Michaels Zufriedenheit ausgeführt. Wir bewegten unsere Zielperson dazu seine Schulden bei Familie Morelli zu begleichen und uns wurden Folgeaufträge versprochen.

Nun aber ab zu Melody, die wartete bestimmt schon an der Türe auf sie. Morgen würde sie zu Mio fahren ...

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Boston - Aussengebiet 20. April 2075


„Padre nostro, che sei nei cieli, sia santificato il tuo nome venga il tuo regno,.......... Leon … hast du den Fallschirm auch wirklich noch einmal überprüüüüüüüüü.......“ Serafina fiel...gekleidet in einen schneeweissen Anzug und einem gleich farbenen Rucksack auf dem Rücken. Die Metallteile an ihr blitzten in der Sonne auf, die langen weiß-blonden Haare flatterten über ihr im Wind. Sie schrie vor Euphorie. Ihr Blut geriet in Wallung - ihr Herzschlag raste vor Vergnügen.
Sie kannte Leon schon ewig – er war charmant, gut aussehend - und der Typ mit dem man Pferde ….nun ja... Juwelen stehlen konnte. Er hatte sie schon oft so hoch hinauf mitgenommen. Ihre Großmutter schimpfte jedes Mal wenn sie ihr davon erzählte.“ Mia Madonna ... eine Serafin gehört IN den Himmel, sie fällt nicht hinunter wie eine teuflische ---unheilige Gestalt...“ Unheilig fühlte sie sich gerade wirklich nicht, sie spürte sich lebendig wie noch nie. Das Blut pochte in ihren Ohren und sie gab sich der Geschwindigkeit und der Lust hin die in ihr schwelte und hinaus brach. Der Wind fuhr ihr über die Haut des Gesichtes und sie spürte das Flattern ihrer Haare, die Arme hoch hinauf gehalten, den Kopf nach hinten in den Nacken. Der Thrill weckte ihre Lebensgeister, Zelle um Zelle – Blut und Geist. Sie fiel und fiel. Dann öffnete sich der Schirm und sie schwebte sanft hinunter, das Rasen ihres Blutes wurde langsamer und langsamer...Sie atmete aus und ihre Augen hatten diesen ganz besonderen – entrückten Glanz.

Sie sah den Boden immer näher kommen. Die Wirklichkeit hatte sie wieder, aber das war es was sie gebraucht hatte. Ein Ruck und ihre Füße spürten den Boden ...sie lief und nahm den Schwung bis sie schließlich in den Himmel schaute und die Wolken betrachtete.
Als sie schließlich eine Hand an ihrer Schulter spürte drehte sie sich um, schaute in Bergbach-Blaue Augen. Sie drehte sich um und küsste den Mann aus einem inneren Impuls heraus – lang und endlos kam es ihr vor. Doch dann wurde ihr gewar was sie dort eigentlich tat. „Um......entschuldige. Bit.....“ Sie lachte und lachte. Mio schaute überrumpelt in ihr Gesicht und lachte dann kurz auf. „Mio, mein Mio ….lass uns heute Abend tanzen gehen.“ Mit diesen Worten befreite sie sich von dem Schirm und machte sich daran ihn einzupacken. Mio starrte auf die Rückseite seiner Freundin die er nun schon so lange kannte und sie war immer noch gut für Überraschungen. Dann schüttelte er verdattert den Kopf. „.....Frauen....“

Boston – Rox 28.5.2075
Die Schritte waren fest und direkt - nicht laut - und verliefen im Rhythmus eines unerbittlichen Metronoms das tief in Serafina verborgen schien. Sie trug einen schwarz-matten Lederanzug mit einem windschnittig gehaltenem Helm. Die Figur war sehr weiblich, doch verhießen ihre Körperhaltung sowie die Art ihrer Bewegungen nichts Gutes für den durchschnittlichen Squatter der auf Ärger aus war. Die Gestalt wirkte zu selbstbewusst und katzengleich für den Ende zwanzig Jährigen Punk, der es sich auf der Mülltonne bequem gemacht hatte und sich an seiner Soybier-Flasche festhielt. Es würde ihm zu viel Ärger bereiten – sie wirkte nicht wie seine anderen Opfer – die, die sich verstohlen an ihm vorbei zu drücken suchten und so taten als ob sie ihn nicht wahrnahmen. Oh sie taten es - und ihre Angst und ihr Unbehagen brachten ihm seinen Stolz zurück und er fühlte sich für einige Minuten als König der Raubtiere. Mit ihr war es anders, und er war es, der nun hoffte nicht wahrgenommen zu werden.

Serafina schritt durch den smokig-gelben Stadtteil Bostons. Ihr Bike hatte sie ganz in der Nähe ihres Zielortes abgestellt. Die drückende Hitze war kaum zu ertragen unter dem Helm und der heißen Motorrad-Kombi. Doch half ihr der Helm den giftigen Gestank aus ihren Lungen zu lassen – so schritt sie ein kurzes Stück durch die Häuserschlucht der kaum intakten Gebäude, die die Blüte ihres Lebens schon Jahre hinter sich gelassen hatten. Plaststahl-Bauten – besaß man Phantasie, lies sich der Geist des früher aufstrebenden Arbeiterviertels spüren. Doch jetzt bevölkerten wilde Hunde und Squatter die Gegend – lungerten um Mülltonnen herum und stritten sich um fort geworfene, soyhaltige, Essensreste. Schließlich stoppte sie neben einem schwer einsehbaren Häusereingang, in dessen Nähe eine kleine aber voll gemüllte Bucht einige Ratten beheimatete die ihr Heil in der Flucht suchten als sie sich näherten. Mit eingeübten und geschickten Bewegungen nahm Serafina ihren Rucksack vom Rücken und stieg in fließenden Bewegungen aus ihrer Kombi. Darunter kam ein schwarz-weißepunktetes Kleid aus Knitterfreiem Stoff zum Vorschein – lediglich die Sythlederstiefel verblieben und wurden flux durch den Reißverschluss wieder geschlossen. Die Kombi wurde zusammengerollt und in den geräumigen Rucksack gestopft. Das Kleid war, wie von Mio empfohlen, nicht zu knapp – aber durchaus weiblich. Sie zog den Helm aus und richtete ihre Frisur mit geübten Griffen. Dann schritt sie die wenigen Meter zurück zu Ihrem Bike, am Squatter vorbei, der lediglich den Helm wiedererkannt hätte – wenn sein Blick nicht von ihrer Gestalt abgelenkt gewesen wäre. Er war von der Mülltonne gesprungen, hatte sich schief grinsend durch sein fettiges Haar gestrichen und freute sich schon auf eine schnelle Nummer. Serafina, die ihren Helm abzog und ihn zusammen mit dem Rucksack im Case des Bikes verstaute, hatte ihn durchaus bemerkt, doch wollte sie keine unnötige Zeit damit verschwenden den langsam näher kommenden, dreckigen Punk zu offensichtlich zu beachten. Das würde ihm nur die unnötige Sicherheit verschaffen sie als leichtes Opfer zu sehen. Diese Gegend war ekelhaft aber sie wusste, dass sie sich hier nicht als Opfer präsentieren durfte. So blieb sie in ihrem inneren Rhythmus - und da war es wieder, dieses innere Metronom, das ihr half in diesen Situationen Ruhe zu bewahren. Sie drehte sich mit einer fließenden Bewegung um und starrte an dem noch einige Meter entfernten Punk so selbstbewusst vorbei wie sie konnte. Körpersprache konnte so vieles bewirken. Ihre Haltung gerade, das Kinn leicht gehoben, die Augen geradeaus, schritt sie an dem stinkenden Kerl vorbei der trotz ihres für ihre Verhältnisse eher dezentem Kleid, allzu fokussiert auf sie schien. Doch rotzte er weder auf den Boden noch traf seine Hand die sich nach ihr streckte auf ihren Arm, denn sie wich ihm aus, und ging ohne ihm anscheinend Beachtung zu schenken auf die Einstöckige Fassade des Eight Balls zu, dessen grün-rote, dreckige Bundglasscheiben nicht unbedingt auf den Standard hinwiesen, den sie gewohnt war, denn das Restaurant ihrer Familie trug ein deutlich gepflegteres Antlitz. Der Squatter blickte ihr einige Sekunden hinterher. „Schlampe..!“ murmelte er um sein Ego zu streicheln, kurz darauf traf die Öffnung der Bierflasche auf seine Lippen und leicht schwankend drehte er sich, um zurück zu seinem kleinen Königreich zu gehen. Er lehnte sich wieder gegen den Container und versuchte seine Niederlage weg zu trinken. Serafina betrachtete das Bildzeichen des Kneipenlogos – eine liegende Acht deren Punzen mit Glühbirnen gefüllt waren - und war froh diese Situation heil überstanden zu haben. Die Bierfahne schwelte immer noch in der Luft und paarte sich mit dem giftigen Gestank der Umgebung. Eiligst betrat sie das Lokal und schloss die schmale Türe hinter sich. Ihre Lippen formten sich zu einem reizenden Lächeln, innerlich pochte ihr Herz, doch es beruhigte sich als die Türe hinter ihr ins Schloss fiel. Es war wie eine zweite, künstliche Persönlichkeit die sie wie ein Kleidungsstück – oder eine zweite Haut, übergezogen hatte. Die freundliche junge italienische Frau schritt über den schmutzig schwarz-weiß gekachelten Fußboden, der eine Patina aus Erinnerungen an wochenlangen Kneipennächten trug. Er klebte.

Ihr Blick traf auf acht mehr oder weniger gebrauchsfähige Spieltische, doch blieb er schließlich an dem geschäftigen Ork hängen, der hinter dem Tresen stand und bemüht schien, die Konzentration an Dreck auf den schmutzigen Gläsern durch seinen nicht gerade sauberen Lappen zu erhöhen. Sie lies sich ihren Ekel nicht anmerken. Schließlich traf ihr hübsches Lächeln auf den wichtigsten Gast des Etablissements, der sich am hintersten Spieltisch leicht auf einen Billard Queue stützte und ihren Gruß verbal erwiderte. Sein Kopf war durch einen Hut bedeckt, sein gut geformter Körper durch einen billigen Anzug verunstaltet. „Guten Abend Herr Varani.“ sagte sie zu ihm, es folgte ein liebreizendes und ehrlich gemeintes Lächeln. Dann begrüßte sie die übrigen Herrschaften, die ihr von ihrem letzten Auftrag schon bekannt waren und offensichtlich ebenfalls her gebeten wurden. Selbst das unkommunikative Zwillingspaar bevölkerte den Raum. Würden sie sich ein wenig freundlicher geben, würden die beiden Elfen durchaus als passable Männer durchgehen. Beide sahen sich zum verwechseln Ähnlich - dazu formte sich in ihr eine Idee die sie wohl später verwirklichen würde – nun war für so etwas keine Zeit. Knut sah fast ein wenig niedlich aus, doch sie würde sich davor hüten, Personen danach zu beurteilen wie sie aussahen oder sich gaben – spielte sie doch Selbst ein Spiel. Maria war ebenfalls schwer ein zu schätzen, aber bevor sie sich noch weitere Gedanken machen konnte erklärte Herr Varani ihnen wozu sie überhaupt hier waren.
Ein Herr der seine „Schnauze“ weit aufgerissen hatte sollte abgestraft werden damit er, samt seinem Gesocks Michele nicht auf der Nase herum tanzen. Der Kerl hießIgor Blowowski und sollte für ein wenig Geld auf kleinere Läden aufpassen. Doch ging er wie ein Gockel, mit dem Namen seines Arbeitgebers, bei Jedermann hausieren. Damit dies aufhörte sollten wir ihm und seinen Gangmitgliedern eine Lektion verpassen. Eine von denjenigen, die nicht unbedingt subtil darauf hindeuteten, das diese Vorgangsweise, würde sie weitergeführt werden, zu weiteren, drastischeren Schritten führen würde. Das Exempel sollte am Anführer statuiert werden. Erst fangen, die Zunge abschneiden und schließlich seinem Vize, vorzugsweise von innen, an die Türe nageln. Ja und die Zeit tickte, Eile war angesagt.

Serafina musterte Michele. Seine Augen waren faszinierend, seine Haut geschmeidig und er roch so gut. Kaum merklich lächelte sie ihn einmal etwas allzu vielsagendem Blick an. Sie war es gewohnt, sich in ihrem Viertel freundlich und offen zu geben. Das italienische Blut tat sein übriges und sie spürte ihr Herz pochen. Sie hatte seinen Duft in der Nase – Micheles Pheromone taten ihren Dienst zum unmöglichsten Zeitpunkt, nämlich genau in diesem Moment. Doch Michele blieb professionell freundlich. Sie war nicht beleidigt, und beruhigte Ihr Blut wieder das so schnell in Wallung geraten war. Er gefiel ihr und so schnell würde sie ihn nicht aufgeben. Sein Gesicht war sehr vorteilhaft geformt – es erinnerte sie an diese religiösen Darstellungen des Erzengels Michaels auf den Gebetsbildchen die im Kirchen-Gesangbuches ihrer Großmutter lagen. Nur fehlte das Flammenschwert. Serafina musste selbst leicht Grinsen und hoffte das es Niemand bemerkt hatte. Aber es war nichts für das sie sich schämen musste. Sie waren nun Teil einer Familie, einer von dieser Art Großfamilie in der es diesen unverschämt gutaussehenden, älteren Großcousin gab, auf den man ein Auge warf um ihn schließlich, zunächst heimlich, auf einem von diesen Wein haltigen Familientreffen, im Hinterzimmer anzuhimmeln und dann zu vernaschen. Es würde in der Familie bleiben, er war nicht einfach ein namenloser Auftraggeber der Schatten. Doch es war Zeit aufzubrechen und die Arbeit zu erledigen.

Nachdem sie sich umgezogen hatte, nutzte sie die vorher verabredeten zwei Stunden um sich verborgen in den Schatten im Viertel um zu schauen. Es galt heraus zu finden wo sich die Gang befand und was sie trieb. Es gab einen Hinweis auf einen möglichen Aufenthaltsort der Gang:
ein paar Straßen weiter vom Eight Ball entfernt, in Richtung South End – zwei Blöcke weiter links abbiegen, dann würde sie an zwei Elektroläden und einen Soyladen kommen, die Igor und seine Gang „beschützten“. Die Beschreibung war deutlich: Er war ein 1,80 Meter großer Ork mit braunen Haaren. Seine Hauer beidseitig gesplittert, trug er meistens seine abgewetzte Lederjacke.
Die Zwillinge würden sich wohl wieder in der Matrix herum treiben. Wahrscheinlich waren sie so unfreundlich, weil sie vergessen hatten wie es ist, sich in der Realität zu bewegen. Sie waren einfach sozial ungeschickt weil sie es schlichtweg verlernt hatten, mit Anderen um zu gehen. Sie taten ihr leid. Der eine schien ständig Abwesend, der andere eher abschätzig – oder war es umgekehrt? Die Beiden sahen sich einfach zu ähnlich – sie würde die Bewegungen der Beiden studieren, auch Zwillinge waren in ihrem Wesen nicht wirklich gleich, vielleicht waren es kaum merkliche , unterschiedliche Charakterzüge an denen man die Beiden unterscheiden konnte, würde man sie nur ein bisschen näher kennen lernen. Doch das würde wirklich viel von ihr abverlangen, es gab genügend freundlichere Männer mit denen man seine Zeit verbringen konnte – aber auch das war ein Teil der Pflichten die das Zusammenleben in einer Familie mit sich brachte. Akzeptanz. Und sie würde Beiden eine Chance geben. Vielleicht würde die Schale geformt aus Arroganz und Zurückgezogenheit mit der Zeit dünner werden. Knut und Vincent waren eher angenehme Zeitgenossen, Maria glich eher einem scheuen Reh das zudem recht flink war. Sie selbst ließ ihre quirlige Art hinter sich sobald sie die Schatten der Straße betreten hatte. Ruhig und überlegt schlich sie zielstrebig die Ladenfassaden entlang, bis sie schließlich Motorenlärm gewahr wurde der die sich nähernden sieben Motorräder, wie ein Herold mit seinem Zeremonienstab, ankündigte. Sie verblieb in den Schatten und beobachtete die vorbei fahrenden Gestalten. Besonders auffällig war eine Frau mit leuchtenden, blauen Streifen, ein großer Troll mit schwarzen Haaren in T-Shirt und Shorts, ein stämmiger Zwerg mit Vollbart in Lederkombi und schließlich der gesuchte Ork. Die Gegend war dominiert durch Gebäude mit drei oder vier Etagen und Flachdächern auf denen man gut laueren konnte. Doch hätte sie eines der Gebäude betreten müssen, die Fassaden waren selbst für sie zu glatt um hinauf zu klettern und es hätte ein unnötiges Risiko bedeutet, genauso wie das betreten der Häuser in denen sie nichts verloren hatte. Sie hatte keine Zeit um plötzlich auftauchende Bewohner zu beruhigen die sich wunderten das sie durch ihr Wohnhaus stromerte. Keine Zeit für Ausreden – die Straßen boten genug Deckung und schließlich konnte sie, dank Seans schneller Information, eine KFZ Werkstatt ausmachen die sich sogar eine Sicherheitsdrohne leistete. Aber ein Blick auf ihr Comlink sagte ihr, es war Zeit zum Treffpunkt zurück zu kehren und die Informationen wurden zusammen getragen und es wurde sich beraten. Es folgte ein erfolgreicher Zugriff in einem Gebäude, in dem sich die gesuchte Person, schlafend - mit weiteren sechs Personen im Raum, befand. Knut erwies sich als praktisch veranlagter Arzt und brachte uns das gesuchte Stück Fleisch. Serafina war reichlich angeekelt, Vincent schien das Ganze nichts auszumachen und langsam kamen doch recht brutale und kalte Charakterzüge zum Vorschein.

Schließlich landete Serafina, und auch später Maria samt einer sauber abgeschnittenen Zunge am Wohnhaus der Vice an. Die Türen waren für Serafina beide leicht zu öffnen und die Zunge brachte Maria mittels handwerklichem Geschick mit einem Nagel leise an der Innenseite der Türe an. So leise wie Beide gekommen waren, verschwanden sie auch wieder und der Auftrag war erfüllt.

Irgendwann kam Serafina daheim an und sorgte übermüdet dafür, das ihre Pudeldame Melody sich erleichtern konnte. Anschließend wusch sie sich, hängte ihre Kleider wieder auf und verstaute ihre Sachen, bürstete fein säuberlich ihr Haar und legte sich schlafen.

Ü16

Boston Fenway - 30.5.2075

Das Prasseln des Wassers auf die nackte Keramik war der Klang des Rausches der den Augenblick beschrieb. Die Luft war feucht und bildete einen feinen Hauch auf dem transparenten Plexiglas.

Die Struktur des Nebels umhüllte die Gestalt deren weiche Kurven vom fallenden Wasser umschmeichelt wurden. Die Luft war drückend schwül und es haftete ihr ein Duft von schweren Blumen an. Der Körper bewegte sich in fließenden Bewegungen unter den wohl geleiteten Wassermassen die hoch über ihrem Kopf aus einem Edelstahlschlund schossen. Ein Arm befreite sich sachte aus dem direkten Schwall des Wassers und wanderte in Richtung der Duschwand, die milchig weiß von Wasserdampf bedeckt war. Das Wasser floss von der Hand, die nun leicht erhoben sich der Wand näherte, über die nun klamme Haut, hinunter in die Beuge des Ellenbogens - um sich schließlich seinen Weg über ihren Oberarm zu ihren Schultern zu suchen.

Die Finger trafen nun auf den feuchten Wasserdampf wie ein Pinsel auf die Leinwand und zeichneten die Kontur eines Kopfes, dann folgte ein Hals und Schultern. Der Zeigefinger verblieb auf dem warmen Plexiglas als sie ihren Kopf in den Nacken legte, die Augen schloss und schließlich das Prasseln des warmen Wassers auf ihrem Gesicht spürte. Dem Finger folgte nun die Handfläche, und übte einen leichten Druck gegen die Scheibe aus. Die andere Hand legte sich auf ihren Bauch und glitt über die Feuchtigkeit hinab zu ihren Schenkeln. Dann spürte sie die Sonne, die heiß und prall am Horizont erschien, sie spürte nun den Widerstand der geistigen Gestalt die sich vom festen Glas gelöst hatte und sie an sich zog. Auch spürte sie das Beben der Lenden die sich fest an sie pressten und auch die Arme die sich über ihre Schultern legten und sich ihren Weg durch das nasse Haar suchten. Der schwere Duft der in der Luft hing änderte kaum merklich seine Note und vermischte sich mit etwas Fremden, das um die Dominanz kämpfte.

Sie wurde an die Rückseite der Duschkabine gestoßen und das Wasser floss nun Sturzbach ähnlich über Beide Körper die um die Vorherrschaft kämpften bis die Sonne einer Supernova gleich explodierte.

Serafina lies sich an der Rückwand hinunter gleiten bis ihr Po auf das angesammelte Wasser des Beckens traf und ihren Unterkörper wohlig warm empfing. Ihre Hand legte sich nun eng an ihre Weiblichkeit, ihr Kopf legte sich leicht zur Seite. Die Lippen lächelten leicht erschöpft und formten ein Wort. „Michele ...“

Boston Fenway, 3.Juni.2075

Akt 1
Es plätscherte auf Serafinas gut geschnittenen Kunststoff Regenmantel.

Das Schöne an den Wassermassen, die gerade aus den Schleusen des Himmel auf die Stadt herab rasten war, dass sie den Gestank der Metropole eindämmten. Die Smog Warnung war schon vor Stunden aufgehoben worden, und der Nachmittag versprach zumindest, mit seinen 19°C nicht allzu kalt zu werden. Die Regenstiefel der jungen Dame verdrängten das Wasser, welches sich in kleinen Seen auf dem Gehsteig, in rasende Flüsse in Richtung Abwassersystem wandelten. Die Schritte wurden immer schneller und wurden zu weiten Sprüngen, sobald die Pfützen allzu tief wurden – dann verschwanden die elegant geformten Gummistiefel vom Pflaster und ein blechernes Geräusch tat triumphierend Kund, dass Serafina erst einmal in sicherer Entfernung vom Wasser der Straße war. Das Blech gehörte zu einem Linien Bus, der die Elfe ein Stück näher nach Canmore bringen sollte, der Bezirk war nicht weit entfernt, doch bei diesem Wetter bevorzugte die junge Frau deutlich den Bus. Ihr Comlink hatte ihr mitgeteilt, das sie wieder auf Michele treffen würde, so war ihre Laune deutlich besser als heute Morgen, als sie mit ihrem Hund auf die Straße musste, und beide, erst nach einer halben Stunde wieder zuhause gewesen waren – wie zwei begossene Pudel - wobei die hübsche Hundedame am Besten mit dem Zustand klar gekommen war. Jedenfalls- es sollte auf gehobene Kleidung geachtet werden, das war zumindest ein Lichtblick nach der Tristess des Junitages – dann verließ sie den Bus auch schon wieder, Beaken – Ecke Herfortstraße war ihr Ziel, das sie rennend zu erreichen suchte.

Fenway war das kulturelle Zentrum Bostons, befragte man vor allen dessen Bewohner dazu. Studentisch geprägt, lud das Viertel zu kreativen Höhenflügen und vergeistigtem Musikgenuss. Es gab Opern, Theater und Kunstforen in Hülle und Fülle – bei besserem Wetter wäre der Park ein guter Ort gewesen um zwischen Skulpturen und wechselnden Kunstinstallation Lust zu wandeln. Der Bürger, der hier durch die Straßen spazierte, fand sich in illustrer Gesellschaft von Streife fahrenden Knight Errant Angestellten, die ein Blick auf die Sicherheit der Gegend warfen und das Verkehrsnetz war wirklich gut ausgebaut.

„Natürlich, ist ja klar, ich komme wieder als Letzte, aber das Beste kommt bekanntlich zum Schluss.“ dachte sich Serafina, die an der Ecke Herren Varani und ihre anderen Mitstreiter vorfand. Sie grüßte freundlich, hatte sogar ein Lächeln für Sean und Mario übrig. Sicher und einigermaßen trocken, ging sie unter Ihrem Regenschirm, zusammen mit den Anderen zum Haus der bildenden Künste, wo ein Freund Micheles auf die kleine Gesellschaft wartete.

Es gab dort zwei Säulen im mit Parkettimitat verlegten Innenbereich und einen Tresen der wohl zum Kartenverkauf gehörte. Michele verschwand kurz, nur um bald darauf mit seinem traumhaften Lächeln zu verkünden, das die illustre Gesellschaft sich das hier gegebene Theaterstück anschauen dürfte bevor sie den Freund ihres Capos treffen würden.

Laut Reklame, wurde das Stück Pagliacci von Ruggero Leoncavallo gegeben. Ein Stück nahe der Realität. Ein gehörnter Ehemann tötet seine Frau und ihren Galan. Bei dem Stück ging es um ein Spiel zwischen Schauspiel und Realität. Zu ihrem Schrecken turnte ein Clown auf der Bühne herum, etwas in Serafinas Magengegend verursachte einige Stiche, doch schaffte sie es, die Gefühle der Angst wieder tief in sich zu verstecken und verbannte jegliche Erinnerung so weit weg von sich wie sie nur konnte. Das, was damals geschehen war, lies sie noch heute erschauern. Aber sie erinnerte sich wo sie war, und gab sich nicht die Blöße eine Seite von ihr preiszugeben, die Niemanden der hier anwesenden etwas anging. Das Stück war herrlich und einige aus dem Publikum waren zu Tränen gerürt – es gab „standing ovations“ bis die Darsteller schließlich hinter dem Vorhang verschwanden – und auch Michele schien mit dem Stück zufrieden. Serafina nutzte die Gelegenheit um die Atmosphäre des Theaters tief in sich aufzunehmen. Es roch nach Glamour und einer anderen Welt.

Nach einer Weile kam ein etwa 1.78cm großer, gut gekleideter freundlich wirkender Mann auf die Gruppe zu. Mit einem "Michele mein Bruder komm an meine Brust" begrüßte Gonzo Virelli erst Michele, dann mit einem sympathisch wirkenden Lächeln auch die Anderen. Es stellte sich schnell heraus, das er der Intendant des Theaters war und offensichtlich zur Familie gehörte. Er kümmerte sich wirtschaftlich und organisatorisch – wie auch künstlerisch um das Theater und hatte Arbeit für uns. Serafina war voller Euphorie und Tatendrang.Nachdem sich alle vorgestellt hatten erklärte er seinen neuen „Mitarbeitern“ was sie zu tun hatten. Sie sollten etwas für die Familie tun, 20 Stunden in der Woche im Hintergrund des Theaters agieren und sich nützlich machen. Serafina schlug vor ihre Kenntnisse in der Elektronik für die Sicherheitstechnik des Theaters zu nutzen. Offensichtlich zum Missfallen einer der beiden Zwillinge.

Serafina hatte das Stück gekannt das heute gegeben wurde, es hatte sie schon einmal sehr nachdenklich gemacht, sie liebte die Theater ihres Viertels und auch dieses hier war ihr nicht fremd.
Schauspiel war genau das Element indem sie sich wohl und sicher fühlte. Die Realitätsdichte des Stückes hing davon ab, wie sehr sich der Zuschauer verleiten lies, sich im Spiel der Darsteller zu verlieren. Etwas was sie bisher recht gut beherrscht hatte, doch einer der beiden Zwillinge machte es ihr doch fast ein wenig schwer mit seiner Missgünstigen Art, doch hatte sie sich nicht dazu verleiten lassen, sich ebenso unzivilisiert ihrem Gegenüber zu geben wie er es getan hatte. Warscheinlich kannte er das Stück und fühlte sich an seine eigene Geschichte erinnert – seine Freundin war ihm fremd gegangen weil sie es mit ihm nicht mehr ausgehalten hatte – und nun schob er einen Hass auf jede recht ansehliche Frau. Er tat ihr fast leid, aber sie war nicht hier um sich über ihn zu ärgern – vielleicht würde sie ihm später einmal einen Therapeuten empfehlen, sie würde sich erst einmal umhören müssen. Das Stück ist in einem Blutbad geendet, sie schätzte Mario...oder war es Sean – ebenso psychisch labil ein – es hätte sie nicht gewundert, wäre er auf seiner Highshool Amok gelaufen. Sie musste grinsen. Aber solche Persönlichkeiten neigten zu abschätzigem, arrrogantem Verhalten um sich dahinter zu verstecken, und sie wollte nicht ,das er die Familie durch seine offenbaren Komplexe gefährdete – darum reagierte sie mit einem kurzen leicht verwunderten Blick, als auch einem Lächeln auf seine Stänkereien vor ihrem Vorgesetzten. Sie hätte ihm zumindest etwas mehr Stil zugetraut, aber auch sie konnte sich irren, das wusste sie.

Eine Führung durch das Theater durch den Intendanten selbst zeigte das Theater von seiner besten Seite. Überall verweilten und gingen begeisterte Zuschauer, von denen wohl 500 bis 600 in den Saal passten, der Orchestergraben war wie oft üblich, vor der Bühne versenkt. Die Bühnentür führte zu Requisiten und Umkleidekabinen. Einer der Räume war duch ein Magschloss gesichert und mit der Beschriftung „Sonderrequisiten“ beschriftet. Er war recht geräumig mit seinen 5 x 8 Metern. Alte Terminals, Stühle und Requisiten füllten den Arbeitsbereich, den Gonzo für seine neuen Untergebenen vorgesehen hatte. Die Aufgabe sollte es sein, die Comlinks der Gäste zu überprüfen um an deren SINs zu gelangen, die Sicherheit des Mafiabereiches des Theaters zu gewährleisten in dem sie sich der Sicherheitscrew anschlossen und sollte Zeit dazu frei sein, nach eigenem Ermessen den technischen Ablauf des Theaters zu unterstützen. Die Magier durften sich, soweit sie dazu befähigt waren, an der Bühnenschau beteiligen.

Serafina schaute zu Mario und Sean, die sich Mühe gaben sie möglichst doof da stehen zu lassen, indem sie behaupteten sie hätte etwas über ihre angebliche Matrixfähigkeiten fallengelassen. Wiedereinmal fassungslos starrte Serafina die beiden identisch aussehenden Zwillinge an und bewunderte deren Bissigkeit, die sie an kleine Kampfterrier erinnerten die sich an Hosenbeinen fest bissen. Sie beschloss das es erst einmal unnötig sei, die Beiden sozial auseinanderhalten zu können, da sie sich an mangelndem Sozialverhalten in nichts nach standen. „Hättet ihr mir zugehört, wüsstet ihr, dass ich von Sicherheitstechnik geredete hatte ...“ Die hübsche Elfe seufzte wieder innerlich. Sie fand es sehr schade, das die Beiden dieses Verhalten nötig hatten – denn schliesslich waren sie in ein und derselben Familie. Aber vielleicht würde sich das bald ändern, die Hoffnung passte schließlich als Protagonistin in das Theater – doch hoffte sie auch, das die Beiden Pandorras Box geschlossen halten würden. Lächeln – die schönste Art dem Gegner die Zähne zu zeigen.

Schließlich wurde das Team den Technikern und Bühnenangestellten vorgestellt bevor es in Richtung Loprestipark gehen sollte.....

Boston, immer noch 3.6.2075

Akt 2

„19 Uhr, Loprestipark in East Boston. Das jedenfalls ist unser Ziel. Die Zwillinge fragen Anwesende ausser mich ob sie mit ihnen in ihrem Fahrzeug fahren – ausser mich, was mich nicht überrascht. Die subtile Art der Zwillinge mir zu sagen das sie meine Mitarbeit nicht wertschätzen, steigert einerseits mein Mitleid für den Kleingeist der Zwillinge – darüber hinaus weckt sie aber meine Besorgnis, da es sich hier nicht unbedingt um professionelles Handeln geht. Im Ernst, wir alle kennen diese Art von Kleinem Jungen, der in der Schule von den Coolen Kids gemobbt wurde. Diese stetigen Stiche in ihr Selbstwertgefühl formen dieses große Monstrum, welches sie von innen heraus auffrisst. Nur, dass ich nie eine der Mädchen war, die mit Anderen derart umgegangen ist, also muss ich die Suppe für Miss Luisa Worcester und Mister Leroy Pickels, und wie sie alle heissen, auslöffeln. Selbst Benno war nur so fies gewesen, weil Louisa ihn schon damals in der Grundschule abblitzen gelassen hat, ja er hat sogar seine Hose hinunter gezogen weil sie es ihm gesagt hatte – sie hatte ihm einen Kuss versprochen, statt dessen hat sie ihn photographiert und es überall verbreitet und dazu geschrieben das die gelben Flecken an seiner Hose....nunja ...war es nicht, es war ein Orangenslushy gewesen das sie ihm vorher darüber geschüttet hatte. Sie hat die Geschichte einfach besser verkauft mit ihrem süßen Gesicht. Danach war benno nicht mehr der Gleiche, sein Image war dahin, aber er war stark und groß und die Stelle als Schulhofabzocker war noch frei. So fallen wir alle in die Rolle hinein in die wir nicht planen zu schlüpfen. Sean, oder Mario – wer auch immer gerade von beiden in unpassenden Momenten ihr Gift verspritzen, projezieren ihre persönliche Louisa auf mich. Vielleicht ist es an der Zeit dass zu tun was ich damals nicht getan habe, und etwas freundlicher zu unseren „Schulhofratten“ sein – vielleicht verlieren sie irgendwann ihre Komplexe und beißen mir nicht mehr in die Wade. Aber warscheinlich sitzt dieses kleine Monster namens Selbsthass schon zu tief als das es viel bringt, aber ein Lächeln kostet nicht viel – ich mache es für die Familie. Ein Team das von innen fault bringt uns nicht weiter, und wenn das bedeutet das ich ein Taxi zum Park nehmen muss, nehme ich halt ein Taxi. Befänden wir uns auf dem Schulhof, würde ich Louissa und ihren Freundinnen einfach zeigen das es sie hässlich macht, gemein zu Schwächeren zu sein. Bei Benno habe ich das damals leider versäumt. „

„Der Loprestipark, eine ehemalige Grünanlage die ihre besten Tage hinter sich gelassen hat. Ich empfinde sie aber als ein kleines, aber etwas skuriles Juwel. Die Blumen sind verwelkt, das Gestrüpp und die Bäume seltsam verrenkt und ihr Laub ist braun – passend zum rostig roten Eisenzaun der die gesamte Anlage zusammenhält. Die Luft aber ist schlecht und es riecht nach Moder und dem Gift im Boden und in der Luft. Wie in einem dieser Filme von Tim Burton, einem längst verstorbenen Künstler. In 20 m Entfernung liegt ein lallender Squatter, der sich an seinen wohl einzigen Freund, seine Schnapsflasche klammert – schon wieder eine gescheiterte Existenz.

Ein kleines U-boot taucht auf. Oben öffnet sich eine Luke und eine Person in einem Urban Exploreranzug schiebt sich, samt einem Rucksack, hinauf. Erst rutscht er aus, dann fällt er hin. Als er dann endlich sicher vor uns steht, fragt er, ob wir die Heinis von Morelli sind gibt uns anschliessend seine Fracht, die Pakete, die wir an ihre jeweiligen Empfänger ausliefern sollen.
Wenn bei Auslieferung etwas fehlen sollte, wird es uns abgezogen. Der Inhalt der Pakete sind schon etwas gruselig, es handelt sich um magisch erwachte Drogen. Alle Pakete wiegen 500g , etwa 20 cm lang und weich eingepackt.

Das Erste Paket, beschriftet mit JO, geht nach Fenway Beaconstreet / Hereford Street an einen James Orwell. Das Zweite, beschriftet mit SW, geht ebenfalls nach Fenway,Newbury Street/ Arlington Street. Slade Wilson ist der Glückliche.

An der Ecke Parkviewstreet/ Hatchingstreet, sollen wir eine Dame namens Fiona Richard treffen und ihr ein das mit FR beschriftete Paket aushändigen, sie ist an ihren lumpigen Klamotten, ihren kurzen blonden Haaren, und ihren schlechten Umgangsformen zu erkennen.
Das vierte Paket, geht in die Rox. Townsendstreet - dort sollen wir einen Troll namens Ryan Smith aufsuchen, erkennbar an seiner zerschlissenen Kleidung, und vor allem an seinem rechten Horn das wohl aufgrund seiner schlechten Umgangsformen und seinem abenteuerlichen Leben, abgebrochen ist, aber das ist nur meine Interpretation. Paket wurde logischerweise mit RS beschriftet. Und oh, wir sollen Vorsicht walten lassen, die Muldoons, eine irische Mafiafamilie, die sogar größer als die Morellis sind, sind dort beheimatet. Ihr ausführendes Organ könnte etwas Ärger bedeuten – die Amazing Blasters – eine Gruppe von Motorradfahrenden Gangern die gerne über die Stränge schlagen. Sie sind allerdings nur Associates und so dürfen wir Ihnen gerne die Nasen verhauen. Allerdings – erwachte Magier, was bin ich heute wieder tautologisch.

Das Letzte geht schlieslich in die W-Rocks, zur Coningston Road/ Ecke Vote Street an Dennis Jackson, einfache Werkstattkleidung, dunkle Haut, schwarze Haare, Paket – man glaubt es kaum – ist mit einem DJ beschriftet. Hier regieren die Japsen, zum austoben freigegeben. Und wenn wir den lieben Gonzo beindrucken, wird später vielleicht sogar die Capa auf uns aufmerksam.

Gehen wir es an!

[Wenn der Drogenkurier zweimal klingelt]


Ein kleines Wunder ist geschehen, einer der Zwillinge denkt nun etwas professioneller und gestattet mir, in ihr Fahrzeug zu steigen. Ein kleiner Schritt für mich, aber ein Riesiger für „McMatrix – Wir kennen uns mit Menschen aus!“

Auf unserer Fahrt haben wir haben einen wunderschönen Blick über die Toxische Zone des Hafen von East Boston nach North End/ Central. Wir fahren durch Central durch, es folgt ein klenes Erlebnis – wir fahren durch die 25 Stöcker in Downtown. Das Hauptquartier von Neonet und nehmen an einem ganz besonderen Community-Event teil – dem Stau. Sind Teil der ameisenhaften Masse die einem Muster folgend, immer gerade aus schleicht.


In der Nähe des Theaters, an der Ecke steht ein Herr mit Filzmantel und Regenschirm – ein interessantes Gebilde aus einem Vibrator und nach oben geblasener Luft. Er ist gut angezogen und schon etwas älter – ich schätze ihn auf Mitte fünfzig. Seine Gesundheit wirkt angeschlagen und er ist sehr nervös. Irgendwie habe ich Mitleid mit dem Mann der hier in dem unwirtlichen Wetter steht, er wird zwar nicht Nass, aber die feuchte kühle Luft ist wohl alles andere als Gesund. Er erinnert mich an meinen Onkel aus Italien, der uns einmal hier besucht hat – er hasst unser Klima.
Ich entschliesse die Sache in die Hand zu nehmen, obhwohl ein gewissen Risiko nicht auszuschliessen ist. Ich schaue mich nach Kameras um und sorge dafür das mein Gesicht nicht zu sehen ist, zwar trage ich eine falsche SIN, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. So schreite ich auf den Herren mit meinem lieblichsten Lächeln heran. Ich begrüße den armen "Onkel Firelli", der das Theater mit macht, küsse ihn, andeutungshaft, auf die Wange und gehe ein Stück mit ihm in eine Seitenstraße und übergebe ihm das Paket in dem ich mich zu ihm drehe und ihm vorsichtig und unauffällig das Paket unter den Mantel schiebe. Als Abschluss wünsche ich ihm noch gute Besserung und gehe ein Stück weiter, es muss ja nicht jeder sehen zu wem ich ins Auto steige.

Das zweite Ziel in Fenway ist auch schnell gefunden. Auch hier bin ich die Botin, vielleicht sollte ich Karriere als Singendes Telegramm starten. Ein junger, gut situierter Mann mit ordentlichem, aber noch lockerem Hemd, und nicht zu legerer, langer Hose, normalem Regenschirm schaut sich aufmerksam um, er wirkt nervös und gesund. Sein name ist auf den ersten Anschein Scott O`Bennet. Der Typ trägt eine andere Identität und andere Kleidung wie angekündigt. Sean oder Mario, schaut sich die Person genauer an und stellt fest dass es sich bei ihm um unseren Kunden handelt. Ich soll wieder übergeben. Es gibt Kameras an den Hausfronten eine an jedem Gebäude, doch auch hier hilft mir der Regen eine Erlärung für die tief ins Gesicht gezogene Regenkapuze zu finden. Er ist nervös und wirkt ein bischen blöd auf mich, auch schaut er mich eher lüstern an. Nach einer Begrüßung die scheint, als wären wir ein Paar das sich gerade trifft, führt er mich in einen Häuseraufgang und kneift mir in den Hintern. Nachdem ich es für ihn geöffnet habe, wie er es verlangt, bietet er mir sogar an es zu probieren, ich verneine und er sagt ich wüsste nicht was gut ist, dann ruft er mir hinterher das ich mich mal melden soll. Das werde ich sicherlich nicht tun, es sei denn, der äußerst anregende Erzengel Michele befielt es mir persönlich...oder einer seiner Vorgesetzten. Sicher, er wollte mich probieren lassen um hinterher zu behaupten ich hätte die Hälfte davon selbst konsumiert. Großpapá sagt immer, eine Wirt der sein eigener bester Kunde ist, manövriert sich selbst sehr schnell aus dem Geschäft. Zur Sicherheit gehe ich auch hier ein Stück die Straße hinunter und um die Ecke, wo mich die Anderen dann auch abholen.

Die Umgebung wechselt von gut bürgerlich zu Baracken die sich als Siedlung aneinander reihen. 2 einhalb kilometer weiter, die Rox sind einfach unfassbar. Nun kommt Fiona dran. Sie ist bewaffnet und scheint deutlich ervöser als die Anderen. Für die Rox ist es hier sicher. Sean soll sich ihr Comlink anschauen - kein Wifi Signal. Sie ist sehr nervös ich gehe vorsichtig zu ihr und halte die Hände ein wenig hoch undh gebe ihr heimlich wie gefordert das Paket und schaue auf ihren Rat hin, dass ich wegkomme, damit ich nicht über den Haufen geschossen werde. Sie rennt weg und ich direkt zum Auto, mit dem wir auch eiligst wegfahren.

In den Rox werden wir von Motorrädern parallel begleitet. Als wir Ryan Smith, offensichtlich einen „Warenumverteiler“ beobachten, bekommt er einen Credstick und bekommt dafür einen Anderen. Um ihn herum lungert ein Haufen Junkies, und in der Drogenhöhle hinter ihm, ist ein stetiges Kommen und Gehen. Er ist ein Troll. Dann rauscht auch schon etwas auf uns zu. Sieben Gestalten auf Motorrädern lassen uns verstehen, das die Lage brenzlig wird. Ich drücke Mister Smith das Paket in die Hand und schaue das ich zu den Anderen komme.
Eigentlich war der Troll gar nicht so aggro sondern wirkte recht normal. Die Ancients rollen in einer V-Formation auf uns zu. Der Fahrer an der Spitze, fährt jedoch „volle Möhre“ in eine Barriere hinein und stürzt – wie simple Dominosteine machen es ihm seine Kumpanen nach und wir machen uns aus dem Staub.



Bald erreichen wir das Letzte Ziel, die Conistenroad in Roselinddale, einem sozialen Brennpunkt, der besser verwaltet als die Rox ist. Die Gegend wird von vorwiegend besser verdienenden Sozialschmarotzern bewohnt, es geht weiter in die Hauptstraße Richtung West Rox, nahe an der Grenze des Stadtviertels. Auf den Straßen bewegen sich zahlreiche Orks die einen Elfen vor sich her treiben. Dieser entpuppt sich als aktives Mitglied der Yakusa, wir lassen die Orks ihre Arbeit tun – er wird verhauen - und fahren weiter. Dennis Jackson ist 25 Jahre alte, Angestellter in einer örtlichen Werkstatt und trägt eine kurze Hose und ein T-shirt an dem noch das Preisschild baumelt. Offensichtlich Ghetto-Schick.

Nach einem kurzen Check der Sicherheitsanlagen hier, steige ich aus und gehe mit ihm in den Hauseingang hinein, begleitet vom Gejohle seiner Freunde, betrete das Gebäude. Ich komme direkt zum Punkt um ihm keine falschen Signale zu senden, denn offensichtlich möchte er seinen Freunden, die dort draußen mit ihm herumlungerten, etwas Beweisen. Er rät mir noch in nächster Zeit die Ohren zu bedecken und gehen hinaus. Er gibt vor seinen Freunden an, so tue ich ihm den Gefallen und klopfe ihm anerkennend auf die Schulter und sage vor seinen Kumpels".. war schön mit dir", grinse, und gehe. Im Auto fragt mich Knut noch ob es gut war, ich antworte, „Ja perfekt, Ladung ist abgeliefert. Ab geht`s, in ein sicheres Gebiet und lösen unsere kleine Truppe für die Nacht auf. Als ich zu Hause eintreffe, wird eine Transkation von 700 Nygen meldet. Melody schaut müde auf als ich die Wohnung betrete, offenbar ist Mama´ mit ihr Gassi gegangen.

„Im just a Teenage dirtback Baby. …“

Serafina stand vor dem Spiegel, entblößt wie Gott sie erschaffen hatte, und er hatte sich bei ihr wirklich Zeit gelassen. Ihr Blick wanderte von ihren wunderschoenen Augen zu der zierlichen Nase die In Der Mitte ihres engelhaften Gesichtes Saß. Lippen so rot wie das Blut das gerade zu schnell durch ihre Arterie raste. Ihre so helle sonst so tadellose Haut war uebersäht mit dunkelblauen bis violetten Hämatomen und alles schmerzte. Das, was aber in ihren Augen loderte war die Abscheu vor diesem Typen und der Ekel vor sich selbst. Wie konnte sie auch nur so dumm sein zu glauben sie hätte dies alles überwunden. Das Mädchen war so jung gewesen – und verliebt. Es hatte nicht viel gebraucht um ihn um den Finger zu wickeln – auch wenn es bei dem Lärm des Konzertes unter erschwerten Bedingungengen verlaufen war.

Serafina hatte mit ihm geflirtet was das Zeug hält um sie glauben zu machen er wäre ein Schwein, das nichts anderes im Kopf hat außer seinen Trieben zu folgen. Nun, diese Theorie hatte sich als wahr erwiesen. ES tat ihr so Leid für das Mädchen uns sie konnte sich denken das für sie eine Welt zusammen gebrochen war. Wieder besah sie ihren Körper, auf ihrem Gesicht formte sich ein Lächeln. Eines von der Sorte das Jahrelang einstudiert und zur Perfektion gereicht war. Sie flirtete für ihr Leben gern, es gehörte zu ihr wie zu einem Engel die Flügel. Aber es ging ihr dabei darum, die Kontrolle zu haben, mittlerweile – ihre Dauerschwärmerei bezüglich Mio hatte sie nie wirklich soweit voran getrieben das sie Nägeln mit Köpfen gemacht hätte. Ihr Wesen war so leicht und bezaubernd wie einst. Wie damals vor dem Ausflug mit dem freundlichen Best Buddy ihres Onkels Francesco. Die Spiegelung zeigte ihre Gestalt, aber vor ihr lief die Erinnerung ab wie bei einem dieser Chips. Sie hörte seine Worte als würden sie gerade erst gesprochen, doch sie war damals erst neun gewesen, ihre engelsgleichen Locken hatten ihn verzaubert, so hatte er zu ihr gesagt. Ihr Lächeln hatte die Erinnerung stets beiseite geschoben. Als sie damals angesetzt hatte etwas zu erzählen kam ihr etwas anderes zuvor. Zwei Japaner hatten ihn in einen Hinterhalt gelockt und getötet. Es war das eingetreten wovor er sie gewarnt hatte, etwas Schlimmes würde passieren…es folgten Jahre voller unangebrachter Schuldgefühle, aber schließlich hatte sie ihn auf dem Gewissen. Die Blauen Flecken schmerzten nicht so sehr wie diese Erinnerungen die sie tief in sich vergraben hatte. Alles war gut gewesen bis dieser Kerl zu weit gegangen war -, bis sie die Kontrolle verloren hatte. Und wieder schob sie die Gedanken weit in sich hinein und lächelte, sie tat das was ihre Lieben von ihr erwarteten: rein sein wie ein Engel, wie es schon der Glaube ihrer Großmutter von ihr erwartete. Und wieder zeigte der Spiegel einen Engel, aber einen leicht ledierten.

Funken sprühen. Es riecht nach Metall und einer Mixtur von Schweiß. Ein kleines Rinnsal sucht sich geschickt seinen Weg unter einem rot-weiss gepunkten Tuch die wohl geformten Wangen der jungen Elfe hinunter, nur um in einer einzigen Bewegung fort gewischt zu werden.

„Sagt mal Jungs, Lust auf einen guten italienischen Soy Wein mit Etikett aus der alten Heimat?“ Fidelio, der schlanke Norm mit den durchtrainierten Oberarmen nahm sich das Handtuch was er stets in Griffweite hatte und tupfte sich das glänzende Gesicht trocken. Er war ein wahrer Künstler wenn es darum ging, filigrane Dinge anzufertigen. Mit seinen geschickten Fingern verbrachte er wahre Wunder und das wusste er zu gut. Er besah sich das kesse junge Ding welches seinen Kollegen den Kopf verdrehte und sehr gut verstand sich so oft heraus zu reden. Sie alle hatten schon die ein oder andere Überstunde geschoben …für ein Lächeln.. Oder einfach nur um ihr zu gefallen. Er seufzte. Er hatte anderes im Sinn. Ja er empfand es als ziemlich dumm zu glauben ihr alter Meister würde eine Verbindung zwischen ihr und einem seiner Lehrlinge oder Gesellen dulden. Erst letzte Woche ging der arme kleine Stefano mit lang gezogenen Ohren nach Hause. Fidelio entfuhr ein leises höhnisch Lachen. Ihm standen so gänzlich andere Dinge im Sinn wie es ihm nutzen konnte der manipulativen Enkelin des Chefs bei ihren Eskapaden zu helfen. Oh er war ihr nicht böse, nein, konnte er doch daraus seinen Nutzen ziehen. „Aber klar doch Sera….“ Die Vorfreude ließ ihn lächeln. Was sollte er sich mit dem Lächeln dieses Mädchens begnügen.

Sie saß am Tisch eines Bistros der Nachbarschaft. Die jungen Männer um sie herum waren nach getaner Arbeit mehr als zufrieden damit ein für sie anständiges Getränk die erhitzten Kehlen hinunter schütten zu können. Die Stimmung war gut. Davide hatte sich Ihnen angeschlossen. Fidelios Idee war wirklich gut gewesen, ihr Bruderherz hatte ein wenig Spaß verdient. Der brummige Philippo bevorzugte Bier, was er auch bekam. Er sagte nicht viel, war aber über die Einladung seiner jungen Kollegin recht froh, er lebte alleine für sich und das war auch gut so, aber manchmal dürstet es auch ihn nach seiner Jugend, und er fühlte sich fast schon ein bisschen beschwingt, besah er sich die jungen Burschen die mit ihm am Tisch saßen und ihn so selbstverständlich mitfeiern ließen. Ja er war fast schon ein bisschen ausgesöhnt dafür, dass dieses Mädchen ab und zu etwas früher ging.

Fidelio saß neben dem gut gebauten Elfen der nach Strand und herben Kräutern dufte. Er lehnte sich leicht zurück und genoss seinen Wein.

Serafina las einen Text über ..sie konnte sich nicht konzentrieren. Sie fluchte erst innerlich, dann etwas lauter, bis Melody, ihr Pudel aufjaulte. Die Hündin war nicht gewohnt ihre temperatmentvolle Herrin in dieser Laune zu sehen. Die junge Italienerin legte den Text beiseite und lehnte sich zurück. Ruhe in Frieden Viola, hast den Tod einer Hexe erlitten – verbrannt – einfach so. Ihr Comlink spielte die alte italienische Nationalhymne. Sie hatte eine digitalisierte Version in der Matrix gefunden, eine die krächzte und mit lauter Fehlern und Sprüngen versetzt war. Der Beitext verriet, das es eine alte Grammophon Version gewesen sein sollte. Kein Wunder das die alle Tod waren, mit solch schlechter Musikqualität in ihrem Leben hatten die Menschen bestimmt alle den Freitod gewählt. Ihr Gesicht verfinsterte sich, ihr war bewust das es reiner Unsinn war. Aber Unsinn war es auch gewesen ihre zugegeben doch recht gute falsche SIn bei Neonet für Nichts zu opfern. Sie lebte noch – aber ihr restliches bischen Leben würden ihr Mario und Sean nur zu gerne zur Hölle machen. Sie hätte es so machen sollen wie sie, ein großes Geheimnis darum, ihnen nicht mehr verraten als sie es auch taten, nämlich nichts. In den Augen der Zwillinge lag nichts als Verachtung für sie – sie hasste es, mit solchen Menschen zu arbeiten. Sie hasste es, wie sie sich dabei fühlte, es war eine Art von Ohnmachts Gefühl die sie daran hinderte vernünftig zu funktionieren. Sie machte Fehler, denn sie nutzte ihre Energie für die falschen Dinge. Sie machte sich Gedanken, zu viele – und das würde sie eines Tages den Kopf kosten. Vielleicht war es das was Mario ...oder Sean beabsichtigte. Sie war es leid die beiden unterscheiden zu wollen, diese Arbeit machte man sich wenn es Sinn machte, doch die Beiden waren, wie auch ihr Anlitz, gleich. Ihr Herz tief zerfressen in Hass, Hohn und Misanthropie. Sie hatten sich, und das genügte Beiden. Was war es, was die Beiden zu solchen Kreaturen gemacht hatte, waren sie von klein auf so gewesen? Was war der Punkt gewesen, an dem Beide beschlossen hatten sie zu hassen. Sie hatte beide vorher nicht gekannt, warum also hatten sie solch diebische Freude daran ihr Leben zur Hölle zu machen. Die Mafia war ihr Leben, sie fühlte etwas für diese Familie – doch diese Beiden benahmen sich wie die eifersüchtigen Stiefschwestern aus Aschenputtel. Ihre Welt war in Ordnung gewesen bevor die Beiden in ihr Leben getreten waren und Wunden geöffnet hatten, die sie längst verdrängt hatte.

Sie schaute auf, besah die perfekten Linien ihres Gesichtes, die der Spiegel reflektierte. Sie sah das, was in ihren Augen lag, und das war ganz und gar nicht perfekt. Es war beschmutzt und lächerlich. Egal was sie sah, die Welt tickte weiter. Was sie brauchte, war vergessen. Gab es nicht Drogen die so etwas zustande brachten....oder gar Magie? Die Einzigen die sie kannte die mit Magie herum fuchtelten waren der kleine, liebenswerte Gnom, dem sie derlei Magie nicht zutraute – und dem Elfen, der sie so sehr hasste, das es ihm entweder ein diebisches Vergnügen bereiten würde, etwas in ihr auszulöschen – aber er war nicht dumm. Er wusste das Vergessen oft zu Frieden führen konnte – und diese Gnade traute sie ihm nicht zu. Aber – dazu musste sie ihm etwas preis geben was bisher nur sie und... Onkel Francescos sauberer Freund kannten. Oder gab es eine Verbindung zwischen den Zwillingen und ihm? Hatte er sie beauftragt ihr Leben noch unerträglicher zu machen? Nein – sie wunderte sich sowieso das ihr Körper noch nicht auf dem Grunde eines Fluss lag.

Vielleicht würde sie es noch schaffen etwas für die Kinder hier im Bezirk zu tun. Und wenn es auch nur eine kleine Geste war. Mochten die Anderen dies lächerlich finden, aber sie würde versuchen die Preise wirklich den hiesigen Schülern zur Verfügung zu stellen und ein kleines Projekt über Umwelt starten. Oder sie würde im Drogenrausch versinken. Denn eins wusste sie, der Magier der Beiden würde ihr nicht helfen – konnte er ihr Erinnerungen an den Tag verstärken, würde er es tun. Eins hatten sie mit diesem Mann gemein, es waren Sadisten.

Ein Besuch in Dante's Inferno
Freitag, 13.09. 2075 Boston - Arlington

Prolog

Serafina schaute etwas ungläubig auf die Nachricht. ER... wollte mit IHR...nein, konnte es sein das die Nachricht an den falschen Adressaten gegangen war? Leicht verzog sie ihre Lippen zu einem nachdenklichen Grübeln. Aber das war doch was sie wollte, Frieden im Hause. Sie wurde wagemutig und tippte eine Antwort: „ Gern, holst du mich um 10 ab?“


Der Fluss des Verkehrs war trotz der Uhrzeit stockend, die Neonreklamen beleuchteten die Straßen und tauchten den Asphalt gerade in ein rotes Licht. Einer Prophezeiung gleich, brachte sie der Fahrer des Wagens in seinem breiten schaukelnden Wagen Meter für Meter weiter, suchte sich seinen Weg an hupenden Autos vorbei – sicher aber dennoch wagemutig. Die beiden Elfen waren überzeugend gewesen und so suchte der Fahrer sein Ziel. Ob es nun Serafinas Augenaufschlag, oder Marios überzeugendem Blick geschuldet war, der zähe Fluss des Verkehrs sollte sie nicht daran hindern zeitig in die Unterwelt zu gelangen. Sie trug ein aufreizendes, aber stilvolles schwarzes Kleid mit freiem Rücken und einladendem Dekolletee, ihre Smokey Eyes blieben im Dunkel, doch wurde ihr Lid mit einem glänzenden Strich betont, dicht darunter glitzerte es in einem leichten Goldton der sich an ihren Wangenknochen in einem weichen Verlauf verlor. Ihre Augen lagen auf dem jungen Elfen dessen Äußeres sie ein wenig zu sehr reizte. Gedanken an eine wunderschöne Pflanze wanderten in ihren Sinn, deren Perlen in der Blüte ihre Opfer anlockte, betörte – um sie schließlich ins Verderben zu führen. Sie wusste dass sie gerade mit dem Feuer spielte, aber die Einladung war zu verlockend gewesen. So schenkte sie Mario ein Lächeln – nicht so eines die sonst Mio galten, aber sie freute sich sehr auf einen Clubabend mit dem eigensinnigen Zwilling.

Das Tor der Hölle lag vor Ihnen. Unzählige Figuren die aus der Fläche hinaus brachen als wollten sie flüchten dekorierten das kalte Material. Eine elend lange Schlange aus Wartenden räkelte sich degeneriert davor. Die Individuen aus der sie bestand genossen es gesehen zu werden, und hofften auf den sehr begehrten Einlass in das Etablissement. Serafina schaute Mario fragend an. Sie hatte von Dante`s Inferno gehört – auch das es so gut wie unmöglich war dort eingelassen zu werden. Sie hatte es zwar noch nie versucht, aber schon oft darüber nachgedacht. „Ist das Dein Ernst Mario?“ fragte sie ihren gut gekleideten Begleiter. Doch der grinste nur eloquent vor sich hin.

Der imposante Türsteher betrachtete die beiden Elfen. Die junge Italienerin warf Mario einen fragenden Blick zu, nur um den Wandel in seiner Mimik zu beobachten, die sich von einem leisen Lächeln zu einem ausgewachsenen Grinsen wandelte: „ Zeig ihm Deinen Zettel Serafina.“ Diese betrachtete Mario kurz mit hochgezogener Augenbraue.“ Zettel? Oh...was steht da eigentlich drauf?“ fragte sie den Türsteher. „Dieser betrachtete ihn kurz, nur um ihn darauf kurzum in seine Jacke zu stecken. „Das ihr eintreten dürft...“ Sie strahlte glücklich – dies lies sie sich nicht zweimal sagen – da schob sie Mario jedoch schon weiter. Gemeinsam traten sie durch das gewaltige, archaische Portal. Bass umflutete sie sofort und sog die Beiden weiter in den Innenraum hinein.

Die Vorhölle I

Hier gab es ein sehr gemischtes Publikum. Das Bemerkenswerte war, dass Dante´s Inferno die Außenwelt ausschloss sobald das Höllentor zugefallen war. Es gab für sie keine fühlbare Eingewöhnungsphase. Der Bass durchdrang unerbittlich ihren Körper und brachte ihr Inneres zum Beben, so drängte sie sich mit Mario auf die Tanzfläche wo sie sich zunächst auf die Musik einließen und die Atmosphäre aufnahmen. Doch wusste sie nicht, das sie sich tatsächlich lediglich in einem Prolog befand. Dies war eine Welt für sich – die Gestaltung des Innenraums war ganz der Thematik der Göttlichen Komödie nach empfunden. Gab es einen romantischeren Grund in die Unterwelt zu gehen, als den, seine Geliebte zu befreien? Es war eine unzählige Male erzählte Geschichte, die dem des Orpheus ein wenig glich. Doch sie war nicht hier um jemand Anderen zu befreien, lediglich sich selbst und sie würde sich darauf einlassen. Sie sog die Architektur, die wogenden Leiber in sich auf, die Luft hatte etwas süßliches an sich. Dann jedoch bemerkte sie Marios Unruhe und Entdeckerlust und folgte ihm.

2.
Sie verließen die Vorhölle, die der tugendhaften Heiden. Eine Treppe aus rotem Backstein, die sich einer Schlange gleich der Wand anschmiegte die das lodernde Feuer zeigte, führte in die Zweite Hölle - die der Wollust. Blutrote, lederne Sofas waren rundherum im Raum verteilt. Auf ihnen vollführten wohlansehliche Männer wahre Wunder – sei es mit entblößten Frauen oder Männern deren Haut von Schweiß bedeckt, glänzten. Die Musik war schwerer und rhythmischer, eines Herzschlages gleich. Der Boden der Tanzfläche war aus Glas. Körper schmiegten sich eng aneinander und wogten im Gleichklang mit Musik und ihren Partnern. Serafina schaute sich um, derlei Offenherzigkeit ganz und gar nicht gewohnt. Sie wurde rot, doch ihr gut aufgebrachtes Makeup half ihr dieses Mal. Sie war hin und hergerissen – zwischen guter christlicher Erziehung, dessen Moral dem Verhalten der anwesenden Gäste sehr entgegen stand und aufkeimender Neugier die sie selbst ein wenig verunsicherte. Sie sah zu Mario, und betete zur Jungfrau Maria, das dieser ihre Unsicherheit nicht bemerkte.

Doch Neugier auf den Rest des Clubs, und auch der weiter ziehende Mario brachten ihre Beine dazu sich weiter zu bewegen. Sie wollten sich schließlich im Laufe des Abends auch den Anderen Teil der Höllen anschauen. Mit dem festen Glauben Serafinas, dass es nicht mehr schlimmer werden konnte, gelangten Beide an ein Tor. Ein riesiger Minotaur, gekleidet in Nieten besetztes Leder und Metall, das den Hauptteil seines gewaltigen Körpers entblößt lies, versperrte dem Besucherstrom den Weg hinunter.
Als sich die beiden Elfen jedoch näherten, hielt der Koloss einen Norm und zwei Orks zurück und lies das ungewöhnliche Paar durch das Portal schreiten und die Transparenten Treppen hinab gehen die von rotem Neonlicht gefüllt waren.

3.
Zeit schien hier nicht anwesend zu sein. Sie wusste nicht wie lange sie auf der Zweiten Ebene zugebracht hatten. Das Gesehene im Geiste schaute sie sich um. Hier ging es um die Gier – es roch nach allerlei Köstlichkeiten, auch für die Augen war gesorgt. Üppig gefüllte Tische mit Trauben und anderem luxuriös angerichtetem Essen waren rund um die Tanzfläche verteilt. Nahrung die ihr noch nie zuvor begegnet war, lag nun zum greifen nah vor ihr. Ein nur in einem Lendenschutz bekleideter Kellner reichte ihr einen silbernen Kelch mit einer güldenen Flüssigkeit darin. Der Duft war betörend, als die ersten Tropfen ihre Lippen benetzten benebelte es leicht ihre Sinne. Etwas Obst wurde ihr in den Mund geschoben, wie von Zauberhand, von wem – das wusste sie nicht. Der Geschmack der Flüssigkeit lies sich nur mit Göttlichkeit beschreiben. Es eröffneten sich ihr allerlei fein stoffliche Genüsse, auch ihre Wahrnehmung erweiterte sich um etwas, was sie nie zuvor erlebt oder gesehen hatte. Auf einer der Recamieren lag eine Frau, deren Haut die Farbe des Schnees besaß. Auf ihr lagen allerlei Köstlichkeiten, ein Mann - nur gekleidet in eine Schwarze Lederhose und Rabenfedern im Haar – war neben sie gekniet, um mit seinem Mund, etwas von den Genüssen zu erhaschen, die so hübsch drapiert auf ihr verteilt waren.

„... Mama Mia ...“ entfuhr es ihr leise, und war sich wohl nicht gewahr das sie vielleicht etwas zu verwundert starrte. Als sie wieder zu sich kam, spürte sie den Atem Marios hinter sich. Sie brauchte nicht hinzusehen um sein Grinsen zu bemerken als er zu ihr sprach: “... komm weiter!“

4.
Stufen, viele Stufen- aus rotem Marmor!
Luxus überall wo sie hin schaute. Damen mit teuren Kleidern und unbezahlbaren Diamanten, Herren im edelsten Zwirn. Außer der Tanzfläche die wie alle Anderen auch aus Glas gefertigt war, gab es Recamieren in der Chill Lounge. Die Ränder der Cocktailgläser waren mit Blattgold verziehrten Früchten bestückt. In einem anderen Teil der Ebene gab es sogar eine kleine Arena, die mit Gold-glitzerndem Schlamm versetzt war. Dort rangen unbekleidete Männer und auch Frauen miteinander. Die umstehenden waren in Wetten vertieft, und feuerten ihre jeweiligen Lieblinge an.

Serafina schaute sich eine Weile um, jedoch zog es sie weiter. Sie dachte darüber nach, wie Mario der Club wohl gefiel. Den schockierte wohl nichts, schon gar nicht die Nacktheit der Körper die bisher außer in der Vorhölle, stets dominierte.

5.
Treppen mit rotem Teppich. Das Tor zur fünften Hölle wurde von einem gewaltigen Ork bewacht. Sie beobachtete wie er fast alle Gäste abwies, die ihren Weg zu ihm fanden. Nur wenige ließ er eintreten. Mario jedoch schritt beherzt auf ihn zu, sie folgte ihm. Der Ork betrachtete Beide kurz und nickte dann. Empört echauffierte sich eine Dame darüber, das Elfen doch immer bevorzugt wurden.

Das Portal öffnete sich und Aggressivität schlug ihnen entgegen. Sie hatte mit derlei Musik nichts am Hut und sie mochte sie nicht. Sie sehnte sich in diesem Moment zurück in ihren Stammclub, dem Hell's Kitchen der von Rock'n Roll und ähnlichem bestimmt wurde. Hier gab es wildestes Metall. Ein gewaltiger Bruch dem vorherigen. Sie wollte hier weg. Als sie schon im Begriff war sich umzudrehen sah sie zu Mario, und wagte es nicht sich diese Blöße zu geben. Sie würde es bis zum Ende durch halten. Sie sah umher, mit einem Kloß im Hals. Zahlreiche Andreas Kreuze und Folterinstrumente dominierten den Raum. Schreie der Gepeinigten gelangten in ihr Ohr und sie sah das Blut, welches am Körper einer gefesselten Frau, die breitbeinig an die Wand gespannt war, hinunter rann. Die Menge auf der Tanzfläche tobte. Doch diesmal war sie es die sich schnellstens zum nächsten Portal bewegte. Nicht wissend ob Mario ihr folgte blieb sie vor dem Wächter stehen der sie eindringlich ansah, sich zu ihr hinüber beugte und sie anschaute. „ Bist du sicher … wirklich sicher das du weiter willst?“ Wieder blieb die Zeit stehen. Es war schlimm was hier zu sehen war, kaum zu ertragen war die Agressivität die hier Gestalt annahm – nicht zu ertragen wäre Marios Hohn. Deshalb nickte sie, worauf sich das Portal öffnete und sie es diesmal allein durchschritt.

6. Schliesslich stand sie in einem nun etwas kleinerem, runden Raum. Die Wände waren mit digitalen, brennenden Särgen verziert, durch das transparente Glas flossen rote, einzelne Rinnsale. Hier war es wieder etwas ruhiger, die Gäste tanzten zu elektronischer Musik – jeder für sich. Auch Serafina verspürte den Drang es ihnen gleich zu tun. Sie dachte nach. Nach einer Weile sah sie Mario neben sich der Alles betrachtete. Die Agressivität erweckte Erinnerungen. Doch waren diese nur Schemenhaft. Bald ging es dann auch schon weiter.

7.
Treppen – blutrot, immer diese Treppen die stetig hinab führten um von einer Hölle in die Andere zu gelangen. Es fiel ihr auf, das die Räumlickeiten immer schmäler wurden, wie in einem Trichter.
Die Musik war wieder ansprechender. Industrial. Sie wusste nicht ob die Körper auf der Tanzfläche flüchteten oder tanzten, denn ein gewaltiger wilder Minitaur jagte sie. Das Licht war rot und fließend, es gab eine Strömung darin und führte auf die Andere Seite, sich die Treppe zum siebten Portal befand. Sie hörte ihr Herz schlagen, spürte Ihren Puls der immer schneller wurde. Ein Stroboskop lies derweil noch mehr Hektik auf der Tanzfläche entstehen.

Sie deutete nonverbal zu Mario, das sie weiter gehen würde. Doch dieses Unterfangen war nicht unbedingt einfach. Die Tanzenden bewegten sich wild durcheinander und Serafina wurde zum Spielball. Sie wusste nicht mehr wie sie es dennoch zur anderen Seite geschafft hatte, es hatte gedauert. Ihr Adrenalinpegel war im unermesslichen, doch wennsie schon hier war, wollte sie auch alles sehen. Sie hatte es sich selbst nicht zugetraut es überhaupt so weit zu schaffen.

8.
Die Stufen geleiteten Sie hinunter zu einem Portal, das von Blitzen durchzuckt wurde. Auch hier ließ man die Beiden hindurch. Serafina bewegte sich wie unsichtbar geführt durch den Raum, sprachlos von dem was sie sah. Tränen benetzten ihre Augen und Panik stieg in ihr hoch die Ihr den Atem nahm. Sie zitterte. Gestaltet war der Raum wie ein toter Wald. Zwischen aufgehängten Galgen an der Decke, die jedoch zu hoch angebracht waren als das ein allzu verzweifelter Gast an sie gelangen konnte waren zahlreiche Unfassbarkeiten positioniert – Dinge, die nicht für sensible Augen geeignet waren. Bilder aus ihrer Vergangenheit kamen blitzartig in ihr hoch bis es ihr schließlich schwindelig wurde und sich taumelnd an einem der säulenartigen Bäume festhielt. Sie wusste nicht mehr wo Mario war, auch trat die Sorge, sich vor ihm zu blamieren weit in den Hintergrund – dann flüchtete sie sich weiter. Sie wollte hier weg. Fort von dem was sie hier sah.

An der gegenüberliegenden Wand angekommen hielt sie eine Weile inne und nahm ihre Außenwelt nicht wahr. Dann sagte Jemand etwas zu ihr, worauf sie den Kopf schüttelte und zum Portal schaute. Sie löste sich, und ging benommen hin, und schließlich auch hindurch.

9.
Hellgrünes. Eisiges Licht durchflutete diese Ebene. Hellklingendes Industrial und Elektro herrschte vor. Er war dekoriert mit durchsichtigen Skulpturen von gepeinigten und gefallenen Engeln die zum Teil wie in Trance tanzten. Hier beruhigten sich Serafinas Nerven wieder und sie gab sich der Musik hin. Die Anwesenheit ihres Begleiters schien sie nicht mehr Wahrzunehmen, und ob er überhaupt noch da war – obwohl dieser Bereich sehr klein war.

Der Läuterungsberg
Eine einzelne Türe führte zu einem gläsernen Raum, in dem kaltes Licht vorherrschte und beruhigende Trance Musik. Zwei überaus hübsche Männer mit geknickten Flügeln auf den Rücken flankierten den Aufzug. Serafina brauchte eine Pause. Die beiden gefallenen Engel schenkten Ihr ein Lächeln und ließen sie hinein.

Die lichtdurchflutete Kabine brachte sie eiligste wieder nach oben in die dritte Etage, wo sie zunächst im Waschraum verschwand. Als sie neu geschminkt mit frischer Energie wieder auf der Tanzfläche ankam ging es es ihr deutlich besser. Sie schloss die Augen und tanzte.

Irgendwann, der Morgen nahte, fand auch sie ihren Weg wieder hinaus aus der Hölle, raus aus der feinstofflichen Welt in die Wirklichkeit. So stand sie vor dem Club und frierte.

Serafina taumelte. Es tat unbeschreiblich weh und das Blut rann ihr den Oberarm hinunter. Aber sie durfte nicht stehen bleiben. Es war noch früher Abend und das Viertel pulsierte, machte sich bereit für die Nacht. Sie fühlte sich beobachtet, sie hatte Angst vor den Triaden, mit denen sie gerade zu Tun hatte. Sie hatte unsägliche Dinge über ihre Foltermethoden gehört und gesehen, als sie mit Mio im Kino gewesen war. Ihre Phantasie lief auf Hochtouren: in einem Viertel wie diesem waren in jedem Briefkasten und in jedem Zaunpfosten Augen ..und Zäune gab es gerade hier sehr viele – über diese musste sie klettern, wollte sie von einem Parkplatz zum nächsten gelangen. Sie fragte sich was dort oben geschehen war. Sie hatten Stimmen gehört und waren in Deckung gegangen – so weit so gut. Maria war einem Äffchen gleich zum anderen Fenster geklettert. Bald darauf, es war wie in Zeitlupe geschehen, wurde das Fenster über ihr aufgerissen und auf sie geschossen. - und sie hatte furchtbare Angst gehabt, sie wollte nur noch fort, und das hatte sie auch umgesetzt., keine Sekunde hatte sie verschwendet und war nur noch gerannt. Die metallene Nottreppenkonstruktion hatte geschwankt und geknarzt, aber sie war gerannt und gerannt.

Sie schaute nach oben, sie war schon über einige dieser Zäune geklettert, aber mit der Schussverletzung war es als würde ihr dabei Jemand den Arm abreißen – Der Einschuss in der Schulter tat höllisch weh. Sie keuchte, sie hörte zwar hinter sich keine Verfolger, aber sie hatte keine Zeit um sich auch nur umzudrehen. Hastig suchten ihre Füße Halt, um den Rest des Körpers anschließend nach oben zu hieven. Einige Häuser und Parkplätze hatte sie schon hinter sich als sie feststellte das sie unmögliche auf diese Weise weiter flüchten konnte. Erschöpft hing sie am Zaun und rief Knut an: „Holt mich hier ab,...schnell.“ Ihre Stimme voller Panik und Erschöpfung. Die Wunde riss weiter auf als sie sich mit ihrem Linken Arm an die obere Seite des Zauns zog. Was genau geantwortet wurde, hörte sie unter einem Schleier und nahm es gar nicht genau wahr. Mit Schmerzen konnte sie noch nie gut umgehen. Damals auf dem Schulhof war sie einmal auf eine Glasscherbe getreten. Es war Sommer gewesen und heiß, darum hatte sie ihre Sandalen ausgezogen. Der Stein hatte sich so aufgeheizt, das sie bald hüpfend zu ihren Schuhen zurück wollte, da war es geschehen. Das Blut war nur so aus ihr hinaus gequollen, sie bekam Panik, ihr Atem war schneller und schneller geworden und Mio hatte Mühe gehabt das heulende Mädchen zu trösten. Für sie war das damals einer dieser Momente gewesen, wo Kinder das Ende der Welt sehen, wo nichts und fast niemand sie retten kann. Damals war Mio bei ihr gewesen – heute war sie alleine an diesem verflixten Zaun in dieser Gegend wo es nur so von „Scherben“ wimmelte. Sie wusste nicht genau was Knut gesagt hatte, außer das er mit dem Wagen nicht kommen würde, weil es zu gefährlich war so weit in das Gebiet dieser Leute …! Also musste sie weiter. Sie biss die Zähne zusammen und liess sich mit ihrem rechten Arm am Zaun hinab.

Es war unmöglich gewesen, das die Männer sie dort gesehen hatten – auch war sie still gewesen. Sie mussten Maria bemerkt haben. Sie fluchte. Sie hätten sich dort oben besser absprechen müssen, wäre es nach ihr gegangen hätten sie erst einmal eine Weile abgewartet, aber das war es warscheinlich auch gewesen was Maria beabsichtigt hatte. Sie hatte einfach nur Pech gehabt. Und nun war es egal. Sie hatte nicht geschossen war direkt weg gerannt. Vielleicht dachten diese Leute Spanner hätten sie beobachtet. Im Besten Falle. Was würde Mario sagen, nichts. Seine Art der Kommunikation würde wohl eher mit Schreien definiert werden.

Sie wusste nicht genau wie lange es gedauert hatte bis sie am Wagen ankam. Die Türe wurde aufgerissen und sie ließ sich einfach in das Auto fallen. Dann wurde sie ohnmächtig. Selige gnädige Schwärze.

Sonntag Morgen, Tag der Ausstellung, 29. September 2075

Serafinas Blick ruhte auf dem hübschen jungen Mann, der ihr als Studienkollege vorgestellt wurde. Sie fragte sich, warum Mario ihn hinzugezogen hatte – vor allem ohne vorher etwas zu sagen. Vielleicht war sie auch nur in Gedanken gewesen, als er es angekündigt hatte, denn da war so einiges, was sie gerade bewegte. Der junge Mann mit dem süßen rosa Pudelwelpen war insgesamt schon ein Blickfang – was sie auf das niedliche Hundebaby schob. Ihre arme Melody hatte so einiges mitmachen müssen wegen dieser Ausstellung. Sie war ungeheuer stolz auf ihren stattlichen Königspudel, dessen wundervolles Weiß einem knalligen Pink mit helleren Schattierungen gewichen war. Ja, Melody war schön, in erster Linie aber war sie ein großer sportlicher Hund, der dazu auch wehrhaft war und prima als Sportpartnerin taugte.

Mario hatte sie zusammengeschissen und sie hatte es einfach über sich ergehen lassen, ihr war nicht nach Diskussionen gewesen, schon gar nicht mit Mario. Der Magier hatte eine eher einschüchternde und arrogante Wirkung auf Serafina. Es war eine bewusste Entscheidung gewesen, sich oben im Gebäude zu verstecken, eine vollkommen hirnrissige Idee dagegen war es gewesen schon um 19 Uhr dort zu sein. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wessen Idee es gewesen war, das der Zugriff so früh von statten gehen sollte, nur das es weder ihre eigene, noch die von Maria gewesen war. Was sie sich aber unbedingt vorwarf, war dass sie nicht den Mund aufgemacht hatte und gesagt hatte, dass es ihrer Meinung nach der schiere Unsinn war, so früh dort aufzutauchen. Alleine zu arbeiten hatte seine Vorteile, wenn man sich nicht traute den Mund gegenüber jemandem aufzumachen, dessen Wirkung derart Einschüchtern auf sie war. Jedoch waren Solomissionen ebenso gefährlich, der Backup fehlte. Nun, da sich die Zukunft wohl eher in Teamarbeit wiederfinden würde, müsste sie schon lernen ihre Angst in den Griff zu bekommen und an ihrem Selbstbewustsein arbeiten.
Es war notwendig gewesen sich oben direkt ein Bild zu machen, niemandem wäre geholfen gewesen, wenn sie unten gewartet hätten, nur um vielleicht zu beobachten, das die Edelbordsteinschwalbe mit Ihrem Genhund samt Sugardaddy in der Limousine verschwunden wäre, ganz von der Hand zu weisen wäre dies nicht gewesen. Nein, sie hatten sich oben versteckt, um die Situation besser einzuschätzen und es war ihr nach wie vor ein Rätsel, wie sie hatte bemerkt werden können.

Mario hatte sie angesehen – mit diesem ganz berühmten Mario-Blick, der kommuniziert das du ein unwürdiges Würstchen bist, hatte ihr schließlich mitgeteilt, dass er ihr das Leben gerettet hatte. Sicher, sie war immer dankbar, wenn sie lebend aus einer Situation herauskam. Aber er hatte es getan um seinem Image nicht zu schaden, sie glaubte nicht unbedingt daran das ihm etwas an ihr lag, dazu hatte er zu sehr betont das er es getan hatte, um die Triarden nicht auf die Morellis zu hetzen.Seltsamerweise hatte sie das betrübt, aber das war nichts, was sie überraschen sollte. - Gut - solch einen Krieg konnten sie wirklich nicht brauchen.

Melody war ein tapferer Hund gewesen, den sie voll von schlechtem Gewissen heraus anschaute. Sie wäre Mario in dem Moment, als sie ihn nach seiner Meinung über Melodys Aussehen gefragt hatte, zu gerne ins Gesicht geschlagen. „Sieht aus wie ein gefärbter Pudel.“ Sie hatte ihn angeschaut und ihn als Arsch betitelt. Sie war sauer und bei dem Gedanken was der arme Hund alles ertragen hatte, um auf diese Ausstellung vorbereitet zu werden, nur um dann diesen einen Satz auszulösen. Von dem kleinen Vermögen, dass das Ganze gekostet hatte ganz zu schweigen. Was für ein arroganter Pinkel. Wütend aber damenhaft ging sie neben ihren Begleitern her, um auf die Ausstellung zu gelangen.

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Eingehende Terminanfrage bei Dr. Mario Cieran Morelli

Grund: Psychologisches Vorgespräch
Zeit: zeitnah, innerhalb der nächsten Tage
Name des Patienten: Serafina Casanova

Thema: nachhaltige, persönliche Probleme und deren Auswirkung auf das direkte Umfeld und Familie unter Berücksichtigung der derzeitigen politischen Zustände.
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