Nachdem schon über 5 Word seiten stehen und da eigentlich schon ein kleiner Break drin ist mal Teil 1, Fortsetzung folgt bei Gelegenheit

Quatemoc Sanchez/Kick (2053) *05.12.2036 Tenochtitlán, Bezirk Iztapalapa
Im Dezember 2036, dem Jahr in dem die Ereignisse um die Alamos 20,000, der Sezession des California Freestate und der anschließenden Besetzung durch die Japaner und nachdem sich mein Heimatland Aztlan in diesem Jahr einen guten Teil des südlichen Texas geholt hatte, wurde ich geboren.

Meine Eltern Pedro und Juanita wohnten zu dieser Zeit in einem der unteren Stockwerke eines Castillos und in einiger Entfernung zum Teocalli des Bezirks Iztapalapa. Im Klartext für alle die nicht des Nahuatl mächtig sind oder sich mit der Kultur Aztlans auskennen heißt das: Kleine Arbeiter die wenig Chancen haben werden sich irgendwann noch einmal in Richtung Mittelschicht hoch zu arbeiten, und dementsprechend in einem Wohnblock im entsprechenden Viertel und auf der entsprechenden Stufe wohnen.

Mein Vater war ein Fabrikarbeiter in einer kleinen, kaum beachteten Fabrik die billige Trideo – Geräte herstellte, meine Mutter hatte mehr oder weniger oft befristete Gelegenheitsjobs. Versandfertige Geräte verpacken, Häuser und Büros putzen, kleinere Kurierdienste, so etwas in der Art.

In den ersten Lebensjahren kam ich nur selten aus dem Castillo. Wer Aztlan heute kennt, wird wissen warum. Für den, der Aztlan nicht kennt, erst einmal ein kleiner Abriss über die Verhältnisse dort:

Stell dir vor, drei Drogenkartelle legen ihr Geld in einem Konzern zusammen um ihren Einfluss in Zentralamerika zu stärken.

Stell dir vor diese Drei Kartelle führen den Konzern, der sehr groß wird (und ich meine damit GROß).

Stell dir vor dieser Konzern gründet den Konzerngerichtshof mit, bringt in seinem Heimatland eine Partei die wohl eher eine Abteilung des Konzerns war an die Macht.

Tja, und wenn ich dir jetzt noch sage dass dieser Konzern wegen gewisser Aktionen extra viel Geld in PR Aktionen steckt um von gewissen Vorgehensweisen abzulenken, und sich in dem Land dass sie übernommen haben auf die ganz alten Traditionen besinnt (die guten wie die wirklich schlechten), muss ich noch erwähnen dass es einigermaßen autoritär zugeht da unten?

Hätte ich vielleicht noch sagen sollen, dass du das so vielleicht nicht unbedingt in Tenochtitlán auf der Straße herumbrüllen solltest? Nein, auch nicht Ensenada. Auch nicht in San Diego. Besser du erwähnst dass in Aztlan überhaupt nicht, und behältst es am besten ganz für dich, egal wo du bist, nen es Paranoia, aber wer da unten nicht nur ein paar Jahre gelebt hat sondern auch noch dort geboren ist weiß wie weit Augen und Ohren von denen reichen kann.

Auf jeden Fall hat man dort unten auf der einen Seite einen autoritären Staat/AAA-Konzern, auf der anderen Seite eine Kombination aus laxen Waffengesetzen und vielen, wirklich vielen Go-Gangs. Und genau dass ist der Grund warum man Kinder unter einem gewissen Alter nicht wirklich gern mit auf die Straße nimmt wenn es nicht unbedingt notwendig ist, besonders dann wenn zwei Gangs es sich mal wieder überlegt hatten dass man sich schon wieder viel zu lange die Schädel ganz gelassen hat, und es mal wieder an der Zeit ist seine Freunde mit zu bringen und die Sache auszumachen. Und wenn es mal wieder ganz heiß wurde, dann hatte Aztechnology beschlossen dass die Gangs mal wieder zuviel Zeit und Raum hatten und haben bei der Sache gleich etwas aufgeräumt. Neues Spielzeug will ja auch getestet sein.

Also entweder verließ man das Haus gar nicht verlassen, kannte die richtigen Leute, hatte die selber die dicksten „Ihr wisst schon was“ oder war schlicht lebensmüde.

Das hatte zur Folge, dass ich die ersten 5 Jahre hauptsächlich die vielen Nachbarn kennen lernte, da man sich oft unter die Arme, wenn die Schichtpläne mal wieder mit der Familie kollidierten.

Familien mit denen ich näher zu tun hatte waren die Obrador´s, die Familie de la Concha, die Familie Cruz und die alte Miss López. Der Kontakt kam wie ich ja bereits erwähnt hatte dadurch zustande, dass man sich öfter unter die Arme griff, und dadurch, dass die anderen Familien ebenfalls Kinder hatten. Und wenn man nicht zu weit von der elterlichen Wohnung weg durfte, dann musste man sich natürlich mit den Kindern aus der nahen Umgebung als Spielgefährten begnügen. Oder eben falls von deren Familien niemand konnte kamen wir alle bei Miss López unter. Dort wurden wir zwar manchmal mit Geschichten aus ihrer Jugend aus den 80er Jahren behelligt, aber auch wenn das im wahrsten Sinne des Wortes Geschichten aus dem vorigen Jahrhundert waren, war es alle mal noch besser als nichts.

Aber so gut meine Eltern auch versuchten mich von den Gefahren der Straße fern zu halten, es ließ sich natürlich nicht vermeiden dass ich mit 6 Jahren eingeschult wurde. Auch wenn in der Schule natürlich Aztlan und Aztechnology hochgehalten wurden, war es doch lange nicht so schlimm wie man denken könnte.

Auf jeden Fall kam ich so öfter nach draußen, so dass ich mehr von der Umgebung mitbekam. Mein erster Eindruck war dass meine Eltern sich viel zu viel Gedanken gemacht hatten. Natürlich kam es gerade durch die Gangs öfter zu unschönen Szenen, alles in allem wurde aber die Normalbevölkerung weitestgehend in Ruhe gelassen. Es war trotzdem nützlich wenn man schnell lernte wie man sich unauffällig bewegte, wie man die unterschiedlichen Gruppen und Gangs auseinander hielt – und damit wusste mit was man zu rechnen hatte – oder wenn man beim abhauen – wenn man doch einmal zur falschen Zeit am falschen Ort stand – sich doch mal kleinere Blessuren holte, wie man diese zumindest Erstversorgte. Natürlich klappte das gerade am Anfang nicht immer wirklich, erst im Lauf der Jahre wurde ich darin besser.

Das was ich hauptsächlich in der Schule mitnahm waren Fremdsprachen die wir schon seit den ersten Klassen hatten. In den anderen Fächern war ich zwar nicht schlecht, aber sonst auch mehr oder weniger Mittelmaß.

Ich lernte durch die Schule natürlich auch mehr Kinder aus der Umgebung kennen, und dadurch auch einige die meinen Eltern weniger recht waren. Zum Beispiel José, der mir einige Tricks und Kniffe zeigte, wie man sein Taschengeld aufbessern konnte ohne das der Vorbesitzer des Taschengeldes etwas merkte. Oder man schon weit genug weg war sobald er es merkte.

Natürlich kam ich nicht durch die anderen Kinder in der Schule auch mit deren Geschwistern in Kontakt, von denen einige auch in den örtlichen Go – Gangs waren. Auch wenn ich zu jung war um für sie groß von Interesse zu sein, erkannte ich dass die Jungs und Mädels zwar hart waren, und wirklich nicht immer die anständigen Ministranten von nebenan, aber eben auch nicht die Teufel als die sie von der „Normalbevölkerung“ so oft hingestellt wurden. Auch wenn es viele nicht so recht glauben mögen, es waren in sich fast so etwas wie kleine – oder große – Familien. Den jungen Geschwistern wurde bei den Hausaufgaben geholfen, hatte einer Geldprobleme, dann hatte ein anderer garantiert ein paar Pesos übrig um ihm bis zum nächsten Gehalt über die Runden zu helfen… Dadurch, dass ich bei mir im Viertel natürlich durch die Schule ein paar der jüngeren Geschwister der „Iztapalapa Coyote´s“ kannte konnte ich mich eigentlich recht frei bewegen, und manchmal wenn ich wusste dass meine Eltern noch arbeiteten nach der Schule mit einem meiner Schulfreunde mit ins Clubhaus. Dass ich dort natürlich nicht nur Mathe lernte versteht sich denke ich von selbst.

Was mir auf jeden Fall immer noch im Gedächtnis ist, auch wenn es inzwischen einige Jahre her ist, dass ich es das letzte mal gesehen habe ist die Zentrale von Aztechnology. Als Normalsterblicher kommt man an diese zwar nicht wirklich nahe heran, die Pyramide dominiert aber das Stadtbild auf eine Art und weise die nicht zu ignorieren ist. Die über der Zentrale patroulierenden gefiederten Schlangen taten ihr übriges.

Zu den Dingen die ich weniger vermisse gehört der allgegenwärtige Smog über der Stadt. Sehr oft konnte man nicht mal ohne passende Schutzkleidung vor die Türe treten.

Als ich 12 war kam für mich eine überraschende Nachricht. Meine Eltern hatten sich aufgrund des eher schlechten Verdienstes und der eher bescheidenen Aufstiegschancen um eine Ausreiseerlaubnis in die UCAS bemüht. So etwas dauert normalerweise Jahre, ist selten erfolgreich und nebenbei nicht unbedingt eines der einfachsten Verfahren. Da meine Eltern allerdings weder wichtige, noch einflussreiche oder auf sonst eine Art und weise für die Regierung oder Aztechnology interessant oder wichtig genug um sie nicht gehen zu lassen.

Meine Eltern hatten ihre Pläne vor mir geheim gehalten, vermutlich da sie davon ausgingen dass ich es nicht wirklich verstehen würde um was es ging, oder um zu Ärger zu vermeiden weil ich das Umfeld meiner Kindheit nicht verlassen wollte und deswegen Rabatz machen würde.

Auf jeden Fall kam dann der Tag der Abreise. Aufgrund der finanziellen Verhältnisse sollte die Reise über einen Bekannten geregelt werden. Er hatte einen Freund der über ein passendes Fahrzeug für das Transportierte Hab und Gut verfügte gebeten uns zur Grenze zu bringen. Ab dort würde die weiterreise Richtung Washington F.D.C per Zug geregelt.

Die Reise an und für sich verlief an und für sich nicht sonderlich spannend. Bis das Auto zwischen Minas de Barroterán und Sabinas liegen blieb. Aus, vorbei, die Karre wollte nicht mehr. Dummerweise war sie auch nicht mehr die jüngste, so dass der Chip der in solchen Fällen normalerweise automatisch den Pannendienst verständigte nicht mehr funktionierte. Deswegen blieb Miguel, dem Fahrer des Wagens und in diesem Moment einzige Person im Besitz eines Mobiltelefons nichts anderes übrig als sich eine Ration Wasser zu schnappen und näher zurück zur nächsten Ortschaft zu laufen um wieder Empfang zu bekommen, um dadurch Hilfe zu rufen. Mein Vater begleitete ihn, damit er nicht völlig alleine gehen musste.

Meiner Mutter und mir dämmerte bald dass die beiden sich wohl etwas in der Entfernung verschätzt hatten, nämlich als es begann dunkel zu werden. Da die Strasse unbelebt war, war uns nicht wirklich wohl bei der Sache. Die Hitze trieb uns gerade tagsüber immer wieder etwas aus dem Auto und hofften gegen Abend dann wenigstens auf etwas mehr Kühle und die Rückkehr unserer beiden Wanderer.

Am selben Abend – Miguel und mein Vater waren inzwischen 2,5 Stunden unterwegs – wurden meine Mutter und ich aufgeschreckt. Meine Mutter hatte sich in etwas Entfernung zum Auto erleichtert und wieder auf dem Rückweg zum Auto, ich lehnte gerade am Auto und gelinde gesagt war mir extrem langweilig. Anscheinend hatte uns die Wärme und das warten Unaufmerksam werden lassen.

„Aufmerksam“ wurden wir erst wieder als eines der Autofenster unter einem Aufschlag erzitterte. Meine Mutter und ich erstarrten erst kurz und starrten auf das Fenster, dass vor einer zähflüssigen und im wahrsten Sinne des Wortes giftgrünen Flüssigkeit triefte, und sahen dann die Ursache. Anscheinend war das Auto dummerweise im Revier eines Giladämonen, einer erwachten Form der Gilakrustenechse liegen geblieben. Und eben diese hatte gerade im Moment befunden dass wir eine Störung in ihrem Revier waren und war anscheinend zusätzlich durch meine Mutter aufgeschreckt worden.

Auf jeden Fall hatte meine Mutter das Glück, dass die erste Ladung seines Giftes danebengegangen war und nur das Auto getroffen hatte.

Als wir uns vom ersten Schrecken wieder erholt hatten – was zum Glück nicht lange dauerte – sprangen wir hinter das Auto in Deckung. Dass dies natürlich nicht ewig halten würde war uns beiden klar, weswegen wir ins Auto kletterten. Aber leider hatte der Giladämon beschlossen deswegen noch nicht aufzugeben und begann das Auto zu attackieren.

Das Auto erzitterte unter einer neuen Attacke, und während ich im Innenraum langsam begann in Panik zu geraten bemerkte ich trotzdem etwas Seltsames. Verständlicherweise waren meine Gedanken darauf konzentriert wie wir hier wieder heil heraus kommen könnten, ob wir das Vieh irgendwie ablenken oder vertreiben könnten – nur wollte mir beim besten willen nicht einfallen wie. Und im Auto selbst konnten wir schlecht noch mehr in Deckung vor der Echse gehen. Während der Giladämon wieder versuchte an seine „Beute“ zu kommen, merkte ich wie etwas, dass ich nur „blauen durchscheinenden Nebel“ beschreiben kann um meine Hände waberte. Ich sah noch wie sich vor dem Auto wie aus dem Nichts eine Windhose erhob, sich hinter der Echse postierte und diese erfasste. Dunkelheit umfing meine Sinne, ich glaubte noch das Bild eines Mannes in dunklem Anzug und einem Kartenblatt in der Hand zu sehen, dann nur noch Dunkelheit.

In dem Moment in dem ich es erlebte dachte ich an einem Traum. Heute weiß ich es besser. Das was ich als erstes spürte lässt sich am ehesten mit einem tiefen Fall beschreiben, auch wenn es eigentlich nicht vorstellbar ist wenn man es nicht selbst erlebt hat.